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Maschinengewehr zum Hindurchschießen zwischen den Flügeln einer Luftschraube
Für die Ausbildung von. Waffen für Flugzeuge, die zum Hindurchschießen zwischen
den Flügeln einer Luftschraube bestimmt sind, stehen grundsätzlich zwei Wege zur
Verfügung, nämlich entweder die Ausbildung als normale Gasdrucklader bzw. Rohrrückläufer
oder die Ausbildung als sogenannte Motorgewehre. Bei letzteren wird die Energie
für die Durchführung der Bewegungsvorgänge nicht der beim AbschuB frei werdenden
Gas-oder Geschoßenergie entnommen, sondern ausschließlich von der Motorleistung
des Flugzeuges .abgeleitet. Beim Gasdrucklader bzw. Rohrrückläufer kommt dagegen
dem Motor nur die Steuerung der Waffe zu, in der Weise, daß die Schußabgabe mit
der Luftschraubenstellung in Übereinstimmung. gebracht wird, um zu verhindern, daß
der Schuß die Flügel der Luftschraube trifft.
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Bei einer bekannten Waffe der zuletzt genannten Art wird die in diesem
Falle erforderliche Steuerung durch aufeinanderfolgendes Ein- und Ausrücken einer
Kupplung herbeigeführt, wobei das Kuppeln und Entkuppeln mit der motorgetriebenen
Steuerwelle selbsttätig im Rythmus der Vor- bzw. Rücklaufbewegung des Laufes erfolgt.
Ein Nachteil dieser Waffen besteht darin, daß die Schußfolge bei einer Ladehemmung
oder beim Versagen der Zündung' einer Patrone unterbrochen wird, da dann der sonst
zurücklaufende Kupplungsteil nicht mehr mit dem auf der Steuerwelle sitzenden Kupplungsteil
zum Eingriff gelangt. Günstig ist hingegen bei solchen Waffen, da3 die benötigte
Energie für die Herbeiführung der Bewegungsvorgänge niemals der Motorleistung entnommen
zu werden braucht, so daß also die für den Luftschraubenantrieb zur Verfügung stehende
Motorleistung jederzeit ungeschmälert bestehenbleibt.
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Das Motorgewehr ist dem Gasdrucklader oder Rohrrückläufer insofern
überlegen, weil der Betrieb der Waffe -niemals durch Ladehemmungen, Munitionsfehler,
Munitionslücken im Gurt usw. gestört werden kann. Die Ladehemmung wird jederzeit
sofort durch die große zur Verfügung stehende Motorenergie überwunden. Das Aussetzen
eines Schusses ist ohne Wirkung, da die Fortschaltung zwangsläufig mechanisch vom
Motor aus erfolgt. Beim Motorgewehr sind indessen besondere bauliche Schwierigkeiten
bei der Herstellung der zwangsläufigen Verbindung zwischen Motor und Gewehr zu überwinden.
Auch betrieblich können gewisse Schwierigkeiten auftreten, da sich hohe Spitzenleistungen
der Waffe, wie sie z. B. bei einer Ladehemmung
erforderlich werden,
am Motor bemerkbar machen. Auch machen, derartige Leistungsspitzen verhältnismäßig
schwere Getriebeteile erforderlich.
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Die Erfindung ermöglicht es, die Vorteile beider Waffenantriebsarten
miteinander zu vereinigen, ohne ihre Nachteile in Kauf nehmen zu müssen, und besteht
darin, daß der durch Gasdruck oder Rückstoß bewegbare vor- und zurücklaufende Teil
der Waffe jeweils während der ganzen Dauer einer Schußfolge über einen Kurbeltrieb
mit dem Luftschraubenantriebsmotor gekuppelt ist. In einem solchen Falle sichert
der Motorantrieb normalerweise nur den Synchronismus zwischen der umlaufenden Luftschraube
und der Schußfolge, ohne auf die Waffe Leistung zu übertragen, die hierbei von der
Waffe selbst geliefert wird. Der Motorantrieb wirkt in diesem Falle nur dann leistungsabgebend,
wenn die Waffe nicht selbst imstande ist, die für die Bewegung ihrer Teile notwendige
Energie selbst abzugeben, wenn also beispielsweise Ladehemmungen, Munitionsfehler,
Munitionslücken im Gurt usw. auftreten.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Abbildungen dargestellt.
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Für die Durchführung der Bewegungsvorgänge der Waffe stehen zwei Antriebe
zur Verfügung, und zwar der von der Gasdruckstange i und der von der Antriebswelle
2 abgeleitete Antrieb. Gasdruckstange i und Kurbelwelle 2 sind über dem Kreuzkopf
3 miteinander gekuppelt, und zwar greift die Gasdruckstange i mit ihrer Verlängerung
.a. unmittelbar am Kreuzkopf 3 an, während die Welle 2 finit dem Kreuzkopf über
den Zapfen 5, die Schubstange 6 und die Kurbel 7 gekuppelt ist. Der Kurbelzapfen
8 kann unmittelbar an die Kurbelwange 7 angearbeitet sein. Die Gasdruckstange i
ist bei 9 ausgeschnitten, um einen Durchtrittsweg für die auszuwerfenden leeren
Patronenhülsen zu schaffen. Das dem Kreuzkopf 3 zunächst liegende Ende der Gasdruckstange
dient zur Aufnahme eines Zwischenschiebers io, der die beiden Nasen i i und 12 trägt.
Gegen die Nase i r des Zwischenschiebers io und gegen den rechten Boden der Gasdruckstange
stützt sich eine Feder 13 ab. Das Schloß ist mit 14., der Schlagbolzen mit 15 bezeichnet.
Zur Verriegelung des Schlosses dienen in bekannter Weise Riegelklappen 16, die durch
den Schieber 17 gesteuert werden. Die Nase 12 greift in den Riegelschieber 17 so
ein, daß sowohl bei Vorlauf wie bei Rücklauf eine zwangsläufige Kupplung zwischen
diesen beiden Teilen besteht. Die in das Patronenlager 18 einzuführenden Patronen
ic) liegen in einem offenen Gurt und werden durch eine Nase 2o eingeführt. Der Auswerfer
ist mit 21 bezeichnet und ist so gebaut, daß bei Rücklauf des Schlosses die Nase
22 angehoben wird, so daß das andere Ende 23 des Auswerfers 21 die Patrone aus dem
Schloß herausdrückt und sie durch die Öffnung g auswirft.
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" :Der Bewegungsvorgang ist folgender: Bei der dargestellten Lage
der Teile ist der Schuf) abgefeuert, und das Geschoß hat den Lauf bereits verlassen.
Die Waffe ist jedoch noch verriegelt, um eine völlige Entgasung vor der Schloßöffnung
zu gewährleisten. Durch die beim Abschuß entstehenden Gase wird zunächst über das
Kugelventil -2.I. der Gasvorraum 25 aufgefüllt. Der Gasdruck wirkt auf die Kolbenfläche
26 der Gasdruckstange i. Während dieser Zeit ist aber auch die Welle 2 durch den
Motorantrieb entgegengesetzt der Uhrzeigerrichtung gedreht worden. Die Fläche
a des Ausschnittes 27 der Gasdruckstange i hat sich in dieser Zeit
nach rechts bewegt bis zur Anlage an die Fläche b der Nase ii des Zwischenschiebers
zo. Dieser Weg entspricht dein Kurbelwinkel vom Punkt c bis zum Punkt d. Bei der
Weiterbewegung der Teile wird der Schieber 12 mitgenommen, d. h. es beginnt die
Entriegelung des Schlosses, die im Punkt e beendet ist. Da auf dem Weg a -b der
Raum der Feder 13 sich um die Länge dieses Weges vergrößert hat, ist die Feder 13
jetzt entspannt bziv. auf kleinere Spannung als vorher gebracht.
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Vom Punkt e an beginnt der Rücklauf des Schlosses, während im Punkt
f der mechanische Weg des Schlosses beendet ist. In Wirklichkeit hält jedoch der
Rücklaufweg des Schlosses noch um einen gewissen Betrag an, und zwar wegen der dem
Schloß innewohnenden lebendigen Kraft, die sich über die Nase 12, den Zwischenschieber
io und die Nase i i auf die Feder 13 auswirkt und diese zusammenpreßt. Die Feder
13 wirkt also jetzt als Pufferfeder für das Schloß und gibt dem Schloß, nachdem
es zur Ruhe gekommen ist, einen Impuls in Vorlaufrichtung, der sich der Bewegung
durch die Kurbel 7 überlagert. Ist der Punkt g erreicht, so beginnt die Verriegelungsbewegung,
die im Punkt h beendet ist. Im Punkt l1 erfolgt dann die Zündung der Patrone. Das
Kurbelspiel ist jedoch noch nicht beendet, sondern vom Punkt 1i bis zum Punkt c
wird die Gasdruckstange i wieder in ihre äußerste Vorlaufstellung gebracht, in der
die Teile die beschriebene Ausgangsstellung einnehmen. Während dieses Bewegungsvorganges,
bei dem die Flächen a-b wieder voneinander entfernt `-erden, wird auch die Feder
13 wieder gespannt.
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Die praktische Anwendbarkeit der beschriebenen Waffe ist. wie ohne
weiteres erkennbar ist, ausschlaggebend davon abhängig, daß es möglich ist, die
Kupplung zwischen Waffe und
Motor in der richtigen Phasenlage herbeizuführen;
denn nur, wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, ist die Gewähr dafür gegeben, da
ß das Geschoß durch den Zwischenraum zwi=. schen zwei Propellerflügeln ungehindert
hin-2 durchgeht. Welche Schwierigkeit diese Aufgabe in sich birgt,. kann man daran
ermessen, daß beim Einrücken momentan das Gewehr auf die Motordrehzahl gebracht
werden muß, denn eine geringe Nacheilung des Gewehres gegenüber dem Antrieb verschiebt
sofort die Phasenlage zwischen Geschoß und Propeller, und wenn das auch bei- einer
ersten Schußserievielleicht gerade noch zulässig ist, wird bei der zweiten Schußserie
der Verschiebungswinkel .sicher so groß,4.daß der Propeller getroffen wird. Die
Beschleunigungskräfte, die bei einem derart momentanen Einkuppeln auftreten, sind
erheblich. Es kommt also zu der Aufgabe, jeweils in der richtigen Phasenlage der
Teile einzukuppeln, noch die Aufgabe hinzu, die Beschleunigungskräfte während des
Kupplungsvorganges so klein als möglich zu halten. Diese beiden Aufgaben werden
-im vorliegenden Falle dadurch gelöst, daß einmal, wie bei motorisch angetriebenen
Feuerwaffen bereits bekannt, das Gewehrgetriebe nach Beendigung der Schußfolge in
einer ganz bestimmten Kupplungslage arretiert wird und zweitens diese Kupplungslage
so gewählt wird, daß die beim Einkuppeln entstehenden Massenkräfte einen Kleinstwert
besitzen. Wie sich diese Forderungen einfach und sicher v erwirklichen lassen, geht
aus -dem Folgenden hervor. Die Kupplung ist als Klauenkupplung mit dem feststehenden
Kupplungsteil 35 und dem .verschiebbaren -Kupplungsteil 36 ausgebildet. Der Einrückhebe137
kann entweder über = einen Bowdenzug 38 oder auch durch einen. elektrischen Hubmagneten
ausgeschwenkt werden. Um die Einkupplung des Antriebes immer in einer ganz besonderen,
und zwar günstigsten Lage der Waffe sicherzustellen; ist folgende Anordnung vorgesehen:
In die Bahn der Kurbelwange 7 ragt ein Sperrzahn 39 hinein, der durch eine Feder
40 belastet und in einer Nut 41 durch einen Bolzen 42 geführt ist. Er ist mit dem
Bowdenzug 38 über den Hebel 37 gekuppelt, der mit seinem Ende 43 an einer Pfanne
44 angreift, die mit dem Bolzen 42- durch einen Träger 45 verbunden ist. Wird die
Waffe abgestoppt, so drückt die Feder 4o den Sperrzahn 39 in die Bahn der Kurbelwange
7. Die Kurbelwange bewegt sich in ihrer ursprünglichen Richtung wegen der
lebendigen Kraft unter Zusammendrückung der Feder 4o weiter bis zum Stillstand und
wird dann durch die sich entspannende Feder 40 wieder zurückgeholt. Um ein zu weites
Zurückschlagen zu verhüten, ist ein durch eine Feder 46 belastetes Anschlagglied
47 vorgesehen, das die Kurbelwange abfängt.