Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Befestigen einer Gummitucheinheit in einem engen, axial verlaufenden Schlitz eines Gummizylinders einer Rotationsdruckmaschine gemäss dem Oberbegriff des Anspruches 1.
Durch die DE 4 307 320 C1 wurde eine Gummitucheinheit bekannt, die aus einem auf einer Trägerplatte aufgebrachten Gummituch besteht. Dabei sind abgekantete, unbeschichtete Schenkel der Trägerplatte, in einem Schlitz des Gummizylinders eingesteckt.
Nachteilig ist hierbei, dass die Schenkel in dem Schlitz nicht festgehalten werden können. Durch zwischen Formzylinder und Gummizylinder auftretende Adhäsionskräfte infolge der Klebekraft der Druckfarbe werden die nicht festgehaltenen Enden der Gummitucheinheit aus dem Schlitz gezogen. Dies tritt besonders stark am Druckende auf. Anschliessend werden während der Überrollung beider Zylinder die Schenkel der Gummitucheinheit wieder in den Schlitz gedrückt. Somit kommt es zu einer ständigen, sich periodisch wiederholenden Bewegung der beiden Schenkel in dem Schlitz. Da diese Bewegung am Druckende stärker als am Druckanfang ausgebildet ist, tritt eine Relativbewegung zwischen den beiden Schenkeln auf. Diese Bewegung der Schenkel im Schlitz als auch zueinander führt zu Verschleiss der Schenkel, was bis zum Abbrechen der Schenkel führen kann.
Zudem liegt durch das Herausziehen der Schenkel die Gummitucheinheit zumindest zeitweise hohl auf dem Zylinder und unterliegt somit wechselnden Biegebeanspruchungen, was zum Dauerbruch der Trägerplatte führen kann.
In der DE 4 320 464 A1 wurde eine Einrichtung zum Klemmen von abgekanteten Schenkeln einer Gummitucheinheit vorgeschlagen. Diese Einrichtung besteht aus einem bezüglich des Zylinders radial wirkenden, gefederten Klemmkörper, der einen mit Gummituch beschichteten, abgekanteten Schenkel und einen unbeschichteten Schenkel einer Trägerplatte gegen eine Seitenwand einer Zylindergrube drückt.
Nachteilig ist hierbei, dass der Klemmkörper in axialer Richtung einstückig, sich über die gesamte Länge des Schlitzes erstreckend ausgeführt ist. Damit können Fertigungstoleranzen beispielsweise der Breite oder Lage des Schlitzes, der Dicke der Schenkel der Gummitucheinheit in Richtung des Schlitzes oder des Klemmkörpers nicht ausgeglichen werden. Dies kann zu einer Klemmung der Gummitucheinheit nur an zwei Punkten führen, wodurch extreme Punktbelastungen auftreten, was zum Reissen der Gummitucheinheit bzw. der Trägerplatte führen kann.
Eine infolge Walkarbeit auftretende Längung der Gummitucheinheit kann nicht von den eingeklemmten Enden aufgenommen werden, weil die durch das Gummituch erhöhte Reibung zwischen dem beschichteten Schenkel und dem unbeschichteten Schenkel ein Einschieben des Schenkels am nachlaufenden Ende verhindert. Dadurch kommt es zum Hohlliegen der Gummitucheinheit auf dem Zylinder, was durch ständige Biegebeanspruchung zum Dauerbruch der Trägerplatte führen kann. Weiterhin nachteilig ist, dass der Klemmkörper nicht abstellbar ist, wodurch ein Wechseln der Gummitucheinheit erschwert wird.
In der US-PS 2 525 003 wird eine Vorrichtung zum Befestigen einer aus einem Gummituch und einer Trägerplatte bestehenden Gummitucheinheit beschrieben. Die Gummitucheinheit ist mit zwei abgekanteten Enden versehen, an denen jeweils ein abgekanteter Schenkel der Trägerplatte über Enden des Gummituches hinausragend angeordnet ist und das Gummituch auf der Trägerplatte jeweils im Bereich einer die Schenkel begrenzenden Abkantung endet. Diese abgekanteten Schenkel werden in einen engen, ca. 6,5 mm breiten Schlitz eingeführt. Zwischen gegenüberliegenden Seitenflächen der beiden Schenkel wird ein Keil angeordnet, womit jeweils ein Schenkel gegen eine Seitenfläche des Schlitzes gepresst wird. Die Gummitucheinheit wird somit mittels einer als Keil ausgeführten Haltevorrichtung reibschlüssig im Schlitz gehalten.
Die DE 3 538 308 C2 zeigt eine Vorrichtung zum Aufziehen eines Gummituches auf einen Gummizylinder einer Rollenrotationsdruckmaschine. Dabei ist das Gummituch mit einer formstabilen Trägerplatte zu einer Gummitucheinheit verbunden. An einem nachlaufenden Ende der Gummitucheinheit ragt ein abgekanteter Schenkel der Trägerplatte über das Gummituch hinaus, während an einem vorlaufenden Ende ein abgekanteter Schenkel mit dem Gummituch beschichtet ist. Diese beiden Enden der Gummitucheinheit sind in einen Schlitz des Gummizylinders derart einführbar, dass das nachlaufende Ende des Gummituches mit seiner Kante gegen die abgebogene Kante des vorlaufenden Endes der Gummitucheinheit annähernd zum Anliegen kommt.
Nachteilig an dieser Vorrichtung ist, dass ein nichttragender Kanalbereich infolge des Schlitzes im Vergleich zur US-PS 2 525 003 zwar wesentlich reduziert wurde, aber immer noch zu gross ist, um auftretende Schwingungen infolge eines Kanalschlages wirksam zu reduzieren. Durch den Schlitz wird ein nutzbarer Zylinderumfang begrenzt und die Stabilität des Zylinders beeinträchtigt. Um die Gummitucheinheit zu halten, sind Spannkräfte notwendig. Zudem geht diese Schrift von dem in der Fachwelt verbreiteten Vorurteil aus, dass eine Haftung einer freiliegenden Vorderkante eines Gummituches auf einer Trägerplatte problematisch ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine Vorrichtung zum Befestigen einer Gummitucheinheit in einem engen, axial verlaufenden Schlitz eines Gummizylinders einer Rotationsdruckmaschine zu schaffen, mit der auftretende Schwingungen während eines Druckvorganges infolge eines sogenannten Kanalschlages im Vergleich zum Stand der Technik reduziert wird und bei der keine Kräfte zum Spannen des Gummituches notwendig sind.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch die Merkmale des kennzeichnenden Teiles des Anspruches 1 gelöst.
Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin, dass Schwingungen infolge eines sogenannten Kanalschlages während des Abrollens zweier zusammenwirkender Zylinder erheblich reduziert werden. Durch einen extrem engen Schlitz wird eine Stabilität des Gummizylinders kaum beeinträchtigt. Damit wird die Druckqualität erhöht.
In vorteilhafter Weise sind keine Kräfte zum Spannen des Gummituches notwendig.
Auch wird ein nutzbarer Zylinderumfang vergrössert. Im Gegensatz zu dem bisher bestehenden Vorurteil der Fachwelt wurde durch Versuche nachgewiesen, dass ein Abschälen der Gummituchvorderkante von einer Trägerplatte nicht erfolgt.
Bei der erfindungsgemässen Vorrichtung ist eine Dehnung des Gummituches infolge Walkens ausgeschlossen. Eine Verschmutzung und der damit verbundene Reinigungsaufwand werden verringert. Ein Auswechseln der Gummitucheinheit kann schnell und einfach erfolgen. Der notwendige Fertigungsaufwand für die Herstellung eines zugehörigen Gummizylinders ist gering.
Die erfindungsgemässe Vorrichtung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im Folgenden näher beschrieben.
Es zeigen:
Fig. 1 einen schematischen Schnitt durch eine erfindungsgemässe Vorrichtung in Einführstellung;
Fig. 2 einen schematischen Schnitt durch die erfindungsgemässe Vorrichtung in Klemmstellung;
Fig. 3 einen schematischen Schnitt durch die erfindungsgemässe Vorrichtung während des Aushebevorganges.
Ein Gummizylinder 1 einer Rotationsdruckmaschine ist zur Aufnahme von Gummitucheinheiten 31 mit abgekanteten Enden 3, 4 mit mindestens einem parallel zu seiner Drehachse verlaufenden, sich von einer Mantelfläche 6 des Gummizylinders 1 in sein Inneres 5 erstreckenden, engen Schlitz 7 versehen.
Die Gummitucheinheit 31 mit einer Dicke d31, z.B. d31 = 2,2 mm, besteht aus einer weitgehend formstabilen, biegsamen Trägerplatte 2, z.B. einer Metallplatte, mit einer Dicke d2, z.B. d2 = 0,3 mm, und einem darauf befestigten, z.B. aufgeklebten oder aufvulkanisierten, Gummituch 32 mit einer Dicke d32, z.B. d32 = 1,9 mm.
Ein abgekanteter Schenkel 8 am vorlaufenden Ende 3 ist im vorliegenden Beispiel länger als ein entsprechender abgekanteter Schenkel 9 am nachlaufenden Ende 4 der Trägerplatte 2. Das Gummituch 32 ist derart auf der Trägerplatte 2 befestigt, dass die beiden Schenkel 8, 9 der Trägerplatte 2 an den abgekanteten Enden 3, 4 der Gummitucheinheit 31 frei vom Gummituch 32 sind und somit nur die beiden Schenkel 8, 9 der Trägerplatte 2 in den Schlitz 7 ragen.
Der Schlitz 7 ist im Querschnitt vorzugsweise rechteckig ausgebildet. Eine Breite b7 des Querschnittes des Schlitzes 7 weist an seinem Anfang 10 etwas mehr als die doppelte Dicke d2 der Trägerplatte 2 der Gummitucheinheit 31 auf, d.h. beispielsweise b7 = 1 mm. Der Schlitz 7 ist bezüglich einer an der Mantelfläche 6 im Bereich des Schlitzes 7 anliegenden Tangente 11 um einen Neigungswinkel Alpha, z.B. Alpha = 45 DEG , geneigt. Am Ende des Schlitzes 7 ist eine parallel zu dem Schlitz 7 verlaufende Bohrung 12 in dem Gummizylinder 1 angebracht. Der Schlitz 7 tangiert die Bohrung 12 in Form einer Sehne, sodass die Bohrung 12 mit dem Schlitz 7 in Verbindung steht.
Im vorliegenden Beispiel befindet sich eine virtuelle Fortsetzung einer Mantelfläche 13 der Bohrung 12 in einem Abstand a zu einer der Bohrung 12 abgewandten Seitenfläche 14 des Schlitzes 7, wobei der Abstand a geringfügig grösser ist als die Dicke d2 der Trägerplatte 2, z.B. a = 0,4 mm.
In dieser Bohrung 12 ist ein Schwenkhebel 16, der im vorliegenden Ausführungsbeispiel als eine Spindel 16 mit einem Radius r16, z.B. r16 = 15 mm, ausgeführt ist, schwenkbar zentrisch gelagert. Diese Spindel 16 ist in axialer Richtung mit mehreren von radial nach aussen wirkenden Druckstücken 17 versehen. Die Druckstücke 17 sind so in der Spindel 16 befestigt, dass deren Drucknocken 18 über eine Mantelfläche 19 der Spindel 16 hinaus federnd wirken können. Im dargestellten Beispiel sind die Drucknocken 18 an ihrem äusseren Ende mit einer Kugelkuppe versehen, aber es sind auch zylindersegmentförmige Ausgestaltungen möglich, sodass sich für jeden Drucknocken 18 beispielsweise eine linienförmige Berührzone ergibt. Von dem Bereich der Spindel 16 ausgehend, in dem die Druckstücke 17 angeordnet sind, weist die Mantelfläche 19 der Spindel 16 über einen Winkel Beta, z.B.
Beta = 80 DEG , bezogen auf eine Längsachse 21 der Spindel 16 eine Mantelfläche 22 mit reduziertem Radius r22, z.B. r22 = 14,5 mm, auf. Daran schliesst sich im vorliegenden Beispiel ein Bereich an, der sich über einen Winkel Gamma, z.B. Gamma = 90 DEG , erstreckt, in dem diese reduzierte Mantelfläche 22 in axialer Richtung gesehen nur partiell als in Umfangsrichtung verlaufende U-förmige Nuten 23 ausgeführt ist. Am Ende dieser U-förmigen Nuten 23 ist ein axial verlaufender, sich radial von der Mantelfläche 19 in ein Inneres der Spindel 16 erstreckender Schlitz 24 eingebracht. In diesem Schlitz 24 sind Enden 26 von biegeelastischen, aber drucksteifen Aushebern 27 eingehängt, die im vorliegenden Beispiel als Blattfedern ausgeführt sind. Diese Ausheber 27 passen sich im eingebauten Zustand der Form der Spindel 16 an.
Die Ausheber 27 erstrecken sich über eine Länge l27, z.B. l27 = 25 mm, bis an den Bereich der reduzierten Mantelfläche 22 der Spindel 16 und weisen eine Dicke d27, z.B. d27 = 0,5 mm, auf.
Die Funktionsweise der erfindungsgemässen Vorrichtung ist folgendermassen:
In einer Einführstellung (Fig. 1) der Spindel 16 befindet sich die reduzierte Mantelfläche 22 der Spindel 16 im Bereich des Schlitzes 7. In dieser Stellung werden die beiden abgekanteten Schenkel 8, 9 der Trägerplatte 2 der Enden 3, 4 der Gummitucheinheit 31 in den Schlitz 7 geführt, wobei die reduzierte Mantelfläche 22 als Führung dient. Die abgekanteten Enden 3, 4 der Gummitucheinheit 31 sind auf den Neigungswinkel Alpha des Schlitzes 7 angepasst. Bei eingeführter Gummitucheinheit 31 liegen die kein Gummituch 32 aufweisenden Schenkel 8, 9 der Trägerplatte 2 der Gummitucheinheit 31 mit ihren aufeinander zuweisenden Seitenflächen 33, 34 direkt aneinander an.
Das Gummituch 32 reicht sowohl beim vorlaufenden Ende 3 als auch beim nachlaufenden Ende 4 bis zu dem die Mantelfläche 6 des Gummizylinders 1 unterbrechenden Schlitz 7, d.h. das Gummituch 32 endet auf der Trägerplatte 2 jeweils im Bereich einer Abkantung 36, 37 der Schenkel 8, 9. Somit bilden sich gegenüberliegende Enden 38, 39 des Gummituches 32 einen schmalen Spalt 41 mit einer Breite b41, z.B. b41 = 0,3 mm. Im vorliegend Beispiel ist das Gummituch 32 am vorlaufenden Ende 3 etwas um die Abkantung 36 herumgezogen, aber ohne an dem Schenkel 9 der Trägerplatte 2 des nachlaufenden Endes 4 anzuliegen. Zum Klemmen der Enden 3, 4 der Gummitucheinheit 31 wird die Spindel 16 entgegen dem Uhrzeigersinn soweit gedreht, bis die Druckstücke 17 annähernd senkrecht gerichtet bezüglich der Schenkel 8, 9 der Trägerplatte 2 stehen.
Die Drucknocken 18 der Druckstücke 17 werden mittels sich an der Spindel 16 abstützende Federkraft gegen die Schenkel 8, 9 der Trägerplatte 2 gepresst. Somit sind die Schenkel 8, 9 der Trägerplatte 2 im Schlitz 7 des Gummizylinders 1 zwischen der Seitenfläche 14 des Schlitzes 7 und den Drucknocken 18 eingeklemmt (Fig. 2), womit die Enden 3, 4 der Gummitucheinheit 31 sicher auf dem Gummizylinder 1 befestigt sind. Hierbei sind Federkraft und Federweg derart bemessen, dass eine sichere Klemmung erfolgt. Durch das Drehen der Spindel 16 entgegen dem Uhrzeigersinn, d.h. mit den wirkenden Drucknocken 18 in Richtung Inneres des Gummizylinders, erfolgt mittels einer nach innen wirkenden Zugkraft ein Straffen der Enden 3, 4. In dieser Klemmstellung wird die Spindel 16 arretiert.
Zum Entfernen der Gummitucheinheit 31 wird die Spindel 16 im Uhrzeigersinn gedreht, worauf die Druckstücke 17 die Schenkel 8, 9 freigeben. Die Druckstücke 17 werden in die Bohrung 12 geführt, in der sich die Druckstücke 17 an der Mantelfläche 13 der Bohrung 12 abstützen. Durch die Drehbewegung der Spindel 16 gelangen nun Enden 28 der Ausheber 27 in den Bereich des Schenkels 9 des nachlaufenden Endes 4 der Gummitucheinheit 31 und stossen gegen eine Stirnseite 29 des Schenkels 9 des nachlaufenden Endes 4. Im Verlauf der weiteren Drehbewegung federn die Ausheber 27 nach aussen in ihre Strecklage, sodass die Ausheber 27 tangential bezüglich der Spindel 16 stehen und im Schlitz 7 verlaufen. Die Spindel 16 wird soweit verdreht bis die Enden 28 der Ausheber 27 kurz unter der Mantelfläche 6 des Gummizylinders 1 stehen.
Das nachlaufende Ende 4 der Gummitucheinheit 31 ist mittels der Ausheber 27 vollständig aus dem Schlitz 7 entfernt und kann durch die Eigenspannung der Gummitucheinheit 31 von der Mantelfläche 6 des Gummizylinders 1 wegfedern.
An Stelle der mit einer auf die Drucknocken 18 wirkenden Druckfeder versehenen Druckstücke 17 können auch beispielsweise in Umfangsrichtung angeordnete, vorgespannte Blattfedern, die über die Mantelfläche 19 der Spindel 16 hinausragen, angeordnet sein.