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Verfahren zur Nutzbarmachung von Ablaugen Wenn bei dein Aufschlußverfahren
für Stroh, Reisstroh, Maisstroh, Bambus, Espartogras und ähnliche Rohstoffe Kalk
Vera; endet wird, so entsteht durch die Kochung ein kohlensaurer Kalk. Hierbei ist
entscheidend,, daß mindestens die 5- bis 6fache Wassermenge dein Rohstoff' zugeffhrt
wird, weil sonst der gekochte Stoff infolge sehr hoher Saugfähigkeit die gesamte
Lauge aufsaugt, so daß eine flüssige Abfallauge überhaupt nicht entsteht. Es ist
bekannt, daß nach dem alten Strohkochverfahren mit zweifacher Wassermenge auf das
Rohstoffgewicht nur ein feuchter Stoff aus dem Kocher erhalten wird, der selbst
bei Pressung keine flüssige Lauge abgibt. Die halb trockene Beschaffenheit desselben
wird nach dem alten Verfahren beabsichtigt, um den möglichst halb trockenen Stoff
leicht kollern zu können; der Koller gleitet über nassen Strohstoff einfach hinweg,
und es wird dabei keinerlei Wirkung erzielt.
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In der Chemiker-Zeitung, Band .I5 vorn Jahre r921., S. 795, ist bereits
ein älteres Verfahren zusammengestellt, nach welchem 12 kg Kalk auf 1. oo kg Stroh
mit 1,5- bis 2fachem Wassergewicht zur Anwendung gelangen und der abfallende Kalk
zu Düngezwecken benutzt werden soll. Bei diesem Verfahren verbleibt der Kali. während
des Kochens völlig im Stroh, so daß nach der Kochung eine geringe Menge Abfallauge
entsteht, deren Gewinnung und Verwendung für Diingezwecke sich nicht lohnen würde.
Es sind daher nach den alten Strohkochverfahren, die von der Kollerfähigkeik eines
halb trockenen Strohstores abhängen, keine Dunglaugen zu erzielen. Andererseits
lösen sich bei nur zweifacher Wassermenge keine Pektinstoffe aus dem Kochgut, so
daß nach den alten Verfahren ein harter Strohstoff entsteht, der die spröden Strohpappen
mit bekannter Brüchigkeit ergibt. Im Gegensatz hierzu werden durch das neue Siedeverfahren
aus den genannten Rohstoffen eine Reihe vou Substanzen gelöst, die in der äußeren
Rohrwand enthalten sind. Es sind dies Pektine. Eiweißverbindungen, Pflanzenwachs,
Phosphorsäurev erbindungen, Kalisalze und vor allen Dingen Hurnusstoffe. Wenn auch
die erstgenannten Substanzen nicht in hohen Prozentsätzen erscheinen, so bewirken
sie in Verbindung mit den in der Lauge reichlich enthaltenen Humusstoffen eine wertvolle
Düngewirkung. Diese Düngewirkung erklärt sich aus zwei Gründen.
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Zunächst wirkt die Kohlensäure in dein ausgekochten kohlensauren Kalk
aktiv diiirgend. -Es ist bekannt, daß in Europa bereits eine sehr große Anzahl von
Gärtnereien in ihren Treibhäusern mit Kohlensäure aus Schwelöfchen erfolgreich düngen.
Die in den Laugen enthaltene Kohlensäure entweicht aus dein Ackerboden. Wird der
Schlamm z. B. dem Mist beigemischt, so wird die Kohlensäure im Ackerboden frei und
wirkt auf die jungen Pflanzen ein.
Infolge der Anwendung genügender
@Vassermengen. die nach dem neuen Verfahren ein wirkliches Sieden des Kochstoffes
ermöglichen, im Gegensatz zum bloßen Einsweichen nach dem älteren Verfahren, lösen
sich die verschiedensten schon genannten Substanzen aus, die sich nunmehr mit dem
kohlensauren Kalk zu einer gelbgrünen, schleimigen Masse verbinden, die nach Absetzen
im Klärbassin sich verdickt. Diese schleimige Masse bietet den Bodenbakterien genügend
-Nahrung, so daß sie, mit dem Mist zusammen ausgestreut, wie jeder andere Dung in
der Erde zu ar-_ beiten beginnt.
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Diese Anreicherung von dungfähigen -Substanzen ist aber nach den älteren
Kochverfahren nicht zu erzielen. Die alten Kochverfahren wenden nur etwa S % Kalk,
das neue Verfahren aber bis zu 25 °/o an. Bei der zu geringen Wassermenge nach den
alten Verfahren verdampft von dem Wässer während der Kochung mehr als die Hälfte,
' so daß keine Flüssigkeit verbleibt. Der Kalk bleibt im Kochtopf zurück und wird
alsdann im Koller mitgekollert, im Holländer mitgemahlen, um das Gewicht zu erhöhen,
während nach dem neuen Verfahren nicht nur die Dunglauge in reichlicher Menge gewonnen,
sondern der Kalk im Kochstoff obendrein auch noch ausgewaschen wird.
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Die Restlauge wird nach beendeter Kochung in ein Klä rbassinsystem
geleitet, wo sie sich stufenweise klärt und der Dungschlamm sich absetzt. Das klare
Wasser wird abgelassen und der feste Schlamm abgestoßen, alsdann wird der Schlamm
mit dem Mist gemischt als Düngemittel verwendet. Er kann aber auch als flüssige
Dungjauche auf dein Feld verregnet werden.
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Ein älteres bekanntes Verfahren bezieht sich auf ein Aufschlußverfahren
für Stroh unter Anwendung von Ätzkalilauge. Dieses Verfahren wurde um die Zeit des
Krieges angewendet, als für Aufschlußzwecke nur noch Ätzkalilaugen und Ätznatronlaugen
zur Verfügung standen. Diese Verfahren bezweckten damals den Aufschluß von Stroh
für Futterzwecke. Andererseits ist aber auch bekannt, daß die Ablaugen oder Schwarzlaugen
von Ätzalkalien unter wasserbehördlicher Aufsicht stehen. Diese Ablaugen dürfen
ohne Vorflut und Aufklärung, die wiederum so gut wie unmöglich ist, nicht in den
Fluß abgelassen werden. Aus dieser Zwangslage hatte sich damals eine vorübergehende-Auffassung
gebildet, daß solche Ätzkaliablaugen für Düngezwecke verwendbar seien, aber die
praktischen Erfahrungen haben das. nicht bestätigt.. Es wird daher ausdrücklich
gegen Ende der Beschreibung dieses Verfahrens von der Notwendigkeit gesprochen,
die den Pflanzen schädlichen Stoffe durch geeignete Behandlung auszuscheiden. Auch
wird vorausgesetzt, daß die Ablauge erst durch Stapelungen von Buschreisern durchgelassen
wird, wie sie in Gradierwerken üblich sind, um die Ablauge zu reinigen. Auch die
gradierten Schwarzlaugen behalten einen beträchtlichen Teil ihrer schädlichen Eigenschaften
und verseuchen nachher den Boden. Somit hat dieses Düngeverfahren mit dem vorliegenden
Verfahren nichts zu tun, da weder Ätzkali noch Ätznatron enthaltende Ablaugen verwendet
werden.
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Wichtig ist ferner noch, daß nach vorliegendem Verfahren die Abwässer
nicht mehr in einen Fluß oder Teich geleitet zu werden brauchen.