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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Antreiben
eines nicht am Druck beteiligten Offsetdruckwerkes einer Rotationsdruckmaschine
mit mehreren Druckwerken, wobei das Offsetdruckwerk zumindest einen
Druckzylinder, einen Gummizylinder, einen Druckformzylinder und
ein Farb- und/oder Feuchtwerk aufweist, ein Druckmaschinenantrieb
auf einen Antriebsräderzug für den Antrieb des
Druckzylinders, Gummizylinders und des Farb- und/oder Feuchtwerkes
wirkt und der Druckformzylinder von einem Einzelantrieb in vorgebbarer Weise
separat angetrieben wird.
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Druckmaschinen
verfügen über eine Vielzahl von Einrichtungen,
die im Druckbetrieb, Einrichtbetrieb oder Wartungsbetrieb der Druckmaschine
angetrieben werden müssen. Bei klassischen Konstellationen
werden alle anzutreibenden Einrichtungen einer Druckmaschine von
einem so genannten Hauptantrieb der Druckmaschine angetrieben. Alle
anzutreibenden Einrichtungen sind dann üblicherweise mechanisch über
Getriebe oder Zahnriemen mit dem Hauptantrieb verbunden und alle
Hilfsprozesse müssen zeitaufwändig nacheinander
ausgeführt werden.
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Bei
anderen Konzepten für Druckmaschinen sind zumindest einige
der anzutreibenden Einrichtungen einer Druckmaschine eigenmotorisch
angetrieben. So sind aus dem Stand der Technik bereits Antriebe
bekannt, bei denen die bisher übliche mechanische Antriebskopplung
der Plattenzylinder und/oder Gummizylinder mit dem zentralen Antriebsräderzug
permanent aufgehoben ist und diese Rotationskörper jeweils
einzeln separat angetrieben werden (
DE 196 23 224 A1 ,
DE 199 03 869 A1 ).
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Eine
Druckmaschine, deren Druckwerke eigenmotorisch angetriebene Plattenzylinder
aufweisen, ist aus der
EP
0 834 398 B1 bekannt. Die vom Hauptantrieb angetriebenen
Gummizylinder der Druckwerke und die eigenmotorisch angetriebenen Plattenzylinder
sind über jeweils eine schaltbare Kupplung koppelbar bzw.
entkoppelbar.
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Aus
EP 812 683 A1 ist
eine Verarbeitungsmaschine für Bogenmaterial bekannt mit
einem steuerbaren Direktantrieb für einen einzeln antreibbaren Zylinder.
Von einem zumindest für den Transport des Bogenmaterials
mittels Bogenführungszylindern vorgesehenen Räderzug
einer Bogendruckmaschine ist ein Plattenzylinder oder ein Gummizylinder
entkoppelt mittels Einzelantrieb direkt betreibbar. Durch die einzelnen
und unabhängig von den übrigen Zylindern motorisch
antreibbaren Plattenzylinder können neben drucktechni schen
Korrekturmöglichkeiten auch weitere Vorgänge wie
Plattenwechsel oder Reinigen von Zylindern realisiert und zeitsparend
parallel durchgeführt werden. Das dem Plattenzylinder zugeordnete
Farbwerk weist wenigsten eine Walze auf, welche mit einem motorischen
Direktantrieb antreibbar ist.
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In
DE 10 2004 039 588
A1 ist eine Vorrichtung zum Steuern einer Verarbeitungsmaschine
für Bogenmaterial beschrieben, bei der durch die Anordnung
einer schaltbaren Kupplung das Farbwerk temporär aus dem
Hauptantrieb und Räderzug der Bogenführungszylinder
getrennt und mit dem direkt angetriebenen, die Druckform tragenden
Zylinder gekoppelt wird. Antriebsseitig ist das Farbwerk insbesondere
für die Reinigungsprozesse über den direkt angetriebenen,
die Druckform tragenden Zylinder betreibbar. Nach Beendigung der
Reinigungsprozesse wird die Antriebsverbindung des Farbwerkes zum
direkt angetriebenen, die Druckform tragenden Zylinder getrennt
und das Farbwerk wieder mechanisch in den Haupantrieb und Räderzug
der Bogenführungszylinder eingekoppelt.
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Einen
Antrieb für die wahlweise Durchführung von verschiedenen
Betriebsvorgängen wird in
DE 10 2005 036 786 B3 vorgeschlagen.
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Hierfür
ist am Druckform tragenden Zylinder ein zweiteilig ausgebildetes
Kupplungszahnrad angeordnet. Das Kupplungszahnrad besteht aus zwei Zahnrädern,
die in zwei Radebenen angeordnet sind. Weiterhin ist dieser Antrieb
mit einem kraftschlüssig wirkenden Schaltkupplungssystem,
speziell einer zweiteiligen, einzeln schaltbaren Doppelkupplung ausgeführt.
Bei eventuellem Ausfall des Direktantriebes ermöglicht
das Schaltkupplungssystem den Antrieb des die Druckform tragenden
Zylinders mittels Hauptantrieb.
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Aus
der
DE 102006030597
A1 ist ein Antrieb für eine Offsetdruckmaschine
bekannt, der den Zeitaufwand bei einem Druckplattenwechsel verringert und
eine wahlweise Durchführung von verschiedenen Betriebsvorgängen
ermöglicht. Der Antrieb weist dazu zwei Zahnräder
auf der Antriebswelle eines Gummizylinders auf, die einzeln mit
der Antriebswelle kuppelbar sind. Nachteilig daran ist der hohe
Platzbedarf für die zwei nebeneinander liegenden Kupplungen
auf der Übertragungszylinderwelle und die mangelnde Flexibilität
bei der Durchführung der Hilfsprozesse.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein weiteres Verfahren zur
Rüstzeitsenkung und einen dafür geeigneten Antrieb
für ein Offsetdruckwerk zu schaffen, der die aus dem Stand
der Technik bekannten Nachteile reduziert.
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Erfindungsgemäß wird
die Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des ersten Anspruchs
oder eine Vorrichtung mit den Merkmalen des dritten Anspruchs gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Die
Erfindung hat den Vorteil, dass durch die verteilte Anordnung der
Kupplungen und durch die antriebsseitige Entkopplung der Farb- und
Feuchtwerke vom Einzelantrieb der Platzbedarf für die Kupplungen
und den Einzelantriebsmotor an den antriebsseitigen Wellenzapfen
gering gehalten und Hilfsprozesse in nicht aktiven Druckwerken ohne
mitlaufende Farb- und Feuchtwerke flexibler gestaltet werden können.
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Ein
weiterer Vorteil besteht darin, dass es bei abgestelltem Gummizylinder
in Druck-Ab-Position durch einen zweiten Antriebsstrang möglich
ist, den Einzelantrieb für den Druckformzylinder auch für
das Waschen des Gummizylinders zu verwenden. Damit kann in einem
nicht am Druck beteiligten Druckwerk bereits während des
Druckbetriebes der Gummizylinder für den nächsten
Druckauftrag gereinigt werden, wodurch eine Rüstzeitverkürzung
erzielt wird.
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Ein
dritter Vorteil besteht darin, dass zwischen zwei Druckaufträgen
das Gummizylinderwaschen zeitgleich mit dem Druckzylinderwaschen stattfinden
kann und dabei die Drehzahlen für beide Zylinder aufgrund
der entkoppelten Antriebe auch unabhängig voneinander nach
dem Verschmutzungsgrad wählbar sind, so dass auch dadurch
eine Rüstzeitverkürzung erreichbar ist.
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Da
für das Waschen des Gummizylinders nur der Druckformzylinder
und der Gummizylinder bewegt werden müssen, wird gegenüber
bekannten Getriebeausgestaltungen, bei welchen die Gummizylinder
nur gemeinsam mit Druckzylindern, Übergabetrommeln und
Farbwerken über den Antriebsräderzug antreibbar
sind, eine Energieeinsparung erzielt.
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Im
Folgenden soll die Erfindung beispielhaft an einem Offsetdruckwerk
einer Rotationsdruckmaschine erläutert werden. Die dazugehörige
Zeichnung stellt dabei dar:
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1:
schematische Darstellung der Antriebsseite eines Offsetdruckwerkes
mit dem vorgeschlagenen Druckwerkantrieb
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Wie
aus der 1 ersichtlich, weist ein Offsetdruckwerk einen
bedruckstoffführenden Druckzylinder 1, einen das
Druckbild übertragenden Gummizylinder 2 und einen
die Druckform bzw. Druckplatte tragenden Druckformzylinder 3 auf.
Dem Druckformzylinder 3 ist ein Farbwerk FW und/oder ein
Feuchtwerk FW zugeordnet.
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Der
Antrieb des Druckzylinders 1 und des Farb- und Feuchtwerkes
FW erfolgt über einen zentralen Antriebsräderzug
ARZ durch einen Druckmaschinenantrieb HA. Dem Druckformzylinder 3 ist
ein separater Einzelantrieb M zugeordnet. Von dem Einzelantrieb
M ist nur der Antriebsmotor dargestellt, der Drehmomente über
die Antriebswelle 11 auf den Druckformzylinder 3 überträgt
und den Druckformzylinder 3 in vorgebbarer Weise antreibt.
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Der
Einzelantrieb M kann ohne Zwischengetriebe als Direktantrieb ausgebildet
sein und er ist mit dem zentralen Antriebsräderzug ARZ
koppel- und synchronisierbar.
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Dem
Gummizylinder 2, dem Druckformzylinder 3 und dem
Farbwerk FW ist eine Reinigungsvorrichtung zugeordnet (nicht dargestellt).
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Auf
der Antriebswelle 9 des Druckzylinders 1 befindet
sich in einer ersten Zahnradebene ein drehfest gelagertes Zahnrad 4 des
Antriebsräderzuges ARZ, der druckwerkübergreifend
alle zentral anzutreibenden Zylinder, Walzen und Trommeln verbindet.
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Auf
der Antriebswelle 10 des Gummizylinders 2 ist
in der ersten Zahnradebene ein mit der Antriebswelle 10 kuppelbares
Zahnrad 5, welches eine Kupplung K1 aufweist und ebenfalls
Teil des Antriebsräderzuges ARZ ist, und in einer zweiten
Zahnradebene ein drehfest gelagertes Zahnrad 6 angeordnet.
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Am
Druckformzylinder 3 ist in der ersten Zahnradebene ein
Zahnrad 8 frei drehbar angeordnet und in der zweiten Zahnradebene
ein mit der Antriebswelle 11 kuppelbares Zahnrad 7 angeordnet, welches
mit dem Zahnrad 7 im Eingriff steht. Das als Zwischenzahnrad
fungierende Zahnrad 8 ist Bestandteil des durchgehenden
Antriebsräderzuges ARZ und treibt ein nachgeordnetes Farb-
und/oder Feuchtwerk FW an.
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Anstelle
eines kuppelbaren Zahnrades kann eine beliebige Zahnrad-Kupplung-Kombination
7,K2 vorgesehen sein.
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Zum
Fernsteuern der Kupplungen K1, K2 ist eine Steuereinrichtung vorgesehen,
womit die Zahnräder 5, 7 abhängig
von der Betriebsart des Offsetdruckwerkes mit den Antriebswellen 10, 11 kuppelbar sind.
Die Steuereinrichtung ist in eine Maschinensteuerung integriert.
Die Kupplungen K1, K2 können beispielsweise als pneumatische
Zahnkupplungen ausgeführt sein.
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Zur
Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Vorrichtung:
In
einer ersten Antriebsvariante für den Druckbetrieb ist
die Kupplung K1 geschlossen und die Kupplung K2 geöffnet.
Der zweite Antriebsstrang ist somit nicht eingekuppelt. Druckzylinder 1,
Gummizylinder 2 und Farb- und/oder Feuchtwerk FW werden über
den Antriebsräderzug ARZ zentral angetrieben. Der Druckformzylinder 3 wird
synchron zum Antriebsräderzug ARZ vom Einzelantrieb M angetrieben
und ermöglicht Umfangsregister- und Drucklängenkorrekturen während
des Druckens.
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Eine
zweite Antriebsvariante mit geöffneter Kupplung K2 ist
für den Druckplattenwechsel vorgesehen. Mit dem Einzelantrieb
M wird der Druckformzylinder 3 in die Platten wechselposition
gedreht und nach vollzogenem Druckplattenwechsel wieder in seine
Synchronstellung zum Antriebsräderzug ARZ zurückgedreht.
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Die
dritte Antriebsvariante dient der Gummizylinderreinigung in einem
nicht aktiven Druckwerk. Dazu ist die Kupplung K1 geöffnet
und die Kupplung K2 geschlossen. Während der Druckzylinder 1 und das
Farb- und/oder Feuchtwerk FW weiter vom Antriebsräderzug
ARZ zusammen mit den weiteren aktiven Druckwerken angetrieben werden,
ist nun neben dem Druckformzylinder 3 auch der Gummizylinder 2 über
den zweiten Antriebstrang 7,6 mit dem Einzelantrieb
M gekoppelt. Beide Zylinder 2,3 oder nur der Gummizylinder 2 können
nun nach Anstellen der Reinigungseinrichtungen gewaschen werden, während
in den anderen Druckwerken der Druckbetrieb weiterläuft.
Nach Abschluss des Waschprozesses wird die temporäre Kopplung
des Einzelantriebes M mit dem Gummizylinder 2 durch Öffnen
von K2 getrennt und mit dem Schließen von K1 wieder die
erste Antriebsvariante für den Druckbetrieb realisiert.
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Mit
dieser Antriebsvariante ist es aber auch möglich, den vom
Druckzylinder 1 abgestellten Gummizylinder 2 nach
erfolgter Reinigung zwecks abschmierfreien Bedruckstofftransportes
mit einer der Transportgeschwindigkeit des Bedruckstoffes entsprechenden
Drehzahl anzutreiben. Aufgrund der übereinstimmenden Oberflächengeschwindigkeiten können
beispielsweise biegesteife, vom Druckzylinder 1 abspreizende
Bedruckstoffbogen im Oberflächenkontakt mit dem Gummizylinder 2 geführt
werden, ohne dass es zum Abschmieren kommt.
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In
einer vierten Antriebsvariante ist sowohl die erste Kupplung K1
am Zahnrad 5 als auch die zweite Kupplung K2 am Zahnrad 7 eingekuppelt.
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In
dieser Kupplungsschaltung kann der Druckformzylinder 3 vom
Druckmaschinenantrieb HA über den Antriebsräderzug
ARZ mit angetrieben werden.
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Diese
Schaltstellung kann z. B. bei Ausfall des Einzelantriebes M für
einen Notbetrieb während des Druckbetriebes genutzt werden.
Der Motor des Einzelantriebs M ist dabei stromlos und dreht frei
mit.
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Durch
die permanente Ankopplung des reibungsbehafteten Farb- und/oder
Feuchtwerkes FW an den Antriebsräderzug ARZ wird vorteilhafterweise ein
stetiger Bremsmoment erzeugt, der eine stabile Zahnflankenanlage
im Antriebsräderzug ARZ und damit eine hohe Druckgenauigkeit
gewährleistet.
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- 1
- Druckzylinder
- 2
- Gummizylinder
- 3
- Druckformzylinder
- 4–8
- Zahnräder
- 9–11
- Antriebswellen
- ARZ
- Antriebsräderzug
- FW
- Farb-
und/oder Feuchtwerk
- HA
- Druckmaschinenantrieb
- K1,
K2
- Kupplungen
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 19623224
A1 [0003]
- - DE 19903869 A1 [0003]
- - EP 0834398 B1 [0004]
- - EP 812683 A1 [0005]
- - DE 102004039588 A1 [0006]
- - DE 102005036786 B3 [0007]
- - DE 102006030597 A1 [0009]