<Desc/Clms Page number 1>
Substrat zur Aussaat, Anzucht bzw. Aufzucht von Pflanzen und Verfahren zu seiner Herstellung
Die Erfindung bezieht sich auf ein Substrat zu Aussaat, Anzucht bzw. Aufzucht von Pflanzen, das aus einer mit Düngemitteln, vorzugsweise mineralischen Düngemitteln, versetzten Grundmasse besteht, sowie auf ein Verfahren zur Herstellung dieses Substrats.
Es ist bekannt, als Grundmasse für derartige Substrate Braunkohle, Sägespäne, Einjahrespflanzen und vor allem Torf bzw. Torfmull zu verwenden. Da Weisstorf in Österreich nicht bzw. nicht in genügender Menge vorkommt, müssen solche Substrate trotz ihrer umfassenden Verwendung im Gartenbau importiert werden, weshalb der Auffindung einer geeigneten, billigen und in grossen Mengen anfallenden Grundmasse erhöhte volkswirtschaftliche Bedeutung zukommt.
Im allgemeinen herrscht in Fachkreisen des Gartenbaues und der Landwirtschaft die Ansicht vor, dass Baumrinden im Gegensatz zu Torf nicht als Grundmasse zur Aussaat oder Anzucht bzw. Aufzucht von Pflanzen geeignet sind, da gewisse Inhaltsstoffe der Rinden, wie Gerb-, Extrakt- und Farbstoffe, eine wachstumshemmende Wirkung auf Pflanzen ausüben. Es ist daher vorgeschlagen worden, Rinde durch Extraktion von phenolischen Inhaltsstoffen zu befreien und sie dann zur Herstellung von organischen Misch-oder Volldüngern mitzuverwenden (USA-Patentschrift Nr. 2, 868, 758). Eine Extraktion eines solchen Massengutes stellt aber sowohl hinsichtlich der notwendigen Investitionen für eine entsprechende Extraktionsanlage als auch in bezug auf die laufenden Betriebskosten für die Extraktion selbst einen aufwendigen Vorgang dar, weshalb sich dieses Verfahren nicht durchsetzen konnte.
Baumrinden werden demnach in gemahlener oder verschliffener Form nur zur Gewinnung von Gerbstoffen oder als Füllmaterial zur Herstellung von Holzfaserplatten verwendet, im übrigen aber als kaum verwertbarer Abfall angesehen. Sie werden daher auf Halden gelagert oder verbrannt. Da die Rinden aber meist im nassen Zustand anfallen, wie dies bei wassergelagertem oder nass entrindetem Holz der Fall ist, müssen solchen Verbrennungsanlagen sehr massive Rindenpressen vorgeschaltet werden, die das Material auf einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 45 bis 50% abpressen, wonach die Rinden erst speziellen Kesseln zugeführt werden können, die meist für Warmwassererzeugung eingerichtet sind. Diese Einrichtungen erfordern ebenfalls einen erhöhten Aufwand, obwohl der Wärmegewinn verhältnismässig gering ist.
Beispielsweise wird der Rindenanfall von etwa 30 rm Buchenholz benötigt, um eine MWE zu gewinnen.
Dabei fallen Baumrinden in den holzverarbeitenden Industrien in grossen Mengen an, weil die Entrindung aus Mangel an Arbeitskräften meist nicht mehr im Wald durchgeführt wird. Daher ist die Verwertung oder wenigstens Beseitigung der Rinden eine Frage von wesentlicher wirtschaftlicher Bedeutung.
Demnach liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, Baumrinden einer neuen Verwendungsmöglichkeit zuzuführen bzw. den bisher im Gartenbau und in der Landwirtschaft zur Anwendung kommenden Torfmull od. dgl. durch einen billigeren heimischen Stoff zu ersetzen.
<Desc/Clms Page number 2>
Diese Aufgabe wird durch ein Substrat zur Aussaat, Anzucht bzw. Aufzucht von Pflanzen aus einer mit Düngemitteln, vorzugsweise mineralischen Düngemitteln, versetzten Grundmasse gelöst, das sich erfmdungsgemäss dadurch auszeichnet, dass die Grundmasse aus abgelagerten oder durch
Einwirkung von Bakterien oder Pilzkulturen vorbehandelten, zu Mull gemahlenen bzw. verschliffenen
Baumrinden, insbesondere Laubholzrinden, besteht. Dabei wird verfahrensmässig so vorgegangen, dass der Rindenmull mindestens ein bis zwei Jahre feucht im Freien gelagert und dann erst mit den Düngemitteln versetzt wird. Durch Wachstumsversuche konnte festgestellt werden, dass durch diese
Lagerung ein allmählicher Abbau der wachstumshemmenden Stoffe eintritt.
Dabei ergibt sich keine Veränderung der Struktur der Rinden, jedoch nimmt in günstiger Weise mit der fortschreitenden biologischen Umwandlung des organischen Rindenmaterials die Wasserspeicher-und-bindefähigkeit zu und es bleibt das Luftspeichervermögen zufolge der allgemein porösen Struktur erhalten. Die Lagerungszeit lässt sich abkürzen, wenn dem Rindenmull nach bekannten Verfahren Bakterien oder Pilzkulturen zugesetzt werden. Es hat sich also überraschend ergeben, dass sich auch aus Baumrinden Substrate für die Aussaat, Anzucht bzw. Aufzucht von Pflanzen herstellen lassen, die den bekannten Substraten, die als Grundmasse Weisstorf aufweisen, nicht nachstehen.
Während man bei Torfmull die Säuren mit Ammonium, Alkalien oder Erdalkalien neutralisieren muss, wird erfindungsgemäss der PH-Wert des mit Düngemitteln versetzten Rindenmulls mit Hilfe von Säuren, insbesondere Schwefelsäure, auf 4 bis 6, vorzugsweise 4, 1 bis 4, 5 eingestellt.
Wird der abgelagerte Rindenmull so mit Düngemitteln versetzt, dass sich eine mineralische Volldüngung ergibt und wird dabei der pH-Wert auf 4, 1 bis 4, 2 eingestellt, so erhält man ein Substrat, das sich zur Jungpflanzenanzucht besonders eignet. Nimmt man nur die Hälfte der für die Volldüngung erforderlichen Düngemittelmenge und wählt man einen pH-Wert von 4, 5, so ergibt sich ein Aussaatsubstrat, in dem die Keimung früher erfolgt als bei Verwendung üblicher Präparate.
Steigert man die Düngemittelmenge um 50% über die der Volldüngung entsprechende Menge und stellt nachträglich den pH-Wert auf etwa 4, 5 ein, so wird ein Substrat erreicht, das allen Anforderungen für die Aufzucht von Topf-und Balkonpflanzen genügt.
Durch die Erfindung wird also die Möglichkeit geschaffen, die bisher kaum verwertbaren Baumrinden einer volkswirtschaftlich bedeutungsvollen Verwendung zuzuführen, wobei keinerlei aufwendige Verfahrensschritte durchzuführen sind, zumal es nur darum geht, die Ringen mit entsprechender Dauer im Freien feucht zu lagern.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Substrat zur Aussaat, Anzucht bzw. Aufzucht von Pflanzen aus einer mit Düngemitteln, vorzugsweise mineralischen Düngemitteln, versetzten Grundmasse, dadurch gekenn- zeichnet, dass die Grundmasse aus abgelagerten oder durch Einwirkung von Bakterien oder Pilzkulturen vorbehandelten, zu Mull gemahlenen oder verschliffenen Baumrinden, insbesondere Laubholzrinden, besteht.