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Verfahren zur Herstellung Kohlensäure entwickelnder therapeutischer
Präparate Es ist bekannt, daß Kohlensäure therapeutisch verwendet wird und gegen
habituelle Obstipation sowohl per os (Seidlitz-Pulver oder -Kapseln) als auch in
Form von Kohlensäurebädern, Siphonklysmen usw. Verwendung finden kann. Kohlensäure
ist das einzige Gas, das auf die Darmschleimhaut und Darmmuskulatur reizend einwirkt.
Da aber die rectale Kohlensäurezufuhr oft mit großen Schmerzen und unangenehmen
Nebenerscheinungen. verblnuden ist, konnte die Kohlensäure für sich allein für den
obigen Zweck in die Praxis nicht Eingang finden. Es wurde daher auch vorgeschlagen,
Kohlensäure entwickelnde Gemenge in Form von Stuhlzäpfchen in den Mastdarm einzuführen,
wobei der übliche Zusatz von Fetten, fetthaltigen oder fettähnlichen, rein hydrophoben
Stoffen, wie Kakaobutter, Wollfett, Wachsarten usw., die Entwicklung der Kohlensäure
regeln und Schmerzen verhindern soll. Diese normalerweise bei der Herstellung der
Stuhlzäpfchen verwendeten Bindesubstanzen haben aber nicht zuverlässige Wirkung
gezeigt, auch deshalb nicht, weil durch sie dem Wasser der Zutritt zum Kohlensäure
entwickelnden Gemenge gehemmt und daher die Kohlensäureentwicklung und Wirkung zu
langsam ist. Bei der Verwendung rein hydrophiler Substanzen aber ist die Kohlensäureentwicklung
eine zu stürmische. Es ist ferner auch ein Verfahren bekanntgeworden, bei welchem
ein Kohlensäure entwickelndes Gemenge, beispielsweise bestehend aus Weinsäure und
Natriumcarbonat, für einen anderen als den, vorgenannten therapeutischen Zweck,
und zwar zum Hineintreiben von Desinfektions- oder Heilstoffen, unter Zuhilfenahme
von die Schaumbildung begünstigenden Stoffen in Wunden oder Körperhöhlen verwendet
wird.
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Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Präparates,
das die schmerzlose Anwendung von Kohlensäure gegen habituelle Obstipation in befriedigender
Weise ermöglicht. Das Verfahren wird in der Weise ausgeführt, daß einem bekannten
Kohlensäure entwickelnden Gemenge, wie z. B. Natriumcarbonat und Weinsäure, Lezithin
oder lecithinhaltige Stoffe zugesetzt und diese Erzeugnisse geformt und evtl. getrocknet
werden.
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Durch die Beimengung lecithinhaltiger Stoffe bzw. des Lezithins, das
zwar auch zu den fettähnlichen Stoffen gehört, das abereine Mittelstellung zwischen
den hydrophoben Bund den hydrophilen Substanzen einnimmt, wird überraschenderweise
die schmerzhafte Reizwirkung der Kohlensäure auf die Darmschleimhäute und Darmmuskulatur
gänzlich ausgeschaltet, und zwar wird durch den Lecithinzusatz in erster Linie ein
bisher unerreichtes Ziel, nämlich eine geregelte, ganz allihähliche, äußersi feinperlige
Kohlensäureentwicklung von zweckentsprechender Geschwindigkeit, also eine neue technische
Wirkung erreicht, die sich auf den stonischen Mastdarm und auf die Peristaltik so
günstig äußert, daß es mit Hilfe derart hergestellter Präparate leicht gelingt,-
die habituelle Mastdarmobstipation zu beheben. Außerdem enthält das Lezithin, das
ganz spezifische Sonderheit sowohl in chemischer als in physikalischer,
als
in therapeutischer und in physiologischer Richtung aufweist, bekanntlich Phosphor
in organischer Bindung und vereinigt sich, wie in der Literatur nur spärlich und
ganz allgemein angegeben ist, mit Basen und Säuren zu salzartigen Verbindungen.
Es wirkt in der erfindungsgemäßen Verbindung nicht bloß als der gesuchte Regler
der Kohlensäureentwicklung, sondern neben dem Heilstoffe Kohlensäure auch noch selbst
als Heilstoff. Offenbar spielt hierbei auch die physiologische Wirkung des Lecithins
auf die Nerven eine nicht unbedeutende Rolle und der Umstand, daß das Lecithin auch
die Resorptionsverhältnisse im Darmkanal z. B. zum Unterschied von anderen Lipoiden,
wie z. B. dem in Wasser unlöslichen Cholesterin, günstig beeinflußt.
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Zusammenfassend zeitigt somit einzig und allein die neue Kombination
von Lecithin oder lecithinhaltigen Stoffen mit Kohlensäure entwickelnden Gemengen
die folgenden neuen überraschenden Effekte: a) Sehr feinperlige und gleichmäßige
Kohlensäureentwieklung, b) rasche Resorption der sich im Körper bildenden Kohlensäure
und c) Schaffung einer günstigen Wirkung im physiologischen Sinne zur Vermeidung
der Reizwirkung der Kohlensäure auf empfindliche Schleimhäute.
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Nur durch die lückenlose Erreichung dieser vorgenannten Effekte wird
die schmerzlose Anwendung der Kohlensäure erzielt.
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Von dem in der Beschreibungseinleitung zuletzt angeführten bekannten
Verfahren unterscheidet sich das erfindungsgemäße wesentlich dadurch, daß bei dem
letzteren die Kohlensäure selbst als Heilmittel zur Anwendung gelangt, hingegen
bei jenem bloß den Transport eines in allen Fällen besonders zuzusetzenden Desinfektions-
oder Heilmittels zu besorgen hat, vorzüglich zu dem Zwecke, um Blutungen in Körperhöhlungen
zum Stillstande zu bringen, und ferner dadurch, daß sich das bekannte Verfahren
keines Mittels bedient, das wie das Lecithin die ganz spezifische Wirkung einer
äußerst feinperligen und gleichmäßigen Kohlensäureentwicklung neben eigener Heilwirkung
herbeizuführen vermag. Die dort als Hilfsmittel angewendeten bekannten schaumbildenden
Kolloide regeln keineswegs die Kohlensäureentwieklung aus den Kohlensäurebildnern,
sondern sie besorgen im Verein mit der Kohlensäure das angestrebte, möglichst tiefe
Hineintreiben der noch eigens heranzuziehenden besonderen Desinfektions- oder Heilmittel,
woraus folgt, daß beim erfindungsgemäßen Verfahren durch die Hinweglassung solcher
weiterer Zusätze schon allein ein technischer Fortschritt resultiert. Ein etwaiger
Ersatz des Lecithins beim Verfahren gemäß der Erfindung durch die schaumbildenden
Kolloide des obigen bekannten Verfahrens hätte außer dein Mangel eigener Resorptions-
und Heilwirkung nur eine großperlige, ungleichmäßige Kohlensäureentwicklung zur
Folge, die eben Schmerzen verursacht.
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Durch die Einführung von Stuhlzäpfchen, hergestellt aus Kohlensäure
entwickelnden Substanzen, einem Fettgemenge und Lecithin, in den. Mastdarm erfolgt
bei Personen, die an einer habituellen Mastdarmobstipation bzw. an Faulheitsverstopfung
leiden, wie bei Bettlägerigen, Wöchnerinnen, Säuglingen usw. nach kurzer Zeit eine
schmerzlose Stuhlentleerung.
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Da die Kohlensäure bekanntlich nicht nur einen typischen Effekt auf
den Dickdarm auslöst, sondern auch, dem Dünndarm zugeführt, peristaltisch wirkt,
wird das Gemisch von Kohlensäure entwickelnden Substanzen, und Lecithin oder lecithinhaltigen
Stoffen, um bei Einverleibung in Form von Pillen öder Kapseln eine ganz zuverlässige
schmerzlose und brauchbare interne Kohlensäuretherapie zu gewährleisten, vorteilhaft
mit einer der in der Pharmazie für ähnliche Zwecke an sich bekannten Hüllen, wie
gehärtete Gelatine usw., umgeben, die die Lösung des Inhaltes nicht schon ini Magen,
sondern erst im Darm ermöglicht.
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Ebenso werden aus den Kohlensäure entwickelnden Substanzen und einem
Fett= genenge mit Zusatz von Lecithin oder lecithinhaltigen Stoffen auch andere
Formen, z. B. Kugeln, hergestellt, welche in den Körper eingeführt, dort Kohlensäure
entwickeln und daselbst eine bakterizide Wirkung entfalten.
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Zweckmäßig werden die Komponenten kohlensaures Salz und Säure einerseits
und Lecithin andererseits aufs feinste vermischt, so daß eine homogene Applikationsform
entsteht. Auch kann vorteilhaft, um die Kohlensäureentwicklung zu verzögern, die
das kohlensaure Salz zersetzende Säure ähnlich dem bei Herstellung anderer Medikamente
üblichem Vorgang abgesondert in den Kern der Applikationsform gebettet werden.
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Ausführungsbeispiel Im Kern der Zäpfchen oder Glob.uli befindet sich
die Säure. Um diese herum befindet sich die Kohlensäure entwickelnde Substanz mit
Lecithin und dem Fettgemenge. Bei Anwendung löst sich zunächst dieses Gemenge, schmiert
die Darmwände usw. aus, und dann erst erfolgt die Kohlensäureentwicklung durch die
im Kern gelagerte Säure.
Bei per os zu nehmenden Präparaten, z.
B. Pillen oder Kapseln, stellt den Kern der Pille oder Kapsel die das kohlensaure
Salz zersetzende Säure dar; diese wird mit gehärteter Gelatine umhüllt, die von
einem Gemenge von Kohlensäure entwickelnder Substanz und Lecithin umgeben ist, und
das Ganze wird neuerdings in einer Hülle, . wie gehärteter Gelatine usw., eingebettet.
Diese Pille oder Kapsel geht ungelöst durch den Magen, kommt erst im Darm zur Auflösung,
und es erfolgt hier stufenweise Resorption.