DE3723095A1 - Mittel zur erdalkaliduengung von gehoelzen - Google Patents
Mittel zur erdalkaliduengung von gehoelzenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Mittel zur Erdalkalidüngung von Gehölzen
auf sauren Standorten in Immissionsschadgebieten.
Gasförmige Emissionen durch Industrie, Kraftwerke, Kraftfahrzeuge
und Haushalt haben während der vergangenen 30 Jahre in
hochindustrialisierten und dichtbesiedelten Regionen der Erde
stark zugenommen, wobei Schwefeldioxid (SO₂) und Stickoxide
(NO x ) mengenmäßig an erster Stelle stehen. Diese Verbindungen
und die aus ihnen und anderen Luftinhaltstoffen gebildeten
Reaktionsprodukte wirken auf Waldökosysteme mit langen, 80 bis
160 Jahre andauernden Produktionszeiträumen schädigend. Es
kommt in erster Linie zur direkten Schädigung der Assimilationsorgane,
zur Auswaschung der Nährelemente Mg und Ca aus den
Assimilationsorganen und zur Entbasung der Böden (REHFUESS, 1985,
ZÖTTL, 1985, in "Düsseldorfer Geobotan. Kolloquium" 2 [1985];
NEBE et al., 1985, auf Symp. "Ausgewählte Probleme der Gehölzphysiologie/
Tharandt, 1985).
Die Schäden äußern sich im latenten Stadium als allgemeine Ertrags-
und Stabilitätsverluste, sie werden im chronischen und
akuten Stadium am Assimilationsapparat als Vergilbung bzw. Verbraunung
und Nadelverlust sowie in einer erhöhten Mortalitätsquote
sichtbar. Die gezielte Zufuhr der genannten Erdalkalien
in pflanzenphysiologisch, standörtlich und technologisch angepaßter
Form ist notwendig, um den Fortbestand der Vegetationsform
Wald im gesamtgesellschaftlichen Interesse zu sichern.
Eine solche Zufuhr ist grundsätzlich über den Boden
oder über die Assimilationsorgane möglich.
Durch eine Blattapplikation
entsprechender Dünger, wie sie beispielsweise in
DE-OS 33 14 123, in DE-OS 33 23 730, in DE-OS 21 65 705 und
in DD-PS 2 34 857 beschrieben sind, kann zwar ein akuter Ernährungsmangel
kurzfristig, aber auch nur kurzzeitig behoben
werden. Nur die Bodenapplikation basisch wirksamer Erdalkalien
ist in der Lage, die Versauerung und spezifische Nährstoffarmut
des Substrats gleichzeitig zu beseitigen, die Sorptionskapazität
des Bodens zu erhöhen und damit den immissionsbedingten
Streß langfristig zu mindern. Bei der Bodenapplikation
von Erdalkalien werden derzeit die bekannten festen Magnesium-
und Calciumdüngemittel eingesetzt.
So stehen als Magnesiumquelle prinzipiell Mg-Chlorid, -Sulfat,
-Karbonat, -Phosphat, -Silikat und -Oxid zur Verfügung, wie in
den Patenten DD-PS 1 44 165, DD-PS 2 10 681, DD-PS 1 41 018,
DE-AS 15 92 818, DE-AS 23 16 701, DS-PS 33 08 183 ausgeführt
ist. Die Zufuhr des Magnesiums in Form von Chlorid und Sulfat
ist auf den geschilderten Waldstandorten einerseits unzweckmäßig
und wenig effektiv, da die Anionen der starken Säuren das
ohnhehin vorhandene Säurepotential des Bodens weiter erhöhen
und die Sorption des Magnesiums im Boden sowie seine Aufnahme
durch die Pflanzen erschweren. Andererseits bleibt so die für
die Minderung der Bodenversauerung wünschenswerte Neutralisationswirkung
des Magnesiums ungenutzt.
Calcium kann prinzipiell in Form von Karbonat, Oxid, Hydroxid
und Silikaten verabreicht werden (DD-PS 2 33 554). Branntkalk
(Oxid) und Löschkalk (Hydroxid) haben eine schnell neutralisierende
und ätzende Wirkung. Sie werden bevorzugt auf schweren
Böden bei gleichzeitiger Einarbeitung angewandt. Ihren Einsatz
bei der Düngung von Waldbeständen schränken technologische Gründe
(Arbeitsschutz, Witterungsabhängigkeit, Verteilgenauigkeit,
fehlende Einarbeitungsmöglichkeit im Bestand), ernährungsphysiologische
Gründe (pH-Wert-Erhöhungen über den Optimalbereich für
Koniferen hinaus; erhebliche Humus- und Nährstoffverluste durch
rasche Mineralisation der organischen Substanz), phytotoxische
Gründe (Verätzungen an Pflanzen) sowie ökologische Gründe (Eutrophierung
von Gewässern durch Eintrag von Nitraten) weitgehend
ein.
Die Schädigungen an Boden und Pflanzen immissionsbelasteter
Waldökosysteme machen eine gleichzeitige Zufuhr von Magnesium
und Calcium in basisch wirksamer Form über den Boden notwendig.
Durch die Düngung magnesiumhaltiger karbonatischer Kalke, z. B.
Mergel oder Dolomit, wird dieser Forderung zwar prinzipiell
Rechnung getragen, die relativ niedrigen und lagerstättenabhängigen
Mg-Gehalte sowie das Fehlen einer rasch wirksamen basischen
Mg-Komponente behindern jedoch die rasche Behebung extremer
Mg-Mangelsituationen. Eine Zufuhr von MgO in Form gebrannter
dolomitischer Kalke scheidet wegen der bereits o. g.
Gründe aus. Einen Ausweg weisen DD-PS 1 39 335 und 1 48 876,
nach denen ein schluffigtoniger, dolomitischer Mergel mit Abfällen
aus der Kalkhydratherstellung und/oder Zementdrehofenstäuben
unter Zugabe von Kieserit gemischt wird. Das dabei entstehende,
auf konstante Nährstoffgehalte ausrichtbare Produkt
enthält die zugeführte, schnell wirksame Mg-Komponente bzw.
Anteile des Calciums in unerwünschter (Sulfat) bzw. in phytotoxischer
Bindungsform (Oxid, Hydroxid). Der Dünger enthält
ferner Tonminerale und bis zu 10% Wasser. Diese Ballaststoffe
beeinträchtigen die effektive Ausbringung der forstlich üblichen
großen Düngermengen durch Flugzeuge oder Gebläse. Einer
raschen Tiefenverlagerung des oberflächig ausgebrachten Düngers
in den Wurzelraum und damit einer schnellen Wirkung steht ferner
die relativ grobe Körnung des Produktes (Partikeldurchmesser
bis 6,3 mm) entgegen. Ähnliche Nachteile hinsichtlich der
sauren Bindungsform der Magnesiumkomponente besitzen auch Produkte
nach DD-PS 2 14 844, DD-PS 2 32 389 und DE-OS 20 14 321.
Es ist Ziel der Erfindung, einen Calcium-Magnesium-Dünger für
Gehölze herzustellen, der sich dadurch auszeichnet, daß ein physiologisch
ausgewogenes Mengenverhältnis von karbonatisch gebundenem
Calcium und karbonatisch sowie oxidisch gebundenem
Magnesium vorliegt und daß eine feine Aufmahlung der Rohstoffe
die ausgeprägte Sofort- und Tiefenwirkung mit einer Depotwirkung
verbindet. Der Dünger soll so den spezifischen Störungen
des Aziditäts- und Nährstoffregimes im Boden sowie des Ernährungsstatus
in den Assimilationsorganen von Gehölzen in
SO₂-/NO x -Immissionsgebieten und in Gebieten mit sauren Niederschlägen
unter Beachtung der Langfristigkeit forstlicher Produktionszeiträume
angepaßt sein und bei prophylaktischer und
therapeutischer Applikation die Stabilität der Bestockungen
erhöhen. Die Zusammensetzung des erfindungsgemäßen Düngers und
seine Bindungsformen sollen Schädigungen an den Assimilationsorganen
ausschließen und eine begrenzte Aufnahme der Erdalkalien
über diese ermöglichen. Weiterhin sollen bei der erfindungsgemäßen
Herstellung des Produktes so weit als möglich bisher nicht
verwendbare Rohstoffe und Abbauprodukte eingesetzt werden.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß besonders
aufbereitetes Calcium-Magnesiumkarbonat, vorzugsweise feinstvermahlenes
Dolomitmehl und Magnesiumoxid, vorzugsweise gebrannter
Magnesit, so gemischt werden, daß das Produkt mindestens
18% Calcium und 13,5% Magnesium enthält, wobei anteilig
2 bis 5% Mg absolut in Form von MgO vorliegen. Das verwendete
Dolomitmehl besitzt eine Korngröße von 90 Prozent kleiner
0,315 mm, das gebrannte Magnesium einen Mg-Gehalt von mehr als
45 Prozent und das Gemisch einen Trockensubstanzgehalt von mehr
als 98 Prozent; damit liegt es als freifließfähiges, pneumatisch
förderbares Produkt vor und ist mit üblichen Applikationstechnologien
vorteilhaft auszubringen und ist granulierfähig.
Bei der Applikation des erfindungsgemäßen Produktes zu unterschiedlich
alten, immissionsbelasteten Fichtenbestockungen zeigte
sich ein synergistischer Effekt, der die additive Wirkung
der Einzelkomponenten überraschenderweise übertraf. Bereits
während der ersten Vegetationsperiode wurde das Magnesium mit
steigendem Nadelalter in zunehmender Tendenz aufgenommen. Damit
wurde dem Magnesiummangel der am stärksten erkrankten Nadeln
intensiver begegnet als mit gleichfalls geprüften, bekannten
Calcium- und/oder Magnesiumdüngern.
Das erfindungsgemäße Produkt (mind. 18% Ca und 13,5% Mg)
und handelsübliche Vergleichsdüngemittel wurden Ende April
1985 manuell im Wurzelbereich unterschiedlich alter immissionsbelasteter
Fichtenbestockungen auf die Bodenoberfläche ausgestreut.
Mitte September des gleichen Jahres sind von den gedüngten
und von den ungedüngten Bäumen Nadeln verschiedenen Alters
entnommen und nach üblicher Aufbereitung atomabsorptionsspektroskopisch
auf ihren Magnesiumgehalt in der Trockenmasse untersucht
worden. Düngeraufwandmengen und Ergebnisse der Ernährungsuntersuchungen
enthalten die Tabellen 1 und 2.
Claims (3)
1. Mittel zur Erdalkalidüngung von Gehölzen, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Gemisch aus einem Calcium-, Magnesiumkarbonat
und einem Magnesiumoxid verwendet wird, das mindestens
18% Calcium und 13,5% Mg enthält, wobei anteilig
2 bis 5% Magnesium absolut in Form von MgO vorliegen.
2. Mittel nach Punkt 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Karbonat
feinstvermahlenes Dolomitmehl mit einer Korngröße
von 90 Masseprozent kleiner 0,315 mm und als MgO gebrannter
Magnesit mit einem Mg-Anteil von mindestens 45 Prozent
eingesetzt werden.
3. Mittel nach Punkt 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Gemisch einen Trockensubstanzgehalt von mehr als 98 Prozent
besitzt.
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