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Verfahren zur Herstellung injizierbarer Extrakte der Roßkastanie
Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Extrakten aus Roßkastanien,
die injizierbar sind und bei denen die hämolytische Wirkung der in diesen wäßrig-alkoholischen
Extrakten enthaltenen Saponine durch die Bildung einer Additionsverbindung Saponin-Cholesterin
weitestgehend aufgehoben wird, ohne den Gehalt an den therapeutisch wirksamen Extraktstoffen
zu verändern.
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Bei Pflanzenextrakten, die Saponinchlarakter haben, kanii es in gewissen
Fällen therapeutisch vorteilhaft sein, die Stoffe direkt in die Blutbahn zu bringen.
Eine derartige Applikation ist aber nur möglich, wenn die erwähnte hämolytische
Wirkung der Saponine beseitigt wird. Es liegt nahe, für derartige Entgiftungsreaktionen
Cholesterine zu verwenden.
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Die Herstellung von Saponin-Cholesterin-Additionsverbindungen ist
seit langer Zeit bekannt. Den bisher erschienenen zahlreichen Veröftenilichungen
ist jedoch zu entnehmen, daß man, um zu brauchbaren Produkten zu gelangen, bei der
Bildung dieser Additionsverbindungen von reinen Saponinen verschiedenster Herkunft
ausging.
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Nach einem bekannten Verfahren wird z. B. das Saponin in O,I- bis
I°/oiger Lösung in Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung mit o,I- bis Io/oiger
ätherischer Cholesterinlösung geschüttelt, der Äther abgedampft und der Rückstand
vom ausgefallenen Niederschlag abfiltriert.
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Es ist weiterhin bekannt, eine wäßrige oder kochsalzhaltige o,I0/oige
Saponinlösung mit einer 0,I°/oigen Lösung von Cholesterin in Aceton in wechselndem
Volumenverhältnis zu versetzen, anzuwärmen und einige Stunden auf einer Temperatur
von etwa 500 zu halten. Das Aceton wird dann bei 600 abgedampft und der Niederschlag
abfiltriert.
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Schließlich ist es auch bereits bekannt, eine I°/oige Lösung des
Saponins in 9o0/oigem Alkohol in heißem Zustand mit alkoholischer Cholesterinlösung
zu versetzen. Dabei fällt eine Additionsverbindung aus. Man hat auch das Saponin
schon in wäßriger Lösung mit dem im Wasser fast unlöslichen Cholesterin längere
Zeit am Rückflußkühler gekocht.
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Die genannten Verfahren vermögen, wie sich gezeigt hat, nicht zu
befriedigen. Sie sind vor allem unwirtschaftlich und hängen ab von gewissen Voraussetzungen,
nämlich der Verwendung reiner Saponine. Außerdem bleibt fraglich, ob auf diese Art
und Weise die schädliche Wirkung der Saponine auf die Erythrozyten ausreichend beseitigt
werden kann.
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Diese Mängel lassen sich auch dann nicht beseitigen, wenn man von
einem alkoholisch-wäßrigen Roßkastanienextrakt ausgeht und diesen nach den bisher
bekannten Verfahren behandelt. Verarbeitet man nämlich den vom Alkohol befreiten
wäßrigen Extrakt der Roß kastanie nach der Äthermethode, so entsteht ein schleimiger
Niederschlag, der sich mit Hilfe der bekannten Filtrationsmetboden und Verfahren
nicht von der Lösung abtrennen läßt.
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Selbst eine Zentrifugation mit 40 ooo Umdrehungen in der Minute bewirkt
nur eine teilweise Trennung.
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Verarbeitet man andererseits einen 30°/o Alkohol enthaltenden Extrakt,
wie er gewöhnlich bei der Extraktion der Roßkastanie mit wäßrigem Alkohol erhalten
wird, so fällt der Niederschlag zwar in besser filtrierbarer Form an, es findet
jedoch keine oder nur eine ganz geringfügige Herabsetzung der Hämolyse statt.
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Man kann diese Nachteile auch dann nicht beseitigen, wenn man die
Konzentration der Saponine, des Cholesterins und das Volumenverhältnis der beiden
flüssigen Phasen in weiten Grenzen verändert. Es ist jedoch erwünscht, eine rasche
und sichere Beseitigung der hämolytischen Wirksamkeit der Roßkastanienextrakte unter
Vermeidung hoher Temperaturen während einer längeren Zeitdauer bei gleichzeitiger
Erzielung einer leichten Filtrierbarkeit des Niederschlages zu erhalten.
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Es wurde nun gefunden, daß man die aufgezeigten Schwierigkeiten überwinden
kann, indem man auf eine wäßrig-alkoholische, aus Roßkastanien gewonnene Extraktlösung
Cholesterin zur Einwirkung bringt und die Einwirkungsbedingungen in bezug auf Temperatur,
Zeitdauer der Einwirkung und Menge des zur Anwendung kommenden Cholesterins auf
die Alkoholkonzentration des Extraktes so abstimmt, daß bei einer niedrigeren Alkoholkonzentration
mildere Bedingungen, bei höheren Alkoholkonzentrationen jedoch energischere oder
strengere Einwirkungsbedingungen in bezug auf Einwirkungsdauer und -temperatur gewählt
werden.
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Das Cholesterin wird dabei im allgemeinen in einer I- bis i,50/oigen
ätherischen Lösung angewendet, kann jedoch auch, insbesondere bei höheren Alkoholkonzentrationen
des Extraktes und bei höheren Einwirlçungstemperaturen, ohne Zusatz weiterer Lösungsmittel
zur Anwendung kommen.
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Bei einer bevorzugten Durchführungsform des neuen Verfahrens wird
einer wäß rig-allholischen Roßkastanienextraktlösung, die z. B. 7 bis 120/0, vorzugsweise
I0°/o Äthanol enthält, das gleiche Volumen einer I,s°/aigen ätherischen Cholesterinlösung
hinzugefügt, umgeschüttelt und anschließend der Äther verdampft, worauf nach Abfiltrieren
und Auswaschen des entstehenden Niederschlages mit destilliertem Wasser die Extralitlösung
durch Abdampfen des Alkohols unter vermindertem Druck und Verdünnen mit aqua pro
inj. auf fertige Injektionslösung aufgearbeitet wird.
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Man kann jedoch auch so vorgehen, daß man eine ätherische Cholesterinlösung
auf den ursprünglich etwa 300/0 Äthanol enthaltenden alkoholischen Roßkastanienextrakt
etwa 24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur einwirken läßt und nach dem Abdestillieren
des Äthers und der Abtrennung des Niederschlages das Filtrat wiederholt mit ätherischer
Cholesterinlösung in gleicher Weise behandelt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren bietet den Vorteil, daß die notwendige
Entfernung des Alkohols aus dem Extrakt und die Äther-Cholesterin-Behandlung in
optimaler Weise ineinandergreifen. Die nach dem neuen Verfahren gewonnenen Substanzen
eignen sich vor allem zur Behandlung bestimmter Durchblutungsstörungen. Sie sind
auch intravenös applizierbar. Schließlich arbeitet das neue Verfahren auch wirtschaftlich,
wobei insbesondere der Verbrauch an Cholesterin relativ gering ist.
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Sollen Roßkastanienextraktlösungen mit höheren Gehalten an Äthanol,
z.B. 70 bis go°/o, verarbeitet werden, dann muß die Einwirkung des Cholesterins
bei höheren Temperaturen erfolgen, um hämolvtisch nicht wirksame Extrakte zu erhalten.
In diesem Falle verfährt man zweckmäßig so, daß man die Extraktlösung, die auf einen
Alkoholgehalt von beispielsweise 85 °/o gebracht worden ist, unmittelbar mit etwa
2 bis °/o Cholesterin versetzt und mehrere Stunden auf mittleren Temperaturen von
etwa 50 bis 600 unter dem Rückflußkühler erwärmt.
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Nach dem Erkalten wird der entstandene Niederschlag abfiltriert und
die Lösung in der schon beschriebenen Weise auf fertige Injektionslösung aufgearbeitet.
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Nachstehend wird die Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung
an Hand einiger Beispiele näher erläutert.
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Beispiel 1 Einem Extrakt aus Roß kastanien in 300/obiger alkoholischer
Lösung wird zunächst der Alkohol durch Vakuumdestillation bis auf einen Gehalt von
etwa I0°/o entzogen. Danach wird der Extrakt mit I Volumen I,s°/oiger ätherischer
Cholesterinlösung geschüttelt und anschließend der Äther abgedampft.
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Der entstehende Niederschlag wird zentrifugiert und abfiltriert und
mit aqua pro inj. nachgewaschen. Daraufhin dampft man den restlichen Alhohol unter
schwach verringertem Druck ab, verdünnt
den Rückstand bis zu einem
Gehalt von 3 O/o Trokkensubstanz mit aqua pro inj., filtriert keimfrei und ampulliert
in bekannter Weise.
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Beispiel 2 Ein 3o0/oiger alkoholischer Roßkastanienextrakt wird mit
2,5 Volumina einer I°/oigen ätherischen Cholesterinlösung verrührt. Man läßt ihn
sodann bei Zimmertemperatur über Nacht zugedeckt stehen.
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Am folgenden Tage wird der Äther abdestilliert und der Rückstand in
der Restillierblase vom entstandenen Niederschlag abfiltriert. Das Filtrat wird
von neuem mit 2,5 Volumina I°/oiger ätherischer Cholesterinlösung verrührt und wie
oben weiterbehandelt. Schließlich wird dieselbe Prozedur noch ein drittes Mal wiederholt.
Dann wird die Lösung eingedampft, bis der Alkoholgehalt unter 2 O/o liegt.
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Nachdem hierauf wie im Bleispiel I verdünnt und keimfrei filtriert
wurde, ist die Lösung füllfertig.
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Beispiel 3 Der Roßkastanienextrakt wird durch Zusatz von Alkohol
auf einen Alkoholgehalt von etwa 85°/o gebracht und der Mischung 2 bis 40/0 Cholesterin
zugesetzt. Die Lösung wird 5 Stunden lang auf dem Wasserbad am Rückflußkühler auf
50 bis 600 erwärmt und nach dem Erkalten vom Niederschlag abfiltriert. Das Filtrat
wird in vakuo vom Alkohol befreit, keimfrei filtriert und abgefüllt.
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Man hat auch schon versucht, aus Roßkastanien durch Behandeln des
Breies der Roßkastaniensamen mit Alkohol, Abtrennen und Verwerfen des Extraktes,
abermaliges Ausziehen des Rückstandes mit 960/oigem Alkohol und Umsetzen dieses
Auszuges mit gesättigter alkoholischer Cholesterinlösung ein Saponinprodukt zu fällen,
von dem man sich pharamcodynamische Wirkungen versprach.
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Bei diesem bekannten Verfahren wird gerade der wirkstoffhaltige erste
Extrakt nicht wie nach der vorliegenden Erfindung weiterverarbeitet, sondern verworfen.