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Herstellung von Acridyl-9-carbaminsäureestern Von den Acridyl-g-carbaminsäureestern
ist bisher nur der Äthylester in der Patentschrift 364 035 erwähnt worden.
Der Ausgangsstoff hierfür ist die Acridin-g-carbonsäure, die zunächst verestert
wird. Sie kann in gewöhnlicher Weise nicht verestert werden; man muß das Säurechlorid
mit Alkoholat umsetzen (vgl. H. Jens e n und F. R e t h -w i s c h, Journ. Amer.
chem. Soc., 5o [1g28], S. 114q-). Aus dem Ester wird dann nach der Curtiusschen
Methode über das Hydrazid und Azid das Urethan gewonnen. Dieses Verfahren ist ebenso
wie das entsprechende von H. Jensen und L. Howland (vgl. Journ. Amer. chem. Soc.
48 [1g26], S. 1988) angewandte (Herstellung von Acridyl-g-äthylamin aus Acridyl-g-propionsäure)
wegen der vielen Zwischenprodukte sehr umständlich und liefert nur geringe Ausbeute
an Carbaminsäureester. -Da es nun nach den Literaturangaben (vgl. z. B. Patentschrift
364 036) schien, daß die zum Abbau von Carbonsäuren üblichen Methoden ohne
weiteres in der Acridinreihe anwendbar seien, lag es nahe, das Verfahren von E.
J e f f r e y s (vgl. Ber. der Dtsch. Chem. Ges., 30 [18g7], S. 898) zur
Umwandlung von Carbonsäureamiden in Carbaminsäureester auch auf Acridyl-g-carbonsäureamide
zu übertragen. Es wurde jedoch festgestellt, daß bei Benutzung des bekannten Verfahrens
das Amid im wesentlichen unverändert bleibt; es bildet sich neben sehr wenig Amin
eine rote Substanz (I) C14H"03N2, die
durch Addition zweier Hydroxylgruppen an die g= und io-Stelle des Acridinamids entstanden
ist. Bei Anwendung der Jeffreysschen Methode bildet sich diese Substanz sogar fast
quantitativ.
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Es besteht also die.Tatsache, daß die Umwandlung des Acridinamids
in den Carbaminsäureester in der üblichen Weise nicht gelingt, weil die Oxydation
nicht an der Amidgruppe, sondern am ms-Kern des Acridins angreift.
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Es gelang nun aber, die Oxydation in gewünschter Weise zu lenken,
und zwar dadurch, daß überschüssiges Alkali angewandt wurde. Die Bildung des Oxydationsproduktes
(I) unterblieb so vollständig, und es konnten verschiedene Ester der Acridincarbaminsäure
gewonnen werden. Das neue Verfahren ist dem alten dadurch weit überlegen, daß es
die vielen Zwischenprodukte, welche- alle nicht quantitativ entstehen, vermeidet
und daher
höhere Ausbeuten an Carbaminsäureestern liefert. Das neue
Verfahren ist nicht nur mit aliphatischen, sondern auch mit aromatischen Alkoholen
durchführbar.
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Die Wirkung des Alkaliüberschusses beruht wohl darauf, daß er bei
dem basischen Charakter des Acridinkomplexes erst die Bildung des Natriumsalzes
des N-Bromamids ermöglicht, welches sich dann in bekannter Weise umsetzt. Die Umsetzung
verläuft nach dem Schema:
Der Alkaliüberschuß kann ioo 0/0 und mehr betragen, ohne daß die Ausbeuten verschlechtert
werden. Er kann andererseits auf i 5 0/0 der theoretisch berechneten Menge herabgesetzt
werden, doch ist dann beim Hinzufügen des Broms auf besonders kräftige Durchmischung
zu achten.
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Die Acridyl-9-carbaminsäureester zeichnen sich durch ihre anästhetisierenden
Wirkungen aus, die sie mit den antiseptischen Eigenschaften des Acridins vereinigen.
Wie alle Urethane lassen sie sich zu Aminen verseifen. Beispiel i 22,2 g Acridin-9-carbonsäureamid
(i Dezi= mol) werden in 1050 ccm Methanol heiß gelöst, welche 2,5 Dezimole
Natriumrnethylat enthalten. Nach Hinzufügen von i Dezimol Brom wird das Gemisch
etwa io Minuten unter Rückfluß gekocht, neutralisiert und eingedampft. Der Rückstand
wird zur Entfernung anorganischer Salze mit Wasser ausgezogen, getrocknet und umkristallisiert.
Etwas Amid wird zurückgewonnen. Aus der Mutterlauge kristallisiert der Acrid-%Tl-9-carbaminsäuremethylester
in farblosen Nadeln vom F. 2o3,5°. Ausbeute 7o % d. Th. Die Verbindung ist fast
unlöslich in Wasser, Benzol und Benzin, löslich in Methanol, Alkohol, .Äther, Azeton,
Eisessig. Sie ergab bei der Analyse: C - 71,91 0/0, H - 5,1 0/0, N - 11,o3 0/0,
während sich für C"H,202N. berechnen: C = 71,39 0/0, H = 4,8o 0/0, N - z i, i i-
0/0. Der Äthylester kann in entsprechender Weise erhalten werden, wobei sich aber
Bromoform als Nebenprodukt bildet. Daher wendet man die doppelten Mengen Alkoholat
und Brom an, wie für den Methylester angegeben. Ausbeute 7o °%) d. Th. Der Äthylester
ist in seinen Eigenschaften dem Methylester sehr ähnlich und schmilzt bei 193b.
Das Bromoform wird durch Destillation für sich gewonnen und verwertet.
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Beispiel e 22,2g Amid werden in 8oo ccm Methanol zusammen mit- 1:5
g Kaliumhydroxyd gelöst, abgekühlt und unter Rühren mit einer Lösung von 16 g Brom
in 5o ccm Methanol vermischt. Nach io Minuten langem Erhitzen unter Rückfluß neutralisiert
man und verdampft zur Trockne. Weiterverarbeitung wie Beispiel i. Ausbeute an Ester
7o 0/0 d. Th.
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Beispiel 3 In die abgekühlte Lösung von 2,22 g Amid in ioo ccm n-Butanol
(enthaltend 2,6 bis 3 Mole Butylat) wird unter Schütteln eine Lösung von 1,6 g Brom
in 5 ccm Benzol eingetragen. Die trüb gewordene Lösung wird 6 bis 8 Min. unter Rückfluß
gekocht und dann mit Wasserdampf destilliert. Das erhaltene Urethan kristallisiert
man -aus Aceton um. Ausbeute i,9 g. Farblose Nadeln vom F. 148 bis i5ob. Die Analyse
ergab für C^ 73,3 70, H = 6,35 0/0, N - 9,72 0/0; für die Formel C"$ H" OZ N., berechnen
sich C = 73,43 010 H = 6,17 %, N = 9,52- 0/0. Beispiel 4 In 8o ccm Benzylalkohol
werden o,6 .g Natrium gelöst und dann 2,g2 g Amid eingetragen. Durch Erwärmen auf
dem Wasserbade wird alles gelöst. Zn die abgekühlte Lösung tropft man dann 1,6 g
Brom, in 5 ccm Benzol gelöst, ein und hält das Gemisch io Minuten lang durch Aufsetzen
auf ein Wasserbad auf 95b. Dann stumpft man das Alkali ab und destilliert den Benzvlalkohol
mit Wasserdampf ab. Das Rohprodukt wird aus Alkohol umkristallisiert. Die Ausbeute
beträgt 2,24 g Benzylester, farblose flache Nadeln, vom F. 193 bis 194b. Berechnet
für C2, H,.6 02N2 : C - 76,79 0/0, H = 4,91 0/0, N =-'8,54 0/0. Gefunden C - 76,85
0,10, H- 5,05 0/0, N- 8,68 0%.
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Beispiels 26,79 (i Dezimol) 4-Nitroaeridin-9-carbonsäureamid
werden in ,2,61 Methanol mit 3 Dezimolen Natriummethylat erhitzt, wobei fast alles
gelöst wird. Nach dem Zusatz von z Dezimol Brom löst sich alles auf. Nach fünf Minuten
langem Äoehen wird die Lösung
neutralisiert und wie in Beispiel
i weiterbehandelt. Das Rohprodukt wiegt etwa 25 g. Es wird aus Methanol umkristallisiert
und bildet dann fast farblose, schwach bräunliche Nadeln, die bei 2r8° schmelzen.
Nach der Analyse liegt der 4-Nitro-acridyl-9-carbaminsäuremethylester Cl,H"04N3
vor: Berechnet C - 6o59 °/o, H=:3,730/., N =14,z 5 °/u, gefunden C = 60,40 °/o,
H - 3,91 °/o, N = 14,31 °/o. Der Ester löst sich leicht in Aceton, schwerer in Alkohol
und Benzol, sehr schwer in Äther und Benzin.