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Verfahren zur gesteigerten Gewinnung von Serumpräparaten. Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Serumpräparaten aus Lebewesen mit Ausnahme
von Menschen und besonders zur Herstellung von Serum aus Tieren, die Bakterien oder
deren Toxinen gegenüber immun gemacht sind. Sie beschränkt sich jedoch nicht auf
die Darstellung von gift- und keimnviderstandsfähigen Serumpräparaten, sondern kann
auch für die Verfertigung anderer Sera angewandt werden.
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Bisher ist es gebräuchlich, dem Tiere, gewöhnlich dem Pferde, Blut
für die Herstellung von Serum zu entziehen, nachdem man es vorher gegebenenfalls
immun gemacht hat. Aus dem Blute gewinnt man durch Absonderung (las Serum.
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Diese Absonderung des Serums aus dem Blute kann man auf verschiedene
bereits bekannte Weise bewirken: r. Man kann das Blut in einem Krug oder einer Flasche
auffangen, ohne besondere Maßnahmen zu treffen, um das Gerinnen des Blutes zu verhindern.
Aus dem geronnenen Blut wird dann .durch geeigneten Druck das Serum ausgepreßt.
Bei diesem Verfahren ballen sich die roten Blutkörperchen iimmer wieder von neuem
zu Klümpchen. a. Man fängt das Blut in Flaschen oder Gefäßen auf, :die eine Lösung
von Natriumoxalat oder -zitrat oder irgendeinem anderen die Gerinnung verhindernden
Salz enthalten. Dadurch erreicht man, daß das Blut in den Flaschen oder Gefäßen
stehen bleibt, während die Zellenelemente sich absetzen und das Plasma auf der Oberfläche
schwimmt. Dieses Plasma bringt man nun in einen anderen Behälter, fügt zwecks Gerinnung
Kalksalze zu und preßt aus dem geronnenen Plasma durch geeigneten Druck das Serum
heraus.
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3. Man fängt das Blut in Behältern auf, die mit Paraffin oder ähnlichen
Stoffen überzogen sind, wodurch die Gerinnung verhindert wird, während die Zellenelemente
sich absetzen. Das darüber schwimmende Plasma wsrd dann abgezogen und das Serum
von dem Blutkuchen getrennt.
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Alle diese Verfahren haben jedoch den Nachteil, daß sie bald Blutarmut
herbeiführen, so daß nach der ersten Blutabzapfung von 8 bis zo 1, z. B. bei einem
Pferde, diesem wenigstens eine Woche Ruhe gewährt -,verden muß, bevor man wieder
Blut abzapft. .Eine Ruhepause von einer Woche genügt meist nicht, um den B4utv erlust
völlig zu ersetzen.
Man kann zwar jede Woche einem Pferde das Blut
abziehen, jedoch, sobald sich die Blutabzapfung zwei-, drei- oder viermal wiederholt,
muß man dem Pferde eine längere Ruhepause gewähren. Die gewöhnltiche Ruhepause beträgt
eine Woche für jede Blutung, so daß, angenommen, dem Pferde würde jede Woche Blut
entzogen, für vier Blutabzapfungen eine Ruhepause von einem Monat gewährt werden
müßte. In manchen Laboratorien wird wöchentlich ziemlich viel Blut abgezapft, so
daß die so behandelten Pferde hinsiechen und bald sterben.
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Gegenstand der Erfindung bildet nute ein Zerfahren, bei dem die Blutarmut
sofort vermindert wird, so daß es möglich ist, den Pferden oder anderen Tieren häufiger
bzw. größere Mengen Blut abzuzapfen.
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Es wurde gefunden, daß man das Pferdematerial auf größere Leistungsfähigkeit
bringen und mehr Serum gewinnen kann, wenn man die roten Blutkörperchen nach der
Abscheidung des Plasmas daraus jeweils wieder in die Blutgefäße desselben oder eines
anderen artgleichen Tieres einführt. Diese roten Blutkörperchen werden im Tiersystem
zusammen mit der geringen Plasmamenge, die sie enthalten, absorbiert, und dadurch
wird der Blutverlust des so behandelten Tieres verringert.
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Die Erfindung besteht also im wesentlichen in der an sich bekannten
Wiedereinführung der roten Blutkörperchen nach der Plasmatrennung in die Blutgefäße
des Tieres oder anderer Tiere gleicher Art zwecks Veriniinderung des Blutverlustes
und Vergrößerung des aus dein Blute hergestellten Serumgehaltes.
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Die Erfindung läßt sich bei den olwn unter 2 und 3 erwähnten bekannten
und gebräuchlichen Verfahren anwenden.
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Das Verfahren geht etwa folgendermaßen vor sich: io bis 1.21 Blut
werden aus dem Pferde in weite Flaschen geleitet, düe gründlich gereinigt und sterilisiert
sind. Das Gerinnungsverhinderungsmittel, Oxalatlösung, vorzugsweise Kaliumoxalatlösung,
wird in der Flasche mit dem Blute durch Schütteln gemischt, sowie das Blut aus den
Venen in die Behälter läuft. Um einen Niederschlag der roten Blutkörperchen zu erreichen,
läßt man die Flaschen ruhig stehen. Die Trennung kann auch durch den Gebrauch einer
Zentrifuge beschleunigt werden. Wenn es sich um Pferdeblut handelt, ist aber eine
Zentrifuge nicht notwendig. Nachdem die roten Blutkörperchen sich abgesetzt haben,
wird das darüber schwimmende Plasma in einen oder mehrere geeignete Behälter gegossen
und in bekannter Weise auf Serum verarbeitet. Die zurückbleibenden roten Zellfraktionen
werden in anderen Behältern, z. B. Rückführungsflaschen, gesammelt. Diese roten
Blutkörperchen werden dann mittels geeigneter Maßnahmen wieder in eine Vene des
Pferdes eingeführt.
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In der Zeichnung sind Einrichtungen veranschaulicht, die man bei Ausführung
des @'erfahrens benutzen kann.
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A.bb. i veranschaulicht die Flasche, in der das Blut zuerst aufgefangen
wird, wenn es vom Tier abgezapft wird.
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Abb. 2 zeigt die gleiche Flasche, in der die Zellenelemente oder roten
Blutkörperchen sich abgesetzt haben. Diese werden durch eine dunkle Schattierung,
das darüber schwimmende Plasma durch eine hellere Schattierung angezeigt.
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Abh.3 zeigt die gleiche Flasche, die die roten, Blutkörperchen enthält,
und die in Verbindung mit einer ang-eren Flasche steht, in die die roten Blutkörperchen
durch ein geeignetes Filter hindurchgefiltert werden.
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Abb. d. zeigt die letzterwähnte Flasche, in welche die filtrierten
roten Blutkörperchen hineingebracht wurden, mit der Kanüle, durch die jene in die
Blutgefäße des Tieres wieder -zurückgeführt werden.
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Die in der Zeichnung veranschaulichte Vorrichtung besteht aus drei
verschiedenen Flaschen oder Behältern (oder Gruppen derselben), nämlich aus einem
Auffangegefäß, z. B. einer Abzapfungsflasche A, einem Plasmagefäß ß und einem Zurückführungsgefäß
C. Beim Beginn des Verfahrens ist der Behälter oder die Abzapfungsflasche A mit
einem Stopfen A1 versehen, der zwei Durchbohrungen hat. Durch die eine geht ein
Glasrohr .1-, das durch einen Gummischlauch A' mit der Kanüle h in Verbindung steht.
Die andere Durchbohrung in dem Stopfen A' ist mit einem Gläsrohr A4 versehen, das
eine kugelf(3rmige Erweiterung besitzt, die Watte enthält und dadurch als Filter
gegen Luftkeime wirkt.
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Die Kanüle D wird in eine Vene des-Tieres, z. B. eines Pferdes, eingeschoben,
und das Blut wird in das Abzapfungsgefäß A (Abb. i) abgezogen, das eine geringe
Menge Kaliumosalatlösung (oder andere eine Gerinnung verhindernde Mittel) enthält.
Die Flasche A wird, während das Blut in sie fließt, dauernd geschüttelt, wodurch
eine gründliche Durchmischung des Blutes mit dem die Gerinnung erhindernden :\-liittel
erzielt wird. Wenn die Blutabzapfung beendet ist, wird die Kanüle D aus der Vene
des Pferdes entfernt und von dein Rohr Az getrennt. Dieses wird darauf mittels eines
Watte- oder Stanniolpfropfens verschlossen. Nachdem man durch Absetzenlassen die
Trennung von den roten Blutkörperchen bewirkt hat (wie in Abb.2 durch eine
dunkle
Schattierung veranschaulicht wird), wird der Stopfen .41 aus dein Gefäß A entfernt
und ein anderer Stopfen A5 aufgesetzt, der ein unten seitlich gebogenes Rohr A'
enthält, das man so verschieben kann, daß das (h)rüber schwimmende Plasma abgezogen
werden kann, ohne die roten Blutkörperchen aufzurühren. Das darüber schwimmende
Plasma (in Abb.2 durch eine halbe Schattierung veranschaulicht) wird darauf mittels
Drucks oder Saugens durch das Rohr A ' in (las Gefäß B geleitet. Um
das Plasma zum Gerinnen zu bringen, setzt man dem Plasma in dem Gefäß B Kalk hinzu.
Man kann dann das Serum in bekannter Weise gewinnen. Ein anderer Stopfen A7 wird
nun in die Flasche A eingefügt, der ein Rohr A3 hat, das hinunter auf den Boden
des Gefäßes leitet, um die roten Blutkörperchen zu entfernen. Dieses Rohr As ist
mit einem Rohr Cl verbunden, das in die Rückführungsflasche C führt und ein Nesseltuchfilter
C2 hat, durch das die roten Blutkörperchen filtriiert werden. Sobald der Druck im
Innern des Gefäßes A erhöht oder abwechselnd der Druck in der Flasche C verringert
wird, werden die roten Bltitkörperclien in (las Gefäß C übergeführt. Die Flasche
A wird darauf von der Flasche C getrennt und das @"erbindungsrohr C1 mittels eines
Verschlußhahnes C` geschlossen. Nun wird (las Auslaßrohr C4 mit der Kanüle D verbunden.
Die Flasche C wird darin durch den Ball C@ unter Druck esetzt, wodurch die roten
Blutkörperchen in' die Kanüle I> hineingedrückt werden, die in eine Vene des Tieres
eingeschoben ist, so (laß nun die roten Blutkörperchen den Blutgefäßen des Tieres
wieder zugeführt werden.
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Es ist nicht nötig, den roten Blutkörperchen irgendein Verdünnungsmittel
hinzuzufügen, (la sie von einer geringen Menge Plasma unigeben werden, .die genügt,
um sie in die Tiervene zu spülen.
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Im Falle der Abzapfung von Pferdeblut schlagen sich die roten Blutkörperchen
schneller nieder, wenn das Absetzen in der Wärme geschieht. Da es vorteilhaft ist,
beim Rückleiten die roten Blutkörperchen auf der Temperatur des lebenden Körpers
zu halten, so ist es zweckmäßig, die Standgefäße auf Blutwärme oder etwas höherer
Temperatur zu halten.
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Nach clieseni Verfahren kann man 361 Blut bei drei Abzapfungen aus
einem Pferde im Verlauf von fünf Tagen erhalten, ohne eine andauernde Blutarmut
zu bewirken, wie sie früher schon eine Entziehung von io I Blut hervorrief. Der
Grad von Blutarmut beim Pferde richtet sich nach dem Gehalt an roten Blutkörperchen
und schätzungsweise nach den Hämaglobinprozenten. Diese 36 1 Blut ergeben über 22,51
Plasma, während bei den gewöhnlichen Verfahren aus 8 1 Blut 5,2 1 Plasma erhalten
werden, d. h. 22,51 Plasma werden in fünf Tagen an Stelle von 5,21 in sieben
Tagen erhalten.
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Wenn nach dem bisher üblichen Verfahren io 1 Blut aus .dem Pferde
abgezapft werden, und nichts dem Pferde wieder zugeführt wird, ist die Abnahme von
roten Blutkörperchen ungefähr gleich 30 Prozent, je nach der Größe des Pferdes.
Bei dem neuen Verfahren dagegen kann die Prozentabnahme an roten Blutkörperchen
vernachlässigt werden, auch wenn man innerhalb fünf Tagen 361 abgezogen hat, aber
die roten Blutkörperchen wieder hat zurückfließen lassen.
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Die Proteinbestandteile des Plasmas werden bei diesen großen Blutabzapfungen
nicht erheblich verringert. Es ist festgestellt worden, daß nur ein Prozentabfall
an Proteinen von 7,8 bis 7 Prozent stattfand, nachdem 36 1 Blut in fünf Tagen abgezapft
wurden, wogegen bei dem alten '\Terfahren eine gleiche Abnahme schon nach Entfernung
von io 1 stattfand.
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Anstatt die roten Blutkörperchen in die Blutgefäße desselben Tieres
zurückzuführen, kann man sie natürlich auch durch Transfusion nach vorheriger Entfernung
des Plasinas in die Blutgefäße eines anderen Tieres der gleichen Gattung überführen.
Man hat es so in der Hand, daß jeweils am meisten geschwächte Tier wieder auf die
Beine zu bringen und zu neuen Blutabzapfungen zu benutzen.
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Es ist zwar bekannt, @daß man Blutkörperchen, welche man von in die
Gerinnung verzögernden Gefäßen aufgefangenem Blut von den übrigen Blutbestandteilen
abgetrennt hat, rückinjizieren kann. Es ist aber neu, daß man durch planmäßige Wiederholung
dieser Maßnahmen ein Verfahren zur ges,eigerten Gewinnung von Serumpräparaten aufbauen
kann.