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Gipshaltige Mörtelmasse, insbesondere zum Nivellieren und Glätten
von Oberflächen Es ist bekannt, daß gipshaltige Mörtelmassen, insbesondere zum Nivellieren
und Glätten von Oberflächen, beispielsweise sogenannter Stuckgips, Putzgips und
Estrichgips, durch Zusatz von Chemikalien, die den Aufbau der hydratisierten Gipskristalle
im Sinne eines kleineren und vernetzteren Gefüges verändern, günstig beeinflußt
werden können. Doch werden hierbei Mischungen erhalten, die in dünneren Schichten
meist eine schlechte Haftung auf dem Untergrund aufweisen.
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Außerdem ist es bekannt, dem Gipsmörtel Sulfitablauge allein oder
im Gemisch mit Chromsalzen, Methylcellulose, Carboxymethylcellulose, Alginate oder
ähnlichen Stoffen zuzufügen. Diese Zusätze stören jedoch vermutlich das innere Kristallgefüge
des abbindenden Gipses, so daß die abgebundenen Mörtelmassen meist eine geringere
Härte und eine wesentlich schlechtere Wasserfestigkeit besitzen.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gipshaltige Mörtelmasse
zu entwickeln, die eine gute Haftfähigkeit, Härte und Wasserfestigkeit aufweist,
ohne daß die zu diesem Zweck dem Mörtel zugefügten Stoffe die natürliche Ausbildung
des inneren Kristallgefüges der Mörtelmasse in nachteiliger Weise stören.
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Diese Aufgabe löst die, eine gipshaltige Mörtelmasse, insbesondere
zum Nivellieren und Glätten von Oberflächen, betreffende Erfindung dadurch, daß
der Mörtel kleine Mengen, vorzugsweise 0,1 bis 10 °/o, eines Polyacrylamides enthält.
Bevorzugt wird das Polyacrylamid in Form eines pulverförmigen wasserlöslichen Homo-
oder Mischpolymerisates aus 80 bis 100 °/o Acrylamid und 0 bis 20 °/o Acrylsäureestern.
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Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß durch den Zusatz kleiner
Mengen wasserlöslichen Polyacrylates überraschenderweise einerseits die Verarbeitbarkeit
des angeteigten Mörtels, andererseits aber auch die Geschwindigkeit des Erhärtens
und die Eigenschaften der abgebundenen Masse, wie beispielsweise deren Härte, außerordentlich
günstig beeinflußt werden. Der überraschende Effekt des erfindungsgemäßen Mörtelzusatzes
kommt besonders darin zum Ausdruck, daß die erhärtete Masse bei guter Haftfähigkeit
in ihrer Wasserbeständigkeit nicht beeinträchtigt ist.
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Im einzelnen kann die Erfindung auf verschiedene Weise verwirklicht
werden. Im allgemeinen empfiehlt die Erfindung, daß der Mörtel als Zuschlagstoffe
Quarzsand, Quarzkies, Kreide oder gemahlenen Kalkstein oder Gemische dieser Stoffe
enthält. Die Körnung der Zuschlagstoffe kann dabei unterschiedlich sein und richtet
sich im wesentlichen nach der beabsichtigten Verwendungsart des Mörtels, ob also
beispielsweise größere Unebenheiten ausgeglichen oder lediglich Oberflächen glattgestrichen
werden sollen. Die Polyacrylate können allein oder in Kombination mit anderen organischen,
wasserlöslichen Bindemitteln dem Mörtel zugegeben werden. Im einzelnen empfiehlt
die Erfindung, daß dem Mörtel zusätzlich andere organische wasserlösliche Bindemittel,
wie Casein, Methylcellulose oder Carboxymethylcellulose, zugefügt sind. Nach einem
weiteren Vorschlag der Erfindung sind dem Mörtel zusätzliche Dispersionen makromolekularer
Stoffe, vorzugsweise Butadien-Styrol, Polyvinylacetat od. dgl. als Bindemittel zugefügt.
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Im folgenden sei die Erfindung an Hand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
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Beispielsweise werden 40 bis 55 kg Stuckgips mit 40 bis 50 kg Quarzsand,
5 bis 10 kg gemahlenen Kalkstein, 0,2 kg Methylcellulose (3000 cP in 2°/Qiger wäßriger
Lösung) und 0,5 kg Polymerisat aus Acrylamid innig gemischt. Dieses Pulver wird
mit 30 kg Wasser zu einer spachtelfähigen, leicht verarbeitbaren Masse angeteigt.
Wird diese Masse gespachtelt und mit einer nach gleicher Rezeptur, aber ohne den
Zusatz von Polyacrylamid hergestellten Masse verglichen, so ergeben sich folgende
Vorteile: leichteres Verstreichen, besserer Verlauf, besseres Glätten der Oberflächen,
leichteres Ziehen, schnellere Erhärtung und Trocknung, höhere Druck-, Biege- und
Zugfestigkeit, wesentliche geringere Kratzempfindlichkeit, geringere Schwindneigung
und höhere Wasserfestigkeit. Ähnliche Massen können erhalten werden, wenn an Stelle.
der Methylcellulose oder in Kombination mit dieser andere organische Bindemittel,
wie Casein, Carboxymethylcellulose, Alginate, dispergierbares Polyvinylacetatpulver
und ähnliche organische Bindemittel, in gleicher oder leicht erhöhter Menge, wie
im
Ausführungsbeispiel für Methylcellulose angegeben, dem Mörtel
zugefügt werden.
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Mit einem Gemisch aus 55 Gewichtsteilen Modellgips, 40 Gewichtsteilen
Quarzsand, 5 Gewichtsteilen Kalksteinmehl und 0,02 Gewichtsteilen Verzögerer wurden
unter Zusatz von 1,5 Gewichtsteilen verschiedener Bindemittel weitere Versuche durchgeführt,
wobei die einzelnen Pulvergemische mit Wasser zu einem Mörtel angerührt und die
Verarbeitungseigenschaften des Mörtels sowie die Härte der abgebundenen Masse miteinander
verglichen wurden. Diese Versuche ergeben für die verschiedenen Gemische bzw. Massen
folgendes Bild: Die Verarbeitungseigenschaften, unter denen die Homogenität nach
dem Anrühren, der Wasserbedarf bis zum Erreichen einer normalen Konsistenz, das
Wegschlagen des Wassers auf porösem Untergrund, die Verstreichbarkeit und Spachtelfähigkeit
sowie das Glätten der Oberfläche verstanden werden, verbessern sich in der Reihenfolge
der nachfolgenden aufgeführten organischen Bindemittel von einem unbefriedigenden
bis zu einem sehr guten Verhalten: redispergierbares Polyvinylacetatpulver, Polyvinylalkohol,
Methylcellulose, Polyacrylamid. Dabei sind die Verarbeitungseigenschaften eines
mit redispergierbarem Polyvinylacetatpulver hergestellten Mörtels kaum besser als
bei einem ohne Zusatz hergestellten Mörtel.
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Die bei den hergestellten Massen ermittelte Kugeldruckhärte, gemessen
in Kp./cmz, ergab folgendes Bild: Nach 2 Tagen wies die mit Methylcellulose hergestellte
Masse eine Härte von 40, die mit Polyvinylalkohol von 134, mit Polyvinylacetatpulver
von 143, ohne organisches Bindemittel von 210 und die mit Polyacrylamid erzeugte
Masse eine Härte von 235 auf. Bei einer nochmaligen Messung der Kugeldruckhärten
der Massen nach 13 Tagen wurde das folgende Ergebnis erhalten
Bindemittel Härte (Kp /cmz) |
Methylcellulose ... ............. 137 |
Polyvinylacetatpulver . . . . . . . . . . . . . 280 |
Polyvinylalkohol . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 |
Ohne ........................... 406 |
Polyacrylamid ................... 550 |
Neben der Kugeldruckhärte wurde auch mit einem besonders entwickelten Gerät, das
aus einer keilförmig geschliffenen Spitze aus Hartstahl, die mit einem Gewicht belastet
ist, und mittels einer Bewegungsvorrichtung mit gleichmäßiger Geschwindigkeit über
die Oberfläche der zu prüfenden Masse gezogen wird, die Kratzhärte bei den mit verschiedenen
Zusätzen hergestellten Massen ermittelt. Während die Kratzhärte sich bei der mit
Methylcellulose hergestellten Masse mit 1,9 mm Kratzbreite am schlechtesten erwies,
konnte bei der mit Polyacrylamid erzeugten Masse die Kratzbreite mit 0,5 mm als
bestes Ergebnis aller verschiedenen, geprüften Massen ermittelt werden. In überraschender
Weise werden somit bei gipshaltigen Mörtelmassen, die in kleinen Mengen Polyacrylamid
enthalten, nicht nur die Verarbeitungseigenschaften, sondern auch die Härte und
die Wasserfestigkeit erheblich verbessert.