DE4015252A1 - Verfahren zur einbindung eines binders in ein in der masse gefuelltes papier - Google Patents
Verfahren zur einbindung eines binders in ein in der masse gefuelltes papierInfo
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Description
Um ein möglichst gutes Druckbild zu bekommen, ist es seit
über einem Jahrhundert üblich, die Papieroberflächen zu
streichen (gestrichene Papiere, Kunstdruckpapier,
Bilderdruckpapier, Chromo-Papier, usw.). Der Zweck ist,
eine Schicht für den Druck zu bilden, die ausschließlich
aus Pigmenten und einem Binder besteht. Diese Schicht wird
durch Satinage meist noch verdichtet und zu Glanz gebracht
und ermöglicht so die Wiedergabe feinster Rasterpunkte.
Der Begriff Emaille-Papier war früher für die höchsten
Qualitätsstufen üblich.
Es ist aber dieses Streichen ein sehr kostenaufwendiger
Vorgang, der in der Papiermaschine - meist aber in einer
separaten Streichanlage - auf das Papier aufgebracht wird.
Aus Kostengründen ist die Basis dieser Streichfarben
Wasser, was in mancher Hinsicht große Nachteile in sich
birgt. Das Streichen aus organischen Lösungsmitteln
(Solvent-Coating) ist auf wenige Spezialpapiere beschränkt.
Da es nun unstreitig ist, daß der Druck auf Pigmente oder
Pigmentschichten zu wesentlich besseren Druckergebnissen
als auf ein Faserfließ führt, gibt es seit Jahrzehnten
große Bemühungen, hochfüllstoffhaltige Papiere direkt auf
der Papiermaschine zu erzeugen.
Große Verbreitung haben die allen bekannten holzhaltigen
hochgefüllten und hochsatinierten Tiefdruckpapiere, die
einen Füllstoffgehalt je nach Grammgewicht zwischen
17 und 30% haben. Im internationalen Sprachbegriff werden
diese Papiere SC-Papiere (super calendered) genannt.
Gemeinsam ist den Verfahren zur Herstellung solcher
Papiere, daß die Füllstoffe adsorptiv und filtrativ in den
Faserfließ eingebunden werden.
Es gibt vielfältige Bemühungen und Veröffentlichungen,
durch Hinzugabe von Bindestoffen die Einbindung des
Füllstoffes - es handelt sich meist um Kaolin oder Talkum -
zu verbessern. Am bekanntesten sind die Stärken in all
ihren Modifikationen insbesondere die kationisch
modifizierten Stärken, aber auch die Carboxymethyl-
Zellulosen, die Alginate, die Manogalactane - wie z. B. das
Meyproid - und die heute aus Kostengründen nicht mehr
vertretbaren Gelantine und Hautleimzusätze.
Das Problem, das allen diesen Bindesystemen gemeinsam ist,
besteht darin, daß die verwendeten Binder als kolloidale
Lösungen im Stoffeintrag zum Einsatz kommen und daß ihre
Anbindung an den Füllstoff und an die Faser nur durch
elektrokinetische Kräfte bewirkt wird.
Alles aber, was nur adsorptiv gebunden ist, kann auch
desorbieren. Demzufolge finden sich im Kreislaufwasser und
insbesondere im Abwasser der Papierfabrik mehr oder minder
hohe Anteile dieser kolloidalen Zusätze, die garnicht zur
Bindung beigetragen haben. Es ist bekannt, daß Stärke im
Abwasser denkbar unerwünscht ist. Das gilt im Prinzip auch
für alle anderen kolloidalen Binder.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindungsmeldung liegt also
darin, ein System zu finden, mit dem in einem gefüllten
Papier ein Binder so eingebunden werden kann, daß er
scherstabil auf dem Füllstoff, auf den Fasern und am
besten auf beiden sitzt.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Einbindung
eines Binders in ein in der Masse gefülltes Papier, wobei
man den Binder als kolloidale Lösung zu einer Suspension
z. B. eines Füllstoffs gibt, den Binder durch Koazervation auf
dem Füllstoff niederschlägt und das so erhaltene Koazervat
in die Papiermasse einarbeitet.
Ausgangspunkt für das erfindungsgemäße Verfahren sind
geeignete Binder, die als kolloidale Lösungen oder
Dispersionen zur Verfügung stehen, wie beispielsweise
Homo- und Copolymerisate auf der Basis Vinylacetat,
Crotonsäure, Polyvinylalkohol, teilverseifte (Meth)acrylate;
bevorzugt sind Homo- und Copolymerisate aus (Meth)acrylsäure
in Form ihrer Natriumsalze. Diese kolloidal gelösten bzw.
dispergierten Binder werden zu einer wäßrigen alkalischen
Aufschlämmung eines geeigneten und üblichen Füllstoffs
gegeben. Gebräuchlich sind in der Papierindustrie für
diesen Zweck Kaolin, Calciumcarbonat, Talkum oder dgl. Durch
geeignete Maßnahmen wird nun der kolloidal gelöste Binder
durch Koazervation auf dem Füllstoff niedergeschlagen.
Dies erfolgt durch Salzbildung infolge Zugabe von Salzen
oder durch eine Vernetzung des Binders. Bei den
bevorzugten Poly(meth)acrylaten erfolgt die Koazervation
in der Weise, daß die kolloidale Lösung, die einen
alkalischen pH-Wert aufweist, angesäuert wird, wodurch das
kolloidale System zerstört wird und der Binder auf dem
Pigment ausfällt. Diese Absäuerung erfolgt vorzugsweise
mit Aluminiumsulfat, das üblicherweise bei der Herstellung
von SC-Papier benutzt wird. Das Koazervat selbst muß noch
eine Bindefähigkeit aufweisen.
Nach der Koazervation des Kolloids sedimentiert der
umhüllte Füllstoff, und das überstehende Wasser ist völlig
frei von Restkolloiden und zeigt keinerlei Tyndaleffekt.
Wenn man diese so umhüllten Pigmente nun sehr hohen
Scherkräften aussetzt, gelingt es nicht, das Makromolekül
wieder vom Pigment herunterzubringen. Auch nach einer
längeren Scherbehandlung ist das überstehende Wasser
völlig frei von dem ursprünglichen Kolloid.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann man auch so
vorgehen, daß man in der Stoffzentrale der Papiermaschine
den Füllstoff, den kolloidalen Binder und den Faserstoff
miteinander mischt und gleichzeitig durch Zugabe von
Aluminiumsulfat den pH-Wert absenkt. Man kann auch zunächst
den kolloidalen Binder mit dem Faserstoff, der alkalisch
gestellt ist, mischen, dann den Füllstoff zumischen und
abschließend den Binder durch Koazervation ausfällen.
Das Gewichtsverhältnis Füllstoff zu Binder soll so gewählt
werden, daß 1 bis 11, vorzugsweise 2 bis 5 Gew.-% Binder
bezogen auf den Füllstoff vorliegen. Der Gesamtgehalt an
Füllstoff im Papier beträgt bis zu 45 Gew.-%, vorzugsweise
17 bis 35 Gew.-%. Aus der wäßrigen Slurry von auf dem
Füllstoff koazerviertem Binder, und den üblichen
Faserstoffen wird dann nach üblichen Methoden ein Blatt
geformt und das erhaltene Papier wird abschließend
satiniert.
Die so erhaltenen Papiere zeigen im Vergleich zu Papieren,
die keinen auf den Füllstoff koazervierten Binder enthalten,
daß hier die Reißlänge als das wichtigste Maß der Festigkeit
zunimmt, und zwar erreicht man entweder bei gleichem
Füllstoffgehalt höhere Festigkeiten oder aber bei gleicher
Festigkeit können erheblich höhere Füllstoffgehalte
zugelassen werden. Letzteres bedeutet eine Einsparung an im
Vergleich zum Füllstoff teureren Faserstoff.
Es wurde eine 5%ige Suspension von Kaolin in Wasser
hergestellt und durch Zugabe von Natronlauge wurde ein
pH-Wert von 11 eingestellt. Zu dieser Suspension wurde
dann eine alkalisch gestellte wäßrige kolloidale Lösung
eines Na-Polyacrylates ®Acrosol A40D gegeben. Diese
Mischung wurde dann in der Stoffzentrale einer
Papiermaschine mit dem Faserstoff (Fichtenzellstoff und
Holzschliff 1 : 1) vermischt und gleichzeitig wurde soviel
Aluminium-Sulfat zugegeben, bis der pH-Wert den jeweils
angegebenen Wert erreicht hat. Diese Masse wurde dann
auf einer Papiermaschine in üblicher Weise zu einem Blatt
geformt und anschließend satiniert. Der Papierbrei, der im
Stoffauflauf einen Feststoffgehalt von 0,5 Gew.-% hat,
enthält jeweils folgende Mengen an Feststoff:
1,9 g Faserstoff,
4 g Kaolin
pH-Wert 7
Füllstoffgehalt: 36,2%
Reißlänge: 1220 m
4 g Kaolin
pH-Wert 7
Füllstoffgehalt: 36,2%
Reißlänge: 1220 m
1,75 g Faserstoff,
6 g Kaolin
pH-Wert 7
Füllstoffgehalt: 42,4%
Reißlänge: 950 m
6 g Kaolin
pH-Wert 7
Füllstoffgehalt: 42,4%
Reißlänge: 950 m
1,75 g Faserstoff,
1% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 7
Füllstoffgehalt: 42,7%
Reißlänge: 1050 m
1% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 7
Füllstoffgehalt: 42,7%
Reißlänge: 1050 m
1,9 g Faserstoff,
1% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 6
Füllstoffgehalt: 38,4%
Reißlänge: 1200 m
1% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 6
Füllstoffgehalt: 38,4%
Reißlänge: 1200 m
1,75 g Faserstoff,
1% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 5
Füllstoffgehalt: 49,1%
Reißlänge: 790 m
1% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 5
Füllstoffgehalt: 49,1%
Reißlänge: 790 m
1,9 g Faserstoff,
4% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 7
Füllstoffgehalt: 33,4%
Reißlänge: 1610 m
4% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 7
Füllstoffgehalt: 33,4%
Reißlänge: 1610 m
1,9 g Faserstoff,
4% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 6
Füllstoffgehalt: 39,7%
Reißlänge: 1300 m
4% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 6
Füllstoffgehalt: 39,7%
Reißlänge: 1300 m
1,9 g Faserstoff,
4% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 5
Füllstoffgehalt: 39,7%
Reißlänge: 1240 m
4% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 5
Füllstoffgehalt: 39,7%
Reißlänge: 1240 m
1,75 g Faserstoff,
4% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 7
Füllstoffgehalt: 41,6%
Reißlänge: 1340 m
4% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 7
Füllstoffgehalt: 41,6%
Reißlänge: 1340 m
1,75 g Faserstoff,
4% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 6
Füllstoffgehalt: 39,1%
Reißlänge: 1240 m
4% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 6
Füllstoffgehalt: 39,1%
Reißlänge: 1240 m
1,9 g Faserstoff,
1% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 4
Füllstoffgehalt: 31.7%
Reißlänge: 1520 m
1% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 4
Füllstoffgehalt: 31.7%
Reißlänge: 1520 m
1,75 g Faserstoff,
1% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 4
Füllstoffgehalt: 38,2%
Reißlänge: 1240 m
1% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 4
Füllstoffgehalt: 38,2%
Reißlänge: 1240 m
1,9 g Faserstoff,
1% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 5,5
Füllstoffgehalt: 41,9%
Reißlänge: 1320 m
1% Na-Polyacrylat,
4 g Kaolin
pH-Wert 5,5
Füllstoffgehalt: 41,9%
Reißlänge: 1320 m
1,75 g Faserstoff,
1% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 5,5
Füllstoffgehalt: 49,9%
Reißlänge: 950 m
1% Na-Polyacrylat,
6 g Kaolin
pH-Wert 5,5
Füllstoffgehalt: 49,9%
Reißlänge: 950 m
Als Na-Polyacrylat wurden in den Beispielen 1 bis 10 das
Handelsprodukt ®Acrosol A400 und in den Beispielen 11
bis 14 das Produkt ®Rohagit S genommen. Die
Prozentangaben für das Na-Polyacrylat beziehen sich in
allen Beispielen auf die Menge an Füllstoff (Kaolin). Alle
Prozentangaben sind Gewichtsprozente.
An dem fertigen Papier wurde jeweils die Reißlänge
gemessen. Da die Reißlänge auch vom Füllstoffgehalt
(Kaolin) abhängt, wurde dieser Wert ebenfalls mit
angegeben. Trägt man die Werte für Reißlänge und
Füllstoffgehalt in ein Diagramm ein (Fig. 1), so zeigt
sich, daß das Verhältnis von Reißlänge zu Füllstoffgehalt
bei den erfindungsgemäß erhaltenen Papieren wesentlich
besser ist als bei den beiden Vergleichspapieren, die
keinen koazervierten Binder enthalten.
Claims (6)
1. Verfahren zur Einbindung eines Binders in ein in der
Masse gefülltes Papier, dadurch gekennzeichnet, daß der
Binder als kolloidale Lösung zu einer Suspension eines
Füllstoffes gegeben wird, der Binder durch Koazervation
auf dem Füllstoff niedergeschlagen wird und das so
erhaltene Koazervat in die Papiermasse eingearbeitet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
man den Binder durch Koazervation auf dem Füllstoff in
Gegenwart der Faserstoffe und somit gemeinsam auf Faser
und Füllstoff niederschlägt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man als Binder ein alkalilösliches Na-Polyacrylat
einsetzt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man als Binder ein alkalilösliches Vinylacetat-
Crotonsäure-Mischpolymerisat einsetzt.
5. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man eine Mischung verschiedener Faserstoffe einsetzt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man Na-Polyacrylat als Binder nimmt und die
Koazervation durch Ansäuern erfolgt.
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