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Die
Erfindung betrifft antivirale Kombinationen mit sich gegenseitig
verstärkender
antiviraler Aktivität gegenüber umhüllten Viren
und ihre Verwendung.
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Durch
die Entwicklung hoch selektiver Nukleosid- und Nukleotidvirustatika
wie z. B. Aciclovir, Penciclovir, Ganciclovir, Brivudin und Cidofovir
für Herpesviren
sowie z. B. Zidovudine, Diodanosine und Lamivudine für HIV (De
Clercq, Nature Rev. Drug Disc., 11, 2002: 13–25) wurde ein bedeutender
Fortschritt bei der Bekämpfung
lebensbedrohlicher viraler Infektionen erreicht. Unter dem Aspekt
der zunehmenden Resistenz von Viren gegenüber diesen Wirkstoffen wird
es jedoch als dringend notwendig angesehen, neuartige antiviral wirksame
Produkte zu entwickeln und für
die Herstellung von kosmetischen Präparaten, von Mikrobiziden bzw. von
Arzneimitteln bereitzustellen. Bei Langzeitanwendungen von Nukleosid-
und Nukleotidvirustatika wurden beispielsweise häufig Resistenzentwicklungen
gegenüber
den genannten Wirkstoffen nachgewiesen (Arts et al., J. Virol. 72,
1998: 4858–65;
Morfin and Thouvenot, J. Clin. Virol. 26, 2003: 29–37). Auf
Grund des gleichen bzw. ähnlichen
Wirkprinzips treten zudem Kreuzresistenzen auf. Um solche Kreuzresistenzen
zu überwinden, wird
nach neuen alternativen Wirkstoffen gesucht, die zur antiviralen
Prophylaxe oder Therapie eingesetzt werden können. Ein weiterer Nachteil
der genannten Verbindungen besteht darin, daß sie auch in den DNA-Stoffwechsel
der infizierten Zellen eingreifen und deshalb die Gefahr in sich
bergen, mutagene, teratogene oder onkogene Wirkungen hervorzurufen
(Carr, Nature Rev. Drug Disc., 2, 2003: 624–634; Wutzler und Thust, Antivir.
Res., 49, 2001: 55–74).
Weiterhin hemmt keines der genannten Virustatika die Virusübertragung.
Substanzen oder Substanzkombinationen, die bereits in einem sehr
frühen
Stadium in den viralen Vermehrungszyklus eingreifen und ein Anheften
der Viren an die Zellen verhindern, würden beispielsweise die Palette
der verfügbaren
antiviralen Mittel erweitern. Damit könnten neben der Virusvermehrung auch
die Virusausbreitung blockiert und Neuinfektionen wirksam vermieden
werden.
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Polyanionische
Verbindungen wie Polysulfate, -sulfonate oder -carboxylate sind
in der Lage, mit viralen Glycoproteinen zu interagieren oder kompetitiv
die Virus-Rezeptor-Bindung z. B. von Herpesviren oder HIV zu hemmen
(Norkin, Clin. Microbiol. Rev., 8, 1995: 293–315; Stone, Nature Rev. Drug
Disc., 1, 2002: 977–85; Coen
und Schaffer, Nature. Rev. Drug Disc., 2, 2003: 278–88). Das
große
Molekulargewicht dieser Moleküle, schlechte
Pharmakokinetiken sowie unzureichende Wirkungen in vivo trugen jedoch
dazu bei, daß diese
Substanzen bisher nicht zu einer Anwendung gelangten.
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Die
Sulfatierung von Polysacchariden bzw. ihrer substituierten Derivate
gehört
zum Stand der Technik und kann auf unterschiedliche Weise geschehen
(wie bspw. in
US 27 15 091 ,
WO 880 02 11 ,
JP 719 67 02 ,
DE 39 21 761 oder
DE 698 03 362 offenbart). Ein bevorzugtes
Verfahren zur Herstellung von Hyaluronsäuresulfaten ist die Sulfatierung
von Hyaluronsäure
mit Schwefeltrioxid/Pyridin- bzw. Schwefeltrioxid/DMF-Komplexen
in einem aprotischen Lösungsmittel
wie DMF (S. Möller,
H.-P. Klöcking,
P.-J. Müller,
J.-H. Ozegowski,
DE 198 13 234 ,
1998). Das Ausmaß der
Umsetzungen an den Hydroxylgruppen der Hyaluronsäure wird üblicherweise durch den durchschnittlichen
Substitutionsgrad (DS) beschrieben, der die Anzahl der funktionalisierten Hydroxylgruppen
bezogen auf eine Disaccharid-Wiederholungseinheit
der Hyaluronsäure
angibt. Entsprechend der Anzahl der Hydroxylgruppen pro Disaccharid-Wiederholungseinheit
der Hyaluronsäure
sind DS-Werte zwischen 0 und 4,0 realisierbar. Der durchschnittliche
Substitutionsgrad (DS) an SO
3-Gruppen (DS
S) liegt für die genannten Sulfatierungsverfahren
zwischen 0,5 und 3,9.
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Gleichfalls
bekannt ist die Verwendung von medizinischen bzw. pharmazeutischen
Kompositionen zur Herpes-Behandlung auf der Basis von pflanzlichen
Produkten. In
WO 95 110 35 wird
eine kosmetische oder pharmazeutische Zubereitung mit antiviraler
Wirkung auf der Basis eines Johanniskraut-Extrakts beschrieben, in
DE 44 189 76 ein Phytotherapeutikum
zur Behandlung von Infektionen des Herpes aus Extrakten aus Salbei, Spitzwegerich,
Breitwegerich und Mistel.
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US 65 090 42 beschreibt
eine antivirale Komposition, die ein Extraktionsprodukt der Saubohne
enthält.
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Auch
die antivirale und anti-inflammatorische Wirkung von wässrigen
Melissenextrakten ist Gegenstand von Patenten (wie bspw.
HU 208 255 ,
DE 101 00 809 ,
WO 2002 055 056 und
EP 13 495 61 ), wobei ebenfalls die
Behandlung von Lippenherpes erwähnt
wird.
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Die
Schriften
US 64 755 26 ,
US 2004 086 575 und
US 67 303 29 haben Zink
enthaltende Verbindungen in Kombination mit phenolischen Antioxidanzien
und pflanzlichen Extrakten wie Melissenöl für eine antivirale Nutzung zum
Gegenstand.
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Eine
pharmazeutische Komposition zur Behandlung von Herpes, bestehend
aus einer quarternären Ammoniumverbindung
(z. B. Benzalkoniumchlorid), einem antiviralen Wirkstoff (z. B.
Acyclovir) und einem Pflanzenextrakt (z. B. Aloe vera, Melisse)
beschreiben u. a. die Schriften
WO
96 243 67 ,
DE 696 24
340 und
EP 80 81 68 .
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EP 0 940 410 A1 offenbart
die Sulfatierung von Hyaluronsäure
in aprotischen Lösungsmitteln
mit dem SO
3/Pyridin-Komplex, ausgehend von
einem Ammoniumsalz bzw. einem Ethyl- bzw. Benzylester (Veresterungsgrad
25–100%)
von Hyaluronsäure.
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Diese
Produkte zeigen Wirkung auf die Thrombinzeit und die gesamte Blutgerinnungszeit
sowie auch auf die Angiogenese. Die sulfatierten Hyaluronsäureester
sind filmbildend und somit als Beschichtungsmaterial geeignet.
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Aus
der Publikation Mohrig, A.: „Melissenextrakt
bei Herpes simplex – die
Alternative zu Nucleosid-Analoga”. In: Deutsche Apotheker Zeitung,
1996, Vol. 136, S. 109–114
offenbart die Verwendung eines wässrigen
Melisse-Extrakts zur Behandlung von Herpes simplex-Infektionen,
wobei die virustatische Wirkung den glykosidisch gebundenen Phenolcarbonsäuren zugeschrieben
wird.
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EP 0 270 317 A2 offenbart
eine pharmazeutische Zusammensetzung zur Behandlung von Virus-Erkrankungen
(wie Herpesvirus-Infektionen), die einen antiviralen Wirkstoff und
Hyaluronsäuresulfat
enthält.
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Aus
WO 00 44 367 A2 ist
eine pharmazeutische Zusammensetzung zur Behandlung von HIV-Infektionen
bekannt, die Hyaluronsäuresulfat
mit einem Sulfatisierungsgrad von 2,5; 3,0 oder 3,5 bezogen auf
die Disaccharid-Wiederholungseinheit der Hyaluronsäure und
ein ätherisches Öl enthält.
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Aus
May, G. und Willuhn, G.: Antivirale Wirkung wässriger Pflanzenextrakte in
Gewebekulturen. In: Arzneim.-Forschung, 1978, Vol. 28, S. 1–7 ist bekannt,
dass ein Extrakt aus Melisseblättern
eine sehr starke virustatische Wirkung auf Herpes-, Influenza- und
Vaccinia-Viren hat.
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EP 1 175 907 A1 offenbart
eine kosmetische Zusammensetzung, die ein synthetisches sulfatiertes
Polysaccharid zusammen mit einem weiteren Wirkstoff enthält, der
synergistisch mit dem sulfatierten Polysaccharid wirkt.
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Synergistische
Effekte unterschiedlicher antiviral wirkender Verbindungen sind
wenig beschrieben worden. Die
DD
241 192 beschreibt ein Verfahren zur Erhöhung der
lokalen biologischen Wirkung bekannter Antiherpetika durch Zusatz
von Phosphocholinen zu den ein herkömmliches Virostatika enthaltenden
pharmazeutischen Zubereitungen, wobei aufgrund erhöhter viraler
Wirksamkeit die Dosierung des Virustatikums reduziert werden konnte.
Die zugesetzten Phosphocholine sind dabei selbst nicht oder nur
sehr schwach antiviral wirksam und es sind auch keine Kombinationen
von Phosphocholinen mit polyionischen Verbindungen bekannt.
EP 049 73 41 hat eine synergistische
Komposition mit antiviraler Wirkung, bestehend aus einem Fibroblastenwachstumsfaktor
und sulfatierten Polysacchariden wie Heparin, Dextransulfat, Pentosanpolysulfat
oder Dermatansulfat zum Gegenstand. Ein wesentlicher Nachteil dieser
Kombinationen ist darin zu sehen, daß zur Bereitstellung der Fibroblastenwachstumsfaktoren
aufwendige und kostenintensive Verfahren erforderlich sind, die
einen Einsatz der beschriebenen Kombinationen aus ökonomischen
Gründen
stark einschränken.
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Obwohl,
wie oben beschrieben, eine Vielzahl von Substanzen oder Substanzkombinationen
mit antiviralen Eigenschaften bekannt ist, besteht auf Grund der
teilweise ungenügenden
in vivo-Wirksamkeit dieser Verbindungen, ihrer zum Teil nicht unbedenklichen
toxischen Nebenwirkungen sowie vermehrt auftretender Resistenzen
von Viren gegenüber
bekannten Wirkstoffen ein großer
Bedarf an neuen antiviral wirkenden Verbindungen.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, neuartige Zusammensetzungen
bereit zu stellen, die auch in kleinsten Konzentrationen bereits
als Virustatika zur wirksamen Prophylaxe und Therapie von Virusinfektionen
geeignet sind und die keine toxischen Nebenwirkungen bei ihrer Anwendung
zeigen.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt der überraschende Befund zugrunde,
daß eine
beliebige Kombination von antiviral wirksamen Hyaluronsäuresulfaten
und/oder deren carboxyalkylierten Derivaten mit antiviral und zusätzlich antiinflammatorisch
wirkenden Melisseextrakten zu einer enormen Wirkungsverstärkung führt. Überraschenderweise
hemmen sogar Konzentrationen, die bei Einzelanwendung der Wirkstoffe
keine antivirale Wirkung zeigen, bei kombinierter Anwendung sehr
gut den HSV-1 induzierten zytopathischen Effekt. Die vorliegende
Erfindung betrifft demzufolge eine Kombination von carboxyalkylierten
Hyaluronsäuresulfaten
der allgemeinen Formel,
R = H, (CH
2)
nCOOX, SO
3X
X
= H, Na
n = 1, 2
in der X identisch oder unabhängig voneinander
H und/oder Na darstellen sowie R H, (CH
2)
nCOOX und/oder SO
3X
sowie n = 1 oder 2 bedeuten, wobei, jeweils bezogen auf die in Formel
1 angegebene Disaccharid-Wiederholungseinheit der durchschnittliche
Substitutionsgrad der (CH
2)
nCOOX-Gruppierung
(DS
CA) zwischen 0,1 und 1,0 und der durchschnittliche
Substitutionsgrad der SO
3X-Gruppierung (DS
S) zwischen 0,5 und 3,9 beträgt sowie
der nichtsubstituierte Anteil R = H sich jeweils zu 4-(DS
CA + DS
S) ergänzt mit
einem wässrigen
Extrakt aus Melisse.
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Die
Herstellung der als Komponente der erfindungsgemäßen antiviralen Kombination
bereitzustellenden carboxyalkylierten Hyaluronsäuresulfate erfolgt durch Sulfatierung
von carboxyalkylierten Hyaluronsäuren,
die entsprechend einem Verfahren aus dem Stand der Technik, z. B.
nach
DE 39 21 761 , synthetisiert
werden können.
Bevorzugt erfolgt die anschließende
Sulfatierung der carboxyalkylierten Hyaluronsäuren mit dem SO
3/DMF-Komplex,
da in diesem Fall der durchschnittliche Substitutionsgrad an Sulfatgruppen
pro Disaccharid-Wiederholungseinheit
der Hyaluronsäure
(DS
S) des carboxyalkylierten Hyaluronsäuresulfats über eine
geeignete Wahl der Reaktionsbedingungen genau eingestellt werden
kann. Ein wesentlicher Vorteil des genannten Herstellungsverfahrens
liegt weiterhin in der Durchführbarkeit
der Sulfatierungsreaktion und der Produktaufarbeitung in homogener
Phase, wodurch eine gleichmäßige Sulfatierung
mit einstellbarem DS
S-Wert ermöglicht wird.
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Die
erfindungsgemäßen Substanzkombinationen
zeigen eine hohe antivirale Wirksamkeit. Sie hemmen in starker Maße die Vermehrung
von umhüllten
Viren, wie z. B. Herpesviren.
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Die
erfindungsgemäßen Substanzkombinationen
sind demzufolge für
die Herstellung von kosmetischen Darreichungsformen, Mikrobiziden
oder von Arzneimitteln zur Prophylaxe und Behandlung von Viruserkrankungen
geeignet. Sie können
z. B. in Form eines antiviral wirksamen Lippenpflegestiftes bzw.
Hydrogels oder auch als mikrobiozide Vaginalgele Verwendung finden
und aufgrund ihrer Zusammensetzung zur Prophylaxe und Heilung von
Virusinfektionen dienen. Als Wirkstoffe werden die Hyaluronsäurederivate
in fester bzw. flüssiger
Form und/oder als Hydrogel in Kombination mit einem wässrigen
Extrakt aus Melisse in die oben erwähnten Darreichungsformen eingebracht.
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Die
erfindungsgemäßen Kombinationen
eignen sich somit zur Entwicklung von Virustatika, die im Vergleich
zu den im Stand der Technik genannten Verbindungen einen völlig anderen
Wirkmechanismus bei gleich guter bzw. höherer antiviraler Wirkung besitzen,
und können
aufgrund dieser antiviralen Eigenschaften zur Herstellung von kosmetischen
Zubereitungen, mikrobioziden Vaginalgelen und Arzneimitteln zur
Bekämpfung viraler
Infektionen dienen. Spezielle Verwendungen ergeben sich beispielsweise
zur Prophylaxe und Therapie von Herpesinfektionen. Sie können sowohl
allein als auch in Kombination mit bekannten Virustatika sowie mit physiologisch
verträglichen
Hilfs- und Trägerstoffen
angewandt werden. Des weiteren können
sie bei topischer Anwendung als Prophylaktika eingesetzt werden
und die Virusübertragung
verhindern.
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Die
folgenden Ausführungsbeispiele
sollen die Erfindung näher
erläutern,
jedoch in keiner Weise einschränken.
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Ausführungsbeispiele
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1. Synthese von carboxymethylierter
Hyaluronsäure
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Beispiel 1 (CH-1)
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2
g (4,98 mmol Hyaluronsäure,
Na-Salz, Molmasse ca. 1 Mio) werden bei Raumtemperatur unter Schutzgasatmosphäre in Wasser
gelöst.
Es werden 3,5 ml (49,8 mmol) 40%-ige wässrige Natronlauge (14,3 mol)
und nach 15 min 2,36 g (24,9 mmol) Chloressigsäure zugegeben. Die Lösung wird
auf 60°C
erwärmt
und 2 h gerührt.
Anschließend
wird die Reaktionslösung
auf Raumtemperatur abgekühlt,
neutralisiert, dialysiert und gefriergetrocknet.
- Ausbeute:
80%.
- Durchschnittlicher Substitutionsgrad an Carboxymethylgruppen
(DSCM, bestimmt durch Säure-Base-Titration): siehe
Tabelle 1.
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2. Synthese von carboxymethyliertem
Hyaluronsäuresulfat
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Beispiel 2 (CS-1, 2)
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1,15
mmol carboxymethylierte Hyaluronsäure (DSCM ~0,4)
werden unter Schutzgas bei Raumtemperatur in 50 ml DMF gebracht
und nach Zugabe von 1,84 mmol p-Toluol-sulfonsäure etwa 30 min suspendiert. Die
Suspension wird auf 4°C
gekühlt.
Nach Zugabe von Molsieb A3 und den entsprechenden Mengen SO3/DMF-Komplex (CS-1: OH/SO3 =
1:3, CS-2: OH/SO3 = 1:5) wird die Reaktionsmischung
1 h gerührt.
Anschließend
wird das Molsieb abfiltriert, das Polymer in 400 ml Aceton ausgefällt und
mit Natronlauge neutralisiert. Der Niederschlag wird abzentrifugiert,
gewaschen, gegen Wasser dialysiert, 24 h gefriergetrocknet und bei
40°C im
Vakuum getrocknet.
- Ausbeute: 80–90%.
- Schwefelgehalt (elementaranalytisch bestimmt) und DSS-Wert: siehe Tabelle 1.
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Beispiel 3 (HS-1, CHS-3-6)
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1
g Hyaluronsäure
bzw. ihres carboxymethylierten Derivats (Na-Salz) und 80 ml Wasser
(bidest.) werden in einem geschlossenen Reaktionsgefäß bei Raumtemperatur
bis zur vollständigen
Lösung
des Polymers gerührt.
Die klare Lösung
wird auf 0°C
gekühlt,
mit 5 g Ionenaustauscher (Dowex WX 8, H-Form) versetzt und 30 min
gerührt.
Die vom Ionenaustauscher abzentrifugierte Polymerlösung wird
durch Zugabe von 10%-iger ethanolischer Tributylaminlösung auf
pH-Wert 9 eingestellt. Anschließend
wird die Lösung
dreimal mit Diethylether extrahiert, die Lösung gefriergetrocknet und
bei 40°C
im Ölpumpenvakuum
getrocknet.
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500
mg des so erhaltenen Ammoniumsalzes der Hyaluronsäure bzw.
ihres carboxymethylierten Derivats werden in 50 ml absolutem DMF
unter Argon bei Raumtemperatur gelöst, auf 0°C gekühlt und mit entsprechenden
Mengen an SO3/DMF-Komplex (HS-1: OH/SO3 = 1:20, CHS-3, CHS-4: OH/SO3 =
1:20, CHS-5: OH/SO3 = 1:5, CHS-6: OH/SO3 = 1:3) versetzt. Es wird 1 h bei 0°C gerührt. Die
klare Reaktionslösung
wird in ca. 500 ml Aceton ausgefällt
und mit ethanolischer NaOH neutralisiert. Der Niederschlag wird
mehrmals mit Aceton gewaschen, in Wasser (bidest.) gelöst, in Wasser
dialysiert und anschließend
gefriergetrocknet. Das erhaltene Produkt wird bei 50°C im Vakuum
bis zur Gewichtskonstanz getrocknet.
- Ausbeute: 80–90%.
- Schwefelgehalt (elementaranalytisch bestimmt) und DSS-Wert: siehe Tabelle 1.
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3. Verwendungsbeispiele
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3.1. Zytotoxizität und antivirale Wirkung von
carboxymethylierten Hyaluronsäuresulfaten
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Anhand
der in Tabelle 1 aufgeführten
Substanzen soll beispielhaft die zytotoxische und antivirale Wirkung
von carboxylierten Hyaluronsäuresulfaten
aufgezeigt werden. Tabelle 1: Beispiele synthetisierter Hyaluronsäurederivate
und Kontrollsubstanzen.
Name | Verbindung | DSCM | DSS | Variante
Sulfatierung |
PFA | Phosphonoameisensäure | 0 | 0 | - |
Hya | Hyaluronsäure | 0 | 0 | - |
CH-1 | carboxymethylierte
Hyaluronsäure | 0,82 | 0 | - |
HS-1 | Hyaluronsäuresulfat | 0 | 3,39 | 2 |
CHS-1 | carboxymethylierte
Hyaluronsäuresulfate | 0,35 | 0,64 | 1 |
CHS-2 | 0,35 | 1,86 | 1 |
CHS-3 | 0,23 | 3,77 | 2 |
CHS-4 | 0,44 | 2,90 | 2 |
CHS-5 | 0,47 | 0,57 | 2 |
CHS-6 | 0,66 | 0,17 | 2 |
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3.2. Zytotoxizität
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Testbeschreibung
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Die
Zytotoxizität
der Testverbindungen wird auf zwei Tage-alten GMK-Zell-Monolayern bestimmt (Schmidtke
et al., J. Virol. Meth. 95, 2001: 133–143). Dazu werden 9 Verdünnungen
der Substanz in 100 μl Testmedium
zugegeben. Zellen ohne Substanz dienen als Kontrolle. Nach einer
Inkubationszeit von 72 h bei 37°C
mit 5% CO2, erfolgt die weitere Bearbeitung.
Nach Entfernen des Zellkulturüberstandes
werden die Zell-Monolayer 3 × mit
300 μl physiologischer
Kochsalzlösung
gewaschen, um tote Zellen zu entfernen. Die Fixierung und Färbung der
Zellen erfolgt mit 50 μl
einer 0,3%igen Kristallviolett-Lösung
für 10
min. Nach 6-maligem Waschen mit 300 μl Wasser werden die gefärbten Monolayer
20 min mit 100 μl
Lyse-Puffer (0,8979 g Natriumcitrat, 1,25 ml 1 N HCl in 98,05 ml
47,5% Ethanol) behandelt und das Kristallviolett herausgelöst. Die optische
Dichte der einzelnen Vertiefungen wird bei 550/630 nm bestimmt.
Die optische Dichte der 6 Kontrollen ohne Substanz wird 100% gesetzt.
Anhand der mittleren Dosis-Wirkungs-Kurve von 3 unabhängigen Testen werden die 50%
zytotoxische Konzentration (CC50) und maximal
tolerierte Dosis (MTD = CC10) errechnet.
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Testergebnis
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Die
untersuchten, in Tabelle 1 aufgeführten, Substanzen und Melisse
erwiesen sich im getesteten Konzentrationsbereich als sehr gut verträglich für GMK-Zellen.
Sowohl die CC50 als auch die MTD lagen bei > 200 μg/ml.
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3.3. Antivirale Wirkung im zytopathischen
Effekt(zpE)-Hemmtest
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Der
zpE-Hemmtest wird auf 2 Tage alten GMK-Zellrasen in Mikrotiterplatten
mit 96 Vertiefungen durchgeführt
(Schmidtke et al., J. Virol. Meth. 95, 2001: 133–143). Nach dem Absaugen des
Zellwachstum-Mediums werden
50 μl der
Testsubstanz, gelöst
im Testmedium, und eine bestimmte Viruskonzentration (HSV-1) in
50 μl des
Testmediums zugegeben. 6 Vertiefungen mit Zellen ohne Virus und
6 Vertiefungen mit Virus, aber ohne Testsubstanz, dienen als Zell-
bzw. Viruskontrolle auf jeder Platte. In jedem Test wird von Phosphonoameisensäure (PFA),
die zuvor im Plaque-Reduktions-Test bestimmte 50%ige und 100%ige
Hemmkonzentration (IC
50 = 12,5 μg/ml und
IC
100 = 125 μg/ml) als Kontrolle mit geführt. Die
Platten werden bei 37°C
und 5% CO
2 inkubiert. Die Entwicklung des
zytopathischen Effektes (zpE) wird mikroskopisch verfolgt. Zirka
48 h nach Infektion, wenn die Viruskontrollen den maximalen zytopathischen
Effekt zeigen und die Referenzverbindung (PFA) eine etwa 50 bzw.
100%-ige Hemmung, werden die Zellen fixiert und mit 0,3% Kristallviolett
in Ethanol/Formalin-Lösung
gefärbt.
Nach dreimaligem Waschen und anschließendem Herauslösen des
Farbstoffes mit einem Lysepuffer wird die optische Dichte bei 550/630
nm bestimmt und die antivirale Aktivität berechnet. Anhand der mittleren
Dosis-Wirkungskurven von 3 unabhängigen
Testen wird die 50%ige Hemmkonzentration ermittelt. Tabelle 2: 50%ige Hemmkonzentration (IC
50) der Beispielsubstanzen
Substanz | Sulfatierungsgrad
(DSS) | IC50 (μg/ml) |
PFA | nicht
relevant | 12,5 |
Hya | 0 | unwirksam |
CH-1 | 0 | unwirksam |
HS-1 | 3,39 | 0,5 |
CHS-1 | 0,64 | > 100 |
CHS-2 | 1,86 | 2,7 |
CHS-3 | 3,77 | 0,7 |
CHS-4 | 2,90 | 0,7 |
CHS-5 | 0,57 | 132,4 |
CHS-6 | 0,17 | 175,7 |
Melisse | - | 192,4 |
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Testergebnis
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Die
antivirale Wirkung der caboxymethylierten Hyaluronsäuresulfate
steht in einem engen Zusammenhang mit ihrem Sulfatierungsgrad (Tabelle
2). Je stärker
die Sulfatierung, desto stärker
war die nachgewiesene Hemmung des HSV-1-induzierten zpE in GMK-Zellen
und desto niedriger war die 50%ige Hemmkonzentration. Für die Verbindungen
mit einem Schwefelgehalt von > 11%
(CHS-3 und CHS-4)
wurden IC50-Werte von 0,7 μg/ml ermittelt.
Diese Werte entsprachen in etwa der 50%igen Hemmkonzentration des
Hyaluronsäuresulfats (HS-1)
und liegen um ein Vielfaches niedriger als die der Kontrollsubstanz
PFA. Nichtsulfatierte Hyaluronsäure bzw.
deren carboxymethyliertes Derivat (CH-1) sind im verwendeten Konzentrationsbereich
bis 100 μg/ml
nicht antiviral wirksam.
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3.4. Antivirale Wirkung von HS-1 und CHS-4
in Kombination mit Melisse
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Für die vergleichenden
Untersuchungen zur antiviralen Wirkung von HS-1 und CHS-4 in Kombination mit
Melisse wurden die unter Punkt 2 bereits beschriebenen zpE-Hemmteste
eingesetzt. Die dabei einzeln sowie in Kombination eingesetzten
Konzentrationen betrugen für
Melisse 12,5, 25, 50, 100 und 200 μg/ml, für MS-1 und CHS-4 0,1, 0,2,
0,4, 0,8 und 1,6 μg/ml.
Die mit HS-1 und Melisse bzw. CHS-4 und Melisse erzielten antiviralen
Wirkungen sind in den Tabellen 3 bzw. 4 zusammenfassend dargestellt. Tabelle 3: Hemmung des HSV-1-induzierten
zpE durch kombinierte Behandlung mit HS-1 und Melisse (Mittelwert
aus 3 unabhängigen
Versuchen)
Hemmung
des HSV-1-induzierten zpE (%) nach Behandlung mit |
HS-1 (μg/ml) | Melisse
(μg/ml) |
0 | 6,25 | 12,5 | 25 | 50 | 100 | 200 |
0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 41,9 |
0,1 | 0,9 | 0 | 0 | 0 | 0 | 21,7 | 67,1 |
0,2 | 0,7 | 26,2 | 34,8 | 29,9 | 42,7 | 60,8 | 84,5 |
0,4 | 8,8 | 71,1 | 64,1 | 67,8 | 56,5 | 77,5 | 79,7 |
0,8 | 64,8 | 79,1 | 81,8 | 81,6 | 72,6 | 84,2 | 78,3 |
1,6 | 87,5 | 75,9 | 88,4 | 83,5 | 77,3 | 79,5 | 77,1 |
Tabelle 4: Hemmung des HSV-1-induzierten
zpE durch kombinierte Behandlung mit CHS-4 und Melisse (Mittelwert
aus 3 unabhängigen
Versuchen)
Hemmung
des HSV-1-induzierten zpE (%) nach Behandlung mit |
CHS-4 (μg/ml) | Melisse
(μg/ml) |
0 | 6,25 | 12,5 | 25 | 50 | 100 | 200 |
0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 2,9 | 37,9 |
0,1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 6,8 | 53,3 | 74,1 |
0,2 | 3,6 | 8,6 | 37,6 | 30,3 | 58,5 | 68,1 | 85,8 |
0,4 | 3,2 | 59,7 | 74,2 | 72,8 | 56,5 | 87,0 | 81,9 |
0,8 | 62,6 | 68,5 | 72,6 | 80,6 | 77,8 | 79,9 | 81,4 |
1,6 | 84,1 | 84,7 | 82,4 | 82,9 | 79,6 | 79,3 | 77,1 |
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Aus
den Daten wird ersichtlich, dass sowohl die Kombination von Hyaluronsäuresulfat
mit Melisse (Tabelle 3) als auch von caboxymethyliertem Hyaluronsäuresulfat
(Tabelle 4) mit Melisse zu einer starken Steigerung der antiviralen
Wirkung führte. Überraschenderweise
hemmten sogar Konzentrationen, die bei Einzelanwendung der Wirkstoffe
keine antivirale Wirkung zeigten, bei kombinierter Anwendung sehr
gut den HSV-1 induzierten zytopathischen Effekt (fett gedruckt).
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Alle
in der Beschreibung, den Tabellen und den nachfolgenden Ansprüchen dargestellten
Merkmale können
sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination miteinander erfindungswesentlich
sein.