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Verfahren zur Herstellung von Anstrichstoffen von trocknendem Charakter
Leinölersatzmittel werden vornehmlich auf aliphatischer Basis aufgebaut. Es hat
sich nun gezeigt, daß man ein im wesentlichem aromatisch zusammengesetztes flüssiges
Produkt, nämlich Cumaronharzöl, das normalerweise keine oder nur eine vollkommen
ungenügende Trockenfähigkeit besitzt, in ein, Produkt mit trocknendem Charakter
umwandeln kann, wenn man es mit Sauerstoff, beispielsweise mit Luft, ferner mit
sauerstoffhaltigen oder sauerstoffabgebenden Mitteln in der Kälte oder bei Raumtemperatur
behandelt, zweckmäßig in Gegenwart von Sauerstoffüberträgern. Dabei hat sich gezeigt,
daß diese Behandlung ein zeitliches Optimum aufweist, das je nach der Art und der
Intensität der Zuführung des oxydierenden Mittels verschieden liegt. Behandelt man
beispielsweise Cumaronharzöl in Gegenwart von Sikkativ bei gewöhnlicher Temperatur
mit raschem Luftstrom, so stellt man fest, daß nach etwa i Stunde ,das Optimum der
trocknenden Eigenschaft @erreicht ist, während diese Eigenschaft nach 3 Stunden
wieder abnimmt, wenn sie auch weitaus besser bleibt als - ohne Behandlung. Führt
man die Behandlung dagegen in der Hitze durch, .etwa bei i2o bis 13o°, so verdickt
das Cumaronharzöl zwar, aber es entsteht kein Stoff mit trocknenden Eigenschaften,
abgesehen davon, daß das Produkt bei einer heißen Behandlung ganz erheblich nachdunkelt.
Umgeke=hrt ist festzustellen, daß bei der oxydativen Behandlung in der Kälte die
Farbe in der Regel etwas gebleicht wird und gewisse Geruchstoffe, die dem Produkt
innewohnen, zum Teilzerstört, werden,oder füchti;g; gehen.
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In Anbetracht dessen, daß, das Cumaronharzöl ein fast völlig wertloses
Abfallprodukt der Benzoldestillation ist, muß, die überführung in trocknende öle
von verbesserter Farbe und verbessertem Geruch als eine wertvolle Bereicherung der
Technik angesehen werden.
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Die Anwendung kann sowohl für sich allein zum Firnissen vorgenommen
werden, wobei als etwaige Verdünnungsmittel vornehmlich aromatische Lösungsmittel,
wie Solventnaphtha, in Frage kommen, als auch in Emulsionsform. Beide Formen können
darüber hinaus in bekannter Weise mit Pigmentfarbstoffen u. dgl. versetzt werden,
ohne daß die Trocknungsfähigkeit dadurch nennenswert geändert wird.
Es
sind zwar schon sog. Cumar 'nöle, das sind -wasserhelle oder schwach gelblich gefärbte,
dünnflüssige Mischungen aus monomerem Inden, Cumaron und Homologen von sehr leichter
Polymerisationsfähigkeit, mit oder :ohne Sikkativzusatz, ' als Lenölersatz vorgeschlagen
worden. Infolge der Schwierigkeit ihrer Herstellung durch sehr vorsichtige Zersetzung
von Cumaronharzen sind sie wirtschaftlich nicht leicht zugänglich. Die erfindungsgemäß
verwendeten Cumaronharzöle bestehen im wesentlichen aus mehr oder weniger dickflüssigen
Mischungen von fertig polymerisiertem Cumaron und Inden mit nicht polymerisierbaren
hochsiedenden Teerölen. Bei Lufteinwirkung in Gegenwart von Sikkativen war eine
Härtung.im Sinne der Polymerisaüon wie bei den Cumaronölen nicht denkbar. Man konnte
lediglich :auf eine Oxydation rechnen,-und zwar bei erhöhten Temperaturen entsprechend
den bekannten Vorschlägen, nach denen Cumaronharze oder Cumaronharzöle bei mehr
oder weniger erhöhten Temperaturen mit luft- öder sauerstoffhaltigen Gasen behandelt
-werden.
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Bei diesen bekannten Verfahren werden Cumaronharzöle mit Sauerstoff
verblasen, bis bei höherer Temperatur die Masse fest wird. Das Verblasen -wird also
bei sehr hohen Temperaturen so lange fortgesetzt, bis das ursprünglich flüssige
Öl in einen festen Kör, per übergegangen ist.
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Weiterhin ist es bekanntgeworden, bei dem Verblasen von Cumaronharzöl
mit Sauerstoff bei höherer Temperatur ein Zweistufenverfahren anzuwenden, wobei
feste, dunkle Rückstandsharze erhalten werden, die sich von Asphalt dadurch unterscheiden,
daß sie sich in aromatischen und aliphatischen Kohlenivasserstoffen mit rötlicher
Farbe lösen und beim Trocknen einen klaren, widerstandsfähigen Film hinterlassen.
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Schließlich ist auch schon angegeben worden, daß eine Mischung von
trocknenden Ölen, wie Leinöl, Harzöl, Rapsöl usw., zusammen mit Cumaronharzöl bei
etwa 8o" mit Sauerstoff zu einer festen, hellen Masse verblasen werden kann.
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Bei allen diesen Arbeitsweisen entstehen somit Körper, die bei gewöhnlicher
Temperatur fest sind und die zur Anwendung für Lackzwecke ein Lösungsmittelerfordern.
Demgegenüber bleiben bei dem Verfahren nach vorliegender Erfindung die an sich im
wesentlichen gleichen Ausgangsstoffe, nämlich ebenfalls Cum.aronharzöle, nach wie
vor flüssig. Dieser Unterschied kommt dadurch zustande, daß erfindungsgemäß bei
gewöhnlicher Temperatur und verhältnismäßig kurzer Zeit behandelt wird. Wird dagegen
bei Hitze behandelt, dann kommt es bei dem bekannten Verfahren zur Verdickung, die
bei entsprechend weiterer Erhitzung zu völlig festen Massen, führen kann. Bei dieser
Erbitzung werden aber nicht Massen mit trocknenden Eigenschaften erhalten, wie sie
erfindungsgemäß durch die Behandlung in der Kälte ohne Verdickung der Öle erzielt
werden.
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Die Cumaronharzöle haben folgende physikalischen Daten: Viscosität
bei 50." zwischen 9,9 und 57,1 Engler; spez. Gewicht bei 15' zwischen
1,05 und 1, 15';
Flüssigkeit flüssig bis zähflüssig; Wassergehalt zwischen
2 und 2, 8 4'o ; Siedebeginn zwischen 185 und 221°; 75% destillieren zwischen 340
und 36o°; Rest nicht unzerstört destillierbar; Farbe (in Durchsicht) braun his dunkelbraun.
Beispiele i. iooo kg Cumaronharzöl werden versetzt mit 50 kg einer handelsüblichen
Sikkativlösung und i Stunde intensiv mit Luft geblasen. Für Grundierungszwecke wird
dieser Firnisersatz mit 30% Solventnaphtha verdünnt. Der zweite Anstrich erfolgt
unverdünnt. Man erhält einen gelblichen, firnisartig glänzenden, genügend harten
Anstrich.
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2. Wesentlich rascher trocknend ist der Firnisersatz, den man gemäß
Beispiel i, aber mit der doppelten Menge Sikkativ herstellt.
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3. i ooo kg Cumaronharzöl werden mit 5o kg Sikkativlösung versetzt
und hierauf mit 5o kg 30%igem Wasserstoffsuperoxyd binnen i Stunde unter Rühren
vermischt und 2 Stunden unter langsamer Zugabe von 450 kg Wasser weitergerührt.
Man erhält eine hellfarbige Milch, die als lasierendes Anstrichmittel für Holzwerk,
Stein, Verputz, Zement u. dgl. benutzt werden kann und zu einem durchsichtigen,
firnisartig glänzenden Anstrich eintrocknet. Es können damit aber auch Pigmentanstriche
in üblicher Weise hergestellt werden durch Einverleiben handelsüblicher Pigmentfarben.
Besonders bemerkenswert ist, -daß das Emulsionsanstrichmittel keinerlei Emulgator
enthält, was sich für die i Haltbarkeit gegenüber verseifenden Bestandteilen, wie
z.B. den im Mauerwerk oder Verputz vorhandenen Alkalien, günstig auswirkt.
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4. In einem Transportbehälter -werden 5o kg einer 20%igen Lösung von
KObalt-Blei-Mangan-Naphthenat vorgelegt, ehe man i o ooo kg Cumaronharzöleinfließen
läßt. Während des Transportes oder aber kurz vor der Abfüllung -wird für eine gründliche
Durchmischung mit Luft oder Sauerstoff gesorgt. Die Abfüllung erfölgt daraufhin
direkt in Versandgebinde. nachdem durch diese Behandlung der trocknende
Charakter
des Cumaronharzöls: erzeugt worden ist.
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5.* z ooo kg Cumaronharzöl, i oo kg einer handelsüblichen SikkatiIvlösung
und 200 kg n-Propanol werden zusammengegeben und i Stunde lang durch intensive
Luftdurchblasung in der Kälte gemischt. Man erhält ein mit Wasser beliebig verdünnbares,
firnisartig auftrocknendes Anstrichmittel, das für die verschiedensten Anwendungsmöglichkeiten
,dienen kann, z. B. auch für Imprägnierzwecke.