-
Die vorliegende Erfindung betrifft ein bleihaltiges Glas zur Verwendung im Weltraum, hiernach Weltraumglas genannt. Es wird ferner ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Glases sowie seine Verwendung vorgestellt.
-
Diese Erfindung betrifft speziell entwickelte optische Gläser mit erhöhten Brechungsindices zwischen nd = 1,52 bis 1,65 zum Design von platzsparenden und möglichst leichten abbildenden Optiken mit Linsen aus unterschiedlichen Glastypen für den Einsatz in unterschiedlichen Flugobjekten im Weltraum. Das niedrige Gesamtgewicht der Optik ist sehr entscheidend, was mit Linsenoptiken leichter realisiert werden kann als mit Spiegeloptiken. Spiegeloptiken finden dann Anwendung, wenn aus Transmissionsgründen Abbildungseigenschaften der Optiken unter 350 nm im UV angestrebt werden. Beim Einbau von Optiken in Metallgehäuse an unterschiedlichen Flugobjekten werden diese zwangsläufig der von der Umlaufbahn und der Dauer sowie dem Zeitpunkt der Flugmission abhängigen Weltraumstrahlung ausgesetzt und müssen deshalb zusätzlich zur Transmission weiteren Anforderungen genügen. Insbesondere müssen sie eine möglichst hohe UV-vis-Durchlässigkeit im Bereich zwischen 300 und 800 nm haben, eine möglichst hohe Stabilität der Transmission über Jahre aufweisen und möglichst keine Alterungserscheinungen der Materialien zeigen, welche die Einsatzmöglichkeiten der Optiken durch Kompaktierung, Trübung oder Belag einschränken.
-
Aus
DE 3504558 A1 sind Glaszusammensetzungen bekannt, die PbO und SiO
2 umfassen. Gemäß
DE 3504558 A1 sind optional B
2O
3 bis zu 12 Gew.-%, Oxide der seltenen Erden bis zu 3 Gew.-%, Sb
2O
3 und/oder As
2O
3 in Summe bis zu 3 Gew.-% im Glas enthalten. PbO kann teilweise oder vollständig durch Tl
2O oder Bi
2O
3 ersetzt sein, wobei Bi
2O
3 als Netzwerkwandler eine der Hauptkomponenten des Glases ist, dessen Maximalgehalt im Glas nicht begrenzt ist. Die Druckschrift lehrt nicht, dass der Gehalt an MoO
3, Bi
2O
3 und WO
3 höchstens 1 Gew.-% betragen darf.
-
An Weltraumgläser werden besondere Anforderungen gestellt. Die Weltraumstrahlung im Low-Orbit-Bereich zwischen 500 und 1000 km um die Erde besteht im Wesentlichen aus Elektronen und Protonen und daraus resultierender Gammastrahlung bei Auftreffen auf Materie. Werden nun optische Systeme zur Beobachtung des Weltraums und zur Beobachtung und Vermessung der Erdoberfläche bei einer jahrelangen Exposition diesem Strahlenfeld ausgesetzt, so tritt gerade die Gammastrahlung mit Strahlendosen von einigen 1000 rd (1 Gy = 100 rd) als Sekundärstrahlung der Partikelstrahlung bei Auftreffen auf die metallischen Gehäuse der Optiken auch mit dem Glassystem in Wechselwirkung.
-
Die Werkstoffe, die in der Raumfahrttechnologie verwendet werden, müssen den Ansprüchen dieser speziellen Umgebung genügen. In den Umlaufbahnen im Weltraum um die Erde erwartet die Materialien Schwerelosigkeit, extreme Temperaturen, Temperaturschwankungen, Vakuum, Mikrometeorite, Partikelstrahlung aus der oberen Atmosphäre und hochenergetische elektromagnetische Strahlung.
-
Das wichtigste Gas in der interplanetaren Materie ist neutraler Wasserstoff, der zum Teil ionisiert als Protonen aus den inneren Bereichen des Planetensystems kommt. Dazu kommen noch freie Elektronen mit einer Häufigkeit von ca. 5 cm–3 auf der Strecke Erde-Sonne (1,5 × 1011 m). Diese geladenen Partikel machen zusammen mit den schweren hochenergetischen Teilchen und Photonen aus dem gesamten elektromagnetischen Spektrum die Strahlenumgebung der Erde aus.
-
Wird eine Optik außerhalb des Raumfahrzeuges eingesetzt, so können alle genannten Strahlenarten mit negativen Auswirkungen direkt auf das optische System einwirken. Treffen diese Primärstrahlen z. B. auf das Kameragehäuse der Optik, so werden Gammastrahlen mit hoher Reichweite in den Optikmaterialien erzeugt mit bekannter Farbzentrenbildung und zunehmendem Verlust der Transmission.
-
Wegen der auf die Optiken einwirkenden Schubkräfte in der Startphase der Flugobjekte bei Weltraummissionen ist die Geometrie der Einzellinsen der Optiken beschränkt auf Durchmesser von ca. 150 mm und Dicken von maximal ca. 50 mm.
-
Zum Design von Optiken für den Weltraum stehen grundsätzlich die beiden Materialklassen optisches Glas mit einer großen Varietät von optischen Lagen (Brechwert/Dispersion) zur Verfügung und eine sehr eingeschränkte Auswahl an Cer-stabilisierten Strahlenschutzgläsern. Bei den Cer-stabilisierten Strahlenschutzgläsern verhindert das im Glas als Ce3+/Ce4+ eingebaute Ion eine Verfärbung durch Strahleneinwirkung, da es sowohl als Elektronenfänger (Ce4+) als auch als Elektronendonator (Ce3+) fungieren kann. Die Cer-stabilisierten Strahlenschutzgläser sind aufgrund ihrer ungünstigen Transmissionseigenschaften nicht als optische Gläser verwendbar.
-
Beide Glasspezies eignen sich nicht für stabile und UV-durchlässige Optiken bei Weltraummissionen, da die nicht strahlenresistenten optischen Gläser gerade im UV-vis zwischen 300 und 800 nm im Strahlungsfeld des Weltraums altern und durch ständig zunehmende Verfärbung die Abbildungseigenschaften der Optik über die Zeit der Mission negativ verändern und damit die Ziele der Mission gefährden können.
-
Die zweite Gruppe von Materialien ist zwar strahlenresistent aber die Transparenz ist schon durch die starke Eigenabsorption des Stabilisierungsmittels CeO2 stark eingeschränkt. Dies trifft schon bei geringen Dotierungen von 1 Gew.-% für Gläser mit leicht polarisierenden Kationen zu.
-
Ist nun eine hohe Transmission im UV-vis für die Anwendung notwendig, so kann nur das nicht strahlenresistente Material als Komponente verwendet werden. In diesem Fall muss die Optik baulich durch gezielte Abschirmung gegen die Strahlung geschützt werden, was zusätzlichen Raum im Raumfahrzeug und zusätzliche Masse für die Mission bedeutet. Diese Maßnahmen bedeuten eine erhebliche Kostensteigerung des Weltraumvorhabens.
-
Aufgabe der Erfindung ist es daher, optische Gläser bereitzustellen, die strahlenresistent sind und gleichzeitig eine hohe Transmission im Bereich zwischen 300 und 800 nm aufweisen.
-
Die Aufgabe der Erfindung ist insbesondere die Bereitstellung hochbrechender Weltraumgläser mit hoher UV-Transmission und gleichzeitig hoher Strahlenfestigkeit über mindestens 5 bis 10 Jahre insbesondere für das typische Strahlenfeld des Weltraumes bestehend aus Röntgen-, Elektronen- und Protonenstrahlung bei Gesamtdosen von 1000 Gy sowie für UV- und vis-Strahlung.
-
Die Beeinträchtigung der optischen Eigenschaften der Linsenmaterialien bei 10 mm Dicke sollte dabei einen maximalen Transmissionsverlust von 10% im UV-nahen Spektralbereich von 400 bis 450 nm nicht übersteigen. Diese Aufgabe wird durch die Gegenstände der Patentansprüche gelöst.
-
Die Aufgabe wird insbesondere durch ein Weltraumglas gelöst, das die folgenden Komponenten in Gewichtsprozent umfasst:
SiO2 | 12–45 |
B2O3 | 0–4 |
Al2O3 | 0–4 |
TiO2 | 0–5 |
PbO | 50–82 |
Na2O | 0–4 |
K2O | 0–8. |
-
Um die erfindungsgemäße Strahlenresistenz zu gewährleisten umfasst das wenigstens drei Dotanden aus der Gruppe bestehend aus CeO2, MoO3, Bi2O3, WO3, Ag2O, SnO2, Sb2O3 und As2O3. Diese Dotanden sind in Summe wenigstens zu 0,1 Gewichtsprozent im Weltraumglas enthalten, wobei die Dotanden MoO3, Bi2O3 und WO3 in einer Gesamtmenge von höchstens 1,0 Gewichtsprozent im Glas vorliegen. Es hat sich gezeigt, dass die Zugabe der genannten Dotanden in einer Vielzahl denkbarer Kombinationen zum erfindungsgemäß gewünschten Effekt führt. Bei einem Gehalt von weniger als 0,1 Gewichtsprozent ist dies allerdings nicht zu beobachten.
-
Ist in dieser Beschreibung von „%” oder „Prozent” die Rede, so sind im Zweifel „Gewichtsprozente” gemeint.
-
Das Weltraumglas weist bevorzugt einen Gehalt an TiO2 auf. Dies deshalb, weil Titandioxid die UV-Resistenz des Glases wesentlich verbessert. Es ist aber zu berücksichtigen, dass TiO2 die Transmissionseigenschaften eines optischen Glases insbesondere an der UV-Kante durch Absorption verschlechtern kann.
-
Aus diesem Grund weist das Weltraumglas bevorzugt einen Gehalt an TiO2 von höchstens 1 Gewichtsprozent auf.
-
Im Herstellungsverfahren wird die Glasschmelze bevorzugt einem Läuterverfahren unterzogen, bei dem die Wahl des Läutermittels auf die Glaszusammensetzung abgestimmt ist. Die Läutermittel sind bevorzugt ausgewählt aus Sb2O3, As2O3, CeO2, SnO2, F, Cl und Sulfaten, die in einem Gewichtsanteil von bevorzugt bis zu 1 Prozent eingesetzt werden. Ist das Weltraumglas frei von CeO2, so sind die Läutermittel bevorzugt ausgewählt aus Sb2O3, As2O3, F, Cl und Sulfaten, die dann in einem Gewichtsanteil von bevorzugt bis zu 0,5% eingesetzt werden. Umfasst das Weltraumglas CeO2 so dienen bevorzugt CeO2, SnO2, F, Cl oder Sulfate als Läutermittel, die dann in einem Gewichtsanteil von bevorzugt bis zu 1% eingesetzt werden. Gleichwohl kann die Läuterung bevorzugt durch Zugabe kleiner Mengen Sb2O3 und/oder As2O3 in Gewichtsanteilen von kleiner 0,2 Gewichtsprozent unterstützt werden. Werden die obigen bevorzugten Regeln zum Läuterverfahren eingehalten, wird die Herstellung eines hochwertigen Weltraumglases unterstützt. In bevorzugten Ausführungsformen des Weltraumglases werden als zusätzliche Läutermittel Nitratverbindungen eingesetzt. Diese unterstützen das Läuterverfahren insbesondere, wenn nur kleine Mengen konventioneller Läutermittel eingesetzt werden können. Sie beeinträchtigen dabei vorteilhafterweise nicht die Transmissionseigenschaften der Gläser.
-
Das Weltraumglas umfasst bevorzugt wenigstens 25 Gewichtsprozent SiO2. SiO2 ist ein hervorragender Glasbildner, wenn gute Stabilität ein wichtiges Kriterium ist. Daher umfassen bevorzugte Ausführungsformen sogar wenigstens 29 Gewichtsprozent SiO2. Der Gehalt an SiO2 darf allerdings nicht zu hoch gewählt werden, da anderenfalls kein geeigneter Brechungsindex für optische Anwendungen erhalten wird. Daher sollte das Weltraumglas SiO2 in Mengen von bevorzugt höchstens 43 Gewichtsprozent weiter bevorzugt höchstens 42 Gewichtsprozent umfassen.
-
Das Weltraumglas umfasst bevorzugt höchstens 4 Gewichtsprozent B2O3. Diese Komponente dient als Flussmittel und Netzwerkbildner im Glas. Im Gegensatz zum SiO2 ist es aber bevorzugt nur in geringen Mengen enthalten, da es nicht geeignet ist, die gewünschten optischen Eigenschaften gepaart mit hoher Resistenz einzustellen. Daher sind bevorzugte Ausführungsformen auch frei von B2O3.
-
Gleiches gilt für Aluminiumoxid, das bevorzugt zu höchstens 2 Gewichtsprozent Al2O3 enthalten ist. Bevorzugte Ausführungsformen sind frei von Al2O3.
-
Ein zu hoher Gehalt an ZrO2 würde die Viskosität des Weltraumglases erhöhen und somit seine Verarbeitbarkeit beeinträchtigen. Daher sind bevorzugte Ausführungsformen auch frei von ZrO2. Gleiche Überlegungen betreffen ZnO und CaO. Bevorzugte Ausführungsformen sind frei von ZnO und/oder CaO.
-
Das Weltraumglas umfasst bevorzugt höchstens 75 Gewichtsprozent PbO. Diese Komponente ist der wesentliche Bestandteil des Weltraumglases, der es ermöglicht die erforderlichen Brechwertlagen und Dispersionen zu erzielen. Daher nimmt PbO einen großen Anteil des Glases ein, der jedoch nicht zu hoch sein darf, da andernfalls die Stabilität des Glases beeinträchtigt würde. In bevorzugten Ausführungsformen umfassen die Weltraumgläser dieser Erfindung höchstens 70 Gewichtsprozent PbO. PbO und SiO2 bestimmen die wesentlichen Eigenschaften des Glases, nämlich die optische Lage und die Resistenz entscheidend mit, so dass die Summe dieser Komponenten bevorzugt in einem Bereich von höchstens 85 bis 99 Gewichtsprozent liegt. Andernfalls lassen sich die bevorzugten Eigenschaften unter Umständen – in Abhängigkeit der anderen Komponenten – nicht mehr erzielen. Vorzugsweise liegt diese Summe bei höchstens 90 bis 99 Gewichtsprozent, bevorzugt höchstens 91 bis 98 Gewichtsprozent, SiO2 und PbO. Die Einstellung der richtigen Zusammensetzung des Glases ist in bevorzugten Ausführungsformen gut durchführbar, wenn ein Massenverhältnis der Anteile von SiO2 zu PbO von kleiner 1 eingehalten wird.
-
Weiter bevorzugt sollte dieses Massenverhältnis der Anteile von SiO2 zu PbO bei kleiner 0,85 liegen und am meisten bevorzugt bei kleiner 0,65. Wird dieses Masseverhältnis zu groß, kann die Brechwertlage oft nicht mehr erreicht werden.
-
Das Weltraumglas umfasst bevorzugt in Summe höchstens 0 bis 10 Gewichtsprozent Alkalimetalloxide. In weiter bevorzugten Ausführungsformen beträgt diese Summe höchstens 0 bis 8, weiter bevorzugt 0 bis 4 Gewichtsprozent. Alkalimetalloxide senken die Schmelztemperatur des Glases, so dass sie bevorzugt im Weltraumglas enthalten sind. Wird ihr Anteil aber zu hoch gewählt, wird ein Glas mit zu geringer Beständigkeit und Viskosität erhalten. Bevorzugt umfasst das Weltraumglas dieser Erfindung sowohl Na2O als auch K2O. Dabei sollten folgende Werte bevorzugt berücksichtigt werden:
Das Weltraumglas sollte höchstens 2 Gewichtsprozent Na2O umfassen, weiter bevorzugt sind höchstens 1 Gewichtsprozent Na2O.
-
Das Weltraumglas sollte höchstens 7 Gewichtsprozent K2O umfassen weiter bevorzugt sind höchstens 2 Gewichtsprozent K2O.
-
Erdalkalimetalloxide dienen der Einstellung des Viskositäts-Temperatur-Profils des Glases. Werden sie aber in zu großen Anteilen verwendet, ist die Viskosität des Glases zu niedrig, deshalb umfassen bevorzugte Ausführungsformen keine Erdalkalimetalloxide.
-
Die gewünschte Langzeitstrahlenstabilität der Weltraumgläser der vorliegenden Erfindung kann nur erhalten werden, wenn geeignete Dotanden zugesetzt werden. Bevorzugte Ausführungsformen umfassen einen oder mehrere Dotanden aus der Gruppe CeO2, As2O3, Sb2O3 und SnO2. Bevorzugt liegen diese in einer Gesamtmenge von wenigstens 0,15 Gewichtsprozent im Weltraumglas vor. Weiter bevorzugt liegen diese in einer Gesamtmenge von höchstens 0,6 Gewichtsprozent und am meisten bevorzugt höchstens 0,5 Gewichtsprozent im Weltraumglas vor.
-
Die individuellen Gehaltsobergrenzen in Gewichtsprozent für die genannten Dotanden liegen bevorzugt wie folgt:
CeO2 | 1 |
As2O3 | 0,02 |
Sb2O3 | 0,3 |
SnO2 | 0,35 |
-
Weiter bevorzugt liegen diese Obergrenzen bei:
CeO2 | 0,5 |
As2O3 | 0,01 |
Sb2O3 | 0,25 |
SnO2 | 0,3 |
-
Am meisten bevorzugt liegen diese Obergrenzen bei:
CeO2 | 0,25 |
As2O3 | 0,01 |
Sb2O3 | 0,2 |
SnO2 | 0,2 |
-
Die Erfinder vermuten, dass diese Dotanden strahlungsinduzierte Redoxprozesse im Glas vermindern und so die Langzeitstabilität im aggressiven Umfeld des Weltraums verbessern. Ein zu hoher Anteil würde aber die Transmissionseigenschaften des Glases beeinträchtigen.
-
Bevorzugte Weltraumgläser enthalten zusätzlich einen oder mehrere Dotanden aus der Gruppe CuO und Ag2O in einer Gesamtmenge von wenigstens 0,001 Gewichtsprozent. Weiter bevorzugt liegen diese in einer Gesamtmenge von höchstens 0,4 Gewichtsprozent und am meisten bevorzugt höchstens 0,3 Gewichtsprozent im Weltraumglas vor.
-
Die individuellen Gehaltsobergrenzen in Gewichtsprozent für die genannten Dotanden liegen bevorzugt wie folgt:
-
Weiter bevorzugt liegen diese Obergrenzen bei:
-
Die Anteile dieser Dotanden sollen nicht zu hoch sein, weil sie die Transmission negativ beeinflussen würden. Vorteile dieser Dotanden ist, dass diese zwar Licht absorbieren, entstehende Defektzentren aber spontan wieder verheilen, so dass keine nachhaltige Beeinträchtigung der Transmission zu verzeichnen ist.
-
Bevorzugte Weltraumgläser enthalten zusätzlich einen oder mehrere Dotanden aus der Gruppe MoO3, Bi2O3 und WO3 in einer Gesamtmenge von wenigstens 0,1 Gewichtsprozent.
-
Die Dotanden MoO3, Bi2O3 und WO3 liegen in dem erfindungsgemäßen Weltraumglas in einer Gesamtmenge von höchstens 1,0 Gewichtsprozent vor, bevorzugt höchstens 0,6 Gewichtsprozent.
-
Die individuellen Gehaltsobergrenzen in Gewichtsprozent für die genannten Dotanden liegen bevorzugt wie folgt:
MoO3 | 0,5 |
Bi2O3 | 0,5 |
WO3 | 0,5 |
-
Weiter bevorzugt liegen diese Obergrenzen bei:
MoO3 | 0,3 |
Bi2O3 | 0,3 |
WO3 | 0,3 |
-
Am meisten bevorzugt liegen diese Obergrenzen bei:
MoO3 | 0,2 |
Bi2O3 | 0,2 |
WO3 | 0,2 |
-
Diese drei Dotanden zeichnen sich durch ihre gute Polarisierbarkeit aus. Die Erfinder vermuten, dass diese Eigenschaft dazu führt, dass einfallende Strahlung von diesen Oxiden aufgefangen wird und als Schwingung ans Gitter abgegeben wird (strahlungsfreie Relaxation), ohne Defekte im Glas zu verursachen. Zu hohe Mengen dieser Komponenten führen zu Transmissionsverlusten.
-
Weltraumgläser der vorliegenden Erfindung sind bevorzugt frei von färbenden Ionen, da diese die Transmission beeinträchtigen. Dies trifft besonders auf Eisen-, Nickel- und Cobalt-Verbindungen zu.
-
Die Weltraumgläser der vorliegenden Erfindung sind zur Verwendung im Weltraum bestimmt. Sie können vorteilhaft in Linsenoptiken eingesetzt werden.
-
Eine bevorzugte Ausführungsform dieser Erfindung betrifft ein Weltraumglas, das folgende Komponenten in Gewichtsprozent umfasst:
SiO2 | 12–45 |
B2O3 | 0–4 |
Al2O3 | 0–2 |
TiO2 | 0–5 |
PbO | 50–82 |
Na2O | 0–4 |
K2O | 0–8 |
CeO2 | 0–0,1 |
Sb2O3 | 0–1 |
wobei die Summe der Anteile der Komponenten Sb
2O
3, As
2O
3, CuO, Ag
2O, Bi
2O
3, WO
3 und SnO
2 von 0,1 bis 2 Gewichtsprozent beträgt, wobei die Summe der Anteile der Komponenten CeO
2, MoO
3, Bi
2O
3, WO
3, Ag
2O, SnO
2, Sb
2O
3 und As
2O
3 von 0,1 bis 2 Gewichtsprozent beträgt und der Gehalt an Bi
2O
3, WO
3 und MoO
3 in Summe größer als 1000 ppm ist.
-
Die hier beschriebenen Weltraumgläser eignen sich hervorragend zur Konstruktion von optischen Systemen zur Anwendung im Weltraum. Erfindungsgemäß ist daher die Verwendung der oben beschriebenen Weltraumgläser als Komponenten in optischen Systemen im Weltraum.
-
Es ist erfindungsgemäß bevorzugt, dass das Weltraumglas der vorliegenden Erfindung zu mindestens 95 Gew.-% aus den Komponenten SiO2, B2O3, Al2O3, PbO, Na2O, K2O, CeO2, Sb2O3, As2O3, CuO, Ag2O, Bi2O3, WO3, SnO2, MoO3 und TiO2 besteht. In ganz besonders bevorzugten Ausführungsformen besteht das erfindungsgemäße Glas zu 98 Gew.-% der genannten Komponenten. Dadurch wird sichergestellt, dass das erfindungsgemäße Glas die erforderlichen Eigenschaften für den Einsatz im Weltraum aufweist.
-
Bevorzugte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Gläser sind im Wesentlichen frei von hier nicht genannten Komponenten. „Im Wesentlichen frei von” meint dabei, dass die Komponenten, von denen die Gläser im Wesentlichen frei sind, in den Gläsern allenfalls als Verunreinigung, nicht jedoch als willentlich und/oder zielgerichtet hinzugefügter Bestandteil, vorkommen.
-
Diese Erfindung betrifft ferner ein Herstellungsverfahren der oben beschriebenen Weltraumgläser. Das Verfahren umfasst die folgenden Schritte:
- – Mischen der Glaskomponenten,
- – Schmelzen des Gemenges bei Temperaturen von 1050 bis 1200°C und
- – Läutern der Schmelze bei Temperaturen von 1230 bis 1350°C.
-
Die Herstellung der Gläser erfolgt bevorzugt in einem Quarztiegel, weil andere Tiegel zu Verunreinigungen im Glas führen würden. Beispiele
| BG1 | BG2 | BG3 | BG4 | BG5 | BG6 | BG7 | BG8 |
SiO2 | 41,19 | 34,3 | 31,74 | 30,45 | 29,55 | 27,15 | 24,2 | 14,95 |
B2O3 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 3,1 |
Al2O3 | 0 | 0 | 1,8 | 0 | 2,7 | 0 | 0 | 0 |
TiO2 | 0 | 4 | 3,8 | 0,1 | 3,7 | 0,1 | 0,1 | 0,2 |
PbO | 50,7 | 57,15 | 60,45 | 66,3 | 63,2 | 70,8 | 73,9 | 80,45 |
Na2O | 1,15 | 1,6 | 1 | 0,7 | 0,5 | 0,5 | 0,34 | 0 |
K2O | 6,4 | 1,9 | 0,9 | 1,9 | 0 | 1 | 0,6 | 0,5 |
SiO2 + PbO | 91,89 | 91,45 | 92,19 | 96,75 | 92,75 | 97,95 | 98,1 | 95,4 |
SiO2/PbO | 0,81 | 0,60 | 0,53 | 0,46 | 0,47 | 0,38 | 0,33 | 0,19 |
Sum(Alkali) | 7,55 | 3,5 | 1,9 | 2,6 | 0,5 | 1,5 | 0,94 | 0,5 |
CeO2 | 0 | 0,2 | 0 | 0 | 0,2 | 0,05 | 0,01 | 0 |
As2O3 | 0,01 | 0 | 0,01 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Sb2O3 | 0,2 | 0,1 | 0,2 | 0,3 | 0,05 | 0,05 | 0 | 0,25 |
SnO2 | 0 | 0,15 | 0 | 0 | 0 | 0,2 | 0,3 | 0,1 |
Summe | 0,21 | 0,45 | 0,21 | 0,3 | 0,25 | 0,3 | 0,31 | 0,35 |
CuO | 0,001 | 0 | 0,001 | 0,002 | 0 | 0 | 0 | 0,001 |
Ag2O | 0 | 0,1 | 0 | 0,1 | 0,1 | 0,05 | 0 | 0 |
Summe | 0,001 | 0,25 | 0,001 | 0,102 | 0,1 | 0,25 | 0,3 | 0,101 |
MoO3 | 0 | 0,2 | 0 | 0,3 | 0 | 0,15 | 0,3 | 0 |
Bi2O3 | 0,2 | 0,1 | 0,1 | 0,05 | 0 | 0 | 0,1 | 0,3 |
WO3 | 0,15 | 0,2 | 0 | 0,1 | 0 | 0 | 0,15 | 0,15 |
Summe | 0,35 | 0,5 | 0,1 | 0,45 | 0 | 0,15 | 0,55 | 0,45 |
nd | 1,647 | 1,741 | 1,752 | 1,755 | 1,785 | 1,805 | 1,846 | 1,952 |
nh (404 nm) | 1,682 | 1,791 | 1,815 | 1,805 | 1,842 | 1,864 | 1,913 | 2,043 |
T* 400 nmv | 86,7 | 64,7 | 51,1 | 79,1 | 44,9 | 79,0 | 68,7 | 28,8 |
T* 450 nmv | 87,7 | 73,4 | 69,3 | 83,2 | 56,8 | 82,3 | 76,2 | 63,9 |
T* 400 nmn | 82,2 | 61,3 | 48,4 | 75,2 | 42,1 | 76,1 | 65,2 | 25,1 |
T* 450 nmn | 83,1 | 69,9 | 65,2 | 79,4 | 53,5 | 79,8 | 72,0 | 59,7 |
* Transmission bei 10 mm Probendicke; Index V: vor Bestrahlung; Index n: nach Bestrahlung
-
Zum Vergleich wurden zahlreiche Versuche durchgeführt. Es konnte festgestellt werden, dass die Transmissionsabnahme nach Bestrahlung mit einer Dosis von 1,5 krd (Röntgenstrahlung 40 kV über 10 Stunden) in einer Größenordnung von etwa 5% abnahm, während bei undotierten Gläsern Transmissionsabnahmen von etwa 15% zu verzeichnen waren.