Verfahren zum Ersetzen eines in Betrieb befindlichen Stellwerkes durch ein Gleisbild stellwerk mit Weichenrelaisgruppen für Weichenantriebe anderer Bauform Beim Ersetzen eines veralteten, aber noch in Be trieb befindlichen Stellwerkes durch ein neuzeitliches Stellwerk werden mechanisch gestellte Weichen auf elektrischen Betrieb umgestellt und vielfach auch die bei elektrischen Stellwerken vorhandenen Weichenan triebe ausgebaut und dafür neue Antriebe anderer Bau form eingebaut, wobei die Stell- und/oder Überwa chungsspannungen der alten und neuen Antriebe mei stens verschieden sind. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein elektrisches Hebelstellwerk mit Gleich tromantrieben durch ein Gleisbildstellwerk mit Weichenrelaisgruppen für Drehstromantriebe ersetzt wird.
Daher kann selbst beim Ersetzen eines elek trischen Stellwerkes durch ein Gleisbildstellwerk keines der Stellwerke zum Steuern und: überwachen der für das andere Stellwerk vorgesehenen Antriebe verwendet werden. Bisher ist es üblich, solange das zu ersetzende Stellwerk noch in Betrieb ist, in ver kehrsschwachen Zeiten jeden neuen Weichenbetrieb vorübergehend einzubauen und anzupassen. Er wird danach wieder ausgebaut und bis zum Zeitpunkt des Betriebsüberganges von dem alten auf das neue Stellwerk bereitgehalten. Erst bei Inbetriebnahme des neuen Stellwerkes werden dann alle mechanischen Stellvorrichtungen bzw. alten Antriebe endgültig durch die neuen Antriebe ersetzt.
Dies Verfahren hat einmal den Nachteil, dass bei der Inbetriebnahme von grossen Stellwerksanlagen der Einsatz vieler Mon tagekräfte notwendig ist, damit das endgültige Aus wechseln in möglichst kurzer Zeit erfolgt. Ausserdem tritt aber schon durch das vorübergehende Aus wechseln der Antriebe eine unerwünschte Betriebs behinderung ein. Dies ist vor allem der Fall bei den Eingangsweichen eines Bahnhofes, die besonders stark beaufschlagt sind. Aus diesem Grunde besteht von Seiten der Bahnverwaltungen der Wunsch, die schwierigen Verhältnisse vor und bei Inbetriebnahme eines neuen Stellwerkes zu vermeiden.
Das erfindungsgemässe Verfahren vermeidet die geschilderten Nachteile dadurch, dass die neuen Weichenantriebe bereits vor Inbetriebsnahme des Gleisbildstellwerkes eingebaut und an die zugehörigen Relaisgruppen stellfähig angeschlossen werden und dass danach bis zur Inbetriebnahme des Gleisbild stellwerkes das Umstellen der Weichen durch Ein wirken des zu ersetzenden Stellwerkes auf die Wei chenrelaisgruppen des Gleisbildstellwerkes erfolgt.
Bei diesem Verfahren wird also ein neuer Wei chenantrieb schon endgültig eingebaut, wenn -die zugehörige Weichenrelaisgruppe arbeitsfähig ist, d. h. wenn sie an die Stromquelle des neuen Stellwerkes angeschlossen ist und die Verbindungsleitungen vom neuen Stellwerk nach der Weiche verlegt sind. Bei zu ersetzenden elektrischen Stellwerken kann je Wei che eine Relaiseinrichtung vorgesehen sein, die an die Weichensteuer- und Überwachungsschaltung des zu ersetzenden Stellwerkes anstelle des ausgebauten Antriebes angeschlossen wird, bei einem Stehauftrag durch Umlegen von Kontakten das Umstellen dieses Antriebes nachahmt und mit weiteren Kontakten den Stellauftrag an die Relaisgruppe des Gleisbildstell werkes weitergibt.
Werden ausserdem in den über- wachungsstromkreisen der Weichenschaltung des zu ersetzenden Stellwerkes Kontakte angeordnet, welche von der Lage der Weichenstell- und/oder über- wachungsrelais des Gleisbildstellwerkes abhängig sind, so kann das zu ersetzende Stellwerk bis zur Inbetriebnahme des Gleisbildstellwerkes in der vor handenen Form in Betrieb bleiben. Um die Antriebe nacheinander auszuwechseln, die Relaiseinrichtungen anzuschliessen und die neuen Antriebe betriebsfähig zu schalten, reicht die normale Besetzung einer Baustelle aus.
Am Tage der Inbetriebnahme des neuen Stellwerkes müssen dann dort nur noch alle Abhängigkeiten wirksam und die zwischen diesem und dem zu ersetzenden Stellwerk bestehenden Hilfs verbindungen unwirksam geschaltet werden.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist nach stehend anhand der Zeichnung erläutert.
Fig. 1 zeigt in einem Blockschaltbild schematisch den nach dem Einbauen eines neuen Weichenantrie bes bis zur Inbetriebnahme des neuen Gleisbild stellwerkes bestehenden Zustand. An ein zu er setzendes elektrisches Hebelstellwerk<I>AS</I> ist anstelle eines ausgebauten Weichenantriebes eine im Gleis bildstellwerk GS angeordnete Relaiseinrichtung R angeschlossen. Wird der Weichenhebel für den aus gebauten Antrieb im zu ersetzenden Stellwerk umge legt, so werden in der Relaiseinrichtung R, die das Umstellen des Antriebes nachahmt, Kontakte be tätigt, die auf die dem eingebauten Antrieb<I>NA zu-</I> geordnete Weichenrelaisgruppe WG, z. B. auf das ent sprechende Teilfahrstrassenstellrelais, so einwirken, dass der Antrieb in die der Hebellage entsprechende Lage umgestellt, aber nicht verschlossen wird.
Nach dem Umstellen der Weiche meldet die Relaisgruppe<I>WG</I> durch Schliessen von Kontakten die bestehende Wei chenlage an das alte Stellwerk, wo diese Meldung überwacht wird. Der Umstellvorgang und die je weilige Endlage können im Stelltisch T des Gleis bildstellwerkes angezeigt werden. Die Tasten oder Schalter dieses Stelltisches werden während dieses Übergangszustandes zweckmässigerweise unwirksam geschaltet, um zu verhindern, dass im neuen und alten Stellwerk einander widersprechende Stehauf träge ausgelöst werden.
Fig. 2 zeigt nähere Einzelheiten für den Fall, dass ein elektrisches Stellwerk mit mechanischem Verschlussregister durch ein Gleisbildstellwerk in Spurplanschaltung ersetzt wird. Bei diesen neuer dings entwickelten Stellwerken sind in den Weichen relaisgruppen ausser den Relais zum Stellen, Ver schliessen, Festlegen und Auflösen der Fahrstrassen auch noch Relais zum Herstellen von Flankenschutz abhängigkeiten enthalten. Beispielsweise sind Flan kenschutzstellrelais vorgesehen, die von anderen bei einer Weiche schutzsuchenden Weichen gesteuert werden und ausser dem Stellen der angessteuerten Schutzweiche in die Schutzlage auch deren Verschluss herbeiführen.
Die Arbeitsweise dieser beiden Stell werksarten ist bekannt, so dass nur die für das Verständnis des Erfindungsgegenstandes erforderli chen Teile dargestellt bzw. erläutert zu werden brauchen.
Zum Steuern und Überwachen des alten Gleich stromantriebes<I>AA</I> mit dem Anker<I>A,</I> den Feld wicklungen F1 und F2 sowie den vom Antrieb gesteuerten Kontakten m1 und m2 über die Lei tungen 1 bis 4 sind in dem zu ersetzenden Stellwerk AS ein Weichenhebel mit den zwangläufig bewegten Kontakten a1 und a2 sowie ein Überwachungsrelais U vorgesehen. Die Kontakte b1 bis b3 werden von einem elektromagnetisch gesteuerten Spannungs wechselrelais (nicht dargestellt) betätigt, das ent weder die Stellspannung oder die Überwachungs spannung anschaltet. Die Stellgleichspannung P2/M ist im allgemeinen grösser als die Überwachungs gleichspannung P1/M.
Der von dem Gleisbildstellwerk zu steuernde und zu überwachende Drehstromantrieb NA hat die drei Feldwicklungen F10 bis F30 und steuert die An triebskontakte PU, PL, MU und ML. Von der zu gehörigen Weichenrelaisgruppe sind das Weichen überwachungsrelais WU sowie die Flankenschutz stellrelais SSP und SSM dargestellt. Das Relais WU überprüft die Übereinstimmung der Endlage des Weichenantriebes mit der Lage der nicht dargestell ten Weichensteuereinrichtung, insbesondere mit der Ankerlage von Weichenlagerelais mit den Kontakten LP1 bis LP3 und LM1 bis LM3. Ausserdem ist je eine gesonderte Wicklung der Flankenschutzstellrelais SSP und SSM für die Plus- bzw. Minuslage des Weichenantriebes<I>NA</I> dargestellt.
Diese beiden Relais werden nach Inbetriebnahme des Gleisbildstellwerkes in nicht dargestellten Stromkreisen angeschaltet, wenn beim Einstellen einer Fahrstrasse die Weiche als Schutzweiche in die Plus- oder Minuslage gestellt werden muss, und vermitteln durch Anschalten des nicht dargestellten Weichenlagerelais das bedarfs weise Umstellen sowie das Verschliessen der Weiche.
In Fig. 2 ist angenommen, dass sämtliche Ein richtungen die der Pluslage der Weiche zugeordnete Lage einnehmen. Wird der alte Antrieb<I>AA</I> durch den neuen Antrieb<I>NA</I> ersetzt, so wird an die Lei tungen 1 bis 4 anstelle des Antriebes<I>AA</I> über die Leitungen 10 bis 40 eine Relaiseinrichtung R an geschlossen, die im Gleisbildstellwerk GS angeordnet ist. Diese Relaiseinrichtung besteht aus einem Stütz relais SP/SM mit zwei einander wechselweise aus schliessenden Steuerwicklungen. Seine Kontakte SP1, SP2, SM1 und SM2 ersetzen die Antriebskontakte ml und m2. Zu den für die Stellspannung P2/M bemessenen Relaiswicklungen ist je ein für diese Spannung hochohmiger Widerstand, z. B. eine Ventil zelle V1 bzw.
V2, parallel geschaltet, der den über- wachungsstrom durchlässt, aber die Stellspannung sperrt. Bei der durch Pfeile angedeuteten Ankerlage des Stützrelais ist durch seine Kontakte SP3 und SM4 in der Weichenrelaisgruppe WG das Flanken schutzstellrelais SSP angeschaltet. Das Weichenüber wachungsrelais ist über die vier zum neuen Antrieb <I>NA</I> führenden Leitungen 11 bis 41 sowie die Kon takte LP2 und LP3 erregt. Ausserdem befindet sich ein nicht dargestelltes Verschlussrelais in der Ver- schlusslage. Dieser Zustand kann auf dem Stelltisch T im Tischfeld der Weiche angezeigt werden.
Das Umstellen der Weiche von diesem Stelltisch aus ist durch den bestehenden Verschluss ausgeschlossen. Dieser Zustand der Steuer- und Überwachungsrelais des Gleisbildstellwerkes GS wird durch die Kontakte LP1, WU1 und WVl nach dem zu ersetzenden Stell werk AS gemeldet und dort durch das Überwachungs relais U überprüft. Hierdurch ist es möglich, im alten Stellwerk beim Einstellen von Fahrstrassen über die Weiche die üblichen Signalabhängigkeiten herzu stellen.
\'Wird im Stellwerk<I>AS</I> der Weichenhebel umge legt, so wechseln seine Kontakte a1 und a2 ihre Lage. Ausserdem wechseln die Spannungswechsler kontakte b1 bis b3 ihre Lage. Hierdurch erhält im Stromkreis P2-b1-a1-30-SP2-SM-40-b2-M die Stützrelaiswicklung SM Strom, so dass das Stütz relais SP/SM seine Kontaktlage wechselt. Es sind also dann die Kontakte SP1 und SM2 sowie SM3 und SP4 geschlossen und die Kontakte SM1 und SP2 sowie SP3 und SM4 geöffnet. Das der Pluslage der Weiche zugeordnete Flankenschutzstellrelais SSP wird dadurch abgeschaltet und der Verschluss durch Ansprechen des nicht dargestellten Weichenver schlussrelais der Weichengruppe WG beseitigt. Das der Minuslage zugeordnete Flankenschutzstellrelais SSM wird angeschaltet.
Hierdurch wechselt das nicht dargestellte Weichenlagerelais seine Lage, so dass die Kontakte LP1 bis LP3 geöffnet und die Kontakte LM1 bis LM3 geschlossen werden. Das Weichen überwachungsrelais WU ist dann abgeschaltet und sein Kontakt WU1 geöffnet. Der Weichenantrieb NA wird umgestellt. Erreicht dieser die Minuslage, so sind die Kontakte<I>PU</I> und<I>ML</I> geöffnet und die Kontakte MU und PL geschlossen. In der Weichen gruppe WG spricht das Überwachungsrelais WU über die Kontakte LM2 und LM3 an und schliesst seinen Kontakt WU1. Aussderdem wechselt der nicht dargestellte Verschliesser der Weiche wieder in die Verschlusslage, so dass der Kontakt WV1 geschlossen ist.
Hierdurch spricht im Stellwerk<I>AS</I> das über wachungsrelais U wieder an, und zwar im Stromkreis P2-b1-a1-30-SP1-LM1-6 WU1-WV1-20-U-b3-M Durch Ansprechen dieses Relais werden mittelbar die Spannungswechselkontakte b1 bis b3 wieder in die dargestellte Grundstellung zurückbewegt. Das Über wachungsrelais U wird dann im Überwachungsstrom kreis P1-b2-40-V1-SM2-10-a2-b3-U 20-WVl-WUl-LMl-SPl-30-al- bl <I>-M</I> mit der Überwachungsspannung P1 IM erregt.
Der neue Weichenantrieb kann also bei dem er findungsgemässen Verfahren vom alten Stellwerk AS aus unter Vermittlung des Gleisbildstellwerkes ge nauso gesteuert und überwacht werden, wie vorher der inzwischen ausgebaute Antrieb. Bei vollständiger Inbetriebnahme des Gleisbildstellwerkes brauchen nur die vom zu ersetzenden Stellwerk zum Gleisbildstell- werk führenden Leitungen 10 bis 40 und/oder die Leitungsverbindungen zwischen der Relaiseinrichtung R und der Weichenrelaisgruppe WG aufgetrennt zu werden. Die Relaiseinrichtung R kann dann an anderer Stelle weiterverwendet werden.
Die Anwendung des Erfindungsgegenstandes ist nicht auf das dargestellte und erläuterte Beispiel be schränkt. In gleicher Weise kann auch beim Ersetzen elektrischer Stellwerke mit elektrischen Verschlüssen verfahren werden. Auch bei mechanischen Stell werken ist es möglich, durch die Stellhebel eine Relaiseinrichtung so zu steuern wie vorher die Wei che. Ferner muss die Relaiseinrichtung R nicht un bedingt im Gleisbildstellwerk angeordnet und über so viel Leitungen an das zu ersetzende Stellwerk an geschlossen sein, wie Steuer- und Überwachungs leitungen für den ausgebauten Antrieb erforderlich waren.
Bei grossen Entfernungen zwischen Gleis bildstellwerk und Antrieb kann es unter Umständen zwecks Leitungsersparnis günstiger sein, die Relais einrichtung in dem zu ersetzenden Stellwerk anzu ordnen und die Steilaufträge bzw. Meldungen zwi schen den beiden Stellwerken in an sich bekannter Weise durch Fernsteuereinrichtungen unter Mehrfach ausnutzung von Leitungen zu übertragen.
Wesentlich ist, dass der Weichenantrieb in der Weichenschaltung des alten Stellwerkes durch eine Relaiseinrichtung ersetzt wird, welche mit ihren Kontakten das Um stellen des Antriebes, also das Umlegen der Antriebs kontakte, nachahmt und diesen Zustand mit weiteren Kontakten unmittelbar oder mittelbar so auf das Gleichbildstellwerk einwirkt, dass von dort aus der neue Antrieb umgestellt wird und dieser dort über wachte Zustand an das zu ersetzende Stellwerk weitergemeldet wird.