DE971061C - Verfahren zum Reinigen der Abluft von Viskosefabriken - Google Patents

Description

Im Patent 950 191 ist ein Verfahren zum Reinigen der Abluft von Viskosefabriken, insbesondere der an den Spinnstellen und aus dem Spinnsaal abgesaugten Luft, mittels lose geschütteter eisenoxydhydrathaltiger Massen beschrieben, wonach die Abluft mit einer Gasströmungsgeschwindigkeit von mindestens 1,5 cm in der Sekunde durch die Reinigungsmassen hindurchgeleitet wird.

Bei dem beschriebenen Verfahren ist zwar eine praktisch vollständige Beseitigung des Schwefelwasserstoffes aus den Abgasen gesichert, indessen gelingt es mit Hilfe der angegebenen Mittel nicht, den gleichfalls in den Abgasen enthaltenen Schwefelkohlenstoff wiederzugewinnen. Die Rückgewinnung des Schwefelkohlenstoffes ist technisch wirtschaftlich nur mit Hilfe der bekannten Adsorptionsverfahren, beispielsweise unter Verwendung von Silikagel, Adsorptionskohle od. dgl., möglich. Es ist jedoch in der Praxis undurchführbar, die mehrere tausend Kubikmeter betragende Abluftmenge durch entsprechende Adsorptionsanlagen hindurchzuleiten, da die Adsorption eine gewisse Zeit erfordert und für die Bewältigung der Abgasmenge Adsorptionsanlagen geschaffen werden müßten, die etwa den Umfang der ganzen Viskosefabrik erreichen würden. Außerdem werden die Adsorptionsmittel leicht durch Spuren von Schwefelwasserstoff, der noch in den Abgasen enthalten ist, ver-

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giftet und in ihrer Adsorptionswirkung geschwächt. Man hat sich daher bisher damit zufrieden geben müssen, die Schwefelkohlenstoffmengen, die in den gesamten Abgasmengen nur in sehr geringen Konzentrationen enthalten sind, so daß sie keine Geruchsbelästigung verursachen, verloren zu geben. Trotzdem handelt es sich im ganzen gesehen um beträchtliche Mengen, so daß der Schwefelkohlenstoffverlust eine erhebliche wirtschaftliche Belastung der Fabrik darstellt.

Wie eingehende Untersuchungen gezeigt haben, wird die Hauptmenge des Schwefelkohlenstoffes nicht im Spinnbad entbunden, obwohl dieses bei der in der Viskoseindustrie angewandten hohen Temperatur, die etwa in der Nähe des Siedepunktes des Schwefelkohlenstoffes liegt, zunächst am wahrscheinlichsten ist, vielmehr wird der Schwefelkohlenstoff in dem Moment der Entstehung des Fadens im wesentlichen von diesem infolge seiner hochkolloidalen Struktur adsorbiert und gelangt mit dem Faden in die Nachbehandlung. Erst hier, also beim Auswaschen des Fadens, bei Temperaturen, die in der Gegend des Siedepunktes des Wassers liegen, findet die Schwefelkohlenstoffentbindung statt, so daß sich die Hauptmenge des entweichenden Schwefelkohlenstoffes in den von der Nachbehandlung des Fadens herrührenden Gasen befindet.

Das Wesen der Erfindung besteht nun darin, die an den Spinnstellen abgesaugte Abluft von den bei der Nachbehandlung des Fadens entstehenden Gasen und Dämpfen zu trennen und jeden Anteil für sich der in dem Hauptpatent beschriebenen Schwefelwasserstoffentfernung zu unterwerfen. Die von den Spinnstellen entweichenden Gase, die im übrigen die Hauptmenge der gesamten entstehenden Abgase darstellen, können ohne weiteres in die Atmosphäre abgelassen werden, da sie keine wesentlichen Mengen an Schwefelkohlenstoff enthalten. Die von der Nachbehandlung herrührenden Gase dagegen werden im Anschluß an die Entschwefelung nunmehr durch eine Schwefelkohlenstoff-Wiedergewinnungsanlage hindurchgeschickt, wobei praktisch die Gesamtmenge des bei der Viskosefasergewinnung überhaupt entstehenden Schwefelkohlenstoffes wiedergewonnen wird. Da die Abgase der Nachbehandlung volumenmäßig verhältnismäßig gering sind und die Schwefelkohlenstoffkonzentration in diesen Gasen verhältnismäßig hoch liegt, läßt sich die Adsorption mit verhältnismäßig kleinen Anlagen praktisch vollständig durchführen.

Wie bereits erwähnt, ist Voraussetzung für eine möglichst rasche und vollständige Schwefelkohlenstoffgewinnung die vorherige Befreiung der Gase von Schwefelwasserstoff. Aus diesem Grunde werden gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung die zur Schwefelwasser stoff beseitigung dienenden eisenoxydhydrathaltigen Massen zunächst in frischem, unverbrauchtem Zustande zur Entschwefelung der Nachbehandlungsabgase benutzt. Dabei werden die Mengen der Schwefelwasserstoffbeseitigungsmassen zweckmäßig so gewählt, daß sie, nachdem sie eine gewisse Zeit zur Schwefelwasserstoffbeseitigung aus den Nachbehandlungsgasen gedient haben, ohne weiteres durch entsprechende Umschaltung zur Schwefelwasserstoffentfernung aus den Spinnereiabgasen verwendet werden können. Da die Menge des aus der Spinnerei entweichenden Schwefelwasserstoffes annähernd hundertmal so groß ist wie die Menge des in der Nachbehandlung noch entbundenen Schwefelwasserstoffes, wird also bei der Schwefelwasserstoffbeseitigung aus den Nachbehandlungsabgasen bei dieser Arbeitsweise stets mit einem außerordentlichen Überschuß an Entschweflungsmitteln gearbeitet, der in jedem Fall genügt, um auch die letzten Spuren des Schwefelwasserstoffes aus den Nachbehandlungsabgasen zu entfernen, und es unmöglich macht, daß sich der Schwefel in den eisenoxydhydrathaltigen Massen bis zu einem Betrag anreichert, der die Wirksamkeit dieser Massen irgendwie nennenswert beeinflußt. Es gelangt also auf diese Weise stets eine vollständig von Schwefelwasserstoff befreite Abgasmenge in die Schwefelkohlenstoffadsorptionsanlage, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß auch die in der Nachbehandlung entstehende absolute Abgasmenge nur einen Bruchteil der in der Spinnerei entstehenden Abgase darstellt.

Zur Adsorption des Schwefelkohlenstoffes können verschiedene an sich bekannte Mittel und Einrichtungen Verwendung finden. In der Praxis hat sich am besten die Adsorption des Schwefelkohlenstoffes mit Adsorptivkohle bewährt, aus der der Schwefelkohlenstoff in an sich bekannter Weise durch Ausdampfen mit heißem Wasser oder überhitztem Wasserdampf und nachfolgender Destillation leicht und nahezu restlos gewonnen werden kann.

Durch die beschriebene Arbeitsweise gelingt es einerseits, den Schwefelkohlenstoff in einer Ausbeute von etwa 80 bis 90% — gerechnet auf die Gesamtmenge des entstehenden Schwefelkohlenstoffes — wiederzugewinnen, wobei lediglich die geringen mit den Abgasen der Spinnstellen entweichenden Mengen verloren gegeben werden müssen; andererseits wird auch die Reinigung der gesamten Abluft von Schwefelwasserstoff erheblich wirtschaftlicher gestaltet, weil die zur Vorbehandlung der Nachbehandlungsgase in der sogenannten Feinentschweflung verwandten Schwefelwasserstoffreinigermassen bei der nachfolgenden Verwendung zur Reinigung der Spinnstellenabgase in der Grobentschwefelung bis zu ihrer höchsten Leistungsfähigkeit ausgenutzt werden können. Dabei wird die Umschaltung der Reinigermassen von der Feinentschwefelung zur Grobentschwefelung in der Hauptsache durch den Bedarf der Grobentschwefelungsstation an neuen Reinigermassen bzw. durch die Erschöpfung der alten Reinigermassen in diesem Verfahrensgange bestimmt, während in der Feinentschwefelung der aus dem Schwefelwasserstoff gebildete Schwefel sich niemals zu einem nennenswerten Betrage anreichern kann, so daß hier eine restlose Entschwefelung stets gesichert ist. Durch die Vorschaltung der Schwefelwasserstoff-

reinigermassen vor der Schwefelkohlenstoffadsorption werden außerdem auch etwaige von den Gasen mitgerissene Säuren- und Salzspuren restlos zurückgehalten, welche eine Schädigung der zur Schwefelkohlenstoffadsorption dienenden Massen bewirken könnten.

Claims (3)

1. Patentansprüche:

   ίο i. Verfahren zum Reinigen der Abluft von

   Viskosefabriken, insbesondere der an den Spinnstellen und aus dem Spinnsaal abgesaugten Luft, mittels lose geschütteter eisenoxydhydrathaltiger Massen nach Patent 950191, dadurch gekennzeichnet, daß die von den Spinnstellen entweichende Abluft getrennt von den aus der Fadennachbehandlung entweichenden Gasen und Dämpfen von Schwefelwasserstoff befreit wird und lediglich diese letzteren im Anschluß hieran durch eine Schwefelkohlenstoff-Rückgewinnungsanlage geschickt werden.
2. 2. Verfahren nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, daß die zur Schwefelwasserstoffbeseitigung vorhandene Reinigermasse zunächst zur Reinigung der Nachbehandlungsabgase und nach Aufnahme einer gewissen Schwefelmenge zur Entschwefelung der Spinnereiabgase verwendet wird.
3. 3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Menge der zur Ent-Schwefelung der Nachbehandlungsgase verwendeten Reinigermassen durch die Bedürfnisse der zur Entschwefelung der Spinnstellenabgase erforderlichen eisenoxydhydrathaltigen Massen bestimmt wird.

   In Betracht gezogene Druckschriften:
   Französische Patentschrift Nr. 856 308;
   »Kunstseide und Zellwolle«, 1949, S. 114;
   »Das Gas- und Wasserfach«, 1939, S. 681, 687; B r a t ζ 1 e r, »Absorption von Gasen und Dämpfen«, 1944, S. 135/136.

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