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Kaltflüssige Bindemasse für die Herstellung von Straßendecken Gegenstand
der Erßndung ist eine in kaltem Zustand leichtflüssige Bindemasse für die Herstellung
von Straßendecken, die aus einer kaltflüssigen Lösung von Teer, Pech, Asphalt oder
einer Mischung solcher Stoffe in Chlorkohlenwasserstoffen und ungechlorten Kohlenwgsserstoffen
als zusätzlichen Lösungsmitteln besteht. Die Herstellung der Masse erfolgt auf einfache
Weise z. B. dadurch, daß Teer, Pech oder Asphalt oder eine Mischung solcher Stoffe
mittels eines Gemisches von Chlorkohlenwasserstoffen und unigechlorten Kohlenwasserstofen
in eine in kaltem Zustand leichtflüssige Lösung gebracht werden. Die Anwendung der
neuen Bindemasse bei. der Herstellung von Straßendecken geschieht in der Weise,
daß die in kaltem Zustand leichtflüssige Lösung unmittelbar als Bindemittel bei
der Herstellung von Straßendecken benutzt wird. Diese kaltflüssige Masse wird ohne
jede weitere Vorbereitung, insbesondere ohne Erwärmung, auf die Straße aufgebracht,
beispielsweise mittels Spreng- oder Spritzvorrichtungen, und verhärtet an der Luft
sehr schnell.
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An sich sind kaltflüssige Massen mit bituminösen Grundstoffen für
die Herstellung von Straßendecken bekannt, aber meistens nur in der Form wässeriger
Emulsionen oder auch wässeriger kolloidaler Lösungen der bituminösen Grundstoffe.
Der Wassergehalt verteuert die Anwendung dieser bekannten kaltflüssigen Massen durch
Erhöhung der Unkosten für Anschaffung, Verzinsung und Amortisation von Lager- und
Transportgefäßen, Erhöhung der Transportkosten usw., stört die Anwendung bei starkem
Regen und bei Frost und vermindert die Haltbarkeit der Masse. 'Diese Nachteile werden
durch die Erfindung vermieden; es fehlt der früher zur Erzielung der Leichtflüssigkeit
benötigte große umnütze Wasserballast, der durchschnittlich 5o0!0 der Emulsion beträgt.
Statt dessen enthält die neue Masse nur einen weäentlich geringeren Prozentsatz
einer Mischung von Lösungsmitteln, die überdies noch bei der Erhärtung der Masse
vorteilhafte Wirkungen ergeben, insbesondere zum Teil Verharzungsprodukte bilden,
die in der Straßendecke verbleiben. Außerdem besitzt die neue Masse ganz besonders
die Fähigkeit, das zur Herstellung von Straßendecken zur Verwendung
gelangende
Gesteinsmaterial gut zu benetzen, selbst wenn dieses in. kaltem, verstaubtem oder
gar feuchtem Zustande ist. Es @ gelingt auf diese Weise mittels verhältnismäßig
geringer Mengen der neuen Masse sehr große Mengen z. B. von Steinsplitt in der Straßendecke
gleichmäßig und wirksam allseitig zu umhüllen.
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Es ist freilich auch schön vorgeschlagen worden, feste bituminöse
Grundstoffe durch flüssige Kohlenwasserstoffe zu verdünnen; es geschah ,aber nicht
bis zu dem Grade einer Leichtflüssigkeit. Auch wenn Chlorkohlenwasserstoffe oder
Chlorkohlenwasserstoffe neben Kohlenwasserstoffen benutzt wurden, so geschah dies
überhaupt nicht mit dem Ziel, eine in kaltem Zustande flüssige Masse für die unmittelbare
Anwendung als Bindemittel bei der Herstellung von Straßendecken zu erhalten.
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Diemgegenüber wird gemäß der Erfindung vorgeschlagen, aus der Vielzahl
der theoretisch und praktisch in Betracht kommenden Lösungen von Pech, Teer oder
Asphalt oder einer Mischung solcher Stoffe in Chlorkohlenwasserstoffen und anderen
Kohlenwasserstoffen jene Lösungen zur Herstellung von Straßendecken zu verwenden,
die wirklich kaltflüssig im wahren Sinne des Wortes sind. Die Erfindung liegt also
in der Erkenntnis. daß :es tatsächlich möglich ist, auf diesem Wege zu einem seit
langem erstrebten Straß:endeckenbindemittel zu gelangen. Die neue Bindemasse läßt
sich nach Kenntnis der Erfindung mit den bekannten Hilfsmitteln des Chemikers leicht
herstellen. Es ist lediglich .erforderlich, einmalig auf Grund einiger planmäßiger
Versuchsreihen jene Mischungsverhältnisse auszuwählen und festzulegen, die -für
die im Einzelfalle gerade in Betracht kommenden oder gewählten Rohstoffe zu einer
solchen kaltflüssigen Lösung führen.
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Die Vorteile gegenüber Massen, die bei der Herstellung von Straßendecken
erwärmt werden müssen, sind ohne weiteres erkennbar und bedürfen keiner weiteren
Erörterung.
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Die Wahl von Teer, Pech und Asphalt, für sich oder in Mischung, ist
den technischen und wirtschaftlichen Bedürfnissen besonders angepaßt. Diese Grundstoffe
ermöglichen in jedem Fall die Anpassung an die Anforderungen, die jeweilig an die
Straßendecken zu stellen sind, und lassen sich auch je für sich oder in Mischung
durch Chlorkohlenwasserstoffe unter Zusatz - anderer Kohlenwasserstoffe in eine
Lösung bringen, die in kaltem Zustand leichtflüssig ist. Das kann z. B. durch die
Anwendung von Druck bei dem Lösungsverfahren begünstigt werden. Hierbei werden die
Grundstoffe (Teer, Pech oder Asphalt) in einen geschlossenen Behälter (Autoklav)
erwärmt und unter Druck mit den Chlorkohl:enwasserstoffen und den anderen Kohlenwa.sserstoffen
gemischt.
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Als zu verwendende Chlorkohlenwasserstoffe sind alle flüssigen Chlorkohlenivasserstoffe
zu verstehen, namentlich z. B. Trichloräthylen und Tetrachlorkohlenstoff.
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Ein genaueres Beispiel für das Verfahren zur Herstellung der Masse
sei nachstehend geschildert Bituminöse Stoffe, z. B. 632 Teile Teer und 223 Teile
Pech, werden bis ungefähr 75' C in einem Autoklaven erwärmt und alsdann mit einem
Gemisch von Kohlenwasserstoffen und Chlorkohlenwasserstoffen, z. B. 75 Teile Benzol
und 7o Teile Trichloräthylen, ständig umgerührt und die Temperatur allmählich auf
die Höhe der Außenluft gesenkt.
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Sobald diese erreicht ist, ist die Masse fertig geworden. Sie ist
leichtflüssig, unverbrennbar, besitzt eine außerordentlich hohe Klebekraft und -
erhärtet an der Luft oberflächlich in ganz kurzer Zeit und innerhalb der Straßendecke
binnen 3 bis 4 Stunden, wobei die Masse aber nicht spröde und brüchig wird, sondern
elastisch und nachgiebig bleibt.
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Die Anwendung der Masse kann in verschiedener Weise geschehen. Die
Masse wird beispielsweise mittels einer Spreng- oder Spritzvorrichtung aus in Bewegung
befindlichen, unter Überdruck stehenden Straßentankwagen unter Zerstäubung durch
komprimierte Luft in dünner Schicht auf die Oberfläche der vorhandenen Straßendecke
aufgebracht. Schon nach wenigen Minuten trocknet das Material- gut an. Mail kann
die Straßendecke kurz vor - dem völligen Austrocknen mit Sand bestreuen oder feinkörnigen
Splitt aufstreuen und durch Walzen einwalzen oder dies zu tun dem Verkehr selbst
überlassen. Auch Straßendecken aus Stampfasphalt, Beton, Asphaltplatten oder Asphaltbeton
können mit dem neuen Stoff behandelt werden und durch Aufsprengen einer dünnen Schicht,
die sich außerordentlich fest mit der Unterlage verbindet, und Abstreuen derselben
wie vor mit Sand oder Splitt wesentlich verbessert und griffig gemacht werden. Soll
eine neue Schotterdecke mittels der neuen Bindemasse hergestellt werden, so wird
der Schotter mit der Bindemasse in einfachster Weise auf kaltem Wege gemischt, dadurch
mit der Bindemasse umhüllt und dann auf die Unterlage aufgebracht, durch Walzen
verdichtet, dann Splitt auf -eine vorher aufgesprengte feine Schicht des neuen Stoffes
aufgebracht und gewalzt. Handelt es sich um Straßendecken, die speziell dem Kraftfahrzeugverkehr
dienen, so wird noch auf den Splitt eine feine Schicht des neuen Stoffes aufgebracht,
die eine durchaus ebene Bahn
von guter Griffigkeit ergibt, wie sie
für solche Zwecke besonders erwünscht ist.