DE3022137C2 - - Google Patents
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Description
Das Abfüllen von hochviskosen Füllgütern, wie z. B. öligen
oder klebrigen hochviskosen Massen bereitet große Schwierigkeiten.
So gibt es in der Nahrungsmittel- oder Arzneimittelindustrie
eine große Anzahl von Stoffen, die nicht in Pulverform
oder als Lösung vorliegen und sich daher schlecht in
eine brauchbare Handelsform überführen lassen. Eine mögliche
Handelsform ist ein in Kapseln gefülltes Produkt. Das Abfüllen
dieser hochviskosen Massen in Kapseln bereitet jedoch
Schwierigkeiten, da diese Stoffe beim Abfüllen stark Fäden
ziehen und dadurch eine problemlose Abfüllung nicht erlauben.
Es hat nicht an Versuchen gefehlt, solche hochviskosen Füllgüter
in Weichgelatinekapseln zu füllen. Die Weichgelatinekapsel
hat jedoch den Nachteil, daß nur flüssige Füllgüter
mit überwiegend lipophilem Charakter abgefüllt werden können,
da durch wäßrige oder alkoholische Lösungen die Kapselwand
angelöst wird bzw. andere negative Veränderungen (z. B.
Nachhärten oder Versprödung) erfahren kann. Da das Füllgut
flüssig bleibt, kann es zur Entmischung bzw. zur Sedimentation
des Füllgutes in der Weichgelatinekapsel führen
sowie zu Leakerbildungen speziell an den Nähten der
Kapseln. Darüber hinaus sind spezifische Anforderungen an
die physikalischen Eigenschaften der Füllgüter, die zur
einwandfreien Abfüllung in Weichgelatinekapseln bestimmt
sind, zu stellen, weshalb häufig Verkapselungen hochdosierter
und in ihrer Konsistenz hochviskosen Produkte in Weichgelatinekapseln
nicht möglich sind. Die Herstellung von
Weichgelatinekapseln ist weiterhin technisch sehr aufwendig
und ist nur auf Spezialmaschinen möglich. Auch werden
für die Kapselherstellung größere Gelatinemengen benötigt
als bei Hartkapseln.
Eine bessere Lösung wäre daher die Abfüllung in Hartkapseln.
Es hat nicht an Vorschlägen zur Lösung dieses Problems gefehlt.
So wurden z. B. pastenförmige oder halbfeste Füllgüter
extrudiert und in Kapseln gepreßt (DT-OS 26 12 472) oder in
Form von thixotropen Gelen oder Schmelzen, die sich während
des Abfüllvorganges wie eine Flüssigkeit, aber innerhalb der
Kapselhülle wie Feststoffe verhalten, in Kapseln abgefüllt
(EP 1 822, DT-OS 28 38 387, A. CUINE et al., Pharmaz. Industrie
1978, Bd. 40, H. 6, S. 654-657). Um jedoch eine einwandfreie
Füllung der Kapseln zu ermöglichen, darf das Füllgut aber bei
der Abfülltemperatur keine zu hohe Viskosität haben, muß eine
geeignete Oberflächenspannung haben und muß abfüllbar sein,
ohne Fäden zu ziehen. Auch muß ein Auslaufen der Kapseln nach
dem Schließen zu verhindern sein, ohne daß zusätzliche Arbeitschritte,
wie Versiegeln (Banderolierung) der Kapseln notwendig
werden.
Bei diesen Verfahren ist jedoch der Viskositätsunterschied
der flüssigen zur festen Phase entweder nicht groß genug bzw.
der Übergang zu langsam. Bei Schmelzmassen erfolgt darüber
hinaus eine zu hohe Temperaturbelastung der Füllgüter im
Vorratsbehälter. Solche Verfahren sind deshalb für die
Abfüllung auf Hochleistungsmaschinen, vor allem wegen
Fadenziehens, Temperaturbelastung im Vorratsbehälter und
zu langsamer Verfestigung des Füllgutes in der Kapsel
weniger geeignet.
Es wurde auch versucht, Wirkstoffe in Gegenwart eines
Lösungsmittels abzufüllen (Brit. Pat. 7 67 073). Das
Lösungsmittel wird dann aus der abgefüllten Kapsel vor
dem Verschließen durch Erwärmen verdampft und danach die
Kapsel geschlossen. Der Nachteil dieses Verfahrens ist,
daß der untere Kapselteil während des Verdampfungsvorganges
senkrecht gehalten werden muß und so lange in der
Abfüllmaschine oder einer nachgeschalteten Anlage
verbleiben muß, bis das Lösungsmittel abgezogen ist. Durch
das Verdampfen des Lösungsmittels kann es zur Zersetzung
der oft empfindlichen Wirkstoffe kommen. Zusätzlich können
die zu verdampfenden Lösungsmittel bei den
Verdampfungstemperaturen die Kapselwand zerstören. Das
gesamte Verfahren ist wegen seiner Kompliziertheit auf den
üblichen Anlagen nicht durchführbar.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren der
gattungsgemäßen Art derart weiterzubilden, daß unter
Vereinfachung des Verfahrens und unter Vermeidung von
Zersetzungen der abzufüllenden Produkte oder
Bestandteilen hiervon oder Zerstörung der Kapselwand eine
schnellere und schonendere Verarbeitung der Produkte
erfolgen kann.
Es wurde nun ein Verfahren zum Abfüllen von bei
Raumtemperatur hochviskosen pharmazeutischen Massen in
Hartkapseln gefunden, wobei der hochviskosen Masse
ein Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch zugesetzt wird, und
das Verfahren dadurch gekennzeichnet ist, daß ein bei
Normaldruck flüchtiges Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch in
einer solchen Menge verwendet wird, daß das Produkt eine bei Raumtemperatur oder schwach erhöhter
Temperatur zum Transport unter Druck gerade genügend geringe oder
wenig geringere Viskosität hat, und man dieses Produkt
aus einer von der Öffnung einer der Hartkapselhälften in üblichem
Abstand entfernt angeordneten Düse
unter Erwärmen
auf eine Temperatur nahe dem Siedepunkt des verwendeten
Lösungsmittels bzw. Lösungsmittelgemisches unter Druck auf das
Produkt vor dem Austritt aus der Düse in diese Hartkapselhälfte
abfüllt und die gefüllte Hartkapselhälfte in üblicher Weise mit der
anderen Hartkapselhälfte verschließt.
Dabei weist die Düse eine geeignete Öffnung, besonders
mit einem Durchmesser von 0,3-1,5 mm, und Form auf.
Für die Füllung eignen sich Mischungen, die aus 10 bis 98% eines
hochviskosen Füllgutes und 0,5 bis 10%, insbesondere 0,5 bis
5%, eines Lösungsmittels oder Lösungsmittelgemisches, gegebenenfalls
unter Zusatz üblicher galenischer Hilfsstoffe, bestehen.
Das Mischungsverhältnis der einzelnen Stoffe zueinander wird so
gewählt, daß Füllgüter mit genügend geringer Viskosität erhalten
werden, um aus einem Vorratsbehälter mit üblichen Pumpen gefördert
werden können, wobei die Viskosität im Bereich von 1000 bis
100 000 mPa/sec bei einer Temperatur zwischen 20°-110° C liegt.
Damit nach dem Abfüllvorgang nicht zu viel Lösungsmittel im
Produkt verbleibt und eine schnelle Verfestigung eintritt, sollte
nur soviel Lösungsmittel dem Füllgut zugesetzt werden, daß das
erhaltene Produkt eine zum Transport gerade genügend geringe oder
wenig geringere Viskosität bei der üblichen Lagertemperatur, d. h.
bei Raumtemperatur oder schwach erhöhter Temperatur hat.
Zur Herstellung der gefüllten Kapseln werden die hochviskosen
Füllgüter durch Zusatz von flüchtigen Lösungsmitteln bei niedrigen
Temperaturen in einem Vorratsbehälter in Form von konzentrierten
Lösungen, Emulsionen oder Suspensionen von genügender
Fließfähigkeit gehalten und in üblichen Kapselabfüllanlagen
mit Flüssigabfüllvorrichtung abgefüllt. Als Abfüllvorrichtung
geeignet sind z. B.: Zanasi- und Höflinger und
Karg-Anlagen und insbesondere Systeme, die mit hohem Druck
und mit speziell gesteuerten Ventilen arbeiten, wie z. B.:
Nordson und Dittberner-Anlagen, wobei die Massen unter Druck-
und Temperatursteuerung über eine Dosiervorrichtung, in der
das Füllgut bei einer kurzen Verweildauer einer höheren Temperatureinwirkung
ausgesetzt ist, in die Kapseln abgefüllt werden.
Bei dieser Verfahrensweise tritt überraschenderweise keine
Verdüsung des Füllgutes sowie keine Verdampfung des Lösungsmittels
unter Schäumen auf, wird aber soviel Lösungsmittel verdampft,
daß sich das Füllgut im Kapselunterteil augenblicklich
verfestigt. Die Verdampfung des Lösungsmittels ist beeinflußbar
insbesondere durch den Düsendurchmesser und durch den Druck
bei der Abfüllung, d. h. durch die Fließgeschwindigkeit und damit
die Verweilzeit der Lösung zwischen Abfülldüsenaustrittsöffnung
und Hartkapseleinlaßöffnung. Vorteilhaft ist insbesondere
hoher Druck, da dadurch offensichtlich eine Vergrößerung
der Oberfläche des Flüssigkeitsstrahles während des Abfüllvorganges
erfolgt und dadurch verstärkte Verdunstung des Lösungsmittels
und dadurch wiederum bessere und schnellere Verfestigung
des Gutes in der Kapsel erfolgt. Nach der Abfüllung wird
durch Aufsetzen des Kapseloberteils die gefüllte Kapsel unmittelbar,
d. h. ohne eine Nachbehandlung, der Kapselabfüllanlage
entnommen, ohne daß die Gefahr eines Auslaufens besteht.
Die Kapseln können gegebenenfalls mit einem magensaftresistenten
Überzug versehen werden. Als Überzug dienen die üblichen
natürlichen oder synthetischen Lacke, wie z. B. Schellac, Celluloseacetatphathalate,
Hydroxymethylcellulosephthalate oder
Acrylharze, wie Eudragit (Polyacrylsäure).
Als hochviskose Füllgüter kommen insbesondere Produkte in
Frage, wie sie in pharmazeutischen Produkten eingesetzt werden:
Pflanzenextrakte, ätherische Öle, Fette, Phospholipide
oder andere therapeutisch einsetzbare Substanzen, gegebenenfalls
im Gemisch mit lipophilen Substanzen, wie feste oder
halbfeste Wachse, wie Bienenwachs, Carnaubawachs, Cetylpalmitat,
Wollwachs, Lanolin; oder mit hydrierten Ölen, wie
Erdnußöl, Baumwollsamenöl, Rizinusöl; oder mit natürlichen,
halbsynthetischen Triglyceriden und deren Gemische wie Kakaobutter,
sowie übliche Suppositorienmassen, z. B. auf Triglyceridbasis,
wie Witepsol-Suppositorienmassen (vgl. H.P. FIEDLER,
Lexikon der Hilfsstoffe für Pharmazie, Kosmetik und angrenzende
Gebiete, 1971, Bd. 9, S. 548-550 und 632-634);
oder mit Fettalkoholen, wie Larylalkohol, Myristylalkohol,
Cetylalkohol, Stearylalkohol, Cetylstearylalkohol, Wollwachsalkohole;
oder mit Cholesterol; oder mit festen Kohlenwasserstoffen,
wie Vaseline oder Paraffin solidum; oder mit gesättigten
Fettsäuren, wie Laurinsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure,
Stearinsäure; oder mit Emulgatoren, wie ethoxylierte
Triglycerzide, polyethoxylierte pflanzliche Öle; oder mit
Fettsäurezuckerester, Silikonen, hydrophilen Substanzen, wie
Gelatine, Methylcellulose, Hydroxypropylcellulose, Hydroxypropylmethylcellulose,
Polyethylenglykole vom Molekulargewicht
600 bis 10 000 und deren Mischungen, Polyvinylpyrrolidon,
Polyvinylalkohol, Polyacrylsäure und deren Salze. Zur
Optimierung des physikalischen Verhaltens der Füllgüter kann
der Zusatz bei Raumtemperatur flüssiger, aber nicht flüchtiger
Hilfsstoffe, wie z. B. Glycerin, Solketal, Säureamide, wie
Dimethylacetamid oder Propylenglykole, fette Öle, wie Olivenöl,
Erdnußöl, Rizinusöl, Sojaöl, Triglyceridgemisch, Isopropylmyristat,
Ethyloleat, Polyethylenglykole vom Molekulargewicht
200-400, oder flüssige Paraffine. Darüber hinaus kann das
Abfüllverfahren auch auf Lecithine bzw. Phospholipide angewandt
werden.
Als flüchtige Lösungsmittel können z. B. Wasser, Alkohole, wie
Methanol, Ethanol, Propylalkohol, Isopropanol, halogenierte
Kohlenwasserstoffe, Ketone, wie Aceton oder Methylethylketon,
Tetrahydrofuran, Ester, wie Methylacetat, Ethylacetet, Essigsäurebutylester,
Propionsäuremethylester, Propionsäureethylester
oder Kohlenwasserstoffe, wie N-Pentan, N-Hexan, N-Heptan
oder Caclohexan, eingesetzt werden. Bevorzugt sind leicht
flüchtige, physiologisch unbedenkliche Lösungsmittel, insbesondere
Ethanol.
Phosphatidylcholin73 g
Witepsol W 3517 g
Sojaöl10 g
Ethanol 4 g
werden in einem Vorratsbehälter gemischt und unter Rühren auf
ca. 40°C erwärmt. Die Lösung wird auf einer Kapselabfüllanlage
des Typs Zanasi AZ 20 L durch die Dosiervorrichtung, die
auf 80°C erwärmt wird, in die Kapsel gefüllt mit einer Laufgeschwindigkeit
von 12 000 Kapseln je Stunde. Die Mischung
verfestigt sich sofort in der Kapsel. Die Kapsel kann geschlossen
und der Anlage entnommen werden. Die Zerfallzeit der Kapseln
wurde analog der Vorschrift "Zerfallzeit von Tabletten"
nach Ph. Eur. III, getestet und lag unter 5 Minuten.
Wie Beispiel 1. Die Abfüllung wird hier jedoch auf einer
Kapselabfüllanlage des Typs Höflinger u. Karg GKF 330 L vorgenommen.
Phosphatidylcholin73 g
Witepsol W 3517 g
Sojaöl10 g
Ethanol 2 g
Ausführung wie Beispiel 1, jedoch auf einer Kapselabfüllanlage
des Typs Höflinger u. Karg GKF 330 mit einem Aufsatz
zur Flüssigabfüllung mit einem Druckluft-gesteuerten Magnetventil
bei einem Abfülldruck von ca. 75 bar. Die Abfülleistung
beträgt hier 20 000 Kapseln in der Stunde.
Analog den Beispielen 1 bis 3 werden folgende Mischungen
abgefüllt:
Phosphatidylcholin73 g
Cetalstearylalkohol13 g
Polyethylenglykol 40010 g
Cetaceum 4 g
Ethanol 3 g
Phosphatidylcholin73 g
Polyethylenglykol 40021,6 g
Polyethylenglykol 10 000 5,4 g
Ethanol 3 g
Indometacin14 g
Phosphatidylcholin63 g
Witepsol W 3514,5 g
Sojaöl 8,5 g
Ethanol 2 g
Acetylsalicylsäure40 g
Phosphatidylcholin40 g
Witepsol W 3513 g
Sojaöl 7 g
Ethanol 5 g
7-β-Hydroxyethyltheophyllin10 g
Phosphatidylcholin60 g
Witepsol W 3515 g
Sojaöl14 g
DL-α-Tocophenol 1 g
Ethanol 2 g
Extrakt Hippocastanium54 g
Hesperidinmethylchalcon13 g
Phosphatidylcholin20 g
Witepsol W 35 7 g
Sojaöl 6 g
Ethanol 3 g
Dimethylpolysiloxan84 g
Witepsol W 3516 g
Ethanol 1 g
Polyethylenglykol 20 00066,4 g
Polyethylenglykol 60033,6 g
Ethanol 4 g
Phosphatidylcholin73 g
Witepsol W 3517 g
Sojaöl10 g
Essigsäureethylester 7,5 g
Phosphatidylcholin73 g
Witepsol W 3517 g
Sojaöl10 g
Isopropanol 4 g
Phosphatidylcholin73 g
Witepsol W 3516 g
Sojaöl10 g
Cholesterin 1 g
Ethanol 3 g
Durchhydriertes Phosphatidylcholin 8 g
Phosphatidylcholin65 g
Witepsol W 3516 g
Sojaöl10 g
Essigsäureethylester 7 g
Claims (3)
1. Verfahren zum Abfüllen von bei Raumtemperatur
hochviskosen pharmazeutischen Massen in Hartkapseln, wobei
der hochviskosen Masse ein Lösungsmittel oder
Lösungsmittelgemisch zugesetzt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß ein bei
Normaldruck flüchtiges Lösungsmittel oder
Lösungsmittelgemisch in einer solchen Menge verwendet wird,
daß das Produkt eine bei Raumtemperatur oder schwach
erhöhter Temperatur zum Transport unter Druck gerade
genügend geringe oder wenig geringere Viskosität hat, und
man dieses Produkt aus einer von der Öffnung einer der
Hartkapselhälften in üblichem Abstand entfernt angeordneten
Düse unter Erwärmen auf eine Temperatur nahe dem Siedepunkt
des verwendeten Lösungsmittels bzw. Lösungsmittelgemisches
unter Druck auf das Produkt vor dem Austritt aus der Düse
in diese Hartkapselhälfte abfüllt und die gefüllte
Hartkapselhälfte in üblicher Weise mit der anderen
Hartkapselhälfte verschließt.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
0,5 bis 10% eines flüchtigen Lösungsmittels oder Lösungsmittelgemisches
mit einem Siedepunkt zwischen 25 und 110°C eingesetzt
wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als Hartkapseln Hartgelatinekapseln verwendet werden.
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