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Verfahren zur Herstellung des reinen Glykosides aus Bulbus Scille.
Die Gewinnung des auf das Herz wirkenden Glykosides der Meerzwiebel, Bulbus Seille, ist schon wiederholt Gegenstand von Untersuchungen gewesen. Die Produkte, welche die verschiedenen Forscher erhielten, waren entweder keine einheitlichen Substanzen, sondern wenig wirksame Gemische, z. B. Seillain,
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der überschüssigen gerbstoffällenden Substanzen, Ausschütteln der so gereinigten Glykosidlösung mit einem geeigneten, mit Wasser nicht mischbaren organischen Lösungsmittel, abermaliges Ausschütteln des organischen Lösungsmittels mit einer ausreicheden Menge Wasser und Eindampfen der wässerigen Lösung im Vakuum bei niedriger Temperatur, also auf eine recht umständliche Weise gewonnen wird.
Auch das Verfahren des schweizerischen Zusatzpatentes Nr. 105412, welches die Gewinnungsweise etwas vereinfacht, sieht eine Behandlung mit gerbstoffällenden Mitteln mit ihren Nachteilen vor.
Es wurde nun gefunden, dass man das reine Glykosid auf viel einfachere Weise erhalten kann, wenn man wässerige, nicht vorbehandelte Auszüge der zerkleinerten frischen oder getrockneten Droge mit geeigneten Adsorptionsmitteln verrührt. Dadurch wird das wirksame Glykosid von den Begleitstoffen abgetrennt und vollständig vom Adsorptionsmittel aufgenommen. Aus dem Adsorbat kann man das
Glykosid mit organischen Lösungsmitteln wieder extrahieren. Zur Vermeidung von Zersetzungen erfolgt diese Extraktion geeigneterweise mit wasserfreien Lösungsmitteln, insbesondere mit solchen, die mit Wasser nicht mischbar sind.
Kohle ist schon früher für die Herstellung von Produkten aus Meerzwiebeln verwendet worden.
Jarmersted (Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie, Bd. 11, 1879, S. 23) vermischte einen nach weitgehender Vorbehandlung isolierten Trockenextrakt mit Tierkohle, der er das Seillain durch absoluten Alkohol entzog. Kurtz ("Beiträge zur Kenntnis der Bestandteile von Seilla maritima ", In. augural-Dissertation, Erlangen 1893) benutzte, um aus einer vorher mit geschlämmten Bleioxyd und
Schwefelwasserstoff zur Entfernung der Verunreinigungen vorbehandelten wässerigen Lösung des Glyko- sides den Bitterstoff zu erhalten, die Digestion mit Kohle, aus welcher er die wirksame Substanz durch mehrmaliges Auskochen mit absolutem Alkohol am Rückflusskühler gewann.
Bei keinem der bekannten Verfahren werden die ursprünglichen wässerigen Drogenauszüge, welche das Glykosid mit allen Verunreinigungen, die ebenfalls in Lösung gehen, enthalten, mit einem Adsorptionsmittel behandelt. Es war nicht vorauszusehen, dass man in dieser einfachen Art das wirksame Glykosid so weitgehend von den in den nicht vorbehandelten wässerigen Extrakten enthaltenen mannigfaltigen Begleitstoffen befreien kann, dass es gelingt, das reine Glykosid aus dem Adsorbat durch einfache Extraktion mit wasserfreien Lösungsmitteln in kristallisierbarer Form abzuscheiden.
Das auf diese Weise erhaltene Glykosid stellt ein fast weisses Pulver dar, von welchem bereits weniger als 0'000001 g einer Froschdosis entspricht. Es soll zu therapeutischen Zwecken Verwendung finden.
Beispiel l. 20 Teile frische, zerkleinerte Meerzwiebeln (Bulbus Seille) werden mit 80 Teilen Wasser 15 Stunden in der Kälte gerührt. Man filtriert durch ein Koliertuch und presst den Rückstand aus. Wenn notig, wird derwässerigeAuszug durch Zentrifugieren geklärt. Unter Rühren trägt man langsam
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1-4 Teile Tierkohle ein und rührt noch 2 Stunden. Nach kurzem Stehen hat sich die Kohle abgesetzt, so dass man das überstehende Wasser leicht abziehen kann. Die Kohle wird scharf abgenutscht, mit wenig Wasser gewaschen und bei gewöhnlicher Temperatur im Vakuumtrockenschrank getrocknet. Aus dem Kohleadsorbat wird das Glykosid mit trockenem, heissem Chloroform vollständig ausgezogen und hierauf das Chloroform im Vakuum abdestilliert.
Aus dem Trockenrückstand kann das reine Glykosid durch Behandlung mit organischen Lösungsmitteln in an sich bekannter Weise gewonnen werden, z. B. nach A. J. Ewins, Journal of Pharmaeology and experimental Therapeuties, Bd. III, 1911, S. 155.
Im Chloroformrückstand befindet sich die gesamte Menge des in der Droge ursprünglich vorhandenen aktiven Glykosides. Umgerechnet auf 1 leg Droge enthält er je nach der verwendeten Zwiebel 1, 200.000 bis 1, 500.000 Frosch-Einheiten.
Beispiel 2.10 Teile zerkleinerte Meerzwiebeln werden mit 50 Teilen Wasser 15 Stunden in der Kälte gerührt. Durch Filtrieren und Auspressen wird der Rückstand von der Flüssigkeit getrennt. Hierauf wird diese mit 2 Teilen Fullererde versetzt und während 2 Stunden gerührt. Von der abgesetzten Fullererde wird das überstehende Wasser getrennt. Die mit wenig Wasser gewaschene Fullererde wird sodann bei gewöhnlicher Temperatur im Vakuum getrocknet und das getrocknete Fullererdeadsorbat mit wasserfreiem, heissem Methylalkohol vollständig ausgezogen. Der methylalkoholische Extrakt wird im Vakuum zur Trockne gebracht und der Rückstand in gewohnter Weise auf das reine Glykosid verarbeitet.
Im methylalkoholischen Extrakt ist die gesamte Menge des in der Droge ursprünglich vorhandenen aktiven Glykosides enthalten, d. h. umgerechnet auf 1 leg etwa 1, 200. 000-1, 500.000 Frosch-Einheiten.