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Verfahren zur Herstellung von Färbungen und Drucken auf Polyamidfasern
Das Färben von Polyamidfasern weicht bekanntlich stark von dem aller anderen bisher
gebräuchlichen Fasern ab. Dies ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen, über
die in der. Literatur genügend Hinweise vorhanden sind. Am verbreitetsten dürfte
wohl das Färben mit den wasserunlöslichen Farbstoffen sein, die in der Praxis für
Acetatseide verwandt werden und unter den verschiedensten Namen im Handel sind.
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Auch wasserlösliche Farbstoffe, die eine oder mehrere Sulfonsäure-
oder Carbonsäuregruppen enthalten und die als saure `'oll- bzw. Direktfarbstoffe
verwandt werden, lassen sich zum Teil zur Herstellung von Färbungen auf Polyamidfasern
heranziehen. Aber die damit erzielten Ergebnisse schwanken häufig je nach dem vorliegenden
Polymerisations- bzw. Streckungsgrad dieses Textilmaterials. In der amerikanischen
Patentschrift 2 459 831 ist ein Verfahren zum Färben von Polyamidfasern beschrieben,
welches darin besteht, daß an Stelle der Alkalisalze von sauren oder direktziehenden
Farbstoffen deren Erdalkali- oder Schwermetallsalze verwandt werden, wodurch ein
besseres und egaleres Färben gewährleistet sein soll. Auch sind andere Salzbildner,
wie aliphatische, cycloaliphatische oder aromatische Ammoniumionen, genannt, die
mindestens 5 Kohlenstoffatome enthalten. Erwähnt sind Amyl- und Hexylamin, Mono-
und Dicyclohexylamin, p, p'-Diaminodicyclohexylmethan und Anilin. Alle diese Salze
zeigen noch eine gewisse, wenn auch geringe Löslichkeit in Wasser, worauf in der
Beschreibung des obigen Patentes besonders hingewiesen ist.
Es wurde
nun gefunden, daß man sehr tiefe und egale Färbungen von guten Echtheitseigenschaften
auf Polyamidfasern erhält, wenn man die in Wasser praktisch unlöslichen Salze von
sauren oder direktziehenden Farbstoffen mit Thiuroniumverbindungen verwendet. Diese
Thioharnstoffabkömmlinge haben beispielsweise folgende Zusammensetzung:
wobei R den Rest eines aromatischen Kohlenwasserstoffes und X Wasserstoff oder den
Rest eines aliphatischen oder aromatischen Kohlenwasserstoffes bedeutet.
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Das Färben kann sowohl in neutralem als auch in schwach essigsaurem
Bade erfolgen; im letzteren Fall werden im allgemeinen tiefere Färbungen erzielt.
Gegebenenfalls kann auch die Bildung der organischen Salze mit dem Färbevorgang
verbunden werden.
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Die so erhaltenen Thiuroniumsalze haben gegenüber den obenerwähnten
Ammoniumsalzen den Vorteil, daß sie das Färbebad besser erschöpfen, wodurch Verluste
an Farbstoff vermieden werden. Auch lassen sie sich wegen ihrer praktischen Unlöslichkeit
aus der wäßrigen Lösung der sauren bzw. Substantiven Farbstoffe quantitativ abscheiden,
was bei den noch etwas löslichen Ammoniumsalzen nicht immer der Fall ist. Als weiterer
Vorteil kann die Beobachtung angesehen werden, daß es bei Anwesenheit von mehreren
wasserlöslich machenden Resten, wie Sulfonsäure- oder Carbonsäuregruppen, in dem
Farbstoffmolekül im Gegensatz zu den Ammoniumsalzen nicht notwendig ist, diese alle
in die entsprechenden Salze überzuführen. Vielmehr genügt in den meisten Fällen
die Verwendung von i Mol der Thioharnstoffverbindung auf i Mol des Farbstoffes mit
mehreren Sulfonsäure- oder Carbonsäuregruppen im Molekül, um den gewünschten Effekt
zu erzielen.
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Unter dem Begriff »Polyamide« sind die bekannten Polykondensationsprodukte
aus aliphatischen Polycarbonsäuren, wie Adipinsäure, Sebacinsäure u. a., mit aliphatischen
Polyaminen, wie Hexamethylendiamin u. a., zu verstehen, wie sie beispielsweise in
den amerikanischen Patentschriften 2 o7i 25o und 2 071 253 beschrieben sind; ferner
auch die Polykondensationsprodukte aus aliphatischen Aminocarbonsäuren mit mindestens
6 Gliedern, wie s-Aminocapronsäure bzw. Caprolactam, gemäß Patentschrift
748253.
Beispiel i 3 Gewichtsteile des m-Dimethylbenzylisothiuroniumsalzes
der durch nachstehende Formel gekennzeichneten Farbstoffsulfonsäure
werden in etwa i5oo Raumteilen Wasser suspendiert, anfänglich mit 30/, Essigsäure
30%ig und später nochmals mit i °/o Ameisensäure versetzt. Dann werden 5o Gewichtsteile
Polyamidseide, welche durch Dämpfen und Seifen mit einem Kondensationsprodukt aus
Äthylenoxyd und höhermolekularen Alkylphenolen vorbehandelt worden ist, in das Bad
eingetragen und i Stunde bei etwa go° behandelt. Die erhaltene Färbung wird in üblicher
Weise gespült und getrocknet; sie besitzt einen sehr klaren roten Farbton mit guten
Naßechtheiten, insbesondere guter Wasser-und Waschechtheit, und eine sehr hohe Lichtechtheit.
Beispiel 2 25 Gewichtsteile eines Gespinstes aus Polyamidfasern werden in ein Färbebad
eingebracht, welches durch Suspendieren von i Gewichtsteil des m-Dimethylbenzylisothiuroniumsalzes
der Farbstoffsulfonsäure nachstehender Zusammensetzung
in etwa 5oo Raumteilen Wasser und Zusatz von i0/, Ameisensäure 850/Qig hergestellt
wird. Nach einstündigem Behandeln bei etwa 9o° wird die Färbung herausgenommen,
gespült und getrocknet. Sie hat einen scharlachroten Farbton und zeichnet sich durch
gute Allgemeinechtheitseigenschaften, insbesondere eine sehr gute Li.#htechtheit
aus. Beispiel 3 Verwendet man an Stelle des m-Dimethylbenzylisothiuroniumsalzes
der Beispiele i und 2 das paraisomere Salz des Farbstoffes von folgender Formel
so wird eine scharlachrote Färbung von ähnlichen Eigenschaften erhalten. Beispiel
4 3 Gewichtsteile des Benzylisothiuroniumsalzes des nach Beispiel Z der Patentschrift
517 194 erhältlichen Farbstoffes werden in etwa Z2oo Raumteilen Wasser angeschlämmt,
anfänglich mit i0/, Essigsäure und später mit i0/, Ameisensäure 85°/oig versetzt.
In dieses Färbebad werden Zoo Gewichtsteile Polyamidgewebe eingetragen. Es wird
etwa Z Stunde bei 9o° gefärbt. Man erhält einen klaren blauen Farbton. Beispiel
5 Verwendet man an Stelle des im Beispie14 angegebenen harbstoffes eine Verbindung
der nachstehenden Zusammensetzung
und verfährt, wie dort angegeben, so erhält man stark grünstichiggelbe Färbungen.
Beispiel 6 25 Gewichtsteile Polyamidseide werden in ein Färbebad eingetragen, das
durch Suspendieren von 2 Gewichtsteilen des Benzylisothiuroniumsalzes der nach Beispiel
9 der Patentschrift 494 446 erhältlichen Farbstoffsulfonsäure in etwa rooo Raumteilen
Wasser und Zusatz von Z % Ameisensäure bereitet wird, und etwa Z Stunde bei 9o°
behandelt. Nach dem Spülen wird eine Färbung von sehr klarem, grünstichiggelbem
Farbton erhalten. Beispiel 7 Polyamidgewebe, das durch kurzes Dämpfen und Seifen
vorbehandelt ist, wird mit einer Druckfarbe in üblicher Weise bedruckt, die wie
folgt zusammengesetzt ist: 2o Gewicbtsteile des Benzylisothiuroniumsalzes der Farbstoffsulfonsäure
von nachstehender Formel
4o Gewichtsteile Thiodiglykol, 7oo Gewichtsteile Senegalgummi, 24o Gewichtsteile
Wasser.
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Nach dem Drucken wird gedämpft, gut gespült und geseift. Es wird ein
sehr klarer, scharlachroter Farbton erhalten, der den praktischen Anforderungen
an Naßechtheiten vollkommen genügt.