DE72248C - Verfahren, Vorspinnkrempeln durch diagonale Vorlegung von Dublirwickeln zu speisen - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Bei der Verarbeitung ungeschmelzter Baumwolle auf Vorspinnkrempeln (sogen. Zweicylinderspinnerei, Barchentspinnerei), wie sie im Königreich Sachsen, in Schlesien, in Nordböhmen u. s. w. in ziemlich ausgedehntem Mafse betrieben wird, bearbeitet man, wenigstens bei Anwendung des immer üblicher gewordenen Topfsystems, auf einer, und derselben Vorspinnkrempel, gleichzeitig das Erzeugnifs von mehreren oder vielen Reifskrempeln, im Gegensatz zur sogen. Vigogne- und Streichgarnspinnerei , bei der einer und derselben Vorspinnkrempel immer nur das Erzeugnifs einer einzelnen Reifs- bezw. Vorkrempel zu einer und derselben Zeit vorgelegt wird (s. S. 866, Die Baumwollenspinnerei in allen ihren Theilen von Benno Niefs, 2. Auflage, Weimar 1885, bei Bernhard Friedrich Voigt).

Die einzelnen Reifskrempelbänder, wie sie das Topfsystem liefert, werden auf der Bänderdublirmaschine (Derby-Doubler) zu Wickeln vereinigt , die entweder die volle Breite des Kratzenbeschlages der Vorspinnkrempel haben oder von denen zwei oder drei an einander gelegt, diese Breite ergeben. Diese Wickel werden so an die Vorspinnkrempel angelegt, dafs die Achse, um die sie sich bei ihrer Entstehung gedreht haben, parallel zur Achse des Tambours der Vorspinnkrempel liegt. Die sich dabei durch Abwickelung bildende Watte besteht aus parallel neben einander liegenden einzelnen Reifskrempelbändern, die in parallelem Laufe dem Vorreifser bezw. dem Tambour der Vorspinnkrempel zugeführt werden. Es ist ohne Weiteres klar, dafs auf diese Weise ein und dasselbe Reifskrempelband immer in einen und denselben Vorgespinnstfaden, wie er am Peigneur durch den Flortheiler abgetheilt wird (bezw. dieselben Vorgespinnstfaden oder dieselben Vorgespinnstfädenantheile), umgewandelt wird. Aus dem Umstände, dafs die Vorspinnkrempel gleichzeitig mit dem Erzeugnifs vieler Reifskrempeln gespeist wird, wird bei diesem Verfahren also kein und kann auch kein Nutzen zum Zwecke der Egalisirung der einzelnen Vorgespinnstfaden gezogen werden. Die Erfahrung lehrt aber, dafs diese Vorgespinnstfaden einer Egalisirung, sowohl ein jeder in sich selber, als alle unter einander, im hohen Mafse bedürftig sind, und dafs ihre Gleichmäfsigkeit, die lediglich auf der Gleichmäfsigkeit der Reifskrempelbänder und der Gleichmäfsigkeit der Vertheilung der in der Wickelbreite neben einander liegenden Bänder auf die Krempelbreite bezw. die Fadenzahl beruht, der Natur der Sache nach nur eine äufserst mangelhafte ist und sein kann. Die gleichzeitige Vorlegung des Erzeugnisses vieler Reifskrempeln (also die Vorlegung der bekannten Dublirwickel) zum Speisen der Vorspinnkrempeln zwecks derjenigen Egalisirung, deren die einzelnen Vorgarnfäden nach der obigen Auseinandersetzung bedürftig sind, in der vollkommensten Weise nutzbar zu machen, erreicht man aber durch folgendes neue Verfahren.

Mittelst einer der bekannten Bandlegeapparäte, der nur zur Aufnahme eines oder mehrerer Dublirwickel entsprechende Abänderungen erhält, wird eine Watte gebildet, wie sie auf beiliegender Zeichnung im Grundrifs schematisch dargestellt ist und welche in der Richtung des Pfeiles den Speisecylindern der Vor-

spinnkrempel zugeführt wird. Es ist ohne Weiteres klar, dafs bei der Abtheilung der einzelnen Fäden durch den Flortheiler sowohl die einzelnen Fäden unter einander als auch ein jeder in sich selber aus gleichen Theilen aller zur Herstellung der Dublirwickel verwendeten einzelnen Reifskrempelbänder erzeugt werden bezw. ■ erzeugt wird. Es stellt sich sonach bei diesem Verfahren jeder einzelne Vorgespinnstfäden als das Ergebnifs aus dem arithmetischen Mittel einer grofsen Anzahl einzelner Reifskrempelbänder dar und es ist damit die möglichst vollkommene Egalisirung der einzelnen Vorgespinnstfäden sowohl eines jeden in sich selber als auch aller unter einander gegeben.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Verfahren, Vorspinnkrempel durch diagonale Vorlegung von Dublirwickeln zu speisen, dadurch gekennzeichnet, dafs die in letzteren enthaltenen Bänder den auf der Vorspinnkrempel gleichzeitig erzeugten Vorgespinnstfäden sowohl jedem für sich als auch allen unter einander gleiche Antheile zukommen lassen.

   Hierzu ι Blatt Zeichnungen.