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Die Erfindung betrifft den Bereich
der Mikroeinkapselung von aktiven Substanzen. Sie bezieht sich auf ein
Verfahren zur Herstellung von Mikrokapseln, welche eine aktive Substanz
enthalten, die durch die sogenannte Technik des superkritischen
Fluids in eine Polymerschicht eingehüllt sind.
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Sie betrifft gleichermaßen neue
Mikrokapseln, die insbesondere pharmazeutische, kosmetische oder agroalimentäre Substanzen
enthalten.
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Eine große Anzahl von Veröffentlichungen
beschreibt die Prinzipien und Verfahren zur Herstellung derartiger
Mikrokapseln, beispielsweise J. A. Bakan, Microencapsulation via
Coacervation – Phase
Separation, National Industrial Research Conference, Land O'lakes, WI, Juni 1966.
Andere Veröffentlichungen
sind im Artikel von J. P. Benoit et al., Microencapsulation Methods
and Industrial Applications, Marcel Dekker, Inc. 1996, Seiten 35
bis 72 zitiert.
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Die Größe der erhaltenen Mikrokapseln
liegt in der Größenordnung
von 0, 5 bis 200 μm
(manchmal noch größer). Sie
bestehen aus einem Kern aus aktivem Material, welcher mit einem
Umhüllungsmittel überzogen
ist.
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Das Umhüllungsmittel wird aus einer
Anzahl verschiedener Zusammensetzungen (Hydrokolloide, hydrophobe
Polymere, Wachse, Fette oder enterische Mittel usw.) nach verschiedenen
Faktoren ausgewählt:
- – die
mit der Mikroeinkapselung verfolgten Ziele: beispielsweise die Maskierung
des Geschmacks oder Geruchs des aktiven Bestandteils, Verminderung
der Flüchtigkeit
bestimmter Flüssigkeiten,
Erhöhung
der physiko-chemischen Stabilität
des aktiven Bestandteils, Verhinderung der Koaleszens von Tröpfchen innerhalb einer
Emulsion, Modifizierung und Verbesserung des Drucks des aktiven
Bestandteils, Verzögerung
oder Verlängerung
der Wirkung eines Medikaments, Erhalten einer im Darm löslichen
galenischen Form usw.
- – die
gewünschte
Art der Freisetzung des aktiven Bestandteils (Auflösung, Diffusion...)
- – die
physiko-chemische Natur des Kerns (Größe, Kompatibilität.. )
- – die
Methoden der Mikroeinkapselung (Fluidisierung, Turbine, Trocknung
durch Vernebelung, Grenzflächenpolymerisation,
Koazervation...).
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Die Herstellung von Mikrokapseln
wird üblicherweise
durch das besagte Koazervationsverfahren durchgeführt, welches
im Folgenden kurz zusammengefasst wird:
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Durch chemische oder physiko-chemische
Modifizierung des Mediums, welches eine aktive Substanz, suspendiert
in einer Lösung
eines Polymeren in einem Lösungsmittel,
enthält,
wird die Koazervation (oder Aggregation) des Polymeren bewirkt.
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Die so gebildeten Koazervattröpfchen werden
an der Oberfläche
der Partikel des aktiven Materials adsorbiert und bilden eine geschlossene
Umhüllung.
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Danach wird das Medium einer vollständigen Desolvatation
und ggf. einer Vernetzung der Polymerketten unterworfen, was zur
Herstellung der Mikrokapseln führt.
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Sämtliche
oben erwähnte
Verfahren erfordern meistens toxische und umweltverschmutzende organische
Lösungsmittel
und bringen relativ hohe industrielle Kosten mit sich.
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Aus diesem Grund sucht die Anmelderin
seit mehreren Jahren nach alternativen Verfahren, die die Herstellung
von Mikrokapseln ohne die Hilfe organischer Lösungsmittel oder wenigstens
ohne chlorierte Lösungsmittel
(Dichlormethan, Chloroform usw.) erlaubt.
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Die Anmelderin hat bereits kürzlich in
der Patentanmeldung EP-A-706 821 die Verwendung der Eigenschaften
von CO2 in superkritschem Zustand (SC) als
Lösungsmittel
vorgeschlagen.
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Das CO2 befindet
sich in superkritischem Zustand (CO2SC),
wenn die Temperatur über
31°C und
der Druck mehr als 73,8 × 105 Pa beträgt.
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Somit bewahrt sich das CO2 die Eigenschaften eines Gases, wie seine
große
Diffusion, und erwirbt die einer Flüssigkeit, wie seine Dichte,
die 0,7 kg/cm3 am superkritischen Punkt
beträgt.
Das CO2 weist in diesem Zustand eine hervorragende
Eignung als Lösungsmittel
auf. Sie ist ähnlich
wie die des Heptans.
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Somit sind die Vorteile des CO2SC:
- – eine gute
Eignung als Lösungsmittel
bei genügend
niedrigen Temperaturbedingungen (30°C), was im Fall der Verwendung
von thermolabilen aktiven Bestandteilen von Interesse ist;
- – eine
große
Variation dieser Lösungsmittelfähigkeit
bei schwachen Druckänderungen,
- – seine
Nichttoxizität,
- – seine
leichte Abtrennbarkeit aus der Mischung aus Lösungsmittel und gelöstem Stoff
durch einfache Druckverminderung;
- – seine
im Vergleich mit üblichen
organischen Lösungsmitteln
geringeren Kosten.
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In dem Verfahren der zuvor erwähnten Patentanmeldung
wird in einem Autoklaven eine aktive Subtanz, welche in superkritischem
CO2 nicht löslich ist, in Suspension gebracht
und anschließend
das Umhüllungsmittel,
welches in dem superkritischen CO2 gelöst vorliegt,
in den Autoklaven eingeführt.
Der Druck und/oder die Temperatur werden anschließend derart
verändert,
dass sich die Löslichkeit
des Umhüllungsmittels
in dem CO2 vermindert. Die Affinität des Umhüllungsmittels
für die
Oberfläche
der aktiven Subtanz erhöht sich,
wodurch die Adsorption des Umhüllungsmittels
um die Partikel der aktiven Substanz herum herbeigeführt wird.
Wenn die Ablagerung vollendet ist, wird der Autoklav auf Außendruck
gebracht und die Mikrokapseln gewonnen. Dieses Verfahren ergibt
ausgezeichnete Ergebnisse bei Umhüllungsmitteln, die eine gute
Löslichkeit in
CO2 aufweisen, d. h. bei Umhüllungsmitteln,
die beachtlichen lipophilen Charakter und geringe Molmassen aufweisen,
wie Fett körper
(Wachse, Triglyceride von Fettalkoholen, Fettsäuren), und einige andere Zusammensetzungen.
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Jedoch ist im Fall von Polymeren,
die einen mehr polaren Charakter als die Fettkörper und eine höhere Molmasse
aufweisen (Acrylpolymere, Vinylpolymere, Polysaccharide) dieses
Verfahren wenig zufriedenstellend.
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Tatsächlich sind diese Polymeren
nicht in superkritischem CO2 löslich. Demnach
muss ein Umhüllungsmittel
in dem in der Patentanmeldung EP-A-706 821 beschriebenen Verfahren
bestimmte Bedingungen erfüllen.
In dieser Patentanmeldung wurde vorgeschlagen, einen geringen Anteil
(< 5%) eines Zusatzes,
wie Ketone, Alkohole, Ester oder chlorierte Lösungsmittel, in Mischung mit
dem CO2 zu verwenden, um die Löslichkeit
des Polymeren in der superkritischen Phase zu erhöhen. Eine
derartige Variante führt
jedoch in dem meisten Fällen
zu einem geringen Solubilisierungsanteil des Polymeren mit merklich
polarem Charakter und einer bedeutenden Veränderung der superkritischen
Bedingungen oder zu einem Verschwinden der superkritischen Phase,
welche durch eine biphasisches System ersetzt wird.
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Außerdem wird hiermit das Dokument
US 5 424 076 , A (WO 92 11
000 A) erwähnt,
welches ein Verfahren beschreibt, das auf einer Zerstäubungstechnik
oder einer Sprühtrocknung
in Gegenwart des superkritischen Fluids basiert.
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Obgleich das Dokument erwähnt, dass
die aktive Subtanz in dispergierter Form vorliegen kann, beziehen
sich alle Beispiele auf Lösungen
der aktiven Stoffe. Außerdem
führt dieses
Verfahren zum Erhalt von Mikrosphären und nicht von Mikrokapseln.
Es wird auf den grundlegenden Unterschied zwischen den Mikrosphären und
den Mikropartikeln hingewiesen. Bei den Mikrosphären handelt es sich um matrizielle
Systeme, in denen der aktive Stoff homogen dispergiert ist. Die
Mikrokapseln bestehen aus einem Kern des aktiven Stoffes, welcher
von einer Polymerschicht umhüllt
wird.
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Das Dokument EP-A-542 314 bezieht
sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Partikeln eines aktiven
Stoffs ohne Polymerumhüllung
durch Ausfällung
mit Hilfe eines Nicht-Lösungsmittel-Fluids
in superkritischem Zustand.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist somit in erster Linie die Bereitstellung eines neuen Verfahrens, welches
ein superkritisches Fluid verwendet und den Erhalt von Mikrokapseln
erlaubt, dessen Umhüllungsmittel
ein Polymer mit deutlich polarem Charakter ist.
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Eine andere Aufgabe der vorliegenden
Erfindung ist die Bereitstellung von neuen Mikrokapseln, die sich
in ihren physikalischen Eigenschaften und dadurch, dass kein Restlösungsmittel
in ihrer Umhüllungsschicht
vorliegt, bedeutend von den zuvor beschriebenen unterscheiden.
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Die Erfindung betrifft somit in erster
Linie ein Verfahren zur Herstellung von Mikrokapseln, die eine aktive
Substanz, eingehüllt
in eine polare Polymerbeschichtung, enthält, gekennzeichnet durch folgende
Stufen:
- – Suspendieren
einer aktiven Substanz in einer Lösung eines deutlich polaren
Polymeren in einem organischen Lösungsmittel,
wobei die aktive Substanz in dem Lösungsmittel unlöslich ist,
- – wobei
das deutlich polare Polymere in flüssigem oder superkritischem
CO2 unlöslich
ist,
- – wobei
das organische Lösungsmittel
in flüssigem
oder superkritischem CO2 löslich ist,
- – Kontaktieren
der Suspension mit flüssigem
oder superkritischem CO2 durch Einführen von
CO2 in einen geschlossenen Reaktor, welcher
bereits die Suspension enthält,
derart, dass das deutlich polare Polymere unter Bedingungen nahe
dem Gleichgewichtszustand, ohne plötzliche Druckänderungen
(Druckminderung), kontrolliert desolvatisiert,
- – Gewährleisten
seiner Koazervation,
- – wesentliches
Extrahieren des Lösungsmittels
mittels CO2 in superkritischem Zustand und
Evakuieren der Mischung CO2/Lösungsmittel,
wenn notwendig durch mehrere Zyklen der Einführung von CO2 und
anschließendes
Pumpen,
- Gewinnen der Mikrokapseln in dem Autoklaven in Form von trockenem
Pulver.
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Mit dem Ausdruck "kontrolliert" ist gemeint, dass sich das System immer
nahe am Gleichgewichtszustand befindet und keinen plötzlichen
Druckveränderungen
(Volumenänderungen)
unterliegt.
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Es wird darauf hingewiesen, dass
sich dieses Verfahren völlig
von dem in der Europäischem
Patentanmeldung EPO 706 821 A beschriebenen Verfahren unterscheidet,
in der Hinsicht, dass sich das Polymere in keinem Moment in Lösung in
dem Fluid in flüssigem
oder superkritischen Zustand befindet.
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Außerdem stellt dieses Verfahren
eine bemerkenswerte Vereinfachung in Bezug auf die klassischen Verfahren
(Emulsion-Verdampfung
des Lösungsmittels)
dar, aufgrund der Eliminierung der im allgemeinen langen und schwierigen
Trocknungsphase (10 bis 15 Tage unter dynamischem Vakuum 10 Pa).
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Superkritisches Fluid
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Obwohl die Erfindung sich im Besonderen
auf ein Verfahren bezieht, welches CO2 als
Fluid verwendet, kann das Verfahren auf andere Fluids ausgedehnt
werden, die bekanntermaßen
ein ähnliches
Verhalten wie das CO2 aufweisen, wie die
von J. P. Benoit et al. beschriebenen. Nichtsdestotrotz wird dieses
Verfahren im Besonderen für
den CO2-Fall beschrieben.
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Umhüllungsmittel
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Die Polymeren mit deutlich polarem
Charakter gemäss
der Erfindung werden im Besonderen ausgewählt unter:
- 1)
Polysacchariden und ihren Derivaten, wie:
- – Stärke oder
modifizierte Stärke,
wie Carboxymethylstärken,
Polysaccharide, welche aus einer Depolymerisation der Stärke oder
seiner Derivate durch ein physikalisches, chemisches oder enzymatisches
Verfahren resultieren,
- – Zellulose
oder modifizierte Zellulose, wie Carboxymethylzellulose, Ethylzellulose,
Hydroxymethylzellulose, Hydroxyethylzellulose, Hydroyxpropylzellulose,
Methylhydroxyethylzellulose, Methylhydroxypropylzellulose, Polysaccharide,
die aus einer Depolymerisation der Zellulose oder seiner Derivate
durch ein physikalisches, chemisches oder enzymatisches Verfahren
resultieren,
- – Alginatextrakte
von Braunalgen,
- – Lambda-,
Iota- oder Kappa-Carraghenanextrakte von Rotalgen,
- – Pektinextrakte
von Zitronen, Äpfeln
oder Rüben,
- – Pektate,
welche aus der Demethylierung von Pektinen resultieren,
- – Guare,
modifizierte Guare, wie Carboxymethylguare,
- – Xanthane,
- – Chitosane.
- 2) Synthetische Polymere des Acryl- oder Methacryltyps, wie
Homopolymere oder Copolymere der Acryl- oder Methacrylsäure, Ester
der Acryl- oder Methacrylsäure,
Polyacrylamid, Polycyanacrylate, und im allgemeinen alle bekannten
synthetischen Polymere, die von der Acryl- oder Methacrylsäure abstammen,
Vinylpolymere und Vinylcopolymere, die von Vinylestern (Vinylpolyacetat)
abstammen, Copolymere aus Ethylen und Vinylacetat.
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Diese Polymeren sind in dem Fluid
in flüssigem
oder superkritischem Zustand, insbesondere dem CO2,
nicht löslich.
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Insbesondere werden die unter der
Handelsbezeichnung Eudragit® durch die Gesellschaft
RÖHM in Verkehr
gebrachten Polymeren erwähnt,
wie die Copolymere der neutralen Acryl- oder Methacrylester, erhalten
durch die Dehydratisierung der wässrigen
Dispersionen (Eudragit® NE 30D und NE 40D), die
Copolymere der Acryl- oder Methacrylester, welche quaternäre Ammoniumgruppen
tragen (Eudragit® RL 100 und RS 100), Copolymere
der Acryl- oder Methacrylester, welche Aminfunktionen tragen (Eu dragit® E
100) oder schließlich Copolymere
der Acryl- oder Methacrylester, welche Carboxylgruppen tragen (Eudragit® L
100 und S 100).
- 3) Biologisch abbaubare Polymere
oder Copolymere der α-Hydroxycarboxylsäuren, insbesondere
Homopolymere und Copolymere der Milch- und Glykolsäuren.
- 4) Poly-ε-Caprolakton
und seine Derivate, Poly-βhydroxybutyrat,
Polyhydroxyvalerat und ihre Copolymeren (β-Hydroxybutyrat-Hydroxyvalerat), Polymaleinsäure.
- 5) Amphiphile Blockpolymere des Polymilchsäure-Polyethylenoxid-Typs.
- 6) Polykondensate, wie Polyamide und Polyester (Polyethylenterephthalat)
und die aus Polyaddition hervorgegangenen Polymeren (Polydimethylsiloxan).
- 7) Polyanhydride, Polyorthoester und Polyphosphazene.
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Diese als wirksame Umhüllungsmittel
ausgewählten
Polymeren weisen eine Molmasse über
103 g/mol, bevorzugt über 2 × 103 g/ml
und im Besonderen zwischen 2 × 103 und 2 × 105 g/mol auf.
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Aktive Substanz
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Die aktive Substanz muss in dem organischem
Lösungsmittel
unlöslich
sein. Von der Vielzahl der Substanzen, die eingehüllt werden
können,
werden einige beispielhaft aufgezählt:
* Pharmazeutische
Produkte: | – antalgische
Substanzen (insbesondere Paracetamol) |
| – antipyretische
Substanzen |
| – Aspirin
und Derivate |
| – Antibiotika |
| – Entzündungshemmer |
| – Antiulcermittel |
| – antihypertensische
Mittel |
| – Neuroleptika |
| – Antidepressiva |
| – Oligonukleotide |
| – Peptide |
| – Proteine |
* Kosmetische
Produkte: | – Selbstbräunungsmittel, |
| Anti-UV-Mittel |
* Agroalimentäre Produkte: | – Vitamine. |
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Diese aktiven Substanzen liegen in
Form eines Pulvers geringer Granulometrie, typischerweise in der Größenordnung
einiger μm,
und im Allgemeinen von 0,1 μm
bis 800 μm,
vor.
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Eine bemerkenswerte Eigenschaft des
erfindungsgemäßen Verfahrens
ist, dass es ausgehend von Partikeln des aktiven Materials mit sehr
variierender Geometrie ausgeführt
werden kann, und sowohl sehr regelmäßige Formen als auch sehr unregelmäßige Formen
mit einschließt.
Das Verfahren kann zur Einkapselung von vollständig kugelförmigen Partikeln, nicht-kugelförmigen Kristallen
oder Mikrokristallen mit sehr regelmäßigen Formen oder auch Partikeln
mit sehr unregelmäßigen Formen
verwendet werden. Dabei kann es sich beispielsweise um Pulver handeln,
die durch Kristallisation, Präzipitation,
Pyrolyse, Verdampfung einer Lösung,
Sprühtrocknung,
erhalten werden, aber auch um Pulver, die aus einer Zerkleinerung,
Granulation, einem Extrusionsverfahren oder allgemein einem mechanischen
Verfahren zur Größenreduzierung
herrühren.
Ebenso können
feste poröse
Partikel durch dieses Verfahren eingekapselt werden. In diesem Fall
beruht eine der Umhüllungseigenschaften
auf der Fähigkeit,
sich genau an die Oberfläche
der Partikel anzupassen, bis in die Poren und Risse der Oberfläche hinein,
denn die Desolvatisierung des Polymeren und seine Präzipitation
oder Kondensation auf der Oberfläche
der Partikel wird genau durch die Menge und die Einführungsbedingungen (Druck,
Temperatur) des CO2 reguliert; die entstandene
Mikrokapsel ist somit gekennzeichnet durch die Abwesenheit von Poren
auf der Oberfläche,
durch die das aktive Material dem äußeren Milieu ausgesetzt werden könnte.
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Lösungsmittel des Polymeren
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Die Auswahl des Lösungsmittels oder der Lösungsmittelmischung
in dem erfindungsgemäßen Verfahren
ist abhängig
von der Natur des Polymeren, welches gelöst werden soll.
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Im Fall von Acrylpolymeren werden
die Ketone (Cyclohexanone), Alkohole (Methanol, Ethanol, Butanol,
Isopropanol, Propylenglykol), Mischungen Wasser/Alkohol, Aceton/Alkohol,
P. G. A. (Polypropylenglykolacetat), und Ester (Ethylacetat) genannt.
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Das Lösungsmittel besitzt im allgemeinen
einen protischen oder aprotischen polaren Charakter, wobei es sich
nicht um ein Trägermittel
des Polymeren in dem CO2 handelt, das heißt, es erhöht nicht
auf signifikante Weise die Löslichkeit
des Polymeren in dem superkritischen CO2.
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Verfahrensprinzip
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Praktischerweise wird das Verfahren
bevorzugt unter Rühren
in einem geschlossenen Reaktor, insbesondere einem Autoklaven, durchgeführt. Das
Kontaktieren des CO2 mit der Suspension
des aktiven Bestandteils, welche das Polymere in Lösung enthält, wird
auf kontrollierte Weise unter Bedingungen nahe dem Gleichgewichtszustand,
ohne plötzliche
Druckänderungen
(Druckminderung), durch Einführung
des CO2 in einen geschlossenen Reaktor,
insbesondere einen Autoklaven, welcher bereits die Suspension enthält, bewirkt.
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Dieser enge Kontakt zwischen dem
CO2 und der Suspension wird entweder durch
CO2 in flüssiger/gasförmiger Form (wobei die Flüssigkeit
mit der Suspension gemischt ist und Partikel der aktiven Substanz benetzt)
oder direkt durch CO2 in superkritischem
Zustand gewährleistet.
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In einer Variante wird die Suspension
mit dem flüssigen
CO2 kontaktiert und anschließend der
Druck und/oder die Temperatur derart erhöht, dass das CO2 in
den superkritischen Zustand überführt wird,
um das Lösungsmittel
zu extrahieren. Bevorzugt liegt die Temperatur des flüssigen CO2 zwischen 20 und 50°C und der Druck zwischen 50 × 105 und 150 × 105 Pa.
Bevorzugt liegt die Temperatur des superkritischen CO2 zwischen 35
und 45 °C
und der Druck zwischen 100 × 105 und 140 × 105 Pa.
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Das Gewicht des Lösungsmittels des Polymeren,
welches in den geschlossenen Reaktor, insbesondere den Autoklaven,
eingeführt
wird, beträgt
mindestens 3 Gew.-% des superkritschen oder flüssigen Fluids, welches zur
Herbeiführung
der Desolvatation des Polymeren verwendet wird, vorzugsweise liegt
es zwischen 3,5 und 25 Gew.-% des Fluids.
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Es kommt zu einer Phasentrennung
mit Koazervation (Präzipitation)
des Polymeren um die Partikel der aktiven Substanz herum und einem Übergang
des Lösungsmittels
in die CO2-Phase.
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Die Erfindung betrifft ebenso neue
Mikrokapseln, welche eine aktive Substanz enthalten, die mit einer deutlich
polaren Polymerschicht umhüllt
sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Polymerschicht eine geringe Oberflächenenergie
aufweist und dass die Mikrokapseln durch das erfindungsgemäße Verfahren
gewonnen werden können.
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Des weiteren sind sie dadurch gekennzeichnet,
dass sich die Polymerschicht an die Oberfläche der Partikel der aktiven
Substanz bis in die inneren Porenräume hinein anschmiegt und die
Mikrokapseln eine Oberfläche
aufweisen, die frei von Poren ist, welche die Partikel der aktiven
Substanz dem äußeren Milieu
aussetzen könnten.
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Diese Mikrokapseln sind in der Tat
aus den folgenden zwei Gründen
an sich neu. In erster Linie weist die Umhüllungsschicht eine Konformation
auf, die sich in mehrfacher Hinsicht unterscheidet. Sie ist gekennzeichnet
durch die Abwesenheit von Poren auf der Oberfläche, die das aktive Material
dem äußeren Milieu aussetzen
könnten
und durch die wesentliche Abwesenheit von polaren Motiven auf der
Oberfläche
der Mikrokapseln. Aus diesem Grund unterscheiden sich diese Mikrokapseln
von denen, die durch das klassische Koazervationsverfahren er halten
werden, welches zuvor beschrieben wurde. Der Ursprung dieser abweichenden Konformation
hängt damit
zusammmen, dass die Desolvatation auf kontrollierte Weise durchgeführt wird,
mittels der Zufuhr einer geeigneten Menge an CO2,
bei gut ausgewählten
Druck- und Temperaturbedingungen, und dass das CO2 einen
wenig polaren Charakter aufweist, was die Orientierung der Gruppierungen
der weniger polaren Polymeren gegen die Partikeloberfläche induziert.
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Ein anderer bemerkenswerter Aspekt
der erfindungsgemäßen Mikrokapseln
ist, dass die Umhüllungsschicht
fast frei von Lösungsmittel
ist. Jedenfalls enthält
sie weniger als 500 ppm Lösungsmittel
und bevorzugt weniger als 300 ppm Lösungsmittel.
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Diese neuen Mikrokapseln liefern
außerdem
aufgrund ihrer geringen Oberflächenenergie
eine sehr wichtige Barrierewirkung, die aus diesem Grund den Abbau
der Umhüllungsschicht
und die Diffusion der aktiven Substanz in das polare Milieu, wie
physiologische Fluids, wässrige
Formulierungen, ... herabsetzt. Die Größe dieser Mikrokapseln variiert
zwischen 10 nm und 1 mm, bevorzugt zwischen 20 nm und 500 μm.
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Der Anteil der aktiven Subtanz beträgt vorteilhafterweise
zwischen 25 und 95 Gew.-%, bevorzugt zwischen 60 und 90 Gew.- %.
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Die Erfindung betrifft gleichermaßen die
Anwendung dieser Mikrokapseln bei der Herstellung von kosmetischen,
pharmazeutischen oder agroalimentären Produkten.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand
der nicht limitierenden Beispiele beschrieben.
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Beispiel 1
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Es werden 40 mg eines Methacrylsäure-Alkylacrylat
und – methacrylat-Copolymeren,
vertrieben durch die Gesellschaft Röhm unter der Bezeichnung Eudragit
L 100®,
in 54 ml absolutem Ethanol gelöst.
In die so erhaltene Lösung
werden 200 mg bo vines Hämoglobin
(HB) von der Gesellschaft Sigma in Suspension gegeben und die Suspension
in einem 1,5-1-Autoklaven plaziert.
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In einem ersten Schritt wird der
Druck auf 80 × 105 Pa angehoben, indem flüssiges CO2 eingeleitet wird,
wobei die Temperatur konstant bei 25°C gehalten wird. Das CO2 bleibt somit im flüssigen Zustand.
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Das flüssige CO2 mischt
sich mit der Suspension, wodurch ein ausreichendes Benetzen des
Hämoglobins
erreicht wird. Das flüssige
CO2 gewährleistet
die fortschreitende Ausfällung
des Polymeren. Durch Erhöhung
des Druckes bis auf 125 × 105 Pa und gleichzeitiges Anheben der Temperatur
auf 40°C
lässt man
das CO2 in den superkritischen Zustand übergehen
(was einer Dichte des CO2 von etwa 0,72
kg/dm3 entspricht), was die Extraktion des
Ethanols erlaubt. Diese Bedingungen werden 15 Minuten lang aufrechterhalten.
Durch Verminderung des Druckes auf 75 × 105 Pa
(damit die superkritische Phase erhalten bleibt) wird die CO2/Ethanol-Mischung in den Abscheider abgeführt, wo
das Ethanol wiedergewonnen und das CO2 in
ein Reservoir zurückgeführt wird.
Es werden 25 ml Ethanol wiedergewonnen. Es werden mehrere aufeinanderfolgende
Zyklen der Einführung
von flüssigem
CO2, Überführung in
den superkritischen Zustand und Abführen der CO2/Ethanol-Mischung
bis zur vollständigen
Eliminierung des Ethanols durchgeführt. Die Druckverminderung
kommt obligatorisch durch die Gasphase zustande, damit das Polymere
nicht in dem verbleibenden Ethanol angereichert wird.
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Nach der Druckverminderungsphase
kann der Vorgang einige Male wiederholt werden, indem wieder CO2 eingeführt
wird, um einen Druck von 125 × 105 Pa und eine Temperatur von 40°C wiederzuerlangen.
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Anschließend kann die CO2/Lösungsmittel-Mischung
druckvermindert und in die Umgebung entlassen und frisches CO2 eingeführt
werden, welches in den superkritischen Zustand gebracht wird, um
das Lösungsmittel
vollständig
zu extrahieren. In die sem Fall beträgt die Temperatur im allgemeinen
zwischen 35 und 45°C und
der Druck zwischen 100 und 140 × 105 Pa.
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In einer Variante kann gleichermaßen die
Suspension direkt mit dem superkritischen CO2 unter
den oben aufgeführten
Bedingungen kontaktiert werden.
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Es werden 230 mg Mikrokapseln mit
einer mittleren Größe von 200
bis 300 μm,
welche 83,3 Gewichtsprozent Hämoglobin
aufweisen, gewonnen, wobei kein Ethanol in dem Autoklaven verbleibt.
Die Mikrokapseln sind wasserabweisend. Tatsächlich kann anhand einer mikroskopischen
Betrachtung beobachtet werden, dass sich das umhüllte Hämoglobin nicht in einem Wassertropfen
auflöst,
während
eine nicht umhüllte
Probe schnell eine rote Verfärbung
des Wassertropfens ergibt.
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Beispiele 2–8
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Es wurden mehrere weitere Essais
unter den gleichen Bedingungen jedoch unter Variieren der Menge an
bovinem Hämoglobin
(HB) und der Menge des Lösungsmittels
durchgeführt,
wobei folgende Ergebnisse erhalten wurden:
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Verifizierung der Qualität der Umhüllung
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Es wird die Auflösungskinetik des mikroeingekapselten
Hämoglobins
in einem Phosphatpuffer mit einem pH-Wert von 7 über einen Zeitraum von 1 Stunde
bei 37°C
mit einem nicht einge kapselten Hämoglobin (Vergleichsprobe
T) verglichen. Aus einem Behälter,
welcher mit einem Rührer
ausgestattet ist, dessen Schaft an einem Papierbeutel befestigt
ist, welcher die zu untersuchende Probe enthält, werden im Verlauf der Zeit Entnahmen
durchgeführt
und die Konzentration der Probe durch Spektrophotometrie im sichtbaren
Bereich (405 nm = λmax von Hämoglobin)
bestimmt. Es wird festgestellt, dass das Eudragit L-100 nicht in
diesem Wellenlängenbereich
absorbiert.
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Die Auflösungskinetik wird mit der verglichen,
die für
das nicht behandelte Hämoglobin
erhaltenen wurde.
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Die Ergebnisse sind in der folgenden
Tabelle nach einer Stunde Auflösung
wiedergegeben.
Probe | HB-Konzentration
(g/l) |
Vergleich
T (Ladestärke
100%) | 0,1763 |
2 | 0,0343 |
3 | 0,019 |
4 | 0,0414 |
5 | 0,0048 |
6 | 0,0009 |
7 | 0,0286 |
8 | 0,0323 |
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Somit wird eine starke Verzögerung der
Freisetzung aufgrund der Umhüllung
beobachtet.
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Diese kinetischen Messungen sind
in der angefügten
Figur wiedergegeben (Konzentration des Hämoglobin/Zeit). Eine Verzögerung der
Auflösung
ist deutlich sichtbar.
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Beispiel 9
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Es werden 4 g des L-Milchsäurehomopolymeren
(PLA) Resomer® L
206 (vertrieben durch BOEHRINGER-INGELHEIM) in 130 ml Dichlormethan
gelöst.
Zu der so erhaltenen Lösung
werden 8 g pulverförmiges bovines
Serumalbumin (BSA) (vertrieben von der Gesellschaft SIGMA) in Suspension
gegeben.
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Durch Einführen von flüssigem CO2 wird
der Druck auf 80 × 105 Pa angehoben, wobei die Temperatur bei
25°C gehalten
wird. Das CO2 wird so in flüssigem Zustand
gehalten.
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Das flüssige CO2 mischt
sich mit der Suspension und führt
zu der fortschreitenden Ausfällung
des Polymeren. Durch Anheben des Druckes auf 90 × 105 Pa
und gleichzeitiges Erhöhen
der Temperatur auf 40°C wird
das CO2 in den superkritischem Zustand überführt, was
ein Extrahieren des Dichlormethans erlaubt.
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Diese Bedingungen werden 30 Minuten
lang aufrechterhalten. Die CO2/Dichlormethan-Mischung
wird in den Abscheider abgelei tet, wo das Dichlormethan wiedergewonnen
und das zurückgeführte CO2 in ein Reservoir überführt wird. Es werden mehrere
aufeinanderfolgende Zyklen der Einführung von CO2, Überführung in
den superkritischen Zustand und Ableiten der CO2/Dichlormethan-Mischung
bis zum vollständigen
Eliminieren des Dichlormethans durchgeführt.
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In dem Autoklaven werden 11,2 g Mikrokapseln
in Form des trockenen Pulvers mit einer mittleren Größe von etwa
50 μm gewonnen.
Die quantitative Analyse des Dichlormethans durch Gasphasenchromatographie,
welche nach basischer Hydrolyse (1N NaOH) in Gegenwart von Isopropylchlorid
als internem Vergleich durchgeführt
wurde, zeigt, dass der Anteil des in den Mikrokapseln verbliebenen
Dichlormethans weniger oder gleich 300 ppm (bezogen auf das Polymere)
beträgt.
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Durch Wiederauflösen der erhaltenen Mikrokapseln
in Dichlormethan wird der in den Kapseln enthaltene BSA-Anteil bestimmt:
dieser Anteil betrug 68 Gew.-% (bezogen auf das Gesamtgewicht der
Mikrokapseln).