-
Die
vorliegende Erfindung betrifft Verbesserungen bei der Behandlung
von Muskelerkrankungen und damit verwandten Zuständen unter Verwendung des insulinartigen
Wachstumsfaktors I.
-
Beim
insulinartigen Wachstumsfaktor I (IGF-I) handelt es sich um ein
Peptid, das im Plasma und anderen Körperflüssigkeiten vorkommt. In seiner
reifen prozessierten Form umfasst es 70 Aminosäuren und kann das Wachstum
eines weiten Bereiches von Zelltypen stimulieren. Humaner IGF-I
wurde kloniert und seine cDNA-Sequenz findet sich bei Jansen et
al., Nature, 1993 (Druckschrift 11). Die cDNA-Sequenz kodiert für einen
Vorläufer
(auch als D-Kette bekannt), ein reifes Peptid mit 70 Aminosäuren, das
die Regionen B, C und A und eine C-terminale Region, die als E-Peptid
bezeichnet wird, umfasst. Kürzlich
wurde festgestellt, dass das E-Peptid in verschiedenen Isoformen
vorliegen kann. Dies ist das Ergebnis einer alternativen Spleißung auf
dem mRNA-Niveau. Chew et al. berichten über die Existenz von 3 alternativ
gespleißten
C-terminalen Regionen von humanem IFG-I. Eine der erzeugten Isoformen
ist ein Ergebnis der Spleißung
zwischen den Exons 4, 5 und 6 des Gens, woraus sich ein präpro-IGF-I-Molekül mit 158
Aminosäuren,
einschließlich
eines C-terminalen Peptids, des Ec-Peptids mit einer Länge von
24 Aminosäuren,
vorhersagen lässt.
Dieses Ec-Peptid scheint dem in Ratten-IGF-I gefundenen Eb-Peptid
zu entsprechen.
-
Die
Verwendung von IGF-I wurde bei einer Anzahl von Störungen in
Zusammenhang mit Muskelatrophie und damit verwandten Zuständen vorgeschlagen.
Beispielsweise schlägt
WO-92/11865 die Verwendung von humanem IFG-I für die Prophylaxe oder Therapie
von Herzstörungen
und für
die Förderung
der Herzmuskel-Proteinsynthese, zur Prophylaxe oder Therapie von
Kardiomyopathien, akutem Herzversagen oder akuten Störungen,
einschließlich
Myokarditis oder Myokardinfarkt und zur Verbesserung des Herzminutenvolumens durch
Erhöhung
des Schlagvolumens des Herzens vor. WO-95/13290 betrifft die Verwendung
von IGF-I zur Behandlung von Muskelkrankheiten, wie muskulärer Dystrophie
und damit verwandter progressiver Skelettmuskelschwäche und
-schwund.
-
WO-93/09236
lehrt gentherapeutische Verfahren unter Verwendung von myogenen
Vektorsystemen, die zur Verwendung von Muskelzellen geeignete Promotoren
umfassen. Derartige Vektoren können
einem humanen Patienten zur Behandlung einer Muskelatrophie bei
alternden Personen, von Muskelatrophie, die durch Rückenmarkverletzungen
herbeigeführt
worden ist, oder neuromuskulärer
Krankheiten zugeführt
werden.
-
Eine
Schwierigkeit bei der Verwendung von IGF-I besteht darin, dass dieses
Peptid für
einen breiten Bereich von Wirkungen im menschlichen Körper verantwortlich
ist. Obgleich IGF-I in Muskelzellen erzeugt wird, wird es auch in
der Leber gebildet, von wo aus es zirkuliert und an der Stoffwechselregulation
beteiligt ist. Die Verabreichung von IGF-I kann somit Nebenwirkungen
herbeiführen,
einschließlich
Hypoglykämie.
-
De
Vol et al., Am. J. Physiol., Bd. 259 (1990), E89–E95, berichten darüber, dass
die IGF-I-Expression während
des tätigkeitsbedingten
Skelettmuskelwachstums erhöht
ist. Wir untersuchten die Erzeugung von IGF-I in Skelettmuskeln
und stellten überraschenderweise
fest, dass zwar ruhende Muskeln normalerweise die Leber-IGF-I-Isoform
einschließlich
des Ea-Peptids bilden, dass aber Muskelzellen, die zu einer raschen
Hypertrophie unter Anwendung von aktiver Streckung induziert werden,
rasch die Erzeugung einer unterschiedlichen IGF-I-Isoform herauf
regulieren. Wir haben dabei festgestellt, dass die IGF-I-Ec-Isoform
beim Menschen, die der IGF-I-Eb-Isoform in Ratten und Kaninchen
entspricht, eine wichtige Rolle bei der Zielrichtung der Wirkung
von IGF-I auf Muskelzellen
spielen kann. Somit kann die Behandlung von muskulären Störungen, wie
sie vorstehend erwähnt
wurden, durch die Verwendung der humanen Ec-Isoform oder des Ec-Peptids
von humanem IGF-I verbessert werden.
-
Demzufolge
wird erfindungsgemäß die Verwendung
eines Polypeptids des insulinartigen Wachstumsfaktors I (IGF-I)
für die
Herstellung eines Medikaments zur Behandlung einer Muskelerkrankung
bereitgestellt, wobei das Polypeptid folgendes umfasst:
- (i) ein C-terminales Peptid des insulinartigen Wachstumsfaktors
I (IGF-I), dessen Sequenz diejenige ist von
- (a) dem humanen Ec-Peptid, das eine Länge von 24 Aminosäuren besitzt
und beginnt mit Tyr-Gln-Pro-Pro-Ser-Thr-Asn-Lys-Asn-Thr-Lys-Ser-Gln-Arg-Arg-Lys,
- (b) dem aus Kaninchen stammenden Eb-Peptid, das Tyr-Gln-Pro-Pro-Ser-Thr-Asn-Lys-Lys-Met-Lys-Ser-Gln-Arg-Arg-Arg-Lys-Gly-Ser-Thr-Phe-Glu-Glu-His-Lys ist, oder
- (c) dem aus der Ratte stammenden Eb-Peptid, das beginnt mit Ser-Gln-Pro-Leu-Ser-Thr-His-Lys-Lys-Arg-Lys-Leu-Gln-Arg-Arg-Arg-Lys
oder
- (ii) ein C-terminales Peptid von IGF-I, kodiert von einem muskelspezifischen
RNA-Transkript, das spezifisch durch Streckung induziert wird.
-
Die
Erfindung stellt auch pharmazeutische Zusammensetzungen bereit,
die derartige Polypeptide zusammen mit einem pharmazeutisch verträglichen
Träger
oder Verdünnungsmittel
umfassen.
-
Die
IGF-I-Isoform, auf die sich die Erfindung bezieht, kann somit bei
Verfahren zur Behandlung von Störungen
verwendet werden, die im Zusammenhang mit Muskelatrophie und damit
verwandten Zuständen stehen.
Hierzu gehört
die Verwendung von humanem IGF-I zur Prophylaxe von Herzstörungen,
Krankheiten, bei denen eine Förderung
der Herzmuskel-Proteinsynthese
eine günstige
Behandlungsmaßnahme
darstellt, Kardiomyopathien, akuter Herzinsuffizienz oder akuten
Störungen,
einschließlich
Myokarditis oder Myokardinfarkt. Die IGF-Isoform kann auch zur Verbesserung
des Herzminutenvolumens durch Erhöhung des Schlagvolumens des
Herzens verwendet werden.
-
Zu
weiteren muskulären
Störungen,
die behandelt werden können,
gehören
muskuläre
Dystrophie, z. B. Duchenne- oder Becker-Muskeldystrophie, sowie autosomale Dystrophien
und damit verwandte progressive Skelettmuskelschwäche und
-schwund. Die Behandlung von Muskelatrophie bei alternden Menschen,
Muskelatrophie, die durch Rückenmarkverletzungen
induziert worden ist, oder neuromuskulären Krankheiten kann ebenfalls
erfindungsgemäß erfolgen.
Die Therapie mit dem geeigneten IGF-I kann auch die Heilung von
Knochenbrüchen
und die Aufrechterhaltung von Knochen in hohem Alter fördern.
-
Zu
pharmazeutisch verträglichen
Trägerstoffen
oder Verdünnungsmitteln
gehören
solche, die in für
die orale oder parenterale (z. B. intramuskuläre oder intravenöse) Verabreichung
geeigneten Zubereitungen verwendet werden. Die Zubereitungen können zweckmäßigerweise
in Dosiseinheitsform dargereicht werden oder sie können nach
beliebigen, auf dem Gebiet der Pharmazie bekannten Verfahren hergestellt
werden. Derartige Verfahren umfassen die Stufe des Zusammenbringens
des Wirkstoffes mit dem Träger,
der einen oder mehrere zusätzliche
Bestandteile darstellt. Im allgemeinen werden die Zubereitungen
durch gleichmäßiges und
inniges Zusammenbringen des Wirkstoffes mit flüssigen Trägern oder feinverteilten festen
Trägern
oder mit beiden und anschließend
gegebenenfalls durch Formgebung des Produkts hergestellt.
-
Beispielsweise
umfassen für
die parenterale Verabreichung geeignete Zubereitungen wässrige und nicht-wässrige,
sterile Injektionslösungen,
die Antioxidationsmittel, Puffer, Bakteriostatika und gelöste Bestandteile,
die die Zubereitung mit dem Blut des vorgesehenen Empfängers isotonisch
machen, enthalten können;
sowie wässrige
und nicht-wässrige sterile
Suspensionen, die Suspendiermittel und Verdickungsmittel enthalten
können,
und Liposomen oder andere mikroteilchenförmige Systeme, die so konzipiert
sind, dass sie das Polypeptid zielgerichtet zu Blutkomponenten oder
zu einem oder mehreren Organen bringen.
-
Das
erfindungsgemäße Polypeptid
kann auf einem beliebigen geeigneten Weg verabreicht werden, beispielsweise
oral oder durch Injektion, z. B. durch subkutane, intramuskuläre oder
intravenöse
Injektion, oder es kann alternativ in situ in einem Patienten als
Ergebnis einer gentherapeutischen Behandlung, wie sie beispielsweise
in WO-93/09236 beschrieben ist, erzeugt werden.
-
WO-95/13290
beschreibt Dosisbereiche von rekombinantem, humanem IGF-I (das reife Polypeptid mit
70 Aminosäuren)
im Bereich von 0,06 bis 0,12 mg/kg pro Dosis, und IGF-I-Polypeptide,
die das Ec-Peptid umfassen, können
ebenfalls in diesem Dosisbereich verabreicht werden. Die Dosen können in
täglichen
Abständen
oder weniger häufig,
z. B. zweimal wöchentlich
oder in wöchentlichen
Abständen,
verabreicht werden.
-
Bei
IGF-I handelt es sich vorzugsweise um ein Polypeptid, das eine Sequenz
von 70 Aminosäuren
des reifen humanen IGF-I zusammen mit der Ec-Region, die beim Menschen der Eb-Region
von Kaninchen-IGF-I entspricht, umfasst, wie in 3 der
beigefügten
Zeichnung dargelegt ist.
-
Die
humane Ec-Region ist in 4 dargestellt. 5 zeigt
die gesamte humane cDNA-Sequenz, die für die humane Ea-Isoform kodiert.
-
Ohne
die Festlegung auf eine bestimmte Theorie nehmen wir an, dass die
humane Ec-Isoform ihre Aktivität über eine
Einwirkung auf einen Rezeptor, der sich vom normalen IGF-I-Rezeptor
unterscheidet, ausübt.
Es wird angenommen, dass das Vorliegen der Ec-Region für die Bindung
an diesen Rezeptor verantwortlich ist und somit Derivate von IGF-I-Ec,
die die Fähigkeit
zur Induktion des Wachstums von Muskelgewebe beibehalten, verwendet
werden können.
Derartige Derivate können
weitere N-terminale Schnittprodukte der reifen Sequenz mit 70 Aminosäuren umfassen.
Dies kann durch Brückenverfahren
("bridging methods"), die dem Fachmann
geläufig
sind, beispielsweise durch Verabreichung derartiger Polypeptide
(oder von Säugetieräquivalenten davon) an einen Säuger, wie ein Kaninchen oder
eine Ratte und durch Beobachtung des Betrags des Muskelwachstums,
getestet werden.
-
IGF-I-Ec
kann durch beliebige geeignete Maßnahmen erzeugt werden. Üblicherweise
erfolgt dies durch rekombinante Maßnahmen. Beispielsweise kann
mRNA, die für
die Ec-Isoform kodiert, unter Verwendung von PCR-Primern, wie sie in den beigefügten Beispielen
beschrieben sind, amplifiziert werden und das amplifizierte Produkt
kann in einen geeigneten Expressionsvektor inseriert werden. IGF-I
wird durch rekombinante Maßnahmen
gewerblich erzeugt. Diese gewerblichen Verfahren können zur
Erzeugung der IGF-I-Ec-Isoform herangezogen werden. Beim Vektor
kann es sich um einen beliebigen geeigneten rekombinanten Vektor,
der auf dem Gebiet der rekombinanten Proteine bekannt ist, handeln.
Der Vektor enthält
Kontrollsignale für
die Expression des IGF-I-Ec-Proteins in funktioneller Verknüpfung mit
einem offenen Leseraster, der für
dieses Protein kodiert. Der Promotor ist mit einer geeigneten Wirtszelle,
z. B. einer bakteriellen Zelle, Hefezelle, Insektenzelle oder Säugetierzelle,
verträglich.
-
Die
folgenden Beispiele erläutern
die Erfindung.
-
Beim
insulinartigen Wachstumsfaktor I (IGF-I) handelt es sich um ein
70 Reste aufweisendes Polypeptid mit wichtigen Funktionen bei der
Regulation von somatischem Wachstum, Entwicklung und Differenzierung. Die
Leber stellt das Hauptziel des Hypophysen-Wachstumshormons (GH)
dar, das zur Synthese von IGF-I stimuliert wird. Die sich ergebende
Steigerung des zirkulierenden IGF-I-Spiegels fördert die Zellteilung und stellt einen
Hauptfaktor bei der Regulation des Wachstums des Körpers insgesamt
dar. In mehreren Geweben gibt es ebenfalls offensichtlich ein lokales
System der Wachstumsregulation, z. B. im Skelettmuskel, der zu einer raschen
Hypertrophie befähigt
ist, um eine Anpassung an eine Überlastung
vorzunehmen. Es war daher von Bedeutung, die Rolle von IGF-I bei
der lokal regulierten Wachstumsreaktion zu untersuchen.
-
Informationen über die
Organisation des IGF-I-Gens sind nunmehr für mehrere Spezies verfügbar; darunter
werden die humanen und Rattengene am eingehendsten untersucht [1–5]. Die
Struktur des IGF-I-Gens ist unter Säugern gut konserviert und enthält mehrere
bemerkenswerte Merkmale, einschließlich eine Größe von unerwartetem
Ausmaß und
das Vorliegen von alternativ gespleißten Exons. Beim Menschen umfasst
das IGF-I-Gen mindestens 6 Exons (bezeichnet als Exon 1, 2, 3, 4,
5 und 6), die eine Region von über 90
Kilobasen (kb) von genomischer DNA überspannen. Die Exons 1 und
2 sind alternative Leader-Exons [4, 5] mit getrennten Transkriptionsstartstellen,
die unterschiedlich vom gemeinsamen Exon 3 gespleißt sind
und Klasse 1- bzw. Klasse 2-IGF-I-mRNA-Transkripts erzeugen [6–8]. Die
Exons 3 und 4 kodieren für
das reife IGF-I-Peptid (B-, C-, A- und D-Domäne) sowie für die ersten 16 Aminosäuren der
E-Domäne. Die
Exons 5 und 6 kodieren jeweils für
einen alternativen Teil eines getrennten Extensionspeptids mit der
Bezeichnung E-Domäne.
Dieser folgen die Terminationscodons vom Vorläufer-IGF-I, 3'-untranslatierte
Regionen und poly(A)-Additionssignalstellen [2]. Sequenzanalysen
von IGF-I-Peptid,
das aus humanem Plasma gereinigt worden ist, zeigten, dass reifer
IGF-I A-, B-, C- und D-Domänen
enthält.
Die A- und B-Domänen
sind homolog zu den A- und B-Ketten von Insulin [9].
-
Eine
Analyse von Leber-IGF-I-cDNA-Sequenzen hat ebenfalls das Vorliegen
einer E-Peptiddomäne gezeigt,
bei der es sich um eine Extension der D-Peptiddomäne handelt
[10–12].
Eine spätere
Untersuchung unter Verwendung von Antikörpern gegen das E-Peptid von
humanem IGF-I bestätigte,
dass die mRNA-Sequenz, die für
das E-Peptid kodiert, aktiv translatiert wird, und ließ darauf
schließen,
dass das E-Peptid als Teil des IGF-I-Prohormons zirkuliert [13].
In Rattenleber kodieren IGF-I-mRNAs für eine E-Peptidsequenz mit
35 Aminosäuren
(IGF-IEa). Jedoch wurde eine Isoform (IGF-IEb) mit einer unterschiedlichen
Eb-Domäne
mit 41 Aminosäuren
in sehr geringen Konzentrationen nachgewiesen [14]. Diese beiden
mRNAs kodieren für
ein alternatives E-Peptid aufgrund der Anwesenheit (IGF-IEb) oder
der Abwesenheit (IGF-IEa) eines Inserts mit 52 Basen in der Region,
die für
die E-Domäne
kodiert [10, 14]. Beim Menschen gibt es ferner IGF-I-cDNAs, die für drei verschiedene
Ea-, Eb- und Ec-Domänen kodieren.
Die Ea- und Eb-Typ-cDNAs enthalten völlig unterschiedliche 3'-Sequenzen, die verschiedene
3'-untranslatierte
Sequenzen sowie verschiedene E-Domänenkodierungssequenzen spezifizieren
[2]. Dies ist auf eine Spleißung
in den 3'-Exons
zurückzuführen [2].
Bei Ec handelt es sich um eine Exon-4-5-6-gespleißte cDNA,
die einen Vorläufer-IGF-I
mit 158 Aminosäureresten
vorhersagt. Es handelt sich um das humane Gegenstück zu Ratten-Eb
[15]. Die physiologische Rolle des alternativen E-Peptids, das aus
IGF-IEa, IGF-IEb und IGF-Iec erzeugt wird, bleibt unbekannt.
-
Vom
Skelettmuskel wurde gezeigt, dass er in Reaktion auf eine passive
Streckung sehr rasch an Masse zunimmt. Der vordere Schienbeinmuskel
des ausgewachsenen Kaninchens kann auf diese Weise innerhalb von
vier Tagen eine Massezunahme von 35 % erfahren [16]. Aus früheren Arbeiten
[17, 18] war bekannt, dass dies mit einer raschen Erzeugung von
neuen Sarkomeren verbunden ist, die seriell an den Faserenden an existierende
Myofibrillen addiert werden. Es wurde gezeigt, dass eine Muskelstreckung
zu einer Zunahme von IGF-I-mRNA führt, wie durch RT-PCR gemessen
wurde [19]. Es ist jedoch nicht bekannt, ob das IGF-I-Gen durch
die Muskelfasern selbst oder durch Satellitenzellen exprimiert wird,
oder welche Isoformen von IGF-I beteiligt sind. Die Regulierung
des in vivo-Muskelwachstums ist nur wenig aufgeklärt, obgleich
ursprüngliche
Beobachtungen über
eine kompensatorische Muskelhypertrophie darauf schließen ließen, dass
eine Komponente der Regulierung des Muskelwachstums in einem lokalisierten,
selbständigen
und selbst begrenzenden Prozess besteht.
-
Vor
diesmn Hintergrund dient die vorliegende Studie zur Feststellung,
ob an einer lokalen Induktion des in vivo Muskelwachstums eine alternative
IGF-I-Genexpression mit einer unterschiedlichen mRNA-Spleißung für IGF-I
und eine lokalisierte Fasertyp-Expression beteiligt ist.
-
Materialien und Methoden
-
1. Tiere und Muskelstreckverfahren:
-
Es
wurden weiße
Neuseeland-Kaninchen
verwendet. Der Muskel Extensor digitorum longus (EDL) wurde durch
Immobilisieren der linken hinteren Gliedmaße in gedehnter Position unter
Verwendung einer Gipsform einer akuten Streckung unterworfen. Wie
früher
berichtet, führt
dies innerhalb von einigen Tagen zu einer 35 %-igen Zunahme der Muskelmasse. Nach 6
Tagen wurde eine Euthanasie durch intravenöse Injektion einer Überdosis
an Natriumpentobarbital in die marginale Ohrvene herbeigeführt. Der
EDL wurde sofort von den hinteren Beinen ausgeschnitten. Das rechte
hintere Bein diente als Kontrolle. Jeder Muskel wurde dann in Querrichtung
in zwei Teile zerschnitten, wovon ein Teil in frisch hergestelltem,
4 %-igem Paraformaldehyd-Fixativ 2 Stunden bei 4 °C fixiert
wurde und später
verarbeitet und in Paraffinwachs eingebettet wurde. Der zweite Teil
wurde in ein 1,5 ml-Röhrchen gepackt,
direkt in flüssigem
Stickstoff eingefroren und bei – 70 °C für die spätere Isolierung
der gesamten RNA aufbewahrt.
-
2. RNA-Isolierung:
-
Die
gesamte zelluläre
RNA wurde aus dem gestreckten und dem normalen Muskel unter Anwendung des
Einstufenverfahrens mit saurer Guanidiniumthiocyanat-Phenol-Chloroform-Extraktion isoliert
[20).
-
3. Synthese von Sonden
für die
Northern-Blot-Analyse und die in situ-Hybridisierung:
-
Das
Oligonucleotid 5'-TTGGGCATGTCAGTGTGG-3', das kompolimentär zur Sequenz
des Exons 4 des IGF-I-Gens ist, wurde als Primer zur Synthese von
cDNA der IGF-I-mRNA durch reverse Transcriptase (RAV-2, Amersham)
verwendet. Die cDNA wurde sodann durch PCR unter Verwendung von
zwei Oligonucleotid-Primern (5'-GCTTGCTCACCTTTACCAGC-3' und 5'-TTGGGCATGTCAGTGTGG-3') amplifiziert. Ein PCR-Produkt
mit 280 Basenpaaren, das das Exon 3 und einen Teil des Exons 4 des
IGF-I-Gens abdeckt, wurde in den pBS+-Phagemidvektor (Stratagene)
unter Einschluss von T3- und T7-Promotoren subkloniert. Markierte
sense- und antisense-RNA-Sonden
wurden durch in vitro-Transkription mit RNA-Polymerase unter Verwendung
von Digoxigen in markiertem Uridin-triphosphat als Substrat (Boehringer
Mannheim) gemäß den Anweisungen
des Herstellers synthetisiert. Diese Sonden wurden sowohl für das Northern-Blotting
als auch für die
in situ-Hybridisierung verwendet.
-
4. Northern-Blotting:
-
Proben
mit einem Gehalt an der gleichen Menge (20 μg) gesamter RNA wurden dem Northern-Blotting unterzogen.
Es wurde die vorstehend beschriebene antisense-Sonde mit 280 bp
verwendet. Eine Vorhybridisierung (1 Stunde) und eine Hybridisierung
(15 Stunden) wurden bei 6 °C
in Hybridisierungspuffer [50 % Formamid; 5 × SSC; 2 % Blockierungsreagenz;
0,1 % N-Lauroylsarcosin; 0,02 % SDS] durchgeführt. Ein Waschvorgang wurde
mit hoher Stringenz 2-mal 5 Minuten bei Raumtemperatur mit 1 × SSC und
0,1 % SDS und 2-mal 15 Minuten bei 68 °C mit 0,1 × SSC und 0,1 × SDS durchgeführt. Die
hybridisierte Sonde wurde durch Chemilumineszenz gemäß den Anweisungen
des Herstellers nachgewiesen (Boehringer Mannheim). Der Blot-Filter
wurde 6 Stunden auf Röntgenfilm
aufgelegt.
-
5. In situ-Hybridisierung:
-
Die
Muskelgewebe wurden zu 10 μm-Schnitten geschnitten.
Es wurden sowohl Querschnitte als auch Längsschnitte vorgenommen und
auf autoklavisierte Objektträger,
die mit 2 % 3-Aminopropyltriethoxysilan (Sigma) beschichtet waren,
montiert. Die Schnitte wurden durch 3-maliges Waschen für jeweils
2 Minuten in Xylol entwachst und in einer Serie von Methanollösungen rehydratisiert.
Sodann wurden die Schnitte durch Inkubieren für 20 Minuten bei Raumtemperatur
in 0,2 N HCl denaturiert, 20 Minuten in 2 × SSC auf 70 °C erwärmt und
mit Pronase (10 mg/ml, Boehringer Mannheim) in 50 mM Tris-HCl 15
Minuten verdaut und schließlilch
in 0,1 M Triethanolamin (TEA)-Puffer gebracht, der mit Essigsäureanhydrid
bis zu einer Endkonzentration von 0,5 % versetzt wurde. Eine 10-minütige Inkubation
wurde durchgeführt,
um polare und geladene Gruppen in den Schnitten zu blockieren. Die
Hybridisierung wurde in Hybridisierungspuffer durchgeführt [50
% entionisiertes Formamid, 5 × SSC,
5 × Dehnhardt-Lösung; 250 μg/ml Hefe-t-RNA,
250 μg/ml
denaturierte Lachssperma-DNA; 4 mM Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA)]
durchgeführt,
der eine DIG-markierte antisense- oder sense-RNA-Sonde enthielt,
bestehend aus der 280 bp-Sequenz, abgeleitet vom Exon 3 und einem
Teil von Exon 4 des IGF-I-Gens. Die Endkonzentration der Sonde betrug
1000 ng/ml. Die Hybridisierung wurde 1 Stunde bei 68 °C durchgeführt. Sodann
ließ man
das Gemisch auf 42 °C
abkühlen
und bewahrte es über
Nacht in einer feuchten Kammer auf. Nach Hybridisierung wurden die
Schnitte mit RNase A (100 μg/ml,
Sigma) inkubiert, um ungebundene, einzelsträngige RNA-Sonde zu entfernen.
Ein Waschvorgang wurde mit hoher Stringenz 25 Minuten in 2 × SSC bei
Raumtemperatur, 15 Minuten in 1 × SSC bei Raumtemperatur, 30
Minuten in 0,5 × SSC
bei 42 °C
und 30 Minuten in 0,5 × SSC
bei Raumtemperatur durchgeführt.
Die hybridisierte Sonde wurde durch anti-Digoxigenin-AP-Antikörper-Konjugat,
Fab-Fragmente (1,5 U/ml, Boehringer Mannheim) gemäß den Anweisungen
des Herstellers nachgewiesen.
-
6. Synthese und molekulare
Klonierung von Muskel-IGF-I-cDNA:
-
Der
erste cDNa-Strang wurde durch reverse Transcriptase (RAV-2, Amersham)
aus gesamter Muskel-RNR mit oligo-dT-Primern synthetisiert und anschließend durch
rasche 3'-Amplifikation
von cDNA-Enden-Polymerase-Kettenreaktion (3'-RACEPCR) mit einem IGF-I-genspezifischen
Primer (5'-GCTTGCTCACCTTTACCAGC-3'), der einen Teil
der 5'-Endsequenz
des Exons 3 von IGF-I darstellt, amplifiziert. Die PCR-Produkte
wurden in den pCRR-Vektor (Invitrogen) für die DNA-Sequenzierung
kloniert. Die Fragmente wurden später durch das Didesoxy-Kettenterminationsverfahren
sequenziert [2]. Ingesamt 98 % der DNA-Sequenz wurden an beiden
Strängen
erhalten.
-
Ergebnisse
-
Northern-Blotting:
-
Die
Ergebnisse der Northern-Blot-Analyse, die mit aus normalem und gestrecktem
Extensor digitorum longus (EDL) durchgeführt wurden, sind in 1 dargestellt.
Die 280 bp-IGF-I-antisense-Sonde mit einem Gehalt an den von Exon
3 und 4 des IGF-I-Gens abgeleiteten Sequenzen hybridisierte mit
den zwei vorwiegenden IGF-I-mRNA-Spezies mit einer Länge von
1,2 kb und 7,5 kb. Die Expression beider Typen von mRNA-Spezies war im gestreckten
Muskel größer, obgleich
bei einigen Muskeln der Kontrollmuskel mehr 7,5 kb-mRNA als der gestreckte
Muskel exprimierte.
-
Lokalisierung von IGF-I-mRNA
in normalem und gestrecktem Muskel:
-
Die
durch Hybridisierung unter Verwendung von antisense- und sense-RNA-Sonden
untersuchte Expression von IGF-I-mRNA in normalem und gestrecktem
Muskel ist in 2 dargestellt. Die Daten der
in situ-Hybridisierung zeigen, dass mRNA von IGF-I in Reaktion auf
eine Streckung auf dem Muskelfaserniveau als Ergebnis einer mechanischen
Stimulation erzeugt wird. Diese Arbeit zeigte, dass die IGF-I-Genexpression nicht
auf die Satellitenzellen begrenzt ist, sondern in den Muskelfasern
selbst hochreguliert wird. In Querschnitten war die IGF-I-Botschaft
in großen
Muskelfasern lokalisiert, wurde aber tendenziell stark in den kleinen
Fasern exprimiert, die die konischen Enden von Fasern darstellen,
die im Muskelbauch enden [22]. In einigen Muskeln wurden gewisse
Anzeichen für
eine Degeneration und Regeneration mit höheren IGF-I-mRAA-Konzentrationen
festgestellt. Diese Regionen befanden sich an der Oberfläche und
zeigten, dass in diesen Fällen die
Gipsform zu eng anlag. Die Studie unter in situ-Hybridisierung zeigte
jedoch, dass bei Anwendung des einfachen Streckmodells die Hochregulierung
von IGF-I in offensichtlich ungeschädigten Fasern erfolgte.
-
Molekulare Klonierung
von Muskel-IGF-I-cDNAs:
-
Diese
Studie dient zur Untersuchung der Frage, ob verschiedene Isoformen
von IGF-I im Muskel exprimiert werden, wenn dieser einer mechanischen
Aktivität
unterzogen wird. 10 Klone, die die E-Domäne (Exons 3 bis 6) abdecken,
wurden aus dem gestreckten und aus dem kontralateralen Kontrollmuskel
isoliert und sequenziert. Zwei Klassen von cDNA-Klonen wurden unter
Verwendung von RNA, die aus dem gestreckten Muskel isoliert worden
war, erhalten. Unter diesen Klonen enthalten 30 % die für IGF-IEa
kodierenden Sequenzen und 70 %, die für IGF-IEb kodierenden Sequenzen.
Jedoch konnten auch nach wiederholten Versuchen nur Klone vom IGF-IEa-Typ
aus ungestrecktem Kaninchenmuskel isoliert werden. Die klonierte
cDNA-Sequenz beginnt am Exon 3, das für reifes IGF-I kodiert. Die
Sequenzen der beiden Klassen von IGF-I-cDNA, die aus der gesamten
RNA des gestreckten EDL-Muskels isoliert wurden, sind in 3 dargestellt.
Die Sequenz kann in drei Abschnitte unterteilt werden. Eine Region,
die für
reifes IGF-I kodiert (Peptide B, C, A und D), ein Extensionspeptid
E, das in IGF-IEb ein Insert von 52 Basen aufweist, das in IGF-IEa
fehlt, und eine gemeinsame 3'-untranslatierte
Region. In Bezug auf das carboxylterminale Extensionspeptid (E)
ist die Kaninchen-Aminosäuresequenz
mit der humanen Sequenz bis zum Rest E-16 identisch. An der ersten
Base des Codons für den
Rest E-17 unterscheiden sich die Aminosäuresequenzen der beiden cDNA-Klone aufgrund des
52 bp-Inserts im IGF-IEb-Klon. Das Insert verändert die abgeleitete Aminosäuresequenz
sowie den Leseraster, was zu zwei möglichen carboxylterminalen
Peptid E-Sequenzen und zur Anwesenheit von zwei verschiedenen UAG-Stopp-Codons
in den Endvarianten führt.
-
Bei
einem Vergleich des 52 bp-Inserts aus Kaninchenmuskel mit dem 52
bp-Insert in IGF-IEb, das in Rattenleber in sehr geringen Mengen
exprimiert wird [14], und mit IGF-IEc, das kürzlich in humaner Leber nachgewiesen
wurde [15], waren die Positionen, wo das Insert erscheint, gleich.
Die Kaninchen-cDNA-Sequenz zeigt eine Homologie von 77 % mit Ratten
IGF-IEb, wobei 12 der 17 Reste der erwarteten Aminosäuresequenz
identisch sind und eine 99 %-ige Homologie mit humanem IGF-IEc,
wobei 13 der 16 Reste der erwarteten Aminosäuresequenz identisch sind (4).
-
Diskussion
-
Experimentelle
Modelle der Muskelregeneration zeigten, dass IGF-I als trophischer
Faktor bei der Muskelregeneration wirken kann [23] und in proliferierenden
Myoblasten und Satellitenzellen exprimiert wird [24]. In dieser
Studie isolierten wir IGF-I-mRNA in Skelettmuskel, der zu einem
raschen longitudinalen Wachstum veranlasst worden war. Dieses Modell
wurde gewählt,
da es nur zu einer sehr geringen Schädigung der Muskelfasern führt. Die
hier vorgelegten Ergebnisse stimmen mit veröffentlichten Arbeiten [25–27] insofern überein,
als IGF-I-mRNA in Muskelgewebe exprimiert wird. Sie zeigen jedoch
ferner, dass das IGF-I-Gen
in den Muskelfasern selbst und nicht nur in Satellitenzellen und
Bindegewebszellen exprimiert wird. Die Expression der IGF-I-Transkripte
war nicht gleichmäßig und üblicherweise
sind es die kleineren Fasern, die hohe Konzentrationen an IGF-I-mRNA
zeigen. Eine Untersuchung von Quer- und Längsschnitten zeigte, dass die
kleinen Fasern, die IGF-I-mRNA exprimierten, auch die neonatale
schwere Myosinkette (MyHC) exprimierte. Ferner wurde gezeigt, dass
Fasern von geringem Durchmesser, die neonatales MyHC enthalten,
die konischen Enden der größeren Fasern,
die im Muskelbauch enden, darstellen [22]. Das longitudinale Wachstum
von Skelettmuskel wird durch Addition von neuen Sarkomeren an den
Enden der existierenden Myofibrillen erleichtert [28, 29] und das
Anfangsstadium beinhaltet die Ablagerung von neonatalem Myosin [22].
Diese Daten stützen die
Hypothese, dass die Enden von normalen adulten Fasern den Bereich
für longitudinales
Wachstum darstellen und dass IGF-I an diesem Prozess beteiligt ist.
-
Die
Beurteilung der Expression der IGF-I-mRNA durch Northern-Blotting lässt darauf
schließen,
dass sowohl die 7,5 kb- als auch die 1,2 kb-IGF-I-mRNA-Spezies spezifisch
durch eine mechanische Stimulation induziert werden, dass ihre Zunahme
aber voneinander unabhängig
zu sein scheint. Die 1,2 kb-mRNA stieg in sämtlichen gestreckten Muskeln
an, was für
die 7,5 kb-mRNA nicht immer der Fall war. Derzeit wissen wir nicht,
welches Produkt das Transkript für
IGF-IEb darstellt. Weitere Arbeiten sind erforderlich, um diese
mRNA zu charakterisieren und festzustellen, welche Kodierungssignalsequenz
und andere Elemente diese umfassen.
-
Die
Isolierung von zwei Klassen von cDNA-Klonen (IGF-IEa und IGF-IEb) aus gestrecktem
Muskel zeigt, dass beide Formen von IGF-I-mRNA im gestreckten Muskel
vorhanden sind. Die IGF-IEa- und die IGF-IEb-cDNA-3'-Sequenzen unterscheiden sich durch die
Anwesenheit eines 52 bp-Inserts, das im letztgenannten Produkt die
abgeleitete carboxylterminale Aminosäuresequenz verändert. Drei
Mechanismen können für das 52
bp-Insert verantwortlich sein. Zunächst könnte das Insert durch eine
alternative Spleiß-Donatorstelle von
52 bp in das 5'-Ende
eines an dieser Position in der genomischen IGF-I-Sequenz vorhandenen
Introns erzeugt werden. Alternativ kann es durch die Verwendung
einer abwechselnden Spleiß-Akzeptorstelle 52
bp vom 3'-Ende des
entsprechenden Introns erzeugt werden. Schließlich könnte das 52 bp-Insert aus einem
vollständig
getrennten Exon entstehen [10].
-
Ein
Vergleich der Sequenz von Kaninchen-IGF-IEb mit der Sequenz von
Ratten-IGF-IEb [10] und humanem IGF-IEc [15] zeigte, dass IGF-IEb,
das erheblich in gestrecktem Muskel hochreguliert wird, offensichtlich
das Kaninchen-Gegenstück
zu Ratten-IGF-IEb und humanem IGF-IEc darstellt. Unsere Ergebnisse
zeigten, dass Kaninchen-IGF-IEb (das Äquivalent zu humanem IGF-IEc)
nur im gestreckten Muskel nachweisbar war. Die Tatsache, dass dies
eine induzierbare Isoform darstellt, stimmt mit den Ergebnissen
von Chew et al. [15] überein,
die zeigten, dass nach Stimulation mit physiologischen Konzentrationen
an GH das humane IGF-IEc-Transkript in humanem Hepatom-HepG2-Zellen
(eine Hepatomlinie) im Vergleich zu humanen IGF-IEa zunimmt. Es
wird angenommen, dass die Stelle für IGF-I-Bindungsprotein (BP) in der B-Domäne liegt [30].
Auch die C- und D-Domänen werden
als "aktive Regionen" angesehen [31].
Jedoch bleibt die physiologische Rolle des alternativen E-Peptids,
das aus IGF-IEa- und IGF-IEb-mRNA erzeugt wird, unbekannt [14]. Es
wurde die Auffassung vertreten, dass dieses Peptid die Wechselwirkung
von IGF-I mit seinem Rezeptor oder seinen Bindungsproteinen beeinflussen
könnte.
Ferner wurde die Auffassung vertreten, dass die E-Peptide selbst
bestimmte biologische Rollen ausüben,
nachdem sie vom Prohormon abgespalten worden sind [14]. Kürzlich wurde
gezeigt, dass ein Teil des E-Peptids ein amidiertes, wachstumsförderndes
Peptid mit spezifischen Bindungsstellen in humanen Geweben enthält [32].
Gemäß unseren
Befunden scheint das Eb-Peptid nur im gestreckten Muskel induziert
zu werden. Dies legt es nahe, dass das Eb-Peptid eine Rolle bei der lokalen Wachstumssteuerung
spielen kann, die beispielhaft durch die Längen- und Massenzunahme der
Skelettmuskelfasern in Reaktion auf eine mechanische Streckung gezeigt
wird. Das Eb-Peptid kann an der Externalisierung von IGF-I und auch
an der Bindung von IGF-I an Muskelrezeptoren beteiligt sein.
-
Es
gibt Anzeichen, die darauf schließen lassen, dass das Ea-Peptid
in vivo glycosyliert wird. Bach et al. [33] stellten fest, dass
das Ea-Peptid im
Anschluss an eine in vitro-Translation in Gegenwart von Mikrosomen
glycosyliert werden kann. Es wurden keine mutmaßlichen Glycosylierungsstellen
aus den Muskel-IGF-IEb-Sequenzdaten festgestellt. Zu möglichen
Funktionen für
die Unterschiede in der Glycosylierung von Ea und Eb gehören die
Verringerung der Halbwertszeit von IGF-IEb, eine unterschiedliche
Lokalisierung der beiden Formen und unterschiedliche Affinitäten für Bindungsproteine.
Daher ist möglicherweise
IGF-IEb vom Typ eines gestreckten Muskels wesentlich kleiner bei
einer jedoch kürzeren
Halbwertszeit, verglichen mit den Isoformen, die vom normalen Muskel
und der Leber erzeugt werden.
-
Devol
et al. [34] berichteten, dass IGF-I-mRNA im Skelettmuskel unabhängig von
GH und anderen Hypophysenhormonen ist und wiesen eine Verbindung
zwischen lokaler Stimulation des Skelettmuskelwachstums und der
IGF-I-Genexpression nach. Das nur im gestreckten Muskel exprimierte
Eb stellt ein Anzeichen dafür
dar, dass die Expression von IGF-IEb-mRNA möglicherweise bei mechanischer
Stimulation eingeschaltet wird, wobei von dieser Stimulation bekannt
ist, dass sie ein rasches Muskelwachstum induziert [16]. Das Eb-Peptid
kann sodann einen spezifischen Faktor zur Unterscheidung zwischen
mechanischer Stimulation und Mechanismen, die mit dem Muskelwachstum
verbunden sind, darstellen.
-
Aus
unserer Studie ist ersichtlich, dass verschiedene E-Peptide verschiedene
Rollen bei der IGF-I-Aktivität
spielen können.
Weitere Studien sind erforderlich, um aufzuklären, ob das E-Peptid dieser
alternativen IGF-I-mRNA in unterschiedlicher Weise mit dem IGF-I-Rezeptor oder
mit IGF-I-Bindungsproteinen in Wechselwirkung tritt oder ob das
alternative E-Peptid allein den Wachstumsfaktor dazu befähigt, in
autokriner Weise zu wirken.
-
Literatur
-
- [1] de Pagter-Holthuizen, P., van Schain, F.M.A, Verduijin
G.M., van Ommen, G.J.B., Bouma, B.N., Jansen, M., and Sussenbach,
J.S. (1986) FEBS Lett. 195, 179–184.
- [2] Rotwein, P., Pollock, KM., Didier, D.K, Krivi G.G. (1986)
J. Biol. Chem 261, 4828–4832.
- [3] Shimatsu, A. and Rotwein, P. (2987) J. Biol/Chem 262, 7894–7900.
- [4] Tobin, G., Yee, D., Brunner, N. and Rotwein, P. (1990) Mol.
Endocrinol. 4 (12), 1914–1920.
- [5] Jansen, E., Steenbergh, P.H., LeRoith, D., Roberts, CT Jr.
and Sussenbach J.S. (1991) Mol. Cell. Endocrinol. 78 (1-2), 115–125.
- [6] Adamo M.L., Ben-Hur, H., Roberts, CT Jr. and LeRoith, D.
(1991) Mol. Endocrinol. 5(11), 1677–1686.
- [7] Dickson, MC., Saunders JC. and Gilmour RS. (I 99 i) J. Mol.
Endocrinol. 6 (1), 17–31.
- [8] Weller, P.A., Dickson, M.C., Huskisson, N.S., Dauncey, M.J.,
Buttery P.J. and Gilmour, R.S. (1993) J. Mol. Endocrinol. 11, 201–211.
- [9] Rinderknecht E. and Humbel R.E. (1987) J. Biol. Chem 253,
2769–2776.
- [10] Roberts, CT Jr., Lasky, S.T., Lowe, WL Jr. Seaman, W.T.
and LeRoith, D. (1987) Mol. Endocrinol. 1, 243–248.
- [11] Jansen M. van Schaik F.M.A, Ricker A. T., Bullock B., Woods,
D.E., Gabbay K.R., Nussbaum, A.L., Sussenbach, J. S. and Van den
Brande. J.L. (1983) Nature 306, 609–611.
- [12] Bell, G.I., Merryweather, J.P., Sanchez-Pescador, R., Stempien,
M.M., Priestley, L., Scott, J. and Rall, LB. (1984) Nature 310,
775–777.
- [13] Powell, D.R., Lee, P.D., Chang D. Liu, F. and Hintz, R.L.
(1987) J. Clin. Endocrinol. Metab. 65, 868–875.
- [14] Lowe, WL Jr., Lasky, S.R., LeRoith, D. and Roberts CT Jr.
(1988) Mol. Endocrinol. 2, 528–535.
- [15] Chew, S.L., Lavender P., Clark A.J.L. and Ross R.J.M. (1995)
Endocrinology 136, 1939–1944.
- [16] Goldspink, G., Scutt, A., Loughna P. T., Wells, D. J.,
Jaenicke, T. and Gerlach, G. F. (1992) Am. J. Physiol. 263 (3 Pt
2) R 356–363.
- [17] Tabary, J.C., Tabary, C., Tardieu C. Tardieu G. and Goldspink
G. (1972) J. Physiol. 224(1), 231–244.
- [18] Golspink, D.F. Morton, A.J., Loughna, P. and Goldspink
G. [1986) Pflugers Archiv-European Journal of Physiology 407 (3),
333–340.
- [19] Goldspink, D.F., Cox, V.M., Smith, S.K, Eaves, L.A., Osbaldeston,
N.J., Lee, D.M. and Mantle, D. (1995) Am. J. Physiol. 268, E288–E297.
- [20] Chiomczynski, P. and Sacchi, N, (1987) Analyt. Blochem.
162, 156–159.
- [21] Sanger, F., Nicklen, S. and Coulson, A.R. (1977) Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 74, 54635467.
- [22] Benjamin, W.C., Donna, M.W., Stacey, D.L., Jacalyn, D.A.
and Everett, B. (1995) The Anatomical Record 242, 462–470.
- [23] Jennische, E., Skottner, A. and Hansson, H.A. (1987) Acta
Physiol. Scand. 129, 9.
- [24] Edwall, D., Schalling, M., Jennische, E. and Norstedt,
G. (1989) Endocrinology 124, 820 825.
- [25] Beck, F., Samani, N.J., Penschow, J.D., Thorley, B., Tregear,
G.W. and Coghlan, J.P. (1987) Development 101, 175–184.
- [26] Han, V.KM., D'Erocole,
A.J. and Lund, P.K (1987) Science 236, 193–197.
- [27] Caroni, P. and Schneider C. (1994) J. Neurosci. 14, 3378–3388.
- [28] Williams, P.E. and Goldspink, G. [1971) J. Cell Sci 9,
751–767.
- [29] Williams, P.E. and Goldspink, G. (1973) J. Anat. 116, 45–46.
- [30] DeVroede, M.A., Rechler, M.M., Nissley, S.P., Josni, S.,
Burke, G.T. and Katsoyannis, P.G. (1985) Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 82, 3010–3014.
- [31] Pietrkowski, Z., Wernicke, D., Porcu, P., Jameson, B.A.
and Baserga, R. (1992) Cancer Res. 52, 6447–6451.
- [32] Siegfhed, L.M., Kasprzyk, P.G., Treston, A.M., Mulshine
J. L., Quinn, KA and Cuttitta P. (1992) Proc. Natl. Acad. Sci. USA
89 (17), 8107–8111.
- [33] Bach M.A., Roberts CT Jr., Smith E.P. and LeRoith, D. (1990)
Mol Endocrinol. 4(6), 899–904.
- [34] Devol, D.L., Rotwein, P., Sadow, J.L., Novakofski, J. and
Bechtel, P.J. (1990) Am. J. Physiol. 259, E89–E95.
-
Legende zu
den Figuren
-
1:
Expression von IGF-I-mRNA, untersucht durch Northern-Blotting in gestrecktem
(E)-Extensor digitorum longus (EDL)-Muskel und im entsprechenden
Kontrollmuskel (C).
-
2:
Lokalisierung und Verteilung von IGF-I-mRNA in gestrecktem (A: Querschnitt;
B: Längsschnitt) Extensor
digitorum longus (EDL)-Muskel und im entsprechenden Kontrollmuskel
(C). Die sense-RNA-Sonde aus dem gleichen Klon wurde am gestreckten
Muskel (D) als negative Kontrolle verwendet. Maßstabbalken: 30 μm.
-
3:
DNA- und abgeleitete Aminosäuresequenzen
von Kaninchen-IGF-I-cDNA,
isoliert aus gestrecktem Muskel. Die beiden Typen von cDNA-Sequenzen unterscheiden
sich durch das Vorliegen (IGF-IEb) oder das Fehlen (IGF-IEa) eines
52 Basenpaar-Inserts (unterstrichen) von Position 288 bis Position
340. Das Insert veränderte
die abgeleitete C-terminale Aminosäuresequenz des E-Peptids (Unterstreichung
im Fall von IGF-IEb), veränderte
die Leseraster und verwendete zwei verschiedene TAG-Stoppcodons (end).
Die mutmaßliche
Glycosylierungsstelle (Asn-Thr-Ser) (markiert mit ♦ ♦ ♦) ist im
Ea-Peptid, jedoch nicht im Eb-Peptid vorhanden.
-
4:
Ausrichtung der drei abgeleiteten Aminosäuresequenzen der Inserts von
Rattenleber (unten), humaner Leber (Mitte) und gestrecktem Kaninchenmuskel
(oben). Identische Aminosäurereste
sind eingerahmt.
-
-
-
-
-
-
-
-