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Verfahren zur Herstellung wasserlöslicher, gerbend wirkender Kondensationsprodukte
Es ist bekannt, wasserunlösliche, künstlich hergestellte oder natürliche Stoffe,
die eine oder mehrere phenolische Hydroxylgruppen enthalten, durch Kondensation
mit Formaldehydbisulfit in wasserlösliche, sulfonsäurehaltige Produkte von gerbenden
Eigenschaften überzuführen. Als für diese Kondensation geeignete wasserunlösliche
Stoffe seien beispielsweise genannt: Dioxydiarylsulfone sowie Kondensationsprodukte
aus Phenol, Kresolen, Xylenolen oder deren Derivaten und Aldehyden oder Ketonen,
z. B. Dioxydiarylmethane, ferner auchDioxydiarylsulfide. Auch kann man rezentfossile
Stoffe huminartiger Natur, z. B. Braunkohle, Humuskohle oder Kasseler Braun oder
Torf mit Formaldehydbisulfitkondensieren und so. in wasserlösliche sulfonsäurehaltige
Produkte überführen. Die so erhältlichen Kondensationsprodukte enthalten die Methansulfonsäuregruppe
an einen ihrer phenolischen Kerne gebunden. Sie besitzen bereits mehr oder weniger
gute gerbende Eigenschaften.
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Es wurde nun gefunden, daß man die Gerbeigenschaften dieser Formaldehydbisulfitkondensationsprodukte
hinsichtlich Füllwirkung und Rendement :des Leders wesentlich verbessern kann, wenn
man sie zusammen mit einfachen oder gemischten, auch höher kondensierten Oxyverbindungen
der Benzol- oder Naphthalinreihe und Formaldehyd oder diesen abgebenden Mitteln
in Gegenwart von einfachen Phenol- oder Naphthalinsulfonsäuren oder deren Kondensationsprodukten
mit niedrigmolekularen Aldehyden oder Ketonen unter milden Bedingungen in alkalischer
Lösung der Kondensation unterwirft. Hierbei wählt man zweckmäßig die Mengenverhältnisse
der zur Einwirkung gelangenden Stoffe je nach der Natur des Formaldehydbisulfitkondensationsproduktes
und der Oxyverbindungen der Benzol- und Naphthalinreihe bzw. der Phenol- oder Naphthalinsulfonsäuren
oder ihrer Kondensationsprodukte mit Formaldehyd so, daß man Kondensationsprodukte
von einer für den Gerbprozeß genügenden Löslichkeit erhält. Man kann auch so verfahren,
daß man die aromatischen Oxyverbindungen mit dem Formaldehydbisulfitkondensationsprodukt
oder mit einer der genannten Sulfonsäuren oder alle drei Komponenten zusammen zunächst
eine gewisse Zeitlang erhitzt, bevor man die übrigen Komponenten hinzusetzt. Die
wäßrigen Lösungen der so erhältlichen Kondensationsprodukte werden zum Gebrauch
als Gerbstoffe mit schwachen organischen Säuren angesäuert.
Beispiel
i Eine Lösung von 2o Teilen des Kondensationsproduktes aus Dioxydiphenylsulfon und
Formaldehydbisulfit in 3o Teilen Wasser wird mit 2o Teilen ß # ß-Di-(4-oxyphenyl)-propan
und einer Lösung von 5o Teilen.deg-= Kondensationsproduktes aus Kresolsulfonsäure
und Formaldehyd in 5o Teilen Wasser, ferner mit 6o Teilen 3o°%igem Formaldehyd gemischt.
Das Gemisch wird alkalisch gemacht und etwa 3 Stunden lang auf Wasserbadtemperatur
erhitzt. Nach beendeter Kondensation wird mit Wasser verdünnt und unter Rühren mit
2o Teilen iooo/oiger Ameisensäure angesäuert. Man erhält eine dünne Paste, die sich
beim Erwärmen leicht in Wasser löst.
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Verwendet man an Stelle des Dioxydiphenylsulfons das Kondensationsprodukt
aus Phenol und Formaldehyd, so erhält man ein Produkt von ebenfalls guterWasserlöslichkeit.
Beispiel 2 Eine Lösung von 8o Teilen des Kondensationsproduktes aus Dioxydiphenylsulfon
und Formaldehydbisulfit in i2o Teilen Wasser wird mit 2o Teilen Kresol und 2o Teilen
Dioxydiphenylsulfon und einer Lösung von 5o Teilen des Kondensationsproduktes von
Kresolsulfonsäure mit Formaldehyd, ferner mit 6o Teilen 3oo%igem Formaldehyd gemischt.
Das Gemisch wird alkalisch gemacht und etwa 3 Stunden lang auf 8o bis go° erhitzt.
Das mit Wasser verdünnte Reaktionsprodukt wird mit 2o Teilen Ameisensäure angesäuert.
Man erhält eine in der Wärme leicht wasserlösliche weiche Paste.
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Ein ähnliches Produkt von gleichfalls guter Löslichkeit in Wasser
entsteht, wenn das Kondensationsprodukt aus Formaldehydbisulfit und Dioxydiphenylsulfon
.durch ein solches ersetzt wird, das aus ß # f-Di-(4-oxyphenyl)-propan und Formaldehydbisulfit
erhältlich ist.
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Beispiel 3 Eine Lösung von 4o Teilen des Kondensationsproduktes aus
Dioxydiphenylsulfon und Formaldehydbisulfit in 6o Teilen Wasser wird mit io Teilen
Kresol und einer Lösung von 5o Teilen :des Kondensationsproduktes der Kresolsulfonsäure
mit ,Formaldehyd sowie mit 6o Teilen 3oo/oigem Formaldehyd gemischt. Die alkalisch
gemachte Mischung wird dann etwa 4 Stunden. lang auf go° erhitzt, nach beendeter
Kondensation mit wenig Wasser verdünnt und unter Rühren mit 2o Teilen iooo%iger
Ameisensäure angesäuert. Das dünnflüssige Reaktionsprodukt gibt beim Verdünnen mit
Wasser eine klare Lösung. Führt man die Kondensation statt mit ,dem Kondensationsprodukt
aus Formaldehydbisulfit und Dioxydiphenylsulfon mit einem Produkt aus, das man erhält,
wenn man Humuskohle (ulkalilösliche Braunkohle) mit Formaldehyd-"hisulfit kondensiert,
so gelangt man zu dunkelgefärbten Produkten, die eine zum Gerben genügende Löslichkeit
besitzen. Auch die Verwendung von Kasseler Braun oder Torf führt zu ähnlichen Produkten.
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Beispiel 4 Eine Lösung von 2o Teilen des Kondensationsproduktes aus
Dioxydiphenylsulfon und Formaldehydbisulfit in 3o Teilen Wasser wird mit 5 Teilen
ß # ß-Di-(4-oxyphenyl)-propan und einer Lösung von 4o Teilen ß # ß-Di- (4-oxyphenyl)
-propandisulfonsäure in 6o Teilen Wasser und ferner mit 3o Teilen 3oo%igem Formaldehyd
gemischt. Das Gemisch wird alkalisch gemacht und etwa 3 Stunden lang auf Wasserbadtemperatur
erhitzt. Nach dem Abkühlen säuert man das mit Wasser verdünnte Reaktionsprodukt
mit 2o Teilen Ameisensäure an.
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Beispiel 5 Eine Lösung von 5o Teilen des neutralisierten Kondensationsproduktes
aus Kresolsulfonsäure und Formaldehyd in i5o Teilen Wasser wird mit einer Lösung
von 2o Teilen Kresol in 5o Teilen Wasser und 8 Teilen 3oo/oiger Natronlauge vermischt
und 3 Stunden lang bei Wasserbadtemperatur erhitzt. Dann rührt man eine Lösung von
4o Teilen eines Kondensationsproduktes aus der Huminsäure, die unter dem Handelsnamen
Kasseler Braun bekannt ist, und Formaldehydbisulfit in ioo Teilen Wasser und 5 Teilen
3oo/oiger Natronlauge ein, fügt 15 Teile 3oo/oige Formaldehydlösung hinzu und erhitzt
weitere 2 Stunden lang bei Wasserbadtemperatur unter wiederholtem Rühren. Das Reaktionsprodukt
wird nach dem Verdünnen mit Wasser mit 3o Teilen Ameisensäure angesäuert.
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Beispiel 6 Eine Lösung aus 35 Teilen des neutralisierten Kondensationsproduktes
aus Naphthalinsulfonsäure mit Formaldehyd in 165 Teilen Wasser wird mit einer Lösung
von 15 Teilen ß-Naphthol in 5o Teilen Wasser und 8 Teilen 3oo%iger Natronlauge vermischt.
Die Mischung wird 3 Stunden lang auf etwa ioo ° erhitzt. Dann rührt man eine Lösung
von 40 Teilen des Kondensationsproduktes aus Kasseler Braun und Formaldehydbisulfit
in ioo Teilen Wasser und 5 Teilen 3oo%iger Natronlauge ein, fügt noch 15 Teile 3oo/oi-ge
Formaldehydlösung hinzu und erhitzt unter wiederholtem
Rühren noch
a Stunden lang weiter. Darauf verdünnt man das Reaktionsprodukt mit Wasser und säuert
mit 3oTeilen Ameisensäure an.