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Schnellbauweise zur Errichtung von Gebäudewänden Die durch die Zerstörung
des Krieges entstandene Wohnraumnot, verbunden mit dem Mangel an Facharbeitern,
zwingt zu einer möglichst weitgehenden Anwendung mechanisierter Baumethoden. An
diese Baumethoden ist neben der Forderung, daß die erforderlichen Baustoffe leicht
zu beschaffen bzw. aus überall zur Verfügung stehenden Rohmaterialien herzustellen
sind, vor allem die zu stellen, daß sie ohne besondere Sachkunde, d. h. ein wesentlichen
von ungelernten Arbeitern ausführbar sind.
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Es sind bereits zahlreiche Vorschläle -emacht I t' worden, die diese
Aufgaben auf mehr oder weniger brauchbaren Wegen zu leisen versuchen. Am vorteilhaftesten
erscheinen v()ii diesen bekannten Bauweisen wegen des 'Mangels an Brennstoffen die,
für Nvelclie als Baustoffe aiif kaltem Wege, sei es an derBaustelle selbst, sei
es fabrikni:il.tig leergestellte, Formsteine aus Beton verwenilct werden, weil die
Herstellung solcher Formsteine keinen Wärmeaufwand erfordert, die hierfür notwendigen
Materialien, nämlich Sand bzw. Schlacke, Bimskies und Zement überall zur Verfügung
stehen und die Formung der Baukörper durch Stampfen oder f,',iitteln schnell und
ohne besondere Schwierigkeiten erfolgen kann.
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Wenn auch die bekannten Verfahren schon erliebliche Fortschritte ein
Sinne einer möglichst weitgehenden Mechanisierung darstellen, bedingt ihre Anwendung
doch, soweit es sich nicht um ausgesprochene Behelfsbauten handelt, immer noch eine
erhebliche Sachkunde, d. h. einen entsprechenden großen Bedarf an Facharbeitern.
Ein weiterer Nachteil der meisten bekannten Verfahren ist die Notwendigkeit der
Verwendung von zahlreichen, verhältnismäßig komplizierten Baukörperformen.
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1)ie Erfindung hat sich zum Ziele gesetzt, eine ausgesprochene Schnellbauweise
zii schaffen, welche
finit sehr wenigen Baukörperformen auskommt
und so einfach durchzuführen ist, daß praktisch die Gesamtheit der auszuführenden
Arbeiten von ungelernten Arbeitern geleistet werden kann, die lediglich einer fachmännischen
Überwachung bedürfen. Trotzdem ermöglicht die Erfindung die Erstellung beliebiger
Bauwerke in mannigfaltigen Formen, zwingt also nicht zur ständigen schematischen
Wiederholung eines oder weniger 'Modelle. Diese Möglichkeit und Vorteile werden
dadurch erreicht, daß die Wandungen des Bauwerks aus auf ein Fundament aufgesetzten
plattenförmigen Körpern von Stockwerkhöhe bestehen, zwischen denen durch einander
gegenüberliegende Aussparungen der Körper nach den Außenseiten hin abgeschlossene
großräumige Fugen gebildet werden, die -zwecks Miteinanderverbindung der Körper
mit Zementmörtel ausgegossen werden. Durch die \-erwendung plattenförmiger Körper
von Stockwerkhi>he werden waagerechte Fugen völlig vermieden. Die Seitenwandungen
des Bauwerks lassen sich ohne Fachkenntnisse in einfachster Weise dadurch aufbauen,
daß die Baukörper auf das Fundament aufgesetzt und aufgerichtet werden, worauf das
Ausgießen der großräumigen Fugen mit Zementmörtel erfolgt. Durch Verwendung eines
einfachen Lehrgerüstes, gegen dessen Einfluchtbalken die Körper gelegt werden, kann
hierbei die Notwendigkeit eines Einlotens der einzelnen Körper völlig in Fortfall
kommen.
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Ebensowenig ist ein Bemörteln der Seitenkanten der einzelnen Körper
wie bei der üblichen Nut-und Federverbindung erforderlich, das bei einer Kantenlänge
von etwa 2,50 m allenfalls durch Facharbeiter ordnungsgemäß ausgeführt werden
könnte, weil hierbei der Gefahr begegnet werden muß, daß während der für die Bemörtelung
der ganzen Fuge erforderlichen Zeit der Mörtel oben schon getrocknet ist, wenn er
unten aufgebracht wird.
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Durch die Ausfüllung der großräumigen Fugen, die durch miteinander
korrespondierende, vorzugsweise konkave Einwölbungen der einander benachharten Seitenkanten
der Baukörper gebildet werden, werden die in den Fugenräumen entstehenden Kompakten
Zementsäulen die einzelnen Plattenkörper miteinander gewissermaßen zu einem monolithischen
Körper verbinden, dessen Festigkeit an den Verbindungsstellen ebenso groß, wenn
nicht größer ist als die der Körper selbst.
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Als zweckmäßig hat es sich erwiesen, in den Seitenkanten der plattenförmigen
Baukörper mehrere nebeneinanderliegende Aussparungen vorzusehen. Hierdurch wird
neben anderen Vorteilen der Gefahr vorgebeugt, däß beispielsweise bei Verstopfung
der einen oder anderen Fuge durch hineingelangte Fremdkörper die Ausfüllung derselben
durch den eingegossenen Zementbrei und damit die :\b<lichtung nicht vollkommen
ist.
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Die neheneinanderstehenden Baukörper berühren sich unmittelbar und
nur auf verhältnismäßig kleinen Flächen. Diese werden noch weiter dadurch verkleinert,
claß vorzugsweise die Außenkanten der Formkörper leicht abgeschrägt werden, so daß
sich zwischen zwei benachbarten Steinen außen und innen dreieckige Z,#vischenrä
ume ergeben, die ausgefugt werden. Hierdurch wird einmal eine völlig glatte Außenwand
erzielt, ein Außen- oder Innenputz erübrigt und die Abdichtung noch zuverlässiger
gestaltet. Zum anderen ist die Abschrägung der Kanten von Vorteil, um Beschädigungen
beim Transport der Baukörper zu verhindern. Die Platten werden in der richtigen
Lage auf dein üblicherweise herzustellenden Fundament durch eine auf dieses aufbetonierte
Führungsleiste gesichert, auf welche die Platten finit einem in ihrer unteren Kante
vorgesehenen Falz aufgesetzt werden. Auch in der Oberkante der Platten ist ein Falz
vorgesehen, der zur Aufnahme der Verankerung dient. Diese Verankerung tvird durch
in dein Falz eingelegte Rundeisen o. dgl. gebildet, deren nach unten abgebogene
Enden in vertikale in den Baukörpern vorgesehene Hohlräume eingreifen, welche im
übrigen durch ein Isoliermaterial, Schlacke o. dgl. ausgefüllt und schließlich,
wie der obere Falz, finit Zementmörtel ausgegossen werden. Diese Hohlräume verringern
einerseits das Gewicht der Steine und damit die Herstelltutgskosten, zum anderen
erhöhen sie, insbesondere nach Ausfüllung mit einem geeigneten Material, die Isolierfähigkeit
derselben.
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Die Verankerung kann in der üblichen \\-eise durch Zug- und Kopfanker
erfolgen. In Gebieten, in denen mit Bodensenkungen, insbesondere Bergschäden zu
rechnen ist, ist bei den liautverken nach der Erfindung in besonders vorteilhafter
Weise eine Ausführung der Verankerung als durchgehende Ringverankerung möglich.
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In der beschriebenen Weise werden sowohl die Außenwandungen wie etwaige
Zwischenwände des Bauwerks zusammengesetzt, das nach oben durch eine auf die Oberkante
aufzulegende, zweckmäßig schalungslose Decke, die ihrerseits das Dach trägt. abgeschlossen
wird. Diese wird mit der Außenwand z. B. durch Bandeisen, welche in die vertikalen
Hohlräume der Formkörper eingelassen und in diesen vergossen werden, verankert.
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Während für die Außenwand des BauNverks die Dicke der Baukörper etwa
in der Größenordnung von 2o cm liegt, genügen für die Innenwände Baukörper von der
halben Stärke. in deren Seitenkanten dann zweckmäßig nur eine einzige Einwölbung
vorgesehen wird. Min übrigen aber ist die Ausführung der Innentvände die gleiche
wie die der Außenwände.
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Auch der Einbau der Fenster und Türen macht keinerlei Schwierigkeiten.
Für Türen werden lediglich Leibungs- und Sturzstücke besonderer Art in wenigen Formen
benötigt, für die Fenster außerdem Baukörper der grundsätzlich gleichen Art wie
die zur Herstellung der Wände dienenden. jedoch von entsprechend geringerer Höhe.
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Die Herstellung der plattenförmigen hartkörper ist wegen ihrer unkomplizierten
Gestalt trotz ihrer großen Abmessungen sehr einfach. Sie kann aus einer I'etottinischung
üblicher Zusammensetzung, wie feinkörniger Schlacke oder Biniskies und
Zement,
gegebenenfalls unter Zusatz von die Isolierfähigkeit verbessernden Füllstoffen,
wie Sägespänen oder anderen, in "ceigiietem Mischungsverhältnis nach bekannten Verfahren
durch Stampfen in eisernen Formen, ebenso auch durch Rütteln, erfolgen.
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Besondere Vorkehrungen werden gemäß der Ertindung getroffen, um ein
Brechen der Baukörper beim Transport, das wegen ihrer vergleichsweise großen Längenabinesstiligen
etwa eintreten könnte, zu verhindern. Zu dieseln Zweck werden in eine oder mehrere
symmetrisch zueinander liegende. vergleichsweise enge Durchbohrungen der Körper
in der Längsrichtung entsprechend profilierte Stäbe aus Holz oder lZundcisen eingelegt,
vorzugsweise bereits im Zuge der Foringebting in die :lasse niit eingebettet. klolzleisten
werden zweckmäßig au ihren Enden durch l:iiitreilien eines Keilchens o. dgl. aufgespreizt.
Uni ein nachträgliches Quellen der Stäbe, wenn sie aus Holz bestehen, zu verhüten,
müssen sie in durchfeuchtetcin Zustande in die Masse eingebettet werden. Außer Holz
kann auch ein anderes geeignetes Material Verwendung finden.
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In die Leibungs- und Sturzstucke für die Fensterttnd Türöffnungen
werden ferner, gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung, die notwendigen Holz-
oder Ilolzzetnentdübel bei der Formung finit eingebettet, so daß die Befestigung
der "Kür- und Fensterrahmen späterhin keinerlei Schwierigkeiten macht.
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In den Abbildungen sind Atisfiihrungsheisl»ele der Schnellbauweise
nach der Erfindung dargestellt, und zwar zeigt Fig. i in isonietriscll(!l- Darstellung
eine Ecke des Hauses, Fig.2 und Fig.2a ini Schnitt, in Aufsicht und im vergrößerten
Mallstabc die plattenförmigen f@attkörper und ihre Verbindung, wobei aus 1)cutlichkeitsgründen
die Ausfüllung der Utige nicht dargestellt ist, Fig. 3 den Einbau einer Tür, Fig.
-1 den Einbau eines Fensters, beide Male in isonetriccliei- Darstellung, und Fig.
5 die Durchführung des llativerfahrens unter Verwendung eines Lehrgerüstes.
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In Fig. i ist mit a ein Fundament üblicher Aft, beispielsweise aus
Beton, bezeichnet, auf dessen Oberfläche die Führungsleiste I, von gemül.l denl
Ausführungsbeispiel leicht tralicz_förniigeni Querschnitt aufbetotiiert ist. Uer
Formkörper c weist einen entsprechend profilierten unteren Falz d auf. Er wird liegend
an die Verbindungsstelle transportiert, mit seiner unteren Querkante gegen die Leiste
gelegt und (1.11l11 aufgerichtet, bis er ztun Anliegen an den Fluchtbalken des Lehrgerüstes
kommt (Fig.5). Zwischen Fundament und Baukörper wird eine Isolierfuge t vorgesehen.
1)1e Seitenkante des Körpers c weist, gemäß dein Ausfiilirtingsbeispiel, zwei konl:avy#,
l:inwöll)un"en auf, die mit entsl)rccliciiden Einwölhtingen des Nachbarkörpers korrespondieren,
so daß, wie Fig. 2 zeigt, nach dein Vergielien der F tage diese durch einen kompakten,
<lie benachbarten l@auk@irl@er ztl
einem Ganzen verbindenden Zementkörper f aus- |
gefüllt ist. Die llaukörper weisen ferner nach dem |
Ausfiihrungsheispiel zwei vertikale |
g |
von zvliudrisclier oder sonst geeigneter Forte auf. |
In diese IIohlrätinie werden, soweit erforderlich, |
die nach unten aligeliogenen Enden le' der Ver- |
anl<ertingseisell h eingeführt, die an sich in den |
Falzen i in den Oberkanten der Baukörper, die zu- |
sainnien einen durchgehenden Kanal bilden, liegen. |
Vorzugsweise wird, -,vie oben bereits erwähnt, diese |
Verankerung als in sich geschlossene IZingver- |
ankerung des ganzen Bauwerks ausgebildet. Die |
llolilräunie " werden, soweit sie nicht für die V er- |
ankerung benötigt werden, niit Schlacke o. dgl. bzw. |
cineni isolierenden.\\'erkstoff ausgefüllt. Der Falz i |
und die die Verankerungseisen, gegebenenfalls |
auch die Bandeisen zur Verankerung der Dach- |
konstruktion aufnehmenden vertikalen I lolilräume g |
werden ini 'übrigen ebenfalls mit Zementbrei ver- |
gossen. Die Längskanten der Formkörper sind, wie |
bei /dargestellt, etwas abgeschrägt, so daß sich |
zwischen zwei Formkörpern die dreieckigen, aus- |
zufugenden Zwischenräume in ergeben. |
Die Fig. i zeigt auch, wie eine Ecke des Bau- |
werks ausgeführt wird. Der eine hierfür an jeder |
Ecke erforderliche Eckenstein ist grundsätzlich der |
gleiche wie die die 1Vatidungen bildenden Steine; |
es wird lediglich bei der Formgebung durch Aus- |
wechseln einer Formwand gegen ein glattes Stück |
die eine Seitenkante flach gehalten, und in dem |
ausgeformten Körper werden die den seitlichen |
Anschluß des rechtwinkelig dazu stehenden be- |
nachbarten `teilfies ermöglichenden Eilm-ölbungen a |
mit einer Lehre ge"/.l@g@n. |
In Fig. 2 sind auch die Längshohlrättnie in den |
Formsteinen ersichtlich, tvelclie beispielsweise llolz- |
Icisteil k aufnehmen. 1 >icsc 1 lohlrüumc besitzen |
nach tieni Ausführungsbeispiel rechteckigen Quer- |
schnitt. |
Aus Fig. 3 ist die Ausführung einer Innenwand |
mit darin @tligcordticter Tür ersichtlich. Die hier |
verweildeten lilattenf('ii-niigcn hörpur c l)(-sitzen nur |
die halbe Starke, sind aber iin übrigen genau so |
ausgeführt \: ie die erstbeschriebenen. Sie werden |
in cler l@egel Mine vertikale Ilolilräunie ausgeführt, |
jedoch sind in sie ebenfalls die Ilolzleisten k ein- |
gebettet. l)ic Türleibungen fit haben zweckmäßig je |
eine, gegebenenfalls mit einer Einwölllung o. dgl. |
versehene äuliere Kante, während sich in ihrer |
inneren glatten Kante die Holz- oder Holzzeinent- |
dübel o, die hei der Formgebung mit eingebettet |
wurden, befinden. |
Von den Türstürzen p kann der oberste, wie die |
Figuren zeigen, tnit einem Falz |
sein, |
der das Einlegen eines durchgehenden @'erankerungs- |
eiselis ermöglicht. |
Grundsätzlich ebenso ist 'die Ausführung der |
Fenster. I I ierbei werden unterhalb der Fenster- |
lii-ii@ttiiigen I taulci@@rl@el- der beschrichenen Grund- |
atisfiilirullg v()11 eiitslirecliciic1 geriiigerei- Lzillge
Ver- |
wendet find in der gleichen Weise wie diese mit- |
einander \ erhundcn. I)ic Fensterleiüungen werden |
eiliseitig mit der .\lisclllul.inlöglichkuit für die llati |
körper c, d. h. spiegelbildlich zu den in diesen vorgesehenen Einwölbungen
e ausgeführt, gegebenenfalls auch mit durchgehenden Hohlräumen g, ferner mit eingebetteten
Holz- oder Holzzementdübeln o an den gegenüberliegenden Seitenkanten, die eine Eckaussparung
q für den Fensterrahmen aufweisen. Die Fensterstürze können in an sich bekannter
«'eise aus zwei Winkelkörpern r zusammengesetzt werden, deren Hohlräume s mit Schlacken-,
1NIagerbeton ausgefüllt wird. Durch das Ineinandersetzen der Winkelbetonformstücke
ergibt sich automatisch auch die obere Aussparung q für den Fensterrahmen.
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Die in den Abbildungen dargestellten und vorstehend im einzelnen beschriebenen
Ausführungsformen sind selbstverständlich nur als Beispiele anzusehen; sie können
in vielfacher Hinsicht abgeändert werden, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.