DE77824C - Verfahren zum Anreichern fettarmer Stoffe mit vegetabilischen Fetten oder Oelen - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

KLASSE 23: Fettindustrie.

Nach dem vorliegenden Verfahren werden fettarme Stoffe mit vegetabilischen Fetten oder Oelen unmittelbar dadurch angereichert, dafs man die Träger der vegetabilischen Fette oder OeIe in Mehlform überführt, mit den ebenfalls mehlförmigen, fettarmen Stoffen innig mischt und durch starkes Pressen der Mischung das Fett oder OeI aus ihren Trägern heraus in die fettarmen Stoffe hineintreibt, so dafs ein inniges Durchdringen der letzteren stattfindet.

Werden die Stoffe in dem geprefsten Zustand in Form von Tafeln, Würfeln oder Kuchen belassen, so wirkt dieses Pressen insofern gut conservirend, als der Luftzutritt abgeschlossen und ein Ranzigwerden des Fettes oder Oeles vermieden wird.

Aufser der vollkommenen Art der Anreicherung hat dieses Verfahren noch den Vortheil, dafs es die fettarmen Stoffe vor der Zerstörung durch Maden, Milben oder dergleichen schützt, welche in den stark angereicherten Stoffen keine Lebensbedingungen finden.

Das Verfahren empfiehlt sich namentlich bei solchen pflanzlichen Stoffen, welche Fett bezw. OeI in gröfserer Menge enthalten, wie z. B. die Früchte der Palmen, Pinien, Linden, Buchen u. s. w., die verschiedenen Nufssorten, Wallnüsse, Haselnüsse, Erdnüsse, verschiedene Feldfrüchte, wie Mohn, Lein- und Rübsamen u. s. w. Hieraus soll das OeI oder Fett an fettarme Stoffe, wie alle Getreidemehle, von Korn, Weizen, Mais, Reis, deren .Kleien, aber auch an Erden, wie Kreide, Thonerde u. s. w., unmittelbar übertragen werden.

Zur Ausführung des Verfahrens werden die ölhaltigen Vegetabilien zunächst mit Alkohol oder dergleichen getränkt, um die OeIe löslich zu machen. . Zur Wiedergewinnung des nicht aufgesaugten Alkoholes werden die Vegetabilien in die Schleuder gebracht und hier von dem überschüssigen Alkohol befreit.

In der chemischen, pharmaceutischen und kosmetischen Industrie findet das Verfahren bei der Herstellung von Schminken, Seifen, Putzmitteln die. vielseitigste Anwendung.

Für Schminken und Puder werden den fettarmen Stoffen, wie z. B. Reismehl oder Kleie, 20 bis 50 Theile gemahlener Fettstoffe (am geeignetsten sind die Nufssorten und Früchte) zugesetzt, die etwaigen Farbstoffe beigefügt und die Mischung in die gewünschten Formen geprefst.

Für Seifen und Putzmittel wird den gepulverten Mineralien, Kreide, Thonerde u. s. w., Palmkernmehl in gleichen Mengen zugesetzt, darauf wird geprefst und das Prefsgut mit Säuren oder Laugen behufs Verseifung in be-. kannter Weise weiter behandelt.

In der Haus- und Landwirthschaft findet das Verfahren vortheilhafteste Verwendung bei der Herstellung von Nahrungsmitteln und Viehfutter. Nach Pettenkofer und Voit ist zur rationellen Ernährung ein bestimmtes Verhältnifs von Fett und Kohlehydraten erforderlich, das sich ungefähr wie 1: 5 verhält. Gegenwärtig sind unsere Viehfutter fast alle fettärmer und man benutzt nur zur Ergänzung die Abfälle bei der vegetabilischen Oelbereitung, z. B. die Leinkuchen. Es giebt aber in der Natur viele Vegetabilien von grofsem Fettgehalt, die noch nicht ausgenutzt werden oder unmittelbar nicht ausgenutzt werden können, z. B. die Erdnufs,

viele Palmen, Früchte und dergleichen. Wird deren Fett nach dem beschriebenen Verfahren an kohlehydratreiche, aber fettarme Stoffe behufs deren Anreicherung übertragen, so wird namentlich für Milchvieh ein erheblich günstiger wirkendes Futter erzielt.

Für Nahrungsmittel und Viehfutter genügt ein Zusatz von io bis 25 Theilen der fettreichen Stoffe, namentlich sind hierfür die verschiedenen Nufssorten, dann die Früchte der Pinie, Buche und Linde, sowie schliefslich die Lein- und Rübsamen geeignet, welche dem Getreidemehl oder der Kleie zugesetzt werden.

Nach der Pressung, aus welcher die Stoffe als Kuchen hervorgehen, werden sie in dieser Form aufbewahrt und erst im weiteren Verwendungsfall wieder zerkleinert. Man kann sie aber auch vortheilhaft in kleinere Theile, Tafeln, Würfel oder dergleichen pressen und sie durch Kochen auflösen, was namentlich bei Leguminosen-Conserven und bei Viehfutter in Frage kommt.

Claims (1)

1. Patent-Ansprüch:

   Ein Verfahren zur Anreicherung fettarmer Stoffe mit vegetabilischen Fetten oder Oelen, darin bestehend, dafs fettreiche Stoffe mit einer die Fette lösenden Flüssigkeit getränkt und nach dem Abschleudern des überschüssigen Lösungsmittels mit den fettarmen Stoffen in einer Presse zu einer festen Masse verbunden werden.