Verfahren und Vorrichtung zum automatisierten Bearbeiten von Brillengläsern und Brillenglas
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum automatisierten Bearbeiten von Brillengläsern, bei dem ein Rohglas in einem Bearbeitungszentrum nach vorgegebenen ersten Daten des Rohglases und zweiten Daten eines zugehörigen Brillengestells bearbeitet wird.
Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zum automatisierten Bearbeiten von Brillengläsern, mit einem Bearbeitungszentrum, in dem ein Rohglas nach vorgegebenen ersten Daten des Rohglases und zweiten Daten eines zugehörigen Brillengestells bearbeitet wird.
Die Erfindung betrifft schließlich ein Brillenglas.
Ein Verfahren und eine Vorrichtung der vorstehend genannten Art sind aus der DE 197 49 428 AI bekannt.
Bei Brillen unterscheidet man zwischen gefassten Brillen, bei denen die Fassung des Brillengestells die Brillengläser ganz oder teilweise umgibt und fassungslosen Brillen, bei denen die Bügel und der Nasensteg unmittelbar an das Brillenglas angeschraubt sind, so dass die Brillengläser eine tragende Funktion ausüben. Letztere werden auch als Bohrbrillen bezeichnet.
Bei den erstgenannten Brillen liegt die Kontur des Brillenglases im wesentlichen durch die Form der Fassung des Brillengestells fest, das sich der Brillenträger ausgesucht hat. Bei der Anpassung einer solchen Brille muss der Augenoptiker daher ausser den personenspezifischen Daten, nämlich den optischen Daten des Brillenglases sowie den Daten der Kopfform und des Pupillenabstandes des Brillenträgers, auch die räumlichen Daten des Verlaufes der Fassungsnut des Brillengestells berücksichtigen.
Bei den zweitgenannten Brillen lässt sich die Kontur unabhängig von dem Brillengestell in gewissen Grenzen frei wählen. Der Augenoptiker muss daher ausser den vorerwähnten personenspezifischen Daten gemeinsam mit dem Brillenträger die Kontur festlegen. Bei fassungslosen Brillen wird während des Anpassens mit Mustergestellen gearbeitet, die anstatt optischer Brillengläser nur sogenannte StützScheiben enthalten, die optisch neutral sind.
Bei Bohrbrillen ist es für die funktionsgerechte und auch für die kosmetisch optimale Anpassung erforderlich, dass die Befes-
tigungsbohrungen eine bestimmte Lage und Ausrichtung zur Oberfläche des Brillenglases und zu den Gestellbauteilen erhalten.
Hierzu existiert in Deutschland eine Gütebestimmung RAL RG915 „Individuell angepasste und handwerklich fertiggestellte Korrektionsbrille; Gütebestimmungen im Augenoptikerhandwerk" (http: //www.ral.de/gz/de/kennzeichnungen/index.html?content2.sh t l) des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. (RAL) in D-53757 Sankt Augustin, die über die sogenannte „Kastenmethode" die Zentrierung und Anpassung von Brillengläsern sowie die dabei zulässigen Toleranzen beschreibt. Die Kontur und die jeweiligen x- und y-Koordinaten der Bohrungspunkte liegen dabei zweidimensional vor. Die Richtung der Bearbeitungswerkzeuge, d.h. die Bearbeitungsvektoren, sind in dieser Anleitung nicht berücksichtigt.
Wie bereits angedeutet, muss bei der personenspezifischen Anpassung der Brillengläser die Ausrichtung der Gläser in der Horizontalen, in der Vertikalen, zur Kopfform und zu den Abständen und Höhen der Durchstoßpunkte in ihrer Lage zu den Pupillenzentren berücksichtigt werden. Durch die Entwicklung von zunehmend dünneren Brillengläsern, die verschiedene optische Wirkungen vereinen können, sind die Oberflächengeometrien komplex und asymmetrisch gestaltet.
Der Augenarzt oder der Augenoptiker bestimmt mittels einschlägiger Messverfahren die für eine Person notwendigen optischen Wirkungen und deren Position. Die Rohgläser werden auf der Grundlage dieser Daten von industriellen Herstellern gefertigt und dann vom Augenoptiker an das Brillengestell sowie an die Kopfform und den Pupillenabstand des Brillenträgers angepasst.
Aufgrund der Vielzahl von personenspezifischen Gegebenheiten einerseits und industriellen Optikkonzepten und Glasarten andererseits entsteht dabei eine unüberschaubare Vielzahl von denkbaren Rohgläsern, die bei den heutigen Gegebenheiten theoretisch in der Größenordnung von 109 liegt.
Aus der eingangs genannten DE 197 49 428 AI ist eine Bearbeitungsvorrichtung für die 3D-Bearbeitung von optischen Glasrohlingen bekannt. Die bekannte Vorrichtung geht von einem Konzept aus, bei dem Augenoptiker die optischen Daten des Brillenträgers an ein EinschleifZentrum übermitteln, das aus unbearbeiteten Glasrohlingen über eine 3D-CNC-Bearbeitung die gewünschten Brillengläser fertigt. Insbesondere geht es dabei um eine 3D- Fertigung der sogenannten Facette, d.h. des Brillenglasrandes, die zum Vermeiden mechanischer Spannungen im Brillenglas räumlich möglichst exakt an den Verlauf der Fassungsnut des Brillengestells angepasst werden soll. Es wird aber auch vorgeschlagen, in dem EinschleifZentrum die komplette optische Oberflächenbearbeitung des Brillenglases vorzunehmen und/oder eine Bohrbearbeitung für fassungslose Brillengestelle. Jedenfalls erfordert die bekannte Vorrichtung eine vollständige Übermittlung aller notwendigen Daten an das EinschleifZentrum, einschließlich der Oberflächendaten des Brillenglases .
Damit ist bei der bekannten Vorrichtung von Nachteil, dass die industriellen Brillenglashersteller ihre vollständigen Daten der Brillenglasgeometrien veröffentlichen müssen. Ferner erscheint die bekannte Vorgehensweise wegen der extremen Datenmenge der vielen unterschiedlichen Brillengläser wenig praktikabel, auch unter dem Gesichtspunkt der notwendigen Aktualisierung der Datenbestände. Darüber hinaus berücksichtigt die be-
kannte Vorrichtung nicht, dass die jeweils unterschiedlichen Glasgeometrien unterschiedliche Aufnahmen für die Rohgläser erfordern, und dass mit der Lageveränderung der optischen Durchstosspunkte in den meisten Fällen auch eine Änderung der Ausrichtung des Bearbeitungsvektors und des Schwerpunktes der Kontur notwendig ist bzw. erfolgt. Dies gilt insbesondere im Falle einer industriellen Bearbeitung einer Vielzahl von Brillengläsern, bei der nacheinander immer unterschiedliche Rohgläser zur Bearbeitung anstehen.
Aus der DE 198 04 428 AI sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Markieren oder Bohren von Löchern in Brillengläsern bekannt. Dabei wird die Lage der Bohrungen berührungslos oder tastend z.B. an einer Stützscheibe erfasst. Die aufgenommenen Daten werden in CNC-Daten eines Bearbeitungswerkzeugs umgesetzt.
Ein weiteres Problem bei fassungslosen Brillen besteht darin, dass die Ausrichtung der Bohrungen für die Befestigungsstifte nicht immer mit der Flächennormalen der Glasoberfläche am jeweiligen Ort der anzubringenden Bohrung zusammenfällt oder zusammenfallen kann. Infolgedessen kann es zu ungenauen Bohrungen oder sogar zu Schäden kommen, wenn der Bohrer unter einem Winkel an der gekrümmten Glasoberfläche ansetzt.
Die JP 08-155954 beschreibt in diesem Zusammenhang zwar eine Bohrmaschine für fassungslose Brillengläser, bei der der Neigungswinkel der Glasoberfläche gemessen wird und der Neigungswinkel des Bohrers einstellbar ist, dies gestattet jedoch nur, den Bohrer lotrecht zur Glasoberfläche anzusetzen. Damit erhält die Bohrung jedoch eine Richtung, die nur von der Neigung der
Glasoberfläche bestimmt ist und damit anders sein kann, als dies aus Gründen der Anpassung gewünscht wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art dahingehend weiterzubilden, dass die vorstehend erläuterten Nachteile vermieden werden. Insbesondere soll unter, industriellen Fertigungsbedingungen eine verbesserte Anpassung der Brillengläser, insbesondere von fassungslosen Brillengläsern möglich werden.
Bei einem Verfahren der eingangs genannten Art wird diese Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die ersten Daten mindestens teilweise in dem BearbeitungsZentrum an dem Rohglas gemessen werden.
Bei einer Vorrichtung der eingangs genannten Art wird die Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass das Bearbeitungszentrum Mittel zum mindestens teilweise Erfassen der ersten Daten an dem Rohglas aufweist.
Schließlich wird die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe auch durch ein gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestelltes Brillenglas gelöst.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird auf diese Weise vollkommen gelöst.
Die Erfindung gestattet es nämlich, ohne externe Zuführung von Daten der Glasoberfläche eine industrielle Bearbeitung vorzunehmen, weil die für die Bearbeitung notwendigen Daten in dem Bearbeitungszentrum selbst erfasst werden. Dadurch ist es mög-
lieh, beliebig unterschiedliche Gläser nacheinander bzw. in beliebiger Reihenfolge zu bearbeiten. Es ist nicht notwendig, große Datenmengen zu speichern und zu aktualisieren und die Brillenglashersteller brauchen ihre Daten nicht aus der Hand zu geben. Dies bezieht sich auf alle möglichen Bearbeitungsverfahren für Brillengläser, also sowohl die optische Oberflächenbearbeitung, das Facettieren und die Bohrbearbeitung. Bei einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Form mindestens einer Oberfläche des Rohglases gemessen, vorzugsweise mittels eines Messtasters.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass die Formgebung des Rohglases mit bekannten Mitteln auf einfache Weise bestimmt werden kann. Es versteht sich dabei jedoch, dass hier auch berührungslose Verfahren zum Einsatz kommen können.
Weiter ist bevorzugt, wenn die optische Wirkung des Rohglases gemessen, insbesondere die Position des optischen Zentrums des Rohglases oder die Position der optischen Achse des Rohglases ermittelt wird.
Bei einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Position von Punkten gemessen, die vorab mittels eines Scheitelbrechtwertmessers auf dem Rohglas angebracht wurden.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass die zum Beispiel von einem Augenoptiker angebrachten üblichen Markierungen unmittelbar ausgewertet werden können.
Entsprechendes gilt, wenn bei industriell vorgefertigten Gleitsichtgläsern die Position von Signierzeichen gemessen wird, die vorab auf dem als Gleitsichtglas ausgebildeten Rohglas angebracht wurden.
Besonders bevorzugt ist, wenn die optische Wirkung mittels einer photometrischen Vermessungseinheit gemessen wird, wobei alternativ auch ein vollautomatisches, bedienerloses Zentriersystem mit integriertem Scheitelbrechwertmesser verwendet werden kann.
Eine besonders gute Wirkung wird erzielt, wenn aus den gemessenen Daten Vektoren für ein Aufnehmen des Rohglases ermittelt werden .
Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass bei der Bearbeitung des Rohglases im BearbeitungsZentrum die individuellen, personenspezifischen Gegebenheiten optimal berücksichtigt werden.
In bevorzugter Weiterbildung hiervon werden aus den gemessenen Daten Vektoren für ein Ablegen oder ein Vermessen oder ein Bearbeiten des Rohglases ermittelt.
Besonders hat sich bewährt, wenn zum Ermitteln der Vektoren eine Kastenmethode gemäß RAL RG915 eingesetzt wird.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass eine etablierte Methode eingesetzt wird, die allseits anerkannt ist.
Bei Ausführungsbeispielen der Erfindung umfasst das Bearbeiten ein Anbringen von Bohrlöchern am Rohglas.
Dies ist ein bevorzugter Anwendungsbereich der Erfindung, ohne dass diese darauf eingeschränkt ist.
Bei einer Variante dieses Ausführungsbeispiels, das auch unabhängig von den übrigen Merkmalen der vorliegenden Erfindung einsetzbar ist, umfasst das Bearbeiten ein Anbringen eines angeflachten Bereichs um die Bohrlöcher herum.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass der Bohrer auf einem ebenen Bereich der Rohglasoberfläche angreift, so dass exaktere Bohrungen möglich sind, bei denen die Gefahr eines Verlaufene des Bohrers in weit geringerem Masse besteht.
Alternativ oder zusätzlich kann das Bearbeiten auch ein Anbringen einer Facette am Umfang des Rohglases oder ein Bearbeiten einer Oberfläche des Rohglases umfassen.
Bei der Bearbeitung von Rohgläsern für gefasste Brillen ist es bevorzugt, wenn dem Bearbeitungszentrum Daten extern zugeführt werden, die einen räumlichen Verlauf einer Fassungsnut des Brillengestells wiedergeben.
Im Falle einer fassungslosen Brille wird bevorzugt die Position von Bohrlöchern und/oder die Kontur des fertig bearbeiteten Brillenglases nach der Kastenmethode gemäß RAL RG914 bestimmt.
Im letztgenannten Fall ist es vorteilhaft, wenn die die Kontur wiedergebenden Daten modifizierbar sind und im Falle einer Modifizierung der Kontur die, Position der Bohrlöcher selbsttätig angepasst wird.
Weiterhin werden gemäß einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens die Bohrlöcher in ihrer Ausrichtung so angebracht werden, dass das Zentrum der Krümmung des Rohglases auf die Drehpunktachse des Auges gerichtet ist.
Ferner ist eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens bevorzugt, bei der das Rohglas nach Beendigung der Bearbeitung automatisch in ein zugehöriges Brillengestell eingesetzt und fixiert wird.
Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass der gesamte Herstellpro- zess der Brille automatisiert werden kann.
Schließlich zeichnet sich eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens dadurch aus, dass das für ein Paar von bearbeiteten Rohgläsern vorgesehene Brillengestell einschließlich von darin eingesetzten Stützscheiben mit darauf befindlichen, personenspezifischen Markierungen vermessen wird und aus den Messergebnissen Daten betreffend die Ausrichtung des Brillengestells zum Kopf der Person bestimmt werden. Vorzugsweise wird dabei das Brillengestell mit den Stützscheiben photometrisch vermessen.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass die vom Augenoptiker ermittelten Daten für die Zuordnung des Brillengestells zur Kopfform des Brillenträgers im Original, nämlich anhand der vom Augenoptiker markierten StützScheiben, berücksichtigt werden können, und zwar sowohl für die Bearbeitung der Rohgläser wie auch für die Montage der Brillengläser im Brillengestell. Der Augenoptiker muss daher die von ihm ermittelten Daten nicht
gesondert übertragen und eine nachträgliche Anpassung des Brillengestells an den Kopf des Brillenträgers ist auch nicht mehr erforderlich,
Bei einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung weisen das Mittel eine erste Anordnung zum Messen einer Oberfläche des Rohglases auf, vorzugsweise einen Messtaster.
Ferner ist bevorzugt, wenn die Mittel eine zweite Anordnung zum Messen der optischen Wirkung des Rohglases aufweisen, insbesondere eine photometrische Vermessungseinheit oder ein vollautomatisches, bedienerloses Zentriersystem mit integriertem Scheitelbrechwertmesser .
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung mit einer ersten Anordnung zum Messen einer Oberfläche des Rohglases sowie einer zweiten Anordnung zum Messen der optischen Wirkung des Rohglases zeichnet sich dadurch aus, dass das Bearbeitungszentrum einen Messschlitten zum Verfahren des Rohglases zwischen der ersten und der zweiten Anordnung aufweist.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass die Messungen der Formgebung und der optischen Wirkung des Rohglases in einer einzigen Aufspannung stattfinden.
Der Messschlitten ist dabei mit Dreipunk -Auflagen für das Rohglas versehen.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass das Rohglas exakt in einer definierten Ebene gehalten wird.
Das Bearbeitungszentrum weist vorzugsweise mindestens eine Fräs- und Bohrstation auf.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass alle vorgesehenen Bearbeitungsschritte in dem selben Zentrum und ebenfalls in einer einzigen Aufspannung stattfinden können.
Die Bohr- und Frässtation umfasst bevorzugt eine Mehrzahl von Werkzeugen in einer Mehrspindelanordnung.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass ein Werkzeugwechsel nicht erforderlich ist.
Die mehreren Werkzeuge sind dabei vorteilhafterweise auf mindestens einem terrassenartigen Mehrspindelstock angeordnet.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass alle Bearbeitungswerkzeuge optimal zugänglich sind.
Bei einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung weist das Bearbeitungszentrum ein Portal sowie mindestens zwei relativ zum Portal verfahrbare Tische für Messanordnungen bzw. Bearbeitungsstationen auf.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass eine äusserst kompakte und stabile Konfiguration für das BearbeitungsZentrum entsteht.
Vorzugsweise sind dabei am Portal Führungen für Verfahreinheiten zum Vermessen bzw. Handhaben des Rohglases vorgesehen.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass zwei hochstabile Verfahrachsen entstehen.
Bei bevorzugten Ausführungsformen erfindungsgemässer Vorrichtungen weist das Bearbeitungszentrum einen Mehrachs-Roboter zum Handhaben des Rohglases auf.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass die Rohgläser mit den notwendigen Freiheitsgraden im Raum gehandhabt werden können.
Der Mehrachs-Roboter weist dabei vorzugsweise eine Dreipunkt- Glasaufnahme für das zu handhabende Rohglas auf.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass auch hier eine definierte Auflage in einer vorbestimmten Ebene gegeben ist.
Der von der Dreipunkt-Glasaufnahme gebildete Vektor ist in Abhängigkeit von den ersten Daten einstellbar.
Diese Massnahme hat den bereits weiter oben erwähnten Vorteil einer optimalen Anpassung des Rohglases an die personenspezifischen Gegebenheiten.
Der Mehrachs-Roboter hält das Rohglas vorzugsweise beidseitig.
Diese Massnahme hat den Vorteil, dass das Rohglas beim Handhaben, insbesondere beim Bearbeiten sicher gehalten wird, auch wenn verhältnismässig hohe Kräfte auf das gehaltene Glas einwirken.
Der Mehrachs-Roboter ist in vorteilhafter Weise entlang einer Vielzahl von Freiheitsgraden bzw. Achsen verfahrbar. Insbesondere kann er eine Drehachse zum definierten Drehen des Rohglases aufweisen und gestattet beispielsweise .eine Relativbewegung zu dem Rohglas in mindestens fünf Achsen, vorzugsweise in sechs Achsen.
Bei bevorzugten weiteren Ausführungsformen erfindungsgemäßer Vorrichtungen weist das Bearbeitungszentrum ferner ein Magazin für zu bearbeitende Rohgläser auf. Das Magazin ist dabei bevorzugt ebenfalls mit Dreipunktauflagen für die Rohgläser versehen.
Diese Massnahmen haben den Vorteil, dass eine grössere Anzahl von Rohgläsern in enger zeitlicher Folge bearbeitet werden können, wobei die Auflage auch hier einer definierten Ebene entspricht.
Hierzu stimmen die Dreipunktauflagen des Magazins und des Messschlittens vorzugsweise geometrisch überein.
Schließlich ist eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung bevorzugt, bei der Mittel zum Montieren des fertig bearbeiteten Rohglases in einem zugehörigen Brillengestellt vorgesehen sind.
Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1 eine perspektivische Gesamtansicht eines Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen Vorrichtung;
Figur 2 eine Draufsicht auf die Vorrichtung gemäß Figur 1, teilweise abgebrochen;
Figur 3 eine perspektivische Ansicht eines in der Vorrichtung gemäß Figur 1 und 2 verwendeten Mehrachs-Roboters;
Figur 4 einen in Figur 3 mit IV markierten Ausschnitt in vergrößertem Maßstab;
Figur 5 eine teilweise Draufsicht auf ein Magazin, wie es in der Vorrichtung gemäß Figur 1 und 2 verwendet wird;
Figur 6 einen in Figur 5 mit VI markierten Ausschnitt in vergrößertem Maßstab;
Figur 7 einen in Figur 5 mit VII markierten Ausschnitt in vergrößertem Maßstab;
Figur 8 eine Draufsicht auf ein Rohglas für eine Bohrbrille;
Figur 9 einen Ausschnitt aus Figur 8, darstellend einen genormten Rahmen;
Figur 10 eine Darstellung ähnlich ' Figur 8 zur Erläuterung einer Darstellung einer Brillenglaskontur in Polarkoordinaten; und
Figur 11 eine perspektivische Ansicht eines von einer Dreipunkt-Aufnahme des Mehrachs-Roboters aus Figur 3 und 4 gehaltenen Rohglases.
In den Figuren 1 und 2 bezeichnet 10 als ganzes ein Bearbeitungszentrum zum CNC-gesteuerten Bearbeiten von Brillengläsern, das von einem Steuergerät 11 gesteuert wird. Unter „Bearbeiten" ist dabei in erster Linie das Bearbeiten der Außenkante des Brillenglases und bei sog. Bohrbrillengläsern das Anbringen der Befestigungsbohrungen für den Steg und die Bügel der Brille am Brillenglas zu verstehen, dies schließt aber weitere Bearbeitungsschritte nicht aus. Das Bearbeitungszentrum 10 ist bevorzugt das letzte Glied in einer Kette von Stationen, in denen für eine Person eine individuelle Brille hergestellt wird, angefangen von der Aufnahme der personenspezifischen Daten über die Herstellung des Rohglases bis zur Bearbeitung des Rohglases und dessen Einpassung in das von der Person ausgewählte Brillengestell. Das Bearbeitungszentrum 10 kann bei einem Augenoptiker installiert sein oder in einem sog. EinschleifZentrum, das zentral für mehrere Augenoptiker die Einpassung der vom Brillenglashersteller gelieferten Rohgläser in das jeweilige Brillengestell besorgt.
Das Bearbeitungszentrum 10 weist ein Portal 12 auf. Durch das Portal 12 hindurch erstreckt sich auf der in den Figuren 1 ,und 2 rechten Seite ein erster Tisch 14, der auf Schienen 16 verfahrbar ist. Bei dem in den Figuren 1 und 2 verwendeten karte-
sischen Koordinatensystem X-Y-Z erstrecken sich die Schienen 16 in Y-Richtung.
Auf einem hinteren Teil des ersten Tisches 14 befindet sich ein Magazin 20, in dem Rohgläser 22, beispielsweise sechsunddreis- sig Rohgläser 22 bereit gehalten werden. Diese Rohgläser 22 sind im allgemeinen sämtlich verschieden voneinander, weil sie nach personenspezifischen Daten gefertigt wurden. Sie sind jeweils paarweise in Fächern 23 angeordnet. Einzelheiten zum Magazin 20 werden weiter unten anhand der Figuren 5 bis 7 noch erläutert werden. Das Magazin 20 kann als auswechselbare Einheit ausgebildet sein, um einen automatisierten Wechsel des kompletten Magazins 20 zu ermöglichen.
Auf einem vorderen Teil des ersten Tisches 14 befindet sich auf dessen Oberseite 24 ein Messschlitten 26, der sich in X- Richtung erstreckt. Auf dem Messschlitten 26 können Rohgläser 22 abgelegt und in X-Richtung verfahren werden. Dabei gelangen sie in den Arbeitsbereich einer photometrischen Vermessungseinheit 28, in d er aus der optischen Wirkung des jeweiligen Rohglases 22 z.B. dessen optisches Zentrum bestimmt werden kann. Anstelle der photometrischen Vermessungseinheit 22 kann auch ein vollautomatisches bedienerloses Zentriersystem mit integriertem Scheitelbrechwertmesser verwendet werden.
Neben der photometrischen Vermessungseinheit 28 befindet sich ein Messtaster 29, der taktil die Form des jeweils auf dem Messschlitten 26 befindlichen Rohglases bestimmen kann. Statt des Messtasters 29 kann natürlich auch ein berührungsloses Messgerät eingesetzt werden.
Durch das Portal 12 erstreckt sich ferner neben dem ersten Tisch 14 ein zweiter Tisch 30. Der zweite Tisch 30 läuft auf Schienen 32, die sich ebenfalls in Y-Richtung erstrecken. Auf einer Oberseite 34 des zweiten Tisches 30 befindet sich eine Bohr- und Frässtation 36. Die Bohr- und Frässtation 36 ist mit einer Mehrzahl von Bohrern 38 und Fräsern versehen. Diese sind in einem oder mehreren terassenartigen Mehrspindelstöcken 40 angeordnet, so dass jeder der in den Mehrspindelstöcken 40 angetriebenen Bohrer 38 und Fräser offen zugänglich ist.
Ferner befindet sich auf der Oberseite 34 des zweiten Tisches 30 noch eine Bearbeitungsstation, beispielsweise eine Schleifstation 42, die nur schematisch angedeutet ist.
An der Oberseite des Portals 12 sind in X-Richtung verlaufende Schienen 44 angebracht. An diesen Schienen laufen der bereits erwähnte Messtaster 29 sowie ein Mehrachs-Roboter 46 zum Handhaben der Rohgläser 22. Es können auch zwei oder mehr Mehrachs- Roboter vorgesehen sein, um mehrere der nachfolgend geschilderten Arbeitsgänge simultan von mehreren derartigen Robotern auszuführen.
Mit 12a ist in Figur 2 noch angedeutet, dass das Portal 12 auch verlängert ausgebildet sein kann. Im Bereich der Verlängerung befindet sich ein dritter Tisch 48, auf dem z.B. noch eine Montage von Brillen stattfinden kann. Dazu werden dem dritten Tisch 48 die entsprechenden Brillengläser zugeführt, wie mit einem Pfeil 49 angedeutet. Auf dem dritten Tisch 48 befinden sich geeignete Handhabungsmittel (nicht dargestellt), die, zusammen mit dem Mehrachsroboter 46 die fertig bearbeiteten Brillengläser in ihr zugehöriges Brillengestell einsetzt und dort
fixiert. Die fertig montierten Brillen werden dann abgefördert und versandfertig gemacht.
In den Figuren 3 und 4 sind weitere Einzelheiten des Mehrachs- Roboters 46 dargestellt. Der Mehrachs-Roboter 46 weist an seinem oberen Ende einen Gabelkopf 50 auf, der z.B. mit drei Drehachsen 52, 54 und 56 versehen ist. Am unteren Ende des Gable- kopfes 50 befindet sich eine Spindel 58, die eine Drehung eines Abstandskörpers 60 um die Drehachse 54 ermöglicht. Wie Figur 4 zeigt, ist ein parallel zum Abstandskörper 60 verlaufender Haltearm 62 vorgesehen, der in Längsrichtung verfahrbar ist, wie mit einem Pfeil 64 angedeutet. Der Haltearm 62 trägt an seinem unteren Ende einen Querarm 66, der um eine Längsachse 68 des Haltearmes verdrehbar ist.
Der Querarm 66 trägt an seinem freien Ende einen drehbaren und in einem Kugelgelenk gelagerten Haltering 70. Das untere Ende des Abstandskörpers 60 weist einen elastischen Dichtungsring 72 sowie eine Dreipunkt-Glasaufnahme 74 auf, deren Einzelheiten weiter unten noch beschrieben werden. Das Rohglas 22 kann auf diese Weise mit vorbestimmter Haltekraft zwischen dem drehbaren Haltering 70 und der Dreipunkt-Glasaufnahme 74 mit dem elastischen Dichtungsring 72 gehalten und dabei mittels der Spindel 58 gedreht werden. Es versteht sich, dass die Haltekraft mit Hilfe eines Sensors (nicht dargestellt) überwacht werden kann. Ferner kann die Verdrehung des Rohglases 22 durch die Spindel 58 mittels eines weiteren Sensors (ebenfalls nicht dargestellt) winkelgenau eingestellt werden. Die Dreipunkt-Glasaufnahme ist somit in sechs Achsen bewegbar, nämlich linear entlang der X-, der Y- und der Z-Achse und rotatorisch um die Achsen 52, 54 und 56.
Der Abstandskörper 60 hat unter anderem die Funktion, das Rohglas so zu halten, dass ein offener Zugriff darauf für die Bearbeitungswerkzeuge der Stationen 36 und 42 möglich ist. Bevorzugt ist ein konischer Bereich 76 des Abstandskörpers 60 mit Düsen 78 zum Zuführen eines Kühlmittels, zum Beispiel einer Flüssigkeit oder eines Gases, während der Bearbeitung versehen.
Die Figuren 5 bis 7 zeigen weitere Einzelheiten des Magazins 20. In Figur 5 sind nochmals die Fächer 23 für Paare von Rohgläsern 22 zu erkennen. In jedem Fach befinden sich zwei Aufnahmen. Diese bestehen jeweils aus drei sternförmig angeordneten Halterungen 82, deren geometrisches Zentrum mit 84 bezeichnet ist. Jede Halterung 82 ist mit einem Lochraster 86 versehen, in dessen Löcher ein Haltezapfen 88 einsteckbar ist. Die drei Haltezapfen 88 einer Aufnahme halten ein Rohglas 22 an dessen Umfang, wie deutlich aus Figur 7 erkennbar. Mit 90 ist dabei ein Glasträger bezeichnet, der in jeweils ein Fach 20 einsetzbar ist. Mit Hilfe der Glasträger 90 kann eine Vorbestückung der Aufnahmen mit Rohgläsern 22 außerhalb des Magazins 20 stattfinden.
In Figur 8 ist ein Rohglas 22 vergrößert dargestellt. Das Rohglas 22 hat einen Schwerpunkt 92. In Figur 8 sind ferner die personenspezifischen Gegebenheiten eingetragen, nämlich eine Gesichtsmitte 94, eine Pupillendistanz 96, eine halbe Stegbreite 98 sowie die Höhe des optischen Durchstoßpunktes 100. Die beim Anpassen der Gläser vom Augenoptiker mittels eines Scheitelbrechwertmessers ermittelten und auf das Glas aufgestempelten oder aufgezeichneten üblichen . drei Punkte sind mit 102a,
102b und 102c bezeichnet. Bei Gleitsichtgläsern werden herstel- lerseitig Signierzeichen aufgebracht (nicht dargestellt).
Zum Zentrieren und zum Anpassen von Brillengläsern wird üblicherweise das Kastenmodell der RAL RG915 verwendet. Ein entsprechender Kasten ist in Figur 9 mit 104 bezeichnet. Die Lage des Rahmens 104 ist durch die Lage des Zentrums 92 und einen Winkel 106 bestimmt. Innerhalb des Rahmens 104 liegt die Kontur 108 des fertigen Brillenglases nach Bearbeitung des Rohglases 22.
Figur 9 zeigt in weiteren Einzelheiten, dass durch den Rahmen 104 auch Bohrlöcher 110a und 110b definiert sind, die bei sog. Bohrbrillen zum Befestigen des Steges und der Bügel unmittelbar am Brillenglas dienen. Unter „Bohrlöchern" sind dabei alle bei Bohrbrillen üblichen Befestigungspositionen zu verstehen, also auch Nuten und Langlöcher. Die Lage der Bohrlöcher 110a und 110b ist durch entsprechende Koordinaten gegeben, z.B. mit einem Polarradius 112 und einem Polarwinkel 114 für das Bohrloch 110b.
Da die Oberfläche des Brillenglases im Bereich der Bohrlöcher 110a und 110b im allgemeinen gebogen ist, andererseits aber die Befestigungsbolzen von Steg und Bügeln gerade verlaufen, ist erfindungsgemäß vorgesehen, einen Bereich 115 um die Bohrlöcher 110a und 110b herum anzuflachen, um auf diese Weise definierte Befestigungsverhältnisse zu schaffen und Spannungen im Brillenglas zu vermeiden. Diese Massnahme ist auch ohne die übrigen Merkmale der vorliegenden Erfindung einsetzbar.
Figur 10 zeigt, dass die Kontur 108 punktweise durch Polarkoordinaten dargestellt werden kann. Mit 120 ist dabei ein Polarstrahl und mit 122 der zugehörige Konturpunkt bezeichnet.
Figur 11 stellt dar, wie die Dreipunkt-Glasaufnahme 74 am Rohglas 22 angreift. Die Dreipunkt-Glasaufnahme 74 wird durch drei Aufnahmebolzen 116a, 116b und 116c gebildet, die sich innerhalb des elastischen Dichtungsringes 72 befinden. Der besseren Erkennbarkeit halber sind die zugehörigen Kontaktpunkte 118a, 118b und 118c für die Aufnahmebolzen 116a, 116b und 116c in Figur 10 relativ zum Rahmen 104 eingezeichnet.
Alle nachfolgend erwähnten Mess-, Bewegungs- und Bearbeitungsvorgänge laufen unter der Kontrolle des Steuergerätes 11 ab. Dabei kann das Steuergerät 11 die CNC-Steuerung der angesteuerten Elemente entweder im X-Y-Z-Kordinatensystem des Portals 12 betreiben oder relativ zur Ausrichtung der Tastspitze des Messtasters 29 oder der Dreipunkt-Glasaufnahme 74. Die dazu erforderlichen Koordinatentransformationen mit kartesischen oder Polarkoordinaten werden nach dem Fachmann bekannten Algorithmen durchgeführt. Die Positionierung der einzelnen Arbeitsschritte erfolgt durch eine Nullpunktverschiebung im laufenden CNC- Programm auf die jeweiligen Ausgangspunkte für die Aufnahme, die Ablage, die Vermessung und die Bearbeitung der Rohgläser 22. Die CNC-Steuerprogramme werden datenbankbasierend, parametrisch und hierarchisch strukturiert erzeugt.
Das BearbeitungsZentrum 10 arbeitet wie folgt:
Die von einem Brillenglashersteller angelieferten, personenspezifisch gefertigten Rohgläser 22 werden auf den Glasträgern 90
paarweise vorbestückt. Dabei werden die Rohgläser 22 auf den Halterungen 82 zwar fixiert, jedoch sind sie zu diesem Zeitpunkt hinsichtlich ihrer optischen Eigenschaften und ihrer Formgebung noch nicht definiert gehalten. Die Rohgläser 22 werden dann auf den Glasträgern 90 in die Fächer 23 des Magazins 20 eingesetzt.
Wenn das Magazin 20 ausreichend bestückt ist, fährt der erste Tisch 14 in Y-Richtung so weit vor, dass das als erstes zu bearbeitende Rohglas 22 unterhalb der X-Verfahrbahn des Mehrachs-Roboters 46 zu liegen kommt. Der Mehrachs-Roboter 46 ergreift das Rohglas 22, indem er die Dreipunkt-Glasaufnahme 74 entlang seiner z.B. sechs Achsen verfährt, bis die Aufnahmebolzen 116a, 116b, 116c in etwa auf einem Kreis um das Zentrum 84 an der oberen Oberfläche des Rohglases 22 anliegen. Innerhalb des elastischen Dichtungsringes 72 wird nun ein Unterdruck erzeugt und das Rohglas 22 damit angesaugt und an der Dreipunkt-Glasaufnahme 74 gehalten. Der Mehrachs-Roboter 46 überführt nun das Rohglas 22 durch Verfahren längs der X- und der Z-Achse unter gleichzeitigem Verfahren des ersten Tisches 14 entlang der Y-Achse in eine Aufnahme des Messschlittens 26. Dort wird das Rohglas 22 auf den gleichen Punkten abgelegt wie es zuvor in den Aufnahmen 82 des Magazins 20 gelegen hatte.
Der Messschlitten 26 bringt das Rohglas zunächst in den Arbeitsbereich des Messtasters 29. Der Messtaster 29 tastet die Oberfläche des Rohglases 22 ab und die entsprechenden Daten werden im Steuergerät 11 abgespeichert. Der Messtaster kann zu diesem Zeck mit einem Mehrachs-Gabelkopf versehen sein, der ähnlich wie der Gabelkopf 50 aufgebaut ist. Anstatt eines tak- til arbeitenden Messtasters kann selbstverständlich auch ein
berührungslos arbeitendes Meßsystem eingesetzt werden, wie es allgemein bekannt ist.
Nach dem Vermessen seiner Oberfläche wird das Rohglas durch Verfahren des Messschlittens 26, also in der selben Aufspannung, in den Arbeitsbereich der photometrischen Vermessungseinheit 28 überführt. Dort wird die optische Wirkung des Rohglases 22 gemessen und dessen optisches Zentrum bestimmt. Wenn das Rohglas mit den Punkten 102a, 102b und 102c versehen ist, werden deren Lage bestimmt. Entsprechendes gilt für Gleitsichtgläser, die vom Brillenglashersteller mit Signierzeichen versehen sind. Alle dabei ermittelten Daten werden an das Steuergerät 11 übertragen. Dazu gehören insbesondere die Lage des optischen Zentrums in X-Y-Koordinaten sowie der Winkel 106 für die Lage der Achse .
Die Messvorgänge am Messtaster 29 und an der photometrischen Vermessungseinheit 28 können auch in umgekehrter Reihenfolge ablaufen.
Aus all diesen Daten bestimmt das Steuergerät 11 den Bewegungsablauf des Mehrachs-Roboters 46.
Falls für ein zu bearbeitendes Paar von Rohgläsern 22 ein Brillengestell vorgesehen ist, das die Brillengläser ganz oder teilweise umgibt, so dass die Rohgläser 22 mit einer ganz oder teilweise umlaufenden Facette versehen werden müssen, werden in das Steuergerät ferner die 3D-Daten der Fassungsnut des individuell ausgewählten Brillengestells eingegeben.
Für eine randlose Brille wird z.B. nach der „Kastenmethode" gemäß RAL RG 15 vorgegangen, bei der die Kontur 108 sowie die Lage der Bohrlöcher 110a und 110b bestimmt werden. Dabei wird der Rahmen 104 um den Winkel 106 gedreht und entsprechend den vom Augenoptiker festgestellten Daten Pupillendistanz 96, halbe Stegbreite 98 sowie Höhe des optischen Durchstoßpunktes 100 positioniert. Die Kontur 108 und die Lage der Bohrlöcher 110a und 110b werden berechnet.
Sobald die Daten ermittelt sind, bestimmt das Steuergerät, an welchen Kontaktpunkten 118a, 118b und 118c und unter welchem Vektor sich die Drehpunkt-Glasaufnahme 74 an das Rohglas 22 anlegen soll. Der Haltearm 62 wird vor der Aufnahme des Rohglases 22 vom Messschlitten 26 um 90° weggedreht und in Richtung des Pfeiles 64 ein Stück ausgefahren.
Das Steuergerät 11 führt nun die Aufnahmebolzen 116a, 116b und 116c der Dreipunkt-Glasaufnahme 74 entsprechend den zuvor ermittelten Werten an die Kontaktpunkte 118a, 118b und 118c heran. Das Rohglas 22 wird durch Anlegen eines Unterdrucks ergriffen und abgehoben.
Nach dem Abheben des Rohglases 22 vom Messschlitten 26 schwenkt der Haltearm 62 wieder zurück und wird in Richtung des Pfeiles 64 eingezogen, so dass das Rohglas 22 nunmehr an den Kontaktpunkten 118a, 118b, 118c mit sensorgeregelter Kraft fixiert ist. Der Haltering 70 passt sich dabei infolge seiner Lagerung in dem Kugelgelenk der jeweiligen Krümmung des Rohglases 22 an. Das Rohglas kann nun unter der Kontrolle eines Winkelsensors durch entsprechende Ansteuerung der Spindel 58 in beliebigen Winkeln stufenlos ausgerichtet werden (sechste Achse).
Der Glasrohling 22 wird nun in dieser definierten Ausrichtung durch Verfahren des Mehrachs-Roboters 46 den Bearbeitungsstationen 36 und/oder 42 auf dem zweiten Tisch 30 zugeführt.
Die Abfolge und Art der Bearbeitungsschritte ist individuell festgelegt, je nachdem, ob eine Oberflächenbearbeitung und/oder eine Kantenbearbeitung und/oder eine Bohrbearbeitung des Rohglases 22 vorgesehen ist. Da alle notwendigen Werkzeuge in den Mehrspindelstöcken 40 gleichzeitig vorhanden und betriebsbereit sind, entfallen Werkzeugwechselzeiten. Da der Haltearm 60 mit dem konischen Bereich 76 versehen ist, können die Werkzeuge auch an der rückseitigen Oberfläche des Rohglases 22 angreifen, die der Spindel 58 zugewandt ist. Dadurch ist eine beidseitige Bearbeitung möglich bzw. beim Anbringen einer Facette am Rand des Rohglases 22 kann das Bearbeitungswerkzeug um die Kante des Rohglases weit herumgeschwenkt werden, so dass die Facette nahezu beliebigen Verläufen der Fassungsnut von Brillenfassungen folgen kann.
Bei einem Bearbeitungsvorgang wird die Dreipunkt-Glasaufnahme 74 mit definiertem Abstand zum Zentrum eines in der Bearbeitungsstation, z.B. der SchleifStation 42, enthaltenen Bearbeitungswerkzeugs, z.B. einer Schleifscheibe, positioniert. Die Bearbeitung der Kontur erfolgt dann durch die gesteuerte Drehung der Spindel 58 mit gleichzeitiger definierter Zustellung entlang der Achse, die zwischen dem Zentrum des Bearbeitungswerkzeugs und dem Glasaufnahmezentrum verläuft. Notwendige Winkeleinstellungen, zur Lage der Kontur in Abhängigkeit von der Ausrichtung des Rohglases im Brillengestell können simultan zugestellt werden.
Im Falle einer Bohrbrille wird zunächst durch Einsatz von Fräsern der angeflachte Bereich 115 erzeugt und danach die Bohrlöcher 110a und 110b in diesem Bereich 115 angebracht. Dabei erfolgt die Nullpunktverschiebung auf einen definierten Abstand entlang des ausgewählten Bohrervektors an der Bohr- und Frässtation 36. Nach der Ausrichtung der Dreipunkt-Glasaufnahme 74 durch die Drehung der Spindel 58 auf den Polarwinkel 114 der Bearbeitungsposition wird der Gabelkopf 50 entsprechend der Ausrichtung des Bearbeitungsvektors gedreht und die Spindel 58 geschwenkt. Die CNC-Steuerung des Steuergeräts 11 setzt durch die bei kardanischen Fünfachs-Aggregaten und bei Roboterarmen eingesetzte Funktion der sog. Robot-Transformation die 2D- Konturen der Bearbeitungspunkte, wie z.B. Nuten, Langlöcher und Bohrungen, unter Verrechnung der zugestellten Winkel für die Ausrichtung des Bearbeitungsvektors zum Werkzeugvektor und des Abstandes durch den Polarradius 112 um.
Sobald das Rohglas 22 fertig bearbeitet ist, kann es vom Mehrachs-Roboter 46 unmittelbar in das zugehörige Brillengestell eingesetzt und dort fixiert werden. Alternativ kann es auch zwischengespeichert werden, bis das zugehörige andere Rohglas des Paares von Brillengläsern ebenfalls fertig bearbeitet ist. All dies geschieht im Bereich des dritten Tisches 48. Dort wird auch das zugehörige Brillengestell angeliefert (Pfeil 49).
Wenn im Rahmen der vorliegenden Erfindung die Brillengestelle in das Verfahren ohnehin einbezogen bzw. in der Vorrichtung gehandhabt werden, kann man sich diese Tatsache auch in anderer Hinsicht zunutze machen:
Die Brillengestelle können nämlich zusammen mit denjenigen Stützscheiben bereitgestellt werden, die bei der Anpassung des Mustergestells an den Brillenträger durch den Augenoptiker verwendet und markiert wurden. Dann lassen sich z.B. in der photometrischen Vermessungseinheit 28 diejenigen Daten ermitteln, die die Kopfform des Brillenträgers betreffen, also beispielsweise die Höhe der Auflagepunkte der Bügel auf den Ohren, die Vorneigung der Brillengläser usw. Mit diesen zusätzlichen Daten lassen sich die Rohgläser 22 unter Berücksichtigung dieser Angaben bearbeiten, ohne dass eine entsprechende Datenübermittlung vom Augenoptiker an das Bearbeitungszentrum notwendig ist. Mit diesen Daten kann das Bearbeitungszentrum dann die Brillengläser im Brillengestell montieren, ohne dass eine weitere Anpassung beim Augenoptiker erforderlich ist.