DE2119537C3 - Verfahren zur Herstellung von Thioharnstoff - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von ThioharnstoffInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung von Thioharnstoff aus Cyanamid.
Es ist bekannt. Thioharnstoff durch Umsetzung von verdünnten wäßrigen Lösungen von Cyanamid mit
Schwefelwasserstoff bei erhöhter Temperatur, unter Druck und unter Verwendung von Katalysatoren
herzustellen. Als Katalysatoren werden bei diesem Verfahren feste Substanzen, wie z. B. Sulfide der Metalle
Arsen, Antimon, Zinn, Wismut Cadmium, Kupfer, ferner Aluminiumhydroxid, Chromhydroxid und Kieselsäurehydrat
sowie unlösliche Verbindungen des Arsens, Antimons und Zinns eingesetzt. Die katalytische
Wirksamkeit der genannten festen Substanzen wird durch die gleichzeitige Anwendung von Säuren oder
Basen noch gesteigert (DT-PS 2 60 061).
Es ist ferner bekannt, die Umsetzung bei Normaltemperatur unter Normaldruck und unter Verwendung von
wasserlöslichen Basen, wie Natrium- oder Kaliumhydroxid, Piperidin und Trimethylamin, insbesondere
jedoch Ammoniak, durchzuführen (DT-PS 4 52 025).
Nach einem weiteren bekannten Verfahren werden in einer Absorptionskolonne wäßrige Cyanamidlösungen
bei Temperaturen im Bereich von 50 bis 90°C in Anwesenheit von Ammoniak oder eines anderen,
lösliche Sulfide bildenden Hydroxids kontinuierlich im Gegenstrom mit Schwefelwasserstoff behandelt (US-PS
19 91852). Man kann auch von einer wäßrigen Calciumcyanamid-Suspension ausgehen und diese mit
einem Gemisch aus Schwefelwasserstoff und Kohlendioxid umsetzen. Hierbei reagiert das als Beiprodukt
entstehende Calciumhydrogensulfid mit dem Kohlendioxid zu Calciumcarbonat und Schwefelwasserstoff,
wobei letzterer der weiteren Reaktion mit Calciumcyanamid zugeführt werden kann (US-PS 35 01 524 und
GB-PS 9 03 864).
Es ist ferner bekannt, die Umsetzung von Cyanamid und Schwefelwasserstoff in Gegenwart von Ammoniumsulfid
in einem organischen Lösungsmittel, das mit Wasser nur beschränkt mischbar ist durchzuführen
(US-PS 25 21 778).
Nach diesem Verfahren wird die zu verarbeitende wäßrige Cyanamidlösung zunächst in einem Absorptionsturm
mit dem organischen Lösungsmittel extrahiert Die erhaltene Cyanamidlösung wird anschließend
bei Temperaturen im Bereich von 30 bis 60° C mit einer gesättigten alkalischen Schwefelwasserstofflösung umgesetzt
Das erhaltene Reaktionsgeinisch besteht aus
ίο einer thioharnstoffhaltigen und an organischem Lösungsmittel
gesättigten wäßrigen Phase und einer organischen Phase. Das Verfahren kann kontinuierlich
gestaltet werden. Hierbei werden sowohl das organische Lösungsmittel als auch die wäßrige thioharnstoff-
■ 5 haltige Phase im Kreislauf geführt, wobei dann die
wäßrige Phase an Thioharnstoff gesättigt ist Nach dem Abtrennen der organischen Phase erkaltet die wäßrige
Phase und scheidet Thioharnstoff ab.
Es ist auch bekannt trockenes Cyanamid in kristallisierter oder geschmolzener Form zur Umsetzung
mit Schwefelwasserstoff einzusetzen (GB-PS 6 40 976). Bei diesem Verfahren wird das Cyanamid z. B.
bei Atmosphärendruck portionsweise in eine Alaklisulfidlösung
von 30 bis 60° C, in die gleichzeitig Schwefelwasserstoff eingeleitet wird, eingetragen. Das
Verfahren kann sowohl diskontinuierlich als auch kontinuierlich ausgeführt werden. Bei Einhaltung eines
geeigneten Verhältnisses zwischen den Reaktionspartnern und dem Reaktionsmedium kann ein Reaktionsgemisch
erhalten werden, das bereite beim Abkühlen kristallinen Thioharnstoff abscheidet.
Es wurde nun gefunden, daß man bei der Behandlung von wäßrigen Cyanamidlösungen mit Schwefelwasserstoff
unter Druck und bei erhöhter Temperatur nach kurzer Reaktionszeit Thioharnstoff in quantitativen
Ausbeuten erhält, wenn man Aktivkohle als Katalysator verwendet
Zweckmäßigerweise werden die bei der Herstellung von freiem Cyanamid anfallenden wäßrigen Cyanamidlösungen,
die in der Regel zwischen 25 bis 35 Gewichtsprozent Cyanamid enthalten, verwendet Es
können sowohl verdünntere als auch konzentriertere Lösungen eingesetzt werden.
Es wurde festgestellt, daß die Umsetzung von Cyanamid und Schwefelwasserstoff sehr stark temperaturabhängig
ist Die Umsetzungsgeschnvindigkeit steigt mit zunehmender Reaktionstemperauir. Oberhalb von
100°C treten jedoch als unerwünschte Nebenreaktionen die Bildung von Dicyandiamid und die Umlagerung von
Thioharnstoff zu Ammoniumrhodanid auf. Die Umsetzung wird daher bei Temperaturen im Bereich von 60
bis 1000C, vorzugsweise 70 bis 8O0C, durchgeführt
Außer von der Temperatur hängt die Umsetzungsgeschwindigkeit auch stark vom Schwefelwasserstoffes
druck ab. Sie steigt mit zunehmendem Schwefelwasserstoffdruck. Das erfindungsgemäße Verfahren wird
daher bei Drücken von 3 bis 20 atü durchgeführt. Bei Anwendung der obengenannten Reaktionstemperaturen
werden bei Aufrechterhaltung von Drücken im
(κ) Bereich von 5 bis 10 atü zufriedenstellend hohe
Reaktionsgeschwindigkeiten erzielt Das erfindungsgemäße Verfahren wird daher vorzugsweise bei Temperaturen
im Bereich von 70 bis 8O0C und bei Drücken im Bereich von 5 bis 10 atü durchgeführt.
fts Eine weitere Steigerung der Umsetzurigsgeschwindigkeit
kann durch Zusatz von elementarem Schwefel oder von Polysulfid zum Reaktionsansatz erzielt
werden. Polysulfid kann beispielsweise als Ammonpoly-
sulfid eingesetzt werden. Polysulfid bildet sich auch
durch Einschleusen geringer Mengen Luftsauerstoff in das Reaktionsgemisch. Hierzu genfigt u. U. bereits der in
den wäßrigen Lösungen gelöste Sauerstoff.
Das Reaktionsgemisch reagiert nahezu neutral. In diesem pH-Bereich ist die Dimerisierung des Cyanamids
zu Dicyandiamid sehr gering, so daß bei Einhaltung der genannten Druck- und Temperaturbedingungen eine
nahezu quantitative Ausbeute erhalten werden kann.
Die Reaktion zwischen Cyanamid und Schwefelwasserstoff verläuft schwach exotherm. Bei geringem
Durchsatz muß der Reaktor zusätzlich beheizt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann sowohl diskontinuierlich als auch kontinuierlich durchgeführt
werden. Vorzugsweise wird die Umsetzung in einem senkrecht stehenden mit gekörnter Aktivkohle gefüllten
Reaktionsrohr oder Rohrbündelreaktor durchgeführt
Vorzugsweise leitet man die wäßrige Cyanamcdlösung in dan oberen Teil und den Schwefelwasserstoff an
einer beliebigen Stelle des Reaktionsrohres oder des Rohrbündelreaktors ein, wobei ein Schwefelwasserstoffdruck im Bereich von 5 bis 10 atü und in der
Reaktonszone eine Temperatur von 70 bis 800C aufrechterhalten werden, und zieht am unteren Ende
des Reaktionsrohres oder des Rohrbündelreaktors die wäßrige Thioharnstofflösung ab. Als Katalysator
können die handelsüblichen, für Adsorptionszwecke bestimmten Aktivkohlesorten verwendet werden. Es
empfiehlt sich, möglichst abriebfeste Aktivkohlesorten zu verwenden.
Die Aufarbeitung der erhaltenen wäßrigen Thioharnstofflösungen erfolgt in bekannter Weise nach Abkühlen durch Filtration. Die anfallende Mutterlauge wird im
Vakuum konzentriert und in den Prozeß zurückgeführt, indem man sie mit frischer Reaktionslösung vermischt,
der Kristallisation unterwirft oder sie zum Verdünnen von Cyanamidiösungen verwendet, die zu konzentriert
für den Einsatz bei dem erfindungsgemäßen Verfahren sind.
Gegenüber den bekannten besitzt das erfindungsgemäße Verfahren zahlreiche Vorteile:
1. Durch die hohe Reaktionsgeschwindigkeit und Selektivität an Aktivkohle wird eine gute Raum-
Zeit-Ausbeute erzielt Es treten keine Kosten für
zusätzliche Chemikalien auf, die an der Bildung des
Reaktionsproduktes nicht beteiligt sind.
2. Wegen der Abwesenheit zusätzlicher Chemikalien entfallen zusätzliche Kreisläufe wie z. B. Kreisläufe
ίο für Ammoniak, Alkalien oder Lösungsmittel.
3. Der Thioharnstoff fällt wegen der Abwesenheit von zusätzlichen Chemikalien in reiner Form an und
bedarf keiner weiteren Reinigung.
4. Da bei der Umsetzung alle Reaktionskomponenten restlos verbraucht werden, sind weder Abwasser
noch Abluftreinigungen notwendig.
5. Es sind keine zusätzlichen, kostenträchtigen Dosieraggregate für Katalysatoren erforderlich.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird durch die folgenden Beispiele im einzelnen erläutert:
Ein 1 m !anges und 25 mm weites temperiertes Doppelmantel-Reaktionsrohr wurde mit einer zuvor
mit 0,5% Schwefel innig vermischten Aktivkohle der Körnung 1,5 bis 2,0 mm gefüllt. In das obere Ende des
Reaktionsrohres wurde mit Hilfe einer Dosierpumpe die wäßrige Cyanamidlösung und in das untere Ende des
Reaktioniirohres Schwefelwasserstoff unter konstantem
Druck zugeführt Die heiße wäßrige Thioharnstofflösung wird am unteren Ende des Reaktionsrohres
abgezogen, falls erforderlich filtriert und auf 15 bis 20° C
abgekühlt. Dei hierbei ausgefallene Thioharnstoff erwies sich als sehr rein, der Schmelzpunkt lag bei
178—180° C Die Mutterlauge wurde eingeengt und, mit
frischer Reaktionslösung vermischt, wieder der Kristallisation zugeführt Reaktionsbedingungen und Ausbeuten sind in der Tabelle I dargestellt.
(Gew.-%)
H2S-Druck
(atü)
(min)
Reaktionstemperatur
CC)
Ausbeute
5,0
7,5
10,0
7,5
10
10
5,0
7,5
10,0
Als Katalysator und Füllstoff wurde reine Aktivkohle der Körnung 1,5 bis 2,0 mm eingesetzt und wie bei den
Beispielen 1 bis 9 verfahren. Die Konzentration der Cyanamidlösung betrug 25 Gewichtsprozent, der
HjS-Druck 5,0 atü, die Reaktionszeit 12 min und die Reaktionstemperatur 80°C. Es wurde eine Thioharnstoff-Ausbeuie von 98% d. Th. erzielt.
Aus den Beispielen 1 bis 3 wird ersichtlich, daß bei einer Reaktionstemperatur von 8O0C bereits ein Druck
von 5 atü ausreicht, um nahezu quantitative Ausbeuten an Thioharnstoff zu erzielen. Die Beispiele 4 bis 6
1 | 25 |
2 | 25 |
3 | 25 |
4 | 25 |
5 | 25 |
6 | 25 |
7 | 25 |
8 | 15 |
9 | 30 |
Beispiel 10 |
12
12
12
20
12
12
20
12
20
12
20
80
80
80
80
80
70
70
70
70
70
80
80
80
80
80
99-99,5
99-99,5
99-99,5
99-99,5
99-99,5
99-99,5
99-99,5
99-99,5
99-99,5
zeigen, daß bei Reaktionstemperaturen von 70° C entweder der Reaktionsdruck erhöht oder die Reaktionszeit verlängert werden muß, um vergleichbar gute
Ausbeuten zu erzielen. Das Beispiel I zeigt beim
fto Vergleich mit Beispiel 7, daß bei Einsatz einer 25-gewichtsprozentigen Cyanamidlösung und bei Anwendung eines Reaktionsdruckes von 5 atü sowie einer
Reaktionstemperatur von 8O0C zur Erzielung einer praktisch quantitativen Ausbeute eine Reaktionszeit
<>5 von 12 Minuten ausreicht. Die Beispiele 8 und 9 zeigen,
daß die Konzentration der wäßrigen Cyanamidlösung innerhalb des genannten Bereiches keinen Einfluß auf
die Ausbeute ausübt.
Claims (4)
1. Verfahren zur Herstellung von Thioharnstoff
durch Umsetzung einer wäßrigen Cyanamidlösung mit Schwefelwasserstoff bei erhöhter Temperatur,
unter Druck und in Gegenwart eines Katalysators, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Umsetzung in Gegenwart von Aktivkohle als Katalysator bei 60 bis 1000C und 3 bis 20 atü
durchführt
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Umsetzung bei 70 bis 80° C
und 5 bis 10 a tu durchführt.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die Umsetzung in
einem senkrecht stehenden, mit gekörnter Aktivkohle gefüllten Reaktionsrohr oder Rohrbündelreaktor
durchführt
4. Verfahren nach den Ansprüchen 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß man die wäßrige
Cyanamidlösung in den oberen Teil und den Schwefelwasserstoff an einer beliebigen Stelle des
Reaktionsrohres oder des Rohrbündelreaktors einleitet und am unteren Ende des Reaktionsrohres
oder des Rohrbündelreaktors die wäßrige Thioharnstoff-Lösung abzieht
Priority Applications (4)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19712119537 DE2119537C3 (de) | 1971-04-22 | Verfahren zur Herstellung von Thioharnstoff | |
US00242833A US3843723A (en) | 1971-04-22 | 1972-04-10 | Process for the production of thiourea |
GB1827572A GB1363321A (en) | 1971-04-22 | 1972-04-20 | Preparation of thiourea from cynamide |
FR7213993A FR2136552A5 (de) | 1971-04-22 | 1972-04-20 |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19712119537 DE2119537C3 (de) | 1971-04-22 | Verfahren zur Herstellung von Thioharnstoff |
Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE2119537A1 DE2119537A1 (de) | 1972-10-26 |
DE2119537B2 DE2119537B2 (de) | 1977-05-26 |
DE2119537C3 true DE2119537C3 (de) | 1978-01-12 |
Family
ID=
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