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Zusatzmittel für Kunstharzleime Zum Verleimen von Sperrholz u. dgl.
werden Kunstharzleime verwandt, welche Harnstoffaldehyd- ioder Phenolaldehydkondensationsprodukte
u. dgl. enthalten, die unter Anwendung von Hitze und Druck gehärtet werden. Es ist
bekannt, solchen Kunstharzleimen zur Erhöhung des Wass.erbindevermöge;ns Streckmittel
und weiterhin auch Füllmittel zuzusetzen. Als Streckmittel sind organische Stoffe,
wie Stärke, Kartoffelmehl, Holzmehl, Weizen- bzw. Roggenmehl u. dgl., als Füllmittel
anorganische Stoffe, wie Kaolin, Schlämmkreide, Kieselgur, Gips u. dgl., vorgeschlagen
worden. Die meisten der Streckmittel beeinträchtigen zwar die Trockenfestigkeit
der Leimung nicht oder nur in ,einem geringen Maße; dagegen sinkt die Naßfestigkeit
bei großem Zusatz an Streckmittel erheblich ab. Außerdem ist üin mit organischen
Stioffen, wie z. B. Roggen- oder Weizenmehl, in größeren Mengen gestreckter Leim
durch Schimmelpilze u. dgl. angreifbar. Der Verwendung von Getreidemehlen steht
auch entgegen, daß diese in erster Linie für die Ernährung bereitgehalten werden
müssen.
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Es ist nun gefunden worden, daß ein von den oben@erwähnten Nachteilen
freies Zusatz: mittel für Kunstharzleime aus in beliebiger Menge zur Verfügung stehenden
Stoffen hergestellt werden kann. Das Zusatzmittel gemäß Erfindung besteht aus einer
Mischung aus fein gemahlenen, cellulosehaltigen, also pflanzlichen Abfallstoffen,
in überwiegender Menge und einem fein gemahlenen Schutzkolloid.
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Als cellulosehaltige Abfallstoffe kommen in erster Linie Getreidespelzen,
wie Weizenspreu, ferner Roßkastanien u. dgl., in Betracht.
Grundsätzlich
sind alle cellulosehaltigen Abfallstoffe brauchbar, soweit sie sich nur genügend
fein vermahlen lassen Als Schutzkolloid können z;3. amen= schleime, wie Pektinstoffe,
Agar-Agär"'u. dgl.,, oder Gelatine verwendet werden: Als b eson;., ders vorteilhaft
hat sich Sulfitabläuge ef wiesen, die in getrocknetem und pulverisier,-tem Zustand
verwendet wird. Die Mengenverhältnisse, in denen der aellulosehaltige Abfallstoff
mit dem Emulgermittel gemischt wird, können in weiten Grenzen schwanken. Der cellulosehaltig@e
Stoff soll jedoch in überwiegender Menge angewendet werden. Eine Menge von 1/1o
bis i/25 des trocknen Emulgators, auf dein trocknen cellulosehaltigen Abfallstoff
berechnet, kann im allgemeinen zur Erzielung der Emulgierung ausreichen.
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Zur Herstellung des Zusatzmittels wird der aellulosehaltige Abfallstoff
zweckmäßig auf ,einer Kugelmühle auf entsprechende Feinheit vermahlen. - Im allgemeinen
genügt durchaus leine Mahlfeinheit; bei der 93 bis 94% des gemahlenen Erzeugnisses
durch ,ein 28o-Maschenseb (28o Maschen pro Quadratzentimeter) Hindurchgehen, während
auf dem 5ooo-Maschenseb das Produkt im wesentlichen zurückgehalten werden kann.
Eine größere Mahlfeinheit schadet aber im allgemeinen nicht.
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Zur Erleichterung des Mahlvorganges kann mann das Produkt vor joder
während es Mahlens erhitzen. Die Temperatur kann hierbei so weit ,ansteigen, daß
eine gewisse Röstung oder Bräunung des Erzeugnisses eintritt. Man kann das Mahlen
auch durch einen chemischen Aufschluß des Mahlproduktes fördern, indem man beispielsweise
die zu mahlende Spreu mit geringen Mengen einer passenden Säure, z: B. Salzsäure,
besprüht und hierauf kurze Zeit erwärmt. In manchen Fällen wird -der Mahlvorgang
gerade durch ein Anfeuchten des Erzeugnisses begünstigt. Für praktische Zwecke kann
sich häufig seine Kombination von Trocken- und Naßvermahlung als zweckmäßig erweisen,
indem man etwa zunächst i Stunde lang auf der Kugelmühle trocken vermahlt, alsdann
den @ebenfalls trockenen Emulgator zusetzt und dann etwa io Minuten unter Anfeuchten
fertigmischt.
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Das so gewonnene Mittel stellt ein trockenes Pulver dar, welches überraschenderweise
leine @erhebliche Quellung des Leimes ermöglicht. In dieser Hinsicht übertrifft
das Mittel sogar das als Streckungsmittel häufig verwendete Roggenmehl. Brei VergleichsveY-süclzr~n
unter Anwendung seiner Mischung von feinpg@emahlener Weizenspreu und pulverisierter
Sülfitablauge im Verhältnis von 75 zu 25 Ader im Verhältnis von
50 zu 5o
einerseits
Teifi?es mit ioo Teilgin des Zusatzmittels gestreckt wurden, vergab sich, daß mit
dem neuen Mittelgute Trocken- °und NaBfestigkeiten erzielt werden können; und daß
bei Feuchtlagerung und zweiwöchiger Einwirkung von Schimmelpilzen die Verleimungen
mit dem Zusatzmittel gemäß Erfindung wesentlich bessere Festigkeiten aufwiesen.
Die Widerstandsfähigkeit der unter Verwendung des neuen Zusatzmittels hergestellten
Verleimüngen gegen Angriffe von Schimmelpilzen übertraf auch bei weitem diejenige
der üblichen organischen Leime, wie Hautleim, Lederleim, Casein- und Sojaeiweißleim.
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Bei Verwendung von Weizenspreu und getrockneter und pulverisierter
Sulfitabläuge für sich allein vergab sich bei Einhaltung der oben angegebenen Mengenverhältnisse
zwischen dem Kunstharzleim und dem Zusatzmittel seine wesentlich geringere Trockenfestigkeit
und seine vollständig ungenügende Festigkeit nach Feuchtlagerung.
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Die Vorteile des neuen. Zusatzmittels bestehen,also in erster Linie
in der hohen Quellbarkeit, welche rasch die Erzielung seiner homogenen, sich nichtentmischenden,
streichfähigen Leimlösung gestattet, der gute Trokkon- und Naßfestigkeit der Verleimung
und der Beständigkeit gegenüber der Einwirkung von Schimmelpilzen u. dgl. Außerdem
werden im Inland beliebig zur Verfügung stehende Abfallstoffe zur Verwertung an
Stelle von für die Ernährung wichtigen Stoffen bzw. von ausländischen Produkten
nutzbar gemacht.