Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen von anisotropen Kohlenstoffasern
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von anisotropen Kohlenstoffasern aus Kohlenteerpech, insbe¬ sondere Steinkohlenteerpech, wonach das Kohlenteerpech vor dem Verspinnen durch Filtration von unschmelzbaren Bestandteilen befreit wird, anschließend das Pechfiltrat in einem Dünnschichtverdampfer zum Entfernen flüchtiger Bestandteile destilliert wird, dann die aus der gewonne¬ nen Pechschmelze versponnenen Pechfasern bei vorgegebener Oxidationstemperatur oxidiert und bei vorgegebener Car¬ bonisationstemperatur carbonisiert werden. - Die Erfin¬ dung umfaßt in gleicher Weise das Herstellen von aniso¬ tropen Kohlenstoffäden.
Es ist ein Verfahren zum Herstellen von isotropen Kohlen- stoffasern aus Kohlenteerpech bekannt, wonach man das
Kohlenteerpech aus der Schmelze verspinnt und die erhal¬ tenen Pechfasern einer Oxidierung, dann einer Carbonisie- rung und ggf. Graphitierung unterwirft. Das Kohlenteer¬ pech weist einen Erweichungspunkt von maximal 190° C (KS bzw. Krämer-Sarnow) auf und wird vor dem Verspinnen auf eine Temperatur bis 100° C über dem Erweichungspunkt erhitzt. Die erhaltene Pechschmelze wird bei dieser Tem¬ peratur durch Filtration unter einem erhöhten Druck im wesentlichen von den festen Bestandteilen befreit. Die festen bzw. unschmelzbaren Bestandteile sind mit chino- linunlöslichen Bestandteilen identisch. Zum Entfernen flüchtiger bzw. niedermolekularer Bestandteile wird die filtrierte Pechschmelze entweder einer Destillation bis
350° C unterworfen oder nach Abkühlung zu kleinen Pech¬ teilen vermählen, die man mit einem aliphatischen Lö¬ sungsmittel mit einem Siedepunkt bis 70° C in Berührung bringt. Das Lösungsmittel mit den darin gelösten Pechbe- standteilen wird von den unlöslichen Pechteilen abge¬ trennt. Die aus der Pechschmelze versponnenen Kohlen¬ stoffasern werden vor der Carbonisierung mit feingemahle¬ ner Aktivkohle, die mit flüssigen Oxidationsmitteln im¬ prägniert ist, bestäubt und in oxidierender Atmosphäre bis auf 400° C erhitzt. Die nachfolgende Carbonisierung der oxidierten Kohlenstoffasern erfolgt bei einer Tempe¬ ratur von ca. 1000° C (vgl. DE-PS 24 19 659). - Nach die¬ sem bekannten Verfahren will man isotrope Kohlenstoffa- sern aus Kohlenteerpech herstellen, die in kürzester Zeit oxidiert und carbonisiert werden können. Es hat sich je¬ doch herausgestellt, daß die angegebenen Destillations¬ möglichkeiten zur Rückbildung störender chinolimmlös- licher bzw. unschmelzbarer Bestandteile führen und in ihrer Effizienz beschränkt sind. Tatsächlich ist die thermische Nachbehandlung - Oxidation und Carbonisierung der ersponnenen Pechfasern - um so unkomplizierter und schneller durchführbar, je weniger flüchtige Pechbestand¬ teile vorhanden sind.. Aus diesem Grunde wird nach einem älteren Vorschlag gemäß Patentanmeldung P 37 03 825.7-43 das Pechfiltrat zur Erhöhung seines Erweichungspunktes bis auf Werte über 200° C (KS - Krämer-Sarnow) in einem Dünnschichtverdampfer destilliert. - Hier setzt die Er¬ findung ein.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Herstellen von anisotropen Kohlenstoffasern aus Koh¬ lenteerpech, insbesondere Steinkohlenteerpech, der ein¬ gangs beschriebenen Art anzugeben, wonach kurze Behand- lungs- bzw. Verweilzeiten bei der thermischen Umwandlung
und Nachbehandlung sowie hohe Durchsätze und geringe Energie- und Inertgasverbräuche erzielt werden, so daß sich die anisotropischen Kohlenstoffasern rationell und wirtschaftlich herstellen lassen.
Diese Aufgabe löst die Erfindung bei einem gattungsge¬ mäßen Verfahren dadurch, daß das Pechfiltrat bzw. sein toluollöslicher Anteil in dem Dünnschichtverdampfer zu einer mesophasenbildenden Pechfiltration aufkonzentriert wird und das erhaltene Pechkonzentrat im Wege einer ther¬ mischen Behandlung zu einem Mesophasenpech umgewandelt wird und daß das Mesophasenpech, ggf. unter erhöhtem Vor¬ druck, mittels einer Spinnzentrifuge versponnen wird und daß ferner die Kohlenstoffasern nach dem Carbonisieren graphitiert werden. - Nach Lehre der Erfindung wird zu¬ nächst einmal durch die Verwendung eines Dünnschichtver¬ dampfers eine wesentliche Verfahrensvereinfachung durch einerseits die Entfernung der flüchtigen Pechbestandtei¬ le, andererseits die Konzentration der mesophasenbilden- den Pechfraktion erreicht. Im ersteren Fall werden die Entgasung der Mesophasensch elze vereinfacht und die thermischen Behandlungszeiten verkürzt. Außerdem wird eine höhere Kohlenstoffaserausbeute erreicht, da die ver¬ sponnenen Pechfasern einen hohen C-Gehalt aufweisen. Als Oxidationsmittel für den Oxidationsprozeß ist Luftsauer¬ stoff ausreichend. Ferner treten während der thermischen Nachbehandlung keine Faserverklebungen auf. Im letzteren Fall vereinfacht sich die thermische Umwandlung in Meso¬ phasenpech, wobei eine Mesophase mit großflächig verlau- fender Anisotropie erreicht wird. Ferner sind eine höhere Ausbeute, geringere Abgasentwicklung und kürzere Verweil¬ zeiten bei der thermischen Umwandlung gewährleistet. -
Die Verwendung einer Spinnzentrifuge ermöglicht durch die auftretenden Zentrifugalkräfte sowie ggf. einem zu¬ sätzlichen, erhöhten Vordruck, 10- bis 30-fach höhere Abzugsgeschwindigkeiten als herkömmliche Faserspinnein- richtungen, ohne daß deren Probleme wie Faserverklebungen oder Betriebsunterbrechungen durch das Zuwachsen von Dü¬ senlöchern auftreten.
Überlicherweise werden die im Kohlenteerpech vorhandenen Verbindungen nach ihrer Löslichkeit in verschiedenen or¬ ganischen Lösungsmitteln, z. B. Hexan, Toluol und Chino- lin, klassifiziert. Die in Chinolin unlöslichen Verbin¬ dungen repräsentieren den hochmolekulargewichtigen Anteil, die in Toluol unlöslichen Verbindungen den Anteil mit mittlerem Molekulargewicht. Zum Herstellen einer Meso¬ phase hat sich insbesondere der toluolunlösliche Anteil als geeignet erwiesen. Die im Rohpech vorhandenen chino¬ linunlöslichen Stoffe lassen sich durch bekannte Filtra¬ tionsverfahren quantitativ entfernen. Die Abtrennung des toluollöslichen Anteils gestaltet sich schwierig, da sich bei den bekannten Verfahren durch die angewendeten Ver¬ weilzeiten und Temperaturen unerwünschte Stoffe mit höhe¬ ren Molekulargewichten zurückbilden. Erfindungsgemäß fin¬ det die Aufkonzentration des toluolunlöslichen Anteils ohne Rückbildung von chinolinunlöslichen Stoffen in einem Dünnschichtverdampfer statt, vorzugsweise bei Verweilzei¬ ten unter einer Minute, Temperaturen über 200° C und Va¬ kuum bis 1 mbar. Durch Variation von Druck und Temperatur läßt sich praktisch jeder beliebige Gehalt an flüchtigen und toluolunlöslichen Stoffen erreichen.
Beispiele:
Rohpech- Konzen¬ Konzen¬ filtrat trat I trat II
Dest.-Temp. (°C) 330 360 Dest.-Druck (mbar) 1 0,8
Erweichungspunkt (KS) (°C) 72 210 255
Chinolinunlösliche (%) <0,3 <0,3 < 0,3
Toluolunlösliche (%) 21 58 70
Flüchtige Best. (%) 52 19 14
Koks (Alcan) (%) 48 82 86
(Bestimmungen nach den gültigen DIN-Normen)
Das erhaltene Konzentrat ist ein ausgezeichneter Meso- phasenbildner und kann beispielsweise nach einer thermi¬ schen Behandlung bei Temperaturen von 400° C bis 500° C, vorzugsweise 450° C, umgewandelt werden. Gegenüber be¬ kannten Verfahren ist diese Umwandlung jedoch in bedeu¬ tend kürzeren Verweilzeiten zu erreichen. Außerdem er- folgt die Umwandlung bei entsprechenden Verweilzeiten nahezu quantitativ. Bei einer Behandlungstemperatur von 450° C kann, ausgehend von dem Konzentrat II, bereits nach 30 Minuten ein lichtoptisch bestimmter Mesophasenge- halt von 60 % erreicht werden, der sich nach weiteren 30 Minuten auf über 75 % erhöht. - Zum, Verspinnen und Orien¬ tieren des Mesophasenpechs eignet sich insbesondere eine Zentrifugalspinnmaschine, wobei ggf. durch die Kombina¬ tion von Zentrifugalkräften und erhöhtem Vordruck der hohen Viskosität der Spinnschmelze Rechnung getragen wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht durch kürzeste Verweilzeiten, gleichbedeutend mit hohen Durchsätzen bei geringen Investitionskosten, die wirtschaftliche Erzeu¬ gung anisotroper Kohlenstoffasern. Um das erfindungsge- mäße Verfahren in seiner Effizienz voll zu nutzen, d. h. die kurzen Verweilzeiten realisieren zu können, kommt eine Vorrichtung zur Ablage und zur thermischen Behand¬ lung zum Einsatz, die sich der Retortentechnik bedient und neben geringen Verweilzeiten und folglich reduzierten Investitionskosten geringe Energie- und Inertgasver- bräuche gewährleistet. Im einzelnen handelt es sich um eine Vorrichtung mit zumindest
- einer unteren Drehbühne mit einem Oxidationsofen, einer ersten Vakuumretorte, einem Carbonisationsofen und einer
Kühlretorte, sämtliche Behandlungseinrichtungen in oben offener Bauweise,
- einer unabhängig von der unteren Drehbühne drehbaren oberen Drehbühne mit einer Changiereinrichtung für Be¬ handlungsretorten zur vorübergehenden Aufnahme der Faserablage mit den zu behandelnden Pechfasern,
- einer Beschickebene oberhalb der oberen Drehbühne mit zumindest einer Beschicköffnung und zumindest einer
Retortendeckelaufnahme für Retortendeckel mit Anschluß für Luft- und Inertgaszufuhr, Vakuum und Abluft,
wobei die Changiereinrichtung für die Behandlungsretorten zum Anschluß an den jeweiligen Retortendeckel von der oberen Drehbühne unter den betreffenden Retortendeckel überführt und umgekehrt, und wobei die untere Drehbühne zumindest eine Hub orrichtung für jeweils den Oxidations-
ofen, die Vakuumretorte, den Carbonisationsofen und die Kühlretorte aufweist und diese Behandlungseinrichtungen zur Aufnahme der Behandlungsretorten unter die Retorten- deckelaufnähme bzw. den betreffenden Retortendeckel ver- fahrbar und hochfahrbar sind sowie umgekehrt. Diese nun¬ mehr zum Herstellen von anisotropen Kohlenstoffasern ein¬ gesetzte Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, daß die untere Drehbühne mit einer zweiten Vakuumretorte und einem Graphitierungsofen als weitere Behandlungseinrich- tung in oben offener Bauweise bestückt ist. Bei der er¬ findungsgemäßen Vorrichtung kann unter jedem Retorten¬ deckel jeweils einer der sechs Prozesse Oxidation, Eva¬ kuierung, Carbonisation, Evakuierung, Graphitierung und Kühlung ablaufen.
Im folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 ein schematisches Verf hrensfließbild zur Herstel¬ lung von anisotropen Kohlenstoffasern,
Fig. 2 die Vorrichtung zur thermischen Nachbehandlung in schematischer Aufsicht unterhalb der Beschick- ebene und
Fig. 3 bis 23 einen Behandlungszyklus mit dem Gegenstand nach Fig. 2 in schematischer Seitenansicht.
Im Zuge der Herstellung von anisotropen Kohlenstoff- fasern 1 aus Kohlenteerpech und insbesondere Steinkohlen- teerpech wird das Kohlenteerpech vor dem Verspinnen durch Filtration von unschmelzbaren bzw. chinolinunlöslichen Bestandteilen befreit. Anschließend wird das Pechfiltrat
einer Destillation zum Entfernen flüchtiger bzw. nieder¬ molekularer Bestandteile unterzogen. Dann werden die aus der gewonnenen Pechschmelze versponnenen Pechfasern 2 unter Verwendung von ein- oder aufgebrachten pulverförmi- gen Stoffen bei vorgegebener Oxidationste peratur zum
Unschmelzbarmachen oxidiert. Weiter werden die oxidierten Pechfasern 2 unter Verwendung eines Inertgases bei vorge¬ gebener Carbonisationstemperatur carbonisiert. Das Pech¬ filtrat wird im Zuge der Destillation kontinuierlich in einem Dünnschichtverdampfer eingetragen und durch einen rotierenden Verteilerring gleichmäßig auf dem inneren Umfang verteilt. Die sich entlang der Verdampferzone be¬ wegenden Rotor-Wischblätter erfassen das Pechfiltrat und breiten einen dünnen Film über der Heizwand aus. Dabei verdampft unter dem Einfluß eines angelegten Vakuums der flüchtige Produktanteil und wird auf einem Kondensator niedergeschlagen. Der nicht verdampfte Produktanteil, nämlich eine mesophasenbildende Pechfraktion verläßt den Dünnschichtverdampfer und wird im Wege einer thermischen Behandlung zu einem Mesophasenpech umgewandelt. Das Meso¬ phasenpech wird granuliert. Das alles ist nicht gezeigt.
Das Mesophasenpechgranulat wird in einem Extruder 3 auf¬ geschmolzen. Die Pechschmelze läuft über ein Filter 4 und wird mittels einer Dosierpumpe 5 einem Zentrifugal¬ spinnkopf 6 zugeführt. Die Spinnzentrifuge, die an ihrem unteren Teil mit Düsenbohrungen versehen ist, drückt die Pechschmelze aufgrund von Zentrifugalkräften sowie einer zusätzlichen Druckunterstützung durch die Düsenbohrungen. Es entstehen zunächst endlose Filamente, die auf einem langsam rotierenden Fangring abgelegt werden. Der Fang¬ ring ist mit einer Schneidvorrichtung versehen, welche die Endlosfilamente auf die gewünschte Faserlänge schnei¬ det. Da man für die nachfolgende thermische Nachbehand- lung eine Lunte haben möchte, wird eine entsprechende
Anzahl von Einzelfasern, die den gewünschten Luntenquer¬ schnitt ergeben, am Fangring übereinander abgelegt. Die Luntenablage erfolgt in einem Coiler 7. Die Faserlunte wird über Umlenkrollen 8 in freihängenden Schlaufen auf einem auseinandergezogenen Scherengatter 9 abgelegt. Nach beendeter Ablage wird das Scherengatter 9, um eine hohe Raumausnutzung des Oxidationsofens 10 bzw. Carbonisa- tionsofens 11 zu gewährleisten, zusammengeschoben und in eine Behandlungsretorte 12 gegeben. Während des sich anschließenden Oxidationsprozesses befindet sich eine erste Vakuumretorte 13 im Untergeschoß und der Oxida- tionsofen 10 wird von unten über die Behandlungsretorte
12 gefahren. Nach einem abgestuften Temperaturprogramm wird die Behandlungsretorte 12 aufgeheizt. Während dieses Oxidationsprozesses zur Unschmelzbarmachung der Pech¬ fasern 2 durchströmt heiße Oxidationsluft die Behand¬ lungsretorte 12 von unten nach oben. - Der nachfolgende Carbonisationsprozeß muß, um ein Verbrennen der Pech¬ fasern 2 zu vermeiden, unter Inertgas ausgeführt werden. Um den Sauerstoff möglichst quantitativ aus der Faserlun¬ te zu entfernen, wird die Behandlungsretorte 12 zunächst evakuiert. Da die Behandlungsretorte 12 zwecks guten Wärmedurchgangs aus nichtvakuumfestem Dünnblech herge¬ stellt ist, wird der Carbonisationsofen 11 hinabgefahren und auf 1000° C aufgeheizt, während die Vakuumretorte
13 aus dem Untergeschoß unter die Behandlungsretorte 12 gehoben wird. Anschließend wird ein Vakuumaggregat in Betrieb gesetzt. Nach einigen Minuten kann die Vakuumre¬ torte 13 bzw. Behandlungsretorte 12 mit Stickstoff auf Normaldruck entspannt werden. Zur Sicherheit wird noch einmal mit Stickstoff gespült. Anschließend wird die Vakuumretorte 13 wieder in das Untergeschoß herabgelassen und gegen den mittlerweile auf 1000° C aufgeheizten Car-
bonisationsofen 11 ausgetauscht. Die Carbonisation erfor¬ dert zehn Minuten Verweilzeit, wobei flüchtige Verbin¬ dungen durch vorgeheizten Stickstoff über die Behand¬ lungsretorte 12 zur Kondensation bzw. Abluftverbrennung transportiert werden. Nach beendeter Carbonisation wird der Carbonisationsofen 11 hinabgefahren und eine weitere Vakuumretorte 13a von unten über die Behandlungsretorte 12 gehoben. Zur Sicherheit wird die Behandlungsretorte 12 noch mit Argon unter gleichzeitiger Druckentspannung gespült. Nach dem Herabfahren der Vakuumretorte 13a wird ein auf 2800° C aufgeheizter Graphitierungsofen 14 über die Behandlungsretorte 12 gefahren. Während des nun fol¬ genden Graphitierungsprozesses wird vorgeheiztes Argon durch die Behandlungsretorte 12 geleitet und transpor- tiert die flüchtigen Verbindungen zum Abluftsystem. End¬ lich werden die Kohlenstoffasern 1 durch Zufuhr von kal¬ tem Argon bzw. Stickstoff auf Temperaturen unter 600° C gekühlt. Die weitere Auskühlung kann in einer Kühlretorte 15 mit kalter Luft erfolgen.
Im einzelnen weist die Vorrichtung zur thermischen Nach¬ behandlung der Pechfasern 2 eine untere Drehbühne 16 mit dem Oxidationsofen 10, den Vakuumretorten 13, 13a, dem Carbonisationsofen 11, dem Graphitierungsofen 14 und der Kühlretorte 15 auf. Sämtliche Behandlungseinrichtun¬ gen 10 bis 15 sind in oben offener Behälterbauweise zur Aufnahme von Behandlungsretorten 12 ausgeführt. Ferner ist eine unabhängig von der unteren Drehbühne 16 drehbare obere Drehbühne 17 mit einer Changiereinrichtung für Be- handlungsretorten 12 zur vorübergehenden Aufnahme der
Faserablagen 9 mit den zu behandelnden Pechfasern 2 vor¬ gesehen. Oberhalb der oberen Drehbühne 17 befindet sich eine Beschickebene 18 mit zumindest einer Beschicköffnung 19 und zumindest einer Retortendeckelaufnähme 20 für Re-
tortendeckel 21 mit Anschluß für Luft- und Inertgaszu¬ fuhr, Vakuum und Abluft. Die Changiereinrichtung über¬ führt die Behandlungsretorten 12 zum Anschluß an den je¬ weiligen Retortendeckel 21 von der oberen Drehbühne 17 unter den betreffenden Retortendeckel 21 und umgekehrt. Die untere Drehbühne 16 weist zumindest eine Hubvorrich¬ tung 22 für jeweils den Oxidationsofen 10, die Vakuumre¬ torten 13, 13a, den Carbonisationsofen 11, den Graphi¬ tierungsofen 14 und die Kühlretorte 15 auf. Diese Behand- lungseinrichtungen 10 bis 15 sind zur Aufnahme der Be¬ handlungsretorten 12 unter die Retortendeckelaufnähme 20 bzw. den betreffenden Retortendeckel 21 verfahrbar und hochfahrbar bzw. umgekehrt. Die Behandlungseinrich¬ tungen 10 bis 15 sind auf der unteren Drehbühne 16 um 60° zueinander versetzbar und auf einem Drehkreis ange¬ ordnet, der in vertikaler Projektion den Außenumfang der oberen Drehbühne 17 zum seitlichen Passieren der hochzu¬ fahrenden Behandlungseinrichtungen 10 bis 15 übersteigt und zum Anschluß der hochgefahrenen Behandlungseinrich- tungen 10 bis 15 an den jeweiligen Retortendeckel 21 unterhalb der in gleicher Weise um 60° zueinander ver¬ setzten Retortendeckelaufnahmen 20 verläuft. Jeder Be¬ handlungseinrichtung 10 bis 15 ist eine eigene Hubvor¬ richtung 22 zugeordnet, so daß jeweils gleichzeitig unter jedem Retortendeckel 21 einer der sechs Prozesse Oxida¬ tion, Evakuierung, Carbonisation, Evakuierung, Graphitie- rung und Kühlung ablaufen kann. - Die Faserablage ist als zusammenschiebbares Scherengatter 9 für an waage¬ rechten Stäben freihängende Faserschlaufen ausgebildet und in zusammengeschobenem Zustand in jeweils eine Be¬ handlungsretorte 12 einsetzbar.
- 12 -
Im einzelnen arbeitet die Vorrichtung wie folgt, wenn gleichzeitig unter jedem Retortendeckel 21 jeweils einer der sechs Prozesse Oxidation, Evakuierung, Carbonisation, Evakuierung, Graphitierung und Kühlung abläuft:
Fig_ 2: Auf der oberen Drehbühne 17 wird eine leere Be¬ handlungsretorte 12 von oben mit einem zusammengezogenen Scherengatter 9 gefüllt.
Fig. 4: Die obere Drehbühne 17 dreht sich um 180°. Wäh¬ rend aus der anderen Behandlungsretorte 12 ein Scheren¬ gatter 9 mit fertigen anisotropen Kohlenstoffasern 1 ent¬ nommen wird, dreht sich die untere Drehbühne um 60°, so daß die Kühlretorte 15 gegen den Oxidationsofen 10 ausge- tauscht wird.
Flg. 5: Die Behandlungsretorte 12 mit den unbehandelten Pechfasern 2 wird durch die Changiereinrichtung unter den zugeordneten Retortendeckel 21 transportiert.
Fig. 6: Durch die Hubvorrichtung 22 wird der Oxidations¬ ofen 10 - ein Niedertemperaturofen - von unten über die Behändlungsretorte 12 gefahren. Während des nun folgenden Oxidationsprozesses wird heiße Oxidationsluft durch die Behandlungsretorte 12 geleitet und der Oxidationsofen 10 entsprechend dem optimierten Temperaturprofil aufge¬ heizt. Die heißen Prozeßgase werden der Abluftreinigung zugeführt.
Fig. 7: Nach beendeter Oxidation wird der Oxidationsofen 10 auf die untere Drehbühne 16 herabgefahren.
Fig. 8: Die untere Drehbühne 16 dreht um 60°, so daß die erste Vakuumretorte 13 unter der Behandlungsretorte 12 Z stehen kommt.
Fig. 9: Die Vakuumretorte 13 wird mittels der hydrau¬ lischen Hubvorrichtung 22 von unten über die Behandlungs¬ retorte 12 gehoben. Das angelegte Vakuum evakuiert den Ofen.
Fig. 10: Zur Sicherheit wird die Behandlungsretorte 12 noch mit Stickstoff unter gleichzeitiger Druckentspannung gespült. Die Vakuumretorte 13 wird auf die untere Dreh¬ bühne hinabgefahren.
Fig. 11: Die untere Drehbühne dreht um 60°, so daß der inzwischen 1000° C heiße Carbonisationsofen 11 - ein Hochtemperaturofen - unter der Behandlungsretorte 12 steht.
Fig. 12: Der Carbonisationsofen 11 wird mittels der hy¬ draulischen Hubvorrichtung von unten über die Behand¬ lungsretorte 12 gefahren. Während des nun folgenden Car- bonisationsprozesses wird vorgeheizter Stickstoff durch die Behandlungsretorte 12 geleitet und transportiert die flüchtigen Verbindungen zum Abluftsystem.
Fig. 13: Der Carbonisationsofen 11 wird auf die untere Drehbühne 16 hinabgefahren.
Fig. 14: Die untere Drehbühne 16 dreht um 60°, so daß die weitere Vakuumretorte 13a unter der Behandlungsre¬ torte 12 zu stehen kommt.
Fig. 15: Die Vakuumretorte 13a wird über die hydraulische
Hubvorrichtung von unten über die Behandlungsretorte 12 gehoben. Das angelegte Vakuum evakuiert den Ofen.
Fig. 16: Zur Sicherheit wird die Behandlungsretorte 12 it Argon unter gleichzeitiger Druckentspannung gespült. Die Vakuumretorte 13a wird auf die untere Drehbühne 16 hinabgefahren.
Fig. 17: Die untere Drehbühne 16 dreht um 60°, so daß der 2800° C heiße Graphitierungsofen 14 unter der Behand¬ lungsretorte 12 steht.
Fig. 18: Der Graphitierungsofen 14 wird über die hydrau¬ lische Hubvorrichtung 22 von unten über die Behandlungs- retorte 12 gefahren. Während des nun folgenden Graphitie- rungsprozesses wird vorgeheiztes Argon durch die Behand¬ lungsretorte 12 geleitet und transportiert die flüchtigen Verbindungen zum Abluftsystem.
Fig. 19: Der Graphitierungsofen 14 wird auf die untere Drehbühne 16 hinabgef hren.
Fig. 20: Die untere Drehbühne 16 dreht um 60°, so daß die Kühlretorte 15 unter der Behandlungsretorte 12 zu stehen kommt. Die Kohlenstoffasern 1 werden durch Zufuhr von kaltem Argon bzw. Stickstoff auf Temperaturen unter 600° C gekühlt.
Fig. 21: Die weitere Abkühlung kann in der Kühlretorte 15 mit kalter Luft erfolgen.
Fig. 22: Die Kühlretorte 15 wird auf die untere Drehbühne 16 hinabgefahren.
Fig. 23: Durch die Changiervorrichtung wird die Behand¬ lungsretorte 12 auf die obere Drehbühne 17 transportiert. Ein neuer Zyklus beginnt.