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Verfahren zum Wasserabstossendmachen von Wolle.
Man hat bereits eine Reihe von Verfahren ausgearbeitet, um Wolle wasserabstossend zu machen.
Im ganzen lassen sie sich in drei Gruppen einteilen :
1. Verfahren, in denen man mit Emulsionen von Paraffin od. dgl. arbeitet,
2. Verfahren, in denen Aluminiumverbindungen angewendet werden,
3. Verfahren, in denen die Wolle mit Anhydriden höherer Fettsäuren behandelt wird.
Alle diese Verfahren haben den Nachteil, dass sie nicht immer den höchsten Anforderungen genügen.
Die Verfahren zu 1. ergeben gute Effekte, die aber gegen das Auswaschen mit Seife nicht immer hinreichend beständig sind. Auch macht sich bei Anwendung auf feine Strickware eine Beeinträchtigung der Qualität geltend. Die Verfahren nach 2. liefern zum Teil Produkte, die ebenfalls der Seifenwäsche nicht gut standhalten, oder aber, wenn sie weitgehend waschfest sind, dem Stoff einen harten Griff verleihen. Bei dem Verfahren zu 3., bei dem höhere Temperaturen angewendet werden müssen, kann sich in gewissen Fällen das dabei eintretende Vergilben der Wolle störend bemerkbar machen. Auch kann es nur von denjenigen Ausrüstereien durchgeführt werden, die besondere dafür nötige Apparaturen haben.
Das im folgenden beschriebene Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass es Produkte von unbe- einträchtigter Qualität liefert und dass die damit erzielten Effekte gegenüber üblichen Waschmitteln praktisch unbegrenzt widerstandsfähig sind.
Das Verfahren beruht auf der überraschenden Entdeckung, dass Wolle in jedem Zustande der Verarbeitung, also als Flocke, als Garn, als Gewebe und als gestrickte oder gewirkte Ware, in rohem, gebleichtem oder gefärbtem Zustande, durch Behandlung mit Lösungen wasserlöslicher Salze höherer Fettsäuren, d. h. Säuren mit wenigstens 10 Kohlenstoffatomen, in hohem Grade wasserabstossend gemacht wird, sofern man diese Behandlung nach vorheriger gründlicher Reinigung der Ware vornimmt. Wesentliche Voraussetzung für diesen unerwarteten und bisher nicht beachteten Effekt ist also, dass die Ober- fläche der Fasern von verunreinigenden Bestandteilen befreit wird.
Nach der Behandlung muss die Ware gespült werden, u. zw. vorzugsweise mit kaltem Wasser.
Zum Spülen kann man Kondenswasser, enthärtetes Wasser oder gewöhnliches Betriebswasser benutzen.
Ist dieses Betriebswasser besonders hart, so kann es sich empfehlen, die Spülung in an sich bekannter Weise unter Verwendung von geeigneten Enthärtungsmitteln vorzunehmen.
Die Durchführung des Verfahrens soll zunächst an einigen Beispielen erläutert werden :
1. Sauer gefärbtes Kammgarn wird unmittelbar anschliessend an den Färbprozess oder nach vorheriger Trocknung unter Umziehen mit Wasser sehr sorgfältig gespült ; man setzt, falls dabei die Spülflotte sauer wird, gegebenenfalls nach wiederholtem Wasserwechsel Ammoniak, Soda oder eine andere alkalisch reagierende Substanz zu, bis eine völlige Neutralisierung der Flotte eingetreten ist.
Man behandelt dann das Garn, mit oder ohne vorherige Trocknung, unter Umziehen 20 Minuten lang mit dem 20fachen
Gewicht einer Lösung von 3 g handelsüblicher Kalischnitzelseife und 0-3 3 g kalzinierter Soda im Liter, bei einer Temperatur von 25 bis 300 C. Hierauf wird das Garn gut gespült (bis es praktisch geruchlos geworden ist) und getrocknet. Das Garn erweist sich als hochgradig wasserabstossend.
2. Gewalktes, im Stück sauer gefärbtes Tuch wird in derselben Weise wie das Garn in Beispiel 1 vorgereinigt und dann auf einer Breitwaschmaschine mit etwa der 20fachen Menge einer Flotte, bestehend aus einer Lösung von 5 g Kokosfett-Kaliseife je Liter unter häufigem Ausquetschen 10 Minuten lang
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bei einer Temperatur von 350 C behandelt. Es wurde zuerst mit Kondenswasser, dann mit hartem Wasser gespült, dem etwa 0. 15 g eines türkischrotölhaltigen Enthärtungsmittels zugesetzt waren, und zuletzt noch einmal kurz mit Kondenswasser gewaschen. Nach dem Trocknen wird das Tuch gerauht, gebürstet, geschoren und dekatiert. Das Tuch ist hervorragend wasserfest geworden.
3. Feldgraues Uniformtuch aus in der Flocke gefärbter Wolle hergestellt, wird nach dem Walken und Karbonisieren sehr sorgfältig gewaschen und neutralisiert. Zum Schluss noch zur vollkommenen Reinigung mit einer Lösung von 0. 2 g eines synthetischen Waschmittels je Liter behandelt und gut ausgespült und dann in einer Lösung wie in Beispiel 1 oder 2 25 Minuten bei einer Temperatur von 25 bis 27 C auf der Breitwaschmaschine behandelt und gespült. Das Material wird in der üblichen Weise fertiggestellt und hat das gleiche hohe Wasserabstossungsvermögen erhalten wie die Ware in Beispiel 2.
4. Sauer gefärbte Gabardine wird in einem Bade, enthaltend 0. 2 g eines synthetischen Waschmittels pro Liter und unter Zusatz von so viel Salmiakgeist, gewaschen, dass die Flotte auch bei längerer Behandlung des Stoffes neutral bleibt, dann gespült, dann wie nach Beispiel 3 behandelt und dem üblichen mechanischen Appreturprozess unterworfen. Das Gewebe eignet sich in hervorragender Weise zur Herstellung von Regenmänteln.
Man kann für das Verfahren gemäss der Erfindung die üblichen Textilseifen benützen, z. B. die für die Walke od. dgl. verwendeten Kalischnitzelseifen ; es hat sich aber als vorteilhaft erwiesen, Seifen ohne unangenehmen Geruch zu nehmen. Nicht nur, dass dieser Geruch verhältnismässig schwer aus der Ware zu entfernen ist, vielmehr ist ein Teil der Geruchsstoffe, namentlich aldehydartige Körper, dem Eintreten des Effektes schädlich, denn sie werden von der Faser stark adsorbiert und wirken demgemäss als schädliche Verunreinigung. Es ist also zweckmässig, die für den Prozess zu verwendende Seife aus Fetten oder Fettsäuren herzustellen, welche man in der üblichen Weise unter Anwendung von Dampf desodorisiert hat.
Auf die gleiche Art kann man beliebige wollene Waren behandeln. Man kann die verschiedenen Arten wasserlöslicher Salze höherer Fettsäuren verwenden, u. zw. Kalisalze und Natronsalze, gesättigte und ungesättigte Fettsäuren oder deren Gemische dazu benutzen. Man kann handelsübliche Seifen, wie die schon genannte Kalischnitzelseife, Marseiller Seife, Seifenflocken und Seifenpulver, benutzen.
Die Konzentration kann verschieden gewählt werden. Man nimmt aber, um einen guten Effekt zu erzielen, nicht weniger als 0-5 g im Liter, und praktischerweise verwendet man nicht mehr als 10 g im Liter.
Wählt man die Konzentration zu hoch, so wird das Verfahren unwirtschaftlich und der Effekt verschlechter. Man nimmt also in der Regel 1-4 g je Liter. Die Temperaturen wählt man am besten zwischen 25 und 300 C ; bei dickeren Stoffen kann es vorteilhaft sein, auf 40 bis 50 C zu gehen. Die Zeitdauer des Prozesses ist bei den niederen Temperaturen von verhältnismässig geringem Einfluss auf den Effekt ; er scheint fast augenblicklich einzutreten, und es bildet keinen Unterschied, ob man die Behandlung 5 Minuten, 10 Minuten, 30 Minuten oder eine Stunde lang ausdehnt. Bei höheren Temrepaturen verschlechtert sich der Effekt mit verlängerter Behandlungsdauer, beispielsweise dehnt man bei 50 C die Behandlung nicht über eine Viertelstunde aus.
Aus diesen Beispielen ergibt sich, dass man zweckmässig bei Temperaturen von mindestens 25 C arbeitet.
Der Zusatz von Soda oder deren Äquivalenten ist immer vorteilhaft, wenn die Möglichkeit besteht, dass das Material noch Säurespuren enthält, aber auch sonst kann ein Sodazusatz nützlich sein ; man wird ihn aber nicht höher als 2 g im Liter wählen.
Es ist mitunter ratsam, wenn man durch eine einmalige Behandlung nach dem vorgeschlagenen Verfahren keine hinreichende Wasserfestigkeit erzielt, den Prozess noch ein-oder zweimal an demselben Material zu wiederholen.
Aus dem Gesagten geht hervor, dass man den Prozess in sehr verschiedener Weise mit Erfolg durchführen kann, wenn nur die Hauptbedingung, die Reinheit des zu behandelnden Materials, erfüllt ist.
Die Durchführungsweise des Verfahrens hängt also in hohem Masse davon ab, wie das Material vorbehandelt wurde und ob von der Vorbehandlung her schwer auswaschbar Verunreinigungen an den Fasern haften oder nicht. Am leichtesten gelingt die Durchführung des Verfahrens an Materialien, die vorher in kochender Flotte sauer gefärbt wurden. Dabei findet schon an und für sich eine gründliche Reinigung der Faser statt, und wenn man nur durch sehr gutes Spülen und Neutralisieren die Reinigung vollendet, so erzielt man bei der Behandlung ohne weitere Schwierigkeiten die günstigsten Erfolge. Grössere Aufmerksamkeit ist dagegen am Platze, wenn das Material zuletzt der Walke oder der Karbonisation unterworfen wurde. In diesen Fällen genügt oft die gewöhnliche Spülung nicht, um die Faser von oberflächenaktiven Substanzen zu befreien.
Hier muss man, wenn man aus wirtschaftlichen Gründen eine wiederholte Behandlung des Materials vermeiden will, die Vorwäsche besonders sorgfältig durchführen, sei es unter Verwendung von Seife in höherer Konzentration und in kurzer Flotte, sei es unter Verwendung von synthetischen Waschmitteln oder von Tonerde. Stets erfolgt die Vorwäsche unter Neutralisation.
Auch die Länge der Flotte, die man beim eigentlichen Behandlungsprozess anwendet, hängt bis zu einem gewissen Grade von der Vorbehandlung des Materials ab. Bei Waren, wie den letztgenannten, auch bei gebleichten Waren, denen auch trotz sorgfältiger Vorwäsche kleine Mengen von Zersetzungs-
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produkten anhaften können, darf man die Flotte keinesfalls zu kurz wählen, und man arbeitet in diesen Fällen meist mit etwa 10-20facher Flotte, damit keine Anhäufung etwaiger noch vorhandener Zersetzungsprodukte in allzu hoher Konzentration in der Flotte erfolgt. In andern Fällen, wie z. B. bei sauer gefärbten Waren, kann man meist ohne Schaden in der Flottenlänge zurückgehen ; sicherheithalber wählt man aber in der Regel keine geringere Menge als das etwa 5-lOfache des Gewichts.
Da der Effekt durch Säure zerstört wird, muss man die neue Imprägnierung unbedingt nach der letzten sauren Behandlung, also nach der Färbung und nach der Karbonisation, vornehmen. Auch Walke und Bleiche lässt man ihr vorteilhaft vorausgehen. Dagegen kann man alle Appreturverfahren, die mit mechanischen Hilfsmitteln und mit Dampf durchgeführt werden, auf die Durchführung des neuen Imprägnierungsverfahrens folgen lassen.
Der Umstand, dass man die Behandlung mit den Salzen höherer Fettsäuren gemäss der Erfindung an gereinigtem Material vornehmen muss, erklärt die Tatsache, dass man bisher noch nie zu der Erkenntnis gelangt ist, die der Erfindung zugrunde liegt. Behandlung mit Seife und Soda hat man bisher in der Tuchmacherei und in der Verarbeitung von Wolle im Kammzug oder Garn im wesentlichen dann vorgenommen, wenn man die Ware von der Schmälze befreien wollte, gelegentlich auch zur Entfernung von fettartigen Substanzen, die im Laufe des Fabrikationsprozesses auf das Gut geraten. Tuche unterwirft man dabei einer sehr intensiven Behandlung mit Seife und Soda. Beispielsweise wird ein Stück Tuch von 30 kg Trockengewicht mit 30 Litern 4grädiger Sodalauge und 10 Litern Seifenlösung, die etwa 0. 6 kg Trockensubstanz enthält, bearbeitet.
In dieser kurzen Flotte sammeln sich sämtliche Unreinheiten in hoher Konzentration an, verhindern das Zustandekommen des neuen Effektes, und aus diesem Grunde
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garne bearbeitet man vor dem Färben zwar etwas vorsichtiger mit Seife und Soda, um die Schmälze vor dem Färben zu entfernen. Aber auch bei dieser vorsichtigen Behandlung verhindert die Unreinheit der Oberfläche das Eintreten des neuen Effektes, und zudem würde jede Andeutung des Effektes durch die nachfolgende Färbung zerstört werden.
Unter Wolle im Sinne der Erfindung sind ausser Schafwolle noch Tierhaare jeder Art, ferner Kunstoder Altwolle zu verstehen. Unter Textilien im Sinne der Erfindung sind auch Filze und ähnliche Gebilde aus Wolle zu verstehen.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Wasserabstossendmachen von Textilien aus Wolle, dadurch gekennzeichnet, dass die gereinigte Ware einer zusätzlichen Behandlung in Seifenlauge unterworfen wird, worauf die Ware mit vorzugsweise kaltem Wasser gespült wird.