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Verfahren zum Ölen von Kalkstickstoff Es ist bekannt, daß gemahlener
Kalkstickstoff zur Verhinderung des Stäubens geölt werden muß. Um eine bessere Verteilung
des Öles zu erhalten, ist bereits vorgeschlagen worden, diese Ölbehandlung in der
Wärme oder bei dampfförmigem Zustande der Öle vorzunehmen. Hierunter wurde verstanden,
(laß die durch Streudüsen o. dgl. zugeführt wurden, nachdem sie, falls erforderlich,
auf eine möglichst hohe Temperatur erhitzt worden waren.
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Es ist bisher nicht der Vorschlag veröffentlicht worden, bei'diesem
Vorgang der Ölung in der Wärme die Azotierwärme selbst zu verwerten, die völlig
unbenutzt verlorenging. Gegenstand der Erfindung ist nun ein Verfahren, bei dem
diese Azotierwärme in der Weise nutzbar verwertet wird, daß das Öl (lein von der
Azotierung und Mahlung komnienden, auf etwa ioo° C abgekühlten Kalkstickstoff zugeführt
wird. Auf diese Weise erreicht man eine sehr feine Verteilung des Öles, so daß ohne
besonderen Wärmeaufwand jede Kl.umpenbildung vermieden und jedes halkstickstoffkorn
mit Öl überzogen wird. Es findet gleichzeitig auch eine gewisse Vernebeiuiig des
Öles statt, wobei sich bei der folgenden Abkühlung die einzelnen Kalkstickstoffteilchen
völlig gleichmäßig mit einer dünnen O111aut überziehen. Außerdem wird erreicht,
(laß man mit erheblich weniger Öl auskommt als bisher, und (laß der Stäubungsgrad
bei dem heißgeölten Kalkstickstoff mit der Zeit viel weniger zunimmt als bei dem
kaltgeölten.
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Das neue Verfahren bedingt eine völlige Umstellung des bisherigen
Arbeitsganges insofern, als dieKalkstickstoffblöckenicht mehr wie bisher ausgekühlt
werden, sondern noch in verhältnismäßig heißem Zustande in die Brech- und Mahlanlagen
gelangen. Es ist hierfür eine jetzt praktisch immer erfüllte Voraussetzung, daß
der Kalkstickstoff nur noch sehr wenig Restcarbid enthält, weil bei hohen Restcarbidgehalten,
wie sie früher vorhanden waren, die Temperatur bei der mit der Ölung meist verbundenen,
stark exothermen Entgasung zu hoch steigen würde. Aus diesen früheren Erfahrungen
der zu starken Ternperatursteigung erklärt sich wohl die -zunächst merkwürdig erscheinende
obenerwähnte Tatsache, daß man beim Ölen in der Wärme nur (las Öl erhitzte, aber
nicht gewagt hat, die notwendige Wärme aus der fühlbaren Wärme des heißen Kalkstickstoffs
selbst zu bestreiten und damit eine Erhitzung des Öles überflüssig zti machen.
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Ein besonderer Vorzug des Verfahrens besteht darin, daß die niedrig
siedenden Bestandteile des Öles entfernt werden. Die Anwesenheit solcher niedrig
siedender Bestandteile ist wahrscheinlich der Grund für die häufig beobachtete Erscheinung,
daß eine dauernde Entstaubung des Kalkstickstoffs nach (.lein üblichen Ölverfahren
manchmal nicht zu erreichen war. Wenn man nämlich Öl mit viel leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffen
verwen-(let, so verringert sich bei längerer Lagerzeit seine staubbindende Kraft,
weil sein Prozentgehalt durch Verdunstung dieser Ant-,le herabsinkt. Wird die Ölung
an dem noch heißen Kalkstickstoff vorgenommen. so werden die leichtflüchtigen T3-estandteile
durcl: die Deckgase
fortespült und können gegebenenfalls gesondert'
aufgefangen werden. Bei den bisherigen Verfahren, bei denen die Öle erwärmt und
dem kalten Kalkstickstoff zugeführt wurden, war diese Entfernung der leicht siedenden
Bestandteile nicht möglich, da sich diese natürlich auf dem kalten Kalkstickstoff
-wieder niederschlugen.
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Die Unterschiede zwischen dein früheren und dem neuen Verfahren sind
beispielsweise aus dem beiliegenden Schaubild zu entnehmen.
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Hier sind Vergleichsversuche dargestellt, bei denen der Stäubungsgrad
von geöltem Kalkstickstoff durch Feststellung der Anteile, die beim Fall einer Gesamtmenge
von ioo g aus einer Höhe von .4o cm unter dem Einfluß eines Seitenwindes von i m/Sek.
abgetrieben wurden, bestimmt wurde.
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Die durchgezogenen einfachen Linien zeigen den Stäubungsgrad bei nach
dem `bekannten Verfahren geöltem und gelagertem Kalkstickstoff, die doppelt durchgezogenen
Linien bei demselben Kalkstickstoff, ungelagert, an. Der Ölgehalt bei dem gelagerten
Kalkstickstoff betrug 2,340,10, bei dem nichtgelagerten 2,-.2%.
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Die einfach und doppelt gestrichelten Linien geben die entsprechenden
Werte für nach dem neuen Verfahren geölten Kalkstickstoff an.
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Der Ölgehalt des gelagerten Kalkstickstoffs (einfach gestrichelt)
betrug 1,57 °/o, der des nichtgelagerten (doppelt gestrichelt) i,4.9%.
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Aus der Zeichnung ergibt sich, daß die Lagerbeständigkeit des nach
dem neuen Verfahren geölten Kalkstickstoffs trotz erheblich geringerer Ölmengen
sich um io °/o erhöht hat.
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Das nach dem neuen Verfahren hergestellte Erzeugnis besitzt einen
weiteren Vorteil insofern, als die hierbei ausreichende geringere Ölmenge in bezug
auf den Düngewert des Produktes vorteilhaft ist. Große Ölmengen beeinflussen den
Düngewert ungünstig.
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Die Ölung des Kalkstickstoffs erfolgt nach der Mahlung, Es lassen
sich Stein- und Braunkohlenteeröle, Mineralöle sowie andere geeignete Öle verschiedenster
Herkunft verwenden. Es ist zweckmäßig, Öle zu wählen, bei Gienen der Flammpunkt
etwa io° C Tiber der Höchsttemperatur der Olungsapparatur liegt.
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Benötigt werden, je nach der Beschaffenheit der Öle und des Kalkstickstoffs
sowie des Verwendungszweckes des Kalkstickstoffs 11/2 bis 5 °/o Ölzusatz.
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Der Vorteil des neuen Verfahrens beruht in einer Vereinfachung der
Apparatur, in einer 1>esseren'1Tischung infolge der höheren Temperatur des Kalkstickstoffs
unter gleichzeitiger Entfernung der niedrig siedenden Bestandteile des Öles und
in einem gleichmäßigeren Erzeugnis mit einer wesentlichen Ersparnis an
01. Die Ölung kann vor oder nach der Entgasung erfolgen. Besonders vorteilhaft
ist es, das noch heiße, von den Mühlen kommende Material zu gleicher Zeit und in
der gleichen Apparatur, z. B. in den sogenannten Hvdromixern, unter gleichzeitiger
Kühlung zu entgasen und zu ölen. Diese Verfahrensweise hat den weiteren Vorteil,
daß das Wasser bei Temperaturen von etwa ioo° C mit dem Kalkstickstoff in Berührung
kommt und dadurch das für die Dicvandiamidbildung besonders schädliche Temperaturgebiet
von etwa 6o bis So' C vermieden wird.
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Beispiel i Es werden in einer Mischtrommel im Verlaufe von S Stunden
i5o t Kalkstickstoff, welche kein Restcarbid enthalten, geölt. Der Kalkstickstoff
tritt ununterbrochen in feingemahlener Form mit einer Temperatur von ioo°C in die
Mischtrommel ein. Es werden 3 t Gasöl mit einem spezifischen Gewicht von o,9 und
einem Flammpunkt von 12o° C mit einer Düse verstäubt; die Trommel wird in der nach
dem Austritt zu liegenden Hälfte mit Kühlwasser berieselt. Der fertige Kalkstickstoff
verläßt die 1\lischtrommel mit etwa 50° C.
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Beispiel 2 Es werden i50 t Kalkstickstoff mit 0,7"/, Restcarbid zur
gleichen Zeit mit Wasser und Öl behandelt, Die Apparatur besteht aus einer Mischtrommel,
in welche der Kalkstickstoff in feingemahlenem Zustande mit einer Temperatur von
etwa ioo° C oder wenig darunter eingebracht wird. Es werden im Verlaufe von S Stunden
mit einer Düse etwa 3 t Wasser und 3 t Öl mit einer anderen Düse zugesetzt. Die
Temperatur steigt infolge der "Zersetzung des Carbides, und die Trommel wird, damit
die Temperatur des Kalkstickstoffs ioo° C nicht wesentlich übersteigt, in der ganzen
Länge mit Wasser gekühlt. Der fertige Kalkstickstoff verläßt die Trommel mit etwa
6o° C.
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Bei beiden Beispielen wird inertes Spülgas durch die Trommel geleitet.