DE2239210B2 - Verfahren zur Herstellung von a- Galactosidase, die eine starke a- Galactosidase-Aktivität und eine äußerst geringe Invertase-Aktivität aufweist, und deren Verwendung zur Zerlegung von Raffinose - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von a- Galactosidase, die eine starke a- Galactosidase-Aktivität und eine äußerst geringe Invertase-Aktivität aufweist, und deren Verwendung zur Zerlegung von RaffinoseInfo
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Description
a-Galactosidase ist weithin bekannt als Enzym,
welches geeignet ist, zur Zersetzung von Raffinose, die in Zuckerrübenmelasse oder Zuckerrübensaft (im
folgenden ebenfalls als Zuckerrübenmelasse bezeichnet) enthalten ist, in Saccharose oder Galactose. Es
sind verschiedene Mikroorganismen bekannt, welche an der Gewinnung dieses Enzyms teilhaben.
Diese sind beispielsweise Aerobacter aerogenes und E. coli. Sobald jedoch die Enzyme, welche von diesen
Mikroorganismen gewonnen werden, auf die Zuckerrübenmelasse einwirken, besitzt die Invertase, welche
mit der a-Galactosidase existiert, eine solche Aktivität,
daß nicht nur RafTinose, sondern auch Saccharose, weiche in der Zuckerriibenmelasse vorhanden ist, zersetzt
wird. Aufgrund dessen haben die so gewonnenen Enzyme niemals praktische Bedeutung gewonnen.
Aufgrund eingehender Untersuchungen (DT-OS 1642 581) wurde erreicht, daß aus dem Erdboden
ein Pilz, Mortierella vinacea var. Raffinose-Verwerter (ATCC 20034) gewonnen wurde, welcher die Erzeugung
eines Enzymes mit starker a-Galactosidase-Aktivität und äußerst schwacher Invertase-Aktivität
ermöglichte. Das Enzym, welches aus diesem Mikroorganismus gewonnen wird, kann erfolgreich bei der
Zersetzung von Raffinose, welche in Zuckerriibenmelasse enthalten ist, zur Anwendung kommen, so
daß der Gehalt an Saccharose steigt.
Wenn jedoch das Enzympräparat, welches aus dem genannten Mikroorganismus gewonnen wurde, bei der
Zersetzung von Raffinose verwendet wird, ist das Zersetzungsverhältnis stark abhängig vom Brixgrad der
verwendeten Zuckerrübenmelasse, d. h. das Zersetzungsverhältnis sinkt in dem Maße, wie der Brixgrad
ansteigt. Hieraus folgt, daß bei der Behandlung von Melasse, welche einen hohen Brixgrad aufweist,
das Zersetzungsverhältnis durch Vergrößerung der zugesetzten Enzymmenge zur Melasse erhöht werden
muß. Allgemein kann bei der Herstellung von Rübenzucker - ausgenommen die Saccharat-Herstellung gesagt
werden, daß bei der Behandlung der Zuckerrübenmelasse zur Zersetzung der Raffinose es notwendig
ist, daß ein hoher Brixgehalt aufrechterhalten wird, um verschiedene Behandlungsschritte zu erleichtern,
beispielsweise das Konzentrierungsverfahren der Zuckerlösung nach der Zersetzung und die Abtrennung
des reinen Zuckers von der konzentrierten Zuckerlösung. Um nun das Zersetzungsverhältnis auf einer
festgesetzten Höhe zu halten, ist es notwendig, daß eine große Menge eines Enzympräparates zugegeben
wird. Die Kosten für das verwendete Enzym sind daher sehr hoch und das Verfahren ist kaum wirtschaftlich
durchzuführen. Neben diesem wirtschaftlichen Problem kommt noch hinzu, daß aufgrund der großen
zugegebenen Menge von Enzym die Gefahr besteht, daß die Myzel-Verbindung in die zersetzte Zuckerlösung
sickert und eine Kristallisation der Saccharose verhindert.
Die Invertase-Aktivität des Enzympräparates, welches aus dem genannten Mikroorganismus gewonnen
wurde, ist sehr niedrig. Da jedoch das Enzym in einer derart großen Menge verwendet werden muß, ist der
Anteil von Saccharose, der durch Invertase zersetzt wird, nicht mehr vernachlässigbar klein.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, die genannten Nachteile zu beseitigen und aus einem Mikroorganismus
ein Enzympräparat zu gewinnen, welches eine
J5 extrem hohe a-Galactosidase-Aktivität besitzt und eine
auffallend niedrige Invertase-Aktivität pro Gewichtseinheit des Enzympräparates, so daß eine Zersetzung
der Raffinose, welche in Zuckerrübenmelasse enthalten ist, in Galactose und Saccharose unter Verwendung
dieses Enzyms stattfindet, wobei der Gehalt an Saccharose anwächst.
Die Erfindung betrifft die in den Ansprüchen definierten Gegenstände.
Geeignete Absidia-Stämme sind:
(1) Absidia lichtheimi (Lucet et Costantin) Lendner (IFO 4009)
(2) Absidia lichtheimi (Lucet et Costantin) Lendner (IFO 4010)
(3) Absidia reflexa van Tieghem (IFO 5874)
(4) Absidia hyalospora (Saito) Lendner (IFO 8082)
(5) Absidia ramosa (Vuillemin) Lendner (IFO 8083)
(6) Absidia regnierie (Lucet et Costantin) Lendner (IFO 8084)
»IFO« ist die Abkürzung des Institute for Fermentation,
Osaka, 54, 4 chome, Jusoo Nishinomachi, Higashi-Yodogawa-ku, Osaka, Japan.
In der Regel verwendet man Glucose als Kohlenstoffquelle. Gleichfalls können natürlich auch Substanzen, welche als Induzierer verwendet werden, als Kohlenstoffquelle bei der Aktivierung des Myzel-Wachstums dienen, obgleich es erwünscht ist, Glucose oder einige andere geeignete Kohlenstoffquellen zu-
In der Regel verwendet man Glucose als Kohlenstoffquelle. Gleichfalls können natürlich auch Substanzen, welche als Induzierer verwendet werden, als Kohlenstoffquelle bei der Aktivierung des Myzel-Wachstums dienen, obgleich es erwünscht ist, Glucose oder einige andere geeignete Kohlenstoffquellen zu-
b5 sätzlich zu den genannten Induzierern in den Nährboden
einzubringen. Die Stickstoffquellen, welche geeignet sind für den Nährboden, enthalten organische
Stickstoffquellen, wie Maiswasser, Malz, Malzextrakt,
Malzgrus, Nährhefe, Pepton, Reiskleieextrakt, Fischkuchen und Mais sowie inorganische Stickstoffquellen.
Zur Anregung des myzelischen Wachstums ist es von Vorteil, eine anorganische Stickstoffquelle in Verbindung
mit einer organischen Stickstoffquelle zu verwenden. Aufgrund seiner Dünnflüssigkeit ist insbesondere
Maiswasser leicht zu handhaben. Die Mineralquellen, welche für den Nährboden in Frage
kommen, sind allgemein gebräuchlich. Es kann sich hierbei beispielsweise um Magnesiumsulfat, Kaliumphosphat
oder Natriumchlorid handeln. Zusätzlich zu den genannten Züchtungsbeschleunigern kann noch
Biotin od. dgl. dem Nährboden zugefügt werden. Dies hängt ganz von den Gegebenheiten ab. Die Zugabe
eines derartigen Züchtungsbeschleunigers ist jedoch nicht notwendig, wenn eine organische Stickstoffquelle
eingeführt ist. Was die Züchtungsbedingungen betrifft, soll der pH-Wert des Nährbodens im allgemeinen
von 4 bis 8, vorzugsweise von 5 bis 7 reichen, um einen Mikroorganismus zu erhalten, dem a-Galactosidase
einverleibt ist und der beschleunigt wächst. Die Züchtungstemperatur und die Zeit hängen von der Art des
verwendeten Mikroorganismus und der Zusammensetzung des Nährbodens ab. Im allgemeinen genügen
jedoch 40 bis 60 Stunden als Züchtungszeit bei einer Züchtungstemperatur von etwa 30°C. Betrachtet man
den Mortierella vinacea var. Raffinose-Verwerter, so benötigt dieser 72 Stunden als Züchtungszeit. Es ist
ersichtlich, daß die Züchtungszeit bei der Erfindung merklich reduziert ist.
Nachdem die Züchtung des Mikroorganismus unter den obengenannten Bedingungen beendet ist, wird
das Myzel des Mikroorganismus durch Filtern von der Züchtungslösung auf bekannte Art und Weise
gewonnen. Bei der Zubereitung des Enzyms in flüssiger Form oder in Pulverform wird das gefilterte
Myzel mit Wasser gewaschen und durch Mahlen oder Selbstauflösen behandelt.
Das gefilterte Myzel- oder Enzympräparat, welches so gewonnen wird, kann dann direkt in die Zuckerrübenmelasse
eingegeben werden, woraufhin die darin enthaltene Raffinose zersetzt wird. Andererseits kann
das gefilterte Myzel, welches das Enzym enthält, in einer Säule oder einem Behälter angeordnet werden
und die Zuckerrübenmelasse kann fortlaufend hindurchgeführt werden, wobei die Zersetzung der
Raffinose erfolgt.
Da die Enzym-Aktivität pro Gew.-Einheit außerordentlich hoch ist, erfolgt eine ausreichende Zersetzung
der Raffinose selbst wenn beispielsweise die Zuckerrübenmelasse eine hohe Konzentration von
ungefähr 50°Brix aufweist. Infolgedessen kann die Zuckerrübenmelasse, welche von der Rübenzuckerherstellung
abgezogen ist, zur Raffinosezersetzung so wie sie ist, beinahe ohne Verdünnung, behandelt
werden. Die zersetzte Lösung kann in den Herstellungsprozeß zurückgeführt werden, beinahe ohne
Konzentrierung. Das Verfahren ist daher sehr wirtschaftlich.
Die Temperatur zur Zersetzung der obengenannten Raffinose, welche in der Zuckerrübenmelasse enthalten
ist, beträgt 200C bis 70°C, bevorzugt 300C bis 6O0C.
Der pH-Wert der Zuckerrübenmelasse reicht von 4 bis 7, bevorzugt von 5 bis 6.
Die Eigenschaften des Enzympräparates, welches gemäß der Erfindung aus einem Pilz der Absidia-Gattung
gewonnen wurde, sind in der Tabelle 1 verglichen mit den Eigenschaften des Enzyms, welches
von einem Pilz der Mortierella-Gattung gewonnen wurde.
Mortierella | Absidia | |
vinacea | reflexa | |
var. Raffi- | ||
nose-Ver- | ||
werter | ||
ί -Galactosidase-Aktivität/g | 207 · 10" | 446 ■ 104 |
von trockenem Myzel | (Ein | (Einheiten) |
heiten) | ||
Invertase-Aktivität/g von | 15 000 | 6538 |
trockenem Myzel | (Ein | (Einheiten) |
heiten) |
Trockenes Myzel-Gewicht
mit 100 · 104 Einheiten
von ti -Galactosidase
mit 100 · 104 Einheiten
von ti -Galactosidase
483 (mg) 224 (mg)
Gewicht des Myzels, welches zur Zersetzung
der Raffinose in der Melasse notwendig ist
der Raffinose in der Melasse notwendig ist
Brix | 20° | (enthaltend | 3,86 g | Mortierella | Absidia | |
Raffinose) | vinacea | reflexa | ||||
Brix | 30° | (enthaltend | 5,8 g | var. Raffi- | ||
JG | Raffinose) | nose-Ver- | ||||
Brix | 40° | (enthaltend | 7,74 g | werter | ||
Raffinose) | (g) | (g) | ||||
15 | Brix | 50° | (enthaltend | 9,66 g | 5,6 | 2,6 |
Raffinose) | ||||||
Brix | 60° | (enthaltend | 11,6 g | 8,4 | 3,9 | |
Raffinose) | ||||||
11,2 | 5,2 | |||||
40 | ||||||
14,0 | 6,5 | |||||
16,8 | 7,8 | |||||
45 | ||||||
Wie aus dieser Tabelle 1 hervorgeht, benötigt man 1,150 · 104 Einheiten a-Galactosidase zur effektiven
Behandlung von Melasse von 20° Brix, welche 3,86 g so Raffinose enthält. Die a-Galactosidase-Aktivität,
welche man von einem Pilz der Mortierella vinacea var. Raffinose-Verwerter-Gattung ableitet, ist bei
einem normalen Verfahren 207 · 104 Einheiten, wobei die Zugabe von 5,6 g des Myzels (auf trockener Basis)
benötigt wird. Die a-Galactosidase-Aktivität, welche
durch das erfindungsgemäße Verfahren erzielt wird, beträgt 446 · 104 Einheiten, wobei die Zugabe von
2,6 g Myzel ausreicht. Der Unterschied in der Myzelmenge wird augenscheinlich, wenn der Brixgrad
bo anwächst. Der Unterschied in der Menge beträgt bei
60° Brix nämlich 9 g.
Aufgrund des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die «-Galactosidase-Aktivität pro Gew.-Einheit" des
Myzels verbessert. Hieraus resultiert im gleichen Verbs hältnis eine Einsparung beim Enzyinverbrauch. Das
erfindungsgemäße Verfahren besitzt daher nicht nur eine verbesserte Wirtschaftlichkeit, sondern es wird
auch die nachfolgende Behandlung der zersetzten
Lösung erleichtert und eine Verkleinerung des Volumens
des Zersetzungstankes erreicht. Das erfindungsgemäße Verfahren zur Züchtung eines Mikroorganismus
zur Indu.'.ierung von a-Galacte-iidase ist äußerst
vorteilhaft aufgrun:! der Verkürzung der Züchtungszeit gegenüber bekannten Züchtungsverfahren.
Im folgenden soll die Erfindung an bevorzugten Ausführungsbeispielen näher erläutert werden.
Die Saccharide, welche in der Tabelle 2 aufgezählt sind, wurden jedes mit 1 % zu verschiedenen Nährböden
zugegeben. Die Nährböden enthielten 1 % Glukose, 1 % Maiswasser, 1 %(NH4)2SO4,0,3% KH2PO4,
0,2% MgSO4 ■ 7 H2O, 0,2% NaCl und 3% CaCO3.
Sporen der Art Absidia reflexa (IFO 5874) wurden dem Nährboden eingeimpft und der Nährboden wird
unter Schütteln auf eine Temperatur von 30"C während 72 Stunden gebracht. Der Schüttelapparat hat eine
Geschwindigkeit von 140 Umdrehungen pro Minute. Nach Beendigung der Züchtung wurde jede Züchtungslösung
gefiltert, um das Myzel zu entfernen. Das entfernte Myzel wurde gründlich mit Wasser gewaschen.
Die Myzelia werden dann in einen Mörser gebracht und mit Seesand verrieben, bis die Mischung
eine pastenartige Form annimmt. Die Mischung wird dann in destilliertem Wasser, welches das gleiche
Volumen besitzt wie die Züchtungslösung, suspendiert. Die Suspension, welche als Enzymlösung erhalten
wird, wird auf ihre a-Galactosidase-Aktivität hin geprüft. Die Werte der ö-Galactosidase-Aktivität sind
in der Tabelle 2 wiedergegeben. In dieser Tabelle sind Werte der Enzym-Aktivität des Myzels wiedergegeben,
welches von 1 ml Züchtungsmediums gewonnen wurde. Die Enzymaktivität der Suspension des Myzels
wurde dadurch bestimmt, daß 1 ml Myzel-Suspension einer Mischung von 0,5 ml von 0,06 M Melibiose und
0,5 ml von 0,1 M Phosphatpuffer-Lösung (pH 5,2) zugegeben wurde, um eine Reaktion bei 400C während
2 Stunden in Gang zu setzen. Danach wird die Reaktionsmischung in einem kochenden Wasserbad erhitzt,
und zwar während 5 Minuten, um das Enzym zu inaktivieren und es werden zur Reaktionslösung 1 ml
von 1,8% Ba(OUT2 8H2O und 1 ml von 2% ZnSO4 ·
7H2O dazugegeben, um der Lösung Protein zu entziehen.
Danach wird die Lösung zentrifugiert und es wird der oben schwimmende Teil des Glucoseanteiles
durch das Glukostatverfahren geprüft. Aufgrund der Tatsache, daß der Gehalt an Glukose, der von der
Melibiose befrsit wird und die Enzymkonzentration proportional zueinander sind, bis zu 1000 μg Glukose,
wurde die Suspension verdünnt, so di>P sie in einen
Meßbereich fiel, welcher obiger Proportionalität genügte. Die Menge der freien Glukose wurde mit
der Zahl der Verdünnungen multipliziert. Die tf-Galactosidase-Aktivität, welche Ιμ-g Glukose unter
den genannten Bedingungen befreit, wird mit einer Einheit angenommen.
Kohlehydrate
Einheiten der «-Galactosiduse
Kohlehydrate
Einheiten der
ff-Galactosidase
ff-Galactosidase
Rhamnose | 0 |
Glucose | 0 |
Mannose | 0 |
Fructose | 0 |
Galactose | 14 900 |
Maltose | 0 |
Cellobiose | 0 |
Lactose | 53 800 |
Melibiose | 14 340 |
Sucrose | 0 |
Raffi nose | 37 240 |
Gelöste Stärke | 0 |
Dextran | 0 |
Die Ergebnisse dieser Tabelle zeigen klar, daß
Galactose, Melibiose, Raffinose und Lactose sehr wirkungsvoll bei der Gewinnung von a-Galactosidase
eingesetzt werden können und daß Lactose das beste Ergebnis bringt.
Xylose
Arabinose
Arabinose
Sporen der in der Tabelle 3 aufgezählten Arten wurden in verschiedene Teile eines Nährbodens eingeimpft
der 1 % Lactose, 1 % Glucose, 1 % (NH4)2SO4,
1% Maiswasser, 0,3% KH2PO4, 0,2% MgSO4-7 H2O,
0,2% NaCL und 0,3% CaCO3 enthielt. Die Züchtung wurde in der gleichen Weise durchgeführt wie in Beispiel
1. Die erhaltenen Züchtungslösungen wurden hinsichtlich der myzelischen cr-Galactosidase-Aktivität
und der myzelischen Invertase-Aktivität untersucht. Die Invertase-Aktivität wurde dadurch bestimmt, daß
ein ml Myzelsuspension mit 0,5 ml, 0,06 M Sacharose und 0,5 ml von 0,1 M Phosphat-Pufferlösung (pH 5,0)
zusammengebracht wurde. Die Reaktion ging unter den gleichen Bedingungen vonstatten, welche bei der
Bestimmung der c-Galactosidase-Aktivität angewendet
wurden. Um das Protein zu beseitigen, wurde die Lösung zentrifugiert und der oben schwimmende
so Anteil des Invertzuckers wurde durch die Somogyi-Nelson-Methode
untersucht. Die Invertase-Aktivität, welche 1 μg Invertzucker unter den oben beschriebenen
Bedingungen erzeugte, wurde als eine Einheit bezeichnet. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 3 dargestellt.
Die Invertase-Aktivität, welche in dieser Tabelle wiedergegeben ist, bedeutet die Enzym-Aktivität
eines Myzels, welches von 1 ml Züchtungsmedium herrührt.
Das trockene Myzelgewicht wurde dadurch be-
Das trockene Myzelgewicht wurde dadurch be-
bo stimmt, indem eine Myzelmenge, welche auf 100 ml Nährboden gewachsen ist, bei 105°C getrocknet wurde
und dann die getrocknete Myzelmasse gewogen wurde. Die ff-Galactosidase-Aktivitäl pro g von trockenem
Myzel ist in der Tabelle 3 unter der Rubrik »c-Galacto-
b5 sidase/g von trockenem Myzel« zu finden. In gleicher
Weise ist die Invertase-Aktivi tat in dieser Tabelle unter der Rubrik »Invertase/g von trockenem Myzel« zu
finden.
Art | Trockenes Gewicht des Myzels in 100 ml (g) |
Einheiten dern-Galaclo- sidase |
u-Galaclo- sidase/g von trockenem Myzel |
Einheiten der Invertase |
Invertase/g des trockenen Myzels |
Absidia rellexa (IFO 5874) | 1,3 | 58 000 | 446 · 10" | 85 | 6 538 |
Absidia regnierie (IFO 8084) | 1,3 | 52 000 | 400 ■ 10" | 84 | 6461 |
Absidia hyalospora (IFO 8082) | 1,35 | 65 000 | 481 · 10" | 87 | 6 444 |
Absidia lichtheimi (IFO 4010) | 1,40 | 79 000 | 564 · 104 | 92 | 6571 |
Absidia lichtheimi (IFO 4009) | 1,40 | 72 000 | 514 · 10" | 90 | 6 428 |
Absidia ramosa (IFO 8083) | 1,30 | 39 000 | 300 ■ 10" | 84 | 6 462 |
Mortierella vinacea var. Ra(Tinose utilizer (ATCC 20034) |
1,40 | 29 000 | 207 ■ 10" | 210 | 15 000 |
Zum Vergleich wurden Sporen des Mortierella vinacea var. RafTinose-Verwerters in der gleichen Weise
gezüchtet und die erhaltene Züchtungslösung wurde untersucht. Die gewonnenen Ergebnisse sind ebenfalls
in der Tabelle 3 wiedergegeben. Es ergibt sich deutlich, daß die Arten der Absidia-Gattung höhere Werte
der a-Galaclosidase-Aktivita't und geringere Werte von
Invertase-Aktivität besitzen. Weiterhin ergibt sich, daß die ff-Galactosidase-Aktivität, welche ein Gramm trokkenes
Myzel besitzt, höher ist bei den Arten der Absidia-Gattung als bei dem Mortierella vinacea,
während die Invertase-Aklivität bedeutend niedriger liegt.
In 101 Wasser wurden 120g Lactose, 120g Glucose, 120 g (NH4),SO4, 120 g Maiswasser, 36 g KH2PO4,
24 g MgSO4 · 7 H2O, 24 g NaCI und 36 g CaCO3 gelöst.
Die Lösung wurde in einen Porzellan-Gärbottich eingebracht und bei 120'C während 30 Minuten sterilisiert.
Dann wurde die Lösung auf 30"C abgekühlt und mit sterilisiertem destilliertem Wasser verdünnt,
bis auf ein Gesamtvolumen von 12 Litern. Die Art des Absidia reflexa IFO 5874 wurde in der Lösung
unter Schütteln bei 300 Umdrehungen/Min, gezüchtet, wobei Luft mit einer Geschwindigkeit von 3 Litern/M in.
zugeführt wurde. Nach Verstreichen der Züchtungszeit wurden die Proben auf ihre a-Galactosidase-Aktivität
und auf ihren pH-Wert hin untersucht. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 4 wiedergegeben.
Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, daß 42 Stunden
als Züchtungszeit genügen für die Art des Absidia reflexa IFO 5874. Am Ende dieser 42 Stunden betrug
das Gewicht des trockenen Myzels, welches von 100 ml
2ϊ Nährboden gewonnen wurde, 1,30 g.
Die Art des Absidia hyalospora IFO 8082 wurde jo unter den gleichen Bedingungen wie im Beispiel 3
gezüchtet. Es wurde das Verhältnis der Züchtungszeit und des gewonnenen »-Galactosidase-Gehaltes untersucht.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle 5 wiedergegeben.
Züchtungszeit
pH der Zuchtlösung
Einheiten der ff-Galactosidasc
0
6
12
18
24
30
36
42
48
54
57
6
12
18
24
30
36
42
48
54
57
5,9
5,8
5,85
5,50
5,20
6,40
6,50
6,60
6,00
5,50
5,50
0 0 0 0
134
1 240
4 030
19 360
51360
68 500
69 000
Züchtungszeil
20
24
28
32
36
40
42
44
24
28
32
36
40
42
44
pll der Zuchllösung
6,1
6,1
6,6
6,3
6,1
5,8
5,8
5,8
5.8
6,1
6,6
6,3
6,1
5,8
5,8
5,8
5.8
Hinhcitcn der
ff-GuliiclQsiüusc
ff-GuliiclQsiüusc
9 800
19 900
31 200
45 600
54 500
59 300
19 900
31 200
45 600
54 500
59 300
62 700
63 000
Die Tabelle zeigt, daß 54 Stunden für die Züchtungszeit dieser Art genügen. Am Ende der 54 Stunden
Züchtungszeit betrug das Gewicht des trockenen Myzels, welches von 100 ml Nährmedium gewonnen
wurde, 1,35 g
Eine nach dem Steffen-Verfahren gewonnene Melasse wurde mit Wasser auf 3O0BHx verdünnt und
durch Zugabe von Schwefelsäure wurde ein pH-Wert von 5,2 eingestellt. In 200 g dieser Lösung (enthaltend
5,8 g Raffinose) wurde das Myzel des Absidia reflexa IFO 5874 (Trockengewicht von 3,9 g und 17400 000 Einheiten
a-Galactosidasc), welches im Beispiel 2 erhalten
wurde, zugegeben und es wurde eine Reaktion bei 50"C während 2 Stunden und 30 Min. unter Schütteln
durchgeführt. Am Ende der Reaktion wurde das Myzel abgefiltert und mit Wasser gewaschen. Das Filtrat
und das Waschwasser wurden miteinander verbunden. Ein vorgeschriebenes Volumen von dieser Mischung
wurde mittels Papierchromatographie im Hinblick auf Raffinose-Rückstände und im Hinblick auf den angewachsenen
Saccharose-Gehalt untersucht.
Im einzelnen ging man so vor, daß die Proben in eine Lösung, welche aus 6 Teilen n-Butanol, 4 Teilen Pyridin
und 3 Teilen Wasser bestand, eingebracht wurden. Die Raffinosezone und die Saccharosezone, welche
sich anschließend bildeten, wurden getrennt und mit Wasser ausgewaschen. Die Untersuchung wurde mit
dem Zystein-Karbazol-Verfahren durchgeführt. Es wurde gefunden, daß 78% des ursprünglichen Raffinose-Gehaltes
zersetzt waren und daß der Saccharose-Gehalt um 2,41 g angewachsen war.
In 20 g Melasse mit 30° Brix, welche in der gleichen Weise zubereitet worden war wie im Beispiel 5, wurde
das Myzel des Absidia reilexa IFO 5874 (17 400 000 Einheiten
a-Galactosidase-Aktivität) eingegeben, und es wurde in der gleichen Weise eine Reaktion durchgeführt
wie im Beispiel 5. Nach der Reaktion wurde das Myzel mit Wasser gewaschen und das gewaschene
Myzel wurde in eine neue verdünnte Melasse eingebracht und zur Reaktion gebracht. Auf diese Art und
Weise wurde das Myzel wiederholt verwendet, und zwar insgesamt fünfmal. Die Zersetzungslösungen, welche
bei all diesen Behandlungen gewonnen wurden, wurden hinsichtlich der Raffinose-Rückstände und des
angewachsenen Saccharose-Gehaltes untersucht. Die Resultate sind in der Tabelle 6 dargestellt.
Nach Ver- suchs-Nr. |
Saccharose zuwachs |
Zersetzung der RafTinose |
Verbliebene a-Galacto- siciase- Aktivität |
(g) | (%) | (%) | |
1 2 3 |
2,45 2,58 2,41 |
78,5 79,0 77,8 |
90 88 86 |
Tabelle 7 |
Nach Vcr- | Saccharose | Zersetzung | Verbliebene |
suchs-Nr. | zuwachs | tier Raffinosc | ff-Galucto- |
sidase- | |||
Aktivität | |||
(g) | (%) | (%) |
2,37
2,41
2,41
III
76,0
75,1
86
84
84
Es wurde eine Steffen-Melasse auf 50° Brix verdünnt und durch Schwefelsäure wurde ein pH-Wert von 5,2
r> eingestellt. Zu 200 g dieser Lösung, welche 9,66 g
RafTinose enthielt, wurde das Myzel des Absidia reflexa IFO 5874 (Trockengewicht 6,5 g und
28 980000 Einheiten tr-Galactosidase), welches im Beispiel 2 erhalten wurde, hinzugegeben. Die Reaktion
wurde bei 50"C während 20Std. und 30 Min. durchgeführt. Am Ende der Reaktion wurde in der
Zersetzungslösung der Zersetzungsgrad der Raffinose und der Zuwachs an Saccharosegehalt untersucht. Das
Zersetzungsverhältnis der Raffinose betrug 56,2% und
2) der Zuwachs an Saccharose betrug 3,03 g.
100 ml Melasse, welche 3,87 g Raffinose enthielt und auf 50° Brix verdünnt war, sowie einen ph-Wert
ι» von 5,2 aufwies, wurde das Myzel des Absidia reflexa
IFO 5874 (Trockengewicht 1,734 g und 7 740000 Einheiten a-Galactosidase-Aktivität) zugegeben. Die
Reaktion wurde während 10 Stunden bei 500C durchgeführt.
Nach Beendigung der Zersetzung wurde die
Jr) Myzel-Komponente, welche vom Myzel entwickelt
wurde, bei Wellenlängen von 280 ηιμ untersucht. Die Zersetzungslösung wurde gefiltert und das Filtrat mit
Wasser verdünnt, wobei das ursprüngliche Volumen lOOOfach vergrößert wurde. Es wurde die optische
Dichte bei Wellenlängen von 280 ιτιμ und 260 πιμ
gemessen. Getrennt davon wurde in die gleiche Melasse das Myzel eines Mortierella vinacea var. Raffinose-Verwerters
(Trockengewicht 3,730 g und 7740000 Einheiten a-Galactosidase-Aktivität) eingebracht. Die
4> Reaktion wurde unter den gleichen Bedingungen wie
oben durchgeführt. Die Zersetzungslösung wurde im Hinblick auf ihre optische Dichte bei Wellenlängen
von 280 m;1 und 260 πιμ untersucht. Zur Kontrolle
wurde die Melasse in ihrer unveränderten Form hin-
r)0 sichtlich ihrer optischen Dichte ebenfalls untersucht.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle 7 wiedergegeben.
Optische Dichte bei 260 μ
Optische Dichte bei 280 μ
Optische Dichte bei 280 μ
Die Tabelle zeigt, daß bei Anwendung der zwei Arten des Myzels, welche die gleiche a-Galactosidase- ηγ>
Aktivität besitzen, bei der Zersetzung von Raffinose die Menge der ausgeschiedenen Myzel-Komponente
beim Absidia reflexa IFO 5874 geringer war.
Kontrolle | Mortierella | Absidia reflexa |
vinacea var. | IFO 5874 | |
RafTinose- | ||
Verwertcr | ||
0,414 | 0,5 !5 | 0,430 |
0,302 | 0,348 | 0,310 |
Das Myzel des Absidia reflexa IFO 5874
(17400000 Einheiten cr-Galactosidase-Aktivität), welches
im Beispiel 2 erhalten wurde, wurde zu 200 g
Anteilen eines Rübensaftes (jeder enthielt 5,8 g Raffinose) zugegeben. Der Rübensaft war auf 30°Brix verdünnt
und besaß einen pH-Wert von 5,2. Die Reaktion wurde während 3 Stunden durchgeführt und bei
Reaktionstemperaluren, welche in der Tabelle 8 dargestellt sind. Am Ende der Reaktion wurde das Zersetzungsverhältnis
der Raffinose untersucht. Die Resultate sind in der Tabelle 8 dargestellt.
Tabelle 8 | Zersetzungsverhältnis |
Reaktions | der Raffinose |
temperatur | (%) |
CC) | 43,1 |
20 | 75,7 |
30 | 78,5 |
40 | 80,2 |
50 | 79,0 |
60 | 55,6 |
70 | |
Aus dieser Tabelle geht hervor, daß, wenn die Reaktionstemperatur über 30"C liegt, das Zerseizungsverhältnis
der Raffinose spürbar ansteigt, jedoch wenn mehr als 701C angewendet werden, das Zersetzungsverhältnis wieder abnimmt, da das Enzym inaktiviert
ist.
Das Myzel des Absidia reflexa IFO 5874 (17 400 000 Einheiten a-Galactosidase-Aktivität)
wurde zu Anteilen eines Rübensaftes, welche auf 30°Brix verdünnt waren, hinzugegeben. Unter Verwendung
einer Mcllvaime Pufferlösung wurden pH-Werte, welche in der Tabelle 9 dargestellt sind,
eingestellt und es wurde die Reaktion während 3 Stunden bei 501C durchgeführt. Nach Beendigung der
Zersetzung wurde die Zersetzungslösung hinsichtlich des Zersetzungsverhältnisses der Raffinose untersucht.
Tabelle | 9 | Zersetzungsverhiillnis |
pH | der RafTinose | |
11,5 | ||
3 | 68,2 | |
4 | 80,2 | |
5 | 77,4 | |
6 | 39,2 | |
7 | 19,0 | |
8 |
Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, daß bei pH-Werten von 4 bis 8 bessere Resultate erzielt werden.
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung von ff-Galactosidase,
die eine starke ar-Galactosidase-Aktivität und eine äußerst geringe Invertaie-Aktivität aufweist, durch
aerobes Züchten eines Pilzes in einem Nährmedium, das eine Kohlenstoff-, Stickstoff- und
Mineralsalzquelle sowie einen entsprechenden Enzym-Induzierer enthält, und durch Gewinnen
der ff-Galactosidase in Form des Myzels oder eines
hiervon erhaltenen a-Galactosidase-Präparates,
dadurch gekennzeichnet, daß man als Pilz einen Pilz der Gattung Absidia und als Induzierer
des Enzyms wenigstens einen Stoff aus der Gruppe Lactose, Melibiose, Raffinose und Galactose in
einer Menge von 0,5 bis 1,5 Gew.-%, bezogen auf das Zuchtmedium, einsetzt.
2. Verwendung der nach Anspruch 1 erhaltenen ir-Galactosidase zur Zerlegung von Raffinose in
einer Zuckerrüben-Melasse in Galactose und Saccharose.
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