DE3737368A1 - Verfahren zum ziehen von draht - Google Patents
Verfahren zum ziehen von drahtInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ziehen von
beseiftem Walzdraht aus Eisen oder Stahl nach einer
chemischen Vorbehandlung.
Die üblichen Vorbehandlungsverfahren für Walzdraht aus
Eisen oder Stahl vor dem Drahtzug erfolgen durch
Entrosten, wie Strahlen, Polieren, Beizen etc.,
gegebenenfalls auch anschließendes Phosphatieren,
Neutralisieren, temporäre Korrosionsschutzbehandlung,
Trocknen und Schmiermittelaufbringung. Dabei findet häufig
die Verfahrensfolge Entfetten, Wasserspülen, Beizen in
verdünnter Salz- oder Schwefelsäure, Wasserspülen,
Neutralisieren, Korrosionsschutzbehandlung, z. B. mit
Korrosionsschutzöl, und Trocknen Anwendung. Anschließend
wird der Walzdraht beseift und gezogen. Der gezogene und
mit dem temporären Korrosionsschutzmittel überzogene Draht
gelangt an die Verbraucher, die daraus beispielsweise
Nähnadeln, Federn, Fahrradspeichen etc. herstellen. Sofern
nötig, werden die Artikel gereinigt, wassergespült,
gebeizt und plattiert. Zur obengenannten
Neutralisations/Korrosionsschutzbehandlung werden häufig
Dispersionen verwendet, die durch Einrühren von gebranntem
Kalk und nadelförmiger Seife in Wasser erhalten werden,
und bei 50 bis 80°C Anwendung finden.
Eine andere Form der Schmierbehandlung bedient sich
flüssiger Schmiermittel. Hierbei handelt es sich um
Metallseifenlösungen und wäßrige Lösungen von
Natriumphosphat, Borax und Titandioxid. Derartige
Metallseifenlösungen neigen zu einer Erhöhung der
Viskosität während des Gebrauches, so daß es häufig zu
mangelnder Ausbildung des Schmierfilmes, unvollständiger
Auftrocknung des Films und damit zu einer ungenügenden
Schmierwirkung kommt.
Nicht zuletzt aus den vorgenannten Gründen haben sich
pulverförmige Schmiermittel durchgesetzt. Sie werden
üblicherweise aus Metallseifen der unterschiedlichsten Art
als Basis und anorganischen Substanzen, wie Kalk, Talk
etc., unter eventuellem Zusatz von Schwefel,
Molybdändisulfid etc. formuliert. Diese pulverförmigen
Schmiermittel werden gewöhnlich in einen vor dem
Ziehwerkzeug befindlichen Kasten gefüllt und vom
hindurchgeführten Walzdraht aus Eisen oder Stahl unter
Ausbildung eines Schmiermittelfilmes aufgenommen.
Jedoch ist auch diese Art der Erzeugung eines
Schmiermittelfilmes mit Nachteilen behaftet. Selbst bei
Verwendung hochwertiger Metallseifen sind im gezogenen
Draht mitunter haarlinienartige Markierungen feststellbar.
Derartige Markierungen oder auch andere Unregelmäßigkeiten
führen zu einer rauhen Oberfläche und sind auch im
Endprodukt, z. B. einem plattierten Artikel, noch
feststellbar. Insbesondere Artikel, an die hohe optische
Ansprüche gestellt werden, erfüllen die gestellten
Anforderungen oft nicht.
Auch Drahtcoils, die gebeizt, neutralisiert und mit einer
Behandlung zum temporären Korrosionsschutz unterworfen
worden sind, neigen bei längerer Lagerung vor dem Ziehen
infolge Wasseraufnahme zur oberflächigen Rostbildung. Die
vorgenannte Behandlung muß dann erneut vorgenommen werden.
Auch ergeben sich Probleme aus der Tatsache, daß aus
Kalkseife und Korrosionsschutzmittel während des Ziehens
entstandene Überzüge häufig schwer von der
Metalloberfläche zu entfernen sind.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Ziehen von
Walzdraht aus Eisen oder Stahl bereitzustellen, das die
bekannten, insbesondere vorgenannten Nachteile nicht
aufweist und zu Produkten mit gänzlich glatter Oberfläche
führt, ohne daß die Wirkung des Schmiermittels bzw. die
Ziehleistung als solche beeinträchtigt wird.
Die Aufgabe wird gelöst, indem das Verfahren der eingangs
genannten Art entsprechend der Erfindung derart
ausgestaltet wird, daß man auf den Walzdraht vor dem
Beseifen einen Film einer kolloidale Titanverbindung
enthaltenden Dispersion aufbringt und auftrocknet.
Besonders vorteilhaft ist es, einen Film einer Dispersion,
die kolloidale Titanverbindung und Alkaliphosphat enthält,
aufzubringen. Hierbei handelt es sich um eine Dispersion,
die bei der Aktivierung von Metalloberflächen vor der
Erzeugung von Phosphatüberzügen gebräuchlich und
beispielsweise in den US-Patentschriften 23 10 239 und
28 74 081 näher beschrieben ist. Im Zusammenhang mit der
Phosphatierung ist das Aktivierungsmittel im wesentlichen
für die Ausbildung von gleichmäßigen, feinkörnigen und
dichten Phosphatüberzügen verantwortlich.
Die Wirkungsweise des "Aktivierungsmittels" innerhalb des
erfindungsgemäßen Verfahrens ist nicht bekannt. Es hat
jedoch als sicher zu gelten, daß der aus der Dispersion
von kolloidaler Titanverbindung gebildete Film die
nachfolgend aufgebrachte Seife besonders fest bindet. Dies
folgt aus der erforderlichen vergleichsweise geringen
Ziehkraft und der erzielbaren Oberflächenqualität des
gezogenen Drahts.
Zur Herstellung der Dispersion kann die Titankomponente
beispielsweise als Titanhydroxid, Titandioxid,
Titanylsulfat, Kaliumoxalatotitanat oder
Kaliumfluorotitanat eingebracht werden. Außerdem kann die
Dispersion neben der kolloidalen Titanverbindung noch
Perborat, Carbonat und wasserlösliche anionische
organische Verbindungen enthalten.
In der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung mit
Verwendung einer zusätzlich Alkaliphosphat enthaltenden
Dispersion bringt man das Phosphat vorzugsweise als
Polyphosphat ein, da es die Titankomponente besonders
stabil dispergiert. Ähnlich gut geeignet sind
Metaphosphate und Pyrophosphate. Die Phosphate werden
zweckmäßigerweise als Natrium-, Kalium- oder Ammoniumsalz
eingebracht. Auch in diesem Falle sind die obengenannten
weiteren Zusätze vorteilhaft.
Die Herstellung der vor der Beseifung aufzutrocknenden
Dispersion geschieht im Prinzip wie die Herstellung der
Aktivierungsmittel bei der Phosphatierung. Jedoch ist die
Abstimmung der einzelnen Komponenten aufeinander nicht so
kritisch und mit Folgen behaftet, wie in der
Phosphatierungstechnik.
Sofern die Konzentration der wirksamen Komponenten in der
Dispersion zu hoch oder zu niedrig sind, wird der mögliche
erzielbare Effekt hinsichtlich Schmiereigenschaften nicht
erreicht. Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der
Erfindung sieht daher vor, eine Dispersion aufzubringen,
die 0,001 bis 0,5 g/l kolloidale Titanverbindung (ber. als
Ti) und 0,1 bis 50 g/l, vorzugsweise 2 bis 30 g/l
Alkaliphosphat enthält.
Ähnlich wie bei der Konzentration der wirksamen
Bestandteile sind auch dem zulässigen pH-Wert der
Dispersion nicht so enge Grenzen gesetzt wie im Falle der
Aktivierung vor der Phosphatierung. Ein pH-Bereich von 5,7
bis 9,5 ist generell zulässig. Im Hinblick auf einen
eventuellen Eintrag von Säure aus vorgelagerten
Behandlungsstufen und auf die Vermeidung von Rostbildung
setzt man gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der
Erfindung eine Dispersion ein, deren pH-Wert im Bereich
von 8 bis 9,5 liegt.
Die Temperatur der Dispersion sollte 50 bis 80°C betragen,
damit der Walzdraht die für die Auftrocknung erforderliche
Wärme aufnimmt. Als Behandlungsdauer ist eine Zeit von 2
bis 3 min ausreichend.
Die Erfindung erfährt eine weitere vorteilhafte
Ausgestaltung, wenn man den Walzdraht vor dem Aufbringen
der Dispersion phosphatiert. Die Erzeugung eines im
wesentlichen aus Zinkphosphat bestehenden
Phosphatüberzuges ist besonders zweckmäßig. Auf diese
Weise läßt sich eine zusätzliche Verbesserung der Haftung
der anschließend aufgebrachten Seife erzielen.
Nach dem Auftrocknen der Dispersion auf dem Walzdraht
erfolgt dessen Beseifung. Es ist jede zu Ziehzwecken
übliche Metallseife und jede Applikationsweise anwendbar.
Innerhalb des erfindungsgemäßen Verfahrens ist jedoch die
Verwendung von pulverförmiger Seife bevorzugt. Die Größe
der Seifenpartikel ist dabei nicht wesentlich. Im
allgemeinen wird Calciumstearat eingesetzt. Sogenannte
Kalkseifen, die durch Vermischen von gebranntem Kalk und
nadelförmiger Seife in wäßrigem Medium erhalten werden,
sind weniger zweckmäßig, da hierdurch der mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren erzielte Erfolg zumindestens
teilweise verloren gehen kann. Wegen des geringen Preises
können Kalkseifen jedoch in kleinen Mengen unter andere
Seifen gemischt werden, um damit die Gesamtkosten zu
reduzieren. Die Zumischung weiterer an sich bekannter und
üblicher Zusätze ist zulässig.
Die im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
erforderlichen Verfahrensschritte, wie Entfetten, Beizen,
Phosphatieren, Beseifen, erfolgen in an sich bekannter
Weise. Gleiches gilt für die Neutralisationsbehandlung
oder Wasserspülung, soweit erforderlich.
Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens sind, daß es in
einfacher Weise und mit hoher Effizienz durchführbar ist
und zu gezogenem Draht hoher Oberflächenqualität (Glätte,
Aussehen) führt. Das z. B. durch Plattieren erhaltene
Endprodukt, wie Nähnadeln, Fahrradspeichen etc., erfüllt
selbst die strengsten Anforderungen.
Auch für den Fall, daß infolge übermäßig langer
Lagerungsdauer eine Rostbildung erfolgt ist und eine
erneute Behandlung erforderlich wird, wirkt sich das
erfindungsgemäße Verfahren vorteilhaft aus. Gegenüber den
mit Kalkseifen arbeitenden konventionellen Verfahren läßt
sich nämlich die vorhandene, im allgemeinen dünne Schicht
sehr viel leichter entfernen.
Die Erfindung wird anhand der Beispiele beispielsweise und
näher erläutert.
Es wurde eine zur Behandlung von Walzdraht bestimmte
Dispersion hergestellt, indem zunächst in Wasser
dispergiertes Titanylsulfat auf 20°C abgekühlt und dann
mit Dinatriumphosphat versetzt wurde. Durch Zugabe von
Schwefelsäure erfolgte die Einstellung des pH-Wertes auf
8,5. Die dabei gebildete Aufschlämmung wurde bei einer
Temperatur von 100 bis 120°C getrocknet, bis der
Wassergehalt unter 1,5 Gew.-% lag. Der Rückstand wurde
aufgemahlen und derart in Wasser gelöst, daß eine
Dispersion mit
- 0,1 g/l Titanverbindung (ber. als Ti)
7 g/l Dinatriumphosphat
pH = 8,5
resultierte.
In die auf 60 bis 70°C erhitzte Dispersion wurde in
15%iger Salzsäure gebeizter und mit Wasser gespülter
Walzdraht aus Stahl der Qualität SWRCH 62 A, Durchmesser
4 mm, als Coil für die Dauer von 1 min eingetaucht. Nach
dem Trocknen wurde der Walzdraht mit Calciumstearat
beseift und in sieben Stufen gezogen. Es betrugen die
letzte Ziehgeschwindigkeit 300 m/min und der
Enddurchmesser 2 mm. Der Zustand des gezogenen Drahtes
wurde unter einem Mikroskop bei 2000facher Vergrößerung
bewertet. Es waren weder Oberflächenfehler noch Kratzer
feststellbar. Auch wies die Oberfläche einen
ausgezeichneten Glanz auf. Das Ergebnis war in jeder
Hinsicht dem, das bei Anwendung konventioneller Verfahren
erzielbar ist, überlegen.
Zum Vergleich wurde der vorgenannte Verfahrensgang
wiederholt, jedoch die Auftrocknung der Titanverbindung
enthaltenden Dispersion durch Behandlung mit 10%iger
"Kalkseife"-Dispersion von 60 bis 70°C ersetzt. Das
Ergebnis war hinsichtlich Oberflächenglätte und -glanz
deutlich schlechter als bei Anwendung des
erfindungsgemäßen Verfahrens.
Ein Coil aus Stahldraht der Qualität SWRS 82 A mit einem
Durchmesser von 8 mm wurde nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren des Beispiels 1 behandelt, jedoch wurde der
Draht vor dem Auftrocknen der Titanverbindung enthaltenden
Dispersion mit einem Zinkphosphatüberzug durch 10 min
langes Tauchen in eine Phosphatierungslösung versehen.
Dann wurde in sieben Stufen bis auf einen Enddurchmesser
von 3,7 mm mit einer Endziehgeschwindigkeit von 140 m/min
gezogen. Die Beurteilung erfolgte wie in Beispiel 1
angegeben. Oberflächenglätte und -glanz waren besser als
bei Anwendung konventioneller Verfahren.
Drahtcoil der Stahlqualität SWRS 82 A mit einem
Drahtdurchmesser von 2,6 mm wurde nach dem
erfindungsgemäßen Verfahrensgang des Beispiels 1 behandelt
und in neun Stufen bei einer Endziehgeschwindigkeit von
400 m/min auf 1 mm Enddurchmesser gezogen.
Oberflächenglätte und -glanz waren besser als bei
Anwendung konventioneller Verfahren.
Eine Mischung aus
- Titanylsulfat (5 Gew.Teile, ber. als Ti)
wasserfreiem Dinatriumphosphat (55 Gew.Teile)
wasserfreiem Natriumpyrophosphat (15 Gew.Teile) und
Wasser (15 Gew.Teile)
wurde auf 100 bis 120°C erwärmt, bis der Wassergehalt
unter 1,5 Gew.-% lag, wofür etwa 2 h benötigt wurden. Der
gemahlene Rückstand wurde entsprechend einer Konzentration
von 20 g/l in Wasser gelöst, anschließend erfolgte mit
Natriumcarbonat die pH-Einstellung auf 9. Die gewonnene
Dispersion enthielt
- 0,02 g/l Titanverbindung (ber. als Ti)
0,83 g/l Phosphat (ber. als PO4) und
0,22 g/l Pyrophosphat (ber. als P2O7).
Drahtcoils aus Stahl der Qualität SWRS 100 A von 2,4 mm
Durchmesser, die zuvor bei Raumtemperatur in 15%iger
Salzsäure gebeizt und dann in Wasser gespült worden waren,
wurden für die Dauer von 1 min in die vorgenannte
Dispersion bei Raumtemperatur getaucht und anschließend
getrocknet.
Der Draht wurde durch einen mit pulverförmiger Seife, die
überwiegend aus Calciumstearat bestand, gefüllten Kasten
geführt und in sechs Stufen mit einer Endgeschwindigkeit
von 100 m/min auf 1,64 mm Durchmesser gezogen.
Die Bewertung erfolgte wie in Beispiel 1 angegeben. Die
Drähte waren hinsichtlich Oberflächenglätte und -glanz den
nach herkömmlichen Verfahren gezogenen überlegen.
Stahldraht der Qualität SWRS 82 A von 12 mm Durchmesser
wurde wie in Beispiel 4 angegeben gezogen, jedoch erfolgte
dessen Querschnittsreduktion in zehn Zügen mit einer
Endgeschwindigkeit von 100 m/min auf einen Enddurchmesser
von 4,5 mm. Oberflächenglätte und -glanz waren den nach
herkömmlichen Verfahren gezogenen Drähten überlegen.
In den Beispielen 1 (gemäß Erfindung) und 2 bis 5 wurden
jeweils 10 t Drahtcoils verarbeitet. Dabei waren zu jedem
Zeitpunkt die erzielten Ergebnisse besser als die, die bei
Einsatz konventioneller Verfahren erreichbar waren.
Claims (5)
1. Verfahren zum Ziehen von beseiftem Walzdraht aus Eisen
oder Stahl nach einer chemischen Vorbehandlung, dadurch
gekennzeichnet, daß man auf den Walzdraht vor dem
Beseifen einen Film einer kolloidale Titanverbindung
enthaltenden Dipsersion aufbringt und auftrocknet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
man einen Film einer Dispersion, die kolloidale
Titanverbindung und Alkaliphosphat enthält, aufbringt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
man eine Dispersion, die 0,001 bis 0,5 g/l kolloidale
Titanverbindung (ber. als Ti) und 0,1 bis 50 g/l,
vorzugsweise 2 bis 30 g/l Alkaliphosphat enthält,
aufbringt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß man eine Dispersion aufbringt,
deren pH-Wert im Bereich von 8 bis 9,5 liegt.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß man den Walzdraht vor
dem Aufbringen der Dispersion phosphatiert.
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