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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines
Hörgerätes gemäss dem Oberbegriff
von Anspruch 1 sowie ein Hörgerät gemäss dem Oberbegriff
von Anspruch 11.
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Digitale
Hörgeräte können in
zwei Klassen eingeteilt werden: Solche mit Algorithmen im Frequenzbereich
und solche mit Algorithmen im Zeitbereich. In der erstgenannten
Klasse muss eine Umwandlung aus dem Zeitbereich in den Frequenzbereich
eines zu verarbeitenden Signals, wie zum Beispiel durch eine schnelle
Fourier-Transformation (FFT), durchgeführt werden. Danach wird eine
Frequenzbereich-Filterbank
für die
Verarbeitung des Signals in verschiedenen Frequenzbändern verwendet. Üblicherweise
ist die Anzahl der verwendeten Frequenzbänder eher hoch. Im Gegensatz
dazu erfolgt in der zweit genannten Klasse keine Umwandlung, sondern
eine direkte Verarbeitung eines Eingangssignals wird im Zeitbereich
unter Verwendung von Zeitbereich-Filterbanken durchgeführt. Üblicherweise
ist die Anzahl der Frequenzbänder,
in denen Zeitbereich-Filterbanken eingesetzt werden, deutlich niedriger.
Zeitbereich-Filterbanken
zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie üblicherweise das Eingangssignal
entweder Abtastwert für
Abtastwert oder im analogen Bereich verarbeiten, indessen Frequenzbereich-Filterbanken
bzw. Umwandlungs-basierte Filterbanken üblicherweise eine Anzahl von Abtastwerten
in einem Block gleichzeitig, in einem sogenannten Rahmen, verarbeiten.
Die Zeit, welche für
die Zwischenspeicherung der Abtastwerte für einen solchen Datenblock
gebraucht wird, addiert sich zur grösseren Gruppenlaufzeit, welche
den Übertragungs-basierten
Filterbanken anhaftet.
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Diejenigen
Hörgeräte mit einem
Zeitbereich-Filterbank-Algorithmus
neigen dazu, viel einfacher zu sein, und haben einen eher niedrigen
Energieverbrauch. Auf der anderen Seite erlauben die Frequenzbereich-Filterbank-Algorithmen
eine viel höhere
Leistungsfähigkeit.
Unglücklicherweise
weisen die Frequenzbereich-Algorithmen grössere Gruppenlaufzeiten als
die Zeitbereich-Algorithmen auf. Unter dem Begriff „Gruppenlaufzeit" ist die Verzögerung einer
Signalwellenfront durch Signalverarbeitungsschritte im Vergleich
mit dem unverarbeiteten Signal zu verstehen. Ein nichtverarbeitetes
Signal ist deshalb ohne Verzögerung.
Während
Hörgeräte mit Zeitbereich-Filterbank-Algorithmen üblicherweise
eine Gruppenlaufzeit von 0.5 bis 2 ms aufweisen, können die
Frequenzbreich-Filterbank-Algorithmen Gruppenlaufzeiten zwischen
5 bis 10 ms haben. Beispiele für
vergleichbare im Handel erhältliche
Produkte sind CLARO der Firma Phonak AG, NEXUS der Firma Unitron
Inc. und CANTA 7 der Firma GN Resound.
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Ausserdem
ist ein Hörgerät in
US-A-4 887 299 offenbart.
Das bekannte Hörgerät besteht
aus einem Mikrophon, einem Signalverarbeitungsprozessor und einem
Lautsprecher, welche miteinander verbunden sind und einen Signalpfad
bilden.
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Die
grössere
Gruppenlaufzeit für
Frequenzbereich-Filterbank-Algorithmen
wird vom Hörgerätebenutzer
sehr häufig
als Problem eingestuft. Obschon viele Studien zeigen, dass die Wahrnehmbarkeit
einer Laufzeit in einem Hörgerät nur allmählich zwischen
1 und ungefähr
12 ms zunimmt, wird in der Regel bemerkt, dass eine geringere Laufzeit
vorteilhafter ist.
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Für Hörgeräte hat es
sich gezeigt, dass diese Laufzeit zwei Haupteinflüsse hat:
- – Für ähnliche Übertragungsfunktionen
des verarbeiteten verzögerten
Signals und des nicht verarbeiteten Signals – welches gemäss der oben
erwähnten
Definition – durch
Knochenübertragung bzw.
durch den Luftdurchlass ohne Laufzeit ist, wird dort ein Kammfiltereffekt
auftreten, welcher die wahrgenommene Klangfarbe besonders der eigenen
Stimme des Hörgerätebenutzers
verändert.
Dieser Kammfiltereffekt, welcher im Grunde genommen nur eine Amplituden-Funktion
ist, wird allerdings sehr schwierig von der weitaus bedeutenderen
Wirkung der Übertragungsfunktion
des Hörers
zu unterscheiden sein, d. h. vom Lautsprecher des Hörgerätes, wenn
kein Vergleich möglich ist.
Er ist also nur wirksam für
Verstärkungen
in der Grössenordnung
der Amplitude der Luftdurchlass-Übertragungs-Funktion bzw. der
Knochenübertragung.
- – Das
Einführen
einer Laufzeit wird ein Ortungsproblem für den Hörgerätebenutzer erzeugen, besonders
bei monauralen Anpassungen.
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Infolge
der starken Wirkung des Hörers
auf die Übertragungsfunktion
des gesamten Hörgerätes, und
der Bedeutung des Kammfiltereffektes nur bei geringen Verstärkungen,
kann dies bedenkenlos vernachlässigt
werden. Dennoch sind Ortungsprobleme ernst zu nehmen.
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Es
ist deshalb eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zum Betreiben eines Hörgerätes mit
einer hohen Leistungsfähigkeit
anzugeben, welches nicht die oben erwähnten Nachteile hat.
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Diese
Zielsetzung wird durch die im kennzeichnenden Teil der Ansprüche 1 und
11 angegebenen Merkmale erreicht. Weitere Ausführungsformen der vorliegenden
Erfindung sowie ein Hörgerät sind in
weiteren Ansprüchen
wiedergegeben.
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Die
vorliegende Erfindung weist folgende Vorteile auf:
Durch Verarbeiten
des Eingangssignals in einem Nebensignalpfad, um ein Nebenpfadausgangssignal
zu erhalten, und durch Überlagern
des Nebenpfadausgangssignals dem Ausgangssignal des Hauptsignalpfads,
wobei eine Gruppenlaufzeit eines durch den Nebensignalpfad wandernden
Signals kleiner als eine Gruppenlaufzeit eines durch den Hauptsignalpfad
wandernden Signals ist, werden die Ortungsprobleme beseitigt. Gleichzeitig
kann das Hörgerät gemäss der vorliegenden
Erfindung immer noch eine sehr hohe Leistungsfähigkeit haben. Kurz ausgedrückt, wurde
mit der vorliegenden Erfindung ein „Null-Laufzeiten-Hochleistungs"-Hörgerät geschaffen.
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Aus
der Psychoakustik wissen wir, dass die menschliche Hörrinde nur
die erste Wellenfront einer Transiente braucht, um die Richtung
des wahrgenommenen Hörereignisses
(direction-of-arrival; DOA) eines bestimmten Geräuschs zu bestimmen. Wandreflexionen,
welche das Gehirn irreführen könnten, werden
vernachlässigt,
d. h. wir sind an die Tatsache gewohnt, dass verzögerte Varianten
(Reflexionen) eines Geräuschs
mit dem Originalsignal vermischt werden und wir nehmen diese nicht
mehr als getrennt wahr. Dieser Effekt, nur die erste Wellenfront
zu verwenden, ist auch als „Präzedenz-Effekt" bekannt. Für weitere
Informationen betreffend des Präzendenz-Effekts,
welcher auch „das
Gesetz der ersten Wellenfront" genannt
wird, wird auf die Publikation von E. Zwicker und H. Fastl mit dem
Titel „Psychoakustik – Fakten
und Modelle" (2.
Ausgabe, Springer-Verlag
Berlin Heidelberg New York, 1999, p. 78, 82 und 311) verwiesen.
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Auch
im Wissen, dass Transiente, welche für Ortung gebraucht werden, über einen
einigermassen hohen Signal-Rausch-Abstand
(SNR) zum mittleren Hintergrundrausch-Pegel verfügen, macht es das Verfahren
der vorliegenden Erfindung möglich,
das korrekte Ortungs-Resultat zu reproduzieren, ohne auf die Vorteile
eines im Frequenzbereich angewandten Algorithmus verzichten zu müssen, d.
h. auf einen FFT-basierten
Algorithmus.
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Gemäss der vorliegenden
Erfindung, ist ein Nebensignalpfad, welcher eine kleinere Gruppenlaufzeit
als der Hauptsignalpfad hat, parallel zum Hauptsignalpfad geschaltet.
Die Verstärkung
des Nebenpfadsignals ist dadurch nicht grösser als die Verstärkung im
Hauptsignalpfad, d. h. die durch die Frequenzbereich-Filterbank
erzeugte Verstärkung.
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Ausführungsbeispiele
der vorliegenden Erfindung werden nachstehend anhand von Zeichnungen
noch näher
erläutert,
die mehrere Ausführungsbeispiele
der vorliegenden Erfindung zeigen. Es zeigen:
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1,
schematisch, ein Blockdiagramm eines Hörgerätes gemäss der vorliegenden Erfindung, welches
einen Hauptsignalpfad und einen Nebensignalpfad hat,
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2.,
wieder schematisch, ein Blockdiagramm einer weiteren Ausführungsform
des Hörgerätes gemäss der vorliegenden
Erfindung,
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3,
ein Kurvendiagramm, welches Verstärkung des Haupt- und Nebensignalpfads
als Funktion eines Eingangspegels bei einem schweren Hörschaden
zeigt,
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4,
ein Kurvendiagramm, welches die Verstärkung des Haupt- und Nebensignalpfads
als Funktion eines Eingangspegels bei einem leichten Hörschaden
zeigt, und
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5,
noch eine weitere Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung, schematisch dargestellt in einem Blockdiagramm
eines Hörgeräts, welches mehr
als einen Nebensignalpfad hat.
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In 1 ist
ein Blockdiagramm eines Hörgerätes gemäss der vorliegenden
Erfindung dargestellt. Ein akustisches Signal wird über einen
Eingangswandler 1 aufgenommen, z. B. über ein Mikrophon, wobei ein
elektrisches Signal aus dem akustischen Signal erzeugt wird. Da
diese Erfindung insbesondere auf ein digitales Hörgerät abzielt, muss ein Analog-Digital-Wandler
vorgesehen sein, um das analoge Ausgangssignal des Eingangswandlers 1 in
ein digitales Signal zu konvertieren. Nachdem dies festgehalten
ist, wird betont, dass die vorliegende Erfindung nicht nur auf digitale
Hörgeräte abzielt,
sondern auch sehr gut für
die Implementierung in analogen Hörgeräten geeignet ist, ohne den
Geltungsbereich der vorliegenden Erfindung zu verlassen. Offensichtlich
ist ein Analog-Digital-Wandler für
analoge Hörgeräte nicht
notwendig.
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Wie
in 1 gezeigt wird, besteht das Blockdiagramm für gewöhnlich aus
zwei Vorwärts-Signalpfaden,
wobei der erste Hauptsignalpfad und der zweite Nebensignalpfad genannt
wird. Der Hauptsignalpfad umfasst eine Signalverarbeitungseinheit 2 auf
und endet mit einer Additionseinheit 6, welche die beiden
Signalpfade vereinigt. Der Nebensignalpfad umfasst eine Verstärkungseinheit 5 auf,
welche ausgangsseitig an eine Additionseinheit 6 angeschlossen
ist.
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In
der Signalverarbeitungseinheit
2 des Hauptsignalpfads,
wird das Ausgangssignal des Eingangswandlers
1 bzw. des
Analog-Digital-Wandlers, gemäss
den allgemein bekannten Regeln und Anforderungen der Hörgerätetechnologie
verarbeitet. Dies beinhaltet insbesondere die Verwendung einer Anzahl
verschiedener Hörprogramme
für spezifische akustische
Situationen, die automatische Auswahl eines best geeigneten Hörprogramms,
vorzugsweise durch Verwendung von Klassifizierern wie beispielsweise
in
WO 01/20 965 offenbart.
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Wie
oben erklärt
wurde, ist die Verwendung von Frequenzbereich-Filterbanken-Algorithmen
im Hauptsignalpfad bezüglich
Flexibilität
und Qualität der
erzielten Resultate im Vergleich mit der Verwendung von Zeitbereich-Filterbanken-Algorithmen überlegen.
Dennoch bewirkt die Implementierung von Frequenzbereich-Filterbank-Algorithmen
ziemlich hohe Gruppenlaufzeiten aufgrund von umfangreichen Berechnungen
in der Verarbeitungseinheit 2, d. h. im Hauptsignalpfad.
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Der
Nebensignalpfad, wie ihn die vorliegende Erfindung vorschlägt und wie
er in 1 dargestellt ist, enthält keine Filterbank und daher
gibt es dort keine Gruppenlaufzeit für ein Signal durch diesen Nebensignalpfad.
Aufgrund eines vollständigen Fehlens
einer Filterbank im Nebensignalpfad, kommt es dort nicht einmal
zu einer geringen Gruppenlaufzeit, mit der bei einer Verwendung
einer Zeitbereich-Filterbank umgegangen werden muss. Eine angewendete
Verstärkung
im Nebensignalpfad durch die Verstärkungseinheit 5 ist
eine einfache Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung, wie dies in 1 ein vorgegebener
Wert Gfix darstellt.
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In
einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung, wird die Verstärkung im Nebensignalpfad derart
angepasst, dass eine Gesamtverstärkung
vom Eingangswandler 1 durch den Nebensignalpfad zum Ausgangswandler 4 ungefähr gleich
eins ist.
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In
einer weiteren Ausführungsform,
welche vorteilhafter im Vergleich zu der eben erwähnten ist und
welche in 2 dargestellt ist, wird die
Verstärkung
von einem im Hauptsignalpfad angewendeten vorhandenen Verstärkung-Modell
aus berechnet, vorzugsweise in der Signalverarbeitungseinheit 2. Deshalb
ist die Signalverarbeitungseinheit 2 mit der Verstärkungseinheit 5 des
Nebensignalpfads wirkverbunden. Der Wert für die angewendete Verstärkung in
der Verstärkungseinheit 5 wird
zum Beispiel als Funktion der im Hauptsignalpfad angewendeten vorhandenen
Bandverstärkungen
aus berechnet. Dadurch wird mindestens eine Bandverstärkung des Hauptsignalpfades
verwendet, um den Wert für
die angewendete Verstärkung
in der Verstärkungseinheit 5 zu
bestimmen.
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Eine
weitere Ausführungsform
besteht in der Kombination und Gewichtung mehrerer Bandverstärkungen
des Hauptsignalpfades, um den Wert für die Verstärkung im Nebensignalpfad zu
bestimmen. Weiter wird vorgeschlagen, den Wert für die Verstärkung im Nebensignalpfad, die
Verstärkungseinheit
10 bis 20 dB tiefer als die Werte für die Verstärkung im Hauptsignalpfad von
ungefähr
50 bis 80 dB abzustimmen, aber nur wenige dB tiefer für tiefe
Verstärkungs-Werte
von ungefähr
0 bis 20 dB. Daher werden für
hohe Verstärkungs-Einstellungen
im Hauptsignalpfad, wie sie bei schweren Hörschäden notwendig sind, die Wirkungen
von Richtungswandlern (beamformers), Rauschunterdrückern, Rückkopplungsunterdrückern und
einem ausgeklügelten
Verstärkungs-Modell
durch den Nebensignalpfad nicht vermindert, wo diejenigen Funktionen
nicht implementiert sind. Es ist allerdings zu erwähnen, dass
die Endverstärkung
des Hauptsignalpfads vorzugsweise angewendet wird, um die Verstärkung für den Nebensignalpfad
zu erzielen. Diese Endverstärkung
im Hauptpfad kann bereits die Wirkungen beinhalten, z. B. von Rauschunterdrückern, Begrenzern
usw., obschon wahrscheinlich mit höherer Auflösung. Desgleichen nehmen Hörgerätebenutzer
mit schweren Hörschäden die
Gruppenlaufzeit gar nicht mehr wahr.
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3 zeigt
die Verstärkung
als Funktion eines Eingangspegels in Dezibel, um die Einstellung der
Verstärkung
GSB im Nebensignalpfad, berechnet von einem
oder mehreren Bandverstärkungen
des Hauptsignalpfades aus für
einen schweren Hörschaden
zu illustrieren. Die Verstärkung
des Nebensignalpfads hat eine relativ langsame Zeitkonstante verglichen
mit der Anstiegzeit der Transiente, d. h. der ersten Wellenfront.
Transienten sind daher so schnell, dass sie mit einer linearen Verstärkung behandelt werden.
Eigentlich wird eine Transiente vom Hörgerätebenutzer über den Nebensignalpfad ohne
oder nur mit extrem geringer Gruppenlaufzeit wahrgenommen. Die Ortung
wird daher nicht beeinträchtigt.
Darüber
hinaus fasst das Gehirn das verzögerte
verarbeitete Signal nicht als ein separates Echo auf, sondern verschmelzt
es mit dem unverzögerten
Signal.
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4 zeigt
wiederum die Verstärkung
als Funktion eines Eingangspegels in Dezibel, um die Einstellung
der Verstärkung
GSB im Nebensignalpfad, welche von mehreren
Bandverstärkungen
des Hauptsignalpfades berechnet wird, für einen milden Hörschaden
zu illustrieren. In diesem Fall wird nur eine geringe Verstärkung angewendet.
Ein Rückkopplungsunterdrücker (und
dessen Wirkung) ist daher nicht notwendig; ebenso haben Richtungsumwandler
(beamformers) und Rauschunterdrücker
nur eine geringfügige
Wirkung. Die Wirkung eines ausgeklügelten Verstärkungs-Modells mit vielen
Bändern und
hochentwickelter Verstärkungs-Bestimmung
ist aufgrund der kleinen Unterschiede zu Frequenz und Eingangspegel
nicht so leicht bemerkbar. In diesem Fall kann die Verstärkung im
Nebensignalpfad viel näher
bei der normalen Verstärkung
liegen und ist deshalb sogar bedeutungsvoller. Diese Situation entspricht
auch einer durch einen Hörgeräteanpasser vorgesehenen
Einstellung, der einem Gerät
zuhört und
dessen Klangqualität
bestimmt.
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In
der Ausführungsform
wie in 2 gezeigt, ist zusätzlich im Nebensignalpfad zwischen
der Verstärkungseinheit 5 und
der Additionseinheit 6 eine Filtereinheit 7 vorgesehen.
Die Filtereinheit 7 weist zum Beispiel einen einfachen
Hochpassfilter erster oder zweiter Ordnung auf. Der Filterpol kann
dem individuellen Hörschaden
des Hörgerätebenutzers
angepasst werden. Als Resultat einer solchen Filtereinheit 7 wird
der Nebensignalpfad einem einfachen Einkanal-Analog-Hörgerät in Bezug
auf Gruppenlaufzeit und Anpassungsmöglichkeit der Verstärkungs-Funktion
sehr ähnlich.
Nur die Verstärkung
selber ist ein bisschen geringer als für vollständige Wiederherstellungen der
Lautstärke
benötigt
wird. In der Tat kann eine weitere Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung einen Nebensignalpfad haben, verwirklicht durch Verwendung
analoger Schaltkreis-Elemente, währenddessen
der Hauptsignalpfad durch Verwendung digitaler Schaltkreis-Elemente bzw. durch
Verwendung einer digitalen Signalverarbeitungseinheit verwirklicht
ist.
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Für den Nebenpfad,
ist auch eine einfache Zeitbereich-Filterbank in einer digitalen oder analogen
Implementierung mit nur wenigen Kanälen denkbar, welche auch nur
eine sehr kleine Gruppenlaufzeit aufweist.
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Obwohl
die Filtereinheit 7 nur in 2 enthalten
ist, die einen Nebensignalpfad mit einer anpassbaren Verstärkung zeigt,
kann auch eine entsprechende Filtereinheit in die Ausführungsform, welche
einen für
die Verstärkung voreingestellten Wert
aufweist, wie in 1 gezeigt, implementiert werden.
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Damit
keine übermässig laute
Transiente das Hörgerät durchdringen
kann, ist eine Begrenzungseinheit 3 vorzusehen, um das
von der Additionseinheit 6 her kommende Ausgangssignal,
d. h. die Summierung der Signale aus dem Hauptsignalpfad und dem
Nebensignalpfad, zu begrenzen. Mit anderen Worten wird die Begrenzungseinheit 3,
welcher eine Abtastbasierte-Funktion anhaftet, auch im Nebensignalpfad
erkennbar.
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Es
ist hervorzuheben, dass der Nebensignalpfad berechnungsmässig äusserst
einfach ist. Er besteht nur aus der Verstärkereinheit 5 und
möglicherweise
aus der Filtereinheit 7 im Wesen eines Hochpassfilters
erster oder zweiter Ordnung oder einer einfachen Zeitbereich-Filterbank, und der
Additionseinheit 6, um die Signale des Nebensignalpfads
und des Hauptsignalpfads zu addieren.
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5 zeigt
schematisch in einem Blockdiagramm eine weitere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung, in welchem zwei weitere Nebensignalpfade
vorgesehen sind, wobei jeder der Nebensignalpfade eine weitere Verstärkungseinheit 8 bzw. 9,
eine weitere Filtereinheit 12 bzw. 13 und eine
Verzögerungseinheit 10 bzw. 11 zusätzlich zur
Nebensignaleinheit, die bereits in den 1 und 2 gezeigten
Ausführungsformen
vorgesehen ist. Der Nebensignalpfad und die weiteren Nebensignalpfade sind
parallel zu dem Hauptsignalpfad geschaltet, welcher die Signalverarbeitungseinheit 2 umfasst,
d. h. das Ausgangssignal des Eingangswandlers 1 wird der
Signalverarbeitungseinheit 2, der Verstärkungseinheit 5 als
auch den weiteren Verstärkungseinheiten 8 oder 9 zugeführt, und
das Ausgangssignal des Hauptsignalpfads, des Nebensignalpfads als
auch der weiteren Nebensignalpfade werden addiert, um das Eingangssignal
für die
Begrenzungseinheit 3 zu bilden.
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Indem
mehr als ein Nebensignalpfad vorgesehen wird, verstärkt sich
die Wirkung des Präzedenz-Effektes,
besonders im Falle, wenn das Signal durch die weiteren Nebensignalpfade
zusätzlich
um ein kleines Mass verzögert
wird, zum Beispiel um 1/3 bis 2/3 der Filterbank-Laufzeit des Hauptsignalpfads. Daher
wird dort zusätzlich
zum Ausgangssignal des Nebensignalpfads, welches keine oder nur
wenig Laufzeit hat und zusätzlich
zum Ausgangssignal des Hauptsignalpfads, ein drittes, viertes, usw.
Ausgangssignal mit einer Laufzeit in einem Bereich zwischen der
Null- oder Minimum-Laufzeit
und der Maximum-Laufzeit als Ausgangssignal auftreten. Diese „dazwischen-liegenden" Ausgangssignale
werden die Wahrnehmung der Lautstärke der ersten Wellenfront
(Lautheitsummation) steigern und verstärken daher den Präzedenz-Effekt,
während
die Amplitude des Ausgangssignals des Nebensignalpfads weit unter
dem Ausgangssignal des Hauptsignalpfads gehalten wird.
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In
allen oben erwähnten
Ausführungsformen der
vorliegenden Erfindung ist eine Ruhedetektionseinheit 17 mit
gestrichelten Linien dargestellt. Die Ruhedetektionseinheit 17 ist
eingangsseitig mit dem Eingangswandler 1 wirkverbunden
und ausgangsseitig der Ruhedetektionseinheit 17 mit der
Signalverarbeitungseinheit 2 wirkverbunden.
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Typische
Hörgerätebenutzer
sind ältere
Leute, welche sich häufig
alleine in ihren Altersheimen aufhalten. Daher befinden sie sich
bezeichnenderweise häufig
in ruhigen Umgebungen. In einer solchen Umgebung ist eine hochentwickelte
Verarbeitung, wie sie im Hauptsignalpfad – einschliesslich einer Filterbank,
Richtungswandlern (beamformers), Rauschunterdrückern, einem ausgeklügelten Verstärkungs-Modell,
einem Klassifizierer usw. – überflüssig. Eine
einfache Ruhedetektionseinheit 17 kann dazu verwendet werden,
den ganzen Hauptsignalpfad auszuschalten und nur den Nebensignalpfad aktiv
zu lassen. Deshalb wird das Ausgangssignal des Eingangswandlers 1 auch
in die Ruhedetektionseinheit 17 eingespeist, welche ausgangsseitig
mit der Signalverarbeitungseinheit 2 verbunden ist, um
Informationen über
wesentliche Geräuschaktivitäten auf die
Signalverarbeitungseinheit 2 bereitzustellen. Sobald die
Geräuschaktivität unter
ein vorgegebenes Niveau fällt,
kann die Energiezufuhr zur Signalverarbeitungseinheit 2 vermindert
werden. Daher verbraucht die Signalverarbeitungseinheit 2 bedeutend weniger
Energie, wodurch die Lebensdauer der Batterie erheblich verlängert wird.
Alle Zustände
innerhalb des Hauptsignalpfads werden eingefroren. Daher wird die
Verstärkung
in der Verstärkungseinheit 5 im
Nebensignalpfad bis auf den für
diesen dort benötigten
niedrigen Eingangspegel eingefroren, d. h. unterhalb des Kniepunktes.
Sobald wieder ein Geräusch
auftritt, wird die Ruhedetektionseinheit 17 sofort wieder
den Hauptsignalpfad einschalten, zum Beispiel innerhalb des gleichen
Rahmens, und alle Zustände
werden von dort aus, bevor sie in den Ruhezustand hineingekommen
sind, fortgesetzt werden. Die Ruhedetektionseinheit 17 wird
einen parametrisierbaren Schwellenwert von vorzugsweise 40 dB und
einer Zeitkonstanten beinhalten, so dass nur Ruheperioden von vorzugsweise
länger
als 5 s zu einem Abschalten des Hauptsignalpfades führen.
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Die
entsprechende Funktion für
eine Ruhedetektionseinheit 17 kann mit einem sogenannten ZASTA(Zero-Attack
Short Term Averager)-Schaltkreis, d. h. einem zweifachen Mittelwertbildner
mit zum Beispiel 0 s Ansteigzeit und einer festgelegten Abfallzeit
von 5 s verwirklicht werden. Die Schaltung kann selbstverständlich auf
eine sanfte Art erfolgen, d. h. in der Art, dass kein eventuelles
Klickgeräusch durch
den Hörgerätenutzer
wahrnehmbar ist.
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Allerdings
wird ausdrücklich
betont, dass, obwohl die Verwendung einer Ruhedetektionseinheit 17 in
Verbindung mit Ausführungsformen
der Erfindung auf den Präzedenz-Effekt
bezogen erklärt
ist, die Funktionen und die Vorteile durch Verwendung einer Ruhedetektionseinheit 17 in
Verbindung mit einem Hauptsignalpfad und einem Nebensignalpfad auch
unabhängig
von den auf den Präzendenz-Effekt bezogenen
Merkmale erreicht werden können.
Mit anderen Worten ist es möglich,
ein Hörgerät mit einem
Hauptsignalpfad, in dem eher viel Verarbeitungsleistung benötigt wird,
und einem Nebensignalpfad, in dem eher wenig Verarbeitungsleistung
benötigt
wird, den Gesamtenergieverbrauch des Hörgerätes erheblich zu vermindern,
indem eine einfache Ruhedetektionseinheit 17 zugefügt wird,
um den Hauptsignalpfad in dem Sinne zu überwachen, dass der Hauptsignalpfad
während
geringer akustischer Aktivität
in der akustischen Umgebung ausgeschaltet wird. Trotzdem kann dem
Hörgerätebenutzer über den
Nebensignalpfad ein normaler Höreindruck
vermittelt werden, obwohl die Qualität dieses Höreindrucks geringer sein könnte, d.
h. ein leichter Fehlsignalpegel aufgrund der fixen Verstärkung. Sobald durch
die Ruhedetektionseinheit eine höhere
Geräuschaktivität feststellt
wird, wird der Hauptsignalpfad wieder eingeschaltet, d. h. die Signalverarbeitungseinheit,
in welcher Algorithmen von hoher Qualität und Leistungsfähigkeit
verarbeitet werden.
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Es
wird betont, obwohl ein Lautsprecher vorhanden ist – in der
Hörgerätetechnologie
häufig
auch Hörer
genannt – dargestellt
in 1, 2, und 5 als Ausgangswandler 4,
ist es sehr wohl machbar, dass andere Ausgangswandler verwendet
werden können,
ohne den Geltungsbereich der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
Ein anderer Ausgangswandler könnte
für implantierbare
Hörgeräte mit zum
Beispiel einem direkten Stimulus auf die Nerven des Innerohrs implementiert
werden.
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Darüber hinaus
kann die vorliegende Erfindung sehr gut bei binauralen Hörgeräten eingesetzt werden,
welche zwei miteinander durch ein Kabel oder kabellos verbundene
Hörgeräteteile
aufweisen.
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Schliesslich
wird ausdrücklich
betont, dass das Verfahren und das Hörgerät gemäss der vorliegenden Erfindung
nicht nur in Verbindung mit einer Korrektur einer Beeinträchtigung
des Hörvermögens eingesetzt
werden kann. In der Tat können
die offenbarten Techniken sehr gut in Verbindung mit jeder Kommunikationsgerätsart mit
Kabel oder kabellos eingesetzt werden. In diesem Sinn muss der Ausdruck „Hörgeräte" als Hörhilfe verstanden
werden, sei es durch Einführen
in den Gehörgang
oder als Implantat für
einen Patienten, um eine Beeinträchtigung des
Hörvermögens zu
korrigieren wie auch jede Kommunikationsgerätsart, welche eingesetzt wird, um
das Hören
zu erleichtern oder zu verbessern.