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Weichenstellvorrichtung, insbesondere für Straßenbahnen Die Erfindung
bezieht sich auf Weichenstellvorrichtungen, insbesondere für Straßenbahnen, die
dazu dienen, die Weichenzungen in die jeweils gewünschte Lage zu bringen und sie
in derselben zu sichern. Der praktische Betrieb verlangt dabei die Ausführung der
nachgenannten, verschiedenen Arten von Stellvorgängen: i. Die Weichenzungen werden
für das jeweilige Befahren durch eine Stellstange, die an die Weichenzungen gesetzt
wird, oder in eine Stelltasche des Weichenkastens eingreift, gestellt, wobei die
Weichenzungen in der neuen Lage stehenbleiben und gesichert werden.
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a. Die Weichenzungen werden beim Stumpfbefahren der Weiche aufgeschnitten
und müssen dann wieder in ihre alte Lage zurückgehen. (Anwendung: beispielsweise
für Ausweichen, bei denen eine Weiche stets für Geradeaus-Fahrt gestellt sein muß).
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3. Die unter a genannten Weichen müssen aber auch im Bedarfsfalle
(z. B. bei Rangierfahrten) mittels Stellstange umgestellt werden können und die
Zungen auch nach dem Aufschneiden der Weichen durch Stumpfbefahren derselben in
ihre neue Lage zurückgehen und gesichert sein.
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Bisher wurden im allgemeinen für jede der genannten Stellarten eine
besondere Weichenstellvorrichtung benötigt. Es sind zwar Weichenstellvorrichtungen
bekanntgeworden, bei denen bei Verstellung der Weiche der unter Federdruck stehende
Hebel
entweder über die Totpunktlage hinausschlägt und dadurch die Weichenzungen in der
neuen Lage sichert, oder die Federung die Totpunktlage noch nicht erreicht hat,
so daß eine Rückfallsicherung für den Fall des Aufschneidens der Weiche geschaffen
ist. Diese bekannten Vorrichtungen sind aber von recht komplizierter Konstruktion
und sind daher wegen der vielen Gelenke und Reibungsstellen einem großen Verschleiß
ausgesetzt und konnten daher keine allgemeine Einführung in die Praxis finden.
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Nach der Erfindung wird eine Konstruktion einer Weichenstellvorrichtung
angegeben, die die eingangs erwähnten verschiedenen Umstellungen der Weichenzungen
ermöglicht und sich dabei durch große Einfachheit im Zusammenbau auszeichnet, indem
sie nur aus wenigen Einzelteilen besteht, die billig herzustellen sind und nur einem
geringen Verschleiß unterliegen und somit auch nur eine geringe Lagerhaltung an
Ersatzteilen erfordern.
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Die Weichenstellvorrichtung ist wie üblich mit einer schwenkbaren
Stelltasche versehen und arbeitet mit'einer Kniehebel-Federung zur Sicherung der
jeweiligen Lage der Weichenzungen. Erfindungsgemäß ist als Mitnehmerorgan zwischen
der Kniehebel-Federung und der Weichenverbindungsstange eine gelenkig mit der Stelltasche
und dem unter Federdruck stehenden Kniehebel verbundene Mitnehmerstange vorgesehen,
die in verschiedenen Stellungen mit der Zungenverbindungsstange verbunden werden
kann, je nachdem, welche Art der Weichenstellung vorgenommen werden soll. Die Befestigung
der genannten beiden Stangen untereinander bzw. die Mitnahme der einen durch die'
andere erfolgt nach der Erfindung durch zwei Bolzen an der einen Stange, welche
in Aussparungen der anderen Stange eingreifen können, wobei die Anordnung der genannten
Bolzen und Aussparungen so getroffen sind, .daß bei der Stellbewegung der Weichenzungen
die Kniehebel-Federung entweder bis über die Totpunktlage ausschlägt öder dieselbe
noch nicht erreicht. In dem ersteren Falle ist eine Sicherung der Weichenzunge in
der neuen Lage gegeben, während im zweiten Falle eine Rückfallsicherung für die
aufgeschnittene Weichenzunge erhalten wird, indem dieselbe in die alte Lage selbsttätig
zurückgeführt wird, wobei im übrigen auch eine Verstellung durch Stellstange und
Stelltasche ermöglicht wird.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Weichenstellvorrichtung
gemäß. der Erfindung dargestellt, und zwar zeigt Abb. i einen waagerechten Längsschnitt
durch die Vorrichtung; nach der Linie a-b der Abb. 2, Abb. 2 einen Grundriß der
Vorrichtung, und Abb. 3 einen Querschnitt nach der Linie c-d in Abb. 2.
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In der Zeichnung bezeichnet 14 den Stellwerks-oder Weichenkasten mit
der an die Weichenzungen 16 gelenkig angeschlossenen Zungenverbindungsstange i und
der Kniehebel-Federung 2, deren Federglocke einerseits durch einen Bolzen 4 an der
Wand des Kastens 14 angelenkt, andererseits durch einen Bolzen 15 mit zwei Laschen
3 verbunden ist, die durch einen Bolzen 24 an die andere Kastenwand gelenkig angeschlossen
sind. Zwischen die Laschen 3 greift ein stangenförmiges Mitnehmerorgan 5, das durch
einen Bolzen 6 mit den Laschen 3 verbunden ist. Die Mitnehmerstange 5 ist ferner
durch einen Bolzen z i mit der Stelltasche 12 verbunden, die mittels Bolzen
17 in dem Lagerbock 13 gelagert ist. Die Mitnehmerstange 5 trägt zwei hintereinander
angeordnete Bolzen 7 und 8, von denen der Bolzen 7 an der Stange 5 festsitzt und
in eine Aussparung 9 der Zungenverbindungsstange i eingreift, während der Bolzen
8 in eine Aussparung oder ein Loch io der Stange i eingeschraubt werden kann. Die
Bolzen 7 und 8 und die Aussparungen 9 und io stehen in bestimmter Anordnung zueinander,
um die Stellvorrichtung für die eine oder andere Art der Weichenstellung geeignet
zu machen, und zwar ist die Anordnung so gewählt, daß beim Eingriff der genannten
Bolzen in die dazugehörige Aussparung eine bestimmte Stellung und ein bestimmter
Ausschlag der Kniehebel-Federung 2, 3 in bezug auf die Totpunktlage erhalten wird,
derart daß bei Verstellung oder beim Aufschneiden der Weichenzungen einmal die Kniehebel-Federung
über die Totpunktlage hinausschlägt, und das andere Mal die Totpunktlage noch nicht
erreicht wird.
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Die Wirkungsweise der Stellvorrichtung ist daher wie@folgt: Soll die
Weiche sowohl von Hand durch Einführen der Stellstange in die Stelltasche 12, oder
an der Zunge oder auch durch das Befahren der Straßenbahnfahrzeuge jeweils umgestellt
und dabei eine Feststellung der Weichenzungen in der umgestellten Lage gesichert
werden, so wird die Mitnehmerstange 5 mit der Baranhängenden Stelltasche i2 und
der Kniehebel-Federung 2, 3 so weit zu der Zungenverbindungsstange r verschoben,
daß der Bolzen 8 in das Loch io eingeschraubt werden kann. Mit Bezug auf die Darstellung
in Abb. i und 2 erhält dadurch die Stelltasche i2 wie auch die Federglocke 2 eine
etwas steilere Lage. Wird jetzt die Weiche an der Zunge oder durch Drehung der Stelltasche
mittels des Stellhebels oder durch Aufschneiden der Weichenzungen verstellt, so
schlägt die Kniehebel-Federung 2, 3 über die Totpunktlage hinaus und bleibt daher
in der jenseitigen Stellung stehen und sichert damit die Weichenzungen in ihrer
neuen Lage.
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Sollen dagegen die Weichenzungen nach dem Stumpfbefahren der Weiche
wieder in ihre alte Lage zurückgehen, so wird der Bolzen 8 so weit herausgeschraubt,
daß er keine Verbindung mehr mit der Zungenverbindungsstange i hat. Dadurch kommt
jetzt der Bolzen 7 zur Wirkung, indem die Kniehebel-Federung 2, 3 so weit ausschlägt,
daß der Bolzen 7 der Mitnehmerstange 5 gegen die Kante i8 der Aussparung 9 zur Anlage
kommt, wodurch die Kniehebel-Federung 2, 3 beim Stumpfbefahren der Weichen ihre
Totpunktlage nicht mehr erreicht, sondern nach dem Aufschneiden der Weichenzungen
dieselben wieder in ihre alte Lage zurückbringt und dort sichert. Gleichzeitig besteht
bei dieser An-.
ordnung der Stellvorrichtung aber auch die Möglichkeit,
die Weiche durch die Stellstange umzustellen. Es drückt alsdann der Bolzen 7 gegen
die andere Kante 19 der genügend lang gemachten Aussparung 9, so daß die Zungenverbindungsstange
i mitgenommen wird und die Weichenzungen umstellt, die dabei in ihrer neuen Lage
durch die Kniehebel-Federung gehalten werden und nach dem Aufschneiden wieder in
ihre alte Lage zurückgehen.
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Sollen Weichenstellungen nur an der Zunge vorgenommen werden, so können
Stelltasche 12 mit Mitnehmerbolzen i i und Lagerbock 13 in Fortfall kommen.
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Für die beschriebene Weichenstellvorrichtung wird ein Weichenkasten
von nur geringen Abmessungen benötigt. Die Einzelteile der Vorrichtung sind von
einfacher Gestalt und leicht auswechselbar, falls sie abgenutzt sein sollten. Der
Verschleiß der Teile ist im übrigen sehr gering, dennoch kann die Lebensdauer der
Bolzen 7, 8 und i i dadurch wesentlich verlängert werden, daß man bei Abnutzung
zweier gegenüberliegender Anlageflächen durch Zwischenlegen einer entsprechend starken
Unterlegscheibe und durch Verdrehung der betreffenden Bolzen um 9o° auch die anderen
beiden Anlageflächen der Bolzen bis zum Verschleiß beanspruchen kann. Da ferner
die vorliegende Stellvorrichtung selbst nur wenig Raum im Weichenkasten beansprucht,
so ist die Reinigung des Kastens bequem durchzuführen.