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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Gebiet der Erfindung
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Diese
Erfindung betrifft im Allgemeinen Verfahren zur Herstellung von
Anti-VEGF-Antikörpervarianten. Im
Speziellen werden Anti-VEGF-Antikörpervarianten von Eltern-Antikörpern geoffenbart,
bei denen eine oder mehrere Aminosäuren in eine hypervariable
Region des Eltern-Antikörpers
insertiert sind und die eine Bindungsaffinität für ein Zielantigen aufweisen,
welche zumindest etwa zweimal stärker
ist als die Bindungsaffinität
des Eltern-Antikörpers
für das
Antigen.
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Beschreibung verwandter Gebiete
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Antikörper sind
Proteine, die Bindungsspezifität
für ein
bestimmtes Antigen aufweisen. Native Antikörper sind üblicherweise heterotetramere
Glykoproteine mit etwa 150.000 Dalton, die aus zwei identischen
leichten (L-)Ketten und zwei identischen schweren (H-)Ketten bestehen.
Jede leichte Kette ist über
eine kovalente Disulfidbindung an eine schwere Kette gebunden, wobei
die Anzahl an Disulfidbindungen zwischen den schweren Ketten je
nach Immunglobulin-Isotyp variiert. Jede schwere und leichte Kette
weist außerdem
in regelmäßigen Abständen Disulfidbrücken innerhalb
der Kette auf. Jede schwere Kette weist an einem Ende eine variable
Domäne
(VH) gefolgt von einer Reihe von konstanten
Domänen
auf. Jede leichte Kette weist an einem Ende eine variable Domäne (VL) und am anderen Ende eine konstante Domäne auf;
die konstante Domäne der
leichten Kette ist in einer Linie mit der ersten konstanten Domäne der schweren
Kette ausgerichtet, und die variable Domäne der leichten Kette ist in
einer Linie mit der variablen Domäne der schweren Kette ausgerichtet.
Es wird davon ausgegangen, dass bestimmte Aminosäurereste eine Schnittstelle
zwischen den variablen Domänen
der leichten und schweren Kette bilden.
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Die
Bezeichnung „variabel" bezieht sich auf
die Tatsache, dass sich bestimmte Abschnitte der variablen Domänen zwischen
Antikörpern
stark in ihrer Sequenz unterscheiden und für die Bindungsspezifität jedes einzelnen
Antikörpers
für sein
jeweiliges Antigen verantwortlich sind. Die Variabilität ist jedoch
nicht gleichmäßig über die
variablen Domänen
von Antikörpern
verteilt. Sowohl in den variablen Domänen der leichten Kette als
auch in jenen der schweren Kette konzentriert sie sich in drei Segmenten,
die als komplementaritätsbestimmende
Regionen (CDRs) bezeichnet werden. Die höher konservierten Abschnitte
der variablen Domänen
werden als Gerüstregionen
(FR) bezeichnet. Die variablen Domänen von nativen schweren und
leichten Ketten umfassen jeweils vier FR-Regionen, die größtenteils
eine β-Blatt-Konfiguration
aufweisen, welche durch drei CDRs verbunden sind, die Schleifen
bilden, welche die β-Faltblatt-Struktur
verbinden und in manchen Fällen sogar
einen Teil davon bilden. Die CDRs in den einzelnen Ketten werden
durch die FR-Regionen sehr eng beieinander gehalten und tragen,
mit den CDRs von der anderen Kette, zur Bildung der Antigenbindungsstelle von
Antikörpern
bei (siehe Kabat et al., Sequenzces of Proteins of Immunological
Interest, 5. Aufl., Public Health Service, National Institutes of
Health, Bethesda, MD, USA (1991)).
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Die
konstanten Domänen
sind nicht direkt an der Bindung eines Antikörpers an ein Antigen beteiligt, weisen
aber verschiedene Effektorfunktionen auf. Je nach Aminosäuresequenz
der konstanten Region ihrer schweren Ketten können Antikörper oder Immunglobuline unterschiedlichen
Klassen zugeordnet werden. Es gibt fünf Hauptklassen von Immunglobulinen:
IgA, IgD, IgE, IgG und IgM, und einige davon können weiter in Unterklassen
(Isotypen) unterteilt werden, wie z. B. IgG1, IgG2, IgG3 und IgG4;
IgA1 und IgA2. Die konstanten Regionen der schweren Kette, die den
verschiedenen Immunglobulinklassen entsprechen, werden als α, δ, ε, γ bzw. μ bezeichnet.
Von den verschiedenen menschlichen Immunglobulinklassen ist lediglich
von menschlichem IgG1, IgG2, IgG3 und IgM bekannt, dass sie komplementaktivierend
sind.
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In
vivo wird eine Affinitätsreifung
durch eine Antigenselektion von Antikörpervarianten mit höherer Affinität angetrieben,
die hauptsächlich
durch somatische Hypermutagenese erzeugt werden. Häufig findet
auch eine „Repertoireverschiebung" statt, bei der sich
die vorherrschenden Keimbahngene der sekundären oder tertiären Antwort
von jenen der primären
oder sekundären
Antwort unterscheiden.
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Mehrere
Forschungsgruppen haben versucht, den Affinitätsreifungsprozess des Immunsystems
nachzuahmen, indem sie Mutationen in vitro in Antikörpergene
einbrachten und die Affinitätsselektion
zur Isolation von Mutanten mit verbesserter Affinität nutzten.
Solche Antikörpermutanten
können
auf der Oberfläche
von filamentösen
Bakteriophagen präsentiert
sein, und Antikörper
können
durch ihre Affinität
für ein
Antigen oder durch ihre Dissoziationskinetik (off-rate) von einem
Antigen selektiert werden. Hawkins et al., J. Mol. Biol. 226, 889–896 (1992).
Eine CDR-Walking-Mutagenese
wurde zur Affinitätsreifung
von menschlichen Antikörpern eingesetzt,
welche das menschliche Hüllglykoprotein
gp120 des Humanen Immundefizienz-Virus Typ 1 (HIV-1) (Barbas III
et al., PNAS (USA) 91, 3809–3813
(1994); und Yang et al., J. Mol. Biol. 254, 392–403 (1995)); und ein Anti-c-erbB-2-Einkettenantikörperfragment
binden (Schier et al., J. Mol. Biol. 263, 551567 (1996)). Antikörperketten-Shuffling und die
CDR-Mutagenese wurden zur Affinitätsreifung eines hochaffinen
menschlichen Antikörpers
eingesetzt, der gegen die dritte hypervariable Schleife von HIV
gerichtet war (Thompson et al., J. Mol. Biol. 256, 77–88 (1996)).
Balint und Larrick, Gene 137, 109–118 (1993), beschreiben ein
Verfahren, das sie als „sparsame
Mutagenese" bezeichnen,
welches computergestützte
oligodesoxyribonucleotidgerichtete Scanning-Mutagenese umfasst,
wodurch alle drei CDRs eines Gens für eine variable Region gleichzeitig
und genau auf verbesserte Varianten durchsucht werden. Wu et al.
führten
eine Affinitätsreifung
eines ανβ3-spezifischen
humanisierten Antikörpers
unter Einsatz einer anfänglich
eingeschränkten
Mutagenesestrategie durch, bei der jede Position alter sechs CDRs
mutiert wurde, gefolgt von der Expression und vom Screenen einer kombinatorischen
Bibliothek, welche die Mutanten mit der höchsten Affinität umfasste
(Wu et al., PNAS (USA) 95, 6037-6-42 (1998)). Phagenantikörper sind
in Chiswell and McCafferty, TIBTECH 10, 80–84 (1992); und Ra der und Barbas
III, Current Opinion in Biotech. 8, 503–508 (1997), beschrieben. Immer
wenn in der oben genannten Literatur Antikörpermutanten mit verbesserter
Affinität
mit einem Eltern-Antikörper
verglichen werden, weist die Antikörpermutante Aminosäuresubstitutionen
in einer CDR auf.
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Feeney
et al (J. Immunol. 143, 4061–4068
(1989)) beschreiben Versuche, bei denen Mäuse mit Phosphorylcholin immunisiert
wurden und die Sequenz und Bindungseigenschaften der in der primären und
sekundären
Antwort produzierten Antikörper
untersucht wurden.
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Wilson
et al. (J. Exp. Med. 187(I), 59–70
(1998)) beschreiben die Wirkungen von zufallsbestimmten Insertions-
und Deletionsvorgängen
in einem somatisch mutierten Vh-Gen.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Anders
als die affinitätsgereiften
Antikörper
der oben genannten Literaturverweise stellt die vorliegende Erfindung
ein Verfahren zur Herstellung einer Anti-Gefäßendothelwachstumsfaktor-(Anti-VEGF-)Antikörpervariante
eines Eltern-Antikörpers
bereit, wobei das Verfahren die Insertion von zwei bis zehn Aminosäureresten
in eine komplementaritätsbestimmende
Region (CDR) H3 einer variablen Schwerketten-Domäne
des Eltern-Antikörpers
umfasst, worin die Anti-VEGF-Antikörpervariante eine Bindungsaffinität für Gefäßendothelwachstumsfaktor
(VEGF) aufweist, die zumindest zweimal stärker ist als die Bindungsaffinität des Eltern-Antikörpers, und
worin zumindest einer der insertierten Reste Arginin oder Lysin
ist oder die Insertion sich angrenzend an Rest Nr. 100 der variablen
Schwerkettendomäne
des Elternantikörpers
befindet, wobei die Restenummerierung der variablen Domäne gemäß Kabat
verwendet wurde.
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Die
Erfindung stellt weiters eine Ante-Gefäßendothelwachstumsfaktor-(Anti-VEGF-)Antikörpervariante
eines Eltern-Antikörpers
bereit, wobei die Anti-VEGF-Antikörper variante eine Aminosäureinsertion
in der oder angrenzend an eine komplementaritätsbestimmende(n) Region (CDR)
H3 einer variablen Schwerkettendomäne des Eltern-Antikörpers umfasst,
worin die Anti-VEGF-Antikörpervariante
eine Bindungsaffinität
für Gefäßendothelwachstumsfaktor
(VEGF) aufweist, die zumindest zweimal stärker ist als die Bindungsaffinität des Eltern-Antikörpers, und
worin die CDR H3 der variablen Schwerkettendomäne der Anti-VEGF-Antikörpervariante
eine Aminosäuresequenz
umfasst, die aus der Gruppe bestehend aus Seq.-ID Nr. 85, Seq.-ID
Nr. 53, Seq.-ID Nr. 86, Seq.-ID Nr. 78, Seq.-ID Nr. 54 und Seq.-ID
Nr. 89 ausgewählt
ist.
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Diese
CDR-H3-Sequenz kann beispielsweise in der variablen Schwerkettendomäne der Seq.-ID
Nr. 98 oder 99 bereitgestellt sein; siehe 1B.
Vorzugsweise umfasst die Antikörpervariante
weiters eine variable Leichtkettendomäne und bindet ein VEGF-Antigen
mit stärkerer
Bindungsaffinität
als Y0192 (siehe 1A und 1B;
Seq.-ID Nr. 95 und
96).
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Verschiedene
Formen der Antikörpervariante
werden hierin erwogen. Beispielsweise kann die Antikörpervariante
ein Antikörper
voller Länge
(z. B. mit einer konstanten Region eines menschlichen Immunglobulins)
oder ein Antikörperfragment
(z. B. ein F(ab')2)
sein. Weiters kann die Antikörpervariante
mit einer nachweisbaren Markierung markiert sein, auf einer Festphase
immobilisiert sein und/oder mit einer heterologen Verbindung konjugiert
sein (wie z. B. ein zytotoxisches Mittel).
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Weiters
stellt die Erfindung Folgendes bereit: eine isolierte Nucleinsäure, die
für die
beanspruchte Antikörpervariante
kodiert; einen Vektor, der die Nucleinsäure umfasst, gegebenenfalls
operabel an Kontrollsequenzen gebunden, die von einer mit dem Vektor
transformierten Wirtszelle erkannt werden; eine Wirtszelle, die
mit dem Vektor transformiert ist; ein Verfahren zur Herstellung
der Antikörpervariante,
welches die Kultivierung dieser Wirtszelle, sodass die Nucleinsäure exprimiert
wird, und gegebenenfalls Gewinnung der Antikörpervariante aus der Wirtszellkultur
(z. B. aus dem Wirtszellkulturmedium) umfasst.
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Die
Erfindung stellt außerdem
eine Zusammensetzung bereit, welche die beanspruchten Antikörpervarianten
und einen pharmazeutisch annehmbaren Träger oder Verdünner umfasst.
Diese Zusammensetzung für
therapeutische Anwendungen ist steril und kann gefriergetrocknet
werden.
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KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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1A und
1B zeigen
eine Sequenzanordnung der variablen Region der leichten Kette (
1A) und der variablen Region der schweren Kette
(
1B) verschiedener Varianten des humanisierten
Anti-VEGF-Antikörper-F(ab)-12.
Der Eltern-Fab-Phagenklon Y0192 enthält Leichtkettenmutationen,
welche die Antigenbindungsaffinität nicht signifikant beeinflussen,
und wurde schon beschrieben (
WO98/45331 ).
Eine weitere Variante, Y0238-3, enthält Mutationen in der CDR H1,
welche die Antigenbindung verbessern (
WO98/45331 ). Die Variante Y0239-19
enthält
das Motiv „VNERK", das in Selektionen
aus hierin beschriebenen CDR-H3-Insertionsbibliotheken identifiziert
wurde. Die Variante Y0313-2 enthält
die CDR-H1-Mutationen von Y0238-3 mit den CDR-H3-Mutationen von
Y0239-19 kombiniert. Unterschiede zu F(ab)-12 sind durch grau unterlegte
Kästchen
hervorgehoben. Die Sequenzidentifikatoren in
1A und
1B sind
die folgenden: variable Leichtkettendomäne von F(ab)-12 (Seq.-ID Nr.
94); variable Leichtkettendomäne
von Y0192, Y0238-3, Y0239-19 und Y0313-2 (Seq.-ID Nr. 95); variable
Schwerkettendomäne
von F(ab)-12 und Y0192 (Seq.-ID Nr. 96); variable Schwerkettendomäne von Y0238-3
(Seq.-ID Nr. 97); variable Schwerkettendomäne von Y0239-19 (Seq.-ID Nr.
98); und variable Schwerkettendomäne von Y0313-2 (Seq.-ID Nr.
99).
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2 zeigt
die Hemmung von VEGF-Aktivität
in einem zellbasierten Bioassay durch Fab, F(ab)-12 und die Fab-Variante
Y0313-2.
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3 zeigt
einen Abschnitt des dreidimensionalen Modells von F(ab)-12 in einem
Komplex mit VEGF, bestimmt durch Röntgenkristallographie (Muller
et al., Structure 6(9): 1153–1167
(1998)). Die Hauptkettenspur der CDR-H3-Region des Antikörpers ist
rechts als magentarote Schleife dargestellt. Eine Darstellung der Oberfläche eines
Abschnitts von VEGF ist auf der linken Seite zu sehen, wobei mehrere
proximale Reste rot (sauer) oder violett (sauer) hervorgehoben sind.
Die Seitenkette von D41 von VEGF kann als mögliche Wechselwirkungsstelle
mit einem hypothetischen Insertionspeptid angesehen werden, das
in die CDR H3 platziert wird.
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4 zeigt
eine Überlagerung
von Abschnitten des dreidimensionalen Modells von F(ab)-12 in einem Komplex
mit VEGF (beide Moleküle
grau dargestellt; Muller et al., w. o.) und eines Modells der Insertionsvariante
Fab Y0313-2 (grün)
in einem Komplex mit VEGF (gelb). Das letztere Modell basiert auf
einer röntgenkristallographischen
Bestimmung der hierin beschriebenen Variantenkomplexstruktur. Die
Figur veranschaulicht, dass in diesem Komplex im Vergleich zum F(ab)-12-Komplex
nur geringe strukturelle Veränderungen
zu sehen sind, mit Ausnahme der nächsten Umgebung der Mutationen
V104, N104a, E104b, R104c und K105.
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5 zeigt
einen Vergleich zwischen Abschnitten des dreidimensionalen Modells
von F(ab)-12 in einem Komplex mit VEGF (rechts; Muller et al., w.
o.) und einem Modell von Fab Y0313-2 in einem Komplex mit VEGF (links)
wie hierin beschrieben. In jedem Fall ist VEGF gelb dargestellt,
und das jeweilige Fab ist grün dargestellt.
im Y0313-2-Komplex ist erkennbar, dass V104 und R104c neue Kontakte
mit VEGF bilden.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG DER BEVORZUGTEN
AUSFÜHRUNGSFORMEN
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I. Definitionen
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Die
Bezeichnung „Antikörper" wird im weitesten
Sinne verwendet und deckt im Speziellen monoklonale Antikörper (einschließlich monoklonaler
Antikörper
voller Länge),
polyklonale Antikörper,
multispezifische Antikörper
(z. B. bispezifische Antikörper) und
Antikörperfragmente
ab, solange diese die gewünschte
biologische Aktivität
aufweisen.
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Die
Bezeichnung „hypervariable
Region", wenn hierin
verwendet, bezieht sich auf jene Regionen einer variablen Antikörperdomäne, deren
Sequenz hypervariabel ist und/oder die strukturell definierte Schleifen
bilden. Die hypervariable Region umfasst Aminosäurereste von einer „komplementaritätsbestimmenden
Region" oder „CDR" (d. h. die Reste
24–34
(„CDR
L1"), 50–56 („CDR L2") und 89–97 („CDR L3") in der variablen
Leichtkettendomäne
sowie 31–35
(„CDR
H1"), 50–65 („CDR H2") und 95–102 („CDR H3") in der variablen
Schwerkettendomäne;
Kabat et al., Sequences of Proteins of Immunological Interest, 5.
Aufl., Public Health Service, National Institutes of Health, Bethesda,
MD, USA (1991)) und/oder die Reste von einer „hypervariablen Schleife" (d. h. die Reste
26–32
(„Schleife
L1"), 50–52 („Schleife
L2") und 91–96 („Schleife
L3") in der variablen Leichtkettendomäne sowie
26–32
(„Schleife
H1"), 53–55 („Schleife
H2") und 96–101 („Schleife
H3") in der variablen
Schwerkettendomäne;
Chothia und Lesk; J. Mal. Biol, 196, 901–917 (1987)). In beiden Fällen sind
die Reste der variablen Domäne
gemäß Kabat
et al., w. o., nummeriert. „Gerüst"- oder „FR"-Reste sind jene Reste variabler Domänen, die
keine Reste hypervariabler Regionen wie hierin definiert sind.
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Der
Ausdruck „Restenummerierung
der variablen Domäne
wie in Kabat" bezieht
sich auf das Nummerierungssystem, das für variable Schwerkettendomänen oder
variable Leichtkettendomänen
der Zusammenstellung von Antikörpern
in Kabat et al., Sequences of Proteins of Immunological Interest,
5. Aufl., Public Health Service, National Institutes of Health,
Bethesda, MD, USA (1991), verwendet wurde. Bei Anwendung dieses Nummerierungssystems
kann die tatsächliche
lineare Aminosäuresequenz
weniger oder zusätzliche
Aminosäuren
enthalten, die einer Verkürzung
einer oder Insertion in eine FR oder CDR der variablen Domäne entspricht.
Beispielsweise kann eine variable Schwerkettendomäne ein einzelnes
Aminosäureinsert
(Rest 52a gemäß Kabat)
nach dem Rest 52 der CDR H2 und insertierte Reste (z. B. die Reste
82a, 82b und 82c usw. gemäß Kabat)
nach dem Schwerketten-FR-Rest 82 enthalten. Die Kabat-Nummerierung
von Resten kann für
einen vorgegebenen Anti körper
bestimmt werden, indem anhand von Regionen angeordnet wird, in denen
eine Homologie zwischen der Sequenz des Antikörpers und einer gemäß Kabat
nummerierten „Standard"-Sequenz vorhanden
ist.
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„Antikörperfragmente" umfassen einen Abschnitt
eines Antikörpers
voller Länge,
vorzugsweise die antigenbindende oder variable Region davon. Beispiele
für Antikörperfragmente
umfassen Fab-, Fab'-,
F(ab')2- und
Fv-Fragmente; Diabodies; lineare Antikörper; einkettige Antikörpermoleküle; und
multispezifische Antikörper,
gebildet aus Antikörperfragmenten.
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Die
Bezeichnung „monoklonaler
Antikörper" wie hierin verwendet
bezieht sich auf einen Antikörper, der
aus einer Population von im Wesentlichen homogenen Antikörpern gewonnen
ist, d. h. dass die einzelnen, die Population bildenden Antikörper bis
auf mögliche
natürlich
vorkommende Mutationen, die in geringem Ausmaß vorhanden sein können, identisch
sind. Monoklonale Antikörper
sind hochspezifisch, da sie gegen einen einzigen antigenen Ort gerichtet
sind. Außerdem
ist jeder monoklonale Antikörper,
im Gegensatz zu herkömmlichen
(polyklonalen) Antikörperpräparaten,
die typischerweise unterschiedliche Antikörper enthalten, die gegen unterschiedliche
Determinanten (Epitope) gerichtet sind, gegen eine einzige Determinante
auf dem Antigen gerichtet. Das Attribut „monoklonal" gibt den Charakter
des Antikörpers
dahingehend an, dass er von einer im Wesentlichen homogenen Population
von Antikörpern
stammt, und ist nicht so aufzufassen, dass die Produktion des Antikörpers durch
ein bestimmtes Verfahren erforderlich ist. Beispielsweise können die
gemäß der vorliegenden
Erfindung zu verwendenden monoklonalen Antikörper durch das Hybridomverfahren,
das von Kohler et al., Nature 256, 495 (1975), zum ersten Mal beschrieben
wurde, oder durch DNA-Rekombinationsverfahren (siehe z. B.
US-Patent Nr. 4.816.467 ) hergestellt
werden, Die „monoklonalen
Antikörper" können auch
unter Anwendung der beispielsweise in Clackson et al., Nature 352,
624–628
(1991), und Marks et al., J. Mol. Biol, 222, 581–597 (1991), beschriebenen
Verfahren aus Phagenantikörperbibliotheken
isoliert werden.
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Die
monoklonalen Antikörper
hierin umfassen im Speziellen „chimäre" Antikörper (Immunglobuline),
in denen ein Abschnitt der schweren und/oder leichten Kette mit/zu
entsprechenden Sequenzen in Antikörper identisch oder homolog
ist, die von einer bestimmten Spezies stammen oder zu einer bestimmten
Antikörperklasse
oder -subklasse gehören,
während
der Rest der Kette(n) mit/zu entsprechenden Sequenzen in Antikörpern identisch
oder homolog ist, die von anderen Spezies stammen oder zu einer
anderen Antikörperklasse oder
-subklasse gehören,
sowie Fragmente solcher Antikörper,
solange diese die gewünschte
biologische Aktivität
aufweisen (
US-Patent Nr. 4.816.567 ;
und Morrison et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81, 6851–6855 (1984)).
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„Humanisierte" Formen von nichtmenschlichen
(z. B. Maus-)Antikörpern
sind chimäre
Antikörper,
die eine Mindestsequenz enthalten, die von nichtmenschlichem Immunglobulin
stammt. Größtenteils
sind humanisierte Antikörper
menschliche Immunglobuline (Rezipientenantikörper), in denen Reste von einer
hypervariablen Region des Rezipienten durch Reste von einer hypervariablen
Region einer nichtmenschlichen Spezies (Donorantikörper), wie
z. B. einer Maus, einer Ratte, eines Kaninchens oder eines nichtmenschlichen
Primaten, mit der gewünschten
Spezifität,
Affinität
und Kapazität
ersetzt sind. In manchen Fällen
sind Reste der Fv-Gerüstregion
(FR) des menschlichen Immunglobulins durch entsprechende nichtmenschliche
Reste ersetzt. Außerdem
können
humanisierte Antikörper
Reste umfassen, die im Rezipientenantikörper oder im Donorantikörper nicht
vorkommen. Diese Modifikationen werden zur weiteren Verbesserung
der Antikörperwirkung
durchgeführt.
Im Allgemeinen umfasst der humanisierte Antikörper im Wesentlichen alle aus
zumindest einer, typischerweise zwei, variablen Domänen, worin
alle oder im Wesentlichen alle hypervariablen Schleifen jenen eines
nichtmenschlichen Immunglobulins entsprechen und alle oder im Wesentlichen
alle der FR-Regionen jene einer menschlichen Immunglobulinsequenz
sind. Der humanisierte Antikörper
umfasst gegebenenfalls außerdem
zumindest einen Abschnitt einer konstanten Immunglobulin-Region
(Fc), typischerweise von einem menschlichen Immunglobulin. Für weitere
Details siehe Jones et al., Nature 321, 522–525 (1986); Riechmann et al.,
Nature 332, 323–329
(1988); und Presta, Curr. Op. Struct, Biol. 2, 593–596 (1992).
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„Einkettige
Fv"- oder „sFv"-Antikörperfragmente
umfassen die VH- und VL-Domäne eines
Antikörpers, wobei
diese Domänen
in einer einzelnen Polypeptidkette enthalten sind. Im Allgemeinen
umfasst das Fv-Polypeptid weiters einen Polypeptidlinker zwischen
der VH- und VL-Domäne, wodurch
das sFv in der Lage ist, die gewünschte
Struktur für
eine Antigenbindung zu bilden. Für
eine Übersicht über sFv
siehe Pluckthun in The Pharmacology of Monoclonal Antibodies, Bd.
113, S. 269–315,
Rosenburg und Moore, Hrsg., Springer-Verlag, New York, USA (1994).
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Die
Bezeichnung „Diabodies" bezieht sich auf
kleine Antikörperfragmente
mit zwei antigenbindenden Stellen, wobei die Fragmente eine variable
Schwerkettendomäne
(V
H) an eine variable Leichtkettendomäne (V
L) in der gleichen Polypeptidkette gebunden
umfassen (V
H – V
L).
Durch den Einsatz eines Linkers, der zu kurz ist, sodass eine Paarbildung
zwischen den beiden Domänen
auf der gleichen Kette möglich
ist, werden die Domänen
gezwungen, sich mit den komplementären Domänen einer anderen Kette zu
einem Paar zu verbinden und zwei antigenbindende Stellen zu bilden.
Diabodies sind beispielsweise in der
EP
404.097 ; der
WO 93/11161 ;
und in Hollinger et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 6444–6448 (1993),
näher beschrieben.
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Die
Bezeichnung „lineare
Antikörper”, wie sie
in der gesamten Anmeldung verwendet wird, bezieht sich auf die in
Zapata et al., Protein Eng. 8(10), 1057–1062 (1995), beschriebenen
Antikörper.
Kurz gesagt umfassen diese Antikörper
ein Paar von Tandem-Fd-Segmenten (VH-CH1-VH-CH1),
die ein Paar aus antigenbindenden Regionen bilden. Lineare Antikörper können bispezifisch
oder monospezifisch sein.
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Ein „Eltern-Antikörper" ist ein Antikörper, der
eine Aminosäuresequenz
umfasst, der im Vergleich zu einer Antikörpervariante, wie sie hierin
geoffenbart ist, ein oder mehrere Aminosäurereste in oder angrenzend an
einer oder mehreren hypervariablen Regionen davon fehlen. Somit
weist der Eltern-Antikörper
eine kürzere hypervariable
Region auf als die entsprechende hypervariable Region der Antikörpervariante,
wie sie hierin geoffenbart ist. Das Eltern-Polypeptid kann einen
Nativsequenz-(d. h. natürlich
vorkommend) Antikörper
(einschließlich
einer natürlich
vorkommenden Allel variante) oder einen Antikörper mit schon vorher vorhandenen Aminosäuresequenzmodifikationen
(wie z. B. anderen Insertionen, Deletionen und/oder Substitutionen)
einer natürlich
vorkommenden Sequenz umfassen. Vorzugsweise ist der Eltern-Antikörper ein
humanisierter Antikörper
oder ein menschlicher Antikörper.
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Wie
hierin verwendet bezieht sich „Antikörpervariante" auf einen Antikörper, der
eine Aminosäuresequenz
aufweist, die sich von der Aminosäuresequenz eines Eltern-Antikörpers unterscheidet.
Vorzugsweise umfasst die Antikörpervariante
eine variable Schwerkettendomäne
oder eine variable Leichtkettendomäne mit einer Aminosäuresequenz,
die in der Natur nicht vorkommt. Solche Varianten weisen notwendigerweise
weniger als 100% Sequenzidentität
oder -ähnlichkeit
mit dem Eltern-Antikörper
auf. In einer bevorzugten Ausführungsform
weist die Antikörpervariante
eine Aminosäuresequenz
auf, die etwa 75% bis weniger als 100% Aminosäuresequenzidentität oder -ähnlichkeit
mit der Aminosäuresequenz
von entweder der variablen Domäne der
schweren oder leichten Kette des Eltern-Antikörpers aufweist, noch bevorzugter
etwa 80% bis weniger als 100%, noch bevorzugter etwa 85% bis weniger
als 100%, noch bevorzugter etwa 90% bis weniger als 100%, insbesondere
etwa 95% bis weniger als 100%. Identität oder Ähnlichkeit in Bezug auf diese
Sequenz ist hierin als Prozentsatz an Aminosäureresten in der Kandidatensequenz
definiert, die mit den Eltern-Antikörperresten identisch sind (d.
h. die gleichen Reste), nachdem die Sequenzen angeordnet und, falls
erforderlich, Lücken eingeführt wurden,
um die prozentuell höchste
Sequenzidentität
zu erzielen. Keine der N-terminalen, C-terminalen oder internen
Extensionen, Deletionen oder Insertionen in der Antikörpersequenz
außerhalb
der variablen Domäne
ist als Beeinträchtigung
der Sequenzidentität
oder -ähnlichkeit
aufzufassen. Die Antikörpervariante
ist im Allgemeinen eine solche, die eine längere hypervariable Region
aufweist (um einen oder mehrere Aminosäurereste; z. B. um etwa einen
bis etwa 30 Aminosäurereste
und vorzugsweise um etwa 2 bis etwa zehn Aminosäurereste) als die entsprechende
hypervariable Region eines Eltern-Antikörpers.
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Eine „Aminosäureveränderung" bezieht sich auf
eine Veränderung
in der Aminosäuresequenz
einer vorbestimmten Aminosäuresequenz.
Beispiele für
Veränderungen
umfassen Insertionen, Substitutionen und Deletionen.
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Eine „Aminosäureinsertion" bezieht sich auf
die Einführung
einer oder mehrerer Aminosäurereste
in eine vorbestimmte Aminosäuresequenz.
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Die
Aminosäureinsertion
umfasst gegebenenfalls eine „Peptidinsertion", wobei in diesem
Fall ein Peptid, das zwei oder mehr durch (eine) Peptidbindung(en)
verbundene Aminosäurereste
umfasst, in die vorbestimmte Aminosäuresequenz eingeführt ist.
Wenn die Aminosäureinsertion
die Insertion eines Peptids umfasst, kann das insertierte Peptid
durch zufallsbestimmte Mutagenese erzeugt werden, sodass es eine
Aminosäuresequenz
aufweist, die in der Natur nicht vorkommt.
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Der
insertierte Rest oder die insertierten Reste können „natürlich vorkommende Aminosäurereste" (d. h. ein genetischer
Code kodiert dafür)
und aus folgender Gruppe ausgewählt
sein: Alanin (Ala); Arginin (Arg); Asparagin (Asn); Asparaginsäure (Asp);
Cystein (Cys); Glutamin (Gln); Glutaminsäure (Glu); Glycin (Gly); Histidin
(His); Isoleucin (Ile); Leucin (Leu); Lysin (Lys); Methionin (Met);
Phenylalanin (Phe); Prolin (Pro); Serin (Ser); Threonin (Thr); Tryptophan
(Trp); Tyrosin (Tyr); und Valin (Val).
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Die
Insertion einer oder mehrerer nicht natürlich vorkommender Aminosäurereste
ist ebenfalls durch die Definition einer Aminosäureinsertion hierin abgedeckt.
Ein „nicht
natürlich
vorkommender Aminosäurerest" bezieht sich auf
einen Rest, der keiner der oben angeführten natürlich vorkommenden Aminosäurereste
ist und in der Lage ist, kovalent an (einen) benachbarte(n) Aminosäurerest(e)
in einer Polypeptidkette zu binden. Beispiele für nicht natürlich vorkommende Aminosäurereste
umfassen Norleucin, Ornithin, Norvalin, Homoserin und andere Aminosäurerestanaloga,
wie sie beispielsweise in Ellman et al., Meth. Enzym. 202, 301–336 (1991),
beschrieben sind. Um solche nicht natürlich vorkommenden Aminosäurereste
herzustellen, können
die Verfahren nach Noren et al., Science 244, 182 (1989), und Ellman
et al., w. o., eingesetzt werden. Kurz gesagt umfassen diese Verfahren
die chemische Akti vierung einer Suppressor-tRNA mit einem nicht
natürlich
vorkommenden Aminosäurerest,
gefolgt von einer In-vitro-Transkription und -Translation der RNA.
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Eine
Aminosäureinsertion „in einer
hypervariablen Region" bezieht
sich auf die Einführung
einer oder mehrerer Aminosäurereste
innerhalb der Aminosäuresequenz
einer hypervariablen Region.
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Eine
Aminosäureinsertion „angrenzend
an einer hypervariablen Region" bezieht
sich auf die Insertion einer oder mehrerer Aminosäurereste
am N-terminalen und/oder C-terminalen
Ende einer hypervariablen Region, sodass zumindest einer der insertierten
Aminosäurereste
eine Peptidbindung mit dem N-terminalen oder C-terminalen Aminosäurerest
der betreffenden hypervariablen Region bildet.
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Eine „Aminosäuresubstitution" bezieht sich auf
den Ersatz eines vorhandenen Aminosäurerests in einer vorbestimmten
Aminosäuresequenz
durch einen anderen, unterschiedlichen Aminosäurerest.
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Die
Bezeichnung „mögliche Aminosäurewechselwirkungen" bezieht sich auf
Kontakte oder bezüglich der
Energie vorteilhafte Wechselwirkungen zwischen einem oder mehreren
Aminosäureresten,
die in einem Antigen vorhanden sind, und einem oder mehreren Aminosäureresten,
die in einem Eltern-Antikörper
nicht vorkommen, aber in diesen insertiert werden können, um
die Aminosäurekontakte
zwischen dem Antigen und einer Antikörpervariante zu erhöhen, welche
diese(n) insertierten Aminosäurerest(e)
umfasst. Vorzugsweise sind die Aminosäurewechselwirkungen von Interesse
aus der aus Wasserstoffbrückenbindung, van-der-Waals-Wechselwirkungen
und ionischen Wechselwirkungen bestehenden Gruppe ausgewählt.
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Die
Bezeichnung „Zielantigen" bezieht sich hierin
auf ein vorbestimmtes Antigen, an das sowohl ein Eltern-Antikörper als
auch eine Antikörpervariante,
wie sie hierin definiert ist, bindet. Das Zielantigen kann ein Polypeptid,
ein Kohlenhydrat, eine Nucleinsäure,
ein Lipid, ein Hapten oder eine andere natürlich vorkommende oder synthetische
Verbindung sein. Vorzugsweise ist das Zielantigen ein Polypeptid.
Wäh rend
die Antikörpervariante
das Zielantigen mit besserer Bindungsaffinität bindet als der Eltern-Antikörper, weist
der Eltern-Antikörper
im Allgemeinen einen Bindungsaffinitäts-(Kd-)Wert
für das
Zielantigen von nicht mehr als etwa 1 × 10–5 M,
vorzugsweise nicht mehr als 1 × 10–6 M,
auf.
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Ein „isolierter" Antikörper ist
einer, der aus einer Komponente aus seiner natürlichen Umgebung identifiziert
und getrennt und/oder gewonnen wurde. Kontaminierende Komponenten
aus seiner natürlichen
Umgebung sind Materialien, die diagnostische oder therapeutische
Anwendungen des Antikörpers
stören
würden, und
können
Enzyme, Hormone und andere proteinartige oder nichtproteinartige
Gelöststoffe
umfassen. In bevorzugten Ausführungsformen
wird der Antikörper
(1) zu mehr als 95 Gew.-% des Antikörpers, bestimmt durch das Lowry-Verfahren,
und insbesondere zu mehr als 99 Gew.-%, gereinigt, (2) unter Verwendung
eines Zentrifugenröhrchensequenzierers
zu einem Grad gereinigt, der ausreichend ist, um zumindest 15 Reste
einer N-terminalen oder internen Aminosäuresequenz zu erhalten, oder
(3) durch SDS-PAGE unter reduzierenden oder nichtreduzierenden Bedingungen
unter Verwendung von Coomassie-Blau- oder, vorzugsweise, Silberfärbung bis
zur Homogenität
gereinigt. Isolierte Antikörper
umfassen den Antikörper
in situ innerhalb rekombinanter Zellen, da zumindest eine Komponente
der natürlichen
Umgebung des Antikörpers
nicht vorhanden ist. Üblicherweise
wird ein isolierter Antikörper
jedoch durch zumindest einen Reinigungsschritt hergestellt.
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„Behandlung" bezieht sich sowohl
auf eine therapeutische Behandlung als auch auf prophylaktische oder
präventive
Maßnahmen.
Jene, die einer Behandlung bedürfen,
umfassen jene, die bereits die Erkrankung aufweisen, sowie jene,
bei denen der Erkrankung vorgebeugt werden soll.
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Eine „Erkrankung" ist jedes beliebige
Leiden, das von einer Behandlung mit der Antikörpervariante profitieren würde. Dazu
gehören
chronische und akute Leiden oder Erkrankungen, einschließlich pathologischer
Zustände,
die das Säugetier
für die
betreffende Erkrankung anfällig
machen.
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„Säugetier” für Behandlungszwecke
bezieht sich auf jedes beliebige Tier, das als Säugetier klassifiziert ist,
einschließlich
Menschen, Haus- und Nutztieren, nichtmenschlichen Primaten und Zoo-,
Sport- oder Kleintieren, wie z. B. Hunden, Pferden, Katzen, Rindern
usw.
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Die
Bezeichnung „zytotoxisches
Mittel", wie hierin
verwendet, bezieht sich auf eine Substanz, welche die Funktion von
Zellen inhibiert oder unterbindet und/oder die Zerstörung von
Zellen verursacht. Die Bezeichnung ist so zu verstehen, dass sie
radioaktive Isotope (z. B. I131, I125, Y90 und Re186), chemotherapeutische Mittel und Toxine,
wie z. B. enzymatisch aktive Toxine bakteriellen, pflanzlichen oder
tierischen Ursprungs oder von Pilzen, oder Fragmente davon umfassen.
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Ein „chemotherapeutisches
Mittel" ist eine
chemische Verbindung, die zur Behandlung von Krebs nützlich ist.
Beispiele für
chemotherapeutische Mittel umfassen Adriamycin, Doxorubicin, 5-Fluoruracil,
Cytosinarabinosid („Ara-C"), Cyclophosphamid,
Thiotepa, Taxotere (Docetaxel) Busulfan, Cytokin, Taxol, Methotrexat, Cisplatin,
Melphalan, Vinblastin, Bleomycin, Etoposid, Ifosfamid, Mitomycin
C, Mitoxantron, Vincristin, Vinorelbin, Carboplatin, Teniposid,
Daunomycin, Carminomycin, Aminopterin, Dactinomycin, Mitomycine,
Esperamicine (siehe
US-Patent
Nr. 4.675.187 ), Melphalan und andere verwandte Stickstofflosts.
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Die
Bezeichnung „Prodrug", wie in dieser Anmeldung
verwendet, bezieht sich auf einen Vorläufer oder ein Derivat einer
pharmazeutisch aktiven Substanz, die für Tumorzellen weniger zytotoxisch
ist als das Ausgangsarzneimittel und in der Lage ist, enzymatisch
aktiviert oder in eine die aktivere Mutterform übergeführt zu werden. Siehe z. B.
Wilman, „Prodrugs
in Cancer Chemotherapy",
Biochemical Society Transactions 14, 375–382, 615th Meeting Belfast
(1986), und Stella et al., „Prodrugs:
A Chemical Approach to Targeted Drug Delivery", Directed Drug Delivery, Borchardt
et al. (Hrsg.), 247–267,
Humana Press (1985). Die Prodrugs dieser Erfindung umfassen, sind
jedoch nicht beschränkt
auf, phosphathältige
Prodrugs, thiophosphathältige
Prodrugs, sulfathältige
Prodrugs, peptidhältige
Prodrugs, D-aminosäuremodifizierte Prodrugs,
glykosylierte Prodrugs, β-Lactam-hältige Prodrugs,
gegebenenfalls substituierte phenoxyacetamidhältige Prodrugs oder gegebenenfalls
substituierte phenylacetamidhältige
Prodrugs, 5-Fluorcytosin- und andere 5-Fluoruridin-Prodrugs, die
in das aktivere, zytotoxische freie Arzneimittel übergeführt werden
können.
Beispiele für
zytotoxische Arzneimittel, die in eine Prodrug-Form derivatisiert
werden können,
zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung umfassen, sind jedoch
nicht beschränkt
auf, die oben beschriebenen chemotherapeutischen Mittel.
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Das
Wort „Markierung", wie hierin verwendet,
bezieht sich auf eine nachweisbare Verbindung oder Zusammensetzung,
die direkt oder indirekt an den Antikörper konjugiert ist. Die Markierung
selbst kann nachweisbar sein (z. B. Radioisotopenmarkierung oder
Fluoreszenzmarkierung) oder, im Fall einer enzymatischen Markierung,
eine chemische Veränderung
einer Substratverbindung oder -zusammensetzung katalysieren, die nachweisbar
ist.
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Unter „Festphase" wird eine nicht-wässrige Matrix
verstanden, an die der Antikörper
der vorliegenden Erfindung anhaften kann. Beispiele für Festphasen,
die hierin enthalten sind, umfassen jene, die teilweise oder vollständig aus
Glas (z. B. Controlled Pore Glass), Polysacchariden (z. B. Agarose),
Polyacrylamiden, Polystyrol, Polyvinylalkohol und Siliconen bestehen.
In bestimmten Ausführungsformen
kann, je nach Zusammenhang, die Festphase den Well einer Testplatte
umfassen; in anderen ist sie eine Reinigungssäule (z. B. eine Affinitätschromatographiesäule). Diese
Bezeichnung umfasst auch eine diskontinuierliche Festphase einzelner
Teilchen, wie beispielsweise jene, die im
US-Patent Nr. 4.275.149 beschrieben
sind.
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Ein „Liposom" ist ein kleines
Vehikel, zusammengesetzt aus verschiedenen Typen von Lipiden, Phospholipiden
und/oder Tensiden, die zur Zufuhr eines Arzneimittels (wie beispielsweise
der hierin geoffenbarten Antikörpervarianten
und gegebenenfalls eines chemotherapeutischen Mittels) zu einem
Säugetier
nützlich sind,
Die Komponenten des Liposoms sind üblicherweise in einer Doppelschichtkonformation
angeordnet, ähnlich
wie bei der Lipidanordnung biologischer Membranen.
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Ein „isoliertes" Nucleinsäuremolekül ist ein
Nucleinsäuremolekül, das identifiziert
und von zumindest einem verunreinigenden Nucleinsäuremolekül getrennt
wurde, mit dem es gewöhnlich
in der natürlichen
Quelle der Antikörper-Nucleinsäure assoziiert
ist. Ein isoliertes Nucleinsäuremolekül liegt
in anderer Form oder Umgebung vor als es in der Natur zu finden
ist. Isolierte Nucleinsäuremoleküle unterscheiden
sich daher von dem spezifischen Nucleinsäuremolekül, wie es in natürlichen
Zellen vorliegt. Dennoch umfasst ein isoliertes Nucleinsäuremolekül ein Nucleinsäuremolekül, das in
Zellen enthalten ist, die üblicherweise
den Antikörper
exprimieren, wenn beispielsweise das Nucleinsäuremolekül an einer chromosomalen Position
liegt, die sich von jener der natürlichen Zellen unterscheidet.
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Die
Bezeichnung „Kontrollsequenzen" bezieht sich auf
DNA-Sequenzen, die für
die Expression einer operabel gebundenen kodierenden Sequenz in
einem bestimmten Wirtsorganismus erforderlich sind. Die Kontrollsequenzen,
die für
Prokaryoten geeignet sind, umfassen beispielsweise einen Promotor,
gegebenenfalls eine Operatorsequenz und eine Ribosomen-Bindungsstelle.
Eukaryotische Zellen sind dafür
bekannt, dass sie Promotoren, Polyadenylierungssignale und Enhancer
nutzen.
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Nucleinsäure ist „operabel
gebunden", wenn
sie in eine funktionelle Beziehung mit einer anderen Nucleinsäuresequenz
gesetzt wird. DNA für
eine Präsequenz
oder einen Sekretionsleader ist beispielsweise operabel an DNA für ein Polypeptid
gebunden, wenn sie als Präprotein
exprimiert wird, das an der Sekretion des Polypeptids beteiligt
ist; ein Promotor oder Enhancer ist operabel an eine Kodiersequenz
gebunden, wenn er die Transkription der Sequenz beeinflusst; oder
eine Ribosomen-Bindungsstelle ist operabel an eine Kodiersequenz
gebunden, wenn sie so angeordnet ist, dass sie Translation erleichtert.
Im Allgemeinen bedeutet „operabel
gebunden", dass
die zu verbindenden DNA-Sequenzen zusammenhängend und, im Fall eines Sekretionsleaders,
zusammenhängend
und in Lesephase sind. Enhancer müssen jedoch nicht zusammenhängend sein.
Bindung erfolgt durch Ligation an passenden Restriktionsschnittstellen.
Sind solche Stellen nicht vorhanden, so werden die synthetischen
Oligonucleotid-Adaptoren oder -Linker gemäß der herkömmlichen Praxis verwendet.
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Wie
hierin verwendet, werden die Bezeichnungen „Zelle", „Zelllinie" und „Zellkultur" synonym verwendet,
und alle diese Bezeichnungen beziehen Nachkommenschaft mit ein.
Somit umfassen die Termini „Transformanten" und „transformierte
Zellen" die primär bearbeitete
Zelle und die davon abgeleiteten Kulturen, ohne Berücksichtigung
der Anzahl der Transfers. Es versteht sich auch, dass aufgrund von
absichtlichen oder unabsichtlichen Mutationen nicht alle Nachkommen
genau den gleichen DNA-Gehalt
aufweisen. Mutierte Nachkommenschaft mit der gleichen Funktion oder
biologischen Aktivität,
auf welche in der ursprünglich
transformierten Zelle gescreent wurde, sind ebenfalls eingeschlossen.
Sind bestimmte Bezeichnungen erwünscht,
so ergibt sich das klar auf dem Kontext.
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II. Durchführungsarten der Erfindung
-
Die
Erfindung hierin betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Antikörpervariante.
Der Eltern-Antikörper
oder Ausgangsantikörper
wird unter Anwendung von auf dem Gebiet der Erfindung zur Herstellung
solcher Antikörper
verfügbaren
Verfahren hergestellt. Beispiele für Verfahren zur Herstellung
von Antikörpern
sind in den folgenden Abschnitten im Detail beschrieben.
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Der
Eltern-Antikörper
ist gegen ein Zielantigen von Interesse gerichtet. Vorzugsweise
ist das Zielantigen ein biologisch bedeutendes Polypeptid, und die
Verabreichung des Antikörpers
an ein Säugetier,
das an einer Erkrankung oder Störung
leidet, kann zu einem therapeutischen Nutzen in diesem Säugetier
führen.
Aber auch Antikörper,
die gegen Nichtpolypeptid-Antigene (wie z. B. tumorassoziierte Glykolipidantigene;
siehe
US-Patent 5.091.178 )
gerichtet sind, kommen in Frage.
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Handelt
es sich bei dem Antigen um ein Polypeptid, kann dieses ein Transmembranmolekül (z. B.
ein Rezeptor) oder ein Ligand, wie z. B. ein Wachstumsfaktor, sein.
Beispiele für
Antigene umfassen Moleküle,
wie z. B. Renin; ein Wachstumshormon, einschließlich des menschlichen Wachstumshormons
und des Rinderwachstumshormons; den Wachstumshormon-Freisetzungsfaktor;
Parathormon; das thyreoidstimu lierende Hormon; Lipoproteine, α-1-Antitrypsin;
die Insulin-A-Kette; die Insulin-B-Kette; Proinsulin; das follikelstimulierende
Hormon; Calcitonin; das luteinisierende Hormon; Glucagon; Gerinnungsfaktoren
wie den Faktor VIIIC, den Faktor IX, den Gewebefaktor und den von-Willebrand-Faktor;
Antigerinnungsfaktoren wie Protein C; den atrionatriuretischen Faktor;
das Lungentensid; einen Plasminogenaktivator wie Urokinase oder
den Humanurin- oder Gewebetyp-Plasminogenaktivator (t-PA); Bombesin;
Thrombin; den hämatopoetischen
Wachstumsfaktor; den Tumornekrosefaktor-α und -β, Enkephalinase; RANTES (regulationsaktiviert,
normalerweise T-Zell-exprimiert
und -sekretiert); das menschliche Makrophagen-Entzündungsprotein
(MIP-1-α);
ein Serumalbumin wie humanes Serumalbumin; das Anti-Müller-Hormon;
die Relaxin-A-Kette; die Relaxin-B-Kette; Prorelaxin; das Maus-Gonadotropin-assoziierte
Peptid; ein mikrobielles Protein wie β-Lactamase; DNase; IgE; ein zytotoxisches
T-Lymphozyten-assoziiertes Antigen (CTLA) wie CTLA-4; Inhibin; Activin;
den Gefäßendothelwachstumsfaktor
(VEGF); Rezeptoren für
Hormone oder Wachstumsfaktoren; Protein A oder D; Rheumafaktoren;
einen neurotrophen Faktor wie den neurotrophen Knochenfaktor (BDNF),
Neurotrophin-3, -4, -5 oder -6 (NT-3, NT-4, NT-5 oder NT-6) oder
einen Nervenwachstumsfaktor; den aus Blutplättchen gewonnenen Wachstumsfaktor
(PDGF); einen Fibroblastenwachstumsfaktor wie aFGF und bFGF; den
Epidermiswachstumsfaktor (EGF); einen transformierenden Wachstumsfaktor
(TGF) wie TGF-α und
TGF-β; den
insulinähnlichen
Wachstumsfaktor-I und -II (IGF-I und IGF-II); Des(1-3)-IGF-I (Gehirn-IGF-I),
Bindungsproteine für
insulinähnlichen Wachstumsfaktor;
CD-Proteine wie CD3, CD4, CD8, CD19 und CD20; Erythropoietin; osteoinduktive
Faktoren; Immunotoxine; ein Knochen-Morphogenese-Protein (BMP); ein Interferon wie Interferon-α, -β und -γ; koloniestimulierende
Faktoren (CSFs), z. B. M-CSF, GM-CSF und G-CSF; Interleukine (ILs),
z. B. IL-1 bis IL-10;
Superoxiddismutase; T-Zell-Rezeptoren; Oberflächenmembranproteine; den Zerfall
beschleunigenden Faktor; virale Antigene wie einen Teil der AIDS-Hülle; Transportproteine;
Homing-Rezeptoren; Addressine; Regulatorproteine; Integrine wie
CD11a, CD11b, CD11c, CD18, ein ICAM, VLA-4 und VCAM; ein tumorassoziiertes
Antigen wie den HER2-, HER3- oder HER4-Rezeptor; und Fragmente von
beliebigen der oben genannten Polypeptide.
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Bevorzugte
molekulare Ziele für
die in dieser Erfindung vorgesehenen Antikörper umfassen CD-Proteine,
wie z. B. CD3, CD4, CD8, CD19, CD20 und CD34; Mitglieder der ErbB-Rezeptorfamilie,
wie z. B. den EGF-Rezeptor, HER2-, HER3- oder HER4-Rezeptor; Zelladhäsionsmoleküle, wie
z. B. LFA-1, Mac-1, p150,95, VLA-4, ICAM-1, VCAM und αν/β3-Integrin,
einschließlich
ihrer α-
oder β-Untereinheiten
(z. B. Anti-CD11a-,
Anti-CD18- oder Anti-CD11b-Antikörper);
Wachstumsfaktoren, wie z. B. VEGF; IgE; Blutgruppenantigene; den flk2/flt3-Rezeptor;
den Obesitäts-(OB-)Rezeptor;
den mpl-Rezeptor; CTLA-4; Protein C usw.
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Das
zur Erzeugung eines Antikörpers
verwendete Antigen kann aus einer natürlichen Quelle dafür isoliert
werden oder rekombinant produziert oder unter Anwendung anderer
Syntheseverfahren hergestellt werden. Alternativ dazu können Zellen,
die ein natives oder rekombinantes Antigen umfassen, als Immunogene zur
Herstellung von Antikörpern
eingesetzt werden.
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Der
Eltern-Antikörper
kann schon vorher starke Bindungsaffinität für das Zielantigen aufweisen.
Beispielsweise kann der Eltern-Antikörper das Antigen von Interesse
mit einem Bindungsaffinitäts-(Kd-)Wert von nicht mehr als etwa 1 × 10–7 M,
vorzugsweise nicht mehr als etwa 1 × 10–8 M,
insbesondere nicht mehr als etwa 1 × 10–9 M,
binden.
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Die „Bindungsaffinität" eines Antikörpers kann
beispielsweise durch Gleichgewichtsverfahren (z. B. enzymgekoppelte
Immunadsorptionsbestimmung (ELISA) oder Radioimmuntest (RIA)) oder
Kinetik (z. B. BIACORETM-Analyse; siehe
Beispiel 1 unten) bestimmt werden.
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Außerdem kann
der Antikörper
anderen „biologischen
Aktivitätstests" unterzogen werden,
um z. B. seine „Wirksamkeit" oder pharmakologische
Aktivität
sowie mögliche
Wirksamkeit als Therapeutikum zu beurteilen. Solche Tests sind auf
dem Gebiet der Erfindung bekannt und hängen vom Zielantigen sowie
der beabsichtigten Anwendung des Antikörpers ab. Beispiele umfassen
den Keratinozyten-Monolayer- Adhäsionstest und
den gemischten Lymphozytenreaktions-(MLR-)Test für CD11a (siehe
WO98/23761 ); Tumorzellwachstumshemmtests
(wie beispielsweise in der
WO
89/06692 beschrieben); antikörpervermittelte zelluläre Toxizitäts-(ADCC-)
und komplementvermittelte Zytotoxizitäts-(CDC-)Tests (
US-Patent 5.500.362 ); agonistische
Aktivitäts-
oder Hämatopoesetests
(siehe
WO 95/27062 );
den tritiierten Thymidininkorporationstest; und den Alamarblautest
zur Messung der Stoffwechselaktivität von Zellen als Reaktion auf
ein Molekül
wie VEGF (siehe Beispiel 1 unten).
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Die
Aminosäuresequenz
des Eltern-Antikörpers
wird so verändert,
dass eine Antikörpervariante
erzeugt wird, die eine stärkere
Bindungsaffinität
für das
Zielantigen aufweist als der Eltern-Antikörper. Die Antikörpervariante
weist vorzugsweise eine Bindungsaffinität für das Zielantigen auf, die
zumindest etwa doppelt so stark ist (z. B. etwa zweifach bis etwa
1000fach oder sogar bis zu etwa 10.000fach verbesserte Bindungsaffinität), vorzugsweise
zumindest etwa fünfmal
so stark, vorzugsweise etwa zehnmal oder 100-mal so stark, wie die
Bindungsaffinität
des Eltern-Antikörpers
für das
Antigen. Die gewünschte
oder erforderliche Steigerung der Bindungsaffinität hängt gegebenenfalls
von der anfänglichen
Bindungsaffinität
des Eltern-Antikörpers
ab.
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Wenn
der eingesetzte Test ein biologischer Aktivitätstest ist, dann weist die
Antikörpervariante
vorzugsweise eine Wirksamkeit im biologischen Aktivitätstest der
Wahl auf, die zumindest etwa doppelt so stark ist (z. B. etwa zweifach
bis etwa 1000fach oder sogar bis zu etwa 10.000fach verbesserte
Wirksamkeit), vorzugsweise zumindest etwa 20-mal so stark, vorzugsweise
etwa 50-mal so stark, manchmal zumindest etwa 100-mal oder 200-mal
so stark, wie die biologische Aktivität des Eltern-Antikörpers in
diesem Test.
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Um
die Antikörpervariante
herzustellen, wird eine Insertion von zwischen 2 und 10 Aminosäureresten in
einer CDR H3 einer Schwerkettendomäne des Eltern-Antikörpers vorgenommen.
Bei der Bestimmung der Anzahl an Resten, die insertiert werden sollen,
können
die verschiedenen Längen
der betreffenden hypervariablen Region in bekannten Antikörpern berücksichtigt
werden.
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Wenn
eine Insertion in der hypervariablen Region der CDR H3 vorgenommen
wird, liegen die insertierten Aminosäurereste vorzugsweise zwischen
den Resten Nr. 97 und 102 (z. B. angrenzend an den, vorzugsweise
C-terminal nach dem, Rest Nr. 100) der variablen Schwerkettendomäne des Eltern-Antikörpers, wobei
die Restenummerierung der variablen Domäne wie in Kabat verwendet wurde.
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Bei
der Bestimmung der Anzahl an Aminosäureresten, die insertiert werden
sollen, kann die gewünschte
Länge der
veränderten
hypervariablen Region berücksichtigt
werden. Bei der ersten hypervariablen Region einer variablen Schwerkettendomäne ist die
hypervariable Region beispielsweise vorzugsweise der Resteabschnitt
von der „Schleife
H1" gemäß Chothia
et al., w. o., kombiniert mit dem Resteabschnitt, von dem angenommen
wird, dass er „CDR
H1" gemäß Kabat
et al., w. o., darstellt. Somit kann die erste hypervariable Schleife
der variablen Schwerkettendomäne
eine Gesamtlänge
von etwa acht Aminosäureresten
bis etwa 20 Resten aufweisen, einschließlich des/der insertierten
Aminosäurerests/-reste.
In Bezug auf die zweite hypervariable Region einer variablen Schwerkettendomäne ist die
hypervariable Region vorzugsweise „CDR H2" gemäß Kabat
et al., w. o., z. B. mit einer Gesamtlänge von etwa 14 Aminosäureresten
bis etwa 25 Resten, einschließlich
des/der insertieren Aminosäurerestes/-reste.
In Bezug auf die dritte hypervariable Region einer variablen Schwerkettendomäne, schließlich, ist
die hypervariable Region vorzugsweise „CDR H3" gemäß Kabat
et al., w. o., z. B. mit einer Gesamtlänge von etwa sechs Aminosäureresten
bis etwa 30 Resten, einschließlich
des/der insertierten Aminosäurerests/-reste.
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Antikörpervarianten
mit einem oder mehreren insertierten Aminosäureresten in einer hypervariablen Region
davon können
nach dem Zufallsprinzip hergestellt werden, besonders wenn die Ausgangsbindungsaffinität des Eltern-Antikörpers für das Zielantigen
so aussieht, dass zufällig
hergestellte Antikörpervarianten leicht
gescreent werden können.
Phagendisplay stellt beispielsweise ein geeignetes Verfahren zum
Screenen solcher Zufallsvarianten dar.
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Ein
systematischeres Verfahren zur Herstellung von Antikörpervarianten
kann auch eingesetzt werden. Dieses Verfahren umfasst die folgenden
allgemeinen Schritte, die üblicherweise
nacheinander durchgeführt
werden:
- (a) Identifizieren möglicher
Aminosäurewechselwirkungen
zwischen einer hypervariablen Region eines Eltern-Antikörpers und
eines Zielantigens;
- (b) Herstellen einer Variante des Eltern-Antikörpers durch
Insertieren eines Aminosäurerests
in die oder angrenzend an die hypervariable Region des Eltern-Antikörpers, wobei
der eingeführte
Aminosäurerest
zu möglichen
Aminosäurewechselwirkungen
in (a) beiträgt;
- (c) Selektieren einer wie in (b) hergestellten Antikörpervariante,
die stärkere
Bindungsaffinität
für das
Antigen aufweist als der Eltern-Antikörper.
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Gemäß Schritt
(a) dieses Verfahrens kann ein Molekülmodell des mit einem Antigen
komplexierten Eltern-Antikörpers
analysiert werden. Das Molekülmodell
kann aus einer Röntgenkristall-
oder Kernmagnetresonanz-(NMR-)Struktur dieses Komplexes erhalten
werden. Siehe z. B. Amit et al., Science 233, 747–753 (1986); und
Muller et al., Structure 6(9), 1153–1167 (1998). Alternativ dazu
können
Computerprogramme eingesetzt werden, um Molekülmodelle von Antikörper/Antigen-Komplexen
zu erzeugen (siehe z. B. Levy et al., Biochemistry 28, 7168–7175 (1989);
Bruccoleri et al., Nature 335, 564–568 (1998); und Chothia et
al., Science 233, 755–758
(1986)), wobei keine Kristallstruktur verfügbar ist.
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Im
bevorzugten Verfahren wird das Molekülmodell des Antigen/Antikörper-Komplexes
analysiert, und mögliche
Bereiche zur Steigerung von energetisch vorteilhaften Wechselwirkungen
zwischen dem Antigen und einer hypervariablen Region des Antikörpers werden
identifiziert. Beispielsweise können
mögliche
polare Wechselwirkungen (z. B. Ionenpaare und/oder Wasserstoffbrückenbindung);
nichtpolare Wechselwirkungen (wie z. B. van-der-Waals-Anziehungen
und/oder hydrophobe Wechselwirkungen); und/oder kovalente Wechselwirkungen
(z. B. Disulfidbindung(en)) zwischen einem oder mehreren Aminosäureresten
des Antigens und einem oder mehreren Aminosäureresten, die in oder angrenzend
an eine hypervariable Region des Antikörpers insertiert werden können, identifiziert
werden. Vorzugsweise weist zu mindest einer der insertierten Reste eine
positive Nettoladung oder eine negative Nettoladung auf. Beispielsweise
kann zumindest einer der insertierten Reste ein positiv geladener
Rest, vorzugsweise Arginin oder Lysin, sein.
-
Beispiele
für Seitenketten,
die typischerweise eine positive Ladung aufweisen, sind Lysin, Arginin
und Histidin. Beispiele für
Seitenketten, die typischerweise eine negative Ladung aufweisen,
sind Asparaginsäure und
Glutaminsäure.
Diese Seitenketten können
ionische Wechselwirkungen durchlaufen (positive Reste gepaart mit
negativen Resten) sowie auch polare Wechselwirkungen mit Seitenketten
mit polaren funktionellen Gruppen: Tryptophan, Serin, Threonin,
Tyrosin, Cystein, Tyrosin, Asparagin und Glutamin. Außerdem können polare
oder ionische Wechselwirkungen durch dazwischen liegenden Lösungsmittel-(wie
z. B. Wasser-) oder Gelöststoff-
(z. B. Phosphat- oder Sulfat-)Moleküle vermittelt werden.
-
Beispiele
für Reste,
die an hydrophoben Wechselwirkungen, oder nichtpolaren van-der-Waals-Wechselwirkungen,
beteiligt sein können,
sind typischerweise Alanin, Vain, Leucin, Isoleucin, Prolin, Phenylalanin, Tryptophan,
Methionin und Tyrosin; die nichtpolaren Seitenketten von anderen
Resten, wie z. B. Lysin oder Arginin, können jedoch auch an solchen
Wechselwirkungen mitwirken. Aromatische Seitenketten, wie z. B. Phenylalanin,
Tyrosin und Tryptophan, können
aromatische (pi-)Stapelungswechselwirkungen bilden oder als Wasserstoffbrückenbindungsakzeptoren
dienen.
-
Außerdem können die
Hauptkettenatome eines beliebigen Rests (einschließlich Glycin) van-der-Waals-
oder hydrophobe Wechselwirkungen durchlaufen; und die Atome Stickstoff
und Carbonylsauerstoff der Hauptkette können polare (Wasserstoffbrückenbindungs-)Wechselwirkungen
durchlaufen. in manchen Fällen
kann eine kovalente Bindung (Disulfid) aus einem Cysteinrest des
Antikörpers
und einem Cysteinrest des Antigens gebildet werden.
-
Schließlich können posttranslationale
Modifikationen (z. B. Glykosylierung oder Phosphorylierung) oder
eine prosthetische Gruppe (z. B. Häm oder Zinkfinger) weite re
funktionelle Gruppen (Carboxylat- oder Phosphatsauerstoffe; Zink-
oder Eisenatome) für
eine Wechselwirkung zwischen Antikörper und Antigen bereitstellen.
-
Somit
können
beispielsweise einer oder mehrere geladene Aminosäurereste
in oder angrenzend an eine hypervariable Region des Eltern-Antikörpers an
einer geeigneten dreidimensionalen Stelle insertiert werden, sodass
der insertierte Rest oder die insertierten Reste in der Lage sind,
ein oder mehrere Ionenpaare mit einem oder mehreren entgegengesetzt
geladenen Resten im Antigen zu bilden. Auf ähnliche Weise können ein
oder mehrere Paare für
Wasserstoffbrückenbindungen,
van-der-Waals-Wechselwirkungen
usw. geschaffen werden, indem geeignete Aminosäurereste an einer geeigneten
Stelle in oder angrenzend an eine hypervariable Region des Antikörpers insertiert
werden.
-
Die
Antikörpervariante
kann weitere Veränderungen,
wie z. B. Aminosäuredeletionen
oder -substitutionen, in der hypervariablen Region des Antikörpers enthalten,
in dem die Insertion vorgenommen wird. Dies ist im nachstehenden
Beispiel gezeigt, bei dem die hypervariable Region sowohl durch
Aminosäuresubstitutionen
als auch durch Aminosäureinsertionen
modifiziert wurde.
-
Im
Allgemeinen muss jeder insertierte Aminosäurerest oder jedes insertierte
Peptid an einer Restposition (x) aus der vorhandenen Antikörper-Polypeptidkette
austreten, sich bis zu einem Punkt verlängern, der nahe genug an einer
neuen Kontaktstelle ist, sodass ein Teil der Aminosäure-Seitenkette
oder -Hauptkette des Peptids eine Wechselwirkung erzeugen kann,
und an einer Position (y) wieder in die vorhandenen Antikörper-Polypeptidkette
eintreten (worin y > x
in der linearen Sequenz ist).
-
Es
ist wünschenswert,
dass der insertierte Aminosäurerest
oder das insertierte Peptid die Struktur des Antikörpers umfassend
und lokal gesehen nicht über
die Nachbarschaft des neu insertierten Aminosäurerests oder Peptids hinaus
signifikant stört.
Insbesondere verzerrt der insertierte Aminosäurerest oder das insertierte Peptid
vorzugsweise nicht die FR-Reste des Antikörpers oder Reste des Antikörpers oder
Anti gens, die an vorhandenen Kontakten beteiligt sind. Dies kann
in einem tatsächlichen
oder modellierten Komplex evaluiert werden.
-
Wenn
weder der Austritts- noch der Wiedereintrittsrest (x und y) signifikante
intramolekulare und intermolekulare Kontakte (d. h. beide innerhalb
des Antikörpers
und zwischen Antikörper
und Antigen) aufweisen, dann kann die Aminosäure- oder Peptidinsertion durch
Addition eines Peptidsegments zwischen Rest x und y erzielt werden,
wodurch die Reste x und y unverändert
bleiben. Alternativ dazu können
einer oder beide der Reste x und y deletiert und durch ein Peptidsegment
aus > 2 Resten ersetzt
werden.
-
Häufig können die
Reste x und y und/oder dazwischen liegende Reste im Eltern-Antikörper an
signifikanten intramolekularen und intermolekularen Kontakten beteiligt
sein. In diesem Fall können
diese Wechselwirkungen aufrechterhalten oder durch Reste ersetzt
werden, die zu ähnlichen
Wechselwirkungen beitragen, während
es einem insertierten Rest oder Peptid ermöglicht wird, aus der Kette
auszutreten und wieder in diese einzutreten. Dies kann erreicht
werden, indem die beiden Reste x und y und/oder dazwischen liegende
Reste im Eltern-Antikörper
durch zufällige
Reste ersetzt werden, die danach einem Affinitätsscreenen (oder Screenen auf
andere biologische Aktivitäten)
unterzogen werden, um Varianten mit verbesserter Affinität zu identifizieren.
-
Dieses
systematische Verfahren ist beispielsweise in 3 veranschaulicht,
wo die Reste D41 und E42 im VEGF-Antigen als mögliche Kandidaten für eine Wechselwirkung
mit insertierten Resten in der CDR H3 der variablen Schwerkettendomäne des Eltern-Antikörpers identifiziert
wurden.
-
Wie
in 4 und 5 veranschaulicht ist, ist
D41 des VEGF-Antigens somit in der Lage, ein Ionenpaar mit dem insertierten
Rest R104c in der CDR H3 der Antikörpervariante Y0313-2 des nachstehenden
Beispiels zu bilden. 5 zeigt weiters, wie der Rest
V104 in der Antikörpervariante
Y0313-2 in der Lage ist, eine hydrophobe Wechselwirkung mit den
Resten 93 bis 95 des VEGF-Antigens zu verursachen. So mit ist erkennbar,
dass mögliche
Bereiche identifiziert werden, in denen Kontakte zwischen Antigen
und Antikörper
verbessert werden können,
um so die Affinität
der Antikörpervariante
zu verbessern.
-
Im
Allgemeinen nimmt man Veränderungen
in hypervariablen Regionen proximal zum Antigen vor, wenn das Antigen
und der Antikörper
zusammen komplexiert sind. Die hypervariable Region des Eltern-Antikörpers, die
wie hierin geoffenbart modifiziert sein kann, weist beispielsweise
im Allgemeinen einen oder mehrere Aminosäurereste innerhalb von etwa
20 Å eines
oder mehrerer Aminosäurereste
des Antigens auf. Die hierin zu ändernde
hypervariable Region kann eine sein, die im Elternantikörper keinen
signifikanten Kontakt mit einem Antigen eingeht (z. B. kann eine
nichtkontaktierende hypervariable Region so modifiziert werden, dass
sie eine kontaktierende hypervariable Region wird). Vorzugsweise
kontaktiert die zu modifizierende hypervariable Region jedoch das
Antigen, und das Verfahren hierin dient zur Steigerung der Kontakte
zwischen dem Antigen und der schon kontaktierenden hypervariablen
Region.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
können
Reste hypervariabler Regionen, die mit einem Antigen wechselwirken,
durch Alanin-Scanning-Mutagenese des Antigens und/oder Eltern-Antikörpers (Muller
et al., Structure 6(9), 1153–1167
(1998)) oder durch andere Mittel identifiziert werden. Hypervariable
Regionen, die als kontaktierendes Antigen identifiziert wurden,
sind Kandidaten für
(eine) Aminosäureinsertion(en),
wie sie hierin geoffenbart ist.
-
Nucleinsäuremoleküle, die
für Aminosäuresequenzvarianten
kodieren, werden durch verschiedene auf dem Gebiet der Erfindung
bekannte Verfahren hergestellt. Diese Verfahren umfassen, sind jedoch
nicht beschränkt
auf, oligonucleotidvermittelte (oder ortsgerichtete) Mutagenese;
PCR-Mutagenese und Kassettenmutagenese einer vorher hergestellten
Varianten- oder Nichtvariantenversion des Eltern-Antikörpers. Das
bevorzugte Verfahren zur Herstellung von Varianten ist ortsgerichtete
Mutagenese (siehe z. B. Kunkel, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82, 488
(1985)). Außerdem
kann eine Nucleinsäuresequenz
synthetisch hergestellt werden, sobald die gewünschte Aminosäuresequenz
konzeptuell erhalten wurde. Die Antikörpervarianten kann auch durch
Peptidsynthese, Peptidligation oder andere Verfahren hergestellt
werden.
-
Nach
der Herstellung der Antikörpervariante
kann die Aktivität
dieses Moleküls
in Bezug auf den Eltern-Antikörper
bestimmt werden. Wie oben angemerkt kann dies die Bestimmung der
Bindungsaffinität und/oder
anderer biologischer Aktivitäten
des Antikörpers
umfassen. in einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird
eine Gruppe von Antikörpervarianten
hergestellt und auf ihre Bindungsaffinität für das Antigen und/oder ihre
Wirksamkeit in einem oder mehreren biologischen Aktivitätstests
gescreent. Eine oder mehrere der aus einem anfänglichen Screen selektierten
Antikörpervarianten
werden gegebenenfalls einer oder mehreren weiteren biologischen
Aktivitätstests
unterzogen, um zu bestätigen,
dass der/die Antikorpervariante(n) in mehr als einem Test verbesserte
Aktivität
aufweisen.
-
Ein
bevorzugtes Verfahren zur Herstellung und zum Screenen von Insertionsmutanten
umfasst das Präsentieren
von Antikörpervarianten
auf der Oberfläche
eines filamentösen
Bakteriophagen und das Selektieren von Antikörpervarianten basierend auf
ihrer Affinität
für ein
Antigen, durch ihre Dissoziationskinetik (off-rate) von einem Antigen
oder ein anderes Screening auf Antikörperaffinität oder -wirksamkeit. Dies war
das Verfahren, das im nachstehenden Beispiel zur Identifikation
von Antikörpervarianten
mit erhöhter
biologischer Aktivität
verwendet wurde.
-
Neben
den oben genannten insertionen in die hypervariable Region des Eltern-Antikörpers können auch
andere Veränderungen
in den Aminosäuresequenzen
einer oder mehrerer der hypervariablen Regionen vorgenommen werden.
Beispielsweise können
die oben genannten Aminosäureinsertionen
mit Deletionen oder Substitutionen von anderen Resten einer hypervariablen
Region kombiniert werden. Außerdem
können eine
oder mehrere Veränderungen
(z. B. Substitutionen) von FR-Resten in den Eltern-Antikörper eingebracht werden,
wo diese zu einer Verbesserung der Bindungsaffinität der Antikörpervariante
für das
Antigen führen. Beispiele
für Reste
einer Gerüstregion,
die zu Modifikationen führen,
umfassen solche, die ein Antigen direkt nichtkovalent binden (Amit
et al., Science 233, 747–753
(1986)); mit der Konfor mation einer CDR Wechselwirken oder diese
beeinflussen (Chothia et al., J. Mol. Biol. 196, 901–917 (1987));
und/oder an der V
L-V
H-Schnittstelle
beteiligt sind (
EP 239
400 B1 ). Solche Aminosäuresequenzveränderungen
können
im Eltern-Antikörper vorhanden
sein, gleichzeitig mit der/den Aminosäureinsertion(en) hierin durchgeführt werden
oder durchgeführt
werden, nachdem eine Variante mit einer Aminosäureinsertion erzeugt wurde.
-
Die
Antikörpervarianten
können
auch anderen Modifikationen unterzogen werden, was häufig von
der beabsichtigten Anwendung des Antikörpers abhängt. Solche Modifikationen
können
weitere Veränderungen der
Aminosäuresequenz,
eine Fusion an (ein) heterologe(s) Polypeptid(e) und/oder eine kovalente
Modifikation umfassen. Beispiele für Aminosäuresequenzveränderungen
sind oben ausgeführt.
Beispielsweise kann jeder Cysteinrest, der nicht an der Aufrechterhaltung
der geeigneten Konformation der Antikörpervariante beteiligt ist,
ebenfalls substituiert werden, im Allgemeinen mit Serin, um die
Oxidationsbeständigkeit
des Moleküls zu
verbessern und aberrierende Vernetzungen zu verhindern. Umgekehrt
können
eine oder mehrere Cysteinbindungen zum Antikörper hinzugefügt werden,
um seine Stabilität
zu erhöhen
(insbesondere wenn der Antikörper
ein Antikörperfragment,
wie z. B. ein Fv-Fragment,
ist). Eine weitere Aminosäurevariantenart
weist ein verändertes
Glykosylierungsmuster auf. Dies kann erreicht werden, indem eine
oder mehrere Kohlenhydratgruppierungen, die im Antikörper vorhanden
sind, deletiert und/oder eine oder mehrere Glykosylierungsstellen, die
nicht im Antikörper
vorhanden sind, hinzugefügt
werden. Die Glykosylierung von Antikörpern erfolgt typischerweise
entweder N-gebunden
oder O-gebunden. N-gebunden bezieht sich auf die Anbindung der Kohlenhydratgruppierung
an die Seitenkette eines Asparaginrests. Die Tripeptidsequenzen
Asparagin-X-Serin und Asparagin-X-Threonin, worin X eine Aminosäure außer Prolin
ist, sind die Erkennungssequenzen für die enzymatische Anbindung
der Kohlenhydratgruppierung an die Asparagin-Seitenkette. Somit
schafft die Gegenwart einer beliebigen dieser Tripeptidsequenzen
in einem Polypeptid eine mögliche
Glykosylierungsstelle. O-gebundene Glykosylierung bezieht sich auf
die Anbindung eines der Zucker N-Acetylgalactosamin, Galactose oder
Xylose an eine Hydroxyaminosäure,
meist Serin oder Threonin, obwohl auch 5-Hydroxyprolin oder 5-Hydroxylysin verwendet
werden können.
Die Hinzufügung
von Glykosylierungsstellen zum Antikörper wird am besten durch Veränderung
der Aminosäuresequenz
erreicht, sodass diese eine oder mehrere oder oben beschriebenen
Tripeptidsequenzen (für
N-gebundene Glykosylierungsstellen)
enthält.
Die Veränderung
kann auch durch die Addition oder Substitution eines oder mehrerer
Serin- oder Threoninreste bezüglich
der Sequenz des ursprünglichen
Antikörpers
(für O-gebundene
Glykosylierungsstellen) erfolgen.
-
Verfahren
zur Herstellung von Antikörpern,
die der Eltern-Antikörper
sein können
und somit eine Modifikation gemäß den hierin
ausgeführten
Verfahren erfordern, folgen nun:
-
A. Antikörperherstellung
-
(i) Antigenherstellung
-
Lösliche Antigene
oder Fragmente davon, gegebenenfalls an andere Moleküle konjugiert,
können
als Immunogene zur Erzeugung von Antikörpern verwendet werden. Für Transmembranmoleküle, wie
z. B. Rezeptoren, können
Fragmente davon (z. B. die extrazelluläre Domäne eines Rezeptors) als Immunogen
eingesetzt werden. Alternativ dazu können Zellen, die das Transmembranmolekül exprimieren,
als Immunogen eingesetzt werden. Solche Zellen können von einer natürlichen
Quelle (z. B. Krebszelllinien) stammen oder Zellen sein, die durch
Rekombinationsverfahren transformiert wurden, um das Transmembranmolekül zu exprimieren.
Andere Antigene und Formen davon, die für die Herstellung von Antikörpern nützlich sind,
werden für Fachleute
auf dem Gebiet der Erfindung offensichtlich sein.
-
(ii) Polyklonale Antikörper
-
Polyklonale
Antikörper
werden vorzugsweise durch mehrfache subkutane (sk) oder intraperitoneale (ip)
Injektionen des relevanten Antigens und eines Adjuvans in Tie ren
gebildet. Es kann nützlich
sein, das relevante Antigen an ein Protein zu konjugieren, das in
der zu immunisierenden Spezies immunogen ist, z. B. Schlüsselloch-Napfschnecken-Hämocyanin,
Serumalbumin, Rinderthyreoglobulin oder Sojabohnen-Trypsin-Inhibitor,
unter Anwendung eines bifunktionellen oder derivatisierenden Mittels,
z. B. Maleinimidobenzoylsulfosuccinimidester (Konjugation durch
Cysteinreste), N-Hydroxysuccinimid (durch Lysinreste), Glutaraldehyd,
Bernsteinsäureanhydrid,
SOCl2 oder R1N=C=NR,
worin R und R1 unterschiedliche Alkylgruppen
sind.
-
Tiere
werden gegen das Antigen, immunogene Konjugate oder Derivate immunisiert,
indem z. B. 100 μg
oder 5 μg
des Proteins oder Konjugats (für
Kaninchen bzw. Mäuse)
mit 3 Volumina Freundschem Adjuvans kombiniert werden und die Lösung an
mehreren Stellen intradermal injiziert wird. Einen Monat später werden die
Tiere durch subkutane Injektion an mehreren Stellen mit 1/5 bis
1/10 der ursprünglichen
Peptid- oder Konjugatmenge in komplettem Freundschem Adjuvans geboostet.
Sieben bis 14 Tage später
wird den Tieren Blut abgenommen, und das Serum wird auf einen Antikörpertiter
getestet. Die Tiere werden geboostet, bis der Titer ein Plateau
erreicht. Vorzugsweise wird das Tier mit dem Konjugat des gleichen
Antigens geboostet, aber an ein anderes Protein und/oder durch ein
anderes Vernetzungsreagens konjugiert. Konjugate können auch
in einer rekombinanten Zellkultur als Proteinfusionen hergestellt
werden. Außerdem
werden am besten Aggregationsmittel wie Alaun verwendet, um die
Immunantwort zu erhöhen.
-
(iii) Monoklonale Antikörper
-
Monoklonale
Antikörper
können
unter Einsatz des Hybridomverfahrens, das zum ersten Mal von Kohler
et al., Nature 256, 495 (1975), beschrieben wurde, oder mithilfe
von DNA-Rekombinationsverfahren (
US-Patent
Nr. 4.816.567 ) hergestellt werden.
-
Beim
Hybridomverfahren wird eine Maus oder ein anderes geeignetes Wirtstier,
wie z. B. ein Hamster oder ein Makakenaffe, wie oben beschrieben
immunisiert, um Lymphozyten zu erzeugen, die Antikörper produzieren
oder zu ihrer Produktion in der Lage sind, welche spezifisch an
das für
die Immunisierung verwendete Protein bin den. Alternativ dazu können Lymphozyten
in vitro immunisiert werden. Dann werden die Lymphozyten unter Einsatz
eines geeigneten Fusionsmittels, wie z. B. Polyethylenglykol, mit
Myelomzellen fusioniert, um eine Hybridomzelle zu bilden (Goding,
Monoclonal Antibodies: Principles and Practice, 59–103, Academic Press
(1986)).
-
Die
so hergestellten Hybridomzellen werden in einem geeigneten Kulturmedium
ausgesät
und gezüchtet,
das vorzugsweise eine oder mehrere Substanzen enthält, die
das Wachstum oder Überleben
der unfusionierten Eltern-Myelomzellen hemmen. Wenn den Eltern-Myelomzellen
beispielsweise das Enzym Hypoxanthinguaninphosphoribosyltransferase
(HGPRT oder HPRT) fehlt, dann umfasst das Kulturmedium für die Hybridome
typischerweise Hypoxanthin, Aminoptherin und Thymidin (HAT-Medium), Substanzen,
die das Wachstum von HGPRT-defizienten Zellen verhindern.
-
Bevorzugte
Myelomzellen sind solche, die effizient fusionieren, eine stabile
starke Antikörperproduktion
durch die selektierten Antikörperproduktionszellen
unterstützen
und empfindlich gegenüber
einem Medium, wie z. B. HAT-Medium, sind. Davon bevorzugte Myelomzelllinien
sind Maus-Myelomlinien, wie z. B. die von MOPC-21- und MPC-11-Maustumoren
stammenden, die am Salk Institute Cell Distribution Center, San
Diego, Kalifornien, USA, erhältlich
sind, und SP-2- oder X63-Ag8-653-Zellen, die von der American Type
Culture Collection, Rockville, Maryland, USA, erhältlich sind.
Menschliche Myelom- und Maus-Mensch-Heteromyelomzelllinien wurden
ebenfalls in Bezug auf die Produktion von menschlichen monoklonalen
Antikörpern
beschrieben (Kozbor, J. Immunol. 133, 3001 (1984); Brodeur et al.,
Monoclonal Antibody Produktion Techniques and Applications, 51–63, Marcel
Dekker, Inc., New York, USA (1987)).
-
Ein
Kulturmedium, in dem Hybridomzellen wachsen, wird auf die Produktion
von monoklonalen Antikörpern
getestet, die gegen das Antigen gerichtet sind. Vorzugsweise wird
die Bindungsspezifität
von monoklonalen Antikörpern,
die durch Hybridomzellen erzeugt werden, durch Immunfällung oder
durch einen In-vitro-Bindungstest, wie z. B. Radioimmuntest (RIA)
oder enzymgekoppelte Immunadsorptionsbestimmung (ELISA), bestimmt.
-
Nachdem
jene Hybridomzellen identifiziert wurden, die Antikörper mit
der gewünschten
Spezifität,
Affinität
und/oder Aktivität
produzieren, können
die Klone durch Grenzverdünnungsverfahren
subkloniert und durch Standardverfahren gezüchtet werden (Goding, Monoclonal
Antibodies: Principles and Practice, 59–103, Academic Press (1986)).
Für diesen
Zweck geeignete Kulturmedien umfassen beispielsweise das D-MEM- oder das RPMI-1640-Medium.
Außerdem
können
die Hybridomzellen in einem Tier in vivo als Ascites-Tumoren gezüchtet werden.
-
Die
durch die Subklone sekretierten monoklonalen Antikörper werden
am besten durch herkömmliche Immunglobulinreinigungsverfahren,
wie z. B. Protein-A-Sepharose, Hydroxylapatitchromatographie, Gelelektrophorese,
Dialyse oder Affinitätschromatographie,
vom Kulturmedium, von der Ascitesflüssigkeit oder vom Serum getrennt.
-
DNA,
die für
die monoklonalen Antikörper
kodiert, kann leicht unter Einsatz herkömmlicher Verfahren isoliert
und sequenziert werden (z. B. unter Einsatz von Oligonucleotidsonden,
die in der Lage sind, spezifisch an Gene zu binden, die für die schweren
und leichten Ketten der monoklonalen Antikörper kodieren). Die Hybridomzellen
dienen als bevorzugte Quelle für
solche DNA. Nach der Isolation kann die DNA in Expressionsvektoren
platziert werden, die dann in Wirtszellen, wie z. B. E. coli-Zellen,
Affen-COS-Zellen, Ovarialzellen des Chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) oder Myelomzellen,
transfiziert werden, welche sonst kein Immunglobulinprotein produzieren,
um die Synthese von monoklonalen Antikörpern in den rekombinanten
Wirtszellen zu erreichen. Die rekombinante Produktion von Antikörpern wird
nachstehend genauer erläutert.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
können
Antikörper
oder Antikörperfragmente
aus Antikörperphagenbibliotheken
isoliert werden, die unter Einsatz der in McCafferty et al., Nature
348, 552–554
(1990), beschriebenen Verfahren erzeugt werden. Clackson et al.,
Nature 352, 624–628
(1991), und Marks et al., J. Mol. Biol. 222, 581–597 (1991), beschreiben die
Isolation von Maus- bzw. Humanantikörpern unter Einsatz von Phagenbibliotheken.
Nachfolgende Publikationen beschreiben die Produktion von hochaffinen
(nM-Bereich) menschlichen Antikörpern
durch Kettenaustausch (Marks et al., Bio/Technology 19, 779–783 (1992))
sowie kombinatorische Infektion und In-vivo-Rekombination als Strategie
zur Herstellung sehr großer
Phagenbibliotheken (Waterhouse et al., Nuc. Acids Res. 21, 2265–2266 (1993)),
Somit sind diese Verfahren gangbare Alternativen zu traditionellen
Hybridomverfahren zur Isolation von monoklonalen Antikörpern.
-
Die
DNA kann auch modifiziert werden, indem beispielsweise die kodierende
Sequenz für
menschliche konstante Schwer- und Leichtkettendomänen anstelle
der homologen murinen Sequenz substituiert wird (
US-Patent Nr. 4.816,567 ; Morrison
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81, 6851 (1984)) oder indem die
gesamte oder ein Teil der für
ein Nichtimmunglobulinpolypeptid kodierenden Sequenz kovalent an
die für
das Immunglobulin kodierende Sequenz gebunden wird.
-
Typischerweise
werden die konstanten Domänen
eines Antikörpers
durch solche Nichtimmunglobulinpolypeptide substituiert, oder die
variablen Domänen
einer antigenbindenden Stelle eines Antikörper werden dadurch substituiert,
um einen chimären
zweiwertigen Antikörper
zu erzeugen, der eine antigenbindenden Stelle mit Spezifität für ein Antigen
und eine weitere antigenbindende Stelle mit Spezifität für am anderes
Antigen aufweist.
-
(iv) Humanisierte und menschliche Antikörper
-
Ein
humanisierter Antikörper
weist einen oder mehrere eingeführte
Aminosäurereste
auf, die von einer nichtmenschlichen Quelle stammen. Diese nichtmenschlichen
Aminosäurereste
werden häufig
als „Import"-Reste bezeichnet
und stammen typischerweise von einer variablen „Import"-Domäne.
Eine Humanisierung erfolgt im Wesentlichen durch das Verfahren gemäß Winter
und seinen Mitarbeitern (Jones et al., Nature 321, 522–525 (1986);
Riechmann et al., Nature 332, 323, 327 (1988); Verhoeyen et al.,
Science 239, 1534–1536
(1988)), indem die entsprechenden Sequenzen eines menschlichen Antikörpers durch
Nagetier-CDRs oder -CDR-Sequenzen substituiert werden. Folglich
sind solche „humanisierten" Antikörper chimäre An tikörper (
US-Patent Nr. 4.816.567 ),
worin im Wesentlichen weniger als eine intakte menschliche variable Domäne durch
die entsprechende Sequenz von einer nichtmenschlichen Spezies substituiert
ist. In der Praxis sind humanisierte Antikörper typischerweise menschliche
Antikörper,
in denen einige CDR-Reste und möglicherweise
einige FR-Reste durch Reste von analogen Stellen in Nagetier-Antikörpern substituiert
sind.
-
Die
Wahl der menschlichen variablen Domänen, sowohl leichte als auch
schwere, die bei der Herstellung der humanisierten Antikörper eingesetzt
werden, ist sehr wichtig, um die Antigenität zu reduzieren. Gemäß der so
genannten „Methode
der optimalen Anpassung" wird
die Sequenz der variablen Domäne
eines Nagetierantikörpers
gegen die gesamte Bibliothek von bekannten Sequenzen von menschlichen
variablen Domänen
gescreent. Die menschliche Sequenz, die der des Nagetiers am nächsten ist,
wird dann als menschliche FR für
den humanisierten Antikörper
genommen (Sims et al., J. Immunol. 151, 2296 (1993); Chothia et
al., J. Mol. Biol. 196, 901 (1987)). In einem weiteren Verfahren
wird eine bestimmte FR verwendet, die von der Consensus-Sequenz
aller menschlichen Antikörper
einer bestimmten Subgruppe von leichten oder schweren Kette stammt.
Die gleiche FR kann für
mehrere unterschiedliche humanisierte Antikörper verwendet werden (Carter
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89, 4285 (1992); Presta et al.,
J. Immunol. 151, 2623 (1993)).
-
Weiters
ist wichtig, dass Antikörper
so humanisiert werden, dass die hohe Affinität für das Antigen und andere vorteilhafte
biologische Eigenschaften erhalten bleiben. Um dieses Ziel zu erreichen,
werden humanisierte Antikörper
gemäß einem
bevorzugten Verfahren durch einen Analyseprozess der Eltern-Sequenzen
und verschiedener konzeptueller humanisierter Produkte unter Verwendung
von dreidimensionalen Modellen der Eltern- und humanisierten Sequenzen
hergestellt. Dreidimensionale Immunglobulinmodelle sind allgemein verfügbar und
Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung bekannt. Es gibt Computerprogramme,
welche mögliche
dreidimensionale Konformationsstrukturen von selektierten Kandidaten-Immunglobulinsequenzen
veranschaulichen und darstellen. Eine Prüfung dieser Darstellungen erlaubt
eine Analyse der wahrscheinlichen Rolle der Reste bezüglich der
Funktion der Kandidaten- Immunglobulinsequenz,
d. h. die Analyse von Resten, welche die Fähigkeit des Kandidaten-Immunglobulins
beeinflussen, sein Antigen zu binden. Auf diese Weise können FR-Reste
aus den Rezipienten- und Importsequenzen selektiert und kombiniert
werden, sodass die gewünschten
Antikörpercharakteristika,
wie z. B. erhöhte
Affinität
für das/die
Zielantigen(e), erzielt werden. Im Allgemeinen sind die CDR-Reste
direkt und wesentlich an der Einwirkung auf die Antigenbindung beteiligt.
-
Alternativ
dazu ist es nun möglich,
nichtmenschliche transgene Tiere (z. B. Mäuse) zu erzeugen, die nach
einer Immunisierung in der Lage sind, in Abwesenheit von endogener
Immunglobulinproduktion ein volles Repertoire an menschlichen Antikörpern zu
erzeugen. Beispielsweise wurde beschrieben, dass die homozygote
Deletion des Antikörper-Schwerketten-Bindungsregions-(-JH-)Gens in chimären und keimbahnmutierten Mäusen zu
einer vollständigen
Hemmung der endogenen Antikörperproduktion
führt.
Der Transfer der menschlichen Keimbahn-Immunglobulingenanordnung
in solche keimbahnmutierte Mäuse
resultiert bei Antigenprovokation in der Produktion von menschlichen
Antikörpern.
Siehe z. B. Jakobovits et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 2551
(1993); Jakobovits et al., Nature 362, 255–258 (1993); Bruggerman et
al., Year in Immuno. 7, 33 (1993); und Duchosal et al., Nature 355,
258 (1992). Menschliche Antikörper
können
auch aus Phagendisplaybibliotheken stammen (Hoogenboom et al., J.
Mol. Biol. 227, 381 (1991); Marks et al., J. Mol. Biol. 222, 581–597 (1991);
Vaughan et al., Nature Biotech. 14, 309 (1996)).
-
(v) Antikörperfragmente
-
Verschiedene
Verfahren für
die Produktion von Antikörperfragmenten
wurden entwickelt. Herkömmlicherweise
wurden diese Fragmente mittels proteolytischem Verdau von intakten
Antikörpern
abgeleitet (siehe z. B. Moritomo et al., Journal of Biochemical
and Biophysical Methods 24, 107–117
(1992), und Brennan et al., Science 229, 81 (1985)). Diese Fragmente
können
nun jedoch direkt durch rekombinante Wirtszellen produziert werden.
Die Antikörperfragmente
können
beispielsweise aus den oben beschriebenen Antikörperphagenbibliotheken isoliert
werden. Alternativ dazu können
Fab'-SH-Fragmente
direkt aus E. coli gewonnen und chemisch gebunden werden, um F(ab')
2-Fragmente
zu bilden (Carter et al., Bio/Technology 10, 163–167 (1992)). Gemäß einem
weiteren Ansatz können
F(ab')
2-Fragmente
direkt aus einer rekombinanten Wirtszellkultur isoliert werden.
Andere Verfahren für
die Produktion von Antikörperfragmenten
sind Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung bekannt. In anderen
Ausführungsformen
ist der Antikörper
der Wahl ein Einketten-Fv-Fragment (scFv). Siehe
WO 93/16185 .
-
(vi) Multispezifische Antikörper
-
Multispezifische
Antikörper
weisen Bindespezifitäten
für zumindest
zwei unterschiedliche Antigene auf. Während solche Moleküle normalerweise
nur an zwei Antigene binden (d. h. bispezifische Antikörper, BsAbs),
umfasst diese Bezeichnung hierin auch Antikörper mit zusätzlichen
Spezifitäten,
wie z. B. trispezifische Antikörper.
Beispiele für
BsAbs umfassen solche, bei denen ein Arm gegen ein Tumorzellantigen
gerichtet ist und der andere Arm gegen ein zytotoxisches Trigger-Molekül gerichtet
ist, wie z. B. Anti-FcγRI/Anti-CD15,
Ariti-p185HER2/FcγRIII (CD16), Anti-CD3/Antimaligne-B-Zelle
(1D10), Anti-CD3/Antip185HER2, Anti-CD3/Anti-p97,
Anti-CD3/Antinierenzellkarzinom, Anti-CD3/Anti-OVCAR-3, Anti-CD3/L-D1
(Antikolonkarzinom), Anti-CD3/Antimelanozytenstimulationshormonanalogon,
Anti-EGF-Rezeptor/Anti-CD3,
Anti-CD3/Anti-CAMA1, Anti-CD3/Anti-CD19, Anti-CD3/MoV18, Antinervenzelladhäsionsmolekül (NCAM)/Anti-CD3,
Antifolatbindungsprotein (FBP)/Anti-CD3, Antipankarzinomassoziationsantigen
(AMOC-31)/Anti-CD3; BsAbs mit einem Arm, der spezifisch an ein Tumorantigen
bindet, und einem Arm, der an ein Toxin bindet, wie z. B. Antisaporin/Anti-Id-1,
Anti-CD22/Antisaporin, Anti-CD7/Antisaporin, Anti-CD38/Antisaporin,
Anti-CEA/Anti-Ricin-A-Kette, Anti-CEA/Anti-Vinca-Alkaloid; BsAbs
zur Überführung von
enzymaktivierten Prodrugs, wie z. B. Anti-CD30/Anti-alkalische-Phosphatase (katalysiert
die Überführung von
Mitomycinphosphat-Prodrugs in Mitomycinalkohol); BsAbs, die als
Fibrinolytika eingesetzt werden können, wie z. B. Antifibrin/Antigewebeplasminogenaktivator
(tPA), Antifibrin/Anti-Urokinase-Typ-Plasminogenaktivator (uPA);
BsAbs zum Targeting von Immunkomplexen auf Zelloberflächenrezeptoren,
wie z. B. Anti-Lipoproteine-geringer-Dichte (LDL)/Anti-Fc-Rezeptor
(z. B. FcγRI,
FcγRII oder
FcγRIII);
BsAbs zum Einsatz bei der Therapie von Infektionskrankheiten, wie z.
B. Anti-CD3/Anti-Herpes-simplex-Virus (HSV), Anti-T-Zellrezeptor:CD3-Komplex/Antiinfluenza,
Anti-FcγR/Anti-HIV;
BsAbs zur Tumordetektion in vitro oder in vivo, wie z. B. Anti-CEA/Anti-EOTUBE,
Anti-CEA/Anti-DPTA, Antip185HER2/Antihapten;
BsAbs als Vakzinadjuvanzien; und BsAbs als diagnostische Werkzeuge,
wie z. B. Anti-Kaninchen-IgG/Antiferritin, Antimeerrettichperoxidase
(HRP)/Antihormon, Antisomatostatin/Anti-Substanz-P, Anti-HRP/Anti-FITC.
Beispiele für
trispezifische Antikörper
umfassen Anti-CD3/Anti-CD4/Anti-CD37, Anti-CD3/Anti-CD5/Anti-CD37 und
Anti-CD3/Anti-CD8/Anti-CD37. Bispezifische Antikörper können als Antikörper voller
Länge oder
als Antikörperfragmente
(z. B. bispezifische F(ab')2-Antikörper) hergestellt
werden.
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Verfahren
zur Herstellung von bispezifischen Antikörpern sind auf dem Gebiet der
Erfindung bekannt. Die traditionelle Produktion von bispezifischen
Antikörpern
voller Länge
basiert auf der Coexpression von zwei Immunglobulin-Schwerketten-Leichtketten-Paaren,
wobei die beiden Ketten unterschiedliche Spezifitäten aufweisen
(Millstein et al., Nature 305, 537–539 (1983)), Aufgrund der
zufälligen
Zusammenstellung von Immunglobulin-Schwer- und -Leichtketten produzieren
diese Hybridome (Quadrome) ein potenzielles Gemisch aus 10 verschiedenen
Antikörpermolekülen, von
denen nur eines die korrekte bispezifische Struktur aufweist. Die Reinigung
des korrekten Moleküls,
die üblicherweise
mittels Affinitätschromatographieschritten
erfolgt, ist eher aufwendig, und die Produktausbeuten sind gering. Ähnliche
Verfahren sind in der
WO 93/08829 und
in Traunecker et al., EMBO J. 10, 3655–3659 (1991), offenbart.
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Gemäß einem
anderen Ansatz werden variable Antikörperdomänen mit den erwünschten
Bindungsspezifitäten
(Antikörper-Antigen-Kombinationsstellen)
an Immunglobulin-Konstantdomänensequenzen
fusioniert. Die Fusion erfolgt vorzugsweise mit einer konstanten
Immunglobulin-Schwerkettendomäne,
die zumindest einen Teil der Gelenks-, CH2- und CH3-Regionen umfasst.
Vorzugsweise ist die erste konstante Schwerkettenregion (CH1), welche
die für
Leichtkettenbindung erforderliche Stelle enthält, in zumindest einer der
Fusionen vorhanden. DNAs, die für
die Immunglobulin-Schwerkettenfusionen und, sofern erwünscht, die
Immunglobulinleichtkette kodieren, werden in getrennte Expressionsvektoren
insertiert und in einen geeigneten Wirtsorganismus co-transfiziert.
Dies sorgt für
große
Flexibilität
beim Einstellen der gegenseitigen Anteile der drei Polypeptidfragmente
in Ausführungsformen,
in denen ungleiche Verhältnisse
der drei Polypeptidketten, die zur Konstruktion verwendet werden,
die optimalen Ausbeuten liefern. Es ist jedoch möglich, die Kodiersequenzen für zwei oder
alle drei Polypeptidketten in einen Expressionsvektor zu insertieren,
wenn die Expression von zumindest zwei Polypeptidketten in gleichen
Verhältnissen
zu höheren
Ausbeuten führt
oder wenn die Verhältnisse
von keiner signifikanten Bedeutung sind.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
dieses Ansatzes setzen sich die bispezifischen Antikörper aus einer
Hybridimmunglobulin-Schwerkette mit einer ersten Bindungsspezifität in einem
Arm und einem Hybridimmunglobulin-Schwerketten-Leichtkettenpaar
(das eine zweite Bindungsspezifität bereitstellt) im anderen
Arm zusammen. Es wurde erkannt, dass diese asymmetrische Struktur
die Trennung der erwünschten
bispezifischen Verbindung von unerwünschten Immunglobulinkettenkombinationen
erleichtert, da die Gegenwart einer Immunglobulin-Leichtkette in
nur einer Hälfte
des bispezifischen Moleküls
für einen
leichten Trennungsvorgang sorgt. Dieser Ansatz ist in der
WO 94/04690 geoffenbart.
Weitere Details zur Herstellung bispezifischer Antikörper sind
beispielsweise in Suresh et al., Methods in Enzymology 121, 210
(1986), zu finden.
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Gemäß einem
anderen Ansatz, der in der
WO96/27011 beschrieben
wird, kann die Grenzfläche
zwischen einem Paar von Antikörpermolekülen verändert werden,
um den Prozentsatz an Heterodimeren, die aus rekombinanter Zellkultur
gewonnen werden, zu maximieren. Die bevorzugte Grenzfläche umfasst
zumindest einen Teil der C
H3-Domäne einer
konstanten Antikörperdomäne. In diesem
Verfahren werden eine oder mehrere kurze Aminosäureseitenketten aus der Grenzfläche des
ersten Antikörpermoleküls durch
längere
Seitenketten (z. B. Tyrosin oder Tryptophan) ersetzt. Kompensations-„Hohlräume” von identischer
oder ähnlicher Größe wie die
lange(n) Seitenkette(n) werden an der Grenzfläche des zweiten Antikörpermoleküls durch
Ersetzen der langen Aminosäureseitenkette
durch kürzere
(z. B. Alanin oder Threonin) gebildet. Dies liefert einen Mechanismus
zur Steigerung der Ausbeute des Heterodimers gegenüber unerwünschten
Endprodukten wie Homodimeren.
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Bispezifische
Antikörper
umfassen vernetzte oder „Heterokonjugat"-Antikörper. Beispielsweise
kann einer der Antikörper
im Heterokonjugat an Avidin, der andere an Biotin gebunden sein.
Solche Antikörper
wurden beispielsweise vorgeschlagen, um Immunsystemzellen auf unerwünschte Zellen
zu richten (
US-Patent Nr. 4.676.980 ),
und wurden auch zur Behandlung von HIV-Infektion vorgeschlagen (
WO 91/00360 ,
WO 92/200373 und
EP 03089 ). Heterokonjugat-Antikörper können unter
Verwendung jedes herkömmlichen
Vernetzungsverfahrens hergestellt werden. Geeignete Vernetzungsmittel
sind auf dem Gebiet der Erfindung bekannt und sind im
US-Patent
Nr. 4.676.980 zusammen mit zahlreichen Vernetzungsverfahren
offenbart.
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Verfahren
zur Herstellung bispezifischer Antikörper aus Antikörperfragmenten
werden auch in der Literatur beschrieben. Beispielsweise können bispezifische
Antikörper
unter Verwendung von chemischer Bindung hergestellt werden. Brennan
et al., Science 229, 81 (1985), beschreiben ein Verfahren, worin
intakte Antikörper
proteolytisch gespalten werden, um F(ab')2-Fragmente
zu bilden. Diese Fragmente werden in Gegenwart des Dithiol-Komplexierungsmittels
Natriumarsenit reduziert, um vicinale Dithiole zu stabilisieren
und intermolekulare Disulfidbildung zu unterbinden. Die gebildeten
Fab'-Fragmente werden
dann zu Thionitrobenzoat-(TNB-)Derivaten umgesetzt. Eines der Fab'-TNB-Derivate wird
wieder zum Fab'-Thiol
durch Reduktion mit Mercaptoethylamin umgesetzt und mit einer äquimolaren
Menge des anderen Fab'-TNB-Derivats
vermischt, um den bispezifischen Antikörper zu bilden. Die hergestellten
bispezifischen Antikörper
können
als Mittel zur selektiven Immobilisierung von Enzymen verwendet
werden.
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Jüngste Fortschritte
erleichterten die direkte Gewinnung von Fab'-SH-Fragmenten aus E. coli, die chemisch
gebunden werden können,
um bispezifische Antikörper
zu bilden. Shalaby et al., J. Exp. Med. 175, 217–225 (1992), beschreiben die
Herstel lung eines vollständig
humanisierten bispezifischen Antikörper-F(ab')2-Moleküls. Jedes
Fab'-Fragment wurde
getrennt aus E. coli sekretiert und gerichteter chemischer Bindung
in vitro unterzogen, um den bispezifischen Antikörper zu bilden. Der so gebildete
bispezifische Antikörper
war in der Lage, sich an Zellen, die den ErbB2-Rezeptor überexprimierten, und normale
menschliche T-Zellen zu binden sowie die lytische Aktivität von menschlichen
zytotoxischen Lymphozyten gegen menschliche Brusttumortargets auszulösen.
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Verschiedene
Verfahren zur Herstellung und Isolierung bispezifischer Antikörperfragmente
direkt aus rekombinanter Zellkultur wurden ebenfalls bereits beschrieben.
Beispielsweise wurden bispezifische Antikörper unter Verwendung von Leucinzippern
hergestellt. Kostelny et al., J. Immunol. 148(5), 1547–1553 (1992). Die
Leucinzipper-Peptide aus den Fos- und Jun-Proteinen wurden an die
Fab'-Abschnitte
von zwei verschiedenen Antikörpern
mittels Genfusion gebunden. Die Antikörper-Homodimere wurden an der
Gelenksregion reduziert, um Monomere zu bilden, und dann reoxidiert,
um die Antikörper-Heterodimere
zu bilden. Dieses Verfahren kann auch zur Produktion von Antikörper-Homodimeren
verwendet werden. Die „Diabody"-Technologie, die von Holliger et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 6444–6448 (1993), beschrieben wird,
stellt einen alternativen Mechanismus zur Herstellung von bispezifischen
Antikörperfragmenten
bereit. Die Fragmente umfassen eine variable Schwerkettendomäne (VH), gebunden an eine variable Leichtkettendomäne (VL) über
einen Linker, der zu kurz ist, um Paarbildung zwischen den zwei
Domänen
an derselben Kette zu ermöglichen.
Folglich werden die VH- und VL-Domänen eines
Fragments gezwungen, mit den komplementären VL-
und VH-Domänen eines anderen Fragments
Paare zu bilden, wodurch zwei Antigen-Bindungsstellen gebildet werden. Auch
von einer anderen Vorgehensweise zur Herstellung von bispezifischen
Antikörperfragmenten
durch die Verwendung von einkettigen Fv-(sFv-)Dimeren wurde bereits
berichtet. Siehe Gruber et al., J. Immunol. 152, 5368 (1994).
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Antikörper mit
mehr als zwei Wertigkeiten werden auch erwogen. Beispielsweise können trispezifische Antikörper hergestellt
werden. Tutt et al., J. Immunol. 147, 60 (1991).
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(vii) Effektorfunktionsbearbeitung
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Es
kann wünschenswert
sein, den Antikörper
der Erfindung hinsichtlich der Effektorfunktion zu modifizieren,
um z. B. die Wirksamkeit des Antikörpers bei der Behandlung von
Krebs zu steigern. Beispielsweise können ein oder mehrere Cysteinreste
in die Fc-Region eingeführt
werden, wodurch die Bildung von Disulfidbindungen zwischen den Ketten
in dieser Region ermöglicht
wird. Der so gebildete homodimere Antikörper kann verbesserte Internalisierungsfähigkeit
und/oder gesteigertes komplementvermitteltes Zelltöten und
antikörpervermittelte
zelluläre
Zytotoxizität
(ADCC) aufweisen, Siehe Caron et al., J. Exp. Med. 176, 1191–1195 (1992),
und Shopes, J. Immunol. 148, 2918–2922 (1992). Homodimere Antikörper mit
gesteigerter Anti-Tumor-Aktivität können auch
unter Verwendung heterobifunktioneller Vernetzer hergestellt werden,
wie in Wolff et al., Cancer Research 53, 2560–2565 (1993), beschrieben wird.
Alternativ dazu kann ein Antikörper
so bearbeitet werden, dass er duale Fc-Regionen aufweist und dadurch über gesteigerte
Komplementlyse- und ADCC-Fähigkeiten
verfügen
kann. Siehe Stevenson et al., Anti-Cancer Drug Design 3, 219–230 (1989).
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(viii) Immunkonjugate
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Die
Erfindung betrifft auch Immunkonjugate, die den hierin beschriebenen
Antikörper
umfassen, der an ein zytotoxisches Mittel wie beispielsweise ein
chemotherapeutisches Mittel, Toxin (z. B. ein enzymatisch aktives
Toxin oder ein Toxin bakteriellen, pflanzlichen oder tierischen
Ursprungs oder auch von Pilzen oder Fragmente davon) oder an ein
radioaktives Isotop (d. h. ein Radiokonjugat) konjugiert ist.
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Chemotherapeutische
Mittel, die zur Herstellung solcher Immunkonjugate nützlich sind,
wurden oben beschrieben. Enzymatisch aktive Toxine und Fragmente
davon, die verwendet werden können,
umfassen die Diphtherie-A-Kette, nichtbindende aktive Fragmente
von Diphtherietoxin, die Exotoxin-A-Kette (aus Pseudomonas aeruginosa),
die Ricin-A-Kette, die Abrin-A-Kette, die Modeccin-A-Kette, α-Sarcin,
Aleuri tes-fordii-Proteine, Dianthin-Proteine, Phytolaca-americana-Proteine
(PAPI, PAPII und PAP-S), den Momordica-charantia-Inhibitor, Curcin,
Crotin, den Sapaonariaofficinalis-Inhibitor, Gelonin, Mitogellin,
Restrictocin, Phenomycin, Enomycin und die Tricothecene. Zahlreiche
verschiedene Radionuclide sind zur Herstellung von radiokonjugierten
Antikörpern
erhältlich.
Beispiele umfassen 212Bi, 131I, 131In, 90Y und 186Re.
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Konjugate
des Antikörpers
und des zytotoxischen Mittels werden unter Verwendung zahlreicher
verschiedener bifunktioneller Proteinbindungsmittel wie z. B. N-Succinimidyl-3-(2-pyridyldithiol)propionat
(SPDP), Iminothiolan (IT), bifunktionellen Derivaten von Imidoestern
(wie z. B. Dimethyladipimidat-HCl), aktiver Ester (wie z. B. Disuccinimidylsuberat),
Aldehyden (wie Glutaraldehyd), Bisazido-Verbindungen (wie z. B.
Bis(p-azidobenzoyl)hexandiamin), Bisdiazonium-Derivaten (wie z.
B. Bis(p-diazoniumbenzoyl)ethylendiamin), Diisocyanaten (wie Toluol-2,6-diisocyanat)
und bis-aktiven
Fluorverbindungen (wie z. B. 1,5-Difluor-2,4-dinitrobenzol) hergestellt.
Beispielsweise kann ein Ricinimmunotoxin wie in Vitetta et al.,
Science 238, 1098 (1987), beschrieben hergestellt werden. Kohlenstoff-14-markierte
1-Isothiocyanatobenzyl-3-methyldiethylentriaminpentaessigsäure (MX-DTPA)
ist ein Beispiel für
Chelatbildner zur Konjugation von Radionucleotid an den Antikörper. Siehe
die
WO 94/11026 .
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In
einer anderen Ausführungsform
kann der Antikörper
an einen „Rezeptor" (wie Streptavidin)
zur Verwendung bei Tumor-Pretargeting konjugiert werden, worin das
Antikörper-Rezeptor-Konjugat
dem Patienten verabreicht wird, gefolgt von der Entfernung ungebundenen
Konjugats aus dem Blutkreislauf unter Verwendung eines Klärungsmittels
und der anschließenden
Verabreichung eines „Liganden" (z. B. Avidin),
der an ein zytotoxisches Mittel (z. B. ein Radionucleotid) konjugiert
ist.
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(ix) Immunoliposomen
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Die
hierin offenbarten Antikörpervarianten
können
auch als Immunoliposomen formuliert werden. Liposomen, die den Antikörper enthalten,
werden durch auf dem Gebiet der Erfindung bekannte Verfahren hergestellt,
wie sie beispielsweise in Epstein et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 82, 3688 (1985); Hwang et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77,
4030 (1980); und den
US-Patenten
Nr. 4.485.045 und
4.544.545 beschrieben
werden. Liposomen mit gesteigerter Zirkulationsdauer sind im
US-Patent Nr. 5.013.556 offenbart.
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Besonders
nützliche
Liposomen können
durch das Umkehrphasenverdampfungsverfahren mit einer Lipidzusammensetzung,
die Phosphatidylcholin, Cholesterin und PEG-derivatisiertes Phosphatidylethanolamin
(PEG-PE) umfasst, hergestellt werden. Liposomen werden durch Filter
von definierter Porengröße filtriert, um
Liposomen mit dem erwünschten
Durchmesser zu ergeben. Fab'-Fragmente
des Antikörpers
der vorliegenden Erfindung können
an die Liposomen wie in Martin et al., J. Biol. Chem. 257, 286–288 (1982),
beschrieben mittels einer Disulfid-Austauschreaktion konjugiert
werden. Ein chemotherapeutisches Mittel (wie beispielsweise Doxorubicin)
ist gegebenenfalls im Liposom enthalten. Siehe Gabizon et al., J.
National Cancer Inst. 81(19), 1484 (1989).
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(x) Antikörper-dirigierte Enzym-Prodrug-Therapie
(ADEPT)
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Der
Antikörper
der vorliegenden Erfindung kann auch in ADEPT durch Konjugieren
des Antikörpers
an ein Prodrug-aktivierendes Enzym, das cm Prodrug (z. B. ein chemotherapeutisches
Peptidyl-Mittel, siehe die
WO
81/01145 ) in einen aktives Antikrebs-Wirkstoff überführt, verwendet
werden. Siehe beispielsweise die
WO 88/07378 und
das
US-Patent Nr. 4.975.278 .
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Die
Enzymkomponente des Immunokonjugats, die für ADEPT nützlich ist, umfasst jedes beliebige
Enzym, das in der Lage ist, auf ein Prodrug auf solche Weise zu
wirken, dass es dieses in seine aktivere, zytotoxische Form überführt.
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Enzyme,
die im Verfahren dieser Erfindung nützlich sind, umfassen, sind
jedoch nicht beschränkt
auf, alkalische Phosphatase, die zur Überführung von phosphathältigen Prodrugs
in freie Wirkstoffe nützlich
ist; Arylsulfatase, die zur Überführung von sulfathältigen Prodrugs
in freie Wirkstoffe nützlich
ist; Cytosindesaminase, die zur Überführung von
nichttoxischem 5-Fluorcytosin in den Antikrebs-Wirkstoff 5-Fluoruracil nützlich ist;
Proteasen, wie z. B. Serratia-Protease, Thermolysin, Subtilisin,
Carboxypeptidasen und Cathepsine (wie z. B. Cathepsine B und L),
die zur Überführung von
peptidhältigen
Prodrugs in freie Wirkstoffe nützlich
sind; D-Alanylcarboxypeptidasen, die zur Überführung von Prodrugs nützlich sind,
die D-Aminosäuresubstituenten enthalten;
kohlenhydratspaltende Enzyme wie z. B. β-Galactosidase und Neuraminidase,
die zur Überführung von
glykosylierten Prodrugs in freie Wirkstoffe nützlich sind; β-Lactamase,
die zur Überführung von
Wirkstoffen, die mit β-Lactamen
derivatisiert sind, in freie Wirkstoffe nützlich ist; und Penicillin-Amidasen,
wie z. B. Penicillin-V-Amidase oder Penicillin-G-Amidase, die zur Überführung von
Wirkstoffen, die an ihren Amin-Stickstoffen mit Phenoxyacetyl- bzw.
Phenylacetylgruppen derivatisiert sind, in freie Wirkstoffe nützlich sind.
Alternativ dazu können
Antikörper
mit enzymatischer Aktivität,
die auch als „Abzyme" bekannt sind, verwendet
werden, um die Prodrugs der Erfindung in freie aktive Wirkstoffen
zu überführen (siehe
z. B. Massey, Nature 328, 457–458
(1987)). Antikörper-Abzym-Konjugate
können
wie hierin für
die Zufuhr des Abzyms zu einer Tumorzellpopulation hergestellt werden.
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Die
Enzyme dieser Erfindung können
kovalent an die Antikörpermutante
mittels Verfahren, die auf dem Gebiet der Erfindung bekannt sind,
wie beispielsweise mittels der Verwendung der heterobifunktionellen Vernetzer
wie zuvor erläutert,
gebunden werden. Alternativ dazu können Fusionsproteine, die zumindest
die Antigen-Bindungsregion eines Antikörpers der Erfindung, gebunden
an zumindest einen funktionell aktiven Abschnitt eines Enzyms der
Erfindung, umfasst, unter Verwendung von DNA-Rekombinationsverfahren,
die auf dem Gebiet der Erfindung bekannt sind, konstruiert werden
(siehe z. B. Neuberger et al., Nature 312, 604–608 (1984)).
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(xi) Antikörper-Salvage-Rezeptorbindungsepitopfusionen
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In
bestimmten Ausführungsformen
der Erfindung kann es wünschenswert
sein, ein Antikörperfragment zu
verwenden und keinen intakten Antikörper, um beispielsweise die
Tumorpenetration zu verbessern. In diesem Fall kann es wünschenswert
sein, das Antikörperfragment
zu modifizieren, um seine Serumhalbwertszeit zu erhöhen. Dies
kann beispielsweise erreicht werden, indem ein Salvage-Rezeptorbindungsepitop
in das Antikörperfragment
inkorporiert wird (z. B. durch Mutation der geeigneten Region im
Antikörperfragment
oder durch Inkorporation des Epitops in eine Peptidmarkierung, die
dann an einem beliebigen Ende oder in der Mitte an das Antikörperfragment
fusioniert wird, z. B. durch DNA- oder Peptidsynthese).
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Das
Salvage-Rezeptorbindungsepitop stellt vorzugsweise eine Region dar,
in der ein oder mehrere Aminosäurereste
von einer oder zwei Schleifen einer Fc-Domäne an eine analoge Position
des Antikörperfragments
transferiert sind. Noch bevorzugter sind drei oder mehr Reste von
einer oder von zwei Schleifen der Fc-Domäne transferiert. Noch bevorzugter
ist das Epitop aus der CH2-Domäne
der Fc-Region (z. B. eines IgG) entnommen und in die CH1-, CH3-
oder V
H-Region oder mehr als eine solche
Region des Antikörpers
transferiert. Alternativ dazu ist das Epitop aus der CH2-Domäne der Fc-Region
entnommen und in die C
L-Region oder V
L-Region oder beide des Antikörperfragments
transferiert. Siehe z. B.
US-Patent
5.739.277 , das am 14. April 1998 ausgegeben wurde.
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(xii) Kovalente Modifikationen
-
Kovalente
Modifikationen des Antikörpers
liegen im Schutzumfang dieser Erfindung. Sie können, sofern geeignet, durch
chemische Synthese oder durch enzymatische oder chemische Spaltung
des Antikörpers erfolgen.
Andere Arten von kovalenten Modifikationen des Antikörpers werden
durch Umsetzung des gewünschten
Aminosäurerests
des Antikörpers
mit einem organischen Derivatisierungsmittel, das in der Lage ist, mit
ausgewählten
Seitenketten oder den N- oder C-terminalen Resten zu reagieren,
in das Molekül
eingeführt.
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Die
Entfernung von Kohlenhydratgruppierungen, die am Antikörper vorhanden
sind, kann chemisch oder enzymatisch erfolgen. Eine chemische Deglykosylierung
erfordert die Aussetzung des Antikörpers gegenüber der Verbindung Trifluormethansulfonsäure oder
einer äquivalenten
Verbindung. Diese Behandlung resultiert in der Spaltung der meisten
oder aller Zucker mit Ausnahme des verbindenden Zuckers (N-Acetylglucosamin
oder N-Acetylgalactosamin), während
der Antikörper
intakt bleibt. Die chemische Deglykosylierung wird von Hakimuddin
et al., Arch. Biochem. Biophys. 259, 52 (1987), und von Edge et
al., Anal. Biochem. 118, 131 (1981), beschrieben. Die enzymatische
Spaltung von Kohlenhydratgruppierungen an Antikörpern kann durch den Einsatz
zahlreicher verschiedener Endo- und Exoglykosidasen, wie von Thotakura
et al., Meth. Enzymol. 138, 350 (1987), beschrieben, erreicht werden.
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Ein
anderer Typ von kovalenter Modifikation des Antikörpers umfasst
das Binden des Antikörpers
an eines von zahlreichen verschiedenen, nicht-proteinartigen Polymeren,
z. B. Polyethylenglykol, Polypropylenglykol oder Polyoxyalkylene,
auf eine Weise, wie sie in den
US-Patenten
Nr. 4.640.835 ;
4.496.689 ;
4.301.144 ;
4.670.417 ;
4.791.192 oder
4.179.337 beschrieben ist.
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B. Vektoren, Wirtszellen und Rekombinationsverfahren
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Die
Erfindung stellt auch isolierte Nucleinsäure, die für eine Antikörpervariante
wie hierin geoffenbart kodiert, Vektoren und Wirtszellen, welche
die Nucleinsäure
umfassen, sowie Rekombinationsverfahren zur Herstellung der Antikörpervariante
bereit.
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Für die rekombinante
Herstellung der Antikörpervariante
wird die dafür
kodierende Nucleinsäure
isoliert und für
eine weitere Klonierung (Amplifikation der DNA) oder für eine Expression
in einen replizierbaren Vektor insertiert. DNA, die für die monoklonale
Antikörpervariante
kodiert, kann leicht unter Anwendung herkömmlicher Verfahren isoliert
und sequenziert werden (z. B. durch den Einsatz von Oligonucleotidsonden, die in
der Lage sind, spezifisch an für
die Schwer- und Leichtketten der Antikörpervariante kodierende Gene
zu binden). Zahlreiche Vektoren stehen zur Verfügung. Die Vektorkomponenten
umfassen im Allgemeinen, sind jedoch nicht beschränkt auf,
eines oder mehrere der Folgenden: eine Signalsequenz, einen Replikationsstartpunkt,
ein oder mehrere Markergene, ein Enhancer-Element, einen Promotor
und eine Transkriptionsterminationssequenz.
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(I) Signalsequenzkomponente
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Die
Antikörpervariante
dieser Erfindung kann rekombinant nicht nur direkt, sondern auch
als Fusionspolypeptid mit einem heterologen Polypeptid hergestellt
werden, das vorzugsweise eine Signalsequenz oder ein anderes Polypeptid
mit einer spezifischen Spaltungsstelle am N-Terminus des reifen
Proteins oder Polypeptids ist. Die vorzugsweise ausgewählte heterologe
Signalsequenz ist eine, die durch die Wirtszelle erkannt und verarbeitet
(z. B. durch eine Signalpeptidase gespaltet) wird. Bei prokaryotischen
Wirtszellen, welche die native Antikörper-Signalsequenz nicht erkennen
und verarbeiten, wird die Signalsequenz durch eine selektierte prokaryotische
Signalsequenz substituiert, beispielsweise eine aus der Gruppe der
alkalischen Phosphatase, Penicillinase, Ipp oder wärmestabilen
Entrotoxin-II-Leader. Zur Hefesekretion kann die native Signalsequenz
durch z. B. den Hefe-Invertaseleader, α-Faktorleader (einschließlich Saccharomyces-
und Kluyveromyces-α-Faktorleader),
oder saure-Phosphatase-Leader, den C.-albicans-Glucoamylase-Leader
oder das in der
WO 90/13646 beschriebene
Signal substituiert werden. Bei der Säugetier-Zellexpression stehen
Säugetier-Signalsequenzen
sowie virale Sekretionsleader, beispielsweise das Herpes-simplex-gD-Signal,
zur Verfügung.
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Die
DNA für
solch eine Vorläuferregion
wird in Leseraster an DNA, die für
die Antikörpervariante
kodiert, ligiert.
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(ii) Komponente des Replikationsursprungs
-
Sowohl
Expressions- als auch Kloniervektoren enthalten eine Nucleinsäuresequenz,
die es dem Vektor ermöglicht,
sich in einer oder mehreren selektierten Wirtszellen zu replizieren.
Im Allgemeinen ist diese Sequenz in Kloniervektoren eine, die dem
Vektor die Fähigkeit
verleiht, sich unabhängig
von der chromosomalen Wirts-DNA zu replizieren, und umfasst Replikationsursprünge oder
autonom replizierende Sequenzen. Solche Sequenzen sind für zahlreiche
verschiedene Bakterien, Hefe und Viren bekannt. Der Replikationsursprung
aus dem Plasmid pBR322 ist für
die meisten Gram-negativen Bakterien geeignet, der 2μ-Plasmidursprung
ist für Hefe
geeignet, und verschiedene virale Ursprünge (SV40, Polyoma, Adenovirus,
VSV oder BPV) sind für
Kloniervektoren in Säugetierzellen
nützlich.
Im Allgemeinen bedarf es der Replikationsursprungskomponente bei Säugetier-Expressionsvektoren
nicht (der SV40-Ursprung kann typischerweise nur verwendet werden,
da er den frühen
Promotor enthält).
-
(iii) Selektionsgenkomponente
-
Expressions-
und Kloniervektoren können
ein Selektionsgen enthalten, das auch als selektierbarer Marker
bezeichnet wird. Typische Selektionsgene kodieren für Protelne,
die (a) Resistenz gegenüber
Antibiotika oder anderen Toxinen, z. B. Ampicillin, Neomycin, Methotroxat
oder Tetracyclin, verleihen, (b) auxotrophe Mängel komplementieren oder (c)
essenzielle Nährstoffe
liefern, die aus komplexe Medien nicht erhältlich sind, z. B. das für D-Alaninracemase
kodierende Gen für
Bacilli.
-
Ein
Beispiel für
ein Selektionsschema verwendet einen Wirkstoff, um Wachstum einer
Wirtszelle anzuhalten. Jene Zellen, die erfolgreich mit einem heterologen
Gen transformiert wurden, produzieren ein Protein, das Wirkstoffresistenz
verleiht, und überleben
somit das Selektionsschema. Beispiele für solche dominante Selektion
verwenden die Wirkstoffe Neomycin, Mycophenolsäure und Hygromycin.
-
Ein
anderes Beispiel für
geeignete selektierbare Marker für
Säugetierzellen
sind jene, die die Identifikation von Zellen ermöglichen, die in der Lage sind,
die Antikörper-Nucleinsäure aufzunehmen,
wie z. B. DHFR, Thymidinkinase, Metallothionein-I und -II, vorzugsweise
Primaten-Metallothionein-Gene, Adenosindesaminase, Ornithindecarboxylase
usw.
-
Zellen,
die mit dem DHFR-Selektionsgen transformiert sind, werden beispielsweise
zuerst durch Kultivieren aller Transformanten in einem Kulturmedium
identifiziert, das Methotrexat (Mtx), einen kompetitiven Antagonisten
von DHFR, enthält.
Eine geeignete Wirtszelle, wenn Wildtyp-DHFR verwendet wird, ist
die Chinahamster-Eierstock-(CHO-)Zelllinie,
der DHFR-Aktivität
fehlt.
-
Alternativ
dazu können
Wirtszellen (insbesondere Wildtyp-Wirte, die endogene DHFR enthalten),
die mit DNA-Sequenzen, die für
einen Antikörper
kodieren, Wildtyp-DHFR-Protein und anderen selektierbaren Markern
wie z. B. Aminoglycosid-3'-phosphotransferase
(APH) transformiert oder co-transformiert sind, durch Zeltwachstum
in Medium, das ein Selektionsmittel für den selektierbaren Marker,
wie z. B. ein aminoglykosidisches Antibiotikum, z. B. Kanamycin,
Neomycin oder G418, enthält,
selektiert werden. Siehe
US-Patent
Nr. 4.965.199 .
-
Ein
geeignetes Selektionsgen zur Verwendung in Hefe ist das trp-1-Gen,
das im Hefeplasmid YRp7 vorhanden ist (Stinchcomb et al., Nature
282, 39 (1979)). Das trp1-Gen
liefert einen Selektionsmarker für
einen mutierten Hefestamm, dem die Fähigkeit fehlt, in Tryptophan
zu wachsen, beispielsweise ATCC-Nr. 44076 oder PEP4-1. Jones, Genetics
85, 12 (1977). Die Gegenwart der trp1-Läsion im Hefe-Wirtszellgenom
sorgt dann für
eine wirksame Umgebung zur Detektion von Transformation durch Wachstum
in Abwesenheit von Tryptophan. in ähnlicher Weise werden Leu2-defiziente Hefestämme (ATCC
20.622 oder 38.626) durch bekannte Plasmide, die Leu2-Gen in sich
tragen, komplementiert.
-
Darüber hinaus
können
Vektoren, die vom ringförmigen
1,6-μm-Plasmid
pKD1 abstammen, zur Transformation von Kluyveromyces-Hefen verwendet
werden. Alterna tiv dazu wurde über
ein Expressionssystem zur großtechnischen
Herstellung von rekombinantem Kälber-Chymosin
für K.
lactis berichtet. Van den Berg, Bio/Technology 8, 135 (1990). Stabile
Mehrfachkopien-Expressionsvektoren zur Sekretion von reifem rekombinantem
menschlichem Serumalbumin durch industrielle Stämme von Kluyveromyces wurden
auch bereits offenbart. Fleer et al., Bio/Technology 9, 968–975 (1991).
-
(iv) Promotorkomponente
-
Expressions-
und Kloniervektoren enthalten üblicherweise
einen Promotor, der vom Wirtsorganismus erkannt wird und operabel
an die Antikörper-Nucleinsäure gebunden
ist. Promotoren, die zur Verwendung mit prokaryotischen Wirten geeignet
sind, umfassen den phoA-Promotor, β-Lactamase- und Lactose-Promotorsysteme,
alkalische Phosphatase, ein Tryptophan-(trp-)Promotorsystem und
Hybridpromotoren, wie z. B. den tac-Promotor. Es sind jedoch auch
andere bakterielle Promotoren geeignet. Promotoren zur Verwendung
in bakteriellen Systemen enthalten auch eine Shine-Dalgarno-(S.
D.-)Sequenz, die operabel an die für den Antikörper kodierende DNA gebunden
ist.
-
Promotorsequenzen
sind für
Eukaryoten bekannt. Praktisch alle eukaryotischen Gene weisen eine AT-reiche
Region auf, die etwa 25 bis 30 Basen stromauf von der Stelle, an
der Transkription initiiert wird, liegt. Eine andere Sequenz, die
70 bis 80 Basen stromauf vom Transkriptionsstart zahlreicher Gene
liegt, ist eine CNCAAT-Region,
worin N für
jedes beliebige Nucleotid stehen kann. Am 3'-Ende der meisten eukaryotischen Gene
liegt eine AATAAA-Sequenz, die das Signal für Addition des Poly-A-Schwanzes
an das 3'-Ende der
Kodiersequenz darstellen kann. Alle diese Sequenzen werden auf geeignete
Weise in eukaryotische Expressionsvektoren insertiert.
-
Beispiele
für geeignete
Promotorsequenzen zur Verwendung mit Hefewirten umfassen die Promotoren
für 3-Phosphoglyceratkinase
oder andere glykolytische Enzyme, wie beispielsweise Enolase, Glyceraldehyd-3-phosphatdehydrogenase,
Hexokinase, Pyruvatdecarboxylase, Phosphofructokinase, Glucose-6-phosphatisomerase,
3-Phosphoglyceratmutase,
Pyruvatkinase, Triosephosphatisomerase, Phosphoglucoseisomerase
und Glucokinase.
-
Andere
Hefepromotoren, die induzierbare Promotoren mit dem zusätzlichen
Vorteil von durch Wachstumsbedingungen gesteuerter Transkription
sind, sind die Promotorregionen für Alkoholdehydrogenase 2, Isocytochrom
C, saure Phosphatase, degradative Enzyme, die mit Stickstoffmetabolismus
assoziiert sind, Metallothionein, Glyceraldehyd-3-phosphatdehydrogenase
und Enzyme, die für
Maltose- und Galactoseverwertung verantwortlich sind. Geeignete
Vektoren und Promotoren zur Verwendung bei Hefeexpression werden
näher in
der
EP 73.657 beschrieben.
Hefe-Enhancer werden
auch vorteilhafterweise mit Hefepromotoren verwendet.
-
Antikörpertranskription
aus Vektoren in Säugetier-Wirtszellen
wird beispielsweise durch Promotoren gesteuert, die aus den Genomen
von Viren wie z. B. Polyomavirus, Geflügelpockenvirus, Adenovirus
(wie z. B. Adenovirus 2), Rinder-Papillomavirus, Vogel-Sarkomvirus,
Zytomegalie-Virus, einem Retrovirus, Hepatitis-B-Virus und, am meisten
bevorzugt, Affenvirus 40 (SV 40), aus heterologen Säugetierpromotoren,
z. B. dem Actinpromotor oder einem Immunglobulinpromotor, aus Hitzeschock-Promotoren
erhalten werden, vorausgesetzt, solche Promotoren sind mit den Wirtszellsystemen
kompatibel.
-
Die
frühen
und späten
Promotoren des SV40-Virus werden leicht aus einem SV40-Restriktionsfragment
erhalten, das auch den viralen SV40-Replikationsursprung enthält. Der
unmittelbar frühe
Promotor des menschlichen Zytomegalie-Virus ist leicht als ein HindIII-E-Restriktionsfragment
zu erhalten. Ein System zur Expression von DNA in Säugetierwirten
unter Verwendung des Rinderpapillomavirus als Vektor ist im
US-Patent Nr. 4.419.446 offenbart.
Eine Modifikation dieses Systems ist im
US-Patent
Nr. 4.601.978 beschrieben. Alternativ dazu kann auch die
lange terminale Wiederholung des Rous-Sarkomvirus als Promotor verwendet werden.
-
(v) Enhancerelement-Komponente
-
Die
Transkription einer DNA, die für
den Antikörper
dieser Erfindung kodiert, durch höhere Eukaryoten wird häufig durch
Insertieren einer Enhancersequenz in den Vektor gesteigert. Zahlreiche
Enhancersequenzen sind nun aus Säugetiergenen
(Globin, Elastase, Albumin, α-Fetoprotein
und Insulin) bekannt. Typischerweise wird jedoch ein Enhancer aus
einem eukaryotischen Zellvirus verwendet. Beispiele umfassen den
SV40-Enhancer an der späten
Seite des Replikationsursprungs (bp 100–270), die frühen Promotorenhancer
des Zytomegalie-Virus, den Polyoma-Enhancer an der späten Seite
des Replikationsursprungs und Adenovirus-Enhancer. Siehe auch Yaniv,
Nature 297, 17–18
(1982), bezüglich
Enhancerelemente zur Aktivierung von eukaryotischen Promotoren.
Der Enhancer kann in den Vektor an einer Position 5' oder 3' zur Antikörper-Kodiersequenz gespleißt werden,
liegt jedoch vorzugsweise an einer Stelle 5' vom Promotor.
-
(vi) Transkriptionsterminationskomponente
-
Expressionsvektoren,
die in eukaryotischen Wirtszellen (Hefe, Pilze, Insekt, Pflanze,
Tier, Mensch oder kernhaltigen Zellen aus anderen mehrzelligen Organismen)
verwendet werden, enthalten auch Sequenzen, die zur Termination
der Transkription und zur Stabilisierung der mRNA erforderlich sind.
Solche Sequenzen sind üblicherweise
aus den untranslatierten 5'-,
und gegebenenfalls 3'-,
Regionen von eukaryotischen oder viralen DNAs oder cDNAs erhältlich.
Diese Regionen enthalten Nucleotidsegmente, die als polyadenylierte Fragmente
transkribiert werden, in dem untranslatierten Abschnitt der mRNA,
die für
den Antikörper
kodiert. Eine nützliche
Transkriptionsterminationskomponente ist die Rinder-Wachstumshormon-Polyadenylierungsregion.
Siehe
WO94/11026 und
den darin geoffenbarten Expressionsvektor.
-
(vii) Selektion und Transformation von
Wirtszellen
-
Geeignete
Wirtszellen zum Klonieren oder Exprimieren der DNA in den Vektoren
hierin sind die zuvor beschriebenen Prokaryoten-, Hefe- oder höheren Eukaryotenzellen.
Geeignete Prokaryoten für
diesen Zweck umfassen Eubakterien, wie z. B. Gram-negative oder
Gram-positive Organismen, beispielsweise Enterobacteriaceae wie
Escherichia, z. B. E. coli, Enterobacter, Erwinia, Klebsiella, Proteus,
Salmonella, z. B. Salmonella typhimurium, Serratia, z. B. Serratia
marcescans, und Shigella sowie Bacilli wie z. B. B. subtilis und
B. licheniformis (z. B. B. licheniformis 41P, offenbart in
DD 266.710 , veröffentlicht
am 12. April 1989), Pseudomonas wie z. B. P. aeruginosa und Streptomyces.
Ein bevorzugter E.-coli-Klonierwirt ist E. coli 294 (ATCC 31.446),
obwohl andere Stämme
wie beispielsweise E. coli B, E. coli X1776 (ATCC 31.537) und E.
coli W3110 (ATCC 27.325) geeignet sind. Diese Beispiele dienen zur
Veranschaulichung und stellen keine Einschränkung dar.
-
Zusätzlich zu
Prokaryoten sind eukaryotische Mikroben, wie z. B. Fadenpilze oder
Hefe, geeignete Klonier- oder Expressionswirte für Antikörper-kodierende Vektoren. Saccharomyces
cerevisiae, oder gewöhnliche
Bäckerhefe,
wird unter niedereren eukaryotischen Wirts-Mikroorganismen am häufigsten
verwendet. Es sind jedoch auch zahlreiche andere Gattungen, Spezies
und Stämme
allgemein erhältlich
und hierin nützlich, wie
z. B. Schizosaccharomyces pombe; Kluyveromyces-Wirte, wie z. B.
K. lactis, K. fragilis (ATCC 12.424), K. bulgaricus (ATCC 16.045),
K. wickeramii (ATCC 24.178), K. waltlii (ATCC 56.500), K. drosophilarum
(ATCC 36.906), K. thermotolerans und K. marxianus; Yarrowia (
EP 402.226 ); Pichia pastoris
(
EP 183.070 ); Candida; Trichoderma
reesia (
EP 244.234 );
Neurospora crassa; Schwanniomyces wie z. B. Schwanniomyces occidentalis;
und Fadenpilze wie z. B. Neurospora, Penicillium, Tolypocladium
und Aspergillus-Wirte wie z. B. A. nidulans und A. niger.
-
Geeignete
Wirtszellen für
die Expression eines glykosylierten Antikörpers stammen von vielzelligen Organismen.
Beispiele für
Zellen von Wirbellosen umfassen Pflanzen- und Insektenzellen. Zahlreiche
Baculovirus-Stämme
und -Varianten und entsprechende permissive Insektenwirtszellen
von Wirten wie z. B. Spodoptera frugiper da (Raupe), Aedes aegypti
(Stechmücke),
Aedes albopictus (Stechmücke),
Drosophila melanogaster (Fruchtfliege) und Bombyx mori wurden bereits
identifiziert. Zahlreiche Virusstämme zur Transfektion sind öffentlich
erhältlich,
z. B. die L-1-Variante
von Autographa californica NPV und der Bm-5-Stamm von Bombyx mori
NPV, und solche Viren können
als das Virus hierin gemäß der vorliegenden
Erfindung, insbesondere zur Transfektion von Spodoptera-frugiperda-Zellen,
verwendet werden. Pflanzenzellkulturen von Baumwolle, Mais, Kartoffel,
Sojabohne, Petunie, Tomate und Tabak können als Wirte verwendet werden.
-
Das
Interesse war jedoch stets für
Wirbeltierzellen am größten, und
die Vermehrung von Wirbeltierzellen in Kultur (Gewebekultur) ist
zu einem Routineverfahren geworden. Beispiele für nützliche Säugetier-Wirtszelllinien sind
Affennieren-CV1-Linie, transformiert durch SV40 (COS-7, ATCC CRL
1651); menschliche embryonale Nierenlinie (293- oder 293-Zellen,
für Wachstum
in Suspensionskultur subkloniert, Graham et al., J. Gen Virol. 36,
59 (1977)); Babyhamster-Nierenzellen (BHK, ATCC CCL 10); Chinahamster-Eierstockzellen/-DHFR
(CHO, Urlaub et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77, 4216 (1980));
Maus-Sertolizellen (TM4, Mather, Biol. Reprod. 23, 243–251 (1980));
Affennierenzellen (CV1 ATCC CCL 70); Nierenzellen der afrikanischen
grünen
Meerkatze (VERO-76, ATCC CRL 1587); menschliche Zervixkarzinomzellen
(HELA, ATCC CCL 2); Hundenierenzellen (MDCK, ATCC CCL 34); Büffelrattenleberzellen
(BRL 3A, ATCC CRL 1442); menschliche Lungenzellen (W138, ATCC CCL
75); menschliche Leberzellen (Hep G2, HB 8065); Maus-Mammatumor
(MMT 060562, ATCC CCL 51); TRI-Zellen (Mather et al., Annals N.
Y. Acad. Sci. 383, 44–68
(1982)); MRC-5-Zellen; FS4-Zellen; und eine menschliche Hepatomlinie
(Hep G2).
-
Wirtszellen
werden mit den zuvor beschriebenen Expressions- und Kloniervektoren
zur Antikörperherstellung
transformiert und in herkömmlichem
Nährmedium,
modifiziert je nach Bedarf zur Induktion von Promotoren, Selektion
von Transformanten oder Amplifikationen der Gene, die für die erwünschten
Sequenzen kodieren, kultiviert.
-
(viii) Kultivieren der Wirtszellen
-
Die
zur Herstellung der Antikörpervariante
dieser Erfindung verwendeten Wirtszellen können in zahlreichen verschiedenen
Medien kultiviert werden. Handelsübliche Medien wie z. B. Ham's F10 (Sigma), Minimal Essential
Medium ((MEM), Sigma), RPMI-1640
(Sigma) und Dulbecco's
Modified Eagle's
Medium ((DMEM), Sigma) sind zur Kultivierung der Wirtszellen geeignet.
Weiters können
sämtliche
Medien, die in Ham et al., Meth. Enz. 58, 44 (1979); Barnes et al.,
Anal. Biochem. 102, 255 (1980); in den
US-Patenten Nr. 4.767.704 ,
4.657.866 ,
4.927.762 ,
4.560.655 oder
5.122.469 ;
WO 90/03430 ,
WO 87/00195 ; oder
US-Patent Re. 30.985 beschrieben werden,
als Kulturmedium für
die Wirtszellen verwendet werden. Jegliches dieser Medien kann, je
nach Bedarf, mit Hormonen und/oder anderen Wachstumsfaktoren (wie
z. B. Insulin, Transferrin oder epidermalem Wachstumsfaktor), Salzen
(wie z. B. Natriumchlorid, Calcium, Magnesium und Phosphat), Puffern (wie
z. B. HEPES), Nucleotiden (wie z. B. Adenosin und Thymidin), Antibiotika
(wie z. B. Wirkstoff GENTAMYCIN
TM), Spurenelementen
(definiert als anorganische Verbindungen, die üblicherweise in Endkonzentrationen im
mikromolaren Bereich vorhanden sind) und Glucose oder einer äquivalenten
Energiequelle ergänzt
werden. Auch jegliche anderen erforderlichen Ergänzungen können bei geeigneten Konzentrationen
eingebunden werden, die Fachleuten bekannt sein werden. Die Kulturbedingungen
wie Temperatur, pH und dergleichen sind jene, die davor für die zur
Expression selektierte Wirtszelle verwendet wurden, und werden durchschnittlichen Fachleuten
ersichtlich sein.
-
(ix) Antikörperreinigung
-
Werden
Rekombinationsverfahren eingesetzt, so kann die Antikörpervariante
intrazellulär
oder im periplasmatischen Raum hergestellt oder direkt in das Medium
sekretiert werden. Wenn die Antikörpervariante intrazellulär hergestellt
wird, werden im ersten Schritt Teilchenbruchstücke, entweder Wirtszellen oder
lysierte Fragmente, entfernt, beispielsweise durch Zentrifugation
oder Ultrafiltration. Carter et al., Bio/Technology 10, 163–167 (1992),
beschreiben ein Verfahren zur Isolation von Antikörpern, die
in den periplastmatischen Raum von E. coli sekretiert werden. Kurz
ge sagt wird Zellpaste in Gegenwart von Natriumacetat (pH 3,5), EDTA
und Phenylmethylsulfonylfluorid (PMSF) über einen Zeitraum von etwa
30 min aufgetaut. Zellbruchstücke
können durch
Zentrifugation entfernt werden. Wenn die Antikörpervariante in das Medium
sekretiert wird, werden Überstände von
solchen Expressionssystemen im Allgemeinen zuerst unter Einsatz
eines handelsüblichen Proteinkonzentrationsfilters,
z. B. einer Amicon- oder Millipore-Pellicon-Ultrafiltrationseinheit,
eingeengt. Ein Proteaseinhibitor, wie z. B. PMSF, kann in einen
beliebigen der oben genannten Schritte eingeschlossen werden, um
die Proteolyse zu hemmen, und Antibiotika können verwendet werden, um das
Wachstum von zufälligen
Kontaminanten zu verhindern.
-
Die
aus den Zellen hergestellte Antikörperzusammensetzung kann beispielsweise
unter Einsatz von Hydroxylapatitchromatographie, Gelelektrophorese,
Dialyse und Affinitätschromatographie
gereinigt werden, wobei Affinitätschromatographie
die bevorzugte Reinigungstechnik ist. Die Eignung von Protein A
als Affinitätsligand
hängt von
der Spezies und dem Isotyp aller Immunglobulin-Fc-Domänen ab,
die in der Antikörpervariante
vorhanden sind. Protein A kann zur Reinigung von Antikörpern eingesetzt
werden, die auf menschlichen γ1-, γ2- oder γ-4-Schwerketten
aufbauen (Lindmark et al., J. Immunol. Meth. 62, 1–13 (1983)).
Protein G wird für
alle Maus-Isotypen
und für
menschliches γ3
empfohlen (Guss et al., EMBO J. 5, 1567–1575 (1986)). Die Matrix,
an die der Affinitätsligand
gebunden ist, ist sehr häufig
Agarose, wobei jedoch auch andere Matrizen erhältlich sind. Mechanisch stabile
Matrizen, wie z. B. Controlled Pore Glass oder Poly(styroldivinyl)benzol,
ermöglichen
raschere Durchflussgeschwindigkeiten und kürzere Verarbeitungszeiten als
mit Agarose erreicht werden können.
Wenn die Antikörpervariante
eine CH3-Domäne umfasst, ist das Bakerbond-ABXTM-Harz (J. T. Baker, Phillipsburg, NJ) zur
Reinigung geeignet. Andere Verfahren zur Proteinreinigung, wie z.
B. Fraktionierung auf einer Ionenaustauschsäule, Ethanolfällung, Umkehrphasen-HPLC,
Chromatographie auf Silica, Chromatographie auf Heparin-SEPHAROSETM, Chromatographie auf einem Anionen- oder
Kationenaustauschharz (wie z. B. einer Polyasparaginsäurensäule), Chro matofokussierung,
SDS-PAGE und Ammoniumsulfatfällung,
sind, abhängig
von der zu gewinnenden Antikörpervariante,
ebenfalls verfügbar,
-
C. Pharmazeutische Formulierungen
-
Therapeutische
Formulierungen der Antikörpervariante
werden zur Lagerung durch Vermischen der Antikörpervariante, der den erwünschten
Reinheitsgrad aufweist, mit optionalen pharmazeutisch annehmbaren
Trägern,
Exzipienten oder Stabilisatoren (Remington's Pharmaceutical Sciences, 16. Auflage,
A. Osol (Hrsg.) (1980)) in Form von gefriergetrockneten Formulierungen
oder wässrigen
Lösungen
hergestellt. Annehmbare Träger,
Exzipienten oder Stabilisatoren sind bei den verwendeten Dosierungen
und Konzentrationen gegenüber
Rezipienten nichttoxisch und umfassen Puffer wie Phosphat, Citrat
und andere organische Säuren;
Antioxidanzien einschließlich
Ascorbinsäure
und Methionin; Konservierungsmittel (wie Octadecyldimethylbenzylammoniumchlorid;
Hexamethoniumchlorid; Benzalkoniumchlorid; Benzethoniumchlorid;
Phenol, Butyl- oder Benzylalkohol; Alkylparabene wie Methyl- oder
Propylparaben; Catechin; Resorcinol; Cyclohexanol; 3-Pentanol; und
m-Cresol); niedermolekulare Polypeptide (weniger als etwa 10 Reste);
Proteine, wie Serumalbumin, Gelatine oder Immunglobuline; hydrophile
Polymere wie Polyvinylpyrrolidon; Aminosäuren wie Glycin, Glutamin,
Asparagin, Histidin, Arginin oder Lysin; Monosaccharide, Disaccharide
und andere Kohlenhydrate einschließlich Glucose, Mannose oder
Dextrine; Chelatbildner wie EDTA; Zucker wie Saccharose, Mannit,
Trehalose oder Sorbit; salzbildende Gegenionen wie Natrium; Metallkomplexe
(z. B. Zn-Proteinkomplexe);
und/oder nichtionische Tenside wie TWEENTM,
PLURONICTM oder Polyethylenglykol (PEG).
-
Die
Formulierung hierin kann auch mehr als einen Wirkstoff enthalten,
sofern dies für
die bestimmte zu behandelnde Indikation erforderlich ist, vorzugsweise
jene mit komplementären
Aktivitäten,
die sich gegenseitig nicht negativ beeinflussen. Es kann beispielsweise
wünschenswert
sein, weiters ein Immunsuppressivum bereitzustellen.
-
Solche
Moleküle
sind am besten in Kombinationen und in Mengen vorhanden, die für den gewünschten
Zweck wirksam sind.
-
Die
Wirkstoffe können
auch in Mikrokapseln eingeschlossen sein, die beispielsweise durch
Koazervierungsverfahren oder durch Grenzflächenpolymerisation hergestellt
werden, beispielsweise Hydroxymethylcellulose- oder Gelatine-Mikrokapseln
bzw. Poly(methylmethacrylat)mikrokapseln, in kolloidalen Wirkstoffzufuhrsystemen
(z. B. Liposomen, Albuminmikroperlen, Mikroemulsionen, Nanopartikeln
und Nanokapseln) oder in Makroemulsionen. Solche Verfahren sind
in Remington's Pharmaceutical
Sciences, 16. Auflage, A. Osol (Hrsg.) (1980), geoffenbart.
-
Die
zur In-vivo-Verabreichung verwendeten Formulierungen müssen steril
sein. Dies kann leicht durch Filtration durch sterile Filtrationsmembranen
erreicht werden.
-
Es
können
auch Retardpräparate
hergestellt werden. Geeignete Beispiele für Retardpräparate umfassen semipermeable
Matrices aus festen hydrophoben Polymeren, welche die Antikörpervariante
enthalten, worin die Matrices in Form von Formartikeln, z. B. Folien
oder Mikrokapseln, vorliegen. Beispiele für Retard-Matrices umfassen
Polyester, Hydrogele (beispielsweise Poly(2-hydroxyethylmethacrylat)
oder Poly(vinylalkohol)), Polylactide (
US-Patent Nr. 3.773.919 ), Copolymere
von L-Glutaminsäure und
Ethyl-L-glutamat, nicht abbaubares Ethylenvinylacetat, abbaubare
Milchsäure-Glykolsäure-Copolymere
wie LUPRON DEPOT
TM (injizierbare Mikroperlen,
zusammengesetzt aus Milchsäure-Glykolsäure-Copolymer
und Leuprolidacetat) und Poly-D-(–)-3-hydroxybuttersäure. Während Polymere,
wie z. B. Ethylenvinylacetat und Milchsäureglykolsäure, die Freisetzung von Molekülen über 100
Tage lang ermöglichen,
setzen bestimmte Hydrogele Proteine für kürzere Zeitabschnitte frei.
Wenn eingekapselte Antikörper
lange Zeit im Körper
verbleiben, können
sie aufgrund der Einwirkung von Feuchtigkeit bei 37°C denaturieren
oder aggregieren, was zu einem Verlust an biologischer Aktivität und möglichen
Veränderungen
in der Immunogenität
führt.
Zur Stabilisierung können
je nach involviertem Mechanismus rationale Strategien entwickelt
werden. Wenn beispielsweise entdeckt wird, dass der Aggregationsmechamisums
die Bildung einer intermolekularen S-S-Bindung durch Thio-Disulfid-Austausch ist,
kann eine Stabilisierung durch Modifikation von Sulfhydrylresten,
Gefriertrocknen aus sauren Lösungen, Regelung
des Feuchtigkeitsgehalts, Einsatz geeigneter Additive und Entwicklung
spezifischer Polymermatrixzusammensetzungen erfolgen.
-
D. Nichttherapeutische Anwendungen der
Antikörpervariante
-
Die
Antikörpervarianten
der Erfindung können
als Affinitätsreinigungsmittel
verwendet werden. Bei diesem Verfahren werden die Antikörper mithilfe
von auf dem Gebiet der Erfindung allgemein bekannten Verfahren auf
einer Festphase, wie z. B. einem Sephadex-Harz oder Filterpapier,
immobilisiert. Die immobilisierte Antikörpervariante wird mit einer
Probe kontaktiert, die das zu reinigende Antigen enthält, und
danach wird der Träger
mit einem geeigneten Lösungsmittel
gewaschen, das im Wesentlichen alle Materialien in der Probe mit Ausnahme
des zu reinigenden Antigens, das an die immobilisierte Antikörpervariante
gebunden ist, entfernt. Schließlich
wird der Träger
mit einem weiteren geeigneten Lösungsmittel,
wie z. B. Glycinpuffer, pH 5,0, gewaschen, der das Antigen aus der
Antikörpervariante
freisetzt.
-
Die
Antikörpervarianten
können
auch in diagnostischen Tests von Nutzen sein, z. B. zur Detektion
der Expression eines Antigens von Interesse in bestimmten Zellen,
Geweben oder in einem Serum.
-
Für diagnostische
Anwendungen wird die Antikörpervariante
typischerweise mit einer nachweisbaren Gruppierung markiert. Zahlreiche
Markierungen stehen zur Verfügung,
die im Allgemeinen in die folgenden Kategorien eingeteilt werden
können:
- (a) Radioisotope, wie z. B. 35S, 14C, 125I, 3H und 131I. Die
Antikörpervariante
kann beispielsweise unter Einsatz der in Current Protocols in Immunology,
Bd. 1 und 2, Coligen et al., Hrsg., Wiley-Interscience, New York,
New York, Pubs. (1991), beschriebenen Verfahren mit dem Radioisotop
markiert werden, und die Radioaktivität kann mithilfe von Szintillationszählung gemessen
werden.
- (b) Fluoreszenzmarkierungen, wie z. B. Seltenerdchelate (Europiumchelate)
oder Fluorescein und seine Derivate, Rhodamin und seine Derivate,
Dansyl, Lissamin, Phycoerythrin und Texas-Rot stehen zur Verfügung. Die
fluoreszierenden Markierungen können
beispielsweise unter Einsatz von in Current Protocols in Immunology,
w. o., beschriebenen Verfahren an die Antikörpervariante konjugiert werden.
Die Fluoreszenz kann mithilfe eines Fluorimeters quantifiziert werden.
- (c) Verschiedene Enzym-Substrat-Markierungen sind verfügbar, und
das US-Patent Nr. 4.275.149 gibt
einen Überblick über einige
davon. Das Enzym katalysiert im Allgemeinen eine chemische Veränderung
des chromogenen Substrats, die mithilfe verschiedener Verfahren
gemessen werden kann. Beispielsweise kann das Enzym eine Farbänderung
in einem Substrat katalysieren, die spektrophotometrisch gemessen werden
kann. Alternativ dazu kann das Enzym die Fluoreszenz oder Chemilumineszenz
des Substrats verändern.
Verfahren zur Quantifizierung einer Änderung der Fluoreszenz sind
oben beschrieben. Das chemilumineszierende Substrat wird durch eine
chemische Reaktion elektronisch angeregt und kann dann Licht emittieren,
das gemessen werden kann (beispielsweise mithilfe eines Chemiluminometers),
oder Energie an einen Fluoreszenzakzeptor abgeben. Beispiele für enzymatische
Markierungen umfassen Luciferasen (z. B. Glühwürmchen-Luciferase und bakterielle
Luciferase; US-Patent Nr. 4.737.456 ),
Luciferin, 2,3-Dihydrophthalazindione, Malatdehydrogenase, Uresse,
Peroxidase, wie z. B. Meerrettichperoxidase (HRPO), alkalische Phosphatase, β-Galactosidase,
Glucoamylase, Lysozym, Saccharidoxidasen (z. B. Glucoseoxidase,
Galactoseoxidase und Glucose-6-phosphatdehydrogenase), heterozyklische
Oxidasen (z. B. Uricase und Xanthinoxidase), Lactoperoxidase, Mikroperoxidase
und dergleichen. Verfahren zur Konjugation von Enzymen an Antikörper sind
in O'Sullivan et
al., Methods for the Preparation of Enzyme-Antibody Conjugates for
use in Enzyme Immunoassay, in Methods in Enzym. 73, 147–166, J.
Langone & H.
Van Vunakis, Hrsg., Academic Press, New York (1981), beschrieben.
-
Beispiele
für Enzym-Substrat-Kombinationen
umfassen beispielsweise:
- (i) Meerrettichperoxidase
(HRPO) mit Wasserstoffperoxidase als Substrat, worin die Wasserstoffperoxidase einen
Farbstoffvorläufer
oxidiert (z. B. Orthophenylendiamin (OPD) oder 3,3',5,5'-Tetramethylbenzidinhydrochlorid
(TMB));
- (ii) alkalische Phosphatase (AP) mit para-Nitrophenylphosphat
als chromogenes Substrat; und
- (iii) β-D-Galactosidase
(β-D-Gal)
mit einem chromogenen Substrat (z. B. p-Nitrophenyl-β-D-galactosidase) oder
fluorogenen Substrat 4-Methylumbelliferyl-β-D-galactosidase.
-
Fachleuten
auf dem Gebiet der Erfindung stehen noch zahlreiche andere Enzym-Substrat-Kombinationen
zur Verfügung.
Für einen
allgemeinen Überblick
darüber
siehe die
US-Patent Nr. 4.275.149 und
3.318.980 .
-
Manchmal
ist die Markierung indirekt mit der Antikörpervariante konjugiert. Fachleute
werden verschiedene Verfahren kennen, um dies zu erreichen. Beispielsweise
kann die Antikörpervariante
mit Biotin konjugiert werden, und eine beliebige der oben genannten
drei großen
Kategorien von Markierungen kann mit Avidin konjugiert werden, oder
umgekehrt. Biotin bindet selektiv an Avidin, und somit kann die
Markierung auf diese indirekte Weise mit der Antikörpervariante
konjugiert werden. Alternativ dazu wird, um eine indirekte Konjugation
dieser Markierung mit der Antikörpervariante
zu erreichen, die Antikörpervariante
mit einem kleinen Hapten (z. B. Digoxin) konjugiert, und eine der
verschiedenen oben genannten Markierungsarten wird mit einer Anti-Hapten-Antikörpervariante
(z. B. einem Anti-Digoxin-Antikörper)
konjugiert. So kann eine indirekte Konjugation der Markierung mit
der Antikörpervariante
erreicht werden.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung muss die Antikörpervariante
nicht markiert werden, und ihre Gegenwart kann unter Einsatz eines
markierten Antikörpers
nachgewiesen werden, der an die Antikörpervariante bindet.
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Die
Antikörper
der vorliegenden Erfindung können
in jedem beliebigen bekannten Testverfahren eingesetzt werden, z.
B. in kompetitiven Bindungstests, direkten und indirekten Sandwich-Tests
und Immunpräzipiationstests.
Zola, Monoclonal Antibodies: A Manual of Techniques, 147–158, CRC
Press Inc. (1987)).
-
Kompetitive
Bindungstest stützen
sich auf die Fähigkeit
eines markierten Standards, mit dem Prüfprobenanalyt um die Bindung
mit einer begrenzten Menge einer Antikörpervariante zu konkurrieren.
Die Antigenmenge in der Prüfprobe
ist umgekehrt proportional zur Menge des Standards, der an die Antikörper gebunden wird.
Um die Bestimmung der Menge des Standards, der gebunden wird, zu
erleichtern, werden die Antikörper im
Allgemeinen vor oder nach dem Kompetitionsvorgang unlöslich gemacht,
sodass der Standard und Analyt, die an die Antikörper gebunden werden, leicht
vom Standard und Analyt getrennt werden können, die ungebunden bleiben.
-
Sandwichtests
umfassen den Einsatz von zwei Antikörpern, von denen jeder zur
Bindung eines anderen immunogenen Abschnitts, oder Epitops, des
nachzuweisenden Proteins in der Lage ist. In einem Sandwichtest
wird der Prüfprobenanalyt
durch einen ersten Antikörper
gebunden, der auf einem festen Träger immobilisiert ist, und
danach bindet ein zweiter Antikörper
an den Analyt, wodurch ein unlöslicher
dreiteiliger Komplex gebildet wird. Siehe z. B.
US-Patent Nr. 4.376.110 . Der zweite
Antikörper
kann selbst mit einer nachweisbaren Gruppierung markiert sein (siehe
Sandwichtests) oder kann unter Einsatz eines Anti-Immunglobulin-Antikörpers, der
mit einer nachweisbaren Gruppierung markiert ist, gemessen werden
(indirekter Sandwichtest). Eine Sandwichtestart ist z. B. ein ELISA-Test,
bei dem die nachweisbare Gruppierung ein Enzym ist.
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Für immunhistochemische
Zwecke kann die Tumorprobe frisch oder gefroren sein oder in Paraffin
eingebettet und mit einem Konservierungsmittel, wie z. B. Formalin,
fixiert sein.
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Die
Antikörper
können
auch für
In-vivo-Diagnosetests verwendet werden. Im Allgemeinen ist die Antikörpervariante
mit einem Radionuclid (wie z. B. 111In, 99Tc, 14C, 131I, 125I, 3H, 32P oder 35S) markiert, sodass der Tumor mithilfe
von Immunszintigraphie lokalisiert werden kann.
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E. Diagnosesets
-
Zur
einfacheren Handhabung kann die Antikörpervariante der vorliegenden
Erfindung in einem Set bereitgestellt werden, d. h. als verpackte
Kombination von Reagenzien in vorbestimmten Mengen mit Anleitungen zur
Durchführung
des Diagnosetests. Wenn die Antikörpervariante mit einem Enzym
markiert ist, umfasst das Set Substrate und Cofaktoren, die vom
Enzym benötigt
werden (z. B. einen Substratvorläufer,
der ein nachweisbares Chromophor oder Fluorophor bereitstellt).
Außerdem
können
noch andere Additive inkludiert sein, wie z. B. Stabilisatoren,
Puffer (z. B. ein Blockierungspuffer oder Lysepuffer) und dergleichen.
Die relativen Mengen der verschiedenen Reagenzien können stark
variiert werden, um Lösungskonzentrationen
der Reagenzien bereitzustellen, welche die Empfindlichkeit des Tests
deutlich optimieren. Genauer gesagt können die Reagenzien als Trockenpulver, üblicherweise
gefriergetrocknet, bereitgestellt werden, die Exzipienten enthalten,
die beim Lösen
eine Reagenslösung
mit der geeigneten Konzentration ergeben.
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F. In-vivo-Anwendungen für die Antikörpervariante
-
Für therapeutische
Anwendungen werden die Antikörpervarianten
der Erfindung einem Säugetier,
vorzugsweise einem Menschen, in einer pharmazeutisch annehmbaren
Dosierungsform, wie sie oben erläutert ist,
verabreicht, einschließlich
solcher, die Menschen intravenös
als Bolus oder durch kontinuierliche Infusion über einen bestimmten Zeitraum,
auf intramuskulärem,
intraperitonealem, intrazerebrospinalem, subkutanem, intraartikulärem, intrasynovialem,
intrathekalem, oralem, topischem oder Inhalationsweg verabreicht
werden können.
Die Antikörper
können
auch auf intratumoralem, peritumoralem, intraläsionalem oder periläsionalem Weg
verabreicht werden, um lokale sowie systemische therapeutische Wirkungen
zu erzielen. Vom intraperitonealen Weg wird erwartet, dass er beispielsweise
bei der Behandlung von Ovarialtumoren besonders gut geeignet ist.
Außerdem
kann die Antikörpervariante
durch gepulste Infusion, insbesondere mit abnehmenden Dosen der
Antikörpervariante,
geeignet verabreicht werden. Vorzugsweise wird die Dosierung mittels
Injektionen verabreicht, insbesondere mittels intravenöser oder
subkutaner Injektionen, teilweise abhängig davon, ob die Verabreichung
kurz oder chronisch erfolgt.
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Bei
der Vorbeugung oder Behandlung einer Krankheit hängt die geeignete Dosis der
Antikörpervariante
von der Art der zu behandelnden Krankheit, der Schwere und dem Verlauf
der Krankheit, davon, ob die Antikörpervariante zu präventiven
oder therapeutischen Zwecken verabreicht wird, von vorangegangenen Therapien,
von der Krankengeschichte des Patienten und von der Reaktion auf
die Antikörpervariante
sowie vom Ermessen des behandelnden Arztes ab. Die Antikörpervariante
wird dem Patienten am besten auf einmal oder in einer Reihe von
Behandlungen geeignet verabreicht.
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Das
Beispiel hierin betrifft einen Anti-VEGF-Antikörper. Anti-VEGF-Antikörper sind
bei der Behandlung von verschiedenen neoplastischen und nichtneoplastischen
Erkrankungen und Leiden nützlich.
Neoplasmen und verwandte Leiden, die auf eine Behandlung ansprechen,
umfassen Mammakarzinome, Lungenkarzinome, Magenkarzinome, Ösophaguskarzinome,
kolorektale Karzinome, Leberkarzinome, Ovarialkarzinome, Thekazelltumoren,
Arrhenoblastome, Zervixkarzinome, Endometriumkarzinome, Endometriumhyperplasie,
Endometriose, Fibrosarkome, Chorionkarzinome, Kopf-und-Hals-Krebs,
Nasopharyngealkarzinome, Larynxkarzinome, Hepatoblastome, Kaposi-Sarkom,
Melanome, Hautkarzinome, Hämangiome,
kavernöse
Hämangiome, Hämangioblastome,
Pankreaskarzinome, Retinoblastome, Astrozytome, Glioblastome, Schwannome,
Oligodendrogliome, Medulloblastome, Neuroblastome, Rhabdomyosarkome,
Osteosarkome, Leiomyosarkome, Harnwegkarzinome, Schilddrüsenkarzinome,
Wilms-Tumoren, Nierenzellkarzinome, Prostatakarzinome, abnorme Gefäßproliferation
im Zusammenhang mit Phakomatosen, Ödeme (wie z. B. mit Hirntumoren
assoziierte) und das Meigs-Syndrom.
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Nichtneoplastische
Leiden, die auf eine Behandlung ansprechen, umfassen rheumatoide
Arthritis, Psoriasis, Atherosklerose, Diabetes und andere proliferative
Retinopathien, einschließlich
der Retinopathia praematurorum, retrolentale Fibroplasie, neovaskuläre Glaukome,
altersbedingte Makuladegeneration, Schilddrüsenhyperplasie (einschließlich Basedow-Krankheit),
Hornhaut- und andere Gewebetransplantationen, chronische Entzündungen,
Lungenentzündungen,
das nephrotische Syndrom, Präeklampsie,
Aszites, Perikarderguss (wie z. B. im Zusammenhang mit Perikarditis)
und Pleuraerguss.
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Altersbedingte
Makuladegeneration (AMD) ist eine der Hauptursachen für starken
Sehverlust bei älteren
Menschen. Die exsudative Form von AMD ist durch chorioidale Neovaskularisation
und retinale Pigmentepithelzellenablösung gekennzeichnet. Da chorioidale
Neovaskularisation mit einer dramatischen Verschlechterung der Prognose
einhergeht, ist zu erwarten, dass die VEGF-Antikörper der vorliegenden Erfindung
besonders nützlich
bei der Reduktion des Schweregrades von AMD sein werden.
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Je
nach Art und Schwere der Erkrankung ist etwa 1 μg/kg bis 15 mg/kg (z. B. 0,1–20 mg/kg)
einer Antikörpervariante
eine geeignete Anfangsdosierung zur Verabreichung an einen Patienten,
egal ob mittels einer oder mehrer separater Verabreichungen oder
durch kontinuierliche Infusion. Eine typische Tagesdosis kann, je
nach den oben angeführten
Faktoren, von etwa 1 μg/kg
bis 100 mg/kg oder mehr betragen. Für wiederholte Verabreichungen über mehrere
Tage oder länger
wird die Behandlung, je nach Leiden, so lange fortgesetzt, bis eine
gewünschte
Suppression von Krankheitssymptomen auftritt. Andere Dosierungsschemata
können
jedoch ebenfalls nützlich
sein. Der Fortschritt dieser Therapie kann leicht mithilfe herkömmlicher
Verfahren und Tests überwacht
werden.
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Die
Antikörpervariantenzusammensetzung
wird nach den Maßstäben guter
medizinischer Praxis (GMP) formuliert, dosiert und verabreicht.
Faktoren, die in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden müssen, umfassen
das jeweils zu behandelnde Leiden, das jeweils zu behandelnde Säugetier,
den klinischen Zustand des jeweili gen Patienten, die Ursache des
Leidens, die Zufuhrstelle des Wirkstoffs, die Verabreichungsmethode,
den zeitlichen Ablauf der Verabreichung sowie andere, medizinischem
Fachpersonal bekannte Faktoren. Die „therapeutisch wirksame Menge" der Antikörpervariante,
die zu verabreichen ist, wird anhand solcher Überlegungen bestimmt und entspricht
der Mindestmenge, die zur Vorbeugung, Linderung oder Behandlung
einer Krankheit oder eines Leidens erforderlich ist. Die Antikörpervariante
muss nicht, kann aber gegebenenfalls mit einem oder mehreren Mitteln
formuliert sein, die derzeit zur Vorbeugung oder Behandlung des
betreffenden Leidens eingesetzt werden. Die wirksame Menge solcher
anderen Mittel hängt
von der Menge der Antikörpervariante,
die in der Formulierung vorhanden ist, von der Art des Leidens oder
der Behandlung und von anderen oben angeführten Faktoren ab. Diese werden
im Allgemeinen in den gleichen Dosierungen und über die gleichen Verabreichungswege
eingesetzt wie oben erläutert
oder in 1 bis 99% der bisher eingesetzten Dosierungen.
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G. Herstellungsartikel
-
In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung wird ein Herstellungsartikel bereitgestellt, der für die Behandlung
von den zuvor beschriebenen Erkrankungen nützlich ist. Der Herstellungsartikel
umfasst einen Behälter
und ein Etikett. Geeignete Behälter
umfassen beispielsweise Flaschen, Phiolen, Spritzen und Teströhrchen.
Die Behälter
können
aus zahlreichen verschiedenen Materialien wie beispielsweise Glas
oder Kunststoff hergestellt sein. Der Behälter enthält eine Zusammensetzung, die
zur Behandlung des Leidens nützlich
ist, und kann über
einen sterilen Eingang verfügen
(beispielsweise kann der Behälter
ein Beutel mit intravenöser
Lösung
oder eine Phiole mit einem Septum sein, das man mit einer Nadel
zur subkutanen Injektion durchstechen kann). Der Wirkstoff in der
Zusammensetzung ist die Antikörpervariante.
Das Etikett am oder als Beilage zum Behälter weist darauf hin, dass
die Zusammensetzung zur Behandlung der jeweiligen Erkrankung zu
verwenden ist. Der Herstellungsartikel kann weiters einen zweiten
Behälter
umfassen, der einen pharmazeutisch annehmbaren Puffer, wie beispielsweise
eine phosphatgepufferte Salzlö sung,
Ringer-Lösung
und Dextroselösung,
enthält.
Weiters können
andere Materialien enthalten sein, die aus kommerzieller Hinsicht und
aus Sicht des Benutzers wünschenswert
sind, einschließlich
weiterer Puffer, Verdünner,
Filter, Nadeln, Spritzen und Packungsbeilagen mit Gebrauchsanweisungen.
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Beispiel 1
-
In
diesem Beispiel werden Antikörpervarianten,
die randomisierte Peptidinserts innerhalb der Antikörper-CDRs
enthalten, durch Phagendisplay hergestellt, wodurch die Affinität eines
humanisierten Feb für
VEGF wesentlich verbessert wird. Die Kristallographie weist darauf
hin, dass diese Veränderungen
zu einer vergrößerten Kontaktfläche mit
einem Antigen führen.
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VEGF:
Fab-Röntgen-Co-Kristallstruktur:
Eine Kristallstruktur des Komplexes zwischen dem VEGF-Antigen und
einem Anti-VEGF-Eltern-Antikörper
wurde wie in Muller et al., Structure 6(9), 1153–1167 (1998), beschrieben erstellt.
Die Schlussfolgerung, dass die drei VH-CDRs die Hauptdeterminanten
der Fab-Bindung an VEGF sind, wird durch die hochaufgelöste Kristallstruktur
des VEGF-Fab(v36)-Komplexes unterstützt. Außerdem stimmen die wichtigsten
energetischen Determinanten großteils
mit den wichtigsten kontaktierenden Resten des Fab im Komplex überein.
-
Mehrere
randomisierte Bibliotheken wurden erstellt, wobei eine Peptidinsertion
in den Antigen-kontaktierenden CDRs platziert wurde, von denen aufgrund
ihrer Kristallstruktur zu erwarten war, dass sie den potentiellen
Kontakt zwischen dem Antikörper
und dem Antigen steigern.
-
Erstellung
von CDR-Zufallsschleifen-Insertionsbibliotheken: Basierend auf der
Untersuchung der VEGF-Fab-Kristallstruktur wurde davon ausgegangen,
dass zusätzliche
Kontakte, die zusätzliche
Bindungsenergie zwischen dem Fab und VEGF bereitstellen, durch die
Addition von Peptidinserts in einer oder mehreren CDRs des Feb erzeugt
werden können.
Da die Art und relative Verteilung solcher zusätzlichen Wechselwirkungen schwer
vorauszusagen wäre,
wurden randomisierte Schleifen-Sequenzen
(Xn) direkt in jede der vier CDRs insertiert, und zwar proximal
zur vorhandenen VEGF-Bindungsstelle unter Verwendung von NNS-Codons
und eines einer Rasterverschiebung unterzogenen Fab-Vektors als
Matrize. Die Schleifenlänge
wurde aufgrund der Abstände
in der Kristallstruktur zwischen Ausgangs-/Eingangspunkt der Schleife
auf der hypervariablen Region und möglichen Wechselwirkungsstellen
auf der Oberfläche
von VEGF bestimmt. Außerdem wurden
in manchen dieser Matrizen ein oder mehrere Reste innerhalb der
einzelnen Schleifen deletiert, wenn dies zur Unterbringung der neuen
Peptidschleife als erforderlich erachtet wurde.
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Drei
solcher Schleifen wurden für
VH1 erstellt, einschließlich
der Insertion von 4, 5 oder 6 Resten zwischen Y27 und T28. In VH2
wurden zwei insertierte Peptide aus 3 oder 4 Resten zwischen Y54
und T55 platziert. Außerdem
wurde in VH2 ein 6 Reste großes
Zufallspeptid verwendet, um die Reste T55 und H56 zu ersetzen. In
VH3 wurde ein 4 Reste oder 5 Reste umfassendes Peptid eingesetzt,
um G104 zu ersetzen, und ein 5 Reste oder 6 Reste umfassendes Peptid
wurde eingesetzt, um die Reste G104 und S105 zu ersetzen. In VL3,
schließlich,
wurde ein Zufallspeptid aus entweder 4 oder 6 Resten zwischen S92
und T93 insertiert.
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Zweitgenerationsselektionen
von Anti-VEGF-Bibliotheken: Matrizen für Zufallsmutagenese wurden ausgehend
vom Fab-g3-Phagemid pY0192 (
WO98/45331 )
und Rasterverschiebungsoligonucleotiden (welche die Expression eines
funktionellen Matrizen-Fab verhindern) konstruiert: YC-82, YC-85,
YC-89, YC-92, YC-94 und YC-97
(Tabelle 1). Tabelle
1 Rasterverschiebungsoligos
für CDR-Insert-Matrizen-Mutagenese
-
Die
entsprechenden Randomisierungsoligonucleotide (die NNS an den für die Randomisierung
bestimmten Stellen einsetzen) waren YC-83, YC-84 in VL3; YC-86,
YC-87, YC-88 in
VH1; YC-90, YC-91 und YC-93 in VH2; und YC-95, YC-96, YC-98, YC-99 in VH2. Siehe
nachstehende Tabelle 2. Tabelle
2 Zufallsoligos
für CDR-Insert-Bibliothekskonstruktionen
-
Die
resultierenden Transformanten ergaben Bibliotheken mit Komplexitäten im Bereich
von 6 × 107 bis 5 × 108, was vermuten lässt, dass die Bibliotheken
umfassend waren und alle möglichen
Varianten abdeckten.
-
Jede
Bibliothek wurde separat für
den ersten Durchgang sortiert; danach wurden Bibliotheken mit der gleichen
Insertionsstelle kombiniert und gemeinsam sortiert. Folglich wurde
Bibliothek YC-83 mit der Bibliothek YC-84 kombiniert; Bibliothek
YC- 83 mit den Bibliotheken
YC-87 und YC-88; Bibliothek YC-90 mit YC-91; Bibliothek YC-95 bis
YC-96; und Bibliothek YC-98 mit YC-99. Diese Bibliotheken wurden
im Wesentlichen wie in der
WO98/45331 beschrieben
sortiert, mit der Ausnahme, dass nach der Phagenbindung eine Inkubation
mit einem Puffer PBS/TWEEN 20
® wie in Tabelle 3 beschrieben
durchgeführt
wurde. Tabelle 3 Bedingungen für sekundäre Selektionen von Fab-Varianten
Selektionsdurchgang (°C) | Inkubationszeit
(h) | Inkubationslösung | Inkubationstemp. |
1 | 0 | 0 | Raumtemp. |
2 | 1 | ELISA-Puffer | Raumtemp. |
3 | 2 | 1 μM VEGF/ELISA | Raumtemp. |
4 | 18 | 1 μM VEGF/ELISA | Raumtemp. |
5 | 37 | 1 μM VEGF/ELISA | Raumtemp. |
6 | 17
h bei RT/30 h bei 37°C | gleich
wie oben | Raumtemp./37°C |
7 | 63 | gleich
wie oben | 37°C |
8 | 121 | gleich
wie oben | 37°C |
-
Der
ELISA-Puffer enthielt 0,5% Rinderserumalbumin und 0,05% TWEEN 20® in
PBS. VEGF wurde in den Inkubationspuffer inkludiert, um die Wiederbindung
eines Phagen an VEGF, das auf der Oberfläche der Platte aufgebracht
war, zu minimieren.
-
Das
Sortieren einiger dieser Bibliotheken ergab Anreicherung von VEGF-bindenden
Phagen über
5 bis 8 Selektionsdurchgänge.
Nach fünf
bis acht Selektionsdurchgängen
wurden 10 bis 20 Klone aus jeder Bibliothek aus Carbenicillin enthaltenden
Platten isoliert, die E.-coli-(XL1-)Kolonien enthielten, die mit
einem eluierten Phagenpool infiziert worden waren. Kolonien wurden
isoliert und mit einem Helferphagen gezüchtet, um eine einzelsträngige DNA
zur Sequenzierung zu erhalten. Klone wurden aus jenen Bibliotheken,
die angereichert waren, für
eine DNA-Sequenzierung ausgewählt.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 dargestellt. Bibliotheken ohne
Anreicherung wurden nicht sequenziert. Tabelle 4 Zusammenfassung der CDR-Insertionsbibliotheken
Oligos | CDR | Insertionsstelle | Anzahl an
addierten Resten |
Stopp-Oligo | Insert-Oligo | Netto | Gesamt |
YC-85 | YC-86 | H1 | Y27^T28 | 4 | 4 |
YC-85 | YC-87 | H1 | Y27^T28 | 5 | 5 |
YC-85 | YC-88 | H1 | Y27^T28 | 6 | 6 |
| | | | | |
YC-89 | YC-90 | H2 | Y54^T55 | 3 | 3 |
YC-89 | YC-91 | H2 | Y54^T55 | 4 | 4 |
YC-92 | YC-93 | H2 | Y54^E57 | 4 | 6 |
| | | | | |
YC-94 | YC-95 | H3 | Y103^S105 | 3 | 4 |
YC-94 | YC-96 | H3 | Y103^S105 | 4 | 5 |
YC-97 | YC-98 | H3 | Y103^S106 | 3 | 5 |
YC-97 | YC-99 | H3 | Y103^S106 | 4 | 6 |
| | | | | |
YC-82 | YC-83 | L3 | S92^T93 | 4 | 4 |
YC-82 | YC-84 | L3 | S92^T93 | 6 | 6 |
-
Bezüglich VH1
wies nur die Bibliothek YC-86 eine Anreicherung auf. Eine Sequenzierung
ergab, dass, obwohl ein 4 Reste umfassendes Insert in dieser Bibliothek
erstellt worden war, keiner der sequenzierten Klone eine Netto-Insertion
aufwies, sondern stattdessen Punktmutationen an T28 und F29. Dies
lässt vermuten,
dass dieser Antikörper
relativ intolerant gegenüber
Insertionen in dieser hypervariablen Region ist.
-
Ein ähnliches
Ergebnis zeigte sich in den VH2-Bibliotheken, wo nur die Bibliothek
YC-90 eine Anreicherung aufwies. Wieder waren die gefundenen Klone
entweder vom Wildtyp (Y0192) oder ein Punktmutant Y54W. Dies lässt vermuten,
dass dieser Antikörper
auch relativ intolerant gegenüber
Insertionen in der VH2-CDR ist.
-
Wiederum
ein ähnliches
Ergebnis ergab sich für
die VL3-Bibliotheken. In diesem Fall wies nur die Bibliothek YC-83
eine Anreicherung auf, und die selektierten Klone wiesen Punktmutationen
an T93 und/oder V94 auf und nicht die erstellte Insertion. Dies lässt vermuten,
dass dieser Antikörper
ebenfalls relativ intolerant gegenüber Insertionen in der VL3-CDR
ist.
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Im
Gegensatz dazu wiesen zwei VH3-Bibliotheken eine Anreicherung auf:
YC-95 und YC-98. Weiters zeigte eine Sequenzierung von ausgewählten Klonen,
dass die Fab-Varianten tatsächlich
Insertionssequenzen aufwiesen.
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Aminosäuresequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus den verschiedenen Bibliotheken sind
in den nachstehenden Tabellen 5–15
dargestellt. Nur die Sequenz der randomisierten Region ist so dargestellt,
wie sie durch die DNA-Sequenzierung abgeleitet wurde. Stellen, an
denen randomisierte insertierte Sequenzen gebildet wurden, sind
fett dargestellt. Ein Stern bezeichnet ein verunreinigendes Phagemid
aus einer anderen Bibliothek. chgang 7 (VEGF-eluierter Phage) Tabelle
5 Proteinsequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus Bibliothek YC-86 Durchgang
7 (VEGF-eluierter Phage)
Tabelle
6 Proteinsequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus Bibliothek YC-90 Durchgang
7 (VEGF-eluierter Phage)
Tabelle
7 Proteinsequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus Bibliothek YC-83 Durchgang
7 (VEGF-eluierter Phage)
Tabelle
8 Proteinsequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus Bibliothek YC-95 Durchgang
5 (VEGF-eluierter Phage)
Tabelle
9 Proteinsequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus Bibliothek YC-95 Durchgang
5 (HCl-eluierter Phage)
Tabelle
10 Proteinsequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus Bibliothek YC-95 Durchgang
7 (HCl-eluierter Phage)
Tabelle
11 Proteinsequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus Bibliothek YC-95 Durchgang
8 (HCl-eluierter Phage)
Tabelle
12 Proteinsequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus Bibliothek YC-98 Durchgang
5 (VEGF-eluierter Phage)
Tabelle
13 Proteinsequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus Bibliothek YC-98 Durchgang
5 (VEGF-eluierter Phage)
Tabelle
14 Proteinsequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus Bibliothek YC-98 Durchgang
7 (HCl-eluierter Phage)
Tabelle
15 Proteinsequenzen
von Anti-VEGF-Varianten aus Bibliothek YC-98 Durchgang
8 (HCl-eluierter Phage)
-
Um
die relativen Antigenbindungsaffinitäten zu quantifizieren, wurde
die DNA mehrerer Anti-VEGF-Varianten in den E.-coli-Stamm 34B8 transformiert,
als Fab exprimiert und gereinigt, indem der periplasmatische Extrakt
wie in der
WO98/45331 beschrieben
durch eine Protein-G-Säule
(Pharmacia) geschickt wird.
-
CDR-Kombinationsvariante
Y0313-2: Es wurde ein Versuch unternommen, die Antigenbindungsaffinität durch
Kombination einer früher
entdeckten CDR-VH2-Muation mit einer hierin beschriebenen Insertionsvariante
zu kombinieren. Ein mutagenes Oligonucleotid, YC-107 (Tabelle 16),
wurde verwendet, um Insertionsmuationen, die in der CDR VH3 zu finden
sind, aus dem Klon Y0239-19 mit CH2-CDR-Mutationen T28D/N31H aus
dem Klon Y0243-1 (
WO98/45331 )
der CDR VH2 zu kombinieren. Tabelle
16 Mutageneseoligo
für die
Addition eines CDR-Insertionspeptids
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Die
resultierende kombinierte CDR-Variante wurde als Y0313-2 bezeichnet.
Eine Fab-Proteinprobe wurde wie oben beschrieben für eine BIACORETM-Analyse hergestellt.
-
BIACORETM-Analyse: Die VEGF-Bindungsaffinitäten von
Fab-Fragmenten wurden aus Assoziations- und Dissoziationsgeschwindigkeitskonstanten
berechnet, die mithilfe eines Oberflächen-Plasmonresonanzsystems
BIACORETM-2000 (BIACORETM,
Inc., Piscataway, NJ, USA) gemessen worden waren. Ein Biosensorchip
wurde aktiviert, um VEGF unter Anwendung von N-Ethyl-N'-(3-dimethylaminoproyl)carbodiimidhydrochlorid
(EDC) und N-Hydroxysuccinimid (NHS) gemäß den Anweisungen des Herstellers
(BIACORETM, Inc., Piscataway, NJ, USA) kovalent
zu binden. VEGF(8-109)
wurde in 20 mM Natriumacetat, pH 4,8, pufferausgetauscht und auf
etwa 50 ug/ml verdünnt.
Aliquoten von VEGF wurden mit einer Strömungsgeschwindigkeit von 2 μl/min injiziert,
um etwa 700–1400
Reaktionseinheiten (RU) gebundenes Protein zu erhalten. Eine Lösung von
1 M Ethanolamin wurde als Blockiermittel injiziert.
-
Für Messungen
der Kinetik wurden zweifache Reihenverdünnungen von Fab bei 25°C bei einer
Strömungsgeschwindigkeit
von 10 μl/min
in PBS/TWEEN-Puffer (0,05% TWEEN 20
TM in
phosphatgepufferter Kochsalzlösung)
injiziert. Gleichgewichtsdissoziationskonstanten, Kds, aus SPR-Messungen
wurden als koff/kon berechnet (Tabelle 17). Tabelle 17 Kinetik von Fab-VEGF-Bindung aus BIACORE
TM-Messungen
Variante | kon
(104/M/s) | koff
(10–4/s) | Kd
(nM) | Kd(Wt)/
Kd(Mut) |
Y0192 | 4,1 | 1,21 | 2,9 | -1- |
Y0241-4 | 4,4 | 1,41 | 3,2 | 0,9 |
Y0241-7 | 4,6 | 1,28 | 3,0 | 1,0 |
Y0241-6 | 4,7 | 1,29 | 2,7 | 1,1 |
Y0242-1 | 4,7 | 0,86 | 1,8 | 1,6 |
Y0239-19 | 3,6 | 0,10 | 0,30 | 9,7 |
Y0239-8 | 3,8 | 0,18 | 0,50 | 5,8 |
Y0240-1 | 2,5 | 0,13 | 0,50 | 5,8 |
Y0239-2 | 3,6 | 1,64 | 4,6 | 0,6 |
Y0239-12 | 5,7 | 0,34 | 0,6 | 4,8 |
Y0239-9 | 3,97 | 0,19 | 0,5 | 6,0 |
Y0261-6 | 4,4 | 0,25 | 0,6 | 5,0 |
Y0313-2 | 3,11 | 0,11 | 0,36 | 8,0 |
-
Die
Ergebnisse von SPR-Messungen zeigten, dass die Affinität hauptsächlich durch
eine niedrigere Dissoziationsgeschwindigkeit (im Gegensatz zu einer
schnelleren Assoziation) gesteigert wird.
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Für die Insertionsvariante
Y0239-19 wurde eine etwa 10fache Verbesserung der Bindungsaffinität beobachtet
(Tabelle 17). Die Addition der VH1-Mutationen verbesserte die Affinität jedoch
nicht weiter, wie für
die Variante Y0313-2 angegeben ist.
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Zellbasierter
Test für
VEGF: Zwei Fab-Varianten des Anti-VEGF-Antikörpers wurden auf ihre Fähigkeit getestet,
VEGF (rekombinant; Version 1–165)
bei der Induktion des Wachstums von HuVECs (menschliche Nabelvenen-Endothelzellen)
zu antagonisieren. Der Alamar-Blau-Test (H. Gazzano-Santoro et al.,
J. Immunol. Methods 202, 163–171
(1997)) wurde eingesetzt, um die Stoffwechselaktivität von Zeilen
als Reaktion auf VEGF zu messen.
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Zwei
Fab-Varianten des Anti-VEGF-Antikörpers wurden auf ihre Fähigkeit
getestet, VEGF-(rekombinant; Version 1–165) Aktivität bei der
Induktion des Wachstums von HuVECS (menschliche Nabelvenen-Endothelzellen)
zu antagonisieren, HuVEC- Zellen
werden in einer 96-Well-Mikrotiterplatte in komplettem Medium (Cell
Systems, Kirkland, WA, USA) ausgesät (1500/Well), die mit einem
Cell-Systems-Anbindungsfaktor beschichtet worden war. Die Zellen
werden 24 h lang anbinden gelassen. Am 2. Tag werden VEGF und Fab
in einem Testmedium (DMEM/F12 + Penicillin/Streptomycin, 0,1% Gelatine)
verdünnt.
Für die
Antikörperversuche
wird eine konstante Konzentration von 5 ng/ml VEGF zu allen Wells
zugesetzt, gefolgt vom Zusatz unterschiedlicher Konzentrationen
von Anti-VEGF-Fab (etwa 10 μg/ml
und Verdünnungen).
VEGF und Fab werden 2 Tage lang mit den HUVEC-Zellen inkubiert,
wonach 25 μl
Alamar-Blau zugesetzt werden. Nach einer Inkubationsdauer von 4
Stunden wird die Fluoreszenz auf einem Cytoflour-Fluoreszenzplattenlesegerät abgelesen.
Das für
diesen Test eingesetzte Medium stammt von Cell Systems.
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Die
Ergebnisse (2) zeigen, dass die Insertionsvariante
Y0313-2-Fab gegenüber
dem ursprünglichen
humanisierten Antikörper,
F(ab)-12, eine etwa 100fach verstärkte Wirkung aufweist.
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Kristallisation
und Röntgenstrukturbestimmung
des Insert-Fab Y0313-2 im Komplex mit VEGF: Kristalle von VEGF in
einem Komplex mit dem Fab-Fragment Y0313-2 wurden durch Dampfdiffusion
unter Einsatz des Hängetropfenverfahrens
bei Raumtemperatur gezüchtet.
Ein Kristallisationspuffer mit 0,1 M Natriumchlorid, 20 mM Tris
bei pH 7,5 und der VEGF:Fab-Komplex in einer Konzentration von 8
mg/ml wurden mit einer gleichen Menge Reservoirelösung (15%
PEG 4000, 5% Isopropanol, 0,1 M MES, pH 6,0, 0,2 M Citrat, 0,2 M Ammoniumsulfat
und 1 mM SPADNS (2-(p-Sulfophenylazo)-1,8-dihydroxy-3,6-naphthalindisulfonsäure) vermischt.
Die resultierenden Kristalle gehören
zur monoklinen Raumgruppe P2 mit den Zellparametern a = 107,6 Å, b = 65,8 Å, c = 123,8 Å und β = 93,4° und enthalten
eine VEGF-Dimerbindung an zwei Fab-Fragmente in der asymmetrischen
Einheit.
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Vor
einer Blitzkühlung
mit flüssigem
Stickstoff wurden die Kristalle in eine künstliche Stammlauge mit 20%
Glycerin getaucht. Ein Satz Diffraktionsdaten von einem Einkristall
wurde bei 100 K auf einem CCD-Detektor an der Advanced Light Source (Berkeley,
CA, USA) gewonnen. Die Daten wurden mithilfe von MOSFLM (Leslie,
A MOSFLM Users Guide, MRC-LMB, Cambridge (1994)) und Programmen
der CCP4-Suite (Collaborative
Computing Project Nr. 4, Acta Crystallog. sect. D, 50, 761–763 (1994))
verarbeitet. Der endgültige
Datensatz war von guter Qualität
(Rsym = 7,4%) und wies eine Vollständigkeit von 94,5% für alle Reflexionen zwischen
25 Å und
2,8 Å auf.
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Die
Anfangsphasen für
den Komplex wurden durch molekularen Ersatz erhalten, wobei die
konstanten Domänen
und die variablen Domänen
des Fab-Fragments F(ab)-12 als separates Suchmodell verwendet wurden.
Ein Modell der Rezeporbindungsdomäne von VEGF konnte eindeutig
in eine resultierende Differenzdichtekarte eingeordnet werden.
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Eine
Verfeinerung des Modells mit dem Programm X-PLOR (Brueger et al.,
Science 235, 458–460 (1987))
führte
zu einem endgültigen
R-Wert von 21,2% mit einem R-free-Wert
von 26,6%, wobei alle Daten zwischen 2,8 Å und 25 Å verwendet wurden.
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Neue
Antikörper-Antigen-Kontakte
im Insert-Fab-Komplex mit VEGF: Die Ergebnisse der Röntgenkristailographie
zeigen, dass die Einführung
des Inserts (Asn 104a, Glu 104b und Arg 104c (Anm.: die Nummerierung
von Y0313-2-Resten erfolgt sequenziell, wobei insertierten Resten
ein Buchstabe zugeordnet wird, und nicht nach Kabat et al., w. o.))
zusammen mit den beiden Substitutionen (G104V und S105K), die es
einschließen,
die Gesamtmenge der in der Schnittfläche zwischen VEGF und dem Antikörper verborgenen
Oberfläche um
etwa 20% erhöht
(siehe 4), im Vergleich zur Struktur
des F(ab)-12-Komplexes (Muller et al, Structure 6(9), 1153–1167 (1998)).
Die Hauptbeitragenden zu dieser Vergrößerung der Kontaktfläche sind
die Reste Val 104 und Arg 104c. Zusammen machen diese beiden Reste
weitere 220 Å2 verborgener Oberfläche am Fab-Fragment aus. Die
Seitenkette von Val 104 wird eng an die Hauptkette der Reste 93
bis 95 von VEGF gepackt. Das neu eingeführte Arg 104c erzeugt eine
geladene Wechselwirkung mit der Carboxylgruppe von Asp 41 von VEGF
und steht auch mit dem Phenylring von Tyr 39 in Kontakt (siehe 5).
Kleinere Beiträge zur
Grenzfläche
werden auch von der Seitenkette von Lys 105 ge leistet, die sich
in der Nachbarschaft der VEGF-Reste Glu 44 und Tyr 45 befindet.
Die Seitenketten der Reste Asn 104a und Glu 104b zeigen von der Grenzfläche weg,
und keine davon trägt
signifikant zur Grenzfläche
zwischen dem Fab-Fragment und VEGF bei.
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