DE4431316C1 - Verfahren zur Verminderung der Formaldehydabgabe von Holzspan- oder Faserplatten - Google Patents
Verfahren zur Verminderung der Formaldehydabgabe von Holzspan- oder FaserplattenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verminderung der
Formaldehydabgabe von aminoplastverbundenen Lignoncellulosen wie insbesondere Holz
span- und Faserplatten, die durch Verleimung von Holzfasern
und Holzspänen mit Kondensationsprodukten aus Harnstoff
und/oder Melamin und/oder Phenol sowie Formaldehyd, gegebenen
falls im Gemisch mit einem anderen Aldehyd, hergestellt werden.
Für die Herstellung von Spanplatten für den Möbelbau und das
Bauwesen werden Holzspäne oder andere lignocellulosehaltige
Partikel mit einem Harnstoff-Formaldehydharz in Mengen von
üblicherweise von 8 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das trockene
Spangut, beleimt, zu Spanmatten gestreut und unter Hitze und
Druck gepreßt. Die noch heißen Spanplatten werden nach dem
Pressen in der Regel gestapelt.
An Stelle eines Harnstoff-Formaldehydharzes können andere Binde
mittel wie alkalisch härtende Phenolformaldehydharze, Polymere
auf Basis von Diisocyanaten (PMDI) usw. verwendet werden.
Diese Bindemittel haben bislang nur eine vergleichsweise geringe
Bedeutung, da sie entweder teuer sind oder andere Nachteile
besitzen.
Spanplatten, die Harnstoff-Formaldehydharze oder andere Amino
harze als Bindemittel enthalten, geben nach der Herstellung
über relativ lange Zeiträume hinweg Formaldehyd ab. Die Form
aldehydabgabe dieses Plattentyps hängt von verschiedenen Faktoren
ab, wie Molverhältnis von Harnstoff zu Formaldehyd in dem
verwendeten Harz, Preßzeit, Bindemittelaufwand, Alter der Platten
usw. Das abgegebene Formaldehyd kann Werte erreichen, die das
Wohlbefinden von Menschen in Räumen, in denen mit Harnstoff-
Formaldehydharz gebundene Spanplatten eingebaut sind, stark
beeinträchtigen. Für die Bestimmung der Formaldehydabgabe von
Holzspanplatten bieten sich mehrere Verfahren an, hierzu gehören
das Perforatorverfahren (DIN EN 120), die Gasanalysemethode
(DIN 52368) und die WKI-Flaschenmethode (Roffael 1975/ Pr EN 717)
Die Emission von Formaldehyd aus Holzspanplatten läßt sich auch
mit Hilfe von Prüfräumen, bei denen die Temperatur, die Luft
wechselzahl und die Raumbeladung fixiert sind, ermitteln. Nach
der Gefahrstoffverordnung vom Oktober 1993 bzw. der
Chemikalienverbotverordnung dürfen Holzwerkstoffe nicht in den
Verkehr gebracht werden, wenn ihre Emission an Formaldehyd in
einer definierten Klimakammer mehr als 0,1 ppm beträgt.
Um die nachträgliche Formaldehydabgabe von Spanplatten zu ver
ringern, ist bereits vorgeschlagen worden, Harnstoff-Formaldehyd
harze mit niedrigem Gehalt an einkondensiertem Formaldehyd
einzusetzen bzw. das Molverhältnis Formaldehyd : Harnstoff
herabzusetzen. Die Verwendung dieser Harze verringert zwar
die nachträgliche Formaldehydabgabe erheblich, kann sich aber
auf die physikalisch-technischen Eigenschaften der hergestellten
Holzspanplatten negativ auswirken.
Weiterhin ist bekannt, daß durch Beimengung von Harnstoff
und/oder Ammoniak zum Harnstoff-Formaldehydharz die Formaldehyd
abgabe verringert werden kann, da diese Stoffe den Formaldehyd
chemisch abzubinden vermögen. Die Zugabe von derartigen Stoffen
zum Harz ist nur begrenzt möglich, da mit zunehmendem Gehalt an
derartigen Stoffen die Abbindegeschwindigkeit des Harzes
verlangsamt wird und die physikalisch-technologischen Eigen
schaften bei konstanter Preßzeit verschlechtert werden können.
Auch ist bereits vorgeschlagen worden, den Holzspänen nach dem
Beleimen feinteilige Stoffe beizumengen, die mit Formaldehyd
chemisch reagieren (DE-OS 16 53 167). Man verwendet solche
Stoffe, die mit dem Formaldehyd langsamer reagieren, als es
der Kondensationsgeschwindigkeit des Harzes entspricht. Solche
Stoffe sind z. B. Melamin, Harnstoff, Polyacrylsäureamid,
Guanidin, Hydroxylamin, Ethylendiamin, Phenol, Resorcin,
Diphenylmethandiisocyanat (MDI).
Ferner ist vorgeschlagen worden, dem Harnstoff-Formaldehydharz
Molekülverbindungen verschiedener Art beizumengen, die die
Formaldehydabgabe verringern sollen (Kubitzky, INDUSTRIE-ANZEIGER Nr. 53, Ausgabe Kunststoffe - Ver
arbeitung und Anwendung, Essen 1972).
Es ist ferner vorgeschlagen worden (DE-0S 2 317 884), bei der
Herstellung von Holzspanplatten dem Harnstoff-Formaldehydharz
Gerbstoffe oder Gerbstoffderivate beizumengen, um die Formaldehyd
abgabe der hergestellten Holzwerkstoffe bzw. Spanplatten herab
zusetzen. In dieser Offenlegungsschrift werden jedoch hierfür
keine quantitativen Beispiele genannt. In einem Artikel von
Cammeron und Pizzi (ACS-Symposium Series 316, p. 198-200, 1986)
wird festgestellt, daß die Zugabe von Tanninen bei der Verleimung
von Holzspänen mit Harnstoff-Formaldehydharzen die Formaldehyd
abgabe nur vorübergehend verringert, so daß tanninhaltige und
nicht tanninhaltige Holzspanplatten nach einer kurzen Zeit von
etwa einer Woche annähernd die gleiche Formaldehydabgabe auf
wiesen.
Ferner ist bekannt, daß die nachträgliche Abgabe von Formaldehyd
dadurch verringert werden kann, daß man die Holzspanplatten mit
einem Anstrichsystem auf Basis wäßriger Kunststoffdispersions
farbe bestimmter Zusammensetzung allseitig streicht. Dieses
formaldehydbindende Anstrichmittel für Holzspanplatten enthält
Ammoniak, Milchsäurekasein und Hydrazinhydrat in bestimmter
Zusammensetzung (DE-PS 11 88 750).
In der EP-A 0012 169 werden mehrschichtige, vorwiegend amino
plastgebundene Span- oder Faserplatten beschrieben, die in
einem Innenbereich, vorzugsweise in der Mittelschicht, als
Bindemittel einen nicht zur Gruppe der Aminoplaste gehörenden
Kleber, z. B. Diisocyanat, aufweisen und die dadurch gekennzeich
net sind, daß für diesen Innenbereich nur solche Bindemittel
verwendet werden, deren Aushärtung durch die Anwesenheit von
zusätzlichen formaldehydreaktiven Stoffen nicht beeinträchtigt
wird, wobei dem Bindemittel diese zusätzlichen Stoffe in Form
von Ammoniak, Ammoniumcarbonat, Harnstoffen, Thioharnstoffen,
Melamin oder Dicyandiamid beigemischt sind, die mit dem nach
dem Pressen der Platte noch vorhandenen oder freiwerdenden
Formaldehyd unter Feuchte- und/oder Wärmeeinwirkung direkt,
gegebenenfalls auch indirekt über Spaltprodukte, ihn abbindend
reagieren.
Aus der EP-PS 0 006 486 ist ein Verfahren zur Verminderung
der Formaldehydabgabe von aminoplastgebundenen Span- oder
Faserplatten bekannt, bei dem auf die Oberfläche der Platten im
heißen Zustand unmittelbar oder in kurzem Zeitabstand nach
deren Entnahme aus der Heizpresse Harnstoffe oder andere Ammoniak
abspaltende Stoffe in Form einer wäßrigen Lösung aufgebracht
werden. Ein im Prinzip ähnliches Verfahren, bei dem auf die
bereits auf eine Konditionierungstemperatur abgekühlten Platten
eine Ammoniumsalzlösung aufgebracht wird, ist aus der
EP-PS 0 027 583 bekannt.
Der vorliegenden Erfindung liegt gegenüber dem zitierten Stand
der Kenntnisse die Aufgabe zugrunde, Platten mit extrem
niedriger Formaldehydabgabe herzustellen, deren Formaldehyd
abgabe sich kaum von derjenigen des naturbelassenen Holzes
unterscheidet.
Diese Aufgabe wird durch das im Anspruch 1 gekennzeichnete
Verfahren gelöst.
Es wurde überraschend gefunden, daß die Formaldehydabgabe
dadurch auf ein Minimum reduziert werden kann, daß den Spänen
vor oder während oder nach dem Beleimen mit Aminoplastharzen,
z. B. mit einem Molverhältnis F : NH₂ von etwa 0,6 : 1 oder 0,5 : 1,
kondensiertes Tannin in auf das Gewicht der Holzspäne bezogenen
Mengen von ungefähr 0,1% bis maximal 5%, vorzugsweise 1% bis 0,1%
beigegeben wird und die Platten nach dem Pressen in an sich
bekannter Weise mit formaldehydreaktiven (basischen) Mitteln
behandelt werden, z. B. in der aus der EP-PS 0 006 486 oder der
EP-PS 0 027 583 bekannten Weise.
Das in der EP-PS 0 006 486 beschriebene Verfahren allein reicht
dafür nicht aus, da das erreichte Formaldehydabgabeniveau
wesentlich höher ist als das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren.
Auch das gemäß der DE-OS 23 17 884 beschriebene Verfahren eignet
sich hierfür nicht, da ohne nachträgliche Besprühung der Platten
nach dem Pressen das kondensierte Tannin keine Wirkung auf die
Formaldehydabgabe der Platten entfaltet.
An dem folgenden Beispiel wird die Erfindung näher erläutert.
Holzspäne werden vor dem Beleimen mit einem Harnstoff-Formaldehyd
harz (z. B. 8% Feststoff bezogen auf das Gewicht der Holzspäne)
des Formaldehyd-Harnstoff-Molverhältnisses F : U von 1 : 1 mit Tannin
in Mengen von ungefähr 0,5 Gew.-% gemischt, bezogen auf das
Gewicht der Holzspäne. Man unterscheidet zwischen hydrolysier
baren Tanninen und kondensierten Tanninen, von denen letztere eine
wesentlich höhere Reaktionsfähigkeit gegenüber dem Formaldehyd
haben (Holz-Zentralblatt 1994, Nr. 6, S. 90-93) und deshalb bei
dem hier beschriebenen Verfahren bevorzugt werden. Das kondensierte
Tannin wird vorzugsweise aus Quebrachoholz gewonnen, in an sich
bekannter Weise durch Auskochen des Holzes, worauf der gewonnene
Extrakt getrocknet und pulverisiert werden kann. Das Tannin kann
den Spänen in Pulverform oder auch in flüssiger Form zugegeben
werden. Anschließend werden aus den beleimten Holzspänen Span
matten hergestellt und diese in üblicher Weise zu Spanplatten
heiß gepreßt. Nach dem Pressen werden die Platten in noch heißem
Zustand in der schon erwähnten, an sich bekannten Weise mit
basischen, also formaldehydreaktiven Stoffen behandelt, z. B. mit
einer wäßrigen Harnstofflösung besprüht. Die so erzeugten Span
platten sind in der weiter unten folgenden Tabelle mit "Typ 1"
bezeichnet.
Zum Vergleich wurden Spanplatten mit Harnstoff-Formaldehydharz
ohne Zugabe von Gerbstoffen hergestellt und anschließend mit
formaldehydreaktiven Stoffen in heißem Zustand besprüht (Typ 2).
Ferner wurden Spanplatten mit Harnstoff-Formaldehydharzen
hergestellt und die Späne wurden vor dem Beleimen mit Harnstoff-
Formaldehydharz mit Tanninen in Mengen von 0,5% (Gewichtsanteile
bezogen auf das Gewicht der Späne) gemischt. Die Spanplatten
wurden jedoch nach der Herstellung nicht besprüht (Typ 3).
Weiterhin wurden Spanplatten mit Harnstoff-Formaldehydharz als
Bindemittel hergestellt in Mengen von 10% (Gewichtsanteile
bezogen auf das Gewicht der Holzspäne). Den Holzspänen wurden
weder kondensierte Tannine zugegeben, noch wurden die Spanplatten
nach der Herstellung mit formaldehydreaktiven Stoffen nach
behandelt (Typ 4).
Aus dem tabellierten Angaben wird ersichtlich, daß die Zugabe
von Tanninen zu den Spänen vor dem Beleimen mit dem Harnstoff-
Formaldehydharz und anschließendem Pressen keine nennenswerte
Wirkung auf die Formaldehydabgabe der hergestellten Spanplatten
hat, solange die hergestellten Spanplatten nicht nachbehandelt
werden (vgl. Typ 3 und 4). Demgegenüber ist zwar die Wirkung
der Besprühung auf die Formaldehydabgabe der Spanplatten, die
keine Tannine enthalten, deutlich festzustellen (Typ 2). Diese
Wirkung ist jedoch weitaus geringer, als wenn die Spanplatten
Tannine enthalten (Typ 1). Insofern unterscheidet sich das hier
beschriebene Verfahren also grundlegend von allen bekannten
Verfahren, da die Wirkung der kondensierten Tannine als
formaldehydreduzierendes Mittel erst nach der Besprühung zum
Tragen kommt.
Claims (10)
1. Verfahren zur Verminderung der Formaldehydabgabe von
aminoplastgebundenen Lignocellulosen, insbesondere Holzspan-
oder Faserplatten, dadurch gekennzeichnet, daß den Ligno
cellulosen vor, während oder nach dem Beleimen mit Aminoplastharzen
kondensiertes Tannin beigegeben wird und auf die her
gestellte Lignocellulose-Platte nach dem Preßvorgang ein
formaldehydreaktiver Stoff aufgebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Tannin in Pulverform den Lignocellulosen zugegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Tannin in flüssiger Form den Lignocellulosen zugegeben
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Tannin in Mengen von mindestens 0,1% zuge
geben wird, bezogen auf das Gewicht der Lignocellulosen.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Tannin in Mengen von höchstens 5% den Ligno
cellulosen zugegeben wird, bezogen auf das Gewicht der Ligno
cellulosen.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Lignocellulose-Platte mit dem formaldehydreaktiven Stoff
besprüht wird.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß als formaldehydreaktiver Stoff Harnstoff
oder ein anderer ammoniakabspaltender Stoff aufgebracht wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß das Tannin nur in die Deckschichten von
mehrschichtigen Spanplatten eingebracht wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß das Tannin nur in die Mittelschicht mehr
schichtiger Spanplatten eingebracht wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß das Tannin sowohl in die Mittelschicht
als auch in die Deckschichten von mehrschichtigen Spanplatten
eingebracht wird.
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