Die Erfindung bezieht sich auf ein Laufwerk für Schienenfahr
zeuge, bei dem der Drehgestell- oder Fahrzeugrahmen sich über
Federelemente auf den mit Längs- und Querspiel geführten Rad
satzlagergehäusen des Radsatzes abstützt.
Es ist bekannt, daß bei Schienenfahrzeugen, die für hohe Ge
schwindigkeiten geeignet sind, zur Erreichung der Laufgütewer
te die Längssteifigkeit der Radsätze sehr groß sein muß, d. h.,
die Radsätze müssen in Längsrichtung straff geführt werden.
Bei Reisezugwagen wird das z. B. durch die Verwendung eines
Lenkers, dessen Kraftwirkungslinie durch den Achsmittelpunkt
verläuft oder durch zwei Lenker, die eine Parallelführung des
Radsatzes in vertikaler Richtung erzwingen, gelöst. Diese
Lösungen bringen aber mit sich, daß der Radsatz sich nicht
mehr radial einstellen kann und damit den Verschleiß von Rad
und Schiene bei Bogenfahrten erhöht. In den letzten Jahren
fordern verschiedene Bahnverwaltungen verstärkt "gleisfreund
liche" Laufwerke, d. h., daß der Rad- und Schienenverschleiß
durch gute Radialeinstellbarkeit der Radsätze minimiert wird.
In der DE 42 40 098 A1 wird eine Lösung aufgezeigt, die die An
forderungen nach straffer Radsatzführung und radialer Einstell
barkeit erfüllt. Diese technische Lösung ist aber sehr aufwen
dig.
Nach der DE 39 04 203 A1 sind Dämpfungsausführungen bekannt,
bei denen zwischen den Radsatzlagern des einen Radsatzes und
dem anderen Radsatz/oder den anderen Radsätzen Längsdämpfer
und für die Dämpfung der Querbewegung entweder zusätzliche
Querdämpfer angeordnet sind, oder die Querbewegungen über Len
kergestänge durch die Längsdämpfer mitbedämpft werden. Mit
diesen Anordnungen können die relativen Drehbewegungen zwi
schen den Radsätzen zwar gedämpft werden, sie haben aber den
Nachteil, daß eine große Anzahl von Dämpfern oder aufwendige
Lenkergestänge mit hohen Verschleißerscheinungen angewendet
werden müssen. Darüber hinaus ist durch die DE 42 42 685 A1
eine in allen drei Ebenen wirkende Dämpfungseinrichtung für
die Achsführung bekannt, bei der die Achsbewegungen über fe
dernd belastete Achslenker gedämpft werden. Diese Ausführung
hat jedoch den Nachteil, daß sie in dem beengten Einbauraum
schwer montierbar ist.
Es ist ferner eine Radsatzlagerführung an einem Drehgestell
nach CM 6 56 845 A5 und ein Achslenker für Führung von Eisen
bahnachsen nach DE 40 10 824 A1 bekannt, bei denen die für den
Sinus- und Bogenlauf gewünschte Längseinstellung der Radsätze
über in Längsrichtung angeordnete elastische Achslenker er
reicht werden soll. Bei beiden Ausführungen werden die Längsbe
wegungen nur unwesentlich durch die Eigendämpfung der Gummiele
mente gedämpft. Die für die Längsbewegung der Radsätze einge
stellte Längsfederkonstante ist unabhängig von der Geschwindig
keit dieser Längsbewegung immer gleich. Für hohe Geschwindig
keiten muß jedoch die Längsfederkonstante groß und für die für
den verschleißarmen Bogenlauf erforderliche Radialeinstellung
der Radsätze klein sein. Da jeweils nur eine Einstellung des
cx-Wertes möglich ist, können mit diesen bekannten Radsatzan
lenkungen nur Laufwerke für hohe Geschwindigkeiten oder nur
für einen verschleißarmen Bogenlauf ausgeliefert werden
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Laufwerk für Schienenfahrzeu
ge zu schaffen, daß durch besondere Gestaltung der Anlenkung
und Dämpfung der Achsführung hohe Geschwindigkeiten und gerin
ge Radsatz- und Gleisbeanspruchungen besonders in kleineren
Gleisbögen bei gleichzeitiger Reduzierung der Baukosten ermög
licht.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patent
anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen des Erfindungsgegen
standes gehen aus den Unteransprüchen hervor.
Das beidseitig
über Federelemente den Drehgestell- oder Fahrzeugrahmen tragen
de Radsatzlagergehäuse ist nach der Lösung gemäß Erfindung ein
seitig mit einem im definierten Abstand unter- oder oberhalb
der Achsmitte angelenkten, an beiden Enden annähernd karda
nisch gelagerten Achslenker mit dem Drehgestell- oder Fahrzeug
rahmen verbunden. Dabei können die kardanischen Lagerpunkte
sowohl verschleiß- und wartungsfrei ausgeführt werden (z. B.
mit Silentbuchsen) oder auch als Reibdämpfung (z. B. mit vorge
spannten Kugelsegmenten) genutzt werden.
Zur Dämpfung der Bewegungen des einseitig mit einem im defi
nierten Abstand unter- oder oberhalb der horizontalen Achsmit
te angelenkten an beiden Enden annähernd kardanisch gelagerten
Achslenkers mit dem Drehgestell- oder Fahrzeugrahmen verbunde
nen Radsatzlagergehäuses können nach einem weiteren Merkmal
der Erfindung vorzugsweise außerhalb der vertikalen Achsmitte
senkrecht oder zur Senkrechten geneigte Vertikalstoßdämpfer
oder in der Höhe zum Achslenker versetzt liegende Längs- bzw.
Querdämpfer angeordnet sein. Auch ist die Kombination der
genannten drei Dämpfungsarten untereinander möglich.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung soll anhand der Zeichnun
gen näher erläutert werden. Die Zeichnungen zeigen in:
Fig. 1 die Seitenansicht des Laufwerkes,
Fig. 2 die schematische Seitenansicht mit zusätzlichem Längs
dämpfer.
Nach Fig. 1 und Fig. 2 ist an dem Rahmen 6 des Drehgestelles
bzw. des Fahrzeuges für jedes Radsatzlagergehäuse 5 mindestens
ein Vertikalstoßdämpfer 3 vorgesehen. Der Vertikalstoßdämpfer
3 ist zwischen vertikaler Achsmitte 1 und Achsschraubenfeder
mitte 2 der Schraubenfeder 9 entweder senkrecht oder in einem
Winkel zur Senkrechten geneigt angeordnet. Mit der Größe des
Winkels läßt sich bekannterweise der Dämpfungsanteil des Verti
kaldämpfers 3 in der horizontalen Querrichtung variieren. Im
Bedarfsfall kann die Querdämpfung, wie in Fig. 1 dargestellt,
durch einen separaten Querdämpfer 15, der zwischen Radsatzla
gergehäuse 5 und Rahmen 6 angeordnet ist, verwirklicht werden.
Ein Achslenker 10 ist in Fahrzeuglängsrichtung in einem karda
nischen Lagerpunkt 12 am Radsatzlagergehäuse 5 und in einem
kardanischen Lagerpunkt 13 am Rahmen 6 so angeordnet, daß
seine Kraftwirkungslinie 11 im Abstand a zur horizontalen
Achsmitte 4 verläuft. Durch die Veränderung des Abstandes a
läßt sich die Längssteifigkeit der Führung des Radsatzes 7 und
damit das Laufverhalten des Fahrzeuges sowie der Verschleiß
zwischen Rad und Schiene beeinflussen.
Die Erhöhung der Längssteifigkeit wird dabei durch folgendes
Wirkprinzip erreicht: Der Radsatz 7 bewegt sich während der
Fahrt des Schienenfahrzeuges im Gleis (Spurkanal) sinusförmig.
Dabei wird der Radsatz 7 aus seiner Normalstellung ausgelenkt.
Bei einem herkömmlichen Schienenfahrzeug wirken die Federkompo
nenten in Längsrichtung dieser Auslenkung entgegen.
Bei einem Fahrzeug, das entsprechend der Erfindung mit Achslen
kern 10 ausgerüstet ist, wird zusätzlich zur vorhandenen Längs
steifigkeit der Federn eine weitere Kraftkomponente zur Erhö
hung der Längskräfte für die Auslenkung des Radsatzes 7 ge
nutzt. Diese weitere Komponente entsteht dadurch, daß der
Radsatz 7 zur Erreichung der Stellung 8 (Radsatz ausgelenkt)
das Radsatzlagergehäuse 5, das über den Achslenker 10 an den
Rahmen 6 gekoppelt ist, verdrehen muß und damit die Vertikalfe
derelemente um den Betrag f aus- bzw. einfedern. Das dabei
entstehende Kräftepaar erzeugt ein Moment, das die Rückstel
lung des Radsatzes 7 in die theoretische vertikale Achsmitte 1
bewirkt. Die Größe dieses Rückstellmomentes ist abhängig vom
senkrechten Abstand a zwischen horizontaler Achsmitte 4 und
der Kraftwirkungslinie 11 des Achslenkers 10. Je geringer der
Abstand a, desto größer wird die Längssteifigkeit der Führung
des Radsatzes 7. Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung
werden die Drehbewegungen der Radsatzlagergehäuse 5 über die
versetzt zur vertikalen Achsmitte 1 senkrecht oder in einem
Winkel zur Senkrechten geneigt angeordneten Vertikalstoßdämp
fer 3 und/oder über die als Reibungsdämpfer ausgebildeten kar
danischen Lagerpunkte 12 und 13 der Achslenker 10 (z. B. vorge
spannte Kugelsegmente) bedämpft. Auch ist zur Dämpfung dieser
Bewegungen die Anordnung eines in der Höhe zum Achslenker 10
versetzt liegenden Längsdämpfers 14 erfindungsgemäß denkbar.
Zwischen Radsatzlagergehäuse 5 und Rahmen 6 ist außerdem zweck
mäßiger Weise ein Querdämpfer 15 vorgesehen.