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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Matratze mit bereichsweise unterschiedlichen Nachgiebigkeiten, die individuell an Erfordernisse einer die Matratze nutzenden Person angepasst sind, eine nach diesem Verfahren hergestellte Matratze sowie ein Matratzensystem mit dieser Matratze.
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Der Begriff „Matratze“ ist vorstehend und nachfolgend dahingehend weit auszulegen, als er sämtliche Gegenstände erfassen soll, die zur flächigen Abstützung eines liegenden menschlichen Körpers vorgesehen und geeignet sind.
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Es ist bereits seit langem bekannt, dass die Eigenschaften einer Matratze für die Liege- und Schlafqualität einer die Matratze nutzenden Person eine wichtige Rolle spielt. Da die Anforderungen an diese Eigenschaften individuell unterschiedlich sind, gibt es Matratzen bspw. in verschiedenen Härtestufen, aus verschiedenen Materialien, die bspw. unterschiedliche Federeigenschaften aufweisen, und in unterschiedlichen technischen Verwirklichungen. So können Matratzen bspw. einen Matratzenkern aufweisen, der Federelemente umfasst („Sprungfedern“). Auch können die Federkerne Latexkerne, Kaltschaumkerne oder Viskokerne mit viskoelastischen Eigenschaften umfassen. Auch ist es bekannt, die Nachgiebigkeit, die Stützkraft und/oder die Stauchhärte einer Matratze bereichsweise durch eine Unterfederung zu variieren, die bereichsweise unterschiedliche Abstützeigenschaften aufweist.
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Schließlich ist es bekannt, zur Erzeugung einer Matratze mit bereichsweise unterschiedlichen Nachgiebigkeiten, Stützkräften und/oder Stauchhärten die Matratze modular aufzubauen dahingehend, dass Module mit unterschiedlichen Nachgiebigkeiten, Stützkräften und/oder Stauchhärten zu der Matratze zusammengefügt werden.
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Eine derartige Matratze ist bspw. aus der
DE 10 2011 001 428 A1 bekannt. Sie umfasst eine Kopf- und Nackenzone, eine Schulter-Zone, eine Lendenwirbel-Zone, eine Becken-Zone, eine Oberschenkel- und Knie-Zone, eine Waden-Zone sowie eine Fuß-Zone, die unterschiedliche Nachgiebigkeiten aufweisen. Die Nachgiebigkeiten dieser Zonen können verändert und somit an die Bedürfnisse der die Matratze benutzenden Person angepasst werden, in dem die entsprechenden Module mit unterschiedlichen Nachgiebigkeiten kombiniert werden.
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Zwar ist es aufgrund dieses modularen Aufbaus der Matratze möglich, die bereichsweisen Nachgiebigkeiten an die die Matratze nutzenden Person individuell anzupassen. Nachteilig ist jedoch, dass dies nach dem „trial and error“ Prinzip erfolgt und die Anpassung somit etwa in der Art eines Testliegeverfahren erfolgt und somit aufwendig und zeitintensiv ist.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung einer Matratze mit bereichsweise unterschiedlichen Nachgiebigkeiten, Stützkräften und/oder Stauchhärten, die individuell an Erfordernisse einer die Matratze nutzenden Person angepasst sind, zu schaffen, mit welchem die Matratze zielgerichteter herstellbar ist. Vorzugsweise soll die Ausrichtung des Körpers dieser Person in der Liegeposition, insbesondere die Ausrichtung von deren Wirbelsäule, unter Zuhilfenahme von vorzugsweise digitalen Erfassungs- und Berechnungsverfahren im Voraus ermittelbar sein.
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Diese Aufgabe wird durch das Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen dieses Verfahrens sind Gegenstand der Unteransprüche. Die Erfindung betrifft auch eine nach diesem Verfahren hergestellte Matratze sowie ein diese Matratze umfassendes Matratzensystem.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden in einem Verfahrensabschnitt die Breite und/oder der Umfang mindestens eines Körperbereichs der Person, die die Matratze nutzen wird, erfasst. Mit „Breite“ ist die Erstreckung des Körperbereichs quer zu seiner Ausdehnung in Größenrichtung der Person gemeint. Dieser Körperbereich umfasst den Kopf und/oder die Schulter und/oder den Brustkorb und/oder die Taille und/oder das Becken und/oder den Oberschenkel und/oder die Waden und/oder die Knöchel der Person, vorzugsweise sämtliche der vorgenannten Körperbereiche.
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Die Erfassung der Breite und/oder des Umfangs oder der Umfänge des oder der Körperbereiche erfolgt vorzugsweise durch einen vorzugsweise digitalen Bodyscan, der - besonders bevorzugt - ein optisches und/oder akustischen Messverfahren nutzt.
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Ferner umfasst das erfindungsgemäße Verfahren den Schritt der Erfassung des Gesamtgewichts der Person, was bspw. durch eine Messung des Gewichts in an sich bekannter Weise erfolgen kann.
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Ferner umfasst das erfindungsgemäße Verfahren die Bestimmung der ortsaufgelösten Verteilung des durch die Körperbereiche der auf der Matratze aufliegenden Person erzeugten Auflagedrucks. Dies kann vorzugsweise durch Messung der Gewichtsverteilung auf einer vergleichsweise flachen, vorzugsweise digitalen Liegedruckmatte erfolgen. Unter „ortsaufgelöst“ ist zu verstehen, dass die Position der Körperbereiche auf der Unterlage erfasst wird, so dass aufgrund der vorbeschriebenen Bestimmung die Matratze, insbesondere deren Geometrie gezielt an die Größe der Person anpassbar ist.
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In einem weiteren Verfahrensschritt erfolgt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren aus den mithilfe des Bodyscans, der Erfassung des Gesamtgewichts und der Erfassung der Gewichtsverteilung gewonnenen Daten eine rechnerische Ermittlung der Einsinktiefen der Körperbereiche, die zu einer gewünschten Ausrichtung der Wirbelsäule der in einer Schlafposition befindlichen Person führen würden. Hierbei erfolgt die Berechnung vorzugsweise so, dass die Wirbelsäule bei der sich in Seitenlage befindlichen Person etwa in horizontaler Richtung verläuft.
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Das erfindungsgemäße Verfahren sieht in einem weiteren Verfahrensschritt die Ermittlung der zur Erzielung der Einsinktiefen erforderlichen bereichsweisen Nachgiebigkeiten und/oder Stützkräften und/oder Stauchhärten vor. Dabei können die Nachgiebigkeiten und oder Stützkräfte und/oder Stauchhärten bspw. durch Auswählen unterschiedlicher Materialien, unterschiedlicher Materialdichten oder in sonstiger Weise erfolgen.
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Schließlich wird in einem letzten Verfahrensschritt die Matratze mit den Bereichen unterschiedlicher Nachgiebigkeiten als einstückiges Element bereitgestellt oder durch Verwendung von Modulen unterschiedlicher Nachgiebigkeiten zusammengesetzt. Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich somit insbesondere dadurch aus, dass die Matratze zielgerichtet aufgrund der Messwerte für die Person herstellbar bzw. zusammenfügbar ist, ohne dass hierzu nach dem „trial and error“ Verfahren vorgegangen werden muss.
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Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass die Matratze mit bereichsweise unterschiedlichen Nachgiebigkeiten besonders gut an die Person individuell anpassbar ist, wenn die Breite und/oder der Umfang des Brustkorbes etwa im Bereich der Brust und darunter und/oder die Breiten und/oder die Umfänge der Oberschenkel etwa mittig gemessen werden. Vorzugsweise werden sämtliche der vorstehend zitierten Breiten und/oder Umfänge gemessen und bei der Berechnung der Nachgiebigkeiten, Stützkräften und/oder Stauchhärten berücksichtigt.
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Wie bereits weiter oben erwähnt, kann das Herstellen der Matratze mit bereichsweise unterschiedlichen Nachgiebigkeiten auf jede beliebige Weise erfolgen. Bspw. ist denkbar, die Matratze in einem 3D-Druckverfahren dadurch herzustellen, dass die Bereiche unterschiedlicher Nachgiebigkeit, Stützkräfte und/oder Stauchhärten durch Verwendung unterschiedlicher Materialien und/oder durch Variation der Größe von inneren Hohlräumen bewerkstelligt werden. Ferner ist es möglich, die Bereiche unterschiedlicher Nachgiebigkeiten, Stützkräften und/oder Stauchhärten durch Zusammenfügen von Matratzenmodulen mit entsprechend unterschiedlichen Eigenschaften zu bewerkstelligen. Hierzu können - besonders bevorzugt - die Matratzenmodule in oder auf ein Trägermodul gelegt werden.
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Das Trägermodul kann selbst aus einem nachgiebigen Material gefertigt sein.
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Die Matratzenmodule oder die Matratzenmodule und das Trägermodul können relativ zueinander positioniert werden, in dem ein Bezug auf die Matratzenmodule bzw. die Matratzenmodule und das Trägermodul aufgezogen wird. Besonders bevorzugt wird zuvor noch ein Topper auf die Oberseite der Matratzenmodule aufgelegt.
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Die Erfindung betrifft auch eine Matratze mit bereichsweise unterschiedlichen Nachgiebigkeiten, die nach einem Verfahren der zuvor beschriebenen Art hergestellt ist, wobei die Matratze mehrere Matratzenmodule umfasst, die vorzugsweise formschlüssig miteinander verbunden sind. Besonders bevorzugt weist die erfindungsgemäße Matratze ein Trägermodul auf, auf welchem die Matratzenmodule nach Fertigstellung der Matratze aufliegen.
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Die Erfindung betrifft ferner ein Matratzensystem mit einer Matratze nach der vorstehend beschriebenen Art, welches mindestens ein an die bereichsweise unterschiedlichen Nachgiebigkeiten, Stützkräften und/oder Stauchhärten angepasstes Kissen umfasst. Bei diesem Kissen kann es sich bspw. um ein Kopfkissen, ein Lordosekissen oder um ein Kniekissen handeln, welches im Bedarfsfalle, d. h. wenn es von der Person als angenehm empfunden wird, entsprechend zwischen der Matratze und dem Körper der Person platziert wird.
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Die Erfindung soll nun anhand der beigefügten Zeichnungen weiter erläutert werden. Es zeigen:
- 1. Ein Flussdiagramm der verschiedenen Verfahrensschritte eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens, sowie
- 2 - rein schematisch - ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Matratze bzw. eines erfindungsgemäßen Matratzensystems.
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Das Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung der Matratze mit bereichsweise unterschiedlichen Nachgiebigkeiten, Stützkräften und/oder Stauchhärten sieht in einem Verfahrensschritt 1 vor, durch einen Bodyscan die Breiten und/oder Umfänge von Kopf, Schulter, Brustkorb auf und unter der Brust, Taille, Becken, Oberschenkel etwa mittig sowie Waden und Knöchel der Person, für die die Matratze bestimmt ist, zu erfassen.
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In einem Verfahrensschritt 2 erfolgt dann die Erfassung des Gesamtgewichts dieser Person, bspw. durch eine Gewichtsmessung in hinlänglich bekannter Weise.
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Im Verfahrensschritt 3 erfolgt eine Messung der Verteilung dieses Gewichts dieser Person auf einer Liegedruckmatte, auf welcher die Person aufliegt, und die Berechnung des tatsächlichen Auflagedrucks je Körperbereich.
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Im Verfahrensschritt 4 werden aus den zuvor ermittelten bzw. errechneten Daten die im Sinne einer möglichst geraden Ausrichtung der Wirbelsäule der in Seitenlage auf der Matratze aufliegenden Person erforderlichen Einsinktiefen der Körperbereiche errechnet.
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In einem Verfahrensschritt 5 werden die Einsinktiefen noch mit der jeweils zur Verfügung stehenden Gewichtskraft kombiniert.
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In einem Verfahrensschritt 6 findet anhand der nun vorliegenden Daten und Messwerte eine Auswahl des für die verschiedenen Bereiche erforderlichen Materials bzw. die Auswahl geeigneter Module statt.
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In einem Verfahrensschritt 7 erfolgt nun die Endmontage der Matratze ggf. durch Zusammenfügen mehrerer Matratzenmodule und eines Trägermoduls und anschließendem Aufziehen eines Matratzenbezugs, ggf. nach vorherigem Auflegen eines Toppers auf die Oberseite der Matratzenmodule. Damit ist eine erfindungsgemäße Matratze fertiggestellt. Schließlich kann in einem abschließenden Verfahrensschritt 8 ein erfindungsgemäßes Matratzensystem fertiggestellt werden, in dem mindestens ein an die bereichsweise unterschiedlichen Nachgiebigkeiten, Stützkräften und/oder Stauchhärten der Matratze angepasstes Kissen bereitgestellt wird.
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Das in 2 als Ganzes mit 100 bezeichnete Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Matratzensystems umfasst eine Matratze 1 und ein Kissen 2. Die Matratze 1 umfasst ein Trägermodul 3 und sieben Matratzenmodule 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10. Die Nachgiebigkeiten, Stützkräfte und/oder Stauchhärten der Matratzenmodule 4 ... 10 sind mithilfe des zuvor beschriebenen Verfahrens individuell an die Erfordernisse einer die Matratze nutzenden Person angepasst. Die Matratzenmodule 4 ... 10 können an ihren aneinandergrenzenden Flächen mit in der Zeichnung nicht erkennbaren Mitteln versehen sein, mit denen sie mit dem jeweils benachbarten Matratzenmodul in formschlüssigen Eingriff bringbar sind. Ferner kann die Matratze 1 einen in der Zeichnung nicht dargestellten Bezug umfassen.
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Das Matratzensystem 100 zeichnet sich dadurch aus, dass die Nachgiebigkeit des Kissens 2 an die Nachgiebigkeit, der Stützkräfte und/oder der Stauchhärten zumindest eines Matratzenmoduls 4 ... 10 angepasst ist.
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Bezugszeichenliste:
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- 100
- Matratzensystem
- 1
- Matratze
- 2
- Kissen
- 3
- Trägermodul
- 4 ... 10
- Matratzenmodule
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102011001428 A1 [0005]