Hydraulikzylinder
Die Erfindung betrifft einen Hydraulikzylinder nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Umformmaschine mit einem erfindungsgemäßen Hydraulikzylinder.
DE 198 46 348 A1 beschreibt eine Schmiedepresse, bei der hydraulische Zylinder als Antriebseinheiten für umformende Werkzeuge vorgesehen sind. Solche Hydraulikzylinder erlauben sowohl eine große Kraft als auch einen großen Verfahrweg. Die Bereitstellung dieser Eigenschaften bedingt eine entsprechend hohe Förderleistung einer hydraulischen Pumpe.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, einen Hydraulikzylinder anzugeben, der hohe Kräfte und große Stellwege mit niedriger Antriebsleistung kombiniert.
Diese Aufgabe wird für einen eingangs genannten Hydraulikzylinder erfindungsgemäß mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Durch das Aufteilen der Wirkfläche bzw. des hydraulisch beaufschlagbaren Volumens in zumindest zwei Teilräume kann eine je nach Anforderungen verschiedene Ansteuerung realisiert werden. Zum Beispiel kann bei gleicher Zuführleistung des Fluids entweder ein schneller Vorschub des Kolbens bei geringer Arbeitskraft oder ein langsamer Vorschub bei hoher Arbeitskraft gewählt werden. Insgesamt erlaubt dies die Optimierung der Anwendungen des Hydraulikzylinders bezüglich einer Minimierung der Antriebsleistung.
Unter einem Hydraulikzylinder wird im Sinne der Erfindung allgemein ein mit einem hydraulischen, bevorzugt flüssigen Fluid angetriebenes Stellglied verstanden. Das Fluid ist bevorzugt ein Hydrauliköl, wie es üblicherweise bei Hydraulikzylinder zum Einsatz kommt. Der Zylinder des Hydraulikzylinders ist im Sinne der Erfindung nicht notwendig von kreisförmigem Querschnitt, so dass sich
der Begriff „Zylinder" vorliegend auf die Funktion und nicht notwendig auf eine geometrische Form bezieht. Entsprechend der überwiegenden Praxis des Baus von Hydraulikzylindern wird aber ein kreisförmiger Querschnitt des Zylinders bevorzugt gewählt. Bei einer möglichen Alternative kann der Zylinder auch einen ellipsenförmigen Querschnitt aufweisen. Dies würde ein Verdrehen des Kolbenglieds im Zylinder verhindern. Zudem können gegebenenfalls auftretende Querkräfte besser aufgefangen werden.
Eine Wirkfläche ist im Sinne der Erfindung eine Oberfläche des Kolbenglieds, auf die der Arbeitsdruck des Fluids wirken kann, um das Kolbenglied in die Wirkrichtung zu drücken. Die körperliche Wirkfläche muss nicht eben und senkrecht zu der Wirkrichtung verlaufen, wobei aber nur ihr projizierter Anteil senkrecht zu der Wirkrichtung zu der Antriebskraft des Kolbenglieds beiträgt. Ein Zylinderraum im Sinne der Erfindung ist der gesamte Raum, den das Fluid in dem Zylinder je nach Stellung des Kolbenglieds ausfüllt.
Gemäß der erfindungsgemäßen Aufteilung des Zylinderraums in zwei hydraulisch voneinander trennbare Teilräume muss nicht notwendig der gesamte Zylinderraum unter dem Arbeitsdruck des Fluid stehen. Es kann auch je nach Betriebsart einer der Teilräume druckfrei sein bzw. im Wesentlichen unter Atmosphärendruck stehen. Bei Bedarf können auch beide Teilräume unter verschiedenen Arbeitsdrücken stehen. Im Sinne der Erfindung können auch mehr als zwei hydraulisch voneinander getrennte Teilräume vorgesehen sein.
Ein Verhältnis der Größen der beiden Teilflächen kann je nach Bedarf angepasst sein. Ein Verhältnis im Bereich zwischen 50:50 und 20:80 ist für viele Anwendungen zweckmäßig. Bei einem asymmetrischen Verhältnis der Teilflächengrößen von z.B. 30:70 ergibt sich die Möglichkeit einer mehrfachen Abstufung einer Kraftbeaufschlagung, also z.B. 30%, 70% und 100% einer Maxi mal kraft je nach Beaufschlagung der Teilräume mit Fluid.
Bei einer bevorzugten Detailgestaltung ist ein Verhältnis der Teilflächen asymmetrisch und beträgt zwischen 45:55 und 20:80, besonders bevorzugt zwischen 40:60 und 20:80. Dies ermöglicht eine gezielte Beaufschlagung der Teilräume mit Fluid zum Beispiel auch während eines Schmiedevorgangs. So ist zu Beginn eines Schmiedevorgangs ein Ausgangsblock kurz und groß im Durchmesser. Ein Wärmeverlust ist dann gering, aufgrund des Oberflächen- Volumen-Verhältnisses. Das heißt, in einem solchen Fall kann mit einer geringen Hubfrequenz geschmiedet werden, wobei aber große Presskräfte benötigt werden. Wenn im Laufe des Schmiedens der Ausgangsblock auf eine Endgeometrie umgeformt wird, kühlt dieser schneller aus. Das erfordert eine höhere Hubfrequenz, wobei die erforderliche Presskraft aber nicht mehr so groß ist, da die gedrückte Fläche kleiner wird. Im Interesse einer einfachen baulichen Realisierung kann es vorgesehen sein, dass die Teilräume konzentrisch um eine Mittelachse des Zylinders verlaufen. Bei einer besonders zweckmäßigen Detailgestaltung ragt dabei an einem von beiden, Kolbenglied oder Zylinder, eine insbesondere zylindrische Stufe zur Trennung der Teilräume parallel zu der Wirkrichtung vor. Auf diese Weise kann zum Beispiel der eine Teilraum einen vollzylindrischen Raum ausbilden, der von dem zweiten Teilraum in Form eines Ringzylinders umgeben ist, welcher zudem in der Wirkrichtung versetzt zu dem ersten Teilraum angeordnet ist.
Allgemein vorteilhaft ist es vorgesehen, dass die Teilräume mit einer hydraulischen Pumpeinheit und einer Ventilanordnung verbunden sind, wobei die Ventilanordnung eine Fluidbeaufschlagung der Teilräume in mindestens zwei Betriebsarten ermöglicht. Insbesondere können hierdurch die meisten oder auch sämtliche hydraulisch schaltenden Bauteile außerhalb des Hydraulikzylinders angeordnet sein.
In einer bevorzugten Ausführungsform liegt in einer ersten der Betriebsarten ein schneller Vorschub des Kolbenglieds bei verringerter Kolbenkraft vor, wobei in einer zweiten der Betriebsarten ein langsamer Vorschub des Kolbenglieds bei hoher Kolbenkraft vorliegt, und wobei die Betriebsarten durch unterschiedliche Beaufschlagung der Teilräume mit Fluid unter Arbeitsdruck realisiert werden.
Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist es vorgesehen, dass die Ventilanordnung ein Steuerventil mit einem in der Wirkrichtung verschiebbaren Pilotkolben umfasst. Solche Pilotkolben als Steuerventile sind zum Beispiel aus der eingangs genannten DE 198 46 348 A1 bekannt und erlauben eine schnelle und genaue Ansteuerung des Hydraulikzylinders. Der Pilotkolben schließt bei seinem Vorschub einen Ablauf des Zylinders, was wiederum zu einem Druckaufbau und Vorschub des Kolbenglieds führt. Zur einfachen Realisierung einer geringeren Pumpleistung kann einer der Teilräume durch die Ventilanordnung mit einem Hydraulikreservoir verbindbar sein. Bei einer möglichen Ausführungsform ist das Hydraulikreservoir dabei druckfrei. Dies stellt ein Befüllen und Entleeren des nicht mit Arbeitsdruck beaufschlagten Teilraums im Zuge der Kolbenbewegung sicher, so dass jederzeit ein schnelles Beaufschlagen des zweiten Teilraums mit Fluid unter Arbeitsdruck ermöglicht ist. Eine Druckfreiheit des Hydraulikreservoirs bedeutet im Sinne der Erfindung, dass entweder atmosphärischer Druck oder auch ein höherer Druck in dem Reservoir anliegt, um einen schnellen Fluidaustausch zu gewährleisten. Eine Verbindung zu dem hohen Druck einer Hydraulikpumpe besteht jedoch nicht. Das Hydraulikreservoir kann insbesondere als ein Druckspeicher in Form eines hydraulischen Akkumulators ausgebildet sein. Der Akkumulator kann zum Beispiel als Federspeicher oder auf andere Weise realisiert sein. Grundsätzlich ist aber auch möglich, dass das Hydraulikreservoir mit Druck beaufschlagt ist, sofern dies erforderlich ist.
Bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist zumindest einer der Teilräume, bevorzugt beide Teilräume, mittels eines stromabwärts des Teilraums angeordneten Ventils mit dem Fluid beaufschlagbar. Bei offenem Ventil strömt das Fluid dann druckfrei durch den Teilraum oder einen Abzweig, und bei geschlossenem oder gedrosseltem Ventil erfolgt eine entsprechende Druckbeaufschlagung des jeweiligen Teilraums.
Allgemein vorteilhaft hat der Hydraulikzylinder eine rückstellende Wirkfläche, wobei das Kolbenglied durch Beaufschlagung der rückstellenden Wirkfläche mit dem Fluid entgegen der Wirkrichtung rückstellbar ist. Dies erlaubt eine einfache hydraulische Rückstellung des Kolbenglieds. Die Rückstellung kann je nach Anforderungen aber auch auf andere Weise realisiert sein.
Die vorliegende Erfindung zeigt erhebliche Vorteile bei großen Hydraulikzylindern, da hier erheblicher Aufwand in die Bereitstellung der hydraulischen Pumpen und der elektrischen Versorgung anfällt. Entsprechend ist es vorteilhaft vorgesehen, dass die gesamte Wirkfläche des Kolbenglieds wenigstens 1000 cm2, insbesondere wenigstens 2000 cm2, beträgt. Die Arbeitsdrücke des Fluids werden dabei herkömmlich gewählt und liegen typisch im Bereich zwischen 200 und 500 bar. Bevorzugte Maxi mal kräfte des Kolbenglieds betragen mehr als 3 MN, bevorzugt zwischen 5 und 30 MN oder darüber.
Bei einer möglichen Weiterbildung der Erfindung ist es vorgesehen, dass drei oder mehr hydraulisch voneinander trennbare Teilräume mit ihren jeweils zugeordneten Teilflächen des Kolbenglieds vorgesehen sind. Dies erlaubt eine noch weitere Differenzierung der Presskräfte und Hubgeschwindigkeiten des Kolbenglieds. Die Teilräume können insbesondere jeweils konzentrisch zueinander verlaufen. Eine Trennung der Teilräume kann analog zu Ausführungen mit nur zwei Teilräumen mittels entsprechender Abstufungen an Kolbenglied und/oder Zylinder erfolgen.
Eine besonders bevorzugte Verwendung eines erfindungsgemäßen Hydraulikzylinders betrifft den Bereich großer Umformmaschinen, insbesondere Schmiedepressen. Die Erfindung betrifft daher zudem eine Umformmaschine zur Formgebung eines Werkstücks, wobei ein Werkzeug der Umformmaschine mittels eines erfindungsgemäßen Hydraulikzylinders mit einer Umformkraft beaufschlagbar ist.
In bevorzugter Ausführungsform wird die Umformkraft ausschließlich durch einen oder mehrere Hydraulikzylinder ausgeübt, so dass keine zusätzliche mechanische Kraftübertragung wie etwa durch eine Welle erforderlich ist. Eine solche Auslegung der Umformmaschine ist durch die Flexibilität eines erfindungsgemäßen Hydraulikzylinders besonders begünstigt.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist die Umformmaschine als Radialschmiedemaschine ausgebildet. Besonders bevorzugt umfasst die Radialschmiedemaschine wenigstens vier paarweise gegeneinander arbeitende Werkzeuge. Die Erfindung ist jedoch nicht auf eine Radialschmiedemaschine beschränkt, sondern kann auch in hydraulischen Pressen, wie beispielsweise Freiformschmiedepressen, Gelenkpressen oder Strangpressen aber auch in hydraulischen Hämmern Anwendung finden.
Allgemein vorteilhaft erfolgt in einer ersten Betriebsart ein Schlichten des Werkstücks unter Beaufschlagung nur eines des Teilräume mit Fluid unter Arbeitsdruck, wobei in einer zweiten Betriebsart der Umformmaschine ein Schmieden des Werkstücks unter Beaufschlagung beider Teilräume mit Fluid unter Arbeitsdruck erfolgt. Dies erlaubt einen effektiven Einsatz derselben Umformmaschine für verschiedene Formgebungsverfahren.
Weiterhin vorteilhaft erfolgt in einer Betriebsart der Umformmaschine eine schnelle Positionierung des Kolbenglieds unter Beaufschlagung nur eines des Teilräume mit Fluid unter Arbeitsdruck, wobei nach der Positionierung ein Umformen des
Werkstücks unter Beaufschlagung beider Teilräume mit Fluid unter Arbeitsdruck erfolgt. Dies erlaubt eine verringerte Leistung einer hydraulischen Versorgungseinheit bei ansonsten gleichen Leistungsdaten bezüglich Geschwindigkeit und Maximal kraft der Umformmaschine.
Allgemein vorteilhaft kann ein erfindungsgemäßer Hydraulikzylinder als Ersatz für einen herkömmlichen Hydraulikzylinder bestehender Umformmaschinen ausgebildet sein. Vereinfacht kann die Erfindung sowie weitere Vorteile wie folgt beschrieben werden. Ein variables Verhältnis der Teilflächen je nach Erfordernis ermöglicht eine größtmögliche Flexibilität hinsichtlich erzielbarer Hubzahlen, was vor allem beim Umformen von temperaturkritischen Werkstoffen vorteilhaft ist. Durch die Aufteilung der Teilflächen in Kombination mit geeigneten Schmiedestrategien ist eine Reduzierung der installierten Leistung und somit eine Energieeinsparung, bei gleichzeitig vergleichbarer Produktivität möglich. Vorteilhaft ist zudem, dass eine Aufteilung der Teilflächen auch für bestehende Anlagen grundsätzlich möglich ist. Der Vorteil der Energieeinsparung wird bei Einsatz eines Energiespeichers, beispielsweise in Form eines Schwungrads welches Energie im Leerlauf speichert und bei Bedarf abgibt, nochmals größer.
Der Einsatz der Erfindung kann unabhängig von der Schmiedestrategie erfolgen. Beispielsweise ist es möglich eine konventionelle Strategie, wie sie beim Freiformschmieden zum Einsatz kommt, und durch großen Vorschub ohne Drehung des Werkstücks, jedoch unter Einsatz von vier zeitgleich auf das Werkstück einwirkenden Werkzeugen, charakterisiert ist, anzuwenden. Beim Einsatz bei dieser Schmiedestrategie können hohe Hubzahlen einfach realisiert werden. Beim Einsatz der Erfindung in Kombination mit einer Strategie, bei welcher jeweils zwei gegenüberliegende Werkzeuge einer Radialschmiedemaschine auf das Werkstück einwirken, können ebenfalls hohe
Hubzahlen in Verbindung mit einer nochmal optimierten Kerndurchschmiedung realisiert werden.
Sofern der erfindungsgemäße Hydraulikzylinder mit einer Werkzeugschiebung, also eine Anpassung des Schmiedebereichs mittels Werkzeuge erfolgt, kann die Produktivität nochmals erhöht werden.
All diese Kombinationsmöglichkeiten führen zu einer signifikanten Produktivitätssteigerung durch Verbesserung der Kerndurchschmiedung der Werkstücke bei gleichzeitig geringerem Energiebedarf.
Weitere Vorteile und Merkmale ergeben sich aus den nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispielen sowie aus den abhängigen Ansprüchen. Nachfolgend werden bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung beschrieben und anhand der anliegenden Zeichnungen näher erläutert.
Fig. 1 zeigt eine Schnittansicht eines erfindungsgemäßen Hydraulikzylinders einer Umformmaschine gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel der Erfindung.
Fig. 2 zeigt den Hydraulikzylinder aus Fig. 1 in einer weiteren Betriebsart.
Fig. 3 zeigt eine Schnittansicht eines erfindungsgemäßen Hydraulikzylinders einer Umformmaschine gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel der Erfindung.
Der in Fig. 1 gezeigte, erfindungsgemäße Hydraulikzylinder 1 umfasst einen Zylinder 2, in dem ein Kolbenglied entlang einer Wirkrichtung W linear verschiebbar geführt ist. Das Kolbenglied 3 hat eine zylindrische Stufe 3a, die in eine entsprechende Abstufung des Zylinders 2 vorragt. Hierdurch wird hydraulisch ein erster Teilraum
4 über einer ersten Teilfläche 5 einer Wirkfläche des Kolbenglieds 3 definiert. Der erste Teilraum hat im Wesentlichen die Form eines Vollzylinders.
Der erste Teilraum 4 ist durch die Stufe 3a von einem zweiten Teilraum 6 über einer zweiten Teilfläche 7 der Wirkfläche des Kolbenglieds 3 hydraulisch abgetrennt. Der zweite Teilraum 6 hat im Wesentlichen die Form eines Ringzylinders.
Die Teilräume 4, 6 bilden insgesamt einen Zylinderraum des Zylinders 2. Die Wirkfläche des Kolbenglieds 3 ist die Summe der Teilflächen 5, 7. Die Größe der Teilräume 4, 6 variiert je nach momentaner Position des Kolbenglieds 3 in dem Zylinder 2.
Jeder der Teilräume 4, 6 hat eine jeweilige Öffnung 4a, 6a, durch die ein hydraulisches Fluid in den Teilraum 4, 6 fließen kann. Die Öffnungen 4a, 6a sind über Hydraulikleitungen 8 mit einer Ventilanordnung 9 und einer hydraulischen Pumpeinheit (nicht dargestellt) verbunden. Eine Fließrichtung des Fluids bei Beaufschlagung mit Arbeitsdruck durch die Pumpeinheit ist als Pfeil P dargestellt. Die Teilräume 4, 6 sind gemäß den vorstehenden Ausführungen hydraulisch voneinander getrennt, können aber je nach Auslegung der Ventilanordnung 9 bei Bedarf hydraulisch miteinander verbunden werden.
Vorliegend umfasst die Ventilanordnung 9 ausgehend von der Pumpeinheit einen ersten Abzweig 10, ein diesem nachgeordnetes erstes Ventil 1 1 und einen diesem nachgeordneten zweiten Abzweig 12. Der erste Abzweig 10 führt zu dem ersten Teilraum 4, so dass dieser im vorliegenden Beispiel permanent durch die Pumpeinheit mit dem Fluid unter Arbeitsdruck beaufschlagt wird. Der zweite Abzweig 12 führt einerseits zu dem zweiten Teilraum 6 und andererseits zu einem Reservoir 13, das durch ein zweites Ventil 14 zwischen
dem zweiten Abzweig 12 und dem Reservoir 13 absperrbar ist. Das Reservoir ist mit Fluid im Wesentlichen unter Atmosphärendruck gefüllt.
Ein Ablauf 15 des ersten Teilraums 4 führt zu einem Sumpf und/oder einer Ansaugseite der Pumpeinheit zurück. Der Ablauf 15 ist durch einen in der Wirkrichtung W antreibbar verschiebbaren Pilotkolben 16 steuerbar verschließbar, so dass der Pilotkolben 16 mit dem Ablauf 15 ein Steuerventil der Ventilanordnung 9 ausbildet. Über den Pilotkolben 16 wird vorliegend die Position des Kolbenglieds 3 in Wirkrichtung eingestellt. Der Pilotkolben 16 ist vorliegend ebenfalls hydraulisch angetrieben, kann aber je nach Anforderungen auch einen elektromotorischen oder sonstigen Antrieb aufweisen.
Zur dynamischen Veränderung der Position des Kolbenglieds 3 in beiden Richtungen liegt zudem eine wesentlich kleinere, rücktreibende Kraft über eine rückstellende Wirkfläche 17 in einem Rückstellraum 18 an dem Kolbenglied 3 an. Die rückstellende Wirkfläche 17 wird ebenfalls durch Fluid unter Arbeitsdruck beaufschlagt. Hier wirkt der Arbeitsdruck des Fluids im Gegensatz zu den beiden Teilräumen nicht in der Wirkrichtung, sondern in umgekehrter Richtung. Das Funktionsprinzip des Pilotkolbens ist zudem in der DE 198 46 348 A1 im Detail dargestellt.
Die Erfindung funktioniert nun wie folgt: Bei einer ersten Betriebsart ist das erste Ventil 10 geschlossen und das zweite Ventil 14 geöffnet. Hierdurch wird nur der erste Teilraum 4 mit Fluid unter Arbeitsdruck von der Pumpeinheit versorgt, der zweite Teilraum ist über das zweite Ventil mit dem Reservoir 13 verbunden. Dies stellt eine ständige Füllung mit Fluid unter Atmosphärendruck oder einem geringfügig höheren Druck zur Verbesserung einer Fließgeschwindigkeit sicher.
Unter diesen Bedingungen ist eine Maximalkraft des Kolbenglieds 3 reduziert, wobei zugleich eine schnelle Kolben beweg ung bei gegebenem Volumenstrom durch die Pumpeinheit erreicht wird. Bei einer zweiten Betriebsart ist das erste Ventil 10 geöffnet und das zweite Ventil 14 geschlossen. Hierdurch steht das Reservoir 13 nicht mehr mit dem Zylinder 2 in Verbindung, und die beiden Teilräume 4, 6 sind hydraulisch parallel verbunden.
Dies entspricht einem Betrieb eines herkömmlichen Hydraulikzylinders, dessen Arbeitsraum der Summe der Teilräume 4, 6 und dessen Wirkfläche der Summe der Teilflächen 5, 7 beträgt. Hierdurch wird im Vergleich zu der ersten Betriebsart eine größere Maximal kraft des Kolbenglieds 3 erreicht, wobei eine Geschwindigkeit der Kolbenbewegung bei gleichem Volumenstrom des Fluids geringer ist.
Bei einer zweiten Ausführungsform der Erfindung gemäß Fig. 3 ist eine vereinfachte Ventilanordnung 9 ohne einen Pilotkolben 16 gewählt. Funktionsgleiche Bauteile sind mit denselben Bezugszeichen wie im ersten Beispiel versehen.
Das Kolbenglied 3 ist in der schematischen Zeichnung schraffiert dargestellt. Eine zylindrische, vorragende Stufe 2a ist bei diesem Beispiel als Teil des Zylinders 2 ausgebildet, so dass das Kolbenglied im Wesentlichen eine Becherform aufweist. Diese Wahl der Formgebung ist von der Auslegung der Ventilanordnung 9 unabhängig.
Vorliegend hat die Ventilanordnung 9 einen ersten Abzweig 19, der zu dem ersten Teilraum 4 führt. Stromabwärts des Abzweigs 19 ist ein Ventil 20 angeordnet.
Der zweite Teilraum 6 und der Rückstellraum 18 werden unmittelbar mit Fluid beschickt und haben Abflüsse 21 , 22. Hinter den Abflüssen 21 , 22 sind jeweils Ventile 23, 24 angeordnet. Erkennbar wird einer der Teilräume 4, 6 oder der Rückstellraum 18 genau dann mit Fluid unter Arbeitsdruck beaufschlagt, wenn das ihm zugeordnete Ventil 20, 23, 24 geschlossen wird.
Im Fall der Öffnung des jeweiligen Ventils 20, 23, 24 strömt das Fluid ohne Druckaufbau im Kreis. Entsprechend sind die drei Zuführungen P jeweils separat druckführend und nicht parallel zueinander geschaltet. Dies kann zum Beispiel durch separate hydraulische Pumpen erreicht werden.
Die Betriebsarten des Hydraulikzylinders gemäß dem zweiten Beispiel sind vollständig analog denen des ersten Beispiels. Im zweiten Beispiel kann zudem auf einfache Weise selektiert werden, welcher der Teilräume 4, 6 einzeln mit Arbeitsdruck beaufschlagt werden soll. Hierdurch kann der Betrieb noch flexibler gewählt werden, zum Beispiel wenn die Teilflächen unterschiedlich groß ausgelegt werden.
Vorliegend ist ein Hydraulikzylinder 1 gemäß einer der vorstehend beschriebenen Bauarten als Teil einer Umformmaschine in Form einer Radial-Schmiedepresse (nicht dargestellt) ausgebildet. Die Summe der Wirkflächen, entsprechend der gesamten Querschnittsfläche des Zylinderraums des Zylinders 2, beträgt etwa 5000 cm2. Der Arbeitsdruck des Fluids liegt bei etwa 400 bar. Das Größenverhältnis der beiden Teilflächen 5, 7 beträgt etwa 50:50.
Die Umformmaschine umfasst vier in Kreuzform paarweise gegeneinander arbeitende Werkzeuge, wobei jedes der Werkzeuge durch einen vorstehend beschriebenen Hydraulikzylinder 1 angetrieben wird.
Gemäß den vorstehend beschriebenen Betriebsarten des Hydraulikzylinders 1 werden folgende Betriebsarten der Umformmaschine bzw. Schmiedepresse unterstützt: -Schlichten: Hierbei sind schnelle Werkzeughübe von hoher Frequenz erforderlich, wobei die Maximal kraft aufgrund eines geringeren Umformhubs kleiner ausgelegt sein darf. Entsprechend werden die Hydraulikzylinder 1 in der ersten der vorstehend beschriebenen Betriebsarten eingesetzt. -Schmieden: Hierbei sind langsame Werkzeughübe von niedriger und mittlerer Frequenz erforderlich, wobei die Maximal kraft aufgrund eines hohen Umformhubs groß sein muss. Entsprechend werden die Hydraulikzylinder 1 in der zweiten der vorstehend beschriebenen Betriebsarten eingesetzt. Zudem kann beim Schmieden vorgesehen sein, dass bei Bedarf zwischen den Betriebsarten umgeschaltet wird, um die Werkzeuge über größere Strecken schnell zu verfahren, während keine Umformung erfolgt. Dies kann zum Beispiel im Zuge eines Werkstückvorschubs erfolgen und erlaubt insgesamt eine Beschleunigung des Schmiedevorgangs.
Bezugszeichenliste
1 Hydraulikzylinder
2 Zylinder
2a vorragende Stufe am Zylinder
3 Kolbenglied
3a vorragende Stufe am Kolbenglied
4 erster Teilraum
4a Öffnung erster Teilraum
5 erste Teilfläche
6 zweiter Teilraum
6a Öffnung zweiter Teilraum
7 zweite Teilfläche
8 Hydraulikleitungen
9 Ventilanordnung
10 Abzweig
1 1 Ventil
12 Abzweig
13 Reservoir
14 Ventil
15 Ablauf
16 Pilotkolben
17 rückstellende Wirkfläche
18 Rückstellraum
19 Abzweig
20 Ventil erster Teilraum
21 Abfluss zweiter Teilraum
22 Abfluss Rückstellraum
Ventil zweiter Teilraum Ventil Rückstellraum Wirkrichtung
hydraulische Zuführung