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Verfahren zur Herstellung von Kunstleder Die Erfindung betrifft ein
Verfahren zur Herstellung von Kunstleder unter Verwendung einer Mischung aus Kautschuk
und Chlorkautschuk. Bei den bekannten Verfahren zur Herstellung von Kunstledern
mit den üblichen Kautschukmischungen zeigt sich der Übelstand, daß diese Mischungen
sich schlecht prägen lassen. Man hat diesen Mangel dadurch zu beheben versucht,
daß man den Kautschukmischungen möglichst viel Füllstoffe mineralischer Natur oder
auch in der Wärme erweichende Stoffe, z. B. Pech, Asphalt u. dgl., einverleibte,
wodurch jedoch die Prägbarkeit der Kautschukmischung nur in geringem Maße gesteigert
wurde. Man hat ferner versucht, diesen Mangel dadurch zu beseitigen, daß man die
Prägung vor der Vulkanisation vornahm. Aber auch diese Maßnahme ergibt nicht den
angestrebten Erfolg, denn wenn auch im Augenbilck der Prägung die künstliche Narbung
in der plastischen Masse je nach Art der Kautschukmischung stärkerüder schwächer
wahrnehmbar ist, so gehen die im Anfang vielleicht recht tiefen Eindrücke nach und
nach wieder zurück und büßen an Schärfe ein. Ein weiterer Mangel bei der Verwendung
bekannter Kautschukmischungen ist darin zu erblicken, daß die daraus hergestellten
Kunstleder die elastischen Eigenschaften des Kautschuks beibehalten.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung !ergibt ein Kunstlederprodukt, das
eine lederähnlichere Beschaffenheit aufweist als die nach den bekannten Verfahren
hergestellten Erzeugnisse. Das Wesen der Erfindung besteht darin, daß zur Herstellung
des Kunstleders eine Mischung aus Kautschuk und Chlorkautschuk verwendet wird.
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Beim Verfahren gemäß der Erfindung haben Versuche gezeigt, daß an
Kautschukmischungen die Herstellung von Ledernarben ähnlichen Prägungen in einwandfreier
Form hergestellt werden können, ohne daß ein Nachlassen der Prägung eintritt, ferner
daß die bei Kautschukmassen im Vergleich zu Leder- und Kunstledermassen störende
Elastizität erheblich verringert ist.
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Je nach Art der sonstigen Beimischungen wird im allgemeinen ein Zusatz
von i o a'o Chlorkautschuk zur Erreichung einer guten Prägung genügen. Bei stark
rußhaltigen Mischungen ist bereits die Hälfte ausreichend. Man kann aber auch den
Zusatz an Chlorkautschuk unbedenklich auf 3ooro und mehr erhöhen. Man kann somit
durch die @entsprechende Beimischung von Chlorkautschuk der Kautschukmischung verschiedene
Härtegrade geben, um eine günstige Nachahmung von Leder zu erzielen. Man kann dabei
pragbare Kautschukmischungen mit beinahe 70 Volumenprozent Kautschuk erzeugen
und damit sehr hochwertige Erzeugnisse herstellen. Ein weiterer Vorteil ist die
Farblosigkeit des als Zusatz verwendeten Chlorkautschuks. Dadurch lassen sich kautschukhaltige
Kunstledererzeugniss:e in allen Farben herstellen.
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Der Zusatz des Chlorkautschuks zu Kautschukmischungen hat noch den
weiteren Vorteil,
daß das daraus hergestellte Kunstleder noch mit
einem äußeren Celluloselackaufstrich versehen 'werden kann.
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Während nun für diese Zwecke der Prägung i ein Zusatz von ioo/o Chlorkautschuk
zu üeff;. Kautschukmischungen im allgemeinen aü#I reichend ist, genügt diese Menge
für die Haftfähigkeit des Cejiuloselackes auf den Kautschukmischungen noch nicht.
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Bekanntlich wirkt Kautschuk gegenüber dem Celluloselack abweisend,
während Chlorkautschuk eine Verbindung mit Celluloselack eingeht. Es muß daher für
diesen Zweck Chlorkautschuk der Kautschukmischung in den Mengen zugesetzt werden,
daß eine Benetzung der Kautschukteilchen mit Chlorkautschukteilchen eintritt, d.
h. daß die ersteren von den letzteren umgeben sind.
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Durch Versuche sind 6o% Chlorkautschuk des Rohkautschukgehaltes der
Mischung als ausreichend ermittelt worden. Man kann jedoch die Hälfte dieser Menge
ersetzen durch Weichmachungsmittel, wie sie bei Celluloselacken auch verwendet werden
und die für Kautschukmischungen geeignet sind, wie z. B. Ricinusöl, Leinöl u. dgl.
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Die Vulkanisation der mit Chlorkautschuk versetzten Kautschukmischungen
kann nach den bei der Kautschukvulkanisation üblichen Methoden ausgeführt werden.
Bei dünnen Auflageschichten wählt man die Kaltvulkanisation, bei dickeren die Heißvulkanisation,
und bei noch stärkeren Schichten beide. Die Einverleibung des Chlorkautschuks in
die Kautschukmischungen kann durch Auflösen des ersteren in wenig Benzol oder durch
Aufläsen in den mitzuverwendenden Ölen bzw. Weichmachen und Zugabe der Herstellung
der Kautschukmischungen erfolgen.
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Z. B. verwendet man eine Mischung aus 25 Teilen Rohkautschuk, 15 Teilen
Chlorkautschuk, 5 Teilen RlcinuSÖ1, 25 Teilen Gasruß, 3 Teilen Vulkanisiermittel.
Diese Mischung wird auf einer mit Kaut-
schuklösung vorgestrichenen Baumwollstoff
als 0,2 mm starke Folie aufkalandert und vulkanisiert, im kalten Zustand einwandfrei
geprägt ,. und, nochmals an der Oberfläche mit einer Lösung von Chlorschwefel in
Benzin leicht nachvulkanisiert. Ein aufgestrichener Nitnocelluloselack zeigt schon
nach einer Viertelstunde auch nicht die Spur einer Beschädigung beim Reiben oder
Biegen.
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Es ist ferner möglich, die chlorkautschnkhaltige Kautschukmischung
nur als Film auf eine gewöhnliche Kautschukmischung aufzulegen, der gegebenenfalls
gefärbt sein kann. Z. B. verwendet man einen Film folgender Zusammensetzung:
5o Teile Rohkautschuk, |
3o Teile Chlorkautschuk, |
i o Teile Weichmacher, z. B. Ricinusöl, Lein- |
öl usw., - |
i o Teile Farbstoffe und sonstige Zusatzmit- |
tel für Heißvulkanisation, |
i oo Teile. |
Der Film kann kalt vulkanisiert werden, aber auch erst heiß und nochmals kalt hinterher.
Er kann auch auf bereits vulkanisierte Mischungen nachträglich aufgetragen und kalt
aufvulkanisicrt werden. Die besten Resultate werden durch Warmvulkanisation und
anschließende leichte Kaltvulkanisation erreicht.