DE4407906C1 - Verfahren zur Herstellung von Cellulosecarbamat - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von CellulosecarbamatInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Herstellung von Cellulosecarbamat, das vorrangig zur Herstellung
von Fasern, Fäden oder Folien aus Cellulosecarbamat oder daraus regenerierter Cellulose
eingesetzt werden kann.
Die Entstehung stickstoffhaltiger Substanzen bei der Reaktion von cellulosischen Textilien
oder Fasern mit Harnstoff bei höheren Temperaturen ist schon seit langem bekannt (z. B.
Textile Res. J. 31 (1961), 460-471) und wurde im wesentlichen der Bildung von
Cellulosecarbamat zugeschrieben (Am. Dyestuff Rep. 53 (1964), 43-44). In den US-PS
2,129,708 und US-PS 2,134,825 wurde auch bereits beschrieben, analoge
Umsetzungsprodukte in verdünnter Natronlauge zu lösen und zu Filmen oder Fäden zu
koagulieren.
Zur Herstellung der modifizierten Cellulose wird der Zellstoff mit einer Harnstofflösung
getränkt, der Überschuß abgepreßt, der imprägnierte Zellstoff getrocknet und einem
"Backprozeß" unterworfen, d. h. z. B. 4 h auf 130°C erwärmt (US-PS 2,134,825). Das Erhitzen
des Cellulose/Harnstoff-Gemisches im trockenen Zustand oder auch in einem inerten
Medium, wie z. B. in Xylol (FI-PS 61033), wurde in späteren Untersuchungen und
Verfahrensentwicklungen prinzipiell beibehalten. Thermische Behandlungen von z. B. 5,5 h bei
140°C (PCT 83/02278) oder 2,5 h bei 155°C (EP 0 178 292) sind typische Beispiele dafür.
Wesentlich höhere Reaktionstemperaturen (z. B. ab 170°C) führen zu unlöslichen Produkten.
Die bisher beschriebenen Verfahren zur Cellulosecarbamat-Herstellung sind hinsichtlich ihrer
Wirtschaftlichkeit, besonders durch den hohen Energiebedarf für die sich mehrere Stunden
hinziehende, über das Erhitzen ablaufende, Reaktion des Cellulose/Harnstoff-Gemisches
stark belastet (vgl. auch Chemiefasern 34 (1984), 399-400).
Deshalb kommen Möglichkeiten zur Reaktionszeitverkürzung und/oder Absenkung der
Reaktionstemperatur eine wesentliche Bedeutung zu. In weitergehenden Untersuchungen
wurde deshalb der Einsatz geeigneter Katalysatoren zur Cellulosecarbamat-Herstellung
versucht.
In Textile Res. J. 31 (1961), 990-991 und 460-471 sind derartige Versuche dokumentiert und
für die Katalyse der Carbamatbildung an Garnen oder Geweben aus cellulosischen
Materialien bereits Kupferchlorid als der wirksamste Katalysator beschrieben, was an den
gemessenen Stickstoffgehalten der erhaltenen Cellulosecarbamate nachgewiesen wurde.
Besonders nachteilig wirkt sich hier jedoch aus, daß die Kupferverbindungen, die zudem
meist gefärbt sind, nur schwer und unvollständig aus den erhaltenen Carbamatproben zu
entfernen sind. Das bedeutet, daß diese katalytisch wirkenden Kupferverbindungen zur
Herstellung von Cellulosecarbamaten, die der Faserherstellung dienen sollen, im allgemeinen
ungeeignet sind.
Der Einsatz von Schwermetallverbindungen, die als Katalysatoren durchaus gut geeignet
wären (in Preprints "IV International Symposium on Man-Made Fibres, Kalinin 1986", Volume 2,
S. 212-223 und in DD 2 59 533), ist aus Umweltschutzgründen, wegen der problematischen
Abwasseraufbereitung, undiskutabel.
Es wurden auch Untersuchungen bekannt, die den Zusatz von Alkalisalzen, wie z. B. K₂CO₃,
Na₂CO₃, KOCN oder NaOCN, beim Erhitzen von Cellulose in Gegenwart von Harnstoff,
beschrieben (FI-PS 61033). Diese Zusätze verfolgen das Ziel, die Eigenschaften der
synthetisierten Cellulosecarbamate zu verbessern. Ihre Wirkung beruht auf einer Quellwirkung
auf die Cellulose und daraus resultierender Verbesserung des Eindringens des
geschmolzenen Harnstoffes in die Cellulose. Derartige Verbindungen bewirken aber keinerlei
katalytischen Effekt auf die Carbamatsynthese (J. Appl. Polym. Sci. 26 (1981), 2103-2107), so
daß damit die angestrebte Reaktionszeitverkürzung und/oder Reaktionstemperatur
erniedrigung nicht erreichbar ist.
Es ist somit Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren der genannten Art aufzuzeigen, daß
sämtliche Nachteile des Standes der Technik nicht aufweist.
Deshalb ist es auch Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung von
Cellulosecarbamat durch Umsetzung von Cellulose mit Harnstoff anzugeben, das
umweltfreundlich und energetisch vorteilhaft ist.
Daraus resultierend ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren der genannten Art zu
entwickeln, mit dem die Herstellung von Cellulosecarbamat unter Verwendung ökologisch
unbedenklicher Substanzen katalytisch beschleunigt wird.
Darüberhinaus ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren der genannten Art vorzuschlagen,
mit dem Cellulosecarbamate hergestellt werden können, die als Ausgangsstoff zur
Faserherstellung geeignet sind, ohne daß die erhaltenen Cellulosecarbamate oder die dabei
anfallenden Neben- oder Abprodukte gesonderten, aufwendigen und langwierigen
Reinigungsverfahren unterworfen werden müssen.
Erfindungsgemäß werden die Aufgaben wie in den Ansprüchen 1 bis 7 beschrieben, gelöst.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß die
Gegenwart von Calciumacetat, Magnesiumacetat, Magnesiumacetat-Hydrat und/oder
Magnesiumacetat-Hydrat im Gemisch mit Essigsäure, die Umsetzung der Cellulose, z. B. in
Form von Holzzellstoffen, Zellstoff von Einjahrespflanzen oder Regeneratcellulose, mit
Harnstoff bzw. Harnstoff enthaltenden Gemischen katalytisch in der gewünschten Richtung,
d. h. Verkürzung der Reaktionszeiten und/oder Absenkung der Reaktionstemperaturen,
beeinflußt.
Dieses Ergebnis ist um so überraschender, da aufgrund der Erkenntnisse nach dem Stand
der Technik lediglich Schwermetallverbindungen als aussichtsreiche - Substanzklasse
anzusehen sind, während Erdalkaliverbindungen, die den Alkalimetallverbindungen chemisch
näher stehen als die Metallverbindungen der 3. bis 8. Gruppe des Periodensystems der
Elemente, als Katalysatoren für die Cellulosecarbamat-Herstellung der genannten Art eher
ausgeschlossen wurden, als zum in Betracht zu ziehenden Suchfeld zu gehören.
Das Verfahren zur Herstellung von Cellulosecarbamaten erfolgt in bekannter Weise durch die
Umsetzung von Cellulose bzw. cellulosischem Material mit Harnstoff bzw. Harnstoff
enthaltenden Gemischen. Dabei wird die Cellulose bzw. das cellulosische Material mit dem
Harnstoff bzw. dem Harnstoff enthaltenden Gemisch versetzt, was üblicherweise dadurch
erreicht wird, daß die Cellulose mit einer wäßrigen Harnstofflösung getränkt wird.
Vor der Umsetzung der Cellulose mit dem Harnstoff wird dem Cellulose/Harnstoff-Gemisch
erfindungsgemäß eine oder mehrere der in Anspruch 1 genannten Erdalkaliverbindungen, insbesondere Magnesiumacetat,
zugesetzt. Die einzusetzende Menge an Erdalkaliverbindung, insbesondere Magnesium-
Verbindung, sollte 0,001 mol je mol Harnstoff nicht unterschreiten und vorteilhafterweise im
Bereich von 0,001 bis 0,01 mol je mol Harnstoff liegen.
Es hat sich als günstig erwiesen, zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
die in Anspruch 1 genannten
Calcium- und/oder Magnesiumverbindungen einzusetzen, die in wäßriger bzw.
wäßrig/organischer Phase löslich sind. Das hat den Vorteil, daß diese Verbindungen, ebenso
wie üblicherweise der Harnstoff, aus wäßriger bzw. wäßrig/organischer Phase auf die
Cellulose, vorzugsweise dann gemeinsam mit dem Harnstoff, aufgebracht werden können.
Zur Vereinfachung der gesamten Verfahrensweise sollte dann die Calcium- bzw.
Magnesiumverbindung gleich mit in der den Harnstoff enthaltenden Lösung gelöst sein.
Für den Fall, daß als Erdalkaliverbindungen für die Cellulosecarbamat-Herstellung
Magnesiumverbindungen eingesetzt werden, kann Magnesiumacetat oder vorteilhaft
Magnesiurnacetat-Hydrat und/oder Magnesiumacetat-Hydrat im Gemisch mit Essigsäure
verwendet werden.
Die Umsetzung der Cellulose mit dem Harnstoff in Gegenwart von Calciumacetat
vorzugsweise Magnesiumverbindungen, sollte empfehlenswerterweise bei erhöhter
Temperatur, günstigerweise bei 120 bis 150°C ablaufen.
Das erfindungsgemäße Verfahren weist sämtliche Nachteile des Standes der Technik nicht
auf und hat somit alle gestellten Aufgaben erfüllt.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird an nachfolgenden Ausführungsbeispielen näher
erläutert.
6,9 g Holzzellstoff in Blattform werden mit 50 g einer 33% wäßrigen Harnstofflösung getränkt
und nach 5 h Verweilzeit bei 20°C von überschüssiger Harnstofflösung abgepreßt, an der Luft
und dann bei 105°C getrocknet. Der aus dem Preßfaktor berechnete Harnstoffgehalt beträgt
2,21 mol Harnstoff/Anhydroglucoseeinheit (AGE). Der getrocknete Zellstoff wird 2 h auf 145°C
erhitzt, die abgekühlte Probe über Nacht bei Raumtemperatur gewässert und danach dreimal
jeweils 15 min in destilliertem Wasser ausgekocht. Nach dem Trocknen bei 105°C wird der
Substitutionsgrad durch Stickstoffanalyse zu 0,19 (1,55% N) bestimmt.
6,93 g des in Beispiel 1 verwendeten Zellstoffs in Blattform werden mit 50 g einer 33%
wäßrigen Harnstofflösung, die 0,595 g Magnesiumacetattetrahydrat enthält, getränkt, nach
5 h Verweilzeit bei 20°C von überschüssiger Harnstofflösung abgepreßt, an der Luft und dann
bei 105°C getrocknet. Der aus dem Preßfaktor berechnete Harnstoffgehalt beträgt 2,16 mol
Harnstoff/AGE. Der getrocknete Zellstoff wird 1 h auf 145°C erhitzt und wie in Beispiel 1 weiter
behandelt. Substitutionsgrad: 0,28 (2,26% N).
6,9 g des in Beispiel 1 verwendeten Zellstoffs werden wie in Beispiel 1 behandelt, mit dem
Unterschied, daß der mit dem Harnstoff beladene, getrocknete Zellstoff 5 h auf 135°C erhitzt
wird. Substitutionsgrad: 0,195 (1,60% N).
6,7 g des in Beispiel 1 verwendeten Zellstoffs werden mit 50 g einer mit Essigsäure eben
angesäuerten 33%igen wäßrigen Harnstofflösung, die 0,44 g Calciumacetat enthält, getränkt,
nach 5 h Verweilzeit bei 20°C von überschüssiger Harnstofflösung abgepreßt, an der Luft und
dann bei 60°C im Trockenschrank getrocknet.
Der aus dem Preßfaktor berechnete Harnstoffgehalt beträgt 2,26 mol Harnstoff/AGE. Der
getrocknete Zellstoff wird 3 h auf 135°C erhitzt und wie im Beispiel 1 weiter behandelt. Der
Substitutionsgrad beträgt 0,195 (1,60% N).
6,93 g des in Beispiel 1 verwendeten Zellstoffs werden wie in Beispiel 2 behandelt, mit dem
Unterschied, daß der mit Harnstoff und Magnesiumacetat beladene, getrocknete Zellstoff 1 h
auf 135°C erhitzt wird. Substitutionsgrad: 0,24 (1,94% N).
6,9 g des in Beispiel 1 verwendeten Zellstoffs werden wie in Beispiel 1 behandelt, mit dem
Unterschied, daß der mit dem Harnstoff beladene, getrocknete Zellstoff 1 h auf 135°C erhitzt
wird. Substitutionsgrad: 0,04 (0,32% N).
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung von Cellulosecarbamat in bekannter Weise durch Umsetzung
von Cellulose mit Harnstoff oder Harnstoff enthaltenden Gemischen bei Temperaturen
von 120 bis 150°C, dadurch gekennzeichnet, daß die Umsetzung in
Gegenwart von Calciumacetat, Magnesiumacetat, Magnesiumacetat-Hydrat und/oder
Magnesiumacetat-Hydrat im Gemisch mit Essigsäure erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Reaktionsgemisch am Beginn der Umsetzung mindestens 0,001 mol der
Erdalkaliverbindung je mol Harnstoff enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Reaktionsgemisch am Beginn der Umsetzung 0,001 mol bis 0,01 mol der
Erdalkaliverbindung je mol Harnstoff enthält.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Cellulose mit einer wäßrigen Harnstofflösung getränkt wird und
anschließend die Umsetzung in Gegenwart der Erdalkaliverbindungen erfolgt.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Umsetzung mit Gemischen erfolgt, bei denen die Erdalkaliver
bindung aus wäßriger oder wäßrig/organischer Phase auf die Cellulose aufgebracht wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Erdalkaliverbindung gemeinsam mit dem Harnstoff auf die Cellulose aufgebracht wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die für die Umsetzung einzusetzende Erdalkaliverbindung bereits in der wäßrigen
Harnstofflösung gelöst ist und somit beim Tränken der Cellulose mit der wäßrigen
Harnstofflösung in das Reaktionsgemisch eingebracht wird.
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Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19928333C1 (de) * | 1999-06-21 | 2000-11-16 | Fraunhofer Ges Forschung | Teppichreiniger auf Cellulosebasis und Verfahren zu seiner Herstellung |
WO2011116403A2 (de) | 2010-03-23 | 2011-09-29 | Universität Innsbruck | Verfahren zur herstellung eines stickstoffenthaltenden polysaccharids |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US2134825A (en) * | 1937-08-30 | 1938-11-01 | Du Pont | Chemical process |
-
1994
- 1994-03-09 DE DE19944407906 patent/DE4407906C1/de not_active Expired - Fee Related
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