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Zielgerät zur Nagelung von Schenkelhalsbrüchen Seitdem die Nagelung
der medialen Schenkelhalsbrüche überfall Fuß gefaßt hat und immer mehr verbreitert
wurde sind eine große Anzahl der verschiedenartigsten Zielgeräte entworfen und hergestellt
worden, welche mit mehr oder weniger günstigem Erfolg hei der Schenkelhalsnagelung
in Verwendung genommen wurden. Im allgemeinen kann man folgeiide zwei Gruppen unterscheiden:
Zielgeräte, welche am Operationstisch befestigt worten sind, mit denen wohl ein
verhältnismäßig exaktes Zielen ermöglicht war, die aber natürlich den großen Nachteil
hatten, daß, nachdem die Zielung durchgeführt war, durch irgendeine kleine unmerkliche
l3ewegung des Patienten die ganzen Maßnahmen illusorisch geworden sind. Es ist anzunehmen,
daß diese Art Geräte heute überhaupt nicht mehr verwendet werden.
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Außerdem sind Geräte angegeben worden, die am Körper des Patienten
sell)st in mehr oder weniger vollkommener Weise angesetzt wurden. Von diesen Modellen
hat sich eigentlich nur eine gewisse Konstruktion allgemein durchgesetzt, die gewissermaßen
aus einem unten offenen rechtwinkligen Rahmen besteht, wobei der körperwärts liegende
recht- und stumpfwinklig abgewinkelte Arm als sog. Zentrierstachel ausgebildet ist,
welcher durch die Muskulator hindurch auf den vorher röntgenologisch festgestellten
Mittelpunkt der Schenkelkopfoberfläche eingestochen wird. Auf dem waagerecht nach
außen verlaufenden Längsarm des Rahmens befindet sich schieb- und feststellbar der
äußere abgewinkelte Rahmenarm, an dessen unterem Ende ein Lager für den zum Einsatz
kommenden Nagel angebracht ist, der zur Nagelung des Schenkelhalsbruches bestimmt
ist. Die Länge dieses Armes ist so gewählt, daß die Mittellinie des in das Lager
eingelegten Nagels 2,1 cm tiefer liegt als der Spitzenanschlag des Zentrierstachels
des körper-
wärts liegenden Rahmenarmes. Diese Distanz von 2,1 cm
resultiert aus der Überlegung, daß der Schenkel- bzw. Hüftgelenkkopf normal einen
l)urchmesser von 4,2 cm besitzt und daß die Hälfte dieses Maßes mit dem Kopfmittelpunkt
übereinstimmt, zu dem der Nagel vordringen soll. Wird nun, nachdem der Zentrierstachel
bis zu seinem .Anschlag auf die Schenkelkopfoberfläche eingestochen und andererseits
die Spitze des eingelegten Nagels auf der Atittellinie des Oberschenkelknochens
unterhalb der Trochanterbasis angesetzt ist, der Nagel eingetrieben, so kann erwartet
werden, daß er sich in der gewünschten richtigen Lage, wenigstens annähernd, befinden
wird. Erwähnt muß noch werden, daß vielfach, besonders wenn die seit Jahren üblichen,
axial tlurchhohrten Nägel verwendet werden und diese in das Nagel lager des Rahmens
eingesetzt werden, zunächst durch diese Bohrung hindurch ein Führungsl>ohrdraht
eingeführt wird. Wenn nun die richtige Lage dieses Führungsbohrdrahtes röntgenologisch
festgestellt ist, dann erst wird über diesen Draht der Nagel in der oben beschriebenen
Weise eingetrieben.
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Es sind auch gleichartige Geräte gebaut worden, hei denen das Nagel
lager durch einen längs durch-I>ohrten zylindrischen Bolzen ersetzt wurde, durch
den der Führungsdraht gleichartig eingeführt wurde, um dann den längs durchbohrten
Nagel über den Draht einzuschlagen. Auch geübten Naglern sind bei Benutzung dieses
Gerätes immer wieder I)anebenfälle vorgekommen, so daß auch dieses Gerät nur in
der Hand eines sehr geübten Operateurs, der über ein sehr gutes Vorstellungsvermögen
verfügt und mit den anatomischen Verhältnissen vollkommen vertraut ist, einwandfreie
Resultate erzielen kann.
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Um nun die Möglichkeiten einer unrichtigen oder fehlerhaften Nagelung
zu vermeiden, wurde der Erfindungsgegenstand entwickelt, von dem in der beiliegenden
Zeichnung ein Ausführungsbeispiel dargestellt ist.
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Wie aus Fig.3 ersichtlich, besitzt der trichterförmige Aufsatz e
einen Verschlußdeckel f, der zahlreiche systematisch angeordnete Bohrlöcher besitzt,
welche für den Durchtritt eines der üblichen Führungsbohrdrähte berechnet sind.
Diese Bohrlöcher sind alle mit gleichartigem Abstand, also z. B. fünf Winkelgrade
voneinander entfernt, in verschiedenen Kreisen angeordnet.
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In Fig. I ist ein in der Regel zylindrisch geformter Haftkörper ersichtlich,
in den drei runde spitz zulaufende oder drei flach gehaltene, in eine Schneide auslaufende
Zinken a angebracht sind, die, wie in Fig. 4 ersichtlich, fest oder auswechselbar
angeordnet sind. Dieser Haftkörper (Fig. 1 und 4) besitzt einen zentralen Durchl)ruch
mit Innengewinde, welches zu dem Gewinde c des Einschlagstempels (Fig. 2) und ebenso
noch für das Gewinde nt des Trichteraufsatzes e passend ist.
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Zur Vornahme der Operation wird zunächst der Oberschenkelknochen
durch einen Weichteilschnitt frei gelegt und die Weichteile etwas auseinandergespreizt.
Ist die Eintrittsstelle für den Führungsbohrdraht festgestellt, so wird der Haftkörper
(Fig. I) mit dem eingeschraubten Stempel (Fig. 2) vereinigt und zunächst der obere
längere Zinken a in der Mittellinie des Oberschenkelknochens unterhalb des großen
Rollhügels leicht eingestochen und die Spitzen der beiden unteren, also kniewärts
gerichteten Zinken a gleichsinnig auf den Oberschenkelknochen placiert, so daß der
Haftkörper möglichst präzis in der Mitte des Oberschenkelknochens aufsitzt. Durch
einige leichte Hammerschläge auf den Stempelgriff d werden nun die Zinken tiefer
eingeschlagen, so daß ein Verschieben oder gar Herausfallen des liaftkörpers vermieden
bleibt. Hierauf wird der Stempelgriff vom Haftkörper abgeschraubt und dafür der
Trichter e mit seinem Gewinde m eingesetzt. Selbstverständlich kann auch statt der
Gewindeverschraubung irgendeine andere geeignete Verbindungsmöglichkeit gewählt
werden, z. B. eine bekannte sog. Bajonettverreibung oder eine ähnliche Verbindung,
die rascher umgewechselt werden können.
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Der Verschlußdeckel f des Trichters e besitzt einen umgehördelten
Rand k, so daß er auf dem Trichterrand rotiert werden kann. Außerdem befinden sich
in der Nähe des Verschlußdeckelrandes zwei kreisförmige Schlitze h, durch welche
zwei Schrauben hindurchgreifen, welche auf der Innenwandung des Trichters e fest
oder gelenkig angebracht sind. Die aus den Schlitzen herausragenden beiden Schrauben
werden nun mittels der Muttern g versehen, wodurch die Fixierung des Deckels auf
dem Trichter erreicht wird.
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Ein auf der Außenseite des Trichters angebrachter Hebel 1 greift
mit seinem Lastarm i in eine Nut b im Haftkörper (Fig. I) ein, und zwar in der Verlängerung
des oberen längeren Zinkens, so daß normalerweise die senkrechten Bohrlöcher des
Ver schlußdeckels in der Mittellinie des Haftkörpers und dadurch in der Mittellinie
des Oberschenkelknochens verlaufen. Kleine Differenzen können dadurch ausgeglichen
werden. daß der Verschlußdeckel, der durch die Schrauben und Muttern g auf dem Trichter
e festgehalten wird, nach außen oder innen so weit rotiert wird, bis die senkrechten
Bohrlöcher genau in der Mittellinie stehen. Hierauf werden die Muttern g zur Erhaltung
der eingenommenen Stellung fest angezogen. Es ist noch zu beachten, daß der Trichter
e in seinen Gewindeansatze mit einer leichten Neigung kniewärts eingesetzt ist,
um sich den anatomischen Verhältnissen des Oberschenkelknochens und Schenkelhalses
anzupassen. Dieses ist durch die entsprechenden Längsstriche in der Zeichnung l>ei
Fig. 3 angedeutet.
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Zunächst wird nun der Bohrdraht durch das mittlere Bohrloch auf der
Kreuzungsstelle zwischen der senkrechten und waagerechten Linie eingesetzt und genügend
weit durch die Bruchstelle des Schenkelhalses hindurch bis etwa in die Schenkelkopfmitte
eingebohrt.
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Ist dies geschehen, so wird sowohl frontal, also von der Bauchseite
gegen die Rückenseite des
Patienten, als auch axial, d. h. von der
Schambeinseite aus gegen den Schädel je eine Röntgenaufnahme gemacht. Der Draht
selbst ist schattengebend und erscheint dementsprechend auch auf den Aufnahmebildern.
In manchen Fällen wird man aus den Röntgenbildern ersehen können, daß die Lage des
auf dem Bild festgehaltenen Führungsbohrlrahtes nicht ganz ideal erreicht wurde.
Man zieht nun mit Hilfe eines Lineals auf den Röngenbildern eine Linie, welche der
idealen Mittellinie entspricht.
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Dabei werden sich von der Mittellinie aus gesehen Differenzen zwischen
der Linie des Führungsbohrdrahtes und der nachgezeichneten idealen Linie ergeben,
die eine gewisse Anzahl von Winkelgraden darstellen.
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Man wird also den eingeführten Führungsbohrdraht herausziehen und
den zweiten Führungsbobdraht genau um soviel Winkelgrade nach unten oder oben oder
nach rechts oder links seitlich einbobren, als die Differenz der Längslinien auf
den Röntgenbildern ergibt. Zum leichteren Auffinden der in Betracht kommen-(leil
Bohrlöcher sind die mittleren senkrechten uiid waagerechten Bohrlochreihen mit Zahlen
versehen. Ist der Draht eingeführt, so kann zum Überfluß nochmals eine Röntgenkontrolle
angeschlossen werden.
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Suti ist der Trichter vom Haftkörper (Fig. 1) abzuschraul>eii
und gegen den Stempel (Fig. 2) einzutauschen. mit dessen Hilfe die Entfernung des
Haftkörpers aus seiner Lage auf leichte Weise möglich ist. I)a der Stempelgriff
(Fig. 2) an seinem hinteren Fiide auch mit einer teueren Bohrung versehen werden
kann, so kann durch diese ein Bolzen hindurchgeführt werden, gegen den ein leichter
Hammerschlag die Lockrung des Haftkörpers bewirkt.
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Es bleibt jetzt nur noch übrig, den für die Nagelung geeigneten Nagel
in seiner richtigen Länge auszuwählen und ihn über den korrekt liegenden Führungsbohrdraht
wie üblich mittels eines längs durchbohren Einschlagstempels durch einige leichte
Hammerschläge einzutreiben.
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Nui1 ist die ül)liche Versorgung der Bruchstelle durch Verkei len
vorzunehmen und die Weichteilwurde zu schließen und die vorschriftsmäßige Lagerung
des Patienten, wodurch die Operation beendigt ist durchzuführen.
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Die Vorteile des Erfindungsgegenstandes sind aus dem Gesagten bereits
ersichtlich. Sie bestehen dar iii, daß mit absoluter, man möchte sagen, mathematischer
Genauingkeit die Möglichkeit gegaben ist, den Führungsbodraht in die ideale Mittellinie
zu verbringen, um dadurch die Sicherbeit zu bekommen, daß die vorzunchmende Operation
unter allen Umständen, auch von weniger Geübten, unbedingt korrekt durchgeführt
werden kaiiii, wobei noch darauf hinzuweisen ist, daß bei allen anderen bekannten
Modellen eine ganze Anzahl Röntgenaufnahmen mehr notwendig sind als bei Verwendung
diese neuartigen Gerätes, wodurch eine wesentliche Ersparnis an Zeit und Konsten
fast ohne weiteres erreicht wird.