DE4227203C2 - Mittel und Verfahren zur Haarbehandlung - Google Patents

Description

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Mittel und ein Verfahren zur Haarbehandlung, mit dem eine gegenüber konventionellen Mitteln und Verfahren verbesserte Konditionierwirkung erreicht wird.

Haarkonditionierende Mittel sind seit langem bekannt und erfreuen sich bei den Verbrauchern, insbesondere den Verbraucherinnen, nach wie vor großer Beliebtheit. Sie werden im allgemeinen nach dem Reinigen, Färben oder Verformen der Haare angewandt. Sie haben vor allem die Aufgabe, das Haar zu regenerieren, den Glanz der Haare zu erhöhen, den Griff zu verbessern, die Naß- und Trockenkämmbar­ keit zu erleichtern und der Frisur Haltbarkeit zu verleihen.

Die Zahl der hierfür vorgeschlagenen Wirkstoffe ist enorm; es wird hierzu, beispielsweise, auf die Monographie von K. Schrader, "Grundlagen und Rezepturen der Kosmetika", 2. Auflage (1989, Hüthig Buchverlag, Heidelberg), S. 722 bis 781, verwiesen.

Trotz der Vielzahl der bekannten und vorgeschlagenen Formulierun­ gen sind die bekannten Haarkonditioniermittel nach wie vor verbes­ serungsfähig, insbesondere ihr Penetrationsvermögen in das Haar und damit ihre oben geschilderte Wirksamkeit.

Es wurde nunmehr gefunden, daß man eine ausgezeichnete haarkondi­ tionierende Wirkung erreichen kann, wenn man das Haar mit einer Zusammensetzung behandelt, die durch Vermischen von bis zur Anwendung voneinander getrennt gehaltenen Komponenten erhalten wurde, wobei die eine Zusammensetzung (A) wasserfrei ist und ein physiologisch verträgliches, beim Zusammenbringen mit Wasser Wärme entwickelndes Salz und mindestens ein Verdickungsmittel, und mindestens eine weitere, davon bis zur Anwendung getrennt gehaltene zweite Zusammensetzung (B) mindestens einen bei 25°C flüssigen Polyalkohol aus der Gruppe Polyethylenglycol, Polypropylenglycol, Glycerin und/oder Diglycerin enthält, diese Zusammensetzungen unter Zusatz von Wasser unter Wärmeentwicklung vermischt werden, das entstandene warme Gel auf menschliches Haar aufgebracht und nach der Einwirkung wieder ausgespült wird.

Ohne sich auf eine Theorie festlegen zu wollen, wird angenommen, daß durch die Wärmebehandlung das Penetrationsvermögen in das Haar wesentlich erhöht wird, wobei entweder bereits die mit Wasser Wärme entwickelnden Salze, insbesondere, wenn es sich gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung um zweiwertige Metall­ chloride wie Calciumchlorid, Magnesiumchlorid bzw. Zinkchlorid handelt, selbst als konditionierende Substanzen wirken oder eine Wirkung durch zusätzlich mitverwendete, an sich bekannte haarpfle­ gende Mittel erzielt wird.

Aus dem Referat Nr. 78695c der JP-OS 82 99 514 in Chemical Abstracts, Vol. 97 (1982), ist es bereits bekannt, in wäßrigen kosmetischen Mitteln durch Zusatz von Magnesiumchlorid Wärme zu entwickeln.

Die dort beschriebenen Zusammensetzungen enthalten jedoch kein Verdickungsmittel im Gemisch mit dem Metallsalz, was zur Erzielung der erfindungsgemäßen Effekte erforderlich ist, und durch die Anwesenheit eines Verdickungsmittels in der wäßrigen Phase nicht ersetzt werden kann, wie der folgende Vergleichsversuch zeigt.

Verdickungsmittelvergleich

in Polyolphase/in Pulverphase

A/B

Die DE-A 23 17 140 beschreibt ein kosmetisches Zwei-Komponenten- Präparat aus zwei voneinander getrennt abgepackten Komponenten, von denen die erste aus einer üblichen kosmetischen Zubereitung auf wäßriger Basis besteht, während die zweite aus einem Salz oder salzhaltigen Feststoffgemisch besteht, welches beim Zusammen­ bringen mit der ersten Komponente durch exotherme Hydratation eine Temperaturerhöhung des Präparates bewirkt.

Gemäß einem Hinweis in der Beschreibung kann die Salzkomponente auch feste Stoffe, die zur Temperaturerhöhung nicht geeignet sind, beispielsweise feinverteilte Kieselsäure zur Verbesserung der Rieselfähigkeit, enthalten.

Die Verwendung von bei 25°C flüssigen Polyalkoholen, wie sie für die vorliegende Erfindung essentiell ist, wird in dieser Druck­ schrift nicht gelehrt, da deren Aufgabenstellung in eine andere Richtung geht. Vergleichsversuche haben jedoch gezeigt, daß ohne die erfindungsgemäße Mitverwendung von Polyalkoholen, selbst bei hoher Salzkonzentration, eine ausreichende Wärmespeicherung auf dem Haar nicht erreicht wird, sondern sich im Gegenteil das Temperaturoptimum bereits nach kurzer Zeit einstellt, und dann ein rascher Temperaturabfall eintritt.

Wie bereits oben angedeutet, wird als physiologisch verträgliches, beim Vermischen mit Wasser Wärme entwickelndes Salz vorzugsweise ein zweiwertiges Metallchlorid eingesetzt.

Solche zweiwertigen Metallchloride sind insbesondere Calcium­ chlorid, Magnesiumchlorid und/oder Zinkchlorid, die für sich eben­ falls bereits eine haarkonditionierende Wirkung aufweisen.

Die Menge des zur Wärmeentwicklung erforderlichen Metallchlorids hängt von der erwünschten Temperatur der gebrauchsfertigen Zusam­ mensetzung ab, die bei etwa 40 bis 60°C, vorzugsweise etwa 50°C liegt.

Gleiches gilt für das in der wasserfreien Zusammensetzung im Ge­ misch mit dem Wärme entwickelnden Salz anwesende Verdickungsmit­ tel, wobei generell von einem Verhältnis Salz : Verdickungsmittel von etwa 1 : 1 bis 50 : 1, insbesondere etwa 2 bis 5 : 1, auszuge­ hen ist.

Als Verdickungsmittel sind insbesondere die verschiedenen Cellu­ losederivate wie Methylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Hydroxy­ propylcellulose, natürliche Gummen wie Xanthan Gum, Guar Gum oder Pectin geeignet; es können jedoch auch anorganische Verdickungs­ mittel, beispielsweise Aluminiumsilikat und Magnesiumaluminium­ silikate wie Montmorillonit oder Kieselsäuren eingesetzt werden.

Der essentielle Bestandteil der von der wasserfreien, Salz enthal­ tenen Zusammensetzung (A) bis zur Anwendung separat gehaltenen flüssigen Zusammensetzung (B) ist ein bei 25°C flüssiger Poly­ alkohol aus der Gruppe Polyethylenglycol, Polypropylenglycol, Glycerin und/oder Diglycerin.

Dabei liegt das bevorzugte Verhältnis von beim Zusammenbringen mit Wasser Wärme entwickelnden Salz zu Polyalkohol in der gebrauchs­ fertigen Mischung zwischen etwa 1 : 1 und 1 : 8, insbesondere 1 : 2 und 1 : 6.

Als bevorzugter Polyalkohol wird ein Polyethylenglycol mit einem Molgewicht zwischen etwa 200 und 600, insbesondere etwa 400 und etwa 600, eingesetzt.

Die Funktion des Polyalkohols im gebrauchsfertigen Mittel ist eine zweifache: Einmal dient er als Trägerstoff, zum anderen als Wärme­ speicher, um die beim Zusammenbringen des Metallsalzes mit Wasser entstandene Wärme im viskosen Endprodukt möglichst lange aufrecht­ zuerhalten.

Diese Funktion wird durch Polyethylenglycol, insbesondere mit einem Molekulargewicht zwischen 200 und 600, am besten ausgeübt, da dadurch eine zusätzliche Wärmeentwicklung erzielt werden kann; die weiteren geeigneten Polyalkohole wie Polypropylenglycol und Glycerin bzw. Diglycerin, die vorzugsweise im Gemisch mit Poly­ ethylenglycol eingesetzt werden, weisen zwar mit Wasser keine eigene Wärmeentwicklung auf, sind jedoch ebenfalls geeignet, als Wärmespeicher zu wirken.

Generell werden unter bei 25°C flüssigen Polyalkoholen solche verstanden, deren Fließpunkt bei etwa 25°C und darunter liegt.

Höhere Oligoglycerine wie Tri-, Tetra- und Pentaglycerin können im Gemisch mit den genannten Polyalkoholen eingesetzt werden, voraus­ gesetzt, das Gemisch ist bei 25°C noch flüssig.

Wie bereits ausgeführt, können die erfindungsgemäßen Zusammenset­ zungen als solche auf das Haar aufgebracht werden und üben dort, insbesondere bei Anwendung zweiwertiger Metallchloride wie Calciumchlorid, Magnesiumchlorid und/oder Zinkchlorid (von denen Calciumchlorid bevorzugt wird), eine konditionierende Wirkung aus.

Es ist aber zweckmäßig und vorteilhaft, zusätzlich an sich be­ kannte haarkonditionierende Wirkstoffe mitzuverwenden.

Als solche seien insbesondere die bekannten langkettigen quater­ nären Ammoniumverbindungen oder kationische Polymere genannt.

Auch weitere filmbildende ampholytische, nichtionische und/oder anionische Polymere können für diesen Zweck eingesetzt werden, darüber hinaus Öle, Fette, flüchtige und nichtflüchtige Silicone, Feuchthaltemittel, Aminosäuren, Panthenol, Phytantriol, Naphtha­ linsulfonsäure, etc.

Neben Wirkstoffen können auch Hilfsstoffe, beispielsweise anioni­ sche, nichtionische und amphotere Tenside, Konservierungsmittel, etc. mitverwendet werden.

Die einschlägige Wirkung dieser Verbindungen und ihre Einsatz­ konzentrationen sind aus dem Stand der Technik, beispielsweise K. Schrader, l.c., bekannt, so daß auf Wiederholungen an dieser Stelle verzichtet werden kann.

Die Zugabe dieser haarpflegenden Stoffe kann entweder zur Zusam­ mensetzung (A) oder Zusammensetzung (B) erfolgen, wobei, soweit es sich um flüssige oder in Lösung oder Dispersion vorliegende Sub­ stanzen handelt, die Zugabe zu den Polyalkohol enthaltenden Zusam­ mensetzungen (B) zweckmäßig sein wird.

Die Anwendung des Mittels kann auf folgende Weise erfolgen: Ein Behältnis, beispielsweise eine Ampulle, die die den Polyalko­ hol enthaltende Zusammensetzung (B), vorzugsweise in Kombination mit haarpflegenden Substanzen und gegebenenfalls Tensiden, enthält (etwa 5-20 g), wird mit Wasser (etwa 30 ml) aufgefüllt und die erhaltene Lösung in ein die wasserfreie Zusammensetzung (A) aus wasserfreiem, mit Wasser Wärme entwickelnden Salz und Verdickungs­ mitteln (etwa 5 g im Verhältnis von etwa 9 : 1) eingebracht und gemischt, wobei, unter Verdickung, eine Temperatur zwischen etwa 50 und 55°C entsteht. Diese Zusammensetzung wird auf feuchtes Haar aufgebracht und etwa 10 Minuten einwirken gelassen, wobei eine langsame Temperaturerniedrigung auf etwa 40°C eintritt. Abschließend wird das behandelte Haar gespült.

Die Reihenfolge der Vermischung der Zusammensetzungen (A) und (B) kann auch umgekehrt werden.

Die den Polyalkohol enthaltende Zusammensetzung (B) kann, zur Penetrationsverbesserung, auch noch einen wasserfreien Alkohol, beispielsweise 1,3- oder 1,4-Butandiol, Benzylalkohol oder Benzyl­ oxyethanol, 1-Methoxypropanol oder Dipropylenglycolmonomethyl­ ether, enthalten.

Der Anteil an Penetrationspromoter kann zwischen 0 und 25 Gew.-% der Zusammensetzung (B) liegen.

Eine Rahmenrezeptur für die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen läßt sich etwa wie folgt definieren:

Calciumchlorid, Magnesiumchlorid und/oder Zinkchlorid:
1-70, vorzugsweise 1-25, insbesondere 3-15 (Gew.-%);
Polyethylenglycol (MG 200-600):	1-60, vorzugsweise 1-40, insbesondere 5-30 (Gew.-%);
Verdickungsmittel:	0,5-15, vorzugsweise 1-10, insbesondere 1,5-8 (Gew.-%);
Wasser:	100 (Gew.-%).

Diese Zahlen beziehen sich auf die gebrauchsfertige Mischung.

Die Anteile an Metallsalz sind natürlich auch davon abhängig, ob es sich um dabei kristallwasserfreie Salze, die bevorzugt sind, oder um kristallwasserhaltige Salze handelt. Im ersteren Fall liegt der Anteil niedriger, im zweiten Fall höher.

Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Illustration der Erfindung.

Die mit diesen Zusammensetzungen behandelten Haare zeigten Volumen, festen Halt, aber lockeren Griff und wiesen einen natürlichen Glanz auf.

Claims (15)

1. Mittel zur Haarbehandlung, bestehend aus bis zur Anwendung voneinander getrennt gehaltenen Zusammensetzungen, die beim Vermischen in Gegenwart von Wasser unter Wärmeentwicklung eine Viskositätserhöhung ergeben, wobei mindestens eine Zu­ sammensetzung (A) ein wasserfreies Gemisch aus einem phy­ siologisch verträglichen, beim Vermischen mit Wasser Wärme entwickelnden Metallsalz und mindestens einem Verdickungs­ mittel enthält, und mindestens eine weitere, davon bis zur Anwendung getrennt gehaltene Zusammensetzung (B), welche mindestens einen bei 25°C flüssigen Polyalkohol aus der Gruppe Poly­ ethylenglycol, Polypropylenglycol, Glycerin und/oder Di­ glycerin enthält.

2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als physiologisch verträgliches, beim Vermischen mit Wasser Wärme entwickelndes Metallsalz ein zweiwertiges Metall­ chlorid enthält.

3. Mittel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß es als zweiwertiges Metallchlorid Calciumchlorid, Magnesiumchlorid und/oder Zinkchlorid enthält.

4. Mittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die Zusammensetzung (B) ein Polyethylen­ glycol mit einem Molgewicht zwischen 200 und 600 enthält.

5. Mittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge­ kennzeichnet, daß es als Verdickungsmittel ein Cellulose­ derivat und/oder ein natürliches Gummiderivat enthält.

6. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekenn­ zeichnet, daß es als Verdickungsmittel eine Kieselsäure und/oder ein Aluminiumsilikat enthält.

7. Mittel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß es als Verdickungsmittel Xanthan Gum und/oder Guar Gum enthält.

8. Mittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß in der gebrauchsfertig auf das Haar auf­ zubringenden Mischung das Verhältnis von physiologisch ver­ träglichen, beim Zusammenbringen mit Wasser Wärme ent­ wickelnden Metallsalz zu dem flüssigen Polyalkohol zwischen 1 : 1 und 1 : 8 liegt.

9. Mittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge­ kennzeichnet, daß es zusätzlich mindestens einen haar­ pflegenden Wirkstoff enthält.

10. Mittel nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß es einen Filmbildner enthält.

11. Mittel nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß es eine haarkonditionierende Substanz enthält.

12. Mittel nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß es natürliche und synthetische Fette und Öle enthält.

13. Mittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die den Polyalkohol enthaltende Zusammen­ setzung (B) einen Penetrationspromotor enthält.

14. Mittel nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß es als Penetrationspromotor 1,3-Butandiol, 1,4-Butandiol, Benzyl­ alkohol und/oder Benzyloxyethanol enthält.

15. Verfahren zur Haarbehandlung, dadurch gekennzeichnet, daß eine wasserfreie, ein physiologisch verträgliches, beim Zu­ sammenbringen mit Wasser Wärme entwickelndes Metallsalz und min­ destens ein Verdickungsmittel enthaltende Zusammensetzung (A) nach den Ansprüchen 1 bis 14 mit Wasser und einer mindestens einen bei 25°C flüssigen Polyalkohol aus der Gruppe Polyethylenglycol, Polypropylenglycol und Di-, Tri- oder Polyglycerin enthaltenden Zusammensetzung (B) nach den Ansprüchen 1 bis 14 unter Wärmeentwicklung vermischt, das entstandene warme Gel auf menschliches Haar aufgebracht und nach der Einwirkung auf das Haar ausgespült wird.