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Die
vorliegende Erfindung betrifft bestimmte heterocyclische Verbindungen,
Verfahren und Zwischenprodukte zu ihrer Herstellung, pharmazeutische
Zusammensetzungen, die die Verbindungen enthalten, und ihre Verwendung
bei der Therapie.
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Chemokine
spielen eine wichtige Rolle bei der Immun- und Entzündungsantwort bei verschiedenen
Krankheiten und Störungen,
einschließlich
Asthma und allergischen Krankheiten sowie Autoimmunpathologien,
wie rheumatoider Arthritis und Atherosklerose. Bei diesen kleinen
sezernierten Molekülen handelt
es sich um eine wachsende Superfamilie von Proteinen mit einem Molekulargewicht
von 8–14
kDa, die durch ein Strukturmotiv mit vier konservierten Cysteinen
gekennzeichnet ist. Gegenwärtig
umfaßt
die Chemokin-Superfamilie
drei Gruppen mit charakteristischen Strukturmotiven, nämlich die Cys-X-Cys-Familie
(C-X-C-Familie),
die Cys-Cys-Familie (C-C-Familie) und die Cys-X3-Cys-Familie (C-X3-C-Familie. Die C-X-C-Familie und die C-C-Familie ähneln sich
in ihrer Sequenz und unterscheiden sich voneinander durch Einschub
einer einzigen Aminosäure
zwischen den beiden NH-proximalen Cysteinresten. Die C-X3-C-Familie unterscheidet sich von den beiden
anderen Familien durch Einschub von drei Aminosäuren zwischen den beiden NH-proximalen
Cysteinresten.
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Zu
den C-X-C-Chemokinen gehören
mehrere hochwirksame Chemoattraktantien und Aktivatoren von Neutrophilen,
wie Interleukin-8 (IL-8) und Neutrophile aktivierendes Peptid 2
(NAP-2).
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Zu
den C-C-Chemokinen gehören
hochwirksame Chemoattraktantien für Monozyten und Lymphozyten,
aber nicht für
Neutrophile, wie beispielsweise humanes MCP- 1, MCP-2 und MCP-3 (MCP = Monocyte Chemotactic
Protein), RANTES (Regulated on Activation, Normal T Expressed and
Secreted), Eotaxin sowie MIP-1α und
MIP-1β (MIP = Macrophage
Inflammatory Protein).
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Das
C-X3-C-Chemokin (das auch als Fractalkin
bekannt ist) ist ein hochwirksames Chemoattraktans für und ein
Aktivator von Mikroglia im Zentralnervensystem (ZNS) sowie für bzw. von
Monozyten, T-Zellen, NK-Zellen und Mastzellen.
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Bei
Studien hat sich gezeigt, daß die
Wirkungen der Chemokine durch Unterfamilien von G-Protein-gekoppelten
Rezeptoren vermittelt werden, zu denen unter anderem die Rezeptoren
mit der Bezeichnung CCR1, CCR2, CCR2A, CCR2B, CCR3, CCR4, CCR5,
CCR6, CCR7, CCR8, CCR9, CCR10 und CCR11 (für die C-C-Familie), CXCR1,
CXCR2, CXCR3, CXCR4 und CXCR5 (für
die C-X-C-Familie) und CX3CR1 für die C-X3-C-Familie gehören. Diese Rezeptoren stellen
gute Ziele für
die Arzneistoffentwicklung dar, da Mittel, die diese Rezeptoren
modulieren, zur Verwendung bei der Behandlung von Störungen und
Krankheiten wie den oben beschriebenen geeignet wären.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind daher Verbindungen der Formel (I)
oder pharmazeutisch unbedenkliche Salze oder Solvate davon:
worin:
A für eine Gruppe
der Formel (a) oder (b):
steht;
R
1 für eine C
3-C
7-carbocyclische,
C
1-C
8-Alkyl-, C
2-C
6-Alkenyl- oder C
2-C
6-Alkinylgruppe steht, die gegebenenfalls
durch eine oder mehrere, unabhängig
voneinander unter Halogenatomen, -OR
4, -NR
5R
6, -CONR
5R
6, -COOR
7, -NR
8COR
9, -SR
10, -SO
2R
10, -SO
2NR
5R
6,
-NR
8SO
2R
9, einer Phenyl- oder Naphthylgruppe oder
einer Heteroarylgruppe aus einem 5- oder 6-gliedrigen aromatischen Ring mit einem
oder mehreren, unter N, S und O ausgewählten Heteroatomen ausgewählte Substituentengruppen substituiert
ist, wobei die die beiden letztgenannten Gruppen selbst gegebenenfalls
durch einen oder mehrere, unabhängig
voneinander unter Halogenatomen, Cyano-, Nitro-, -OR
4-,
-NR
5R
6-, -CONR
5R
6-, -COOR
7-, -NR
8COR
9-, -SR
10-, -SO
2R
10-, -SO
2NR
5R
6-, -NR
8SO
2R
9-,
C
1-C
6-Alkyl- und
Trifluormethylgruppen ausgewählte
Substituenten substituiert sind;
R
2 und
R
3 jeweils unabhängig voneinander für ein Wasserstoffatom
oder eine C
3-C
7-carbocyclische, C
1-C
8-Alkyl-, C
2-C
6-Alkenyl- oder C
2-C
6-Alkinylgruppe stehen, wobei die letztgenannten
vier Gruppen gegebenenfalls durch eine oder mehrere, unabhängig voneinander
unter:
- (a) Halogenatomen, -OR4,
-NR5R6, -CONR5R6, -COOR7, -NR8COR9, -SR10, -SO2R10, -SO2NR5R6, -NR8SO2R9,
- (b) einem 3- bis 8-gliedrigen Ring, der gegebenenfalls ein oder
mehrere, unter O, S und NR8 ausgewählte Atome
enthält
und selbst gegebenenfalls durch C1-C3-Alkyl oder Halogen substituiert ist, oder
- (c) einer Phenyl- oder Naphthylgruppe oder einer Heteroarylgruppe
aus einem 5- oder 6-gliedrigen aromatischen
Ring mit einem oder mehreren, unter N, S und O ausgewählten Heteroatomen,
wobei diese Gruppen jeweils gegebenenfalls durch einen oder mehrere,
unabhängig
voneinander unter Halogenatomen, Cyano-, Nitro-, -OR4-, -NR5R6-, -CONR5R6-, -NR8COR9-, -SO2NR5R6-, -NR8SO2R9-,
C1-C6-Alkyl- und Trifluormethylgruppen
ausgewählte
Substituenten substituiert sein können,
ausgewählte Substituentengruppen
substituiert sein können;
R4 für
Wasserstoff, C1-6-Alkyl oder eine Phenylgruppe steht,
wobei die beiden letztgenannten Gruppen gegebenenfalls durch eine
oder mehrere, unabhängig voneinander
unter Halogenatomen, Phenyl, -OR11 oder
-NR12R13 ausgewählte Substituentengruppen substituiert
sein können;
R5 und R6 unabhängig voneinander
für ein
Wasserstoffatom oder eine C1-C6-Alkyl-
oder Phenylgruppe stehen, wobei die beiden letztgenannten Gruppen gegebenenfalls
durch eine oder mehrere, unabhängig
voneinander unter Halogenatomen, Phenyl, -OR14 und
-NR15R16, -CONR15R16, -NR15COR16, -SONR15R16 oder NR15SO2R16 ausgewählte Substituentengruppen
substituiert sein können,
oder
R5 und R6 gemeinsam
mit dem Stickstoffatom, an das sie gebunden sind, ein 4- bis 7-gliedriges
gesättigtes heterocyclisches
Ringsystem bilden, welches gegebenenfalls ein weiteres, unter Sauerstoff-
und Stickstoffatomen ausgewähltes
Heteroatom enthält
und gegebenenfalls durch eine oder mehrere, unabhängig voneinander
unter Phenyl, -OR14, -COOR14, -NR15R16, -CONR15R16, -NR15COR16, -SONR15R16, -NR15SO2R16 oder
C1-C6-Alkyl, welches
selbst gegebenenfalls durch einen oder mehrere, unabhängig voneinander
unter Halogenatomen und -NR15R16- und
-OR17-Gruppen ausgewählte Substituenten substituiert
ist, ausgewählte
Substituentengruppen substituiert sein kann;
R10 für eine C1-C6-Alkyl- oder
Phenylgruppe steht, die jeweils gegebenenfalls durch eine oder mehrere,
unabhängig
voneinander unter Halogenatomen, Phenyl, -OR17 und
-NR15R16 ausgewählte Substituentengruppen
substituiert sein können;
X
für CH
oder CCN steht,
Y für
N oder CR18 steht und
R7,
R8, R9, R11, R12, R13, R14, R15, R16, R17 und R18 jeweils
unabhängig
voneinander für
ein Wasserstoffatom oder eine C1-C6-Alkyl- oder Phenylgruppe stehen.
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Im
Rahmen der vorliegenden Beschreibung kann eine Alkyl- oder Alkenylgruppe
bzw. eine Alkyl- oder Alkenylgruppierung in einer Substituentengruppe
linear oder verzweigt sein, sofern nicht anders vermerkt.
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Beispiele
für Heteroarylgruppen
sind Pyridin, Pyrimidin, Thiazol, Oxazol, Pyrazol, Imidazol, Furan.
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Bestimmte
Verbindungen der Formel (I) können
in stereoisomeren Formen existieren. Die Erfindung umfaßt selbstverständlich alle
geometrischen und optischen Isomere der Verbindungen der Formel (I)
und Gemische davon, einschließlich
Racematen. Tautomere und Gemische davon bilden ebenfalls einen Aspekt
der vorliegenden Erfindung.
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Zweckmäßigerweise
steht die Gruppe R1 für eine C3-C7-carbocyclische,
C1-C8-Alkyl-, C2-C6-Alkenyl- oder
C2-C6-Alkinylgruppe, die
gegebenenfalls durch eine oder mehrere, unabhängig voneinander unter Halogenatomen,
-OR4, -NR5R6, -CONR5R6, -COOR7, -NR8COR9, -SR10, -SO2R10, -SO2NR5R6, -NR8SO2R9 oder einer Aryl-
oder Heteroarylgruppe ausgewählte
Substituentengruppen substituiert ist, wobei die Aryl- oder Heteroarylgruppe
gegebenenfalls durch einen oder mehrere, unabhängig voneinander unter Halogenatomen,
Cyano-, Nitro-, -OR4-, -NR5R6-, -CONR5R6-, -COOR7-, -NR8COR9-, -SR10-, -SO2R10-, -SO2NR5R6-, -NR8SO2R9-,
C1-C6-Alkyl- und Trifluormethylgruppen
ausgewählte
Substituenten substituiert ist. Besonders vorteilhaft sind diejenigen Verbindungen
der Formel (I), in denen R1 für eine gegebenenfalls
substituierte Benzylgruppe steht. Besonders bevorzugt steht R1 für
gegebenenfalls durch eine oder mehrere C1-C6-Alkyl-
oder C1-C6-Alkoxygruppen
oder ein oder mehrere Halogenatome substituiertes Benzyl, insbesondere
durch zwei Fluoratome substituiertes Benzyl.
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Vorzugsweise
steht eine der Gruppen R2 und R3 für Wasserstoff
und die andere für
durch Hydroxy und eine oder mehrere Methyl- oder Ethylgruppen substituiertes
C1-C8-Alkyl. Besonders
bevorzugt steht eine der Gruppen R2 und
R3 für
Wasserstoff und die andere für
CH(CH3)CH2OH, CH(Et)CH2OH, C(CH3)2CH2OH oder CH(CH2OH)2. Wenn eine
der Gruppen R2 und R3 für Wasserstoff
und die andere für CH(CH3)CH2OH oder CH(Et)CH2OH steht, liegen die resultierenden Verbindungen
der Formel (I) vorzugsweise in Form des (R)-Isomers vor. Ganz besonders bevorzugt
steht eine der Gruppen R2 und R3 für Wasserstoff
und die andere für
CH(CH3)CH2OH.
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Zweckmäßigerweise
steht X in Formel (b) für CH
oder CCN und Y für
N oder CR18. Vorzugsweise steht X für CH und
Y für N.
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Besonders
bevorzugte erfindungsgemäße Verbindungen
sind u.a.:
5-[[(2,3-Difluorphenyl)methyl]thio]-7-[[(1R)-2-hydroxy-1-methylethyl]amino]-thiazolo[4,5-d]pyrimidin-2(3H)-thion,
2-[[(2,3-Difluorphenyl)methyl]thio]-4-[[(1R)-2-hydroxy-1-methylethyl]amino]-7(8H)-pteridinthion
und
pharmazeutisch unbedenkliche Salze davon.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung
einer Verbindung der Formel (I), bei dem man:
- (a)
eine Verbindung der Formel (IIA): worin R1,
R2 und R3 die unter
Formel (I) angegebene Bedeutung besitzen oder für geschützte Derivate davon stehen
und L für
eine Abgangsgruppe steht, mit einem Metallhydrogensulfid behandelt,
oder
- (b) eine Verbindung der Formel (IIB): worin R1,
R2 und R3 die unter
Formel (I) angegebene Bedeutung besitzen oder für geschützte Derivate davon stehen,
mit einem Thiierungsmittel behandelt und gegebenenfalls nach Verfahren
(a) oder (b):
- • jegliche
Schutzgruppen abspaltet;
- • ein
pharmazeutisch unbedenkliches Salz herstellt.
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Die
Umsetzung von Verbindungen der Formel (IIA) mit einem Metallhydrogensulfid
kann in einem Lösungsmittel,
wie DMSO, bei einer Temperatur zwischen 0°C und 100°C durchgeführt werden. Geeignete Abgangsgruppen
L sind u.a. Halogen, insbesondere Chlor oder Brom, und ein geeignetes
Metallhydrogensulfid ist Natriumhydrogensulfid.
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Die
Umsetzung von Verbindungen (IIB) mit einem Thiierungsmittel kann
in einem Lösungsmittel, wie
Dioxan, unter Rückfluß durchgeführt werden.
Ein geeignetes Thiierungsmittel ist Lawesson-Reagenz.
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Verbindungen
der Formel (IIA), worin R1, R2 und
R3 die unter Formel (I) angegebene Bedeutung besitzen
und L für
eine Abgangsgruppe steht, können aus
Verbindungen der Formel (IIA), worin R1,
R2 und R3 die oben
angegebene Bedeutung besitzen und L für NH2 steht,
durch Behandlung mit Natriumnitrit und wäßriger Mineralsäure bei
einer Temperatur zwischen 0°C
und Raumtemperatur hergestellt werden. Als Säure eignet sich u.a. Salzsäure.
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Verbindungen
der Formel (IIA), worin R
1, R
2 und
R
3 die unter Formel (I) angegebene Bedeutung besitzen
und L für
NH
2 steht, können durch Behandlung einer
Verbindung (III):
worin R
1 die
unter Formel (I) angegebene Bedeutung besitzt und L für eine Abgangsgruppe,
wie Chlor, steht, mit einem Amin HNR
2R
3, worin R
2 und R
3 die unter Formel (I) angegebene Bedeutung
besitzen, hergestellt werden. Die Umsetzung kann in einem Lösungsmittel,
wie N-Methylpyrrolidin,
bei einer Temperatur zwischen 0°C
und 150°C
durchgeführt
werden.
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Verbindungen
der Formel (III), worin R1 die unter Formel
(I) angegebene Bedeutung besitzt und L für ein Halogen steht, können durch
Behandlung einer Verbindung der Formel (III), worin R1 die
unter Formel (I) angegebene Bedeutung besitzt und L für eine Hydroxylgruppe
steht, mit einem Halogenierungsmittel, wie Phosphoroxidchlorid,
hergestellt werden. Die Umsetzung kann in Gegenwart von Dimethylanilin
unter Rückfluß durchgeführt werden.
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Verbindungen
der Formel (III), worin R1 die unter Formel
(I) angegebene Bedeutung besitzt und L für eine Hydroxylgruppe steht,
können
entweder durch Behandlung einer Verbindung der Formel (IV) mit einer
Verbindung der Formel R1X, worin R1 die oben angegebene Bedeutung besitzt und
X für eine Abgangsgruppe,
wie Bromid, steht, in Gegenwart einer Base, wie Kalium-tert.- butoxid, in einem
inerten Lösungsmittel,
wie DMSO, bei Umgebungstemperatur hergestellt werden.
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Verbindungen
der Formel (IIB), worin R
1, R
2 und
R
3 die unter Formel (I) angegebene Bedeutung besitzen,
können
durch Behandlung einer Verbindung der Formel (V):
worin R
1 die
unter Formel (I) angegebene Bedeutung besitzt und L für eine Abgangsgruppe,
wie Brom, steht, mit einem Amin HNR
2R
3, worin R
2 und R
3 die unter Formel (I) angegebene Bedeutung
besitzen, hergestellt werden. Die Umsetzung kann in einem Lösungsmittel,
wie N-Methylpyrrolidin,
bei einer Temperatur zwischen 0°C
und 150°C
durchgeführt
werden.
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Verbindungen
der Formel (V), worin R1 die unter Formel
(I) angegebene Bedeutung besitzt und L für eine Abgangsgruppe, wie Brom,
steht, können durch
Behandlung einer Verbindung der Formel (V), worin R1 die
oben angegebene Bedeutung besitzt und L für NH2 steht,
mit einem Diazotierungsmittel, wie Isoamylnitrit, in Gegenwart eines
Halogenierungsmittels, wie Bromoform, hergestellt werden. Die Umsetzung
kann in einem Lösungsmittel,
wie DMSO, bei einer Temperatur zwischen 0°C und 150°C durchgeführt werden.
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Verbindungen
der Formel (V), worin R
1 die unter Formel
(I) angegebene Bedeutung besitzt und L für NH
2 steht,
können
durch Behandlung einer Verbindung der Formel (VI):
worin R
1 und
L die oben angegebene Bedeutung besitzen, mit Ethylglyoxylat in
Gegenwart einer Base, wie Natriummethoxid, in einem Lösungsmittel,
wie Methanol, bei Raumtemperatur hergestellt werden.
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Verbindungen
der Formel (VI), worin R1 die unter Formel
(I) angegebene Bedeutung besitzt und L für NH2 steht,
können
durch Behandlung einer Verbindung der Formel (VII), worin R1 und L die oben angegebene Bedeutung besitzen,
mit einem Reduktionsmittel, wie Natriumhydrogensulfid, hergestellt werden.
Die Umsetzung kann in einem Lösungsmittel,
wie Wasser, unter Rückfluß durchgeführt werden.
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Verbindungen
der Formel (VII), worin R1 die unter Formel
(I) angegebene Bedeutung besitzt und L für NH2 steht,
können
durch Behandlung einer Verbindung der Formel (VIII), worin R1 und L die oben angegebene Bedeutung besitzen,
mit einem Nitrosierungsmittel, wie Natriumnitrit, hergestellt werden.
Die Umsetzung kann in einem Lösungsmittel,
wie wäßriger Essigsäure, bei
einer Temperatur zwischen 0°C und
100°C durchgeführt werden.
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Verbindungen
der Formel (VIII), worin R1 die unter Formel
(I) angegebene Bedeutung besitzt und L für NH2 steht,
können
durch Behandlung einer Verbindung der Formel (IX) mit einer Verbindung
der Formel R1X, worin R1 die
oben angegebene Bedeutung besitzt und X für eine Abgangsgruppe, wie Bromid,
steht, in Gegenwart einer Base, wie Kalium-tert.-butoxid, hergestellt
werden. Die Umsetzung kann in einem Lösungsmittel, wie DMSO, bei
Raumtemperatur durchgeführt
werden.
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Verbindungen
der Formel (IV) und (IX) sind entweder im Handel erhältlich oder
in der Literatur gut bekannt.
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Wie
für den
Fachmann leicht ersichtlich ist, müssen bei den erfindungsgemäßen Verfahren
bestimmte funktionelle Gruppen, wie Hydroxyl- oder Aminogruppen,
in den Edukten oder Zwischenverbindungen möglicherweise durch Schutzgruppen
geschützt
werden. Somit kann die Herstellung der Verbindungen der Formel (I)
die Abspaltung einer oder mehrerer Schutzgruppen in einer geeigneten
Stufe umfassen. Eine vollständige
Beschreibung der Schützung
und Entschützung
funktioneller Gruppen findet sich in „Protective Groups in Organic
Chemistry", Herausgeber
J. W. F. McOmie, Plenum Press (1973), und „Protective Groups in Organic
Synthesis", 2. Auflage,
T. W. Greene & P.
G. M. Wuts, Wiley-Interscience
(1991).
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Die
Verbindungen der obigen Formel (I) können in ein pharmazeutisch
unbedenkliches Salz oder Solvat davon, vorzugsweise ein Basenadditionssalz, wie
z.B. ein Natrium-, Kalium-, Calcium-, Aluminium-, Lithium-, Magnesium-,
Zink-, Benzathin-, Chlorprocain-, Cholin-, Diethanolamin-, Ethanolamin-,
Ethyldiamin-, Meglumin-, Tromethamin- oder Procainsalz, oder ein
Säureadditionssalz,
wie z.B. ein Hydrochlorid, Hydrobromid, Phosphat, Acetat, Fumarat,
Maleat, Tartrat, Citrat, Oxalat, Methansulfonat oder p-Toluolsulfonat,
umgewandelt werden.
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Die
Verbindungen der Formel (I) haben Wirkung als Pharmazeutika, insbesondere
als Modulatoren der Aktivität
von Chemokinrezeptoren (insbesondere CXCR2), und können bei
der (therapeutischen oder prophylaktischen) Behandlung von Beschwerden/Krankheiten
bei Menschen und Tieren verwendet werden, die durch übermäßige oder
unregulierte Produktion von Chemokinen verschlimmert oder verursacht
werden. Beispiele für
derartige Beschwerden/Krankheiten sind:
- (1)
(Atemwege) Obstruktive Atemwegserkrankungen einschließlich chronischer
obstruktiver Lungenerkrankung (COPD); Asthma, wie z.B. Bronchialasthma,
allergisches Asthma, Intrinsic-Asthma,
Extrinsic-Asthma und stauballergisches Asthma, insbesondere chronisches
oder inveteriertes Asthma (z.B. Spätasthma und Überreaktion
der Atemwege); Bronchitis; akute, allergische, atrophische Rhinitis
und chronische Rhinitis einschließlich Rhinitis caseosa, hypertrophischer Rhinitis,
Rhinitis purulenta, Rhinitis sicca und Rhinitis medicamentosa; membranöse Rhinitis
einschließlich
kruppöser,
fibrinöser
und pseudomembranöser
Rhinitis und scrofulöser
Rhinitis; saisonale Rhinitis einschließlich Rhinitis nervosa (Heuschnupfen)
und vasomotorischer Rhinitis; Sarkoidose, Drescherkrankheit und
verwandte Krankheiten, Lungenfibrose und idiopathische interstitielle
Pneumonie;
- (2) (Knochen und Gelenke) rheumatoide Arthritis, seronegative
Spondyloarthropathien (einschließlich Spondylitis ankylosans,
Arthritis psoriatica und Reiter-Krankheit), Behcet-Krankheit, Sjögren-Syndrom und systemische
Sklerose;
- (3) (Haut) Psoriasis, atopische Dermatitis, Kontaktdermatitis
und andere Arten von Ekzemen, seborrhoische Dermatitis, Lichen planus,
Pemphigus, bullöser
Pemphigus, Epidermolysis bullosa, Urticaria, Angioödeme, Gefäßentzündungen,
Erytheme, cutane Eosinophilien, Uveitis, Alopecia areata und Frühjahrskonjunktivitis;
- (4) (Magen-Darm-Trakt) Zöliakie,
Proctitis, eosinophile Gastroenteritis, Mastozytose, Morbus Crohn,
Colitis ulcerosa, nahrungsbedingte Allergien mit Wirkung auf darmferne
Stellen, z.B. Migräne,
Rhinitis und Ekzem;
- (5) (Zentrales und peripheres Nervensystem) neurodegenerative
Krankheiten und Demenz-Erkrankungen,
z.B. Alzheimer-Krankheit, amyotrophische Lateralsklerose und andere
Erkrankungen der motorischen Nervenzellen, Creutzfeldt-Jacob- Krankheit und andere
Prionenkrankheiten, HIV-Encephalopathie
(AIDS-Demenz-Komplex), Chorea Huntington, frontotemporale Demenz,
Lewy-Körperchen-Demenz
und vaskuläre
Demenz; Polyneuropathien, z.B. Guillain-Barré-Syndrom, chronische entzündliche
demyelinisierende Polyradikuloneuropathie, multifokale Motorneuropathie,
Plexopathien; ZNS-Demyelinisierung, z.B. multiple Sklerose, akute
disseminierte/hämorrhagische
Encephalomyelitis und subakute sklerotisierende Panencephalitis; neuromuskuläre Erkrankungen,
z.B. Myasthenia gravis und Lambert-Eaton-Syndrom; Rückenmarkserkrankungen,
z.B. tropische spastische Paraparese und Stiff-Man-Syndrom; paraneoplastische
Syndrome, z.B. Kleinhirndegeneration und Encephalomyelitis; ZNS-Trauma;
Migräne und
Schlaganfall;
- (6) (Andere Gewebe und systemische Krankheiten) Atherosklerose,
AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrome), Lupus erythematodes,
systemischer Lupus erythematodes, Hashimoto-Thyroiditis, Typ-I-Diabetes, nephrotisches
Syndrom, Eosinophilia fascitis, Hyper-IgE-Syndrom, lepromatöse Lepra
und idiopathische thrombozytopenische Purpura, postoperative Adhäsionen und Sepsis;
- (7) (Allograft-Abstoßung)
akut und chronisch, beispielsweise nach Transplantation von Niere, Herz,
Leber, Lunge, Knochenmark, Haut und Hornhaut; und chronische Graft-Versus-Host-Reaktion;
- (8) Krebs, insbesondere nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom
(NSCLC), maligne Melanome, Prostatakrebs und Plattenepithelsarkom,
und Tumormetastase;
- (9) Krankheiten, bei denen die Angiogenese mit erhöhten CXCR2-Chemokin-Spiegeln
assoziiert ist (z.B. NSCLC, diabetische Retinopathie);
- (10) Zystische Fibrose, Reperfusionsverletzungen in Herz, Gehirn,
peripheren Gliedmaßen
und anderen Organen;
- (11) Verbrennungswunden und chronische Hautgeschwüre;
- (12) Krankheiten des Fortpflanzungssystems (z.B. Ovulations-,
Menstruations- und Implantationsstörungen, vorzeitige Wehen, Endometriose).
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist demgemäß eine Verbindung der Formel
(I) oder ein pharmazeutisch unbedenkliches Salz oder Solvat davon
gemäß obiger
Definition zur Verwendung bei der Therapie.
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Vorzugsweise
werden die erfindungsgemäßen Verbindungen
zur Behandlung von Krankheiten verwendet, bei denen der Chemokinrezeptor
zur CXC-Chemokinrezeptor-Unterfamilie gehört; besonders bevorzugt wird
auf den CXCR2-Chemokinrezeptor
abgezielt.
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Besondere
Erkrankungen, die sich mit den erfindungsgemäßen Verbindungen behandeln
lassen, sind Psoriasis, rheumatoide Arthritis und Krankheiten, bei
denen die Angiogenese mit erhöhten
Konzentrationen an CXCR2-Chemokinen
assoziiert ist, und COPD. Vorzugsweise werden die erfindungsgemäßen Verbindungen
zur Behandlung von rheumatoider Arthritis verwendet.
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Gemäß einer
weiteren Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung können bestimmte
Verbindungen der Formel (I) zur Verwendung als Antagonisten des
CX3CR1-Rezeptors geeignet sein. Es wird erwartet, daß derartige
Verbindungen sich insbesondere zur Verwendung bei der Behandlung
von Erkrankungen im zentralen und peripheren Nervensystem und anderen
Beschwerden, die durch eine Aktivierung von Mikroglia und/oder eine
Leukozyteninfiltration gekennzeichnet sind (z.B. Schlaganfall/Ischämie und
Schädeltrauma),
eignen.
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Einen
weiteren Gegenstand der Erfindung bildet die Verwendung einer Verbindung
der Formel (I) oder eines pharmazeutisch unbedenklichen Salzes oder
Solvats davon gemäß obiger
Definition bei der Herstellung eines Arzneimittels zur Verwendung bei
der Therapie.
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Gegenstand
der Erfindung ist weiterhin die Verwendung einer Verbindung der
Formel (I) oder eines pharmazeutisch unbedenklichen Salzes oder Solvats
davon gemäß obiger
Definition bei der Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung
von Krankheiten oder Beschwerden des Menschen, bei denen die Modulierung
der Chemokinrezeptoraktivität
von Vorteil ist.
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Im
Rahmen der vorliegenden Beschreibung schließt der Begriff „Therapie" auch „Prophylaxe" ein, sofern nicht
anders vermerkt. Der Begriff „therapeutisch" ist entsprechend
aufzufassen.
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Gegenstand
der Erfindung ist des weiteren eine Verbindung der Formel I oder
ein pharmazeutisch unbedenkliches Salz oder Solvat davon zur Verwendung
bei der Behandlung einer chemokinvermittelten Erkrankung, bei der
das Chemokin an einen Chemokinrezeptor (insbesondere den CXCR2-Rezeptor)
bindet.
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Gegenstand
der Erfindung ist auch eine Verbindung der Formel I oder ein pharmazeutisch
unbedenkliches Salz oder Solvat davon zur Verwendung bei der Behandlung
einer entzündlichen
Erkrankung, insbesondere Psoriasis, bei einem Patienten, der an dieser
Erkrankung leidet oder bei dem das Risiko dieser Erkrankung besteht.
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Für die obigen
therapeutischen Anwendungen variiert die verabreichte Dosierung
natürlich
mit der eingesetzten Verbindung, der Verabreichungsart, der gewünschten
Behandlung und der indizierten Störung.
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Die
Verbindungen der Formel (I) und pharmazeutisch unbedenkliche Salze
und Solvate davon können
für sich
allein verwendet werden, werden aber im allgemeinen in Form einer
pharmazeutischen Zusammensetzung verabreicht, in der die Verbindung
der Formel (I) bzw. das Salz bzw. das Solvat (Wirkstoff) zusammen
mit einem pharmazeutisch unbedenklichen Hilfsstoff, Verdünnungsmittel
oder Träger
vorliegt. Je nach der Verabreichungsart enthält die pharmazeutische Zusammensetzung
vorzugsweise 0,05 bis 99 Gew.-% (Gewichtsprozent), besonders bevorzugt
0,05 bis 80 Gew.-%, noch weiter bevorzugt 0,10 bis 70 Gew.-% und
noch weiter bevorzugt 0,10 bis 50 Gew.-% Wirkstoff, wobei sich alle Gewichtsprozentangaben
auf die gesamte Zusammensetzung beziehen.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist auch eine pharmazeutische Zusammensetzung,
enthaltend eine Verbindung der Formel (I) oder ein pharmazeutisch
unbedenkliches Salz oder Solvat davon gemäß obiger Definition zusammen
mit einem pharmazeutisch unbedenklichen Hilfsstoff, Verdünnungsmittel
oder Träger.
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Gegenstand
der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Herstellung einer erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zusammensetzung, bei dem man eine Verbindung der Formel (I) oder
ein pharmazeutisch unbedenkliches Salz oder Solvat davon gemäß obiger
Definition mit einem pharmazeutisch unbedenklichen Hilfsstoff, Verdünnungsmittel
oder Träger vermischt.
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Die
pharmazeutischen Zusammensetzungen können topisch (z.B. in die Lunge
und/oder die Atemwege oder auf die Haut) in Form von Lösungen, Suspensionen,
Heptafluoralkan-Aerosolen und Trockenpulverformulierungen, oder
systemisch, z.B. durch orale Verabreichung in Form von Tabletten, Kapseln,
Sirupen, Pulvern oder Granulaten, oder durch parenterale Verabreichung
in Form von Lösungen
oder Suspensionen oder durch subkutane Verabreichung oder durch
rektale Verabreichung in Form von Suppositorien oder transdermal
verabreicht werden. Vorzugsweise werden die erfindungsgegmäßen Verbindungen
oral verabreicht.
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Die
Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf die folgenden Beispiele
näher erläutert. In
den Beispielen wurden die kernmagnetischen Resonanzspektren (NMR-Spektren) auf einem
Spektrometer des Typs Varian Unity Inova 300 oder 400 MHz und die
Massenspektren (MS) auf einem Spektrometer des Typs Finnigan Mat
SSQ7000 oder Micromass Platform aufgenommen. Gegebenenfalls wurden
die Umsetzungen unter Stickstoff- oder Argon-Inertatmosphäre durchgeführt. Die Chromatographie wurde
im allgemeinen mit für
die Flash-Kieselgelchromatographie geeignetem Matrex Silica 60® (35–70 Mikron) oder
Prolabo Silica gel 60® (35–70 Mikron) durchgeführt. Die
Reinigung mittels Hochdruckflüssigkeitschromatographie
wurde unter Verwendung eines Geräts
vom Typ Waters Micromass LCZ mit Pumpensteuergerät Waters 600, Detektor Waters
2487 und Fraktionssammler Gilson FC024 oder eines Geräts vom Typ
Waters Delta Prep 4000 durchgeführt.
Die in den Beispielen verwendeten Abkürzungen Fp. und DMSO stehen
für Schmelzpunkt
bzw. Dimethylsulfoxid.
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BEISPIELE
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Beispiel 1
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5-[[(2,3-Difluorphenyl)methyl]thio]-7-[[(1R)-2-hydroxy-1-methylethyl]amino]-thiazolo[4,5-d]pyrimidin-2(3H)-thion
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a) 2-Amino-5-[[(2,3-difluorphenyl)methyl]thio]thiazolo[4,5-d]pyrimidin-7(4H)-on
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Eine
gerührte
Lösung
von 2-Amino-5,6-dihydro-5-thioxothiazolo[4,5-d]pyrimidin-7(4H)-on
(0,09 g [Zitiert: Indian J. Chem., Sect. B (1989), 28B(11), 964–5] und
2,3-Difluorbenzylbromid in Dimethylsulfoxid (2 ml) wurde mit Kalium-tert-butoxid-Lösung (0,45 ml
einer 1 M Lösung
in Tetrahydrofuran) versetzt. Nach 3 Tagen Rühren wurde die Reaktionsmischung auf
Wasser gegossen, was die im Untertitel aufgeführte Verbindung ergab, die
durch Filtrieren isoliert wurde.
MS (APCI) 327 (M + H+, 100%).
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b) 7-Chlor-5-[[(2,3-difluorphenyl)methyl]thio]thiazolo[4,5-d]pyrimidin-2-amin
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Das
Produkt aus Beispiel 1, Schritt (a), (0,89 g), Phosphoroxidchlorid
(12 ml) und N,N-Dimethylanilin (1,2 ml) wurden 2 Stunden unter Rückfluß erhitzt.
Die abgekühlte
Reaktionsmischung wurde auf Eiswasser gegossen und 2 Stunden gerührt. Durch Chromatographie
(SiO2, Methanol/Dichlormethan als Elutionsmittel)
wurde die im Untertitel aufgeführte Verbindung
erhalten.
Fp. 217–218,5°C
MS
(APCI) 346 (M + H, 100%).
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(c) (2R)-2-[[2-Amino-5-[[(2,3-difluorphenyl)methyl]thio]thiazolo[4,5-d]pyrimidin-7-yl]amino]-1-propanol
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Das
Produkt aus Beispiel 1, Schritt (b), (70,0 g) und (R)-1-Aminopropan-2-ol
(32 ml) in N-Methylpyrrolidinon (600 ml) und Hünig-Base (71 ml) wurde 16 Stunden
auf 110°C
erhitzt. Dann wurde die Mischung in Wasser (5 L) gegossen und das
Rohprodukt abfiltriert. Der Feststoff wurde durch Umkristallisieren
aus Acetonitril (2,5 L) gereinigt, was 65 g der im Untertitel aufgeführten Verbindung
ergab.
MS (APCI) 384 (M + H, 100%).
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(d) (2R)-2-[[2-Chlor-5-[[(2,3-difluorphenyl)methyl]thio]thiazolo[4,5-d]pyrimidin-7-yl]amino]-1-propanol
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Das
Produkt aus Beispiel 1, Schritt (c), (0,5 g) wurde in konzentrierter
Salzsäure
(18 ml) gelöst. Diese
Lösung
wurde mit einer Mischung aus Acetonitril (8 ml) und Wasser (16 ml)
versetzt, wobei die Temperatur unter 20°C gehalten wurde. Dann wurde
die Lösung
in einem Eisbad abgekühlt
und mit einer Lösung
von Natriumnitrit (0,135 g) in Wasser (0,5 ml) versetzt. Nach vollständiger Zugabe
der Mischung wurde noch 1 Stunde rühren gelassen. Dann wurde der
Feststoff abfiltriert, gut mit Wasser gewaschen und im Vakuum bei
40°C getrocknet,
was die im Untertitel aufgeführte
Verbindung (0,43 g) ergab.
MS (APCI) 403 (M + H, 100%).
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(e) 5-[[(2,3-Difluorphenyl)methyl]thio]-7-[[(1R)-2-hydroxy-1-methylethyl]amino]-thiazolo[4,5-d]pyrimidin-2(3H)-thion
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Eine
Mischung aus dem Produkt aus Beispiel 1, Schritt (d), (150 mg) und
Natriumhydrogensulfid (150 mg) in DMSO (5 ml) wurde 30 min bei Raumtemperatur
gerührt.
Dann wurde die Mischung in Wasser (100 ml) gegossen, wonach der
pH-Wert auf 7 eingestellt und das Produkt abfiltriert und mittels Chromatographie
(SiO2, Essigsäureethylester/Dichlormethan
als Elutionsmittel) gereinigt wurde, was die Titelverbindung (67
mg) ergab.
MS (APCI) 401 (M + H, 100%).
NMR δH (d6-DMSO) 14,06 (1H, s), 7,75 (1H, d), 7,45–7,11 (3H,
m), 4,75 (1H, bs), 4,41 (2H, m), 4,21 (1H, bs), 3,46–3,32 (2H,
m), 1,09 (3H, d).
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Beispiel 2
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2-[[(2,3-Difluorphenyl)methyl]thio]-4-[[(1R)-2-hydroxy-1-methylethyl]amino]-7(8H)-pteridinon
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a) 2-[[(2,3-Difluorphenyl)methyl]thio]-4,6-pyrimidindiamin
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4,6-Diamino-2-pyrimidinthiol
(7,3 g) wurde unter Stickstoffatmosphäre bei Raumtemperatur in DMSO
(100 ml) gelöst.
Dann wurde Kalium-tert.-butoxid (1 M in THF, 48,3 ml) gefolgt von
2,3-Difluorbenzylbromid (10,0 g) zugegeben. Die Mischung wurde 2
Stunden bei Raumtemperatur gerührt.
Dann wurde die Reaktionsmischung zwischen Essigsäureethylester und Ammoniumchlorid
verteilt. Die organische Phase wurde mit Ammoniumchlorid (3×) und Kochsalzlösung gewaschen,
dann über
Magnesiumsulfat getrocknet und eingedampft, was das im Untertitel aufgeführte Produkt
in Form eines weißen
Feststoffs (12,2 g) ergab.
MS: ADCI (+ve) 269 (M + 1).
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b) 2-[[(2,3-Difluorphenyl)methyl]thio]-5-nitroso-4,6-pyrimidindiamin
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Das
Produkt aus Beispiel 2, Schritt (a), (2,5 g) wurde in Essigsäure (150
ml) gelöst,
wonach die Lösung
auf 5°C
abgekühlt
wurde. Dann wurde eine Lösung
von Natriumnitrit (625 mg) in Wasser (50 ml) zugetropft, was zu
einer dunkelblauen Färbung
führte.
Der Ansatz wurde 30 Minuten bei Raumtemperatur gerührt, wobei
aus der Lösung
ein rosafarbener Feststoff ausfiel. Dieser wurde abfiltriert und
mit Wasser gewaschen und dann bei 50°C getrocknet, was das im Untertitel
aufgeführte
Produkt in Form eines blauen Feststoffs (4,14 g) ergab.
MS:
ADCI (+ve) 298 (M + 1).
1H-NMR δ (DMSO) 4,44
(s, 2H), 7,13–7,54
(m, 3H), 8,13 (s, 1H), 8,51 (s, 1H), 9,10 (s, 1H), 10,18 (s, 1H).
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c) 2-[[(2,3-Difluorphenyl)methyl]thio]-4,5,6-pyrimidintriamin
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Das
Produkt aus Beispiel 2, Schritt (b), (2 g) wurde in siedendem Wasser
(40 ml) portionsweise mit Na2S2O4 (5,4 g) versetzt. Die Suspension wurde abkühlen gelassen
und dann langsam mit 50%iger Schwefelsäure versetzt, wonach die Mischung
auf 0°C
abgekühlt
wurde. Der Feststoff wurde abfiltriert und mit kaltem Wasser gewaschen
und dann bei 50°C über P2O5 getrocknet, was
das im Untertitel aufgeführte
Produkt in Form eines gelben Feststoffs ergab.
MS: ADCI (+ve)
284 (M + 1).
1H-NMR δ (DMSO) 4,33
(s, 2H), 6,42 (brs, 3H), 7,10–7,48
(m, 3H).
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d) 4-Amino-2-[[(2,3-difluorphenyl)methyl]thio]-7(8H)-pteridinon
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Das
Produkt aus Beispiel 2, Schritt (c), (100 mg) wurde in einer Lösung von
Natrium (0,05 g) in Methanol (5 ml) gelöst. Nach 15 min Rühren bei Raumtemperatur
wurde die Mischung mit Ethylglyoxylat (134 μl) versetzt und 12 Stunden bei
Raumtemperatur gerührt.
Nach Zugabe von Wasser (5 ml) wurde die Lösung durch langsame Zugabe
von konzentrierter Salzsäure
auf etwa pH 5 angesäuert,
wonach ein Feststoff ausfiel, der abfiltriert und bei 50°C über P2O5 getrocknet wurde,
was einen blaßgelben
Feststoff (44,5 mg) ergab.
MS: ADCI (+ve) 322 (M + 1).
1H-NMR δ (DMSO)
4,18 (s, 2H), 7,11–7,58
(m, 3H), 7,84 (s, 1H), 12,69 (bs, 1H).
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e) 4-Brom-2-[[(2,3-difluorphenyl)methyl]thio]-7(8H)-pteridinon
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Das
Produkt aus Beispiel 2, Schritt (d), (6,0 g) wurde in DMSO (90 ml)
suspendiert und mit Bromoform (60 ml) versetzt, wonach die Mischung
auf 100°C
erhitzt wurde. Nach Zugabe von Isopentylnitrit (25 ml) wurde die
Mischung 5 min gerührt.
Die Mischung wurde in einem Eisbad schnell abgekühlt und dann zu einem Öl eingedampft.
Diese Vorgehensweise wurde dreimal wiederholt. Nach Zugabe von Acetonitril
(200 ml) wurde der sich abscheidende Feststoff abfiltriert. Der
nach Abdampfen des Lösungsmittels
verbleibende Rückstand
wurde unter Verwendung von Dichlormethan und danach 5% Essigsäureethylester
in Dichlormethan als Elutionsmittel mittels Flashchromatographie
gereinigt, was einen gelben Feststoff ergab, der mit Ether aufgeschlämmt und dann
isoliert wurde. Der Feststoff wurde mit Ether gewaschen und getrocknet,
was die im Untertitel aufgeführte
Verbindung in Form eines farblosen Feststoffs (8,74 g) ergab.
MS:
APCI (–ve)
382/4 (M – H),
382 (100%).
1H-NMR δ (DMSO) 4,47 (s, 2H), 7,13–7,55 (m,
3H), 8,14 (s, 1H), 13,33 (bs, 1H).
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f) 2-[[(2,3-Difluorphenyl)methyl]thio]-4-[[(1R)-2-hydroxy-1-methylethyl]amino]-7(8H)-pteridinon
-
Das
Produkt aus Beispiel 2, Schritt (e), (8,7 g) wurde in N-Methylpyrrolidinon
(40 ml) gelöst
und mit Hünig-Base (7,9 ml) gefolgt
von D-Alaninol (2,7 ml) versetzt. Die Mischung wurde 15 min bei
100°C gerührt. Die
abgekühlte
Reaktionsmischung wurde auf Wasser (1 l) gegossen und mit verdünnter Salzsäure angesäuert. Der
sich abscheidende Feststoff wurde isoliert, mit Wasser gewaschen
und an der Luft getrocknet. Durch Kristallisieren aus Acetonitril
wurde die Titelverbindung in Form eines blaßgelben Feststoffs (7,4 g)
erhalten.
Fp. 215–217°C
MS:
APCI (+ve) 380 (M + H, 100%).
1H-NMR δ (DMSO) 1,14
(d, 3H), 3,48 (m, 2H), 4,31 (m, 1H), 4,45 (dd, 2H), 4,82 (t, 1H),
7,15 (m, 1H), 7,33 (m, 1H), 7,47 (t, 1H), 7,76 (d, 1H), 7,83 (d,
1H), 12,70 (s, 1H).
-
g) 2-[[(2,3-Difluorphenyl)methyl]thio]-4-[[(1R)-2-hydroxy-2-methylethyl]amino]-7(8H)-pteridinthion
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Das
Produkt aus Beispiel 2, Schritt (f), (0,50 g) und Lawesson-Reagenz
(1,06 g) wurden in Dioxan (10 mL) gerührt und 30 min unter Rückfluß erhitzt. Nach
Zugabe von Wasser (5 mL) wurde noch 10 min weiter erhitzt. Die abgekühlte Mischung
wurde mit Wasser verdünnt,
was eine Suspension ergab. Der Feststoff wurde isoliert, mit Wasser
gewaschen und getrocknet. Durch Reinigung mittels Flashchromatographie
an Siliciumdioxid unter Verwendung von Dichlormethan/Acetonitril
(5–10%)
als Elutionsmittel wurde die Titelverbindung (0,225 g) erhalten.
Fp.
232–233°C
MS:
APCI 396 (M + H, 100%).
1H-NMR δ (DMSO) 1,15
(d, 3H), 3,47 (m, 2H), 4,30 (m, 1H), 4,46 (q, 2H), 4,82 (bm, 1H),
7,16 (m, 1H), 7,34 (m, 1H), 7,53 (t, 1H), 8,10 (d, 1H), 8,21 (s,
1H), 14,45 (s, 1H).
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Pharmakologische
Daten
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Ligandenbindungsassay
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[125I]IL-8 (human, rekombinant) wurde von Amersham,
UK, mit einer spezifischen Aktivität von 2000 Ci/mmol bezogen.
Alle anderen Chemikalien waren von p.A.-Qualität. Hohe hrCXCR2-Niveaus wurden
in HEK-293-Zellen (ECACC-Nr. 85120602, HEK = Human Embryo Kidney)
(Lee et al. (1992), J. Biol. Chem. 267, S. 16283–16291) exprimiert. hrCXCR2-cDNA
wurde amplifiziert und aus humaner Neutrophilen-mRNA kloniert. Die
DNA wurde in PCRScript (Stratagene) einkloniert, und die Klone wurden unter
Verwendung von DNA identifiziert. Die codierende Sequenz wurde in
den eukaryontischen Expressionsvektor RcCMV (Invitrogen) subkloniert. Plasmid-DNA
wurde unter Verwendung von Quiagen Megaprep 2500 hergestellt und
mit Lipofectamin-Reagens (Gibco BRL) in HEK-293-Zellen transfiziert. Zellen
des am stärksten
exprimierenden Klons wurden in Phosphat gepufferter Kochsalzlösung mit 0,2%
(w/v) Ethylendiamintetraessigsäure
(EDTA) geerntet und zentrifugiert (200 g, 5 Min.). Das Zellpellet wurde
in eiskaltem Homogenisierungspuffer [10 mM HEPES (pH 7,4), 1 mM
Dithiothreitol, 1 mM EDTA und einem Cocktail von Proteaseinhibitoren
(1 mM Phenylmethylsulfonylfluorid, 2 μg/ml Sojabohnentrypsininhibitor,
3 mM Benzamidin, 0,5 μg/ml
Leupeptin und 100 μg/ml
Bacitracin)] resuspendiert, wonach die Zellen 10 Minuten quellen
gelassen wurden. Die Zellen wurden mit einem Handhomogenisator mit Glasmörser und
PTFE-Pistill aufgeschlossen, wonach die Zellmembranen durch Zentrifugation
(45 Minuten, 100.000 g, 4°C)
geerntet wurden. Die Membranpräparation
wurde bei –70°C im Homogenisierungspuffer
mit Tyrode-Salzlösung
(137 mM NaCl, 2,7 mM KCl, 0,4 mM NaH2PO4), 0,1% (w/v) Gelatine und 10% (v/v) Glycerin
aufbewahrt.
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Alle
Assays wurden auf MultiScreen-0,45-μm-Filtrationsplatten mit 96
Vertiefungen (Millipore, UK) durchgeführt. Jeder Assay enthielt ~50
pM [125I]IL-8 und Membranen (entsprechend ~200.000
Zellen) in Assaypuffer [Tyrode-Salzlösung mit 10 mM HEPES (pH 7,4),
1,8 mM CaCl2, 1 mM MgCl2,
0,125 mg/ml Bacitracin und 0,1% (w/v) Gelatine]. Außerdem wurde
eine Verbindung der Formel (I) gemäß den Beispielen in DMSO vorgelöst und in einer
solchen Menge zugegeben, daß sich
eine Endkonzentration von 1% (v/v) DMSO ergab. Der Assay wurde mit
der Zugabe von Membranen gestartet, und nach 1,5 Stunden bei Raumtemperatur
wurden die Membranen durch Filtration unter Verwendung einer Millipore-MultiScreen-Vakuummehrfachfiltrationsvorrichtung
geerntet und zweimal mit Assaypuffer (ohne Bacitracin) gewaschen.
Nach Entfernung der Trägerplatte
von der MultiScreen-Plattenanordnung wurden die Filter bei Raumtemperatur
getrocknet, ausgestanzt und dann auf einem Cobra-γ-Zähler gezählt.
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Es
wurde gefunden, daß die
Verbindungen der Formel (I) gemäß den Beispielen
IC50-Werte von weniger als (<) 10 μM aufwiesen.
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Assay der
intrazellulären
Calciummobilisierung
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Humane
Neutrophile wurden aus EDTA-behandeltem peripherem Blut wie vorbeschrieben
(Baly et al. (1997) Methods in Enzymology, 287, S. 70–72) in
Aufbewahrungspuffer [Tyrode-Salzlösung (137 mM NaCl, 2,7 mM KCl,
0,4 mM NaH2PO4)
mit 5,7 mM Glucose und 10 mM HEPES (pH 7,4)] hergestellt.
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Das
Chemokin GROα (human,
rekombinant) wurde von R&D
Systems (Abingdon, UK) erworben. Alle anderen Chemikalien waren
von p.A.-Qualität. Änderungen
der Konzentrationen an intrazellulärem freiem Calcium wurden fluorometrisch
gemessen, indem Neutrophile wie vorbeschrieben (Merritt et al. (1990),
Biochem. J. 269, S. 513–519)
mit dem calciumempfindlichen Fluoreszenzfarbstoff Fluo-3 beladen
wurden. Die Zellen wurden im Beladungspuffer (Aufbewahrungspuffer
mit 0,1% (w/v) Gelatine) mit 5 μM
Fluo-3-AM-Ester 1 Stunde bei 37°C
beladen, mit Beladungspuffer gewaschen und dann in Tyrode-Salzlösung mit
5,7 mM Glucose, 0,1% (w/v) Rinderserumalbumin (BSA), 1,8 mM CaCl2 und 1 mM MgCl2 resuspendiert.
Dann wurden die Zellen in Mikroplatten mit 96 Vertiefungen, schwarzen
Wänden und
durchsichtigem Boden (Costar, Boston, USA) pipettiert und zentrifugiert
(200 g, 5 Minuten, Raumtemperatur).
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Eine
Verbindung der Formel (I) gemäß den Beispielen
wurde in DMSO vorgelöst
und in einer solchen Menge zugegeben, daß sich eine Endkonzentration
von 0,1% (v/v) DMSO ergab. Die Assays wurden mit Zugabe einer A50-Konzentration an GROα gestartet, und nach dem vorübergehenden
Anstieg der Fluo-3-Fluoreszenz (λEx = 490 nm und λEm =
520 nm) mit einem FLIPR-Gerät
(Fluorometric Imaging Plate Reader, Molecular Devices, Sunnyvale,
USA) verfolgt.
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Bei
der Prüfung
der Verbindungen der Formel (I) gemäß den Beispielen wurde gefunden,
daß es
sich um Antagonisten des CXCR2-Rezeptors in humanen Neutrophilen
handelte.