DE19614543C1 - Entzerrer mit erweiterter Kanalschätzung für einen Empfänger in einem digitalen Übertragungssystem - Google Patents
Entzerrer mit erweiterter Kanalschätzung für einen Empfänger in einem digitalen ÜbertragungssystemInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein digitales Übertragungssystem mit einem Empfänger
mit einer Empfängereingangsstufe und mit einem digitalen Speicher zur Speicherung
einer Sequenz von in der Empfängereingangsstufe gebildeten Abtastwerten eines
durch einen Übertragungskanal verzerrten Signals von Binärsymbolen und mit einem
Entzerrer zur Bildung einer Sequenz von binären Schätzwerten aus den Abtastwerten
mittels einer Impulsantwort eines den Übertragungskanal beschreibenden
Ersatzsystems, die durch erste Korrelationen von Koeffizienten einer bekannten
Trainingssequenz mit den Abtastwerten eines Teiles der bekannten, um wenigstens
ein Binärsymbol verlängerten Trainingssequenz bestimmt wird.
Des weiteren betrifft die Erfindung einen Empfänger mit einer
Empfängereingangsstufe und mit einem digitalen Speicher zur Speicherung einer
Sequenz von in der Empfängereingangsstufe gebildeten Abtastwerten eines durch
einen Übertragungskanal verzerrten Signals von Binärsymbolen und mit einem
Entzerrer zur Bildung einer Sequenz von binären Schätzwerten aus den Abtastwerten
mittels einer Impulsantwort eines den Übertragungskanal beschreibenden
Ersatzsystems, die durch erste Korrelationen von Koeffizienten einer bekannten
Trainingssequenz mit den Abtastwerten eines Teiles der bekannten, um wenigstens
ein Binärsymbol verlängerten Trainingssequenz bestimmt wird.
Solche Empfänger werden beispielsweise beim digitalen Mobilfunk nach GSM-
Standard eingesetzt. Beim GSM-Standard werden digitale Signale in einem TDMA-
Verfahren mittels einer GMSK-Modulation übertragen. Dabei wird die Datenüber
tragung durch einen zeitvarianten Übertragungskanal beeinträchtigt. Insbesondere
Mehrwegeausbreitungen und Reflektionen bedingen Laufzeitunterschiede und
Phasenverschiebungen für die übertragenen digitalen Datensymbole im empfangenen
Signal und führen zu einer Überlagerung benachbarter Datensymbole. Die Beein
flussung eines empfangenen Signals für ein Datensymbol durch d vorangegangene
Datensymbole ist als Intersymbolinterefenz (ISI) bekannt. Dabei ist d eine ganze
Zahl, die die Gedächtnistiefe des Übertragungskanals definiert.
Für die Entzerrung des infolge Mehrwegeausbreitung und sende- sowie empfangssei
tigem Bandbegrenzungsfilter (Eigenimpulsinterferenz bei linearer Demodulation des
GMSK-Signals) linear verzerrten Empfangssignals muß der Empfänger zur Daten
rekonstruktion jeweils an die zeitvarianten Übertragungseigenschaften des Übertra
gungskanals angepaßt werden. Daher wird jeweils die Impulsantwort des aktuell
verzerrenden Übertragungssystems geschätzt, zu dem neben dem Übertragungskanal
auch die Einflüße der GMSK-Modulation und einer Empfängereingangsstufe, die
Abtastwerte des empfangenen digitalen Signals liefert, gehören. Dazu wird ein das
Übertragungsystem beschreibendes Ersatzsystem gebildet, mit Hilfe dessen ge
schätzter Impulsantwort eine Datenschätzung nach dem Maximum-Likelihood-
Sequence-Estimation (MLSE) -Verfahren durch Anwendung eines Viterbi-Algo
rithmus, insbesondere eines Soft-Output-Viterbi-Algorithmus, durchgeführt wird.
Bei diesem Verfahren werden unter allen möglichen Datenfolgen bei Berücksich
tigung der empfangenen Folge und der geschätzten Impulsantwort des Übertragungs-
Systems die wahrscheinlichste Sendefolge bestimmt. Zur Schätzung der Datensym
bole nach dem MLSE-Verfahren eignet sich insbesondere der Viterbi-Algorithmus.
Der Viterbi-Algorithmus ist bekannt aus "The viterbi algorithm", G. D. Forney, Jr.,
IEEE Proceedings, vol. 61, pp 268-278, 1973. Eine genauere Schätzung der
Datensymbole bietet der Soft-output Viterbi-Algorithmus der u. a. aus "A viterbi
algorithm with soft-decision outputs and its applications", J. Hagenauer und P.
Höher, Proceedings of the GLOBECOM "89" pp 47.1.1-47.1.7, Dallas, 1989
bekannt ist. Ebenfalls verwendet werden optimale Maximum-a-posteriori-symbol-by
symbol Decodier-Algorithmen nach "Optimal decoding of linear codes for
minimizing symbol error rate", L.R. Bahl, J. Cocke, F. Jelinek, und J. Raviv,
IEEE Transactions on Information Theory, IT-20: pp. 284-287, 1974, bzw.
Modifikation dieses Algorithmus nach "Optimum and Sub-Optimum Detection of
Coded Data Disturbed by Time-Varying Intersymbol Interference", W. Koch und A.
Baier, Proceedings of the GLOBECOM "90" pp 807.5.1.-807.5.6., San Diego, Dec.
1990. Bei einer gleichbleibenden Güte der Schätzung der empfangenen Signale steigt
der Realisierungsaufwand des Entzerrers in erster Näherung proportional mit 2d,
d. h. er steigt exponentiell mit der Gedächtnistiefe d des Übertragungskanals. Bei den
Methoden nach dem Stand der Technik kann eine Entzerrung nur für Impulsinter
ferenzen die sich über fünf Symbolintervalle (binär), entspricht ca. 18 µsec, er
strecken, durchgeführt werden. Wegen der Eigenimpulsinterferenzen wird dadurch
die maximale Laufzeitdifferenz der Ausbreitungswege bei der Mehrwegeausbreitung
auf ca. 13 µsec, entspricht ca. 4 km Weglängendifferenz, begrenzt. In der Praxis ist
dies häufig nicht ausreichend. Desweiteren bedingt die Kanalschätzung mit starrem
Grad des Ersatzsystems für eine konstante Gedächtnistiefe d des Übertragungskanals
nach dem Stand der Technik eine Beschränkung auf eine Überlagerung von sechs
Datensymbolen, d. h. auf eine Kanalschätzung vom Grad 5. In Folge der Zeitvarianz
der Übertragungseigenschaften des Kanals kommt es jedoch auch häufig vor, daß die
Gedächtnistiefe d des Übertragungskanals kleiner als 5 ist. Dann führt eine Kanal
schätzung vom Grad 5 zu einer größeren Varianz des Schätzfehlers als notwendig,
d. h., die Möglichkeit die Güte der Kanalschätzung bei günstigen Übertragungseigen
schaften (insbesondere bei einem statischen Kanal) zu verbessern, wird nicht ausge
nutzt.
Aus der amerikanischen Patentschrift US 5,199,047 ist ein Empfänger für ein
digitales Übertragungssystem bekannt, der einen Entzerrer enthält. Dieser
Empfänger kann ebenfalls beispielsweise beim digitalen Mobilfunk nach GSM-
Standard eingesetzt werden. Dem Entzerrer muß eine den Übertragungsweg
kennzeichnende Kanalcharakteristik vorgegeben werden. Aufgrund der zeitvarianten
Übertragungseigenschaften des Kanals ist pro Zeitschlitz eine Kanalvermessung
vorgesehen. Diese wird anhand einer bekannten Trainingsdatenfolge vorgenommen,
die im Empfänger gespeichert ist. Durch Verarbeitung der verzerrt empfangenen
Trainingsdatenfolge mit der in unverzerrter Form gespeicherten Trainingsdatenfolge
schätzt ein Kanalschätzer eine Kanalimpulsantwort. Im Ausführungsbeispiel ist
angedeutet, daß es bei einer entsprechend langen Trainingsdatenfolge aus Gründen
der Rechenzeit unter Umständen sinnvoll sein kann, weniger Glieder zum Vergleich
heranzuziehen, solange man eine hinreichende Gütezahl erhält. Dabei entsprechen
die Glieder den Elementen des Schätzwertes der Trainingsfolge, die mit den
entsprechenden Abtastwerten verglichen werden. Die Reduktion der Rechenzeit wird
dadurch gewonnen, daß weniger Glieder zum Vergleich herangezogen werden,
während die Anzahl der Korrelationen, die den Grad der gebildeten
Kanalimpulsantwort bestimmt, gleich bleibt. Das heißt, die Güte der
Kanalschätzung, und damit auch des gesamten Empfangs, verschlechtert sich.
Die Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Kanalschätzung vorzunehmen, die zum
einen eine Kanalschätzung für einen höheren Grad d der Impulsantwort des Übertra
gungskanals ermöglicht, wodurch eine Entzerrung des empfangenen Signals auch in
Folge größerer Laufzeitdifferenzen bei der Mehrwegeausbreitung des Signals mög
lich wird. Zum anderen soll die Kanalschätzung immer mit möglichst größter Güte,
d. h. mit minimaler Varianz des Schätzfehlers erfolgen.
Die Aufgabe wird bei der Erfindung dadurch gelöst, daß zur Anpassung der
Impulsantwort des Ersatzsystems an die Impulsantwort des Übertragungskanals eine
variable erste Korrelationsfensterlänge und eine variable Anzahl von ersten
Korrelationen vorgesehen ist. Durch eine Verkürzung der Korrelationsfensterlänge
können mit einer Sequenz von Abtastwerten mehr Kreuzkorrelationswerte gebildet
werden, so daß eine Erhöhung des Grades der Impulsantwort des geschätzten
Übertragungskanals möglich wird. Gegenüber dem Stand der Technik kann dabei
anstelle der Schätzung vom Grad d=5 des Übertragungskanals durch Verkürzung
der Korrelationfensterlänge um je ein Binärsymbol jeweils ein um 1 erhöhter Grad
geschätzt werden. Durch die Erfindung kann eine entzerrbare Laufzeitdifferenz von
bis zu 29,4 µsec ohne wesentliche Erhöhung der Komplexität des
Entzerrungsalgorithmus erreicht werden. Durch die Verkürzung der
Korrelationfensterlänge nimmt die Güte der geschätzten Impulsantwort ab und die
Varianz des Schätzfehlers erhöht sich. Wenn beispielsweise von einem günstigeren
Übertragungsverhalten ausgegangen werden kann, d. h. der Grad der geschätzten
Impulsantwort ist kleiner als nach dem Stand der Technik (d=5), kann die
Korrelationfensterlänge um ein oder mehrere bekannte Binärsymbole erweitert
werden. Dadurch werden längere Fensterlängen als nach dem Stand der Technik
möglich, wodurch die Güte der Schätzung der Impulsantwort zunimmt und die
Varianz des Schätzfehlers minimiert wird. Durch Vergrößerung der
Korrelationfensterlänge können weniger Kreuzkorrelationswerte gebildet werden, so
daß der mögliche Grad der zur schätzenden Impulsantwort des Übertragungskanals
kleiner wird.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, daß die Koeffizienten der
bekannten, um wenigstens ein Binärsymbol verkürzten oder verlängerten
Trainingssequenz zur Bildung der ersten Korrelationen mit den Abtastwerten eines
Teiles der verlängerten Trainingssequenz vorgesehen sind. Um die
Korrelationsfensterlänge zu variieren, wird die bekannte Trainingssequenz verkürzt
oder verlängert. Da der Teil der Sequenz von Abtastwerten, mit dem jeweils
korreliert wird, ebenfalls der Korrelationsfensterlänge entspricht, können je mehr
unterschiedliche Korrelationen gebildet werden, je größer die Differenz zwischen
der verkürzten oder verlängerten Trainingssequenz und der gesamten Sequenz von
Abtastwerten ist.
Bei einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß die ersten
Korrelationen zur Zusammenfassung zu einem Vektor und der Vektor zur
Multiplikation mit einer Matrix vorgesehen ist, deren Elemente aus zweiten
Korrelationen von Koeffizienten der bekannten, um wenigstens ein Binärsymbol
verkürzten oder verlängerten Trainingssequenz mit jeweils einem Teil der um
wenigstens ein Binärsymbol mehr verlängerten Trainingssequenz gebildet werden.
Eine Verlängerung oder Verkürzung der Korrelationsfensterbreite bedingt einen
Fehler in den berechneten Koeffizienten der ersten Kreuzkorrelationsfunktionen.
Dies kann zu einer ungenaueren Schätzung der Koeffizienten der geschätzten
Impulsantwort des Übertragungskanals führen als nach dem Stand der Technik.
Durch die Multiplikation der Korrelationskoeffizienten mit einer geeigneten Matrix
kann auch für einen anderen Grad der geschätzten Impulsantwort des Übertragungs
kanals als 5 die gleiche Varianz des Schätzfehlers wie nach dem Stand der Technik
erreicht werden. Die Elemente der Matrix werden dabei durch Kreuzkorrelationen
zwischen der um mindestens ein Binärsymbol verlängerten Trainingssequenz und
dem durch die Fensterlängen der ersten Korrelationen bestimmten Teil der Trai
ningssequenz gebildet. Da die verwendeten Trainingssequenzen insbesondere beim
Mobilfunk nach GSM-Standard bekannt sind, sind auch die Kreuzkorrelationen von
Teilen der verlängerten Trainingssequenz und damit die Elemente der Matrix
bekannt.
In einer bevorzugten Weiterbildung ist ein Speicher zur Speicherung der entspre
chenden Matrix für jede Trainingssequenz und jede Verkürzung und Verlängerung
der jeweiligen Trainingssequenz vorgesehen. Da die Trainingssequenzen und damit
die durch Korrelationen mit unterschiedlichen Fensterlängen gebildeten Elemente der
Matrix bekannt sind, müssen diese nicht jeweils neu berechnet werden, sondern kön
nen separat ermittelt und gespeichert werden. Da sowohl die Größe der quadra
tischen Matrix als auch die einzelnen Elemente der Matrix vom jeweiligen Grad der
zu schätzenden Impulsantwort des Übertragungskanals abhängen, und natürlich von
der jeweils verwendeten Trainingssequenz selbst abhängig sind, muß für jeden Grad
der zu schätzenden Impulsantwort und alle möglichen Trainingssequenzen die Matrix
berechnet und gespeichert werden.
In einer vorteilhaften Fortbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß zur Anpassung
der Impulsantwort des Ersatzsystems an die Impulsantwort des Übertragungskanals
wenigstens eine Wiederholung der Bildung der ersten Korrelationen derart
vorgesehen ist, daß jeweils der mittels der vorangegangenen Korrelationen ermittelte
Beginn der Trainingssequenz in den Abtastwerten und die günstigste
Korrelationsfensterlänge bei der Wiederholung verwendet werden. Durch eine
Wiederholung der Kanalschätzung durch die Bildung der ersten Korrelationen kann
die Schätzung an das aktuell gültige Übertragungsverhalten angepaßt werden.
Zunächst wird beispielsweise eine Kanalschätzung für einen hohen vermuteten Grad
der Impulsantwort des Übertragungskanals (z. B. d=7) durchgeführt, um den
tatsächlichen Grad und die Lage des Nullzeitpunktes zu wählen. Hierbei ist ein
Fenster für im folgenden auszuwertende Koeffizienten so zu bestimmen, daß
Beiträge von geschätzten Koeffizienten außerhalb dieses Fensters die rechnerische
Streuung des Schätzfehlers nicht wesentlich übersteigen. Zur Ermittlung der Lage
des Beginns der Trainingssequenz in der Sequenz der Abtastwerte wird von der
Lage dieses Zeitpunktes im vorangehenden Zeitschlitz der Übertragung ausgegan
gen. Davon ausgehend wird zunächst ein höherer Grad der Impulsantwort des
Übertragungskanals vermutet und der exakte Zeitpunkt für eine verbesserte Synchro
nisation des Signals bestimmt. Aufgrund dieser ersten Kanalschätzung kann auch
festgestellt werden wie gut die erste Schätzung des Grades der Impulsantwort des
Übertragungskanals war. Für eine zweite Kanalschätzung wird der im ersten
Versuch bestimmte vermutete Grad d und die optimale Lage des Nullzeitpunktes
verwendet. Auf diese Weise wird nun die Varianz des Schätzfehlers minimiert. Mit
Hilfe der im ersten Versuch ermittelten Werte kann im zweiten Versuch der Grad
der zu schätzenden Impulsantwort des Übertragungskanals erhöht werden, um
größere Laufzeitunterschiede des im empfangenen Signal auszugleichen.
Im folgenden soll ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnungen
erläutert werden. Dabei zeigen:
Fig. 1 ein Blockschaltbild des erfindungsgemäßen Empfängers eines digitalen
Übertragungssystems,
Fig. 2 ein Blockschaltbild eines den Übertragungskanal beschreibenden
Ersatzsystems, das eine Impulsantwort zur Kanalschätzung liefert und
Fig. 3 den Aufbau eines TDMA-Rahmens beim GSM-Mobilfunk mit dem
Aufbau eines einzelnen Zeitschlitzes, der eine für die Kanalschätzung
notwendige Trainingssequenz enthält.
In Fig. 1 ist ein Empfänger für ein digitales Übertragungssystem dargestellt. In
seiner Empfängereingangsstufe 1 enthält er einen Hochfrequenzteil 2, einen I/Q-
Demodulator 3, einen Bandbegrenzungsfilter 4 und einen Abtaster 5. Die dort
gebildeten Abtastwerte rk 6 werden in einem digitalen Speicher 7 abgelegt. Aus
diesem digitalen Speicher 7 werden dem Kanalschätzer 8 die Daten zur Verfügung
gestellt. Im Kanalschätzer 8 wird mittels einer bekannten Trainingssequenz im
empfangenen Signal eine Impulsantwort des Übertragungssystems geschätzt. Anhand
dieser Impulsantwort findet eine Allpaßbestimmung 9 statt, um die Impulsantwort im
Allpaßfilter 10 ohne Verlust der Genauigkeit der Schätzung in ein minimal- oder
maximalphasiges System umzuwandeln. Dazu entnimmt der Allpaßfilter 10 zunächst
die Sequenz der Abtastwerte 6 aus dem digitalen Speicher 7 und legt die gefilterten
Werte wieder im digitalen Speicher 7 ab. Mit Hilfe der im Kanalschätzer 8 ermittel
ten Koeffizienten der Impulsantwort des Übertragungsystems wird im Symbolschät
zer 11 eine Symbolschätzung mit Zustandsreduktion nach dem Maximum-
Likelihood-Sequence-Estimation-Verfahren (MLSE) mittels eines Viterbi-Algorith
mus durchgeführt. Dabei wird zusätzlich eine Zuverlässigkeitsinformation für die
Symbolschätzung gebildet, die optional zusammen mit den geschätzten Daten in
einem Decoder 12 verarbeitet wird. Wenn außer den Datensymbolen selbst auch die
Wahrscheinlichkeit ihrer korrekten Bestimmung zur Verfügung steht, kann im
Decoder 12 ein "Soft-decision-decoding" angewendet werden. Daraus ergeben sich
die übertragenen Nutzdaten 13.
Auf der zwischen einem Sender und der Empfängereingangsstufe 1 liegenden
Übertragungsstrecke wird ein ausgesendetes Signal durch Mehrwegeausbreitung
infolge von Reflexionen und durch Überlagerung von Rauschen und sonstigen
störenden Signalen verfälscht. Hierdurch wird ein zu einem diskreten Zeitpunkt k
gesendetes Binärzeichen bk eines Binärsignals b durch verspätet eintreffende Signal
anteile zuvor gesendeter Binärzeichen bk-1, bk-2 . . . überlagert. Diese Überlagerung
entspricht einer Signalverzerrung. Dadurch kann das zu einem gesendeten Binär
zeichen empfangene Signal nicht mehr eindeutig einem niedrigen oder hohen Pegel
zugeordnet werden. Man spricht dann von einer Gedächtnistiefe d, die der Übertra
gungskanal aufweist, wobei d die Anzahl der interferierenden Nachbarzeichen
angibt. Die Gedächtnistiefe d kann auch als Quotient aus der Länge der Kanal
impulsantwort des Übertragungskanals und aus einer Bitdauer des Empfangssignals
minus 1 definiert werden, wobei die größte ganze Zahl kleiner oder gleich dieses
Ergebnis d angibt. Das von der Empfängereingangsstufe 1 empfangene Signal weist
durch diese Überlagungen einen analogen Signalverlauf auf, der ohne Entzerrung
dem ursprünglich gesendeten Binärwert nicht zuzuordnen ist. Dazu wird das
empfangene Signal in der Empfängereingangsstufe 1 mittels des Abtasters 5 zu
äquidistanten Zeitpunkten k abgetastet.
Der Einfluß bereits gesendeter Binärzeichen ist abhängig von der Laufzeitverzöge
rung der an einer Empfängereingangsstufe 1 verzögert eintreffenden Signalanteile.
Dabei ist nach einer gewissen Zeit, die von der Charakteristik des Übertragungs
kanals abhängt, der Einfluß nicht mehr wesentlich und braucht daher bei einer
Entzerrung nicht mehr berücksichtigt zu werden. In der Regel wird die Laufzeitver
zögerung als Anzahl der in dieser Zeitspanne ausgesendeten Binärzeichen minus 1
angegeben. Damit ist jeder einem zu einem Zeitpunkt k gesendeten Binärzeichen bk
zuordnenbarer Abtastwert rk 6 von dem ihn zugeordneten Binärzeichen bk und d
unmittelbar diesem Binärzeichen vorangegangenen Binärzeichen bi-1, bi-2, . . . , bi-d
abhängig.
Der Entzerrung einer Sequenz von Abtastwerten 6 mit Hilfe des digitalen Speichers
7, das dem Kanalschätzer 8 für den Zeitraum eines Zeitschlitzes der Übertragung
die Abtastwerte 6 zur Verfügung stellt, liegt eine Kanalmodell zugrunde, das den
dispersiven Übertragungskanal näherungsweise durch ein lineares endliches Trans
versalfilter beschreibt. In Fig. 2 ist ein Blockschaltbild eines Ersatzsystems 14
dargestellt, das diesem Transversalfilter entspricht. Die Multiplikation 16 eines
Binärsignals 15 mit jk entspricht der beim Mobilfunk nach GSM-Standard verwen
deten π/2-shift 2PSK-Modulation. Eine ankommende Sequenz von Binärsymbolen
wird über Verzögerungselemente 17 in die d Speicherzellen des Ersatzsystems 14
gelesen. Mittels der Filterkoeffizienten des Ersatzesystems 18 werden die einzelnen
Binärsymbole multipliziert und die erhaltenen Werte jeweils anschließend aufsum
miert. Durch Addition 19 von weißem, zeitdiskreten, komplexen Rauschen werden
die Abtastwerte 6 gebildet. Dabei entsprechen die Zeiten der Verzögerungselemente
17 den äquidistanten Abständen von aufeinanderfolgend gesendeten Binärsymbolen.
Auf diese Weise wird auf der Empfangsseite versucht, die Übertragungseigenschaf
ten des Übertragungskanals durch geeignete Filterkoeffizienten nachzubilden. So
werden die auf dem Übertragungsweg auftretenden Verzerrungen durch die gedächt
nisbehafteten Linearkombinationen mittels des Ersatzsystems 14 nachgebildet. Die
Nachbildung des Übertragungskanals wird durch entsprechende Einstellung der
Filterkoeffizienten 18 erreicht. Die Filterkoeffizienten 18 sind hierbei aus den
Abtastwerten 6 einer geschätzten Impulsantwort des Übertragungskanals ableitbar.
Hierzu kann beispielsweise eine sogenannte Trainingssequenz verwendet werden, die
aus einer sowohl einem Sender als auch einem Empfänger bekannten Sequenz von
Binärsymbolen besteht. Bei jedem Empfang der Trainingssequenz werden die
Filterkoeffizienten 18 so eingestellt, daß durch das Ersatzsystem 14 der Übertra
gungskanal mit dem geringsten Fehler nachgebildet wird.
In Fig. 3 ist der Aufbau eines beim Mobilfunk nach GSM-Standard verwendeten
TDMA-Rahmens 20 dargestellt. In einem Rahmen 20 von 4,615 ms Länge sind acht
Informationskanäle in jeweils einem Zeitschlitz 21 untergebracht, so daß den
Kanälen jeweils 0,577 ms zugewiesen werden, in denen 159 Bits gesendet werden.
Den Mittelteil der Bitfolge eines Zeitschlitzes bildet eine sogenannte Midamble 23
mit 26 Bits, die von jeweils einem sog. "Housekeeping-Bit" eingerahmt werden.
Nach außen schließen sich zu beiden Seiten jeweils 57 Informationsbits 22 und 24
gefolgt von jeweils 3 sog. "Tailbits" an. Am Ende des Zeitschlitzes befindet sich
noch eine Schutzzeit 25. Die Midamble 23 enthält in der Mitte eine sogenannte
Trainingssequenz 27 mit 16 Bit, die sowohl im Sender als auch im Empfänger
bekannt ist. Die Trainingssequenz 27 ist beim Mobilfunk nach GSM-Standard zu
beiden Seiten um jeweils fünf Bits erweitert. Bei einer periodischen Erweiterung der
Trainingssequenz zu beiden Seiten ist auch die Erweiterung bekannt und man spricht
von der erweiterten Trainingsequenz 26.
Das Entzerrungsverfahren im Empfänger gemäß dieser Erfindung, das sowohl mit
Hardwarekomponenten als auch durch eine Softwarelösung realisiert werden kann,
besteht aus folgenden Komponenten:
- 1. Erweiterte Kanalschätzung
- 2. Allpaßbestimmung
- 3. Allpaß-Filterung
- 4. Sequenzschätzung mit reduzierter Zustandszahl einschließlich einer Bestimmung der Zuverlässigkeit der einzelnen Symbole
Die Fig. 1 zeigt das Blockschaltbild des vorgeschlagenen Empfängers für den
Mobilfunk nach dem GSM-Standard. Dieses Entzerrungsverfahren kann sowohl in
der Basisstation also auch in den Mobilstationen zur Anwendung gelangen.
In der Empfängereingangsstufe 1 wird in gleicher Weise wie gemäß dem Stand der
Technik aus dem hochfrequenten Empfangssignal eine Sequenz ⟨rk⟩, k ∈ Z, von
komplexen Abtastwerten 6 im Basisband gewonnen. Dabei bezeichne k die diskrete
Zeit im Takt der binären Sendesymbole 15. Das GMSK-Modulationsverfahren von
GSM wird wie üblich empfangsseitig als π/2-shift 2PSK-Modulation approximiert
und entsprechend linear demoduliert. Zwischen der sendeseitigen Sequenz ⟨bk⟩ von
Binärsymbolen 15, die bipolar durch die Amplitudenkoeffizienten bk ∈ {-1; +1}
repräsentiert werden, und der Sequenz ⟨rk⟩ der empfangsseitigen Abtastwerte 6
können die Wirkung von GMSK-Modulation, linear verzerrendem Übertragungs
kanal, additiver Störung, I/Q-Demodulation, Bandbegrenzung und Abtastung sehr
gut durch ein zeitdiskretes Ersatzsystem 14 mit dem Grad d und komplexwertigen
Koeffizienten 18 sowie der Addition von zeitdiskretem, weißen, komplexwertigen
Rauschen 19 gemäß Fig. 2 modelliert werden. In der Fig. 2 bezeichnet Tb in den
Verzögerungselementen 17 den zeitlichen Abstand zweier Binärsymbole
(Tb = 1/(270,833 kHz)). Die Multiplikation 16 der binären Symbolsequenz mit
jk (j: = √, imaginäre Einheit) beschreibt die π/2-shift 2PSK-Modulation. Das
Ersatzsystem 14 enthält d binäre Speicherzellen, die zeitlich alternierend die Ampli
tudenkoeffizienten ±1 und ±j enthalten. Somit sind in jedem Schritt 2d unterschied
liche Speicherzustände der Verzögerungsleitung des Ersatzsystems 14 möglich.
Die Sequenz ⟨rk⟩ von komplexen Abtastwerten 6 wird gespeichert und "off-line",
jedoch in Echtzeit verarbeitet. Sie wird der erweiterten Kanalschätzung gemäß Fig.
1 zugeführt. Anhand der erweiterten Trainingssequenz 26 von 26 Binärsymbolen in
der Mitte eines sogenannten GSM-Bursts (Midamble 26) werden die zeitliche Lage
der Abtastwerte, der Grad d des aktuell vorliegenden, verzerrenden Ersatzsystems
14 nach Fig. 2 und dessen komplexwertige Koeffizienten 18 bestimmt.
Die z-Transformierte der geschätzten Folge ⟨i⟩; i ∈ {0,1, . . . , d} von Filter
koeffizienten i werde mit
bezeichnet.
In der Einheit "Allpaßbestimmung" 9 werden die Impulsantworten bzw. die Über
tragungsfunktionen A(z) und Ã(z) zweier Allpaßsysteme in der Weise bestimmt, daß
die resultierenden Systeme
(z) · A(z) minimalphasig und
(z) · Ã(z) maximalphasig
sind. Der Grad der resultierenden Systeme erhöht sich dabei idealerweise nicht. Nur wenn anstelle der erforderlichen Allpaßübertragungsfunktionen Approximationen davon verwendet werden, kann eine (geringfügige) Graderhöhung auftreten.
(z) · A(z) minimalphasig und
(z) · Ã(z) maximalphasig
sind. Der Grad der resultierenden Systeme erhöht sich dabei idealerweise nicht. Nur wenn anstelle der erforderlichen Allpaßübertragungsfunktionen Approximationen davon verwendet werden, kann eine (geringfügige) Graderhöhung auftreten.
Das Signal ⟨rk⟩ 6 wird jeweils beginnend von der Mitte des Bursts, also ausgehend
von der Trainingssequenz 27, in positiver Zeitrichtung mit dem System A(z) und in
negativer Zeitrichtung mit dem System Ã(z) gefiltert. Wird auf eine entscheidungs
gestützte Nachführung der Kanalschätzung verzichtet, so ist nur eine Filterung des
gesamten Signals ⟨rk⟩ 6 für einen Burst notwendig.
Die Symbolsequenz wird vorzugsweise jeweils beginnend von der Mitte des Bursts
in positiver Zeitrichtung anhand des nun durch ein minimalphasiges Ersatzsystem
verzerrten Signals und in negativer Zeitrichtung anhand des nun durch ein maximal
phasiges Ersatzsystem verzerrten Signals mittels eines Sequenzschätzverfahrens mit
Zustandsreduktion ermittelt. Optional kann hierzu das Sequenzschätzverfahren mit
Zustandsreduktion und Bestimmung der Symbolzuverlässigkeit 11 gemäß dieser
Erfindung angewendet werden, siehe Punkt 4. Eine entscheidungsgestützte Nachfüh
rung der Kanalschätzung 8 kann dabei auf gleiche Weise wie gemäß dem Stand der
Technik vorgenommen werden.
Wird darauf verzichtet, so ist eine durchgehende Schätzung der Symbolsequenz mit
Zustandsreduktion 11 über den gesamten Burst in einer Zeitrichtung (vorzugsweise
in positiver Zeitrichtung) beginnend vom Anfang (bzw. Ende bei negativer Zeitrich
tung) der nur mit der Allpaßübertragungsfunktion A(z) gefilterten Sequenz ⟨rk⟩ (mit
Ã(z) bei negativer Zeitrichtung) möglich. Die bekannten Datensymbole der erweiter
ten Trainingssequenz 26 können dabei in gleicher Weise wie bei einer Sequenz
schätzung in zwei Zeitrichtungen für jeweils den halben Burst zur Erhöhung der
Zuverlässigkeit herangezogen werden (Verwendung von a-priori-Währscheinlich
keiten 0 bzw. 1).
Während beim Verfahren gemäß dem Stand der Technik eine Kanalschätzung 8 nur
für Ersatzsysteme 14 (z) gemäß Fig. 2 vom Grad d =5 möglich ist, wird vorge
schlagen, das Kanalschätzverfahren dem jeweiligen, zu schätzenden System anzu
passen. Dadurch wird nicht nur erreicht, daß auch für höhere Grade, also bei größe
ren Laufzeitdifferenzen bei der Mehrwegeausbreitung des Signals, eine Kanalschä
tzung erst ermöglicht wird, sondern in jedem Fall eine Kanalschätzung mit
möglichst großer Güte, d. h. mit minimaler Varianz des Schätzfehlers, erfolgt.
Die erweiterte Kanalschätzung beruht auf einer Kanalschätzung für variablen
erwarteten Grad c des Ersatzsystems 14. Die c+1 Koeffizienten des Systems bei
erwartetem Grad c
[(c)] = (₀(c), ₁(c) , . . . , c(c))
werden durch die Transformation
[ (c)] = [y(c)] · Φ-1(c)
ermittelt. Die c+1 Komponenten yk(c) des Vektors [y(c)] werden dabei (wie üblich)
durch Korrelation der Sequenz ⟨rk⟩ von komplexen Abtastwerten 6 aus dem
Empfangssignal mit den Koeffizienten eines Teils der (periodisch erweiterten)
Trainingssequenz 26 ⟨ak⟩ gebildet:
Dabei wird zur vereinfachten Darstellung der diskrete Zeitpunkt k=0 für den
vermuteten Beginn der Trainingssequenz 27 in der Empfangssequenz ⟨rk⟩ verwendet.
Die beiden Summationsgrenzen ku(c, k) und ko(c, k) sind im allgemeinen Funktionen
des Grades c und des Zeitindex k. Eine mögliche Wahl dieser Summationsgrenzen
ist
ko(c, k) = 25 - c
ku(c, k) = c,
ku(c, k) = c,
was den Vorteil besitzt, daß die Summation für alle Zeitpunkte k über gleich viele
Elemente erfolgt. Es kann auch sinnvoll sein, die Summationsgrenzen für unter
schiedliche diskrete Zeitpunkte k im Takt der binären Symbole verschieden zu
wählen. Man kann beispielsweise am Beginn der erweiterten Trainingssequenz 26
mit einer langen Sequenz von Abtastwerten korrelieren und für folgende Zeitpunkte
k die untere Summationsgrenze ku jeweils inkrementieren. Für die erweiterte
Trainingssequenz 26 ist in gleicher Weise wie bei der Datensequenz die Interpre
tation von GMSK als π/2-shift 2PSK-Modulation, also eine Multiplikation 16 der
binären, bipolaren erweiterten Trainingssequenz 26 mit jk zu berücksichtigen.
Die Matrizen Φ-1(c) sind die Inversen von (c+1) × (c+1) Matrizen
mit den Elementen
die die Kreuzkorrelierten zwischen der erweiterten Trainingssequenz 26 ⟨ak⟩ und
einer verkürzten Version darstellen. Die Matrizen Φ-1(c) sind damit einfach zu
berechnen. Sie werden vorzugsweise für 0 c 7 für alle 8 beim GSM-Mobil
funk verwendeten Trainingssequenzen in einem ROM im vorgeschlagenen Empfän
ger gespeichert. Damit entfällt deren Berechnung in Echtzeit.
Durch die Multiplikation des Vektors [y(c)] mit der Matrix Φ-1(c) wird der Einfluß
von nicht verschwindenden Werten der Kreuzkorrelierten ϕk(c) bei k ≠ 0 und c
≠ 5 auf die Kanalschätzung aufgehoben. Die Trainingssequenzen sind beim
GSM-Mobilfunk bekanntlich so gewählt, daß speziell für c=5 gilt:
Φ-1(5) = Φ(5) =E₆,
wobei E₆ die 6 × 6 - Einheitsmatrix bezeichnet.
Nur in diesem Spezialfall für c=5, der bei der Kanalschätzung gemäß dem Stand
der Technik ausschließlich zur Anwendung gelangt, kann die Matrixmultiplikation
entfallen. Die bisherige Beschränkung auf c=5 verursacht allerdings folgende
Nachteile:
- - Es können nur die Koeffizienten des Ersatzsystems 14 bis zum max. Grad c=d=5 geschätzt werden. Somit versagt die Kanalschätzung 8, wenn höhere Laufzeitdiffe renzen bei einer Mehrwegeausbreitung des Signals oder einer Verschiebung des geschätzten Zeitpunktes k=0 gegenüber dem tatsächlichen Beginn der Trainings sequenz 27 vorliegen.
- - Wenn tatsächlich ein geringerer Grad als 5 des Ersatzsystems 14 vorliegt, ist die Varianz des Schätzfehlers unnötig groß.
Durch Multiplikation des Vektors [y(c)] mit abgespeicherten Matrizen Φ-1(c) gemäß
der Erfindung wird dagegen eine Kanalschätzung für vermutete Grade 0 c 13
möglich. Dabei steigt für c < 7 allerdings die Varianz des Schätzfehlers deutlich
an, so daß für die Praxis eine Einschränkung auf 0 c 7 zu empfehlen ist.
Die erweiterte Kanalschätzung 8 erfolgt vorzugsweise wie folgt:
- - Zunächst wird eine Kanalschätzung für einen hohen vermuteten Grad (z. B. c = 7) durchgeführt, um den tatsächlichen Grad und die Lage des Nullzeitpunktes zu ermitteln. Hierbei ist günstigerweise ein Fenster für im folgenden auszuwertende Koeffizienten so zu bestimmen, daß Beträge von geschätzten Koeffizienten außerhalb dieses Fensters die rechnerische Streuung des Schätzfehlers nicht wesentlich übersteigen ("Koeffizienten clipping").
- - Für eine zweite Kanalschätzung wird der im ersten Versuch bestimmte vermutete Grad c und die optimale Lage des Nullzeitpunktes verwendet. Auf diese Weise wird nun die Varianz des Schätzfehlers minimiert.
Durch die zweimalige Berechnung von geschätzten Filterkoeffizienten 18 wird also
eine bzgl. Nullzeitpunkt und Filtergrad angepaßte Kanalschätzung 8 erreicht. Der
hierfür notwendige Mehraufwand besteht lediglich in einer zweiten Matrixmulti
plikation.
Zum geschätzten zeitdiskreten Ersatzsystem (z) 14 werden zwei (bzw. nur ein)
Allpaßfilter A(z) und Ã(z) errechnet, mit deren Hilfe minimal- bzw. maximalphasige
Gesamtsysteme entstehen. Zur Allpaßbestimmung 9 können alle gängigen und auch
erst kürzlich neu vorgeschlagenen Methoden zur Faktorisierung von
G(z) · G*(z *-1)
in einen minimalphasigen und einen maximalphasigen Anteil verwendet werden, wie
beispielsweise in "An Alternative Approach to Minimum Mean-Squared Error DFE
with Finite Length Constraints", W. Gerstacker, International Journal of Electronics
and Communications (AEÜ), vol.50(no. 1), 1996 oder "Zeitdiskrete Signalverar
beitung", A.V. Oppenheim und R.W. Schafer, Oldenbourg Verlag, München Wien,
1992 dargestellt.
Methoden, die vom Logarithmus des Betragsfrequenzgangs, dem sog. Cepstrum,
ausgehen, erweisen sich als besonders vorteilhaft.
Durch die Allpaßfilterung 10 wird erreicht, daß bezüglich der Sequenzschätzung mit
Zustandsreduktion 11 eine lineare Verzerrung des Datensignals durch ein minimal
phasiges bzw. maximalphasiges zeitdiskretes Ersatzsystem 14 mit dem Grad c
vorliegt.
Nur wenn die Energie des Differenzsignals bei der Aufspaltung zweier Pfade in
einem Trellisdiagramm, das für binäre Eingangssymbole für das System 14 analog
zu Fig. 2 gezeichnet werden kann (siehe z. B. "Trelliscodierung in der digitalen
Übertragungstechnik - Grundlagen und Anwendungen", J. Huber, Springer Verlag,
Berlin, 1992), maximal ist, sind Störabstandsverluste infolge einer Zustandsreduk
tion bei der Sequenzschätzung auch für eine drastische Reduktion nahezu vernach
lässigbar gering.
Wird keine entscheidungsgestützte Nachführung der Kanalschätzung 8 ausgehend
von der Trainingssequenz 27 durchgeführt, so genügt eine Allpaßfilterung 10 der
gesamten Sequenz ⟨rk⟩ mit dem System A(z) zur Erzeugung eines durch ein minimal
phasiges Ersatzsystem 14 verzerrten Signals, da die Sequenzschätzung in positiver
Zeitrichtung über den ganzen Burst erfolgen kann. Wird allerdings eine entschei
dungsgestützte Nachführung der Kanalschätzung 8 während des Sequenzschätz
verfahrens vorgenommen, so ist der Teil der Sequenz ⟨rk⟩ von Abtastwerten 6 aus
dem ins Basisband umgesetzten Empfangssignal beginnend mit der Trainingssequenz
27 in positiver Zeitrichtung mit dem System A(z) zu filtern, während der Teil in
negativer Zeitrichtung mit dem System Ã(z) zu filtern ist. Die Sequenzschätzung 11
wird in diesem Fall, ausgehend von der Trainingssequenz 27, jeweils in positiver
und negativer Zeitrichtung getrennt durchgeführt. In beiden Fällen wird durch die
Allpaßfilterung 10 erreicht, daß das Differenzsignal bei den Pfadaufspaltungen im
Trellisdiagramm maximale Energie besitzt. Die Allpaßfilterung 10 kann mit jeder
der in der digitalen Signalverarbeitung üblichen Methoden der linearen Signaltrans
formation vorgenommen werden, z. B. im Zeitbereich mittels diskreter Faltung mit
einem FIR- oder einem IIR-System, bzw. mittels diskreter Fouriertransformation,
Multiplikation mit der gemäß Punkt 2 ermittelten Übertragungsfunktion im
Frequenzbereich und anschließender inverser Fouriertransformation.
Alle gängigen Methoden der Reduktion der Zustandszahl bei der Sequenzschätzung
von digitalen pulsamplitudenmodulierten Signalen, die durch Impulsinterferenzen
infolge Verzerrungen beeinträchtigt sind, kann zur Anwendung gelangen, siehe z. B.
"Delayed decision-feedback sequence estimation", A. Duel-Hallen und C. Heegard,
IEEE Trans. on Commun., Vol. 37, Nr. 5, pp. 428-436, 1989. Vorzugsweise ist
das dort angegebene Verfahren Decision-Feedback Sequence Estimation zu verwen
den, bei dem ein Trellisdiagramm bzgl. der ersten c₀ binären Verzögerungselemente
des Ersatzsystems 14 mit 2c₀ Zuständen gebildet wird. Zur Metrikberechnung im
Viterbi-Algorithmus werden die weiteren Koeffizienten 18 dieses Systems mit den
Symbolen in den Pfadregistern zu den jeweiligen Zuständen im Trellisdiagramm
bewertet.
Für die nachfolgende Kanaldecodierung 12 ist es hilfreich, nicht nur die Kanal
symbole sondern zusätzlich deren Zuverlässigkeit zu schätzen, um sog.
"Soft-decision-decoding" vornehmen zu können. Hierzu ist neben dem einzelnen
Symbol auch noch die Wahrscheinlichkeit, daß diese Entscheidung richtig ist, zu
bestimmen. Ein Sequenzschätzverfahren mit Zustandsreduktion und näherungsweiser
Berechnung der Symbolzuverlässigkeiten wurde beispielsweise in "TCM on
Frequency-Selective Fading Channels: A Comparison of Soft-Output Probabilistic
Equalizers", P. Höher, In Proceedings of the GLOBECOM '90 pp. 401.4.1.-
401.4.6., San Diego, Dec. 1990 dargestellt.
Ein optimales Verfahren zur Berechnung der a-posteriori-Wahrscheinlichkeiten der
Eingangssymbole eines Trelliscoders (hier speziell eines linear verzerrenden Systems
14) bei Beobachtung von dessen durch weißes Rauschen 19 gestörten Ausgangs
symbolen ist der Algorithmus zur Maximum-a-posteriori- Einzelsymbolschätzung
nach Bahl et al., siehe beispielsweise "Optimal decoding of linear codes for
minimizing symbol error rate", L.R. Bahl, J. Cocke, F. Jelinek, and J. Raviv, IEEE
Transactions on Information Theory, IT-20, pp. 284-287, 1974. Bei diesem
Algorithmus werden die Wahrscheinlichkeiten αγ(i) für die Zustände i = 1, 2, . . . , Z
zum Schritt γ bei Berücksichtigung der bisherigen γ - 1 beobachteten Trelliscoder
ausgangssignale mittels einer Vorwärtsrekursion, sowie Wahrscheinlichkeiten βγ(i)
für die zwischen letztem Schritt L rückwärts bis zum Schritt γ beobachteten
Trelliscoderausgangssymbole bei vorausgesetztem Zustand i im aktuellen Schritt γ
mittels einer Rückwärtsrekursion bestimmt, siehe z. B. "Trelliscodierung in der
digitalen Übertragungstechnik - Grundlagen und Anwendungen", J. Huber, Springer
Verlag, Berlin, 1992. Somit gilt für die Zustandswahrscheinlichkeiten ψγ(i) für den
Zustand i zum Schritt γ bei Beobachtung der gesamten Empfangssequenz
Ψγ(i) = αγ(i) · βq(i)
Bei dem verwendeten Trelliscoder folgen aus den Zustandswahrscheinlichkeiten
unmittelbar die Symbolwahrscheinlichkeiten.
Nach "Optimum and Sub-Optimum Detection of Coded Data Disturbed by
Time-Varying Intersymbol Interference", W. Koch und A. Baier, In Proceedings of
the GLOBECOM '90 pp 807.5.1.-807.5.6., San Diego, 1990 und "TCM on
Frequency-Selective Fading Channels: A Comparison of Soft-Output Probabilistic
Equalizers", P. Höher, In Proceedings of the GLOBECOM '90 pp. 401.4.1.-
401.4.6., San Diego, Dec. 1990 kann der Bahl-Algorithmus analog zum Viterbi-
Algorithmus mit Decision-Feedback zustandsreduziert werden. Dabei wird bei der
Vorwärtsrekursion zur Berechnung der αγ(i) jedem der nun 2c₀ Zustände ein
Pfadregister zugeordnet, das wie beim DFSE-Algorithmus in jedem Zeitschritt
aktualisiert und für die Berechnung der Zweigmetriken des reduzierten Trellis
benötigt wird. Die Zweigmetriken werden abgespeichert und für die Rückwärts
rekursion zur Bestimmung der βγ(i) nochmals verwendet.
Claims (7)
1. Digitales Übertragungssystem mit einem Empfänger
- - mit einer Empfängereingangsstufe (1) und mit einem digitalen Speicher (7) zur Speicherung einer Sequenz von in der Empfängereingangsstufe (1) gebildeten Abtastwerten (6) eines durch einen Übertragungskanal verzerrten Signals von Binärsymbolen und
- - mit einem Entzerrer (8, 9, 10, 11) zur Bildung einer Sequenz von binären
Schätzwerten aus den Abtastwerten (6) mittels einer Impulsantwort eines den
Übertragungskanal beschreibenden Ersatzsystems (14), die durch erste
Korrelationen von Koeffizienten einer bekannten Trainingssequenz (27) mit
den Abtastwerten (6) eines Teiles der bekannten, um wenigstens ein
Binärsymbol verlängerten Trainingssequenz (26) bestimmt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Anpassung der Impulsantwort des Ersatzsystems (14) an die Impulsantwort
des Übertragungskanals eine variable erste Korrelationsfensterlänge und eine
variable Anzahl von ersten Korrelationen vorgesehen ist.
2. Digitales Übertragungssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Koeffizienten der bekannten, um wenigstens ein Binärsymbol verkürzten
oder verlängerten Trainingssequenz (26) zur Bildung der ersten Korrelationen mit
den Abtastwerten (6) eines Teiles der verlängerten Trainingssequenz (26) vorgesehen
sind.
3. Digitales Übertragungssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die ersten Korrelationen zur Zusammenfassung zu einem Vektor und der Vektor
zur Multiplikation mit einer Matrix vorgesehen ist, deren Elemente aus zweiten
Korrelationen von Koeffizienten der bekannten, um wenigstens ein Binärsymbol
verkürzten oder verlängerten Trainingssequenz (26) mit jeweils einem Teil der um
wenigstens ein Binärsymbol mehr verlängerten Trainingssequenz (26) gebildet
werden.
4. Digitales Übertragungssystem nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Speicher zur Speicherung der entsprechenden Matrix für jede Trainings
sequenz (27) und jede Verkürzung und Verlängerung der jeweiligen Trainings
sequenz (27) vorgesehen ist.
5. Digitales Übertragungssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Anpassung der Impulsantwort des Ersatzsystems (14) an die Impulsantwort
des Übertragungskanals wenigstens eine Wiederholung der Bildung der ersten
Korrelationen derart vorgesehen ist, daß jeweils der mittels der vorangegangenen
Korrelationen ermittelte Beginn der Trainingssequenz (27) in den Abtastwerten (6)
und die günstigste Korrelationsfensterlänge bei der Wiederholung verwendet werden.
6. Empfänger mit einer Empfängereingangsstufe (1) und mit einem digitalen
Speicher (7) zur Speicherung einer Sequenz von in der Empfängereingangsstufe (1)
gebildeten Abtastwerten (6) eines durch einen Übertragungskanal verzerrten Signals
von Binärsymbolen und mit einem Entzerrer (8, 9, 10, 11) zur Bildung einer
Sequenz von binären Schätzwerten aus den Abtastwerten (6) mittels einer
Impulsantwort eines den Übertragungskanal beschreibenden Ersatzsystems (14), die
durch erste Korrelationen von Koeffizienten einer bekannten Trainingssequenz (27)
mit den Abtastwerten (6) eines Teiles der bekannten, um wenigstens ein
Binärsymbol verlängerten Trainingssequenz (26) bestimmt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Anpassung der Impulsantwort des Ersatzsystems (14) an die Impulsantwort
des Übertragungskanals eine variable erste Korrelationsfensterlänge und eine
variable Anzahl von ersten Korrelationen vorgesehen ist.
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