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FACHGEBIET
DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft die Gebiete der Polymerisation, der Polymerphasen-Morphologie
und des Formens. Insbesondere betrifft sie ein Verfahren zum Arretieren
der morphologischen Struktur von Einphasen- oder Mehrphasen-Polymersystemen.
Das Verfahren ermöglicht
die Herstellung von Gegenständen,
die Beständigkeit
gegen weitere Veränderung
ihrer Phasenmorphologie bei späteren
Verarbeitungsschritten oder bei der Verwendung aufweisen.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Auf
dem Gebiet der Polymere sind phasengetrennte Systeme allgegenwärtig, in
erster Line weil nur wenige Polymermischungen wirklich kompatibel
sind. Glücklicherweise
hat sich gezeigt, dass Mehrphasen-Morphologien bei Polymersystemen
häufiger
von Nutzen sind als sie es nicht sind. Ein Grund dafür liegt darin,
dass phasengetrennte Materialien über Synergismus eine höhere Leistungsfähigkeit
bereitstellen, wie von Mehrphasen-Systemen mit wichtigen Eigenschaften,
wie z. B. Schlagbeständigkeit,
Zähigkeit,
Hochtemperatur-Leistungsfähigkeit,
hoher Modul, Zugfestigkeit, niedrige Ausdehnungskoeffizienten, Formbeständigkeit,
ein für
Kunststoffe hohes Festigkeit/Gewichts-Verhältnis, eine für Elastomere
verbesserte Elastizität
oder Dämpfung,
Beständigkeit
gegen Entflammen, Dehnung, Glanz und/oder bessere Haftung, gezeigt
wird. Polymermischungen können
es auch ermöglichen,
gewünschte
physikalische Eigenschaften, wie z. B. Schmelzviskosität, höheren oder
niedrigeren Erweichungspunkt, leichtere Verarbeitbarkeit und Lösungsmittelbeständigkeit
zu erzielen. Schließlich
kann die Verwendung von Polymergemischen oder Polymermischungen schlichtweg
wirtschaftlich erzwungen sein, wobei aus Gründen der Kostenersparnis ein
kostspieligeres Material mit einem billigeren Material verdünnt wird.
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Die
Vorteile von Polymermischungen sind jedoch auch mit deren Nachteilen
verbunden. Beispielsweise können
einige wünschenswerte
Phasenmorphologien schwierig zu erzielen sein, hohe Verarbeitungstemperaturen
benötigen
oder starkes Mischen erfordern. Andere Morphologien können, wenn
sie einmal erreicht sind, empfindlich gegen äußeren Reize sein, wobei sie
durch ausgeübte
Spannung, hohe Temperaturen oder Aussetzen an Lösungsmittel leicht zerstört oder
verändert
werden können.
Beispielsweise zeigen bestimmte Materialsysteme, die eine oder mehrere
Polymere umfassen, beim Verarbeiten sogenannte „Critical Solution Temperature" (CST)-Phasenübergänge, bei
denen sich die Phase des Systems beim Überschreiten einer Phasengrenze
trennt. Wird eine Phasentrennung beim Erwärmen beobachtet, so zeigt das
System eine „Lower Critical
Solution Temperature" (LCST).
Wird eine Phasentrennung beim Abkühlen beobachtet, so zeigt das System
eine „Upper
Critical Solution Temperature" (UCST).
Die Temperatur, bei welcher der LCST- oder UCST-Übergang
stattfindet, hängt
von der Zusammensetzung des Systems und auch von anderen physikalischen
Bedingungen, wie z. B. Druck, pH-Wert usw., ab. Solche Phasenübergänge verändern die
Phasenmorphologie einer gegebenen Polymermischung enorm und sind
oft nicht wünschenswert.
Eine optisch klare Polymermischung, die beim Abkühlen durch eine Phasentrennung
trüb wird,
stellt ein Beispiel eines Materialsystems mit instabiler Phasenmorphologie
dar.
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Die
Polymermorphologie kann auch bei Einkomponenten- oder homogenen
Mehrkomponenten-Systemen wichtig sein, wenn die Orientierung von
Polymerketten auf molekularer Ebene eine erwünschte oder unerwünschte Wirkung
zeigt. Ein solcher Fall wird bei Polycarbonatsystemen, die „Lösungsmittel-induzierte" Trübung (engt.:
crazing) zeigen, wenn sie verschiedenen Lösungsmitteln ausgesetzt werden,
beobachtet. Das Ereignis des Trübwerdens
ist durch einen Vorgang der Neuorientierung der Ketten (in diesem
Fall Mikrokristallisation) gekennzeichnet, der zu brüchigem oder
undurchsichtigem Material führt
und daher nicht wünschenswert
ist. Andererseits ist Orientierung auf molekularer Ebene zuweilen
auch vorteilhaft, wie z. B. bei gezogenen Polymerfilmen oder -fasern,
bei denen die erhaltene molekulare Orientierung verbesserte Eigenschaften
bereitstellt, wie z. B. Zugfestigkeit, Durchstoßbeständigkeit oder Reißbeständigkeit.
Außerdem
finden orientierte Filme wegen ihrer optischen Anisotropie optische
Anwendungen. Orientierte Filme und Fasern werden oft durch Strecken
bei erhöhten
Temperaturen hergestellt, was an sich einen zeit- und energieaufwändigen Arbeitsgang darstellt.
Zudem ist die mit solchen Verfahren erhaltene Orientierung auf molekularer
Ebene für
erneutes Annehmen einer Zufallsanordnung bei späterem Aussetzen einer hohen
Temperaturen anfällig,
wodurch Zurückschnappen,
Schrumpfung und Verschlechterung von Eigenschaften verursacht werden.
Es wäre daher
wünschenswert, über Materialsysteme
mit Beständigkeit
gegen solche Morphologie-verändernde
Vorgänge
der Trübung
und/oder des Wiederannehmens einer Zufallsanordnung bei Aussetzen
an ungünstige
Umgebungen zu verfügen.
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Sowohl
bei der Verarbeitung als auch bei der Verwendung führen ungünstige Bedingungen
oft zu der unerwünschten
Veränderung
oder Zerstörung
einer gegebenen Materialmorphologie. Die mit der Instabilität der Morphologien
von Polymersystemen verbundenen Probleme werden nachstehend in Teilen
oder im Ganzen von der hier offenbarten Erfindung angesprochen.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Handhabung und
Steuerung des Phasentrennungsverhaltens, der Morphologie und der
molekularen Orientierung einer breiten Vielfalt von Materialien,
die wenigstens eine Polymerkomponente umfassen. Es kann sich dabei
um ein außerordentlich
wirtschaftliches, zur Massenproduktion geeignetes Verfahren handeln.
Die Erfindung betrifft ferner die Formulierung einer neuen Klasse
von polymeren Materialien, welche Arretieren der Phasenmorphologie
oder der Orientierung auf molekularer Ebene zeigen, wodurch eine
Stabilisierung der optimierten technischen Eigenschaften des fertigen Gegenstands
bewirkt wird. Es ist ein einzigartiges Merkmal der vorliegenden
Erfindung, dass die Phasenmorphologie und die molekulare Orientierung,
die unmittelbar vor dem Härten
einer polymerisierbaren Zusammensetzung vorhanden sind, anschließend durch
einen Härtungsschritt
in ihrer Lage „eingesperrt" oder arretiert werden,
so dass weitere Veränderungen
der Morphologie gehemmt oder verhindert werden. Solches Arretieren
der Morphologie kann auf Makrophasen-, Mikrophasen- und Nanophasen getrennte
Systeme angewendet werden, oder auf Systeme, die bis auf die molekulare
Ebene homogen sind. Die so erhaltenen polymeren Materialien können eine
oder mehrere Polymerkomponenten umfassen, wobei die Polymermoleküle Zufallsknäuel bilden
oder mit Bezug aufeinander ausgerichtet sein können. Einphasen-, Zweiphasen-
und Mehrphasensysteme fallen alle in den Umfang der Erfindung.
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Insbesondere
betrifft die Erfindung ein Verfahren zur schnellen in-situ Polymerisation
von Materialien zur Bereitstellung von polymeren makromolekularen
Netzwerken und von Produktionsgegenständen, die „Morphologie-arretiert" sind, d. h. die
eine festbleibende Phasenmorphologie und/oder molekulare Orientierung,
die beim Polymerisierungsschritt arretiert wird, aufweisen. Das
Verfahren umfasst die Schritte des Zusammenmischens eines toten
Polymers oder eines Präpolymers,
eines reaktiven Weichmachers oder eines Verdünnungsmittels und eines Initiators,
um eine polymerisierbare Zusammensetzung zu ergeben; anschließend Verarbeiten
des Gemischs, um eine gewünschte
Phasenmorphologie und/oder molekulare Orientierung der polymeren
Bestandteile zu erhalten; Formen der polymerisierbaren Zusammensetzung
zu einer gewünschten
Geometrie; und Aussetzen der polymerisierbaren Zusammensetzung einer
Quelle von Polymerisationsenergie, ohne zu mischen, um ein Endprodukt,
das Formbeständigkeit
aufweist und bei dem die gewünschte
Phasenmorphologie und/oder molekulare Orientierung arretiert ist,
zu erhalten. Bei einer gegenwärtig
bevorzugten Ausführungsform
ist die polymerisierbare Zusammensetzung halbfest.
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Bei
diesem Verfahren werden sowohl die gewünschte Materialmorphologie
(Phasenmorphologie und molekulare Orientierung) als auch die gewünschte Gesamtform
oder -konfiguration des Gegenstands vor dem Härten des Materials festgesetzt.
Der so hergestellte Morphologie-arretierte Gegenstand kann gegebenenfalls transparent
sein und/oder Schlagbeständigkeit
(federnd) aufweisen. Das so erhaltene Morphologie-arretierte makromolekulare
Netzwerk ist dadurch gekennzeichnet, dass es entweder i) ein halb-interpenetrierendes
vernetztes Polymernetzwerk von reaktivem Weichmacher, um und in
ein verknäueltes
totes Polymer gewickelt (halb-IPN), aufweist; ii) ein interpenetrierendes
vernetztes Polymernetzwerk von reaktivem Weichmacher innerhalb eines
verknäuelten
toten Polymers aufweist, wobei das Netzwerk des reaktiven Weichmachers
ferner an das tote Polymer vernetzt ist; oder iii) interpenetrierende
Polymerketten des reaktiven Weichmachers (nichtvernetzt), die unverzweigt,
verzweigt usw. sein können,
innerhalb eines verknäuelten
toten Polymers aufweist. Das Härten
der polymerisierbaren Zusammensetzung führt somit zu einem fertigen
Verbundpolymermaterial, bei dem die unmittelbar vor dem Auslösen des
Härtens
vorliegende Phasenmorphologie und/oder molekulare Orientierung aufrechterhalten
werden, indem, bei totem Polymer/reaktivem Weichmacher, die Polymerketten und/oder
das Polymernetzwerk des reaktiven Weichmachers entstehen. Dieses
Arretieren der Phasenmorphologie wird gemäß der vorliegenden Erfindung
durch physikalisches oder chemisches Arretieren der molekularen
Struktur des Materials beim Härtungsschritt
ermöglicht.
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Dieser
Ansatz ist dann besonders wirkungsvoll, wenn die Härtungskinetik
schnell ist. Insbesondere kann der reaktive Weichmacher oder das
Verdünnungsmittel
das Mischen und das Kompatibelmachen zweier Polymere (Homopolymere
oder Copolymere) fördern,
wobei in diesem Fall der reaktive Weichmacher oder das Verdünnungsmittel
auch als Kompatibelmachen wirkt. In dem so entstehenden pseudokompatiblen
Zustand wird das System schnell gehärtet und/oder vernetzt, um
die teilweise Kompatibilität
einzufrieren. Auf diese Weise kann ein morphologischer Zustand,
der auf andere Weise nicht erreicht werden könnte (d. h. ohne Verwendung
des Kompatibelmachers), erhalten werden und aufrecht erhalten bleiben.
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Das
hier offenbarte Verfahren zur Morphologiearretierung unterscheidet
sich wesentlich vom Herstellungsverfahren für Systeme wie beispielsweise
hochschlagfestem Polystyrol (HIPS, engl.: high-impact polystyrene),
bei dem sich die gewünschte
Morphologie beim Fortschreiten der Polymerisation entwickelt. Beim
Herstellungsverfahren für
HIPS werden Polybutadien-Teilchen (typischerweise schwach vernetzt)
einem Überschuss
von Styrolmonomer zugesetzt. Beim Polymerisieren des Styrolmonomers
in Gegenwart des Polybutadien entwickeln sich sehr spezielle Morphologien,
oft in Abhängigkeit
von der Art und dem Grad des Mischens, dem das System unterworfen
wird. Das Verfahren zur Morphologiearretierung der vorliegenden
Erfindung unterscheidet sich wesentlich von Verfahren wie dem der
HIPS-Herstellung und an deren, da die zu arretierende Morphologie
bereits unmittelbar vor dem Härten
besteht, ohne Mischen während
des abschließenden
Härtungsschritts.
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Die
hier offenbarte Erfindung umfasst die Verarbeitungsschritte und
-verfahren, durch welche die Morphologie-arretierten Materialien
hergestellt werden können,
sowie auch die auf diese Weise hergestellten Materialien. Sie umfasst
ferner bestimmte polymerisierbare Zusammensetzungen, die bei dem
Verfahren von Nutzen sind, sowie auch die so erhaltenen gehärteten Materialien
mit arretierter Morphologie. Die Zusammensetzungen können gegebenenfalls
andere im Stand der Technik bekannte Zusatzstoffe enthalten, um
bestimmte wünschenswerte
Eigenschaften, wie z. B. Bewirken von Formentrennung, verbesserte
Stabilität
oder Wetterbeständigkeit,
nichtvergilbende Eigenschaften und dergleichen, bereitzustellen.
Die Erfindung ermöglicht
eine breite Auswahl der Reaktionschemie zum Erzeugen von fertigen
Gegenständen
mit einer gewünschten
Morphologie auf der Grundlage des Phasentrennungsverhaltens und/oder
der geometrischen Orientierung der einzelnen Moleküle innerhalb
des Materials. Die so erhaltenen konstruierten Materialien und Verfahren
können zur
Herstellung von Produkten mit überragenden
mechanischen, thermischen oder optischen Eigenschaften oder anderen
wünschenswerten
Kennzeichen, die bisher schwierig zu erzielen waren, verwendet werden.
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AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG:
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Der
Begriff „ein", wie er hier und
in den anhängenden
Ansprüchen
verwendet wird, bedeutet „ein
oder mehrere".
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Der
Begriff „Morphologie", wie er hier und
in den anhängenden
Ansprüchen
verwendet wird, bezieht sich auf den morphologischen Zustand der
polymeren Bestandteile mit Bezug auf alle anderen Bestandteile eines
gegebenen Materialsystems. Dies kann homopolymere Systeme, Polymermischungen
(wenn Polymere mit anderen Polymeren gemischt sind), Polymernetzwerke
(wenn Polymerketten miteinander vernetzt sind) und auch Polymer-Verbundmaterialien
(wenn Polymere mit anderen, nicht-polymeren Materialien gemischt sind),
umfassen. Bei polymeren Mischungen oder Verbundmaterialien mit mehr
als einem polymeren Bestandteil zeigen die Poly mere oftmals Phasentrennung,
wie durch das Vorhandensein von wenigstens zwei getrennten Phasendomänen angezeigt
wird. In diesem Zusammenhang kann die Morphologie der polymeren
Bestandteile gemäß dem Vorhandensein,
der Größe, Form
und Dichte einer oder mehrerer der Polymerphasen in einem gegebenen
Materialsystem spezifiziert werden. Beispiele umfassen das Vorhandensein
von sphärischen
oder zylindrischen Einschlüssen
in einer kontinuierlichen Phase, interpenetrierende bi-kontinuierliche Zylinder
oder alternierende Lamellen der beiden Phasen. Es existieren viele
andere Konfigurationen, wie z. B. Phase-in-einer-Phase-in-einer-Phase oder Anordnungen
vom Grenzflächentyp,
die zum Verleihen bestimmter wünschenswerter
mechanischer und optischer Eigenschaften, wie z. B. Schlagfestigkeit,
an ein gegebenes Material besonders wichtig sein können. Die
Morphologie von Polymersystemen, wie sie auf Systeme mit mehreren
Komponenten angewendet wird, ist in der Literatur gut beschrieben.
Siehe als Beispiel den Text Polymeric Multicomponent Materials von
L. H. Sperling (John Wiley & Sons,
Inc., 1997), der durch Bezugnahme hierin aufgenommen ist.
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Die
Orientierung von einem oder mehreren der polymeren Bestandteile
auf molekularer Ebene fällt ebenfalls
in den Umfang des Begriffs „Morphologie". Beispielsweise
können
Polymerketten durch Strecken (d. h. Filme oder Fasern) oder durch
Arbeitsgänge,
die starke Scherung beinhalten (z. B. Spritzgießen), in Bezug zueinander longitudinal
orientiert werden, oder die Ketten können durch Arbeitsgänge wie
Blasformen zweiachsig orientiert werden. Solche Orientierungen können zum
Erreichen der gewünschten
mechanischen Eigenschaften für
eine gegebene Anwendung außerordentlich
wichtig sein. Die Morphologie eines Polymermaterials kann ebenfalls
orientiert sein. In diesem Fall werden morphologische Merkmale,
wie z. B. Zylinder oder Lamellen, mit Bezug zueinander und/oder
mit Bezug auf eine äußere Oberfläche des
Gegenstands zur Orientierung gebracht (wie z. B. durch Strecken
oder Fließen
in einem Formwerkzeug). Eine morphologische Orientierung kann auch
zum Erreichen der gewünschten
mechanischen (und manchmal der optischen) Eigenschaften eines phasengetrennten
Materials außerordentlich
wichtig sein.
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Der
Begriff „Morphologie" umfasst ferner die
physikalische Anordnung eines Polymermaterials an einer Grenzfläche oder
beim Bilden einer Grenzfläche.
Insbesonde re sind die Anordnung und die Orientierung von polymeren
Bestandteilen an einer Grenzfläche
zwischen zwei Polymerphasen oder zwischen einer Polymerphase und
einer nicht-Polymerphase (beispielsweise Zusatzstoffe, wie z. B.
Füllstoffteilchen,
Fasern oder Plättchen)
für das
Festsetzen der mechanischen Eigenschaften des so erhaltenen Verbundmaterials
besonders wichtig. Andere interessante Grenzflächen sind nicht notwendigerweise
fest/fest, sondern können fest/flüssig- oder
fest/gasförmig-Grenzflächen sein,
wie z. B. in einem porösen
Material. Von Größe, Form,
Orientierung und Konfiguration der Poren in einem Polymermaterial
ist breit anerkannt, dass sie eine wichtige Rolle bei den Sperr-
oder Durchlässigkeitseigenschaften
des Materials (z. B. seiner Fähigkeit,
als Filter zu wirken) und seinen mechanischen Eigenschaften spielen.
Solche Grenzflächenkonfigurationen
und/oder Porositätseigenschaften
sind somit hierin vom Begriff „Morphologie" umfasst.
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Die
Begriffe „eingesperrt" oder „arretiert", wie sie hier und
in den anhängenden
Ansprüchen
verwendet werden, beziehen sich auf die Stabilisierung der Morphologie über diejenige
hinaus, die sonst in einem vergleichbaren, reinen, unbehandelten
Polymersystem beobachtet wird. Die stabilisierende Wirkung kann
als Antwort auf eine oder mehrere ungünstige Wirkungen stehen, wie
z. B. hohe oder tiefe Temperatur, ungünstige chemische Umgebungen, äußerer Stress
oder Belastungen oder alle anderen Bedingungen, die eine Änderung
der Systemmorphologie bewirken können.
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Der
Begriff „totes
Polymer", wie er
hier und in den anhängenden
Ansprüchen
verwendet wird, bezieht sich auf ein vollständig polymerisiertes, im Allgemeinen
nicht-reaktives
Polymer. Bei Verwendung bestimmter Verfahren der Polymerchemie kann
das tote Polymer nach Einleiten des Härtens mit einem reaktiven Weichmacher
reagieren, selbst wenn das tote Polymer keine ungesättigten
oder auf andere Weise reaktive Einheiten innerhalb der Kette oder
an die Kette gebunden aufweist. Andererseits kann das tote Polymer
auch in beabsichtigter Weise einen gewissen Pegel oder Grad von
Unsättigung
innerhalb der Polymerkette aufweisen. Das tote Polymer kann unverzweigt
oder verzweigt, ein Homopolymer oder ein Copolymer sein. Bei einem
Copolymer kann die Sequenzverteilung eine Zufallssequenz oder geblockt
sein. Die Blockcopolymere können
Gradientencopolymere sein oder gepfropfte Seitenketten aufweisen.
Die Architektur des toten Polymers kann ferner verzweigt, mehrkettig,
kammförmig
oder sternförmig
sein. Zweiblock-, Dreiblock- oder Mehrblockstrukturen fallen alle
in den Umfang der Erfindung. Bei vielen Materialsystemen werden
die maßgeblichen
Eigenschaften durch Herstellung eines Gemischs von zwei oder mehreren
Polymeren oder Copolymeren, die für den Zweck dieser Beschreibung
alle als tote Polymere bezeichnet werden, erzielt.
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Die
polymerisierbare Zusammensetzung, die bei der Herstellung von Morphologiearretierten
Polymermaterialien gemäß dieser
Beschreibung benutzt wird, wird durch Mischen des toten Polymers
mit wenigstens einer Kleinmolekülart,
die ihrerseits wegen des Vorhandenseins einer oder mehrerer reaktiver
Einheiten im Kleinmolekül
polymerisierbar oder vernetzbar ist, hergestellt. Diese Kleinmolekülart wird
hier und in den anhängenden
Ansprüchen
als ein „reaktiver
Weichmacher" bezeichnet.
Der reaktive Weichmacher kann Monomere, Vernetzer, oligomere Reaktionspartner,
oligomere Vernetzer oder makromolekulare Reaktionspartner oder makromolekulare
Vernetzer (gemeinsam Makromere genannt) umfassen. Der reaktive Weichmacher macht
das tote Polymer weich, um ein Gemisch mit einer gewünschten
Zusammensetzung zu ergeben, das trotz der Mehrphasen-Morphologien,
die Polymersysteme mit mehreren Komponenten allgemein aufweisen, nach
dem Mischen nominell homogen sein sollte. Das Gemisch kann ferner
auf eine gewünschte
Temperatur (d. h. die Verarbeitungstemperatur) erwärmt oder
abgekühlt
werden, um eine gewünschte
Materialmorphologie zu erzielen oder um dem Material eine gewünschte Geschmeidigkeit
oder Formbarkeit für
wählbare
Formgebungs- oder Beschichtungsschritte zu verleihen. Die Verarbeitungstemperatur
kann in zweckmäßiger Weise mäßig über oder
unter der Umgebungstemperatur gewählt werden, so dass die Taktzeiten
minimiert werden. Außerdem
kann das Gemisch anschließend
oder zugleich gepresst, gequetscht, gestreckt oder auf andere Weise
unter welchen Verarbeitungsbedingungen auch immer, die zum Erzielen
einer gewünschten
Materialmorphologie vor dem Härten
notwendig sind, manipuliert werden. Gießen aus Lösungsmittel-Lösungen stellt ein
weiteres nützliches
Verfahren zum Erzielen wünschenswerter
Materialmorphologien, die auf andere Weise schwierig zu erhalten
sind, dar. In all diesen Fällen
liegen jedoch der gewünschte
Mischungsgrad und die erhaltene Morphologie bereits vor dem abschließenden Härtungsschritt
vor.
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Die
reaktiven Weichmacher können
ihrerseits Gemische sein, die aus monofunktionellen, bifunktionellen,
trifunktionellen oder anderen mehrfunktionellen Einheiten zusammengesetzt
sind. Beispielsweise wird das Einverleiben eines Gemischs von monofunktionellen
und mehrfunktionellen reaktiven Weichmachern bei der Polymerisation
zu einem reaktiven Weichmacher-Netzwerk führen, wobei die Polymerketten
des reaktiven Weichmachers miteinander vernetzt sind (d. h. ein
halb-IPN). Bei der Polymerisation können die wachsenden Polymerketten
des reaktiven Weichmachers auch an das tote Polymer pfropfen oder
damit reagieren, wodurch eine Art von IPN erzeugt wird, selbst wenn
in den Ketten des toten Polymers keine ungesättigten oder andere anscheinend
reaktiven Einheiten vorhanden sind. Somit können die Ketten des toten Polymers
beim Härten als
vernetzende Einheiten wirken, wodurch ein vernetztes Polymernetzwerk
des reaktiven Weichmachers gebildet wird, selbst wenn in dem Gemisch
nur monofunktionelle reaktive Weichmacher vorhanden sind. Pfropfen an
die oder Vernetzen zwischen den Ketten des toten Polymers ist im
Allgemeinen dem fertigen Verbundmaterial, das durch die Ausführung der
vorliegenden Erfindung entsteht, nicht schädlich, sondern kann das Verhalten
der Phasenmorphologie-Arretierung
und/oder der Arretierung der molekularen Orientierung sogar verstärken.
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Somit
ist die Menge und die Zusammensetzung des reaktiven Weichmachers
(der seinerseits eine Zusammensetzung von Monomeren und Vernetzern
mit verschiedenen Graden an Funktionalität umfassen kann) in der so
erhaltenen Formulierung derartig, dass das gehärtete Polymer-Verbundmaterial
eine Morphologie aufweist, die durch die Bildung der Polymerketten
des reaktiven Weichmachers arretiert oder „eingesperrt" ist. Das bedeutet,
dass der reaktive Weichmacher in einer Konzentration vorliegt, die
ausreicht, um die unmittelbar vor dem Härten vorliegende Morphologie
zu stabilisieren oder aufrechtzuerhalten. Das Aufrechterhalten der Morphologie
wird im Allgemeinen bewirkt, indem die Umordnung der polymeren Bestandteile
in dem gehärteten
Verbundmaterial (entweder kinetisch oder chemisch oder beides) physikalisch
beschränkt
wird, so dass die gewünschte
Morphologie über
Zeiträume
(und Bedingungen wie Temperatur und Druck), die von Interesse sind,
nominell konstant bleibt. Obwohl nicht gewünscht wird, durch eine Theorie
gebunden zu sein, wird angenommen, dass die physikalischen Beschränkungen
der Bewegung der polymeren Bestandteile durch folgendes verursacht
werden: i) die Bildung eines be nachbarten oder umgebenden Netzwerks
des reaktiven Weichmachers, das die Bewegung von nahegelegenen Polymermolekülen durch
physikalische Barrieren für
Diffusion oder Schlängelbewegung
verlangsamt oder physikalisch hemmt (kinetisches Arretieren); ii)
das chemische Vernetzen und/oder Pfropfen von Ketten des reaktiven
Weichmachers an Ketten des toten Polymers bei der Härtungsreaktion,
so dass die nachfolgende Bewegung von Polymermolekülen durch
die Vernetzungen gehemmt wird (chemisches Arretieren); iii) eine
Kombination von i) und ii); oder iv) die Erzeugung von Grenzflächen, bei
denen auf jeder Seite der Grenzfläche das Material teilweise
vernetzt ist. Die Menge an reaktivem Weichmacher, der verwendet
wird, um die Arretierung der Morphologie oder der molekularen Orientierung
zu erzielen, beträgt
im Allgemeinen etwa 0,1 Gew.-% bis etwa 90 Gew.-%, vorzugsweise
etwa 1 Gew.-% bis etwa 50 Gew.-%, bevorzugter etwa 5 Gew.-% bis
etwa 30 Gew.-%.
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Die
Art der verwendeten reaktiven Weichmacher kann in vorteilhafter
Weise ausgewählt
werden, um die Morphologie-arretierende Wirkung zu verstärken, beispielsweise
durch Wahl von reaktiven Weichmachern, die wärmestabile, starre Polymerketten
bilden (d. h. Polymere mit vergleichsweise hohen Glasübergangstemperaturen).
Solche Ketten werden tendenziell steif sein und somit jede Bewegung
oder Umordnung des toten Polymers bzw. der toten Polymere physikalisch
beschränken.
Die reaktiven Weichmacher können
ferner so gewählt
werden, dass sie reaktive Einheiten umfassen, die zum Pfropfen auf
das oder Reagieren mit dem toten Polymer fähig sind, so dass beim Härten eine
vollständige
Vernetzung stattfindet. Es sollte auch bedacht werden, dass bestimmte
Arten von reaktiven Weichmachern bevorzugt an eine Phase eines toten
Polymers gegenüber
einer anderen wandern. Allgemein gesprochen betrifft das Konzept „Gleiches
löst Gleiches" ein solches totes
Polymer/reaktiver Weichmacher-System, so dass erwartet werden kann,
dass sich reaktive Weichmacher vorzugsweise in Phasen eines toten
Polymers mit ähnlichen
chemischen Strukturen konzentrieren werden. Die Arten und Mengen
von reaktiven Weichmachern, die benötigt werden, um durch Härten eine
arretierte Morphologie zu erhalten, können jedoch ohne unzumutbares
Experimentieren bestimmt werden. Die Breite und Vielzahl an reaktiven
Weichmachern, die zur Ausführung
dieser Erfindung zur Verfü gung
stehen, sollte als eine grundlegende Stärke dieser Erfindung verstanden
werden, wie nachstehend ausführlich
dargelegt wird.
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Dem
Gemisch werden Polymerisationsinitiatoren zugesetzt, um bei Aussetzen
einer Quelle von Polymerisationsenergie, wie z. B. Licht, Wärme, Ionenstrahlen,
Mikrowellen, Röntgenstrahlen,
Elektronenstrahlen oder Gammastrahlung, eine Polymerisation auszulösen. Außerdem können Kondensation,
Ringöffnung
und andere Polymerisationsmechanismen auf ähnliche Weise durch Zusetzen
von geeigneten monomeren Vorläufern
und Initiatoren durchgeführt
werden. Solche Initiatoren sind im Stand der Technik gut bekannt.
Wahlweise können
auch andere Zusatzstoffe zugegeben werden, wie z. B. Formentrennmittel,
nicht-reaktive herkömmliche
Weichmacher oder Flexibilisierungsmittel, Pigmente, Farbstoffe,
organische oder anorganische faserförmige oder teilchenförmige Verstärkungsmittel
oder ausdehnende Füllstoffe,
thixotrope Mittel, Indikatoren, Hemmstoffe oder Stabilisatoren (Wetterbeständigkeits-
oder anti-vergilbende Mittel), UV-Absorptionsmittel, oberflächenaktive
Mittel, Fließhilfsmittel,
Kettenübertragungsmittel,
Schaumbildner, porositätsverändernde Mittel
und dergleichen. Der Initiator und die wählbaren anderen Zusatzstoffe
können
in der reaktiven Weichmacher-Komponente vor dem Kombinieren mit
dem toten Polymer gelöst
oder dispergiert werden, um das vollständige Lösen in und das gleichmäßige Mischen
mit dem toten Polymer zu erleichtern. Bei einer anderen Ausführungsform
können
der Initiator und die wählbaren
anderen Zusatzstoffe dem Gemisch zu jedem Zeitpunkt zugesetzt werden,
einschließlich
unmittelbar vor der Polymerisation, was bevorzugt sein kann, wenn
beispielsweise Wärmeinitiatoren
verwendet werden.
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Die
Bestandteile des Polymerisationsgemisch können von Hand oder durch mechanisches
Mischen gemischt werden. Die Bestandteile können vorzugsweise leicht erwärmt werden,
um die totes Polymer-Komponente zu erweichen oder verflüssigen.
Jede geeignete Mischvorrichtung kann verwendet werden, um das Gemisch
mechanisch zu homogenisieren, wie z. B. Mischer, Kneter, Innenmischer,
Compounder, Extruder, Mühlen,
In-Line-Mischer, statische Mischer und dergleichen, gegebenenfalls
bei Temperaturen über
der Umgebungstemperatur gemischt bzw. gegebenenfalls bei Drucken über oder
unter dem atmosphärischen
Druck gemischt.
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Bei
einer gegenwärtig
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung kann eine wählbare
Warteperiode eingeführt
werden, während
der die Komponenten nicht mechanisch bewegt werden. Diese wählbare Warteperiode
kann zwischen dem Zeitpunkt, bei dem die Bestandteile zu Anfang
in einen Behälter
eingewogen werden, und dem Zeitpunkt, bei dem sie mechanisch oder
manuell homogenisiert werden, stattfinden. Bei einer anderen Ausführungsform
können
die Bestandteile in eine Mischvorrichtung eingewogen werden, wobei
die Mischvorrichtung eine ausreichende Zeit lang betrieben wird,
um die Bestandteile trocken zu mischen, anschließend kann eine wählbare Warteperiode
folgen, bevor weiteres Mischen stattfindet. Die Bestandteile können auch
in einer mechanischen Vorrichtung vollständig gemischt werden, wonach
eine Warteperiode folgt. Die Warteperiode kann sich über eine
Zeitraum von etwa einer Stunde bis zu einem oder mehreren Tagen
erstrecken. Eine solche Warteperiode ist zum Erzielen der Homogenisierung
eines gegebenen Polymersystems bis zu sehr kleinen Längenskalen
von Nutzen, da mechanische Mischverfahren üblicherweise das Mischen auf der
Längenskala
von Mikrophasendomänen
nicht gewährleisten.
Somit kann eine Kombination von mechanischem Mischen und einer Warteperiode
verwendet werden, um Homogenisierung auf allen Längenskalen zu erreichen. Die
Dauer der Warteperiode und ihre Lage in der Reihenfolge der Verarbeitungsschritte
kann empirisch und ohne unangemessenes Experimentieren als jene
Zeitdauer gewählt
werden, die den insgesamt wirksamsten Mischungsvorgang mit Bezug
auf den Energieverbrauch, die Gesamtwirtschaftlichkeit des Verfahrens und
der Eigenschaften des Endmaterials ergibt.
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Diese
Ausführungsform
der Erfindung kann besonders vorteilhaft sein, wenn das polymerisierbare
Gemisch einen hohen Anteil des totes Polymer-Bestandteils enthält, insbesondere
wenn das tote Polymer bei Umgebungstemperatur glasartig oder starr
ist. Das Verwenden einer Warteperiode kann ebenfalls besonders vorteilhaft
sein, wenn das tote Polymer wärmeempfindlich
ist und daher bei Temperaturen oberhalb seines Erweichungspunkts
nicht über
eine gewisse Zeitspanne ohne unmäßige Zersetzung
verarbeitet werden kann. Beim Versuch, zwei oder mehrere Polymere
zu mischen, kann es von Nutzen sein, den oder die reaktiven Weichmacher
zuerst mit der Komponente mit der höchsten Glasübergangstemperatur zu mischen,
so dass er weich gemacht wird. Die anderen Komponenten mit niedrigerem
Wert von Tg können
anschließend
bei einer Temperatur beigemischt werden, die niedriger ist, als
sie ohne die Weichmacher-Wirkung des reaktiven Weichmachers hätte verwendet
werden können,
so dass die gesamte Wärmeaussetzung
des Systems verringert wird. Bei einer anderen Ausführungsform
können
der oder die reaktiven Weichmacher zwischen den zu mischenden Polymeren
aufgeteilt werden, wobei jeder davon getrennt weich gemacht wird.
Die voneinander unabhängig
weich gemachten Polymere können
dann bei einer vergleichsweise niedrigen Temperatur mit entsprechend
geringerem Energieverbrauch und entsprechend geringerer Zersetzung
der Polymere gemischt werden.
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Eine
andere Klasse von Materialien, die von einer Ausführungsform
der Erfindung umfasst werden, umfasst funktionalisierte Polymere,
die nachstehend als Präpolymere
bezeichnet werden. Mit „Präpolymeren" sind oligomere oder
polymere Ketten gemeint, die so funktionalisiert worden sind, dass
sie zu zusätzlicher
Polymerisation fähig
sind. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst das Präpolymer
funktionelle Acrylat- oder Methacrylatgruppen. Verfahren zum Funktionalisieren
von Polymeren sind dem Fachmann gut bekannt. Es wird dabei bedacht
werden, dass Polymere mit anhängenden
Hydroxyl-, Carboxyl-, Aldehyd- und Amingruppen zur Funktionalisierung
vorteilhaft sind, ebenso wie Polymere mit Anhydridgruppen.
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Weisen
die Präpolymere
dieser Erfindung ein hohes Molekulargewicht und/oder hohe Glasübergangstemperaturen
auf oder wird Verarbeitung bei Umgebungstemperatur gewünscht, so
kann es wünschenswert sein,
zusätzliche
Weichmacher mit dem toten Polymer oder Präpolymer zu mischen, um die
gewünschte
halbfeste Konsistenz zu erhalten. Die Weichmacher können in
diesem Fall entweder reaktiv (d. h. reaktive Weichmacher) oder nicht-reaktiv
sein. Nicht-reaktive Arten, welche die toten Polymere oder Präpolymere
gemäß der Erfindung
weich machen, werden nachfolgend als „Verdünnungsmittel" bezeichnet.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
dieser Ausführungsform
der Erfindung umfasst das Präpolymer
ein wasserunlösliches
Polymer, das mit anhängenden
Acrylat- oder Methacrylatgruppen
funktionalisiert worden ist. Dem Präpolymer wird dann ein Verdünnungsmittel,
welches das Präpolymer
weich macht, zugesetzt, um beim Mi schen ein klares, homogenes halbfestes
Material zu ergeben. Nach der Zugabe eines Initiators kann das Gemisch
dann geformt und durch UV-Licht gehärtet werden, um eine vernetzte
Probe mit einer gewünschten
Materialmorphologie zu ergeben. Vorzugsweise ist die Materialmorphologie
eine solche, die dem vernetzten Präpolymer die Absorption von
10–90
Gew.-% Wasser ohne Phasentrennung (angezeigt durch einen Schleier
oder durch Trübung
nach Aussetzen an Wasser) ermöglicht.
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Bei
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
dieser Ausführungsform
der Erfindung ist das Präpolymer
ein Methacrylat-funktionalisiertes Polymer oder Copolymer von Polyhydroxyethylmethacrylat
(pHEMA). Der Grad der Methacrylat-Funktionalisierung kann im Bereich
von etwa 0,2 bis 10 mol-% der anhängenden Hydroxylgruppen liegen.
Das Copolymer kann aus HEMA und anderen Monomerarten, umfassend
Gruppen wie Caprolacton, Pyrrolidon, Acrylsäure, Methacrylsäure und
Acrylamide, abgeleitet sein. Solche Materialien sind in der Kontaktlinsen-Industrie
zur Herstellung von Hydrogelen, die zur Verwendung als Kontaktlinsen geeigneten
sind, gut bekannt.
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Bevorzugte
Verdünnungsmittel
umfassen Propylenglycol, Glycerin, PEG400 (Polyethylenglycol mit
einem Molekulargewicht von etwa 400), PEG1000, ethoxylierte und
propoxylierte Glucoside, Sulfoxide und Wasser. Gemische von Wasser
mit Propylenglycol oder mit PEG400 sind besonders bevorzugte Verdünnungsmittel.
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Es
wird angemerkt, dass die Bezugnahme der Erfinder auf totes Polymer/reaktiver
Weichmacher-Kombinationen auch Präpolymer/reaktiver Weichmacher-
und Präpolymer/Verdünnungsmittel-Kombinationen
umfassen, und dass diese Gemische in der vorliegenden Beschreibung
durchgehend untereinander vertauscht werden können, wenn nicht anders angegeben.
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Es
sollte berücksichtigt
werden, dass die Verfahren und Protokolle, die zum Mischen mehrerer
Polymere und der totes Polymer/reaktiver Weichmacher/Initiator-
oder Präpolymer/Verdünnungsmittel/Initiator-Gemische
dieser Erfindung verwendet werden, oftmals die Phasenmorphologie
und/oder die molekulare Orientierung des so erhaltenen Materialsystems
beeinflussen. Da die Phasenmorphologie und die molekulare Orientierung
eine starke Auswirkung auf die gewünschten Materialeigenschaften
haben können,
wird bei diesem Verfahren dem Mischungsschritt üblicherweise viel Aufmerksamkeit
geschenkt werden. Im Allgemeinen können die Verarbeitungsverfahren,
die üblicherweise
zum Erzielen einer gewünschten
Phasenmorphologie und/oder molekularen Orientierung bei reinen Polymersystemen
verwendet werden, in gleicher Weise bei der Ausführung der vorliegenden Erfindung
(manchmal vorteilhaft bei einer niedrigeren Temperatur und/oder
einem niedrigeren Druck) mit im Wesentlichen den gleichen Ergebnissen
verwendet werden, insbesondere wenn der Gehalt an reaktivem Weichmacher
unter etwa 30% gehalten wird. Dies und andere vorteilhafte Ausführungsformen
der Erfindung werden nachstehend weiter beschrieben.
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Sobald
das tote Polymer oder die toten Polymere, das Präpolymer oder die Präpolymere,
der oder die reaktiven Weichmacher, das oder die Verdünnungsmittel
und der Initiator oder die Initiatoren miteinander kombiniert sind,
stellt das Gemisch oftmals eine bevorzugte Zusammensetzung, die
bei Raumtemperatur halbfest und nicht-fließfähig ist, bereit, so dass es
leicht als ein diskreter Gegenstand oder diskretes Objekt ohne übermäßige Klebrigkeit
oder Verformung gehandhabt werden kann, wobei sie dennoch geschmeidig
und dehnbar ist. Wenn das bevorzugte Gemisch zwischen zwei Hälften eines
Formwerkzeugs platziert wird, die anschließend geschlossen werden, verformt
es sich im Ergebnis ohne übermäßigen Widerstand
zu der gewünschten Geometrie,
insbesondere wenn leichtes Erwärmen
angewendet wird, so dass das Gemisch leicht über die Umgebungstemperatur
erwärmt
ist. Wird Pressen, Strecken oder anderes Bearbeiten oder Formgeben
des Verbundmaterials angewendet, um eine gewünschte Phasenmorphologie, molekulare
Orientierung oder morphologische Orientierung zu erzielen, so können solche
Verfahren ebenfalls durch die geschmeidige, verformbare Konsistenz,
die durch Weichmachen des toten Polymers mit dem reaktiven Weichmacher
und gegebenenfalls Erwärmen
oder Kühlen
des Gemischs erhältlich
ist, erleichtert werden.
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Die
vorstehend beschriebenen geschmeidigen, verformbaren Gemische sind
wünschenswert,
da sie einen geringeren Widerstand beim Formen, Formgeben oder Arbeitsgängen zur
molekularen Orientierung ermöglichen.
Bei einer anderen Ausfüh rungsform
können
die Arbeitsgänge
bei tieferen Temperaturen, als sie sonst bei vergleichbaren Arbeitsgängen an
reinen Polymersystemen ohne weichmachende Komponenten verwendet
werden, durchgeführt
werden. In beiden Fällen
kann das Vorhandensein des reaktiven Weichmachers ein besseres Tempern
des verformten Materials im Vergleich zu reinen Polymersystemen
ermöglichen,
wobei die Punkte mit Stresskonzentration und die Doppelbrechung
in dem so erhaltenen Gegenstand verringert werden. Es ist ein weiterer
Vorteil, dass solche Zusammensetzungen bei Raumtemperatur gehandhabt
und gelagert werden können,
während
Formen oder Formgeben in die gewünschte
Geometrie bei Temperaturen, die nur leicht oder mäßig von
der Umgebung abweichen, stattfinden kann. Die Arten und die relativen
Mengen des reaktiven Weichmachers und des toten Polymers werden
die zeit- und temperaturabhängigen
visco-elastischen Eigenschaften des Gemischs festlegen. Es sollte
bedacht werden, dass die visco-elastischen Eigenschaften der gewählten Zusammensetzungen
breit und veränderlich
sein können.
Da beinahe alle bekannten Materialsysteme bei Erwärmung nachgiebiger
werden (in Abwesenheit chemischer Reaktionen), wird die Temperatur
beim Formen üblicherweise,
aber nicht notwendigerweise, gleich oder höher als die Handhabungstemperatur
sein.
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Soll
eine bestimmte molekulare oder morphologische Orientierung erzielt
und gemäß der Ausführung dieser
Erfindung arretiert werden, so wird die weichmachende Wirkung des
reaktiven Weichmachers für
Polymere, die in ihrem Reinzustand bei Raumtemperatur glasartig
sind, von besonderem Vorteil sein. Üblicherweise müssen solche
Polymere auf etwa ihre Glasübergangstemperatur
oder darüber
erwärmt
werden, bevor ein Orientierungsvorgang, wie z. B. Fließen oder
Strecken, durchgeführt
wird. Durch das Vorhandensein zumindest einer kleinen Menge an reaktivem
Weichmacher wird die Glasübergangstemperatur
des Polymers jedoch wirksam erniedrigt, wodurch die Durchführung solcher
Orientierungsvorgänge
bei entsprechend tieferen Temperaturen ermöglicht wird. Dennoch kann nach
Beginn der Polymerisation die weichmachende Wirkung des reaktiven
Weichmachers beendet werden (nach Entstehen eines Polymers mit einem ähnlichen
Tg-Wert wie der des toten Polymers), wobei ein Verbundmaterial mit ähnlichen
oder verbesserten Eigenschaften im Vergleich zu dem System des reinen
toten Polymers in einem Zustand mit molekularer Orientierung erhalten
wird. Die Möglichkeit
zur Verarbeitung bei einer tieferen Tem peratur vor dem Härten hat
den Vorteil, die Taktzeiten zu verkürzen und den Energieverbrauch
zu verringern, wodurch solche Verfahren wirtschaftlich günstiger
gemacht werden. Außerdem
wird die Wärmezersetzung
von wärmeempfindlichen
Polymeren vermindert und die Gefahren, die mit Verfahren bei erhöhten Temperaturen
zwangsläufig
verbunden sind, herabgesetzt.
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Es
ist die Absicht der Erfinder, dass bei der Ausführung dieser Erfindung sowohl
die gewünschte
Materialmorphologie (Phasenmorphologie und molekulare und/oder morphologische
Orientierung) als auch die gewünschte
Gesamtform oder -konfiguration des Gegenstands vor dem Härten des
Materials erstellt wird. Das Vermögen, sowohl eine genaue Form
als auch eine Materialmorphologie in einem einzigen Härtungsschritt
zu arretieren, sollte von den Fachleuten auf den Gebieten der Polymerverarbeitung
und des Polymerformens geschätzt
werden. Es ist zwar möglich,
den gehärteten
Gegenstand durch mechanisches Schleifen, Schneiden, Polieren oder
andere derartige Arbeitsschritte weiter formgebend zu bearbeiten,
solche nachfolgende Arbeitschritte liegen jedoch nicht im Umfang
dieser Erfindung.
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Durch
das Auslösen
der Härtungsreaktion
durch Aussetzen des verarbeiteten Gemischs von totem Polymer/reaktiver
Weichmacher/Initiator einer Quelle von Polymerisationsenergie bilden
die reaktiven Weichmacher Polymerketten, die hauptsächlich aus
den in dem Gemisch vorhandenen Monomerarten bestehen, oftmals mit
einem gewissen Grad von Pfropfen oder Vernetzen mit den Ketten des
toten Polymers. Die Polymerisation schreitet unter den Monomerarten
fort (selbst wenn die Quelle von Polymerisationsenergie abgeschaltet
wird), bis die reaktiven Stellen abgelöscht werden oder bis das gesamte
Monomer in die wachsenden Polymerketten umgesetzt ist. Es ist zu
beachten, dass die „Monomer"-Arten entweder monofunktional
oder polyfunktional (wodurch sie zur Kettenverlängerung oder als Vernetzer
dienen) sein können.
Die Monomerarten können
auch ein vergleichsweise hohes Molekulargewicht aufweisen, das die üblicherweise
mit Oligomeren verbundenen erreicht. Die Dauer und die Intensität des Aussetzens
der Quelle von Polymerisationsenergie wird von den Arten und Mengen
der verwendeten Monomerarten und Initiatoren abhängen (und ebenfalls von der
Art der verwendeten Quelle von Polymerisationsenergie). Die Härtungsdauer
kann beispielsweise für
Gegenstände,
die durch Erwärmen
leicht über
die Umgebungstemperatur wärmegehärtet werden,
oft von Minuten bis zu Tagen betragen. Werden bei einer anderen
Ausführungsform
freie-Radikal- oder kationische Härtungsmechanismen verwendet
und mittels einer UV-Lichtquelle hoher Intensität ausgelöst, so kann die Härtungsdauer
von wenigen Sekunden bis zu wenigen Minuten betragen.
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Zusätzlich zum
vorteilhaften Verringern der Taktzeiten können schnelle Reaktionszeiten
(d. h. schnelles Härten)
auch für
das schnelle Arretieren einer gewünschten Morphologie wichtig
sein, insbesondere wenn die gewünschte
Morphologie keinen Gleichgewichtszustand darstellt oder gegen kleine Änderungen
der Bedingungen empfindlich ist. In dieser Beschreibung beziehen
sich „schnelle
Härtungs-" oder „schnelle
Reaktionszeiten" auf
Härtungstakte,
bei denen 95% oder mehr des Monomers innerhalb weniger als einer
Stunde gehärtet
wird. Mehr bevorzugt werden 99% des Monomers innerhalb weniger als
10 Minuten gehärtet.
Morphologien, die Gleichgewichtszustände darstellen, können ohne
Bedenken langsamer gehärtet
werden, obwohl schnellere Taktzeiten unter wirtschaftlichem Gesichtspunkt üblicherweise
bevorzugt werden.
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Es
ist zu beachten, dass bei dem Härtungsvorgang
gemäß der vorliegenden
Erfindung typischerweise im Vergleich zum Härten von reinen Monomersystemen
vergleichsweise geringe Schrumpfungen und nur mäßige Temperaturerhöhungen beobachtet
werden. Dies liegt daran, dass der prozentuelle Anteil an Monomerarten
in dem Gesamtgemisch weniger als 90% beträgt, vorzugsweise weniger als
50%, bevorzugter weniger als 30%. Während ein Gießvorgang
eines reinen Monomers zu Schrumpfungen von etwa 15% und einer Temperaturspitze
von etwa 200°C
führen
kann, sinkt die Schrumpfung auf weniger als etwa 5% und der Temperaturanstieg
wird auf unter etwa 70°C
gedämpft,
wenn den bevorzugten Gemischen dieser Erfindung nur 30% solcher
Monomerarten einverleibt werden. Der Betrag der Schrumpfung und
des Temperaturanstiegs beim Härten
nimmt sogar noch weiter ab, wenn weniger als 30% reaktiver Weichmacher
in dem Gemisch verwendet wird. Eine realistische Formulierung kann
beispielsweise lediglich etwa 10 Gew.-% an reaktivem Weichmacher umfassen.
Beim Härten
des Gemischs wird eine Schrumpfung von weniger als etwa 2% und ein
Temperaturanstieg von etwa 20°C
beobachtet. Derart geringe Schrumpfungen und Temperaturspitzen sind
bei der Herstellung von abmessungsgenauen Gegenständen, die
eine Vielzahl von industriellen Anwendungen haben, recht gut handhabbar.
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Ähnliche
Aussagen treffen auch auf Gemische, die Präpolymere umfassen, zu. Immer
wenn die Gesamtkonzentration an reaktiven Arten niedrig gehalten
wird, sei es durch Einverleiben der reaktiven Arten durch Zugabe
von reaktiven Weichmachern oder durch Funktionalisierung eines Präpolymers,
werden Probleme bezüglich
Schrumpfung und Temperaturanstieg beim Gießen von genauen Formen im Allgemeinen
abgemildert. Es ist zu beachten, dass ein typisches reaktives Monomer,
wie z. B. Methylmethacrylat, eine Methacrylatkonzentration von etwa
9 Mol pro Liter aufweist. In dieser Beschreibung bezieht sich eine „niedrige Konzentration
von reaktiven Gruppen" auf
eine Konzentration von etwa 25% dieses Werts oder etwa 7-molar bezogen
auf die funktionellen Gruppen. Die reaktiven Gruppen sind bevorzugter
in einer Konzentration von nicht mehr als etwa 2,5-molar vorhanden.
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Nach
Abschluss des Härtens
weist der fertige Gegenstand oder das fertige Objekt den Vorteil
einer festgelegten oder arretierten Phasenmorphologie, molekularen
Orientierung und/oder morphologischen Orientierung („Morphologie-arretiert") auf. Dies bedeutet,
dass die Morphologie des Systems einen Grad an Stabilität aufweist,
der über
den sonst in reinen Polymersystemen beobachteten hinausgeht. Beispielsweise
können Mehrkomponenten-Systeme,
die üblicherweise
einen Phasenübergang
beim Erwärmen
oder Abkühlen
aufweisen (d. h. einen UCST oder einen LCST), ihren Phasenzustand
derartig arretiert aufweisen, dass bei den erwarteten Übergangstemperaturen
kein Phasenübergang
beobachtet wird. Somit können
durch die Ausführung
der vorliegenden Erfindung Systeme, die bei Aussetzen einer erhöhten Temperatur üblicherweise Phasentrennung
erfahren oder ihre Morphologie auf andere Weise ändern, in dem gewünschten
Zustand arretiert werden. Bei den so hergestellten Materialien werden
Phasentrennung und/oder Änderungen
der Morphologie bei entsprechenden Temperaturausschlägen verhindert.
Als weiteres Beispiel weisen bestimmte Blockcopolymere beim Gießen aus
einer Lösung
in einem Lösungsmittel
eine gewünschte
Morphologie auf (beispielsweise zylindrische Stäbchen, die in einer kontinuierlichen
Phase dispergiert sind), verändern
sich aber beim Erwärmen
oder Abkühlen
zu alternierenden Lamellen oder kugelförmigen Einschlüssen. Durch
die Ausführung
dieser Erfindung kann die zylindrische oder stäbchenförmige Konfiguration arretiert
werden, so dass nachfolgendes Erwärmen oder Abkühlen die
gewünschte
Morphologie nicht zerstört.
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Ein
weiteres Beispiel wäre
ein Polymerfilm, der gestreckt wird, um die Polymermoleküle zweiachsig
zu orientieren; ein Verfahren, das von Nutzen ist, um den Polymerfilmen
Durchstoß-
und Reißbeständigkeit
zu verleihen. Werden solche Filme jedoch so stark erwärmt, dass
die Polymerketten eine ausreichende Beweglichkeit erlangen, um sich
mit Bezug aufeinander zu bewegen, so richten sie sich typischerweise
neu aus, um eine Zufallskonfiguration anzunehmen, wodurch die zweiachsige
Orientierung, die zum Erzielen der gewünschten Durchstoß- und/oder
Reißbeständigkeit
verwendet wird, zerstört
wird. Durch Einverleiben von reaktiven Weichmachern in das Filmmaterial,
Strecken des Materials zum Erzielen einer Orientierung auf molekularer
Ebene und anschließendes
Härten
des Systems zum Einsperren oder Arretieren der bevorzugten molekularen
Orientierung wird der Film beständiger
gegen und in einigen Fällen
unzugänglich
für Zersetzung,
die von wärmeausgelöster erneuter
Zufallsanordnung der Orientierung der Polymerketten beim Aussetzen
an erhöhte
Temperaturen bewirkt wird.
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In
analoger Weise können
Blockcopolymere, die alternierende Lamellenstrukturen (oder, in
diesem Zusammenhang, zylindrische Stäbchen) aufweisen, durch zweiachsiges
Fließen
des Materials morphologisch orientiert werden. Das Pressen des Materials
zwischen zwei Hälften
eines Formwerkzeugs stellt ein Beispiel dar, bei dem von den Lamellen
erwartet wird, dass sie sich etwa in rechtem Winkel zu der Richtung
des Drucks ausrichten. Dabei wird eine zu lange Zeitdauer bei der
erhöhten
Temperatur, die zum Formen verwendet wird, eine Entspannung der
Morphologie in einen weniger ausgerichteten Zustand ermöglichen,
ebenso wie zukünftiges
Aussetzen an hohe Temperaturen. Wird jedoch der reaktive Weichmacher
gehärtet,
um die gewünschte morphologische
Orientierung (in diesem Beispiel zweiachsig) zu arretieren, so werden
solche Bedenken beseitigt. Das Morphologie-Arretieren gemäß dieser
Beschreibung erübrigt
auch den Bedarf nach Verfahren mit schneller Abkühlung, bei denen der Gegenstand
abgeschreckt wird, um die bestehende gewünschte Morpho logie aufrechtzuerhalten,
bevor eine Entspannung stattfindet (ein gewöhnliches Ergebnis bei zu langsamem Abkühlen).
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Als
weiteres Beispiel erfahren viele Materialien als Antwort auf angewendeten
Stress oder veränderte chemische
Umgebung eine Trübung
(engl.: crazing) oder eine ähnliche
Phasentrennung. Beispielsweise zeigt Polycarbonat eine Lösungsmittelausgelöste Trübung, wenn
es einem gewöhnlichen
Lösungsmittel
wie Aceton ausgesetzt wird, was zu einem wolkigen, nicht-transparenten
Material führt.
Dieses Verhalten kann jedoch durch Mischen eines toten Polymers
mit einem reaktiven Weichmacher und anschließendes Härten zum Arretieren der molekularen
Konformation der Ketten (in diesem Fall die ungeordnete Konfiguration
der Ketten) abgemildert werden. Wird ein solches Verbundmaterial
dann den gleichen Lösungsmitteln
ausgesetzt, so wird bei dem Material keine Trübung oder Wolkenbildung beobachtet,
wodurch die stabilisierende Wirkung des oder der gehärteten reaktiven
Weichmacher gezeigt wird.
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Schließlich wird
darauf hingewiesen, dass die gewünschte
Morphologie bestimmter Materialien ein Ausdruck ihrer Porosität oder inneren
Hohlraumstruktur ist. Dies ist bei Materialien der Fall, die durch
Einverleiben eines Schaumbildners bei der Verarbeitung geschäumt werden,
oder die durch Einverleiben eines porositätsverändernden Mittels (üblicherweise
ein nichtkompatibles flüssiges
Mittel, das eine poröse
Struktur zurücklässt, wenn
das verändernde
Mittel entfernt wird) porös
gemacht wird. Bei diesen Materialien beeinflussen die Größe der Zellen
und/oder Poren und ihre Konfiguration (offene Zellen oder geschlossene
Zellen, verbundene oder isolierte Poren) die Endeigenschaften, wie
z. B. das Festigkeit/Gewichts-Verhältnis, die Durchlässigkeit
(Diffusionsfähigkeit
und Löslichkeit),
Adsorption und Absorption und so weiter, außerordentlich stark. Werden
solche Materialien ungünstigen
Umgebungsbedingungen, wie z. B. hohen Temperaturen oder Drucken,
kompatiblen oder inkompatiblen Lösungsmitteln, äußerem Stress
usw., ausgesetzt, so unterliegt die Zellen- oder Porenstruktur unglücklicherweise
Veränderungen
und/oder Beschädigungen.
Durch die Ausführung der
hier offenbarten Erfindung können
die morphologischen Merkmale eines gegebenen Materials jedoch arretiert
werden, wodurch das Material beispielsweise gegen ungewollte Veränderungen
seiner Poren- oder Zellen struktur geschützt wird. Solches Morphologie-Arretieren
wird insbesondere von denjenigen geschätzt werden, die gegenwärtig verfügbare Materialsysteme
unter Bedingungen (Temperatur, Druck, Lösungsmittelaussetzung usw.)
jenseits ihrer gegenwärtigen
Möglichkeiten
verwendet möchten.
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Es
gibt unzählbar
viele Beispiele von Anwendungen, bei denen es wünschenswert sein könnte, eine gegebene
gewünschte
Morphologie in Bezug auf ihre Stabilität bei nachfolgenden Verarbeitungsschritten und/oder
bei den Verwendungsbedingungen „einzusperren" oder zu arretieren.
Diese Situation tritt sehr häufig auf,
wenn eine benötigte
oder unvermeidbare Veränderung
der Temperatur oder anderer Umgebungsbedingungen von einer nicht
wünschenswerten
Phasen- oder Morphologieänderung
begleitet wird. Der Nutzen der hier beschriebenen Erfindung liegt
darin, dass Morphologie-Arretierung durch Einverleiben einer reaktiven Weichmacher-Komponente
und eines geeigneten Initiators, gefolgt von einer Polymerisationsreaktion
unter den Bedingungen, bei denen die gewünschte Morphologie vorliegt,
einfach und wirtschaftlich bewirkt werden kann. Es können nicht
nur die Vorteile der Morphologie-Arretierung
auf diese einfache Weise erzielt werden, sondern es kann auch die
weichmachende Wirkung der reaktiven Weichmacher-Komponente genutzt
werden, um die Verarbeitungseigenschaften des Gemischs (Verarbeitung
bei niedrigerer Temperatur, einfaches Formen usw.) vor dem Härten vorteilhaft
zu beeinflussen.
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Betrachtungen zum Materialdesign:
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Systeme,
die für
die vorliegende Anwendung von Interesse sind, umfassen eine oder
mehrere polymere Komponenten (tote Polymere). Die polymere Komponente
oder die polymeren Komponenten können
unverzweigt, verzweigt oder vernetzt sein. Die Polymerketten sollten
lang genug sein, damit eine Morphologie oder eine molekulare Orientierung
auf einer gewissen Längenskala
definiert werden kann; üblicherweise
sind dies etwa zehn „Mere" (Wiederholungseinheiten)
oder mehr. Mit Bezug auf die physikalische Anordnung von einer oder
mehreren Phasendomänen
können
die Systeme getrennte Phasenbereiche mit Abmessungen von kleinen
Nanoskalen-Dimensionen
(d. h. phasengetrennte Domänen
der Größenordnung
von etwa 1–100
Nanometer) bis zu makroskopischen, einige Millimeter großen Phasenbereichen (beispielsweise
millimeterlange Fasern, die in einer Polymermatrix dispergiert sind),
aufweisen. Außerdem
lenkt die Materialmorphologie mit Bezug auf die molekulare Orientierung
die Aufmerksamkeit auf die Längenskala
im Angström-Maßstab. Somit ist
jedes Materialsystem mit einer Morphologie von Interesse, die von
der etwa Millimeter-Längenskala
bis zur Angström-Längenskala
reicht, wobei das Materialsystem wenigstens eine Polymerkomponente
umfasst, vom Umfang der Erfindung umfasst.
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Als
einfachste solche Systeme können
gewöhnliche
Homopolymere angesehen werden, denen ein reaktiver Weichmacher und
ein Initiator einfach einverleibt und darin zur Umsetzung gebracht
werden kann, um ein Arretieren der unmittelbar vor dem Härten bestehenden
Molekülorientierung
der Ketten des toten Polymers zu bewirken. In diesen Fällen wird
der reaktive Weichmacher im Allgemeinen kompatibel mit dem Polymer
von Interesse gewählt,
zumindest bei einigen gewünschten
Verarbeitungsbedingungen von Temperatur und Druck. „Kompatibilität" bezeichnet jenen
thermodynamischen Zustand, bei dem der reaktive Weichmacher das
tote Polymer solvatisiert und/oder weich macht. In der Praxis wurde
beobachtet, dass Molekülabschnitte
mit struktureller Ähnlichkeit
gegenseitiges Lösen
fördern.
Somit lösen
sich aromatische Einheiten des Polymers im Allgemeinen in aromatischen
Weichmachern, und umgekehrt. Hydrophilität und Hydrophobizität stellen
zusätzliche
Betrachtungen bei der Wahl der reaktiven Weichmacher, die mit einem
gegebenen toten Polymer zu mischen sind, dar. Kompatibilität kann im
Allgemeinen bei Systemen angenommen werden, die beim Mischen klar
oder transparent erscheinen; für
die Zwecke dieser Erfindung ist Kompatibilität allerdings nicht erforderlich, sondern
nur bevorzugt, insbesondere dann, wenn transparente Gegenstände hergestellt
werden sollen.
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Selbst
wenn bei Raumtemperatur nur teilweise Kompatibilität zu beobachten
ist, wird das Gemisch bei leicht erhöhter Temperatur oft gleichförmig; d.
h. viele Systeme werden bei leicht erhöhten Temperaturen klar. Solche
Temperaturen können
leicht über
der Umgebungstemperatur liegen oder sie können sich bis in die Nähe von 100°C oder mehr
erstrecken. In solchen Fällen
können
die reaktiven Komponenten bei der erhöhten Temperatur schnell gehärtet werden,
um den kompatiblen Phasenzustand in dem gehärteten Harz vor dem Abkühlen des
Systems zu arretieren. Das Arretieren der Phasenmorphoplogie kann
somit verwendet werden, um ein optisch klares Material anstatt eines
durchscheinenden oder undurchsichtigen Materials, das sonst beim Abkühlen entstehen
würde,
zu erhalten.
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Da
sowohl Material- als auch Verarbeitungsansätze genutzt werden können, um
optisch klare Gegenstände
herzustellen, stellt diese Beschreibung eine leistungsfähige neue
Verfahrensweise zur Herstellung von transparenten Gegenständen bereit.
Optisch klare und morphologisch stabile Gegenstände haben einen weiten Bereich
von möglichen
Anwendungen. Mit dem hier beschriebenen neuen Verfahren können einzigartige Verbundmaterialsysteme
für die
Herstellung von transparenten Gegenständen mit bisher unerreichbaren
oder schwierig zu erreichenden Eigenschaften entwickelt werden.
Beispielsweise können
optisch transparente Materialien, wie z. B. Polycarbonat, Polystyrol,
Polymethylmethacrylat, Polysulfon, Polyphenylenoxid, Polyethylenterephthalat,
amorphe Polyolefine, thermoplastische Elastomere und Varianten,
Coplymere und/oder Gemische davon zur Herstellung von nutzbringenden
Formulierungen durch Mischen mit geeigneten Packungen reaktiver
Weichmacher eingesetzt werden. Optisch transparente phasengetrennte
Systeme können
durch Kombinieren eines phasengetrennten isorefraktiven Gemischs
als die toten Polymere des Systems in vorteilhafter Weise hergestellt
werden. Wird ein reaktiver Weichmacher zugesetzt, der sich (1) etwa
gleichmäßig zwischen
den Phasen aufteilt oder der (2) einen Brechungsindex nach Polymerisation,
der dem des toten Polymergemischs ähnlich ist, aufweist, so entsteht
durch Härten
ein klarer Gegenstand. Teilt sich andererseits der reaktive Weichmacher
nicht gleichmäßig zwischen
den Phasen auf und weist er keinen Brechungsindex auf, der nach
Härten
dem des Polymergemischs ähnlich
ist, so kann der Brechungsindex einer der Phasen derartig geändert werden,
dass ein isorefraktives Gemisch entsteht. Solche Manipulationen
können
in vorteilhafter Weise gemäß der vorliegenden
Erfindung durchgeführt
werden, um bislang unerreichbare Eigenschaften (d. h. zugleich mechanische,
optische und Verarbeitungseigenschaften) für ein gegebenes Materialsystem
zu erzielen.
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Ungeachtet
der Herstellung von optisch klaren Materialien kann beinahe jeder
thermoplastische Kunststoff als totes Polymer bei der Herstellung
von Morphologiearretierten Materialien verwendet werden. Sie können beispielsweise
folgende umfassen: Polystyrol, Polymethylmethacrylat, Poly(Acrylnitril-Butadien-Styrol),
Polyvi nylchlorid, Polycarbonat, Polysulfon, Polyvinylpyrrolidon,
Polycaprolacton und Polyetherimid. Die thermoplastischen Kunststoffe
können
gegebenenfalls kleine Mengen reaktiver Einheiten an das Polymergerüst angekuppelt
aufweisen (copolymerisiert, gepfropft oder auf andere Weise einverleibt),
um das Vernetzen beim Härten
zu fördern.
Sie können
amorph oder kristallin sein. Sie können als technische thermoplastische Hochleistungskunststoffe
eingeordnet sein (z. B. Polyetherimide, Polysulfone, Polyetherketone
usw.), oder es kann sich dabei um biologisch abbaubare, natürlich vorkommende
Polymere handeln (beispielsweise Stärke, Prolamin und Cellulose).
Sie können
oligomer oder makromer sein. Diese Beispiele sollen den Umfang der
Zusammensetzungen, die bei der Ausführung der vorliegenden Erfindung
möglich
sind, nicht beschränken,
sondern lediglich die breite Auswahl an thermoplastischen chemischen
Systemen, die bei der vorliegenden Beschreibung erlaubt sind, veranschaulichen.
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Reaktive
Weichmacher können
mit einem thermoplastischen Polymer, wie z. B. den vorstehend aufgeführten, gemischt
werden, um eine halbfeste Zusammensetzung zu erhalten, die leicht
in Gegenstände
mit genauen Abmessungen geformt werden kann. Beim Polymerisieren
zum Erzeugen eines gehärteten
Harzes wird die Phasenmorphologie, die das Material unmittelbar
von dem Härten
aufweist, arretiert, um ein Verbundmaterial mit einem verbesserten
Grad morphologischer Stabilität
zu ergeben. Thermoplastische Polymere können so ausgewählt werden,
dass sie optische Klarheit, einen hohen Brechungsindex, geringe
Doppelbrechung, außergewöhnliche
Schlagbeständigkeit,
Wärmebeständigkeit,
UV-Transparenz oder UV-Undurchlässigkeit,
Reiß-
und Durchstoßbeständigkeit,
gewünschte
Grade an Porosität,
selektive Durchlässigkeit
für gewünschte durchzulassende
Stoffe (beispielsweise hohe Sauerstoffdurchlässigkeit), Verformungsbeständigkeit,
niedere Kosten oder eine Kombination dieser und/oder anderer Eigenschaften
des fertigen Gegenstandes ergeben.
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Zum
Erzielen gewünschter
mechanischer Eigenschaften eines gegebenen Materialsystems werden oft
Polymermischungen, die durch physikalisches Mischen von zwei oder
mehreren Polymeren erhalten sind, verwendet. In der Praxis können solche
Mischungen mechanische, latexartige oder Lösungsmittelguss-Mischungen,
Mischungen vom Pfropftyp (Pfropfungen mit Oberflächenveränderung, gelegentliche Pfropfungen (IPNs,
mechanochemische Mischungen)) oder Blockcopolymere sein. In Abhängigkeit
von der chemischen Struktur, der Molekülgröße und des molekularen Aufbaus
der Polymere kann die Mischung zu Gemischen, die sowohl kompatible
als auch inkompatible, amorphe oder kristalline Komponenten umfassen,
führen.
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Die
meisten Polymermischungen und Blockcopolymere sowie viele andere
Copolymere führen
zu phasengetrennten Systemen, die eine Vielfalt an Phasenkonfigurationen,
die beim Materialdesign genutzt werden können, bereitstellen. Die physikalische
Anordnung der Phasendomänen
kann einfach oder kompliziert sein, und kann kontinuierliche, getrennte/diskontinuierliche
und/oder bikontinuierliche Morphologien aufweisen. Einige davon
werden durch folgende Beispiele veranschaulicht: Kugeln der Phase
I, die in Phase II dispergiert sind, oder umgekehrt; Zylinder der
Phase I, die in Phase II dispergiert sind, oder umgekehrt; miteinander
verbundene Zylinder; geordnete, bikontinuierliche doppeldiamantartig
miteinander verbundene Zylinder der Phase I in Phase II (wie es
für sternförmige Blockcopolymere
beschrieben wurde); alternierende Lamellen (gut bekannt für Zweiblock-Copolymere
mit beinahe gleichen Kettenlängen);
Ringe, die verschachtelte Kugelschalen oder Spiralen bilden; Phase-in-einer-Phase-in-einer-Phase
(HIPS und ABS); und gleichzeitige Mehrfache dieser Morphologien,
die aus der Thermodynamik der Phasentrennung (Keimbildung und Wachstum,
sowie spinodale Zersetzungsmechanismen), der Phasentrennungskinetik
und den Mischverfahren, oder Kombinationen davon, entstehen. Solche
Morphologiekonfigurationen können
in Verbindung mit der vorliegenden Erfindung vorteilhaft genutzt
werden, da die hier offenbarte Erfindung die im Stand der Technik
bekannten Verfahren für
die Herstellung solcher nützlichen
Morphologien nicht ersetzt. Vielmehr stellt die Erfindung ein Werkzeug
bereit, um die gewünschte
Morphologie in einem gegebenen Zustand „einzusperren" oder zu arretieren, sobald
sie mit herkömmlichen
Mitteln hergestellt worden ist. Einmal arretiert, kann das Material
von Lösungsmittel
freigetrocknet, erwärmt
oder abgekühlt,
Spannungen ausgesetzt, mechanisch geschnitten, geschliffen oder
poliert, oder ungünstigen
chemischen Umgebungen ausgesetzt werden, alles mit dem Vorteil einer
stabilisierten Morphologie.
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Eine
andere Materialklasse verwendet „thermoplastische Elastomere" als das tote Polymer.
Ein beispielhaftes thermoplastisches Elastomer ist ein Dreiblock-Copolymer der
allgemeinen Struktur „A-B-A", wobei A ein thermoplastisches
starres Polymer (d. h. mit einer Glasübergangstemperatur über der
Umgebungstemperatur) und B ein elastomeres (gummiartiges) Polymer
(Glasübergangstemperatur
unter der Umgebungstemperatur) ist. Im Reinzustand bildet ABA eine
Mikrophasen-getrennte oder Nanophasen-getrennte Morphologie. Diese
Morphologie besteht aus starren glasartigen Polymerbereichen (A),
die mit gummiartigen Ketten (B) verbunden und davon umgeben sind,
oder aus Einschlüssen
der gummiartigen Phase (B), die von einer glasartigen (A) kontinuierlichen
Phase umgeben sind. In Abhängigkeit
von der relativen Mengen von (A) und (B) in dem Polymer, der Form
oder Konfiguration der Polymerkette (d. h. unverzweigt, verzweigt,
sternförmig,
unsymmetrisch sternförmig
usw.) und der verwendeten Verarbeitungsbedingungen können alternierende
Lamellen, halbkontinuierliche Stäbchen
oder andere Phasendomänenstrukturen
in den thermoplastischen Elastomermaterialien beobachtet werden.
Unter bestimmten Bedingungen der Zusammensetzung und der Verarbeitung
ist die Morphologie derartig, dass die maßgebliche Domänengröße kleiner
als die Wellenlänge
des sichtbaren Lichts ist. Dabei können aus solchen ABA-Copolymeren
hergestellten Gegenstände
transparent oder schlimmstenfalls durchscheinend sein. Thermoplastische
Elastomere weisen ohne Vulkanisation gummiartige Eigenschaften auf,
die denen herkömmlicher
Gummivulkanisate ähnlich
sind, sie fließen
jedoch bei Temperaturen über
dem Glasübergangspunkt
des glasartigen Polymerbereichs als thermoplastische Kunststoffe.
Beispiele von wirtschaftlich wichtigen thermoplastischen Elastomeren
sind SBS, SIS und SEBS, wobei S für Polystyrol, B für Polybutadien,
I für Polyisopren
und EB für
Ethylenbutylen-Copolymer steht. Es sind auch viele andere Zweiblock-
oder Dreiblockkandidaten bekannt, wie z. B. Poly(aromatisches Amid)-Siloxan,
Polyimid-Siloxan
und Polyurethane. SBS und hydriertes SBS (d. h. SEBS) sind gut bekannte
Produkte von Shell Chemicals (Kraton®).
Lycra® von
DuPont ist ebenfalls ein Blockcopolymer.
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Werden
thermoplastische Elastomere als das tote Ausgangspolymer der Formulierung
gewählt,
so können
durch Mischen mit reaktiven Weichmachern außerordentlich schlagbeständige und
dennoch klare Gegenstände
hergestellt werden. Die thermoplastischen Elastomere selbst sind
nicht chemisch vernetzt und benötigen
zum Formen Verarbeitungsschritte bei vergleichsweise hoher Temperatur.
Beim Abkühlen führen solche
Temperaturschwankungen zu Gegenständen, die in den Abmessungen
instabil, geschrumpft oder verzogen sind. Die reaktiven Weichmacher
können
so gewählt
werden, dass sie, wenn sie gehärtet
sind, ein vergleichsweise glasartiges, starres Netzwerk oder ein
vergleichsweise weiches, gummiartiges Netzwerk bilden, allerdings
in beiden Fällen
mit einer vergleichsweise großen
Schrumpfung. Werden thermoplastische Elastomere und reaktive Weichmacher
zusammengemischt und umgesetzt, um ein gehärtetes Harz herzustellen, so bilden
sie jedoch Verbundnetzwerke mit überlegenen,
stoßabsorbierenden
und schlagbeständigen
Eigenschaften, wobei sie eine vergleichsweise geringe Schrumpfung
beim Härten
zeigen. Mit „schlagbeständig" ist Beständigkeit
gegen Brechen oder Splittern beim Schlag mit einem auftreffenden
Objekt gemeint. In Abhängigkeit
von der Beschaffenheit des toten Polymers und des reaktiven Weichmachers,
die bei der Formulierung verwendet werden, kann das fertige gehärtete Harz
flexibler oder weniger flexibel (bzw. härter oder weicher) als das
tote Ausgangspolymer sein. Verbundgegenstände mit außerordentlicher Festigkeit
können
durch Verwendung eines thermoplastischen Elastomers, das polymerisierbare
Gruppen entlang der Polymerkette aufweist, hergestellt werden. Eine
in diesem Bezug bevorzugte Zusammensetzung wären beispielsweise SBS-Dreiblock-
oder sternförmige
Copolymere, bei denen angenommen wird, dass der reaktive Weichmacher leicht
mit den ungesättigten
Gruppen der Butadienabschnitte des SBS-Polymers vernetzt.
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Eine
bevorzugte Formulierung zur Entwicklung von optisch klaren und hoch
schlagbeständigen
Materialien verwendet styrolreiche SBS-Dreiblock-Copolymere, die
bis zu etwa 75% Styrol umfassen. Diese SBS-Copolymere sind von Shell
Chemicals (Kraton®), der Phillips Chemical
Company (K-Resin®), BASF (Styrolux®),
Fina Chemicals (Finaclear®), Asahi Chemical (Asaflex®)
und anderen im Handel erhältlich.
Zusätzlich zu
hoher Schlagbeständigkeit
und guter optischer Klarheit ergeben solche styrolreiche Copolymere
Materialsysteme, die andere manchmal erwünschte Eigenschaften, wie z.
B. einen vergleichsweise hohen Brechungsindex (d. h. einen Brechungsindex
größer oder
gleich etwa 1,54) und/oder geringe Dichte (bei 30% oder weniger
eines reaktiven Weichmachers betragen ihre Dichten weniger als etwa
1,2 g/cm3, typischer etwa 1,0 g/cm3), aufweisen.
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Stellt
der Brechungsindex des Gemischs einen besonders wichtigen Gesichtspunkt
dar, so können
Polymere mit hohem Brechungsindex als totes Polymer oder tote Polymere
verwendet werden. Beispiele solcher Polymere umfassen Polycarbonate
und halogenierte und/oder sulfonierte Polycarbonate, Polystyrole
und halogenierte und/oder sulfonierte Polystyrole, Polystyrol-Polybutadien-Blockcopolymere
und ihre hydrierten, sulfonierten und/oder halogenierten Abarten
(die alle unverzweigt, verzweigt, sternförmig oder unsymmetrisch verzweigt
oder sternförmig
usw. sein können),
Polystyrol-Polyisopren-Blockcopolymere und ihre hydrierten, sulfonierten
und/oder halogenierten Abarten (umfassend die unverzweigten, verzweigten,
sternförmigen
und unsymmetrisch verzweigten und sternförmigen Spielarten, usw.), Polyethylen-
oder Polybutylenterephthalate (oder andere Abarten davon), Poly(pentabromphenyl(meth)acrylat),
Polyvinylcarbazol, Polyvinylnaphthalin, Polyvinylbiphenyl, Polynaphthyl(meth)acrylat,
Polyvinylthiophen, Polysulfone, Polyphenylensulfide oder -oxide,
Harnstoff-, Phenol- oder Naphthylformaldehydharze, Polyvinylphenol,
chlorierte oder bromierte Polystyrole, Poly(phenyl α- oder β-bromacrylat),
Polyvinylidenchlorid oder -bromid und dergleichen. Im Allgemeinen
ist das Erhöhen
des aromatischen Gehalts, des Halogengehalts (insbesondere von Brom)
und/oder des Schwefelgehalts ein wirkungsvolles, im Stand der Technik
bekanntes Mittel zum Erhöhen
des Brechungsindex eines Materials. Ein hoher Brechungsindex, geringe
Dichte sowie Schlagbeständigkeit
sind bei augenoptischen Linsen besonders bevorzugt, da sie die Herstellung
von ultradünnen
Brillengläsern
mit geringem Gewicht ermöglichen,
die für
unauffälliges
Aussehen sowie Komfort und Sicherheit für den Träger wünschenswert sind.
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Bei
einer anderen Ausführungsform
können
Elastomere, wärmehärtbare Kunststoffe
(z. B. Epoxy-, Melamin-, acrylierte Epoxy-, acrylierte Urethankunststoffe
usw. in ihren ungehärteten
Zuständen)
und andere nicht-thermoplastische polymere Zusammensetzungen bei
der Ausführung
dieser Erfindung bevorzugt verwendet werden.
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Wie
vorstehend dargelegt, können
auch Gemische solcher Materialien bei der Herstellung von morphologisch
stabilen Gegenständen
mit wünschenswerten
Eigenschaften von Vorteil sein. Beispielsweise können Schlagfestigkeits-verändernde
Mittel (üblicherweise
leicht vernetzte Teilchen oder unverzweigte Polymerketten) ver schiedenen
thermoplastischen Kunststoffen oder thermoplastischen Elastomeren
beigemischt werden, um die Schlagfestigkeit des fertigen gehärteten Harzes
zu verbessern. In solchen Fällen
kann das Vorhandensein der reaktiven Weichmacher das Mischen durch
Absenken der Erweichungstemperatur der zu mischenden Polymere erleichtern.
Dies ist besonders vorteilhaft, wenn temperaturempfindliche Materialien
mit Polymeren mit hohem Tg-Wert gemischt werden. Werden optisch
klare Materialien gewünscht,
so können
die Mischungskomponenten (d. h. die toten Polymere, die Schlagfestigkeits-verändernden
Mittel und/oder die reaktiven Weichmacher) so gewählt werden,
dass die Phasen den gleichen Brechungsindex aufweisen (d. h. isorefraktiv
sind), so dass die Lichtstreuung verringert wird. Stehen isorefraktive
Komponenten nicht zur Verfügung,
so können
die reaktiven Weichmacher dennoch als Kompatibelmacher wirken, um
dabei zu helfen, die Domänengröße zweier
nicht-mischbarer
Polymere unter die Lichtwellenlänge
zu senken, so dass ein optisch klares Polymergemisch entsteht, das
sonst undurchsichtig geworden wäre.
Das Vorhandensein von reaktiven Weichmachern kann in einigen Fällen auch
die Haftung zwischen dem Schlagfestigkeits-verändernden Mittel und dem toten
Polymer verbessern, wodurch die Eigenschaften des so entstandenen
Gemischs verbessert werden.
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Die
reaktiven Weichmacher (Verdünnungsmittel)
können
einzeln oder in Gemischen verwendet werden, um das Lösen eines
gegebenen toten Polymers zu erleichtern. Bei der reaktiven funktionellen
Gruppe kann es sich um Acrylat, Methacrylat, Acrylsäureanhydrid,
Acrylamid, Vinyl, Vinylether, Vinylester, Vinylhalogenid, Vinylsilan,
Vinylsiloxan, (meth)acrylierte Silikone, Vinylheterocyclen, Dien,
Allyl und dergleichen handeln. Es können auch andere, weniger bekannte
aber polymerisierbare funktionelle Gruppen verwendet werden, wie
z. B. Epoxyverbindungen (mit Härtern)
und Urethane (Umsetzung zwischen Isocyanaten und Alkoholen). Im
Prinzip können
alle Monomere als reaktive Weichmacher gemäß der vorliegenden Erfindung
verwendet werden, obwohl solche bevorzugt werden, die bei Raumtemperatur
oder etwas darüber
als Flüssigkeit
vorliegen und bei Anwendung einer Quelle von Polymerisationsenergie,
wie z. B. Licht oder Wärme,
in Gegenwart eines geeigneten Initiators leicht und schnell polymerisieren.
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Reaktive
Monomere, Oligomere und Vernetzer, die funktionelle Acrylat- oder
Methacrylatgruppen enthalten, sind gut bekannt und von Sartomer,
Radcure und Henkel im Handel erhältlich. Ähnlich sind
Vinylether von Allied Signal im Handel erhältlich. Radcure liefert auch
UV-härtbare
cycloaliphatische Epoxyharze. Photoinitiatoren, wie z. B. die Irgacure-
und Darocur-Reihen, sind gut bekannt und von Ciba Geigy im Handel
erhältlich,
ebenso wie die Esacure-Reihe von Sartomer. Wärmeinitiatoren, wie z. B. Azobisisobutyronitril
(AIBN), Benzoylperoxid, Dicumylperoxid, tert-Butylhydroperoxid und
Kaliumpersulfat sind ebenfalls gut bekannt und sind von chemischen
Lieferfirmen, wie z. B. Aldrich, erhältlich. Vinyl-, Dien- und Allylverbindungen
sind von zahlreichen chemischen Lieferfirmen erhältlich, ebenso wie Benzophenon.
Als Literaturstelle über
Initiatoren siehe beispielsweise das Polymer Handbook, J. Brandrup,
E. H. Immergut, Eds., 3. Edition, Wiley, New York, 1989. Nachstehend
werden wir Acrylate (und in einigen Fällen Methacrylate) verwenden,
um die Flexibilität
unseres Formulierungsansatzes zu veranschaulichen. Es können auch ähnliche
Strukturen mit anderen reaktiven Gruppen, basierend auf Architekturen
aus entweder kleinen oder großen
Molekülen
(wie z. B. Acrylamide, Vinylether, Vinyle, Diene und dergleichen)
in Verbindung mit dem offenbarten Gießverfahren verwendet werden.
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Um
die große
Vielfalt an reaktiven Weichmachern, die zum Erzielen von Kompatibilität verwendet
werden können,
zu veranschaulichen, benennen wir einige aus einer Liste von Hunderten
bis Tausenden im Handel erhältlicher
Verbindungen. Beispielsweise umfassen monofunktionale Einheiten,
sind aber nicht darauf beschränkt:
Butylacrylat, Octylacrylat, Isodecylacrylat, Hexadecylacrylat, Stearylacrylat,
Isobornyl(meth)acrylat, Vinylbenzoat, Tetrahydrofurfurylacrylat
(oder -methacrylat), Caprolactonacrylat, Cyclohexyl(meth)acrylat,
Benzyl(meth)acrylat, Ethylenglycolphenyletheracrylat, Methylmethacrylat,
Ethylacrylat und Propylacrylat, und so weiter. Bifunktionelle Einheiten
umfassen, sind aber nicht darauf beschränkt: Polyethylenglycoldiacrylat,
Polypropylenglycoldiacrylat, Hexandioldiacrylat, Photomer 4200 (von
Henkel), Polybutadiendiacrylat (oder -dimethacrylat), Ebecryl 8402
(von Radcure), Bisphenol A-di(meth)acrylat,
ethoxyliertes (oder propoxyliertes) Bisphenol A-di(meth)acrylat,
und so weiter. Trifunktionelle und höher mehrfunktionelle Einheiten
umfassen, sind aber nicht darauf beschränkt: Trimethylolpropantri(meth)acrylat
(und seine ethoxylierten oder propoxylierten Derivate), Pentaerythritoltetraacrylat
(und seine ethoxylierten oder propoxylierten Derivate), Photomer
6173 (ein geschütztes
acryliertes Oligomer mit Vielfunktionalität von Henkel) und zahlreiche
aliphatische und aromatische acrylierte Oligomere und acrylierte
Oligomere auf Urethanbasis von Sartomer (die SR-Reihe), Radcure (die Ebecryl-Reihe)
und Henkel (die Photomer-Reihe).
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Werden
Materialien mit hohem Brechungsindex gewünscht, so können die reaktiven Weichmacher dementsprechend
mit hohen Werten des Brechungsindex gewählt werden. Beispiele solcher
reaktiver Weichmacher umfassen, zusätzlich zu den vorstehend erwähnten: bromierte
oder chlorierte Phenyl(meth)acrylate (beispielsweise Pentabrommethacrylat,
Tribromacrylat usw.), bromierte oder chlorierte Naphthyl- oder Biphenyl(meth)acrylate,
bromierte oder chlorierte Styrole, Tribromneopentyl(meth)acrylat,
Vinylnaphthylen, Vinylbiphenyl, Vinylphenol, Vinylcarbazol, Vinylbromid
oder -chlorid, Vinylidenbromid oder -chlorid, Bromethyl(meth)acrylat,
Bromphenylisocyanat und dergleichen. Wie vorstehend angemerkt, ist
das Erhöhen
des aromatischen, Schwefel- und/oder Halogengehalts der reaktiven
Weichmacher ein gut bekanntes Verfahren zur Erzielen von Eigenschaften
mit hohem Brechungsindex.
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Bei
einer gegenwärtig
bevorzugten Ausführungsform
ergeben reaktive Weichmacher, die Acrylat-, Methacrylat-, Acrylamid
und/oder Vinylethereinheiten umfassen, zweckmäßige, schnellhärtende UV-ausgelöste Systeme.
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Die
Kompatibilität
von totes Polymer/reaktiver Weichmacher-Gemischen wird durch Überprüfen der optischen
Transparenz des erhaltenen Materials bei Raumtemperatur oder leicht
darüber
nachgewiesen, wie im nachstehenden Beispiel 1 veranschaulicht ist.
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BEISPIELE
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Beispiel 1. Experimentelles
Protokoll
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Einem
mit einer kleinen Menge des gewählten
reaktiven Weichmachers vorgefüllten
Fläschchen
werden tote Polymere zugegeben. Es wird leicht gewärmt, während das
Gemisch durch Rühren
homogenisiert wird. Die so erhaltene halbfeste Masse wird durch
Augenschein besehen, anschließend
wird die optische Transparenz bei verschiedenen Temperaturen aufgezeichnet.
Vollständige
Klarheit zeigt Mischbarkeit der Komponenten an. Ein schwacher Schleier
legt eine teilweise Mischbarkeit nahe, und Undurchsichtigkeit bedeutet
Inkompatibilität
(Lichtstreuung als Folge von Phasentrennung). Viele Paare von totem
Polymer und reaktiven Weichmachern können so untersucht werden.
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Die
Beispiele 2 bis 8 zeigen mehrere Beobachtungen zur Systemkompatibilität und teilweisen
Kompatibilität
gemäß dieses
Verfahrens.
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Beispiel 2. Systeme auf
Kraton-Basis
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Folgende
Polymere werden unter Verwendung des in Beispiel 1 beschriebenen
Protokolls untersucht. Die begleitende Tabelle fasst die Polymer-Charakteristika
zusammen. TABELLE
1
- S
- = Styrol,
- EB
- = Ethylenbutylen,
- B
- = Butadien,
- I
- = Isopren
-
Hexandioldiacrylat
solvatisiert alle Kraton-Proben gut, mit Ausnahme von G 1650, das
eine teilweise Mischbarkeit aufweist. Photomer 4200 solvatisiert
D1102, D1107, D4141, D4240p und G1657 bei erhöhten Temperaturen. Photomer
4200 (ein oligo meres Diacrylat) solvatisiert G 1652 teilweise. Polybutadiendimethacrylat
(Sartomer CN301) solvatisiert D1116, D1102 und D4141 teilweise bei
erhöhten
Temperaturen. Ebecryl 8402 solvatisiert G 1657. Isodecylacrylat
ist mit allen vorstehend genannten Kratonen kompatibel. Hexadecylacrylat,
Laurylacrylat und Stearylacrylat solvatisieren Kraton bei erhöhten Temperaturen.
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Andere
Monomere, die Kraton solvatisieren, umfassen Butylacrylat, Isooctylacrylat,
Isobornylacrylat, Benzylacrylat, Tetrahydrofurfurylacrylat und Vinylbenzoat.
Im Allgemeinen solvatisieren aliphatische Acrylate das gummiartige
Kraton gut. Ethoxyliertes Bisphenol A-diacrylat (mittleres Molekulargewicht
424) solvatisiert Kraton D4240p, D1107, D4141 und D1102 nur schwach.
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Beispiel 3. Styrolreiche
SBS-Systeme
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Bei
Kraton D1401P handelt es sich um ein unverzweigtes, styrolreiches
SBS-Dreiblock-Copolymer. Reaktive
Weichmacher, die Kraton D1401P solvatisieren, umfassen: Vinylbenzoat;
Tetrahydrofurfurylacrylat; Benzylacrylat und -methacrylat; Isobornylacrylat
und -methacrylat; Butylacrylat; Octylacrylat; Isodecylacrylat; Butandioldiacrylat;
Hexandioldiacrylat; und ethoxyliertes Bisphenol A-diacrylat und
-dimethacrylat.
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Um
thermodynamisch kompatible Systeme mit styrolreichen SBS-Dreiblock-Copolymeren zu erhalten, kann
Kraton D1401P durch andere SBS-Copolymere, wie z. B. die von der
Phillips Chemical Company (K-Resin), BASF (Styrolux), Fina Chemicals
(Finaclear) und Asahi Chemical (Asaflex) im Handel erhältlichen,
ersetzt werden.
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Beispiel 4. Systeme auf
PMMA-Basis
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Diese
Untersuchung wurde mit einer Polymethylmethacrylat (PMMA)-Probe
mit einem Molekulargewicht von 25000 durchgeführt. Es wurde gefunden, dass
viele reaktive Weichmacher mit PMMA kompatibel sind. Diese sind:
Photomer 4200; Photomer 6173; viele alkoxylierte multifunktionelle
Acrylatester, wie z. B. propoxyliertes Glyce rintriacrylat; Urethanacrylate,
wie z. B. Ebecryl 8402 (aliphatisch) und Ebecryl 4827, 4849 und 6700
(aromatisch); Tetrahydrofurfurylacrylat; Benzylacrylat; Butylacrylat;
Butandioldiacrylat; Hexandioldiacrylat; Octyldecylacrylat; Isobornylacrylat;
und ethoxyliertes Bisphenol A-diacrylat.
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Beispiel 5. Systeme auf
Polystyrolbasis
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Acrylierte
Weichmacher, die Polystyrol solvatisieren, umfassen Photomer 4200,
Tetrahydrofurfurylacrylat und Isodecylacrylat. Bisphenol A-diacrylat,
Hexadecylacrylat und Stearylacrylat zeigen Kompatibilität bei erhöhten Temperaturen
(beispielsweise etwa 100°C).
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Beispiel 6. Systeme auf
Polycarbonatbasis
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Für die Solvatisierung
von Polycarbonat bei erhöhten
Temperaturen wurden unter anderen Bisphenol A-diacrylat, alkoxyliertes
Bisphenol A-diacrylat, cycloaliphatisches Epoxyharz, N-Vinyl-2-pyrrolidinon
und Tetrahydrofurfurylacrylat nützlich
gefunden. Mehrere aromatische Urethanacrylate können mit den vorstehend genannten
Verbindungen gemischt werden, um die Kompatibilität der Bestandteile
zu unterstützen.
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Beispiel 7. Systeme auf
ARTON-Basis
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Reaktive
Weichmacher, die ARTON FX4727T1 (JSR Corporation) solvatisieren,
sind: Benzylacrylat; Isobornylacrylat; Isobornylmethacrylat; Butylacrylat;
Octylacrylat; Isooctylacrylat; Isodecylacrylat; Laurylacrylat; Behenylacrylat.
Aliphatische Acrylate solvatisieren ARTON sehr gut.
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Beispiel 8. Systeme auf
ZEONEX-Basis
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Octyldecylacrylat,
Butylacrylat und Isooctylacrylat solvatisieren Zeonex 480R (Nippon
Zeon Co., Ltd.). Isobornyl(meth)acrylat solvatisiert Zeonex 480R
und E48R und Zeonor 1420R, 1020R und 1600R. Laurylacrylat und Behenylacrylat
solvatisieren ZEONEX 480R und E48R bei erhöhter Temperatur. Weitere multifunktionelle
Acryla te, die einem Monomerengemisch zugesetzt werden können, umfassen
Hexandioldiacrylat, Dodecandioldimethacrylat und Tricyclo[5.2.1.0(2,6)]-decandimethanoldiacrylat.
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Beispiel 9. Isorefraktive
Systeme
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Ein
bevorzugtes System, das solche Materialeigenschaften aufweist und
die hier beschriebenen Verfahrensneuerungen umfasst, ist mit SBS
thermoplastischen Elastomeren (beispielsweise K-Resin von Phillips),
die mit Styrol-Methylmethacrylat (SMMA)-Copolymeren mit ähnlichem
Brechungsindex (beispielsweise NAS21 von Nova Chemicals) gemischt
sind, gegeben. Der SMMA-Gehalt kann im Bereich von 0 Gew.-% bis etwa
95 Gew.-% liegen. Um Mischen bei tieferer Temperatur zu erreichen,
kann das SMMA-Copolymer durch Zugabe von 5–30 Gew.-% eines reaktiven
Weichmachers (beispielsweise Benzylacrylat oder -methacrylat) weich
gemacht werden. Sobald das SMMA/reaktiver Weichmacher-Gemisch homogenisiert
ist, kann es mit dem SBS-Material bei einer tieferen Gesamttemperatur
als derjenigen, bei der die beiden Polymere für sich miteinander gemischt
werden könnten,
gemischt werden. Bei einer anderen Ausführungsform können die
Polymere einem einzelnen Behälter
zusammen mit dem reaktiven Weichmacher bzw. den reaktiven Weichmachern
und dem Initiator zugegeben und durch mehrtägiges Verwahren des geschlossenen
Behälters
in einem leicht gewärmten
Ofen (beispielsweise etwa 60°C)
solvatisiert werden. Sobald dieses Gemisch gut gemischt ist (ungeachtet
des verwendeten Mischverfahrens oder -schemas), kann es geformt
(wählbar)
oder vorzugsweise pressgeformt werden, wobei der Gegenstand einen
Druck von bis zu 15000 psi bei einer Temperatur von 100–110°C erfährt. Der
Gegenstand kann rasch abgekühlt
und dann zum Arretieren der Phasenmorphologie des Verbundsystems
gehärtet
werden. Bei einer anderen Ausführungsform
kann der Gegenstand bei erhöhter
Temperatur und Druck gehärtet
und anschließend
mit jeder zweckmäßigen Geschwindigkeit
abgekühlt werden.
Der so erhaltene Gegenstand ist ein optisch klares, schlagbeständiges und
morphologisch stabiles Objekt.
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Beispiel 10. Transparente
Systeme, die eine Warteperiode und Pressformen verwenden
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Ein
Styrol-Butadien-Styrol-Blockcopolymer, K-Resin KR03-NW (Chevron-Phillips
Chemical Company, Bartlesville, Oklahoma), wurde mit einem Styrol-Methylmethacrylat-Copolymer,
NAS-21 (Nova Chemicals of Chesapeake, Virginia) in einem Gewichtsverhältnis von
30:70 physikalisch gemischt. Die Polymere und ein Monomergemisch
wurden einem Fläschchen
in einem Gewichtsverhältnis
von 80:20 zugegeben. Das Monomergemisch bestand aus einer 9:1-Mischung
von Benzylmethacrylat („BMA") und ethoxyliertem
Bisphenol A-dimethacrylat (1 Grad Ethoxylierung). Das verschlossene
Fläschchen
wurde für
einen Zeitraum von einer Woche bei 70°C in einem Konvektionsofen platziert,
wonach dem Gemisch ein Initiator (Darocur 1173 von Ciba Geigy) mit
0,5 Gew.-% (bezogen auf das Gesamtgewicht des Systems) zugegeben
und in dem System gelöst wurde,
während
unter Verwendung einer auf etwa 150°C eingestellten Heizplatte manuell
gewärmt
und gerührt wurde.
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Um
die Probe in eine fehlerfreie Scheibenform zu formen, wurden etwa
5 Gramm des halbfesten Gemischs in die Mitte eines Dichtungsrings
platziert (Dichtungsring vom Typ AS568A, Positionsnummer 222 von McMaster-Carr),
die auf einer Fläche
eines Presswerkzeugs von Carver, Inc. (Katalognummer 2091.2) angeordnet
war. Das Presswerkzeug wurde geschlossen und in eine hydraulische
Presse mit auf etwa 270°F
erwärmten
Platten überführt. Anschließend wurde
10 Minuten lang eine Kraft von etwa 7 Tonnen auf die Platten ausgeübt. Nach
dem Pressen wurden die Platten unter Verwendung von Betriebswasser
rasch auf Umgebungstemperatur abgekühlt. Das Presswerkzeug wurde
auseinandergenommen und eine blasenfreie Scheibe mit Abmessungen
von etwa 2 mm Dicke und 55 mm Durchmesser wurde entnommen. Anschließend wurde die
Scheibe zwischen zwei geheizte Quarzplatten platziert, die dann
leicht zusammengepresst wurden, um die halbfeste Scheibe den Oberflächen der
Quarzplatten anzupassen. Die Anordnung wurde auf eine auf 90°C eingestellte
Heizplatte platziert und eine UV-Lampe wurde unmittelbar über der
oberen Quarzplatte angeordnet, um die halbfeste Scheibe zu härten. Bei
der UV-Lichtquelle handelte es sich um eine „Blak-Ray Model B 100AP Longwave
Ultraviolet Lamp" mit
einer Flutlichtquelle (UVP, Upland, Kalifornien). Nach etwa 10 Minuten Härten wurden die
Probe und die Platten von der Heizplatte entfernt und auf Raumtemperatur
abkühlen
gelassen. Anschließend
wurde die Probe aus den Platten entfernt, wodurch ein scheibenförmiges gehärtetes Harz mit
guter Lichttransmission und einem Messwert der Shore-D-Härte im Bereich
von 83–84
erhalten wurde.
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Beispiel 11. Arretieren
der molekularen Orientierung
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Polystyrol
wird mit einem Gemisch von reaktiven Weichmachern (Benzylacrylat
und ethoxyliertes Bisphenol A-diacrylat) in einem Gewichtsverhältnis von
85:10:5 kombiniert. Ein Photoinitiator, wie z. B. Irgacure 184,
wird in einer Konzentration von 2 Gew.-% zugegeben. Die Komponenten
werden in einem geschlossenen Behälter über einen Zeitraum von mehreren
Tagen in einem Ofen bei 60°C
gehalten. Anschließend
wird das Gemisch in einem bei 120°C
betriebenen Zweischnecken-Extruder
homogenisiert. Der erhaltene Film wird in Fließrichtung und horizontal senkrecht
zu der Fließrichtung
gezogen. Nach dem Ziehvorgang weist der Film eine zweiachsige molekulare
Orientierung der Polymerketten auf, die dann durch Passieren des
Films unter einer UV-Lampe zum Härten
des Materials arretiert wird. Der so erhaltene Film mit zweiachsig
orientierten Polymerketten weist eine vorteilhafte Morphologie auf,
die gegen zukünftige
Unterbrechungen oder Veränderungen
der bestehenden Morphologie stabilisiert ist.
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Beispiel 12. Arretieren
der Phasenmorphologie
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Ein
SBS-Dreiblock-Copolymer (Styrolux 684D der BASF) wird mit einem
Gemisch von reaktiven Weichmachern (Isobornylmethacrylat (Sartomer
423A), Trimethylolpropantriacrylat (TMPTA-N von Radcure) und ethoxyliertem
Bisphenol A-diacrylat (Sartomer 349)) in einem Gewichtsverhältnis von
1,5:0,1:0,1:0,1 kombiniert. Ein Photoinitiator, wie z. B. Irgacure
184, wird in einer Konzentration von 2 Gew.-% zugegeben. Die Komponenten
werden in einem geschlossenen Behälter über einen Zeitraum von mehreren
Tagen in einem Ofen bei 60°C
gehalten. Anschließend
wird das Gemisch bei einer Temperatur von etwa 150°C entweder
in einem Zweischnecken-Extruder
oder durch Handmischung homogenisiert. Wird das Material anschließend auf Raumtemperatur
abkühlen
gelassen, so entsteht ein leicht wolkiges Material un abhängig davon,
ob das Material gehärtet
wird oder nicht. Wird jedoch das Material durch Aussetzen einer
Quelle von Polymerisationsenergie, wie z. B. UV-Licht, bei erhöhter Temperatur
gehärtet,
so setzt sich der reaktive Weichmacher um, um ein Netzwerk zu bilden,
das die bestehende transparente Morphologie „einsperrt" oder arretiert. Der so erhaltene Gegenstand
kann dann ohne Auslösen
einer trüben
oder wolkigen Morphologie auf Raumtemperatur abgekühlt werden,
wobei ein transparenter Gegenstand erhalten wird.
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Beispiel 13. Morphologie-arretierte
Systeme
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Polyhydroxyethylmethacrylat
(pHEMA) mit einem mittleren Molekulargewicht von 300k wurde von
Scientific Polymer Products, Inc., Ontario, New York, erworben.
Das Polymer wurde in Pyridin gelöst
und dann mit Methacrylsäureanhydrid
umgesetzt, um etwa 5 mol-% der pHEMA-Hydroxylgruppen in funktionelle
Methacrylatgruppen umzuwandeln. Anschließend wurde das Polymer präzipitiert
und zur Reinigung mehrmals gewaschen, um ein funktionalisiertes
pHEMA in der Form eines flockigen Pulvers herzustellen.
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Das
funktionalisierte pHEMA wurde mit einem Verdünnungsmittelgemisch, nämlich im
Verhältnis
von 50:50 mit Wasser gemischtem PEG400 oder Propylenglykol, gemischt,
um eine Polymerkonzentration von 40 Gew.-% zu ergeben. Ein Photoinitiator,
wie z. B. ACVA, wurde in einer Konzentration von 1 Gew.-% zugegeben.
Solche Gemische wurden allein durch Ruhen bei Raumtemperatur homogen;
es konnte jedoch mechanisches Rühren
und/oder Erwärmen
angewendet werden, um das Homogenisieren des Polymer/Verdünnungsmittel-Gemischs
zu beschleunigen und zu verbessern. Nach dem Mischen mit dem Verdünnungsmittel
wurde das Polymer zu einem klaren halbfesten, bei Raumtemperatur
geschmeidigen Material. Anschließend wurde das Polymer/Verdünnungsmittel-Gemisch
zwischen zwei Hälften
eines Formwerkzeugs platziert und die Hälften des Formwerkzeugs wurden
aufeinander zu bewegt, um eine gewünschte Geometrie herzustellen.
Der Aufbau des Formwerkzeugs wurde 10 Minuten lang mit UV-Licht
bestrahlt (Blak-Ray BP-100, UVP, Inc., Upland, CA), um das halbfeste
Gemisch zu härten
und die Polymer/Verdünnungsmittel-Morphologie zu arretieren.
Nach dem Härten
wurde der Gegenstand auf Raumtem peratur abkühlen gelassen, anschließend wurde der
Aufbau des Formwerkzeugs geöffnet
und der Gegenstand entfernt. Gehärtete
Teile konnten anschließend in
reines Wasser getaucht werden, ohne wolkig oder trüb zu werden,
was eine „eingesperrte" oder arretierte Morphologie
anzeigt, die fähig
ist, die teilweise Kristallisation oder Aggregation der pHEMA-Ketten,
die typischerweise bei Sättigung
mit Wasser beobachtet wird und die durch wolkige Proben gekennzeichnet
ist, zu verhindern.
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Beispiel 14. Transparente
photogehärtete
Systeme
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Gemische,
umfassend das tote Polymer, den reaktiven Weichmacher und den Photoinitiator,
wurden gemäß dem in
Beispiel 1 beschriebenen Protokoll gemischt. Die Menge an reaktivem
Weichmacher betrug typischerweise 3 Gew.-% bis 25 Gew.-%, die des
Photoinitiators betrug 1 Gew.-% bis 5 Gew.-%. Beispielhafte Photoinitiatoren
umfassen Esacure KT046 von Sartomer und Irgacure 184 von Ciba Geigy.
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Die
so erhaltene halbfeste Zusammensetzung wurde leicht erwärmt (weniger
oder gleich etwa 100°C), zwischen
flachen Glasplatten gepresst und mit UV-Licht geflutet. Es wurde
rasche Polymerisation beobachtet, die zu einem klaren und festen
Material führte.
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Die
Beispiele des transparenten photogehärteten Systems umfassten: in
Beispiel 3 berichtete Systeme auf Kraton D1401P-Basis; in Beispiel
7 berichtete Systeme auf ARTON-Basis. Systeme auf Kraton D1401P-Basis
zeigten auch außerordentliche
Schlagbeständigkeit.
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Beispiel 15. Transparente
photogehärtete
Systeme mit hohem Brechungsindex
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Ein
Gemisch, umfassend ein totes Polymer, einen reaktiven Weichmacher
und einen Photoinitiator, wurde gemäß dem in Beispiel 1 beschriebenen
Protokoll gemischt und wie in Beispiel 14 beschrieben weiter verarbeitet.
Bei dem toten Polymer handelte es sich um Kraton D1401P und bei
dem reaktiven Weichmacher um Benzylacrylat, die in einem Gewichtsverhältnis von
88/12 gemischt wurden. Irgacure 184 wurde dem Gemisch mit 2 Gew.-%,
bezogen auf das Gesamtgewicht des Systems, zugegeben.
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Nach
UV-Härtung
wurde eine flache Probe mit einer Dicke von 2,4 mm hergestellt,
die bei einer Wellenlänge
von 700 nm einen Lichtdurchlässigkeitsgrad
von 88% aufwies. Der Brechungsindex der gehärteten Probe bei der Natrium
D-Linie betrug 1,578 bei Raumtemperatur.