Verfahren und Vorrichtung zur Überwachung der Fahrgestelle von mehrachsigen Fahrzeugen
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 oder 2 bzw. 9 oder 10.
Im Eisenbahnverkehr stellen fehlerhaft funktionierende Elemente der Fahrgestelle von Eisenbahnwagen eine Gefahrenquelle dar. Mängel können z.B. aufgrund während dem Fahrbetrieb eingetretener Materialabnutzung oder aufgrund ungenügender Wartung auftreten. Aufgrund erhöhter Fahrgeschwindigkeiten auf vielen Streckenbereichen erhöht sich die Gefahren von Unfällen, die z.B. durch Schäden an Achsenlagern und Bremsen verursacht werden.
Zur Vermeidung von Unfällen wird angestrebt, abnormale Be- triebszustände rasch zu erfassen, um entsprechende Sicher- heitsmassnahmen (z.B. eine Reduktion der Fahrgeschwindigkeit) sofort einleiten zu können.
Aus Signal + Draht, Tetzlaff Verlag Hamburg, Ausgabe Jan./Feb. 1999, Seiten 30-33, ist die Ortung von sogenannten Heissläufern mittels gleisseitig installierten Infrarotsen- soren bekannt. Zu berücksichtigen bei der Messung ist, dass die Umgebungstemperatur und die Sonneneinstrahlung in einem weiten Bereich variieren können und dass die überwachten Teile meist mit einer SchmutzSchicht bedeckt sind. Ferner weisen die Achslager oft verschiedenartige Betriebstemperatu- ren auf, an die die Messvorrichtung angepasst werden muss. Durch die Temperaturmessung können zudem nur Fehler festgestellt werden, die zu einer Erwärmung der überwachten Teile des Fahrgestells führen.
Vorzugsweise wird daher eine Überwachungsvorrichtung verwendet, durch die nicht unzulässige Abweichungen vom thermischen, sondern unzulässige vom mechanischen Betriebsverhalten
eines Fahrgestells festgestellt werden, an das sich die Messvorrichtung vorzugsweise adaptiert.
Eine Vorrichtung, die zur Feststellung von unzulässige Abwei- chungen des mechanischen Betriebsverhaltens eines überwachten Objekts geeignet ist, ist z.B. aus U.S. Pat. 5,419,197 bekannt. Diese Vorrichtung weist einen Beschleunigungssensor auf, der am überwachten Objekt montiert ist und die Vibrationen des Objekts in Beschleunigungssignale umwandelt, die zur Feststellung eines unzulässig abweichenden Betriebsverhaltens in einem Signalprozessor und einem neuronalen Netzwerk verarbeitet werden.
Durch eine derartige Überwachungsvorrichtung könnten daher auch unzulässige Abweichungen vom mechanischen Betriebsverhalten eines Fahrgestells festgestellt werden, auf dem zu diesem Zweck ein Beschleunigungssensor montiert wird. Da ein Fahrgestell nicht auf einer idealen Fahrbahn bzw. Schiene geführt ist, beeinflussen nicht nur innerhalb des Fahrgestells auftretende Veränderungen, sondern auch Rückwirkungen von
Fahrbahn bzw. Schiene das mechanische Betriebsverhalten des Fahrgestells. Es besteht daher die Gefahr, dass durch Rückwirkungen von Fahrbahn bzw. Schiene eine fehlerhafte Interpretation des mechanischen Betriebsverhaltens des Fahrge- stells verursacht wird, wodurch gegebenenfalls unkorrekte Fehlermeldungen ausgelöst werden.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Verfahren und Vorrichtung zur Überwachung der Fahrge- stelle von mehrachsigen Fahrzeugen anzugeben, durch die Abweichungen von Veränderungen des mechanischen Betriebsverhaltens der Fahrgestelle unabhängig von Fremdeinflüssen messbar sind.
Diese Aufgabe wird durch die in den Patentansprüchen 1 oder 2 bzw. 9 oder 10 angegebenen Massnahmen gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind in weiteren Ansprüchen angegeben.
Das erfindungsgemässe Verfahren erlaubt die Erfassung von Veränderungen des mechanischen Betriebsverhaltens von Fahrgestellen unbeeinflusst von Einwirkungen, die von Fahrbahn bzw. Schiene verursacht werden. In einer vorzugsweisen Ausgestaltung der Erfindung sind die Fremdeinflüsse von Fahrbahn bzw. Schiene messbar, wodurch deren Zustand festgestellt werden kann. Mit jeder Eisenbahnfahrt kann daher der Zustand der passierten Fahrstrasse geprüft werden. Ferner sind durch die erfindungsgemässe Lösung in vorzugsweisen Ausgestaltungen auch die Geschwindigkeit des Fahrzeugs und die jeweilige Position messbar. Den einzelnen Messresultaten bzw. Fehler- oder Alarmmeldungen können daher zusätzlich Ort, Zeit und Geschwindigkeit aufgeprägt werden. Die gemessene Geschwindigkeit wird in vorzugsweisen Ausgestaltungen der Erfindung einerseits als Parameter zur Bewertung des mechanischen Betriebsverhaltens des Fahrgestells und andererseits zur prä- zisen Feststellung von Fremdeinflüssen verwendet. In einer weiteren vorzugsweisen Ausgestaltung werden auch Fremdeinflüsse berücksichtigt, die durch die Steuerung des Fahrzeugs verursacht werden.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand einer Zeichnung beispielsweise näher erläutert. Dabei zeigt:
Fig. 1 ein Fahrgestell 1 mit einer erfindungsge ässen Überwachungsschaltung 10, Fig. 2 den internen Aufbau der Überwachungsschaltung 10 mit einer Adaptionsstufe 13, einer Korrelationsstufe 14 und einer Differenzstufe 15, Fig. 3 eine Überwachungsschaltung 10, der von mehreren Modulen 22, 23, 24, 25 Daten zuführbar sind und deren Ausgangssignale einer Übertragungsvorrichtung zugeführt werden,
Fig. 4 die an den Achsen 5a, 5b des Fahrgestells 1 auftretenden Beschleunigungen und Fig. 5 eine vorteilhafte Ausgestaltung der Adaptionsstufe 13.
Fig. 1 zeigt ein aus der WO 97/23375 bekanntes Fahrgestell 1 für Eisenbahnwagen, das auf Schienen 2 geführt ist, die auf Schwellen 3 gelagert sind. Das Fahrgestell 1 besteht aus zwei über ein Gelenk 6c miteinander verbundenen Rahmenteilen 6a, 6b, die je ein Lager zur Aufnahme der mit den Laufrädern 4a, 4b verbundenen Radachsen 5a, 5b aufweisen und die je von einer Seite entsprechend gegen ein Federpaket 7 andrücken, wenn eine Last, das Gewicht des Fahrgestellrahmens 6 und die gegebenenfalls aufgesetzte Wagenkabine, das Gelenk 6c nach un- ten drückt. Ebenso werden Beschleunigungen der Radachsen 5a, 5b, die durch schadhafte Stellen 8 , 9 an den Rädern 4a, 4b oder an der Fahrbahn bzw. an den Geleisen 2 verursacht werden, durch das Federpaket 7 aufgefangen.
In Fig. 1 weist das Rad 4b eine Abplattung 9 und die Schiene 2 zwei Kerben 8 auf, die das Schwingungsverhalten des Fahrgestells 1 beeinflussen. Abweichungen des mechanischen Betriebsverhaltens des Fahrgestells können daher durch Mängel des Fahrgestells 1 oder der Schiene 2 verursacht werden. Er- findungsgemäss soll nun unabhängig von Mängeln der Schiene 2 festgestellt werden, ob das Fahrgestell 1 einen Fehler aufweist.
Zu diesem Zweck ist bei jedem Radlager ein über Leitungen 12a, 12b mit einer Überwachungsschaltung 10 verbundener Beschleunigungssensor 11a, 11b vorgesehen, der die Beschleunigungen der Achsen 5a, 5b misst.
Fig. 2 zeigt einen möglichen inneren Aufbau der Überwachungs- schaltung 10, in der verschiedene Auswertungen der von Beschleunigungssensoren 11a, 11b zugeführten Signale slla/ sιib möglich sind. Einerseits können die Sensorsignale
sιla, siib einer Adaptionsstufe 13 zugeführt werden, in der kontinuierlich eine Adaption an das mechanische Betriebsverhalten des Fahrgestells 1 erfolgt.
Eine Ausgestaltung der Adaptionsstufe 13 , durch die verschiedene Auswertungen der Sensorsignale slla, s^b möglich ist, ist in Fig. 5 dargestellt. Sofern auf einzelne Auswertungen der Sensorsignale slla, sllb verzichtet werden kann, ergibt sich ein einfacherer Aufbau der Adaptionsstufe 13.
Die Sensorsignale slla, sllb werden in der Adaptionsstufe 13 je einem zur Fourier-Transformation der zugeführten Signale sna, s llb vorgesehenen FFT-Modul 132a bzw. 132b (FFT: Fast Fourier Transformation) zugeführt, durch die eine Transformation der Signale si la/ sm, aus dem Zeitbereich in den Frequenzbereich erfolgt.
Die bei der Fourier-Transformation resultierenden Frequenzprofile werden einem ersten Prüfmodul 135 zugeführt, in dem deren Abweichungen von einander, von den ursprünglich gemessenen Frequenzprofilen und/oder von einem entsprechend gewählten Standardprofil festgestellt werden.
Im Prüfmodul 135 können Abweichungen praktisch verzögerungs- frei festgestellt werden.
Alternativ oder zusätzlich werden die bei der Fourier-Trans- for ation resultierenden Frequenzprofile über Speicherstufen 133a bzw. 133b, in denen gleitende Mittelwertprofile gebildet werden, einem zweiten Prüfmodul 136 zugeführt, in dem die Abweichungen der gebildeten Mittelwertprofile von einander, von den ursprünglich gemessenen Mittelwertprofilen und/oder von einem entsprechend gewählten Standardprofil festgestellt werden. Die Gewichtung neuer Werte gegenüber Messwerten frü- herer Messperioden in den Speicherstufen 133a bzw. 133b, in denen gleitende Mittelwerte gebildet werden, ist jeweils ver-
hältnismässig gering, so dass kurzfristige Störungen praktisch ohne Einfluss bleiben.
Im Prüfmodul 136, in dem über längere Zeit gebildete Mittel- wertprofile miteinander verglichen werden, können über längere Zeit entstehende Abweichungen präzise festgestellt werden. Aufgrund der präzisen Analysen können zudem entsprechende Korrekturmassnah en automatisch angefordert werden. Verändern sich die beiden Mittelwertprofile ähnlich, so kann festgestellt werden, dass die Veränderung nicht durch einen Defekt, sondern nur durch eine Alterung der Räder und Lager verursacht werden. Entstehen stärkere Abweichungen zwischen den beiden Profilen, kann auf einen Mangel des Radsatzes geschlossen werden, der vom ursprünglichen Profil stärker abweicht.
Alternativ oder zusätzlich werden die von den Speicherstufen 133a bzw. 133b ausgelesenen Mittelwertprofile je einem dritten Prüfmodul 134a bzw. 134b zugeführt, in denen sie mit einem aktuell ermittelten Frequenzprofil verglichen werden. In den Prüfmodulen 134a; 134b können die entsprechenden Abweichungen wiederum fast verzögerungsfrei festgestellt werden. Sofern am Fahrgestell 1 keine Veränderung auftritt, sind vom Prüfmodul 134a bzw. 134b festgestellte Abweichungen auf Mängel von Fahrbahn bzw. Schiene 2 zurückzuführen.
Die Auswertung der in den Prüfmodulen 134a, 134b, 135 und/oder 136 festgestellten Abweichungen erfolgt in den Prüfmodulen 134a, 134b, 135 und/oder 136 selbst oder vorzugsweise in einer Signalverarbeitungseinheit 17, der die Daten von der Adaptionsstufe 13 über einen Datenkanal 131 zuführbar sind. Die Abweichungen werden in der Signalverarbeitungseinheit 17 mit zulässigen Grenzwerten verglichen nach deren Überschreitung Fehlermeldungen an das Leitsystem des Fahrzeugs oder an eine erdgebundene Leitstelle abgegeben werden.
Die Signalverarbeitungseinheit 17, die die zugeführten Signale auswertet, liefert daher präzise Angaben über den Zustand von Fahrgestell 1 und Schiene 2. Meldungen über den Zustand von Fahrgestell 1 und Schiene 2 werden vorzugsweise mit der Orts- und gegebenenfalls auch mit der Zeitinformation verknüpft, so dass z.B. dem für den Unterhalt der Schiene zuständigen Personal eine Schadensmeldung zugeleitet werden kann, aus der die Position des schadhaften Gleisstücks hervorgeht. Der Zustand des Gleismaterials wird daher bei jeder Überfahrt des Zuges überprüft, wodurch sich Kontrollgänge durch Wartungspersonal weitgehend erübrigen. Die Auswertung des Signals erfolgt vorzugsweise unter Berücksichtigung verschiedener Parameter, insbesondere der Geschwindigkeit des Fahrzeugs (siehe auch nachstehende Ausführungen) .
Selbstverständlich werden durch die Prüfmodule 134a, 134b auch dann grössere Abweichungen zwischen den Mittelwertprofilen und den aktuell ermittelten Frequenzprofilen festgestellt, wenn ein Achs- oder Radbruch plötzlich auftritt. Ein derartiger Mangel muss sofort erfassbar und als Mangel des Fahrgestells 1 und nicht der Schiene 2 erkennbar sein. Ein diesbezüglicher Indikator wird durch einen Vergleich der von den Sensoren 11a und 11b abgegebenen Signale Si 2 a » si2b 9e~ wonnen, die gegeneinander soweit verschoben werden, dass die Differenz Td der Zeiten tl, t2 kompensiert wird, zu denen die Räder 4a, 4b des Fahrgestells 1 einen Punkt der Schiene 2 bzw. der Fahrbahn passieren. Sofern die Differenz der beiden gegeneinander verschobenen Signale S 2a> si2b / gegebenenfalls nach der Korrektur durch die vom Prüfmodul 136 festge- stellte Abweichung der beiden Mittelwertprofile, identisch sind, liegen keine Mängel des Fahrgestells 1 vor. Die von den Prüfmodulen 134a, 134b festgestellten Abweichungen zwischen den Mittelwertprofilen und den aktuell ermittelten Frequenzprofilen sind daher auf Mängel der Schiene 2 zurückzuführen.
Die in Fig. 4 eingetragene Verzögerungszeit Td kann, wie in Fig. 2 gezeigt, durch Korrelation der Signale sι2a si2b
erfolgen. Dazu ist eine Korrelationsstufe 14 vorgesehen, der das Signal Sin, des einen Sensors 11b durch ein variables Verzögerungsglied 16 verzögert und das Signal slla des anderen Sensors 11a unverzögert zugeführt wird. Vom Ausgang 141 der Korrelationsstufe 14 wird dem Verzögerungsglied 16 ein Steuersignal zugeführt, durch das die zeitliche Verzögerung des Signals sl l h änderbar ist, bis sich das unverzögerte Signal sna und das am Ausgang 161 des Verzögerungsgliedes 16 verzögert abgegebene Signal *snb wenigstens annähernd überdecken. Die Korrelation von Signalen, wie sie in der Korrelationsstufe 14 erfolgt, ist z.B. aus der Radartechnik bekannt. In M. I. Skolnik, Radar Handbook, Verlag Mc Graw-Hill Inc., New York 1970, Seite 20-3, Fig. lc ist ein Korrelator gezeigt, dem ein Echosignal und ein entsprechend der gesamten Laufzeit des Echosignals verzögertes Sendesignal zugeführt wird. Sofern die Signale identisch und zeitlich deckungsgleich sind, entspricht der Korrelator einem Matched Filter, in dem eine Faltung der zugeführten Signale gemäss nachstehendem Faltungsintegral erfolgt:
Der Maximalwert für y(t) ist dann erreicht, wenn der zeitliche Abstand Td zwischen den beiden Zeitpunkten tl, t2 genau der eingestellten Verzögerung entspricht. Die Korrela- tionsstufe 14 steuert daher das Verzögerungsglied 16 bis der Maximalwert erreicht ist. Möglich ist ferner die Verwendung mehrerer Korrelatoren, denen die Signale s^ a und sllb mit unterschiedlicher zeitlicher Verzögerung zugeführt werden. Durch einen Vergleich der Ausgangssignale der Korrelatoren kann festgestellt, welche zeitliche Verschiebung der Signale siia un^ *sllb dem zeitlichen Abstand Td am besten entspricht. Die entsprechend dem zeitlichen Abstand Td gegeneinander verschobenen Signale sna und *snb werden an- schliessend der Differenzstufe 15 zugeführt, in der die gegeneinander verschobenen Signalverläufe si i a und *s ib von- einander subtrahiert werden. Der resultierende Signalverlauf
s es = s lla ~ *s llb wird über den Ausgang 151 an eine Signalverarbeitungseinheit 17 abgegeben.
Die Auswertung der von der Korrelationsstufe 14 über den Aus- gang 142 abgegebenen Signale kann alternativ durch die Signalverarbeitungseinheit 17 erfolgen, welche dem Verzögerungsglied 16 über den Ausgang ein Steuersignal zuführt, durch das die Verzögerung einstellbar ist.
Fig. 4a zeigt die Verläufe der von den Sensoren 11a, 11b abgegebenen Signale slla und sub. Zum Zeitpunkt tl wird bei der Achse 5a und zum Zeitpunkt t2 wird bei der Achse 5b eine Störung xa bzw. xb bzw. eine starke Beschleunigung registriert, die durch dieselbe Unebenheit in der Fahrbahn bzw. in der Schiene 2 (siehe Fig. 1, Geleiseschäden 8) verursacht wurden. Wie oben erwähnt, sollen diese Geleiseschäden 8 nicht als Mangel des Fahrgestells 1 interpretiert werden.
Fig. 4b zeigt den invertierten Verlauf des Signals sllb und den nicht-invertierten Verlauf des Signals sιla. Die beiden Verläufe der Signale sna und snb sind um den Wert Td gegeneinander verschoben, weshalb deren Differenz, die in der Differenzstufe 15 gebildet wird, bei idealem Verhalten des Fahrgestells 1 einen Signalverlauf εr e s ergibt, der entlang der Nulllinie verläuft.
Durch die Verschiebung und Differenzbildung der Verläufe der von den Sensoren 11a, 11b abgegebenen Signale slla und sllb können daher äussere Einflüsse, die auf das Fahrwerk 1 ein- wirken, von den durch das Fahrgestell 1 verursachten Beschleunigungen getrennt werden. D.h., die durch Geleiseschäden 8 verursachten Beschleunigungen haben somit keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Überwachung des Fahrgestells 1. Vorzugsweise wird das Differenzsignal sr e s in der Signalverarbeitungsstufe 17 mit einem ersten Schwellwert verglichen, der derart gewählt ist, dass das Überschreiten des Schwellwerts eine Störung und ein Unter-
schreiten des Schwellwerts den einwandfreien Zustand des Fahrgestells 1 anzeigt.
Besonders deutlich werden Beschleunigungen erfasst, die nur auf eine der beiden Radachsen 5a, 5b einwirken. In Fig. 1 ist eine Abplattung 9 des Rades 4b gezeigt, die z.B. durch eine Blockade der Bremsen verursacht wurde. Der nach Verschiebung und Subtraktion der Signalverläufe si la und sllb resultierende Signalverlauf εres, dem die Abplattung 9 verursachten Beschleunigungen aufgeprägt sind, ist in Fig. 4c gezeigt.
Tieffrequente Störungen lassen dabei darauf schliessen, dass an der Peripherie des Rades ein Mangel aufgetreten ist. Ein massiver Anstieg der Signale im Bereich hoher Frequenzen lässt hingegen auf einen Schaden am Achslager schliessen. Durch eine Analyse der Signale kann daher festgestellt werden, welcher Art ein aufgetretener Schaden ist. Zur Signalanalyse kann z.B. die Fouriertransformation verwendet werden, die es erlaubt, die Signale im Frequenzbereich darzustellen und auszuwerten.
Die Auswertung des Differenzsignals sr e s kann verschiedenartig erfolgen. Vorzugsweise wird wenigstens ein zweiter Schwellwert gegebenenfalls ein Schwellwertprofil festgelegt, in dem für bestimmte Frequenzbereiche Signalwerte enthalten sind, bei deren Überschreitung eine Fehlermeldung erfolgt.
Aus dem in Fig. 4c gezeigten Signalverlauf sr e s ist ferner erkennbar, dass Spitzenwerte, die auf Schäden an der Lauf- fläche eines Rades 4a, 4b schliessen lassen, periodisch in Zeitabständen Tu auftreten. Durch Messung der Periodendauer zwischen zwei Spitzenwerten kann und in Kenntnis des Radius der Räder 4a, 4b kann die Geschwindigkeit v (v = 2 π r / Tu) des Fahrzeugs berechnet werden. Da praktisch alle Räder von Fahrgestellen ein besonderes periodisches Verhalten aufweisen, erlaubt die Erfindung daher die zuverlässige Messung der Fahrgeschwindigkeiten v.
Der zeitliche Abstand Td zwischen den beiden Zeitpunkten tl, t2 , an denen das erste und das zweite Rad 4a bzw. 4b des Fahrgestells eine bestimmte Gleisposition überfährt, kann auch anhand der Geschwindigkeit v und des Abstandes d der Achsen 5a, 5b berechnet werden. Der zeitliche Abstand Td ist gleich Td = d / v bzw. Td = Tu * d / 2 TT r. Möglich ist ferner die Zuführung der Geschwindigkeit v vom Fahrzeugrechner.
Die Geschwindigkeit v wird in der Signalverarbeitungseinheit 17 vorzugsweise bei der Überprüfung des Differenzsignals sres unter berücksichtigt. Z.B. wird ein Schwellwertprofil vorgesehen, in dem Schwellwerte in Abhängigkeit der Geschwindigkeit festgelegt sind.
Wird von der Adaptionsstufe 13 und der Signalverarbeitungseinheit 17 eine sprunghafte Abweichung vom adaptierten mechanischen Verhalten des Fahrgestells 1 festgestellt, können dafür zwei Ursachen verantwortlich sein. Sofern das Differenz- signal sres keine sprunghafte Änderung nachvollzieht, liegen äussere Einflüsse vor, die durch die Signalverarbeitungseinheit 17 ausgewertet und, gegebenenfalls mit Orts- und Zeitstempel versehen, weiter übermittelt werden können. Sofern das Differenzsignal sres jedoch eine sprunghafte Än- derung aufweist, liegt ein Schaden am Fahrgestell 1 vor.
Bei der Feststellung von Schäden an Fahrbahn bzw. Geleisen 2 oder am Fahrgestell 1 können unverzüglich die vorgesehenen Massnahmen eingeleitet werden. Bei Schäden an Fahrbahn bzw. Geleisen 2 empfiehlt sich eine Reduktion der Fahrgeschwindigkeit, bei Schäden am Fahrgestell 1 ist das Fahrzeug z.B. anzuhalten. Durch die Signalverarbeitungseinheit 17 sind anhand der Signalanalyse vorzugsweise verschiedene Zustände feststellbar, denen entsprechende Massnahmen zugeordnet sind. Bei deutlichen Abweichungen des adaptierten Signalprofils von einem Standardprofil sollte ein Revisionsbedarf gemeldet werden, ohne dass die Fahrt des Fahrzeugs beeinträchtigt
wird. In diesem Fall oder bei f stgestellten Mängeln an den Schienen 2 kann auch die vorgesehene Höchstgeschwindigkeit reduziert werden. Bei sprunghaften Änderungen kleineren Aus- masses, die als Schaden an einem Fahrgestell 1 erkannt wer- den, kann die Höchstgeschwindigkeit reduziert werden. Bei sprunghaften Änderungen grösseren Ausmasses ist ein Fahrzeughalt und eine Überprüfung des betreffenden Fahrgestells 1 vorzusehen.
Vorzugsweise werden alle drei Überwachungsverfahren (Prüfung externer Einflüsse, Prüfung langsamer Abweichungen und Prüfung schneller Abweichungen des Verhaltens des Fahrgestells) gleichzeitig eingesetzt. Möglich ist natürlich auch die Anwendung von einem oder zwei der Verfahren.
Der Aufbau der Überwachungsschaltung 10 ist weitgehend frei wählbar. Die Aufgaben der Überwachungsschaltung 10 können vorzugsweise auch durch einen einzigen Signalprozessor wahrgenommen werden.
Fig. 3 zeigt die Überwachungsschaltung 10, der von mehreren Modulen 22, 23, 24, 25 Daten zuführbar sind, die bei der Verarbeitung der Messsignale vorzugsweise berücksichtigt oder mit den Messresultaten bzw. den Fehler- und Alarmmeldungen verknüpft werden.
In einem Speicherbaustein 22 sind vorzugsweise alle technischen und logistischen Daten des Fahrzeugs bzw. des Eisenbahnwagens abgelegt, dessen Fahrgestelle 1 überwacht werden. Diese Daten können bei der Auswertung der Signale berücksichtigt oder zusammen mit den ermittelten Resultaten zu einer Kontrollstelle übermittelt werden. Als Parameter für die Auswertung der Messignale können z.B. das Netto- und Bruttogewicht des Wagens sein. Vorzugsweise sind vom Speicherbau- stein 22 die Fahrgestelldaten sowie Standardprofile abrufbar. Sofern eine individuelle Fahrzeugnummer im Speicherbaustein
22 abgelegt ist, so kann diese z.B. zusammen mit den Fehlerund Alarmmeldungen verknüpft werden.
Aus weiteren Modulen 23 und 24 sind vorzugsweise sind vor- zugsweise Zeit- und Ortsinformationen abrufbar, die ebenfalls zusammen mit den Fehler- und Alarmmeldungen verknüpft werden. Vorzugsweise sind die Module 23 und 24 zu diesem Zweck an das Global Positioning System (GPS) angekoppelt, welches entsprechende Daten zur Verfügung stellt. Als Parameter sollte auch die Umgebungstemperatur berücksichtigt werden, die je nach Ort und Jahreszeit im Bereich zwischen etwa -20°C und +40°C liegen kann, was zu entsprechenden Änderungen des Betriebsverhaltens des Fahrgestells 1 führen kann.
Das Modul 25 dient als Schnittstelle zum Fah zeugrechner, der verschiedene Betriebsinformationen an die Überwachungseinheit übermittelt. Selbstverständlich wird das Betriebsverhaltens des Fahrgestells 1 durch allfällige Bremsvorgänge stark be- einflusst. Ein durch einen Bremsvorgang verursachter Anstieg der Signale im oberen Frequenzbereich darf natürlich nicht als Achsbruch bewertet werden. Durch den Fahrzeugrechner werden daher vorzugsweise alle Vorgänge an die Überwachungsvorrichtung gemeldet, so dass die Überwachungsvorrichtung entweder temporär ausgeschaltet oder vorzugsweise mit einem für diesen Zustand gültigen Signalprofil versehen wird.
Sollte das Betriebsverhalten des Fahrgestells 1 während dem Bremsvorgang von diesem Signalprofil abweichen, kann festgestellt werden, dass die Bremsen oder die zugehörige Steuerung und Mechanik ein abnormales Verhalten aufweisen und gegebe- nenfalls schadhaft sind. Wird z.B. ein Bremsvorgang gemeldet, ohne dass nachfolgend eine Änderung des Betriebsverhaltens auftritt, kann festgestellt werden, dass die Bremsen beim betreffenden Fahrgestell 1 nicht aktiviert wurden.
Die von der Überwachungsvorrichtung ermittelten Daten sind vorzugsweise an den Fahrzeugrechner , an einen Fahrtenschreiber und/oder an eine Anzeigevorrichtung innerhalb des Fahr-
zeugs übertragbar. Selbstverständlich sollten die ermittelten Daten über Balisen, Funksysteme, etc. auch an eine Leitstelle übertragbar sein (siehe z.B. Signal + Draht, Tetzlaff Verlag Hamburg, Ausgabe Jan./Feb. 1999, Seiten 30-33)
Die in Fig. 3 gezeigte Überwachungsschaltung 10 ist zu diesem Zweck über eine Datenaufbereitungseinheit 18 mit einer Sende- und Empfangsstufe 19 versehen, welche die Daten und Meldungen über ein Antennensystem 20 zu einer Leitstelle und/oder über ein Bussystem 192 zum Fahrzeugrechner 21 übermittelt.
Vorzugsweise werden alle Räder 4 und Achsen 5 eines Fahrgestells 1 überwacht. Das Fahrgestell 1 kann beliebig, z.B. auch als Wagen mit lediglich zwei Achsen, ausgestaltet sein.
Die Überwachungsvorrichtung kann für mehrachsige Fahrzeuge sowohl im Strassen- als auch im Eisenbahnverkehr eingesetzt werden.